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Nr. 154. 29. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Freitag, 5. Juli 1912.

Parteiausichuß, Kontrollkommiffion und ausschuß entscheiden, so müßte der Kommiffionsentwurf mindestens soll, die landsmannschaftlichen Tendenzen in der Partei mehr noch,

Fraktionsvertretung.

Von G. Ledebour.

Während Parteivorstand und Reorganisationskommission eine Benderung in der Zusammensehung des Parteivorstandes für völlig überflüssig halten, glauben sie dem Bedürfnis nach Stärkung des politischen Elements in der Parteileitung dadurch Rechnung tragen zu können, daß sie die Einsehung einer neuen Körperschaft, des Parteiausschusses, vorgesehen haben. Der Partei ausschuß foll aus 32 Mitgliedern bestehen, die vom Parteitag gewählt werden, aber in Bestätigung der von den einzelnen Bezirken vorgeschlage nen Kandidaten. Tatsächlich würden also die Bezirke den Ausschuß wählen. Die Bestätigung durch den Parteitag würde immer nur eine rein formale Handlung bleiben. Der Parteiausschuß soll regel­mäßig alle Vierteljahr zusammenkommen, nach Bedarf noch öfter. Er soll mit dem Parteivorstand gemeinsam ent­scheiden über wichtige, die Gesamtpartei berührende Fragen, über die Einrichtung zentraler Barteiinstitutionen, die die Partei finanziell davernd erheblich belasten, sowie über die Feststellung der Tagesordnung des Parteitages und die Bestellung der Referenten. Um Blak zu schaffen für diese neue Körperschaft, soll im Statut der jezige Absatz 3 des§ 19 in Wegfall tommen, der lautet:

Sollte wirklich die Mehrheit des Parteitags sich für den Partei- durch die Art und Weise, wie der Parteiausschuß gebildet werden dahin verbessert werden, daß die Vertretung darin nach der Zahl als es bisher schon der Fall ist, gefördert werden, 5. daß die durch­der organisierten Genossen geregelt wird, daß also auf etwa 20 000 aus im Interesse einer prinzipiellen Führung der Parteigeschäfte oder 30 000 organisierte Parteimitglieder ein Ausschußmitglied zu wirkende Kontrollkommission im Einfluß und Geltungsbereich ge­wählen wäre. schmälert würde.

Weil nun der Ausschuß an sich eine höchst anfechtbare Einrich tung ist, nicht minder aber auch das vorgeschlagene Wahlverfahren Bedenken erwedt, muß entschieden Verwahrung dagegen eingelegt werden, daß der Versuch gemacht wird, auf Umwegen, che noch der Parteitag gesprochen hat, die Durchführung des Vorstandsplans sicherzustellen. In der Begründung, mit der der Vorstand die Ver­öffentlichung des Entwurfs begleitet hat, findet sich nämlich der erstaunliche Sab:

Für den diesjährigen Parteitag sollen bereits Vorschläge ge­macht werden, damit die Wahl der Parteiausschußmitglieder auf dem Parteitag erfolgen kann für den Fall, daß der Parteitag die vorgeschlagenen Aenderungen beschließt:

Sind einmal in den sämtlichen 29 Bezirken, in die der Partei­vorstand jetzt das Reich zerlegt hat, die 32 Kandidaten gewählt, so ist es natürlich so gut wie sicher, daß sich dann auch auf dem Par­teitag eine Mehrheit nicht nur für diese Bezirkseinteilung, sondern auch für das gesamte Wahlverfahren nach Landsmannschaften zu­sammenfinden wird. Gegen das Argument: Na, die Vorschläge sind doch nun schon einmal gemacht!" wird man dann nicht mehr aufkommen fönnen.

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Demgegenüber hätten die hier sfizzierten Vorschläge den Vor­zug: 1. dem bureaukratischen Element im Vorstand sein gegen wärtiges Zweidriftelübergewicht zu nehmen und seinen Einfluß auf ein erträgliches Maß zu beschränken, 2. den Vorstand durch die Vermehrung um eine größere Bahl vom Parteitag direkt zu wählen­der Beisitzer aus den in verschiedenartigen Wirkungskreisen tätigen Genossinnen und Genossen intellektuell und politisch zu bereichern und ihn aktionsfähiger zu machen, 3. die Verantwortlichkeit des Vorstandes als einer einheitlichen Körperschaft ungeteilt zu erhalten und dadurch das Verantwortlichkeitsgefühl zu stärken, 4. die Kon­trollkommission als politische Aufsichtsinstanz zu erhalten und für ihre Tätigkeit zu stärken; schließlich 5. den landsmannschaftlichen Einflüssen in den Zusammenkünften der Bezirksvertreter ein völlig hinreichendes Betätigungsfeld zu sichern.

Es bleibt nun noch die Frage der Fraktionsvertretung auf den Parteitagen zu erörtern. Gegenwärtig hat jedes Mitglied der Reichstagsfraktion wie jedes Mitglied des Vorstandes oder der Kontrollkommission das Recht, auf dem Parteitag zu erscheinen; sein Stimmrecht ruht nur bei der Abstimmung über Reichstags­angelegenheiten. Der Entwurf schlägt vor, die Vertretung der Dieser Vorschlag, der darauf hinausliefe, auf Umwegen dem Fraktion auf ein Drittel ihrer Mitgliederzahl zu beschränken. Bei wichtigen, die Gesamtpartei berührenden Fragen hat Vorstandsplan von vornherein die Durführung zu sichern, berührt Der Grund ist der, daß die Zahl zu groß wird für die Parteitage. der Parteivorstand die Vorstände der Bezirks- oder aber um so unangenehmer, da es sich bei der Frage, ob Erweite- 110 Reichstagsabgeordnete find allerdings eine Zahl, die auf dem Randesorganisationen gutachtlich zu hören oder rung des Vorstandes oder Einsetzung des Parteiausschusses, um Barteitag start ins Gewicht fällt, selbst wenn, was zu erwarten cine Konferenz ihrer Vertreter zu veranstalten. den Kern der Meinungsverschiedenheiten inner- ist, sich die Zahl der Delegierten mit der wachsenden Zahl der Zunächst hat es den Anschein, als ob durch diese neue Einrich- halb der Partei betreffs der Reorganisation des Vorstandes handelt. organisierten Genossen gleichfalls stetig vermehrt. Nun ist indes von anderer Seite schon mit Recht darauf hinges tung die politische Aktionsfähigkeit des Parteivorstandes erhöhi Auch die Neuregelung der Stellung der Kontrollkom werden könnte. Das ist aber ein Trugschluß. Um politische Attio- mission fordert den Widerspruch heraus. Durch die vorgewiesen worden, daß der Reduktionsvorschlag übersicht, wie not­nen im gegebenen Moment mit entschiedener Energie durchführen schlagene Aenderung wird die Stellung der Kontrollkommission wendig andererseits das möglichst vollzählige Erscheinen der Frak zu können, genügt es für eine Körperschaft nicht, daß sie in der gegenüber dem Parteivorstand nicht gestärkt, sondern geschwächt. tionsmitglieder auf den Parteitagen ist, weil die Parteitage ja Regei nur alle Vierteljahr einmal zusammentritt. Um so beffer Denn während bisher die Kontrollkommission zur Kontrollierung feineswegs etwa nur zusammenfünfte zu geschäftlichen Zweden wird sie ihrer Aufgabe gewachsen sein, je öfter ihre Mitglieder des Parteivorstandes sowie als Berufungsinstanz für Beschwerden sind, sondern in erster Linie und in der Hauptsache der Partei zusammenarbeiten. Die vierteljährliche Berufung eines Aus- über den Parteivorstand" zu wirken hat, will der Entwurf dieses die politische Direktive geben sollen. Da müßten aber alle Reichs­schusses tönnte unmöglich das ersetzen, was durch die Erweiterung ganz allgemeine, also auch politische Kontrollrecht beschränken auf tagsabgeordnete zur Stelle sein, da sie ja die politischen Aufträge des Parteivorstandes selbst um eine Anzahl Beisitzer( 7 bis 9), also die Kontrolle der Verwaltungsbefugnisse des Parteivorstandes sowie der Partei auszuführen haben und über die Wahrnehmung ihrer regelmäßige Mitglieder des Vorstandes, erreicht werden kann. Vor- auf Beschwerden auf Grund des§ 17 oder§ 19 des Statuts. Mandate nicht nur insgesamt, sondern auch jeder einzelne für sich, aussichtlich würde sich nach Annahme des Kommissionsvorschlages§ 17 handelt von der Verfügung über die Parteigelder;§ 19 über der Partei Rechenschaft schuldig sind. Das Band zwischen den an der Art der Leitung gar nichts ändern. Die Vorstandsmitglie- frägt dem Parteivorstand die Besorgung der Parteigeschäfte, die Reichstagsabgeordneten und der Partei würde bedenklich gelockert der würden auf Grund ihrer intimeren Sachkenntnis und der Kontrolle über die prinzipielle Haltung der Parteiorgane und die werden, wenn ein Teil von ihnen nicht zu erscheinen brauchte. Sie Vertrautheit mit den laufenden Geschäften bereits mit vorgefaßten Entscheidung über Differenzen bei der Aufstellung der Reichstags- können sich zwar in ihren Kreisen um Mandate bewerben, berauben Meinungen und Beschlüssen an den Ausschuß herantreten und fast kandidaturen. Es gibt aber auch sonst politische Aktionen des Vor- aber damit gerade in kleinen Kreisen andere Genoffen der Möglich­durchweg eine Mehrheit für sich gewinnen. Der Ausschuß würde standes, die der Kontrolle der Kontrollkommission um so weniger feit, an den Parteitagen teilzunehmen. Auch die Notwendigkeit, fo zu einer spanischen Wand werden, hinter der der Vorstand mit entzogen werden sollten, da die Kommission sich als prinzipiell innerhalb der Fraktion durch Wahl die Fraktionsvertreter zu be= feiner bureaukratischen Mehrheit nach wie vor tatsächlich die Ge- durchaus zuverlässig stets bewährt hat. In allen diesen Funktio- stimmen, hat viel Mißliches; sie würde eine Quelle von Unannehm fchäfte führt. Er tommt dann aber in die angenehme Lage, alle nen ist aber die Kontrollkommission schon deshalb als Instanz dem lichkeiten werden. Nun bietet sich aber ein Ausweg, der die Klippe des über­Verantwortung auf den Ausschuß abwälzen zu können. Werden geplanten Parteiausschuß vorzuziehen, da sie auf den Parteitagen ihm Borhaltungen gemacht, daß er nicht schnell oder richtig genug direkt insgesamt gewählt wird, natürlich unter möglichster Berüd- mäßigen Einflusses der Fraktion bei den Abstimmungen umschifft. eingegriffen hat, so wird er stets erwidern können: Ja, seht, wir sichtigung der einzelnen Landesteile. Nicht die Kontrollkommission Es könnte den Reichstagsabgeordneten die Berechtigung zur Teil­find ja an den Ausschuß gebunden! Für die geschäftlichen Veran- zu schwächen, sondern sie zu stärken wäre Aufgabe des Partei- nahme an den Parteitagen in vollem Umfange belassen werden, staltungen, über die der Ausschuß mitbestimmen soll, würde aber tags. Es ist deshalb dringend ratsam, ihr das Kontrollrecht un- fie brauchten aber kein Stimmrecht zu haben. Natürlich vollständig die gutachtliche Mitberatung der Bezirksvertretertonfe- geschwächt zu belassen. Man könnte ihr aber, um sie für ihre müßte dann auch den Mitgliedern der übrigen Körperschaften, die renzen genügen, wie sie jest im Statut vorgesehen ist. Aber pein- Aufgabe noch besser geeignet zu machen, noch einige Kräfte anglie- iezt zur vollen Teilnahme an den Parteitagen berechtigt sind, das lich sollte die Partei sich davor hüten, den Parteivorstand von der dern, indem die Zahl der Mitglieder von 9 auf 12 oder 15 erhöht Stimmrecht genommen werden, also dem Vorstand, der Kontroll­tommission und eventuell dem Ausschuß, wenn der eingesetzt wer­Verantwortung für die politische Leitung der Partei zu entlasten. wird. Bedenklich ist auch der für den Parteiausschuß geplante Wah I- den sollte. Beraten und Anträge zu stellen, stände nach wie vor modus Er würde der landsmannschaftlichen Zersplitterung jedem Teilnehmer frei, abzustimmen hätten jedoch nur die Dele ( Neue Zeit".) Vorschub leisten, die sowieso schon recht bedenkliche Erscheinungen gierten. zum Beispiel in den süddeutschen Staaten gezeitigt hat, wenn in die oberste Leitung der Partei die Mitglieder von landsmannschaft­lichen Organisationen hineingewählt würden. Obendrein sieht die bom Parteivorstand entworfene Bezirkseinteilung eine unverhält nismäßig stärkere Vertretung der Landesteile mit schwachen Or­ganisationen, als der Landesteile mit starken Organisationen vor. Da ein solcher Vertretungsmodus aber erfahrungsgemäß der re­visionistischen Richtung überall Vorschub leistet, ist es erklärlich, daß die Vertreter dieser Richtung mit Freuden nach diesem Vor­schlag gegriffen haben, der ihnen wiederum eine über ihre wirt liche Stärke in der Partei weit hinausgehende Machtposition ver­

heißt.

Kleines feuilleton

Der Schapiroprozeßẞ.

Aus diesen Ausführungen geht wohl zur Genüge hervor, daß die Funktionen des Vorstandes, ber Kontrollfommission und des neu geplanten Parteiausschusses in einem engen Zusammenhang miteinander stehen, sich gegenseitig bedingen und deshalb auch gegeneinander abgewogen werden müssen. Die Neuerungen, wie der Parteivorstand und die Reorganisationskommission sie vor­schlagen, würden nun in ihrer Gesamtwirkung darauf hinaustom­Darmstadt, 4. Juli .( Privattelegramm d. Vorwärts".) men: 1. daß der Parteivorstand in seiner Zusammensehung under­ändert bleibt, also eine bureaukratische Zweidrittelmehrheit behält, In der heutigen Sigung nahm zunächst der Vertreter der 2. daß durch die recht seltene( in der Regel auf viermal im Jahre Nebenklägerin, Polizeiassistentin Schapiro, Rechtsanwalt Dr. Lö­beschränkte) Mitwirkung des Parteiausschusses die Aktionskraft des wensberg das Wort, um nach einer Schilderung des Milieus, in Vorstandes keineswegs verstärkt, sondern eher gelähmt wird, jeden­falls schwerfälliger in Bewegung zu sehen ist, 3. daß die Verant- dem sich die in den einzelnen Fällen vernommenen Mädchen beweg­wortlichkeit für die politischen Handlungen nicht einheitlich, sondern ten, auf die Tätigkeit der Polizeiassistentin näher einzugehen. Nach in unklarer Weise auf zwei Körperschaften verteilt sein wird, 4. daß ihm sprach der Vertreter des Nebenklägers Beigeordneten Berndt,

nun die projektierte deutsche Dzeanfahrt des Ballons Suchard" feineswegs angetreten werden. Ursprünglich für das Frühjahr 1912 geplant, ist die Expedition über das Weltmeer auf das Jahr 1918 nautischen und meteorologischen Verhältnissen die Fahrt unter­verschoben worden, weil man nur unter den günstigsten aero­nehmen will.

Humor und Satire.

Lügow im Rientopp.

Auf dem Dorfe Dsdorf bei Lichterfelde wurde am Mittwoch eine kinematographische Aufnahme zu dem vaterländischen Film Theodor Körner ge macht. 450 Personen, Berliner Schauspieler und Schauspielerinnen sowie einige Schwadronen Garde­dragoner, teils als Franzosen, teils als Lüpower verkleidet, wirkten mit. Es wurde die Plünderung eines Dorfes durch Franzosen und ein Angriff der Lüpower markiert.

Was glänzt dort am Walde im Sonnenschein? Hör's näher und näher brausen.

Es zieht sich hinunter in düsteren Reihn Und gellende Hörner erschallen darein.- Ach Leutchen, laßt euch nicht graufen! Denn wenn ihr die schwarzen Gefellen fragt:- Das ist fürs Kino' ne Komödienjagd.

Als welsche Chasseurs und Husaren gar bunt Galoppieren Gardedragoner.

Sie mimen den Erbfeind, den bösen Hund, Sie reiten die Bauern in Klump und in Grund­Vermummte Kulissenbewohner.

Und wenn ihr der Komödie Sinn erfragt: Das ist fürs Kino' ne patriotische Jagd. Und nun sprengen Lühowsche Jäger herbei- Verkleidete Gardereiter.

Hebbel und die Wiener Zensur. Von Hebbels Drama Maria Magdalena" hat das Wiener Hofburg- Schauspiel eine bisher un­bekannte Theaterbearbeitung entdeckt, die Hebbel unternahm, um Die Schwierigkeit bei einem solchen Unternehmen beruht einmal fein Stüd den törichten Ansprüchen der Wiener Zensur anzupassen auf der Unmöglichkeit, während der Fahrt von außen her Hilfe heran­und ihm den Zutritt gum Burgtheater zu ermöglichen. Wie Profeffor R. M. Werner, der Herausgeber der Hebbelschen zuholen, sofern sich an dem Luftfahrzeug aus irgendeinem Grunde ein Defekt einstellt, dann in dem noch zu geringen Aktionsradius unserer Jubiläumsausgabe des näheren nachweist, hat Hebbel das schon an lentbare Luftschiffe. Das Wasser hat keine Landungspläge und keine verschiedenen Bühnen aufgeführte Stüd, um es dem Grafen Luftschiffballen, in die fich der Ozeanflieger im Falle einer Havarie b. Dietrichstein zu hochgeneigter Berücksichtigung für das Hofburg­theater mundgerecht zu machen, unbarmherzig verschnitten. Es sollte zurückziehen kann; befindet sich das Luftschiff einmal über dem Meere, alles vermieden werden, was der unsinnigen Zensur zum Vorwando muß es auch fähig sein, die weite Reise, wie man im Sportjargon der Ablehnung dienen fonnte. Er ließ darum den biblischen Titel fagen würde, durchzustehen". Nun Handelt es sich aber um eine Distanz von mehreren tausend Kilometern, die selbst auf dem Lande fallen und nannte sein Drama: Clara. Schwerer muß es ihm ge- und unter günstigsten Verhältnissen noch niemals von einem lent fallen sein, den ohnehin so knappen Dialog einzelner Wendungen baren Luftschiff auch nur annähernd bezwungen worden ist. Freilich vegen noch zu kürzen. Die Episode von Leonhard mit dem soll der Ballon" Suchard" allerdings für die transozeanische Fahrt Knaben fiel weg, und gestrichen wurden auch die gelegentlichen Hin- in besonderer Weise ausgerüstet werden. Aber es handelt sich bei weise auf Claras Schwangerschaft, hatten sie doch schon in diesem Luftschiff wieder um ein Fahrzeug mit einer Fülle neuer und Berlin bei Madame Stich- Crelinger Anstoß erregt. Auch sonstige unerprobter konstruktiver Einzelheiten, die zwar vorher auf zahlreichen Andeutungen auf die Natur des Verhältnisses Claras blieben fort. Landfahrten ausprobiert werden sollen, die aber trotzdem wohl faum Mit besonderer Rücksicht für die Wiener aber wurde der Text von ein abschließendes Urteil über die völlige Eignung und die tatsächliche allen religiös etwa verfänglichen Stellen gereinigt. Kein Meßpfaff durfte mehr finster dreinschauen, die Parodie der modernen Kirchen- Verwendungsmöglichkeit des Luftschiffes für seinen besonderen Zwed besucher wurde nicht mehr ausgeführt. Aber auch kein Gott im gestatten werden. Man kann unter diesen Umständen nicht anders fagen, als daß Himmel durfte mehr ans Erbarmen gemahnt werden, Clara durfte auch die geplante Dzeanfahrt des Suchard" ein Wagnis darstellt. nicht ihr ergreifendes Baterunser beten. Das Spießrutenlaufen Nun sind allerdings ohne Wagemut große Ziele nicht zu erreichen; wurde nicht erwähnt, weil es damals beim österreichischen Militär es fragt sich nur, ob eine Ueberfliegung des Atlantik im Luftschiff noch nicht abgeschafft war. überhaupt als ein großes Ziel" zu betrachten ist. Praktischen Wert Ganz verändert ist der Schluß. Meister Anton fügt sich ohne kann auch dem gelungenen Unternehmen auf absehbare Zeit hinaus Selbstmordgedanken ins Unabwendbare und enthüllt seine findlich naive Natur. Diefer gemilderte Schluß sollte den Schwerhörigen im nicht zugesprochen werden; es kommt hinzu, daß nach dem Urteil Publikum, deren Unverständnis Julian Schmidt in einem bos- der bedeutendsten Meteorologen die Ueberfliegung des Atlantischen haften Grenzboten"-Aufsatz gezeigt hatte, entgegenkonimen. Aber zeans nur dann Aussicht auf günstiges Gelingen verspricht, wenn fie mit Hilfe des im Frühjahr im subtropischen Nordatlantik regel­auch verstümmelt kam das Drama nicht auf die Burg. Die Theaters mäßig wehenden Nordostpassats unternommen wird. Deshalb soll die Der bielumworbene junge Mann. Das Jagdbuch bearbeitung trägt auf dem Titelblatt die Bemerkung, Unbrauch Fahrt auch in der Bassatregion zwischen Teneriffa und den west- des Kronprinzen hat einen feltsamen Kronprinzenenthusiasmus aus­bar"! indischen Inseln und zwar im März unternommen werden; den Dzean gelöst. Die bürgerlichen Blätter liegen sich bereits in den Haaren Das Martyrium, daß sich Hebbel auferlegt hatte, war umsonst in höheren Breiten und zu anderer Jahreszeit zu freuzen, muß nach barüber, wer von ihnen den Schriftsteller- Menschen" am besten ber gewefen. den meteorologischen Verhältnissen als unmöglich angesehen werden. steht. Das Berliner Tageblatt" ist hell entrüstet über die Kon­Würde ein Luftschiff für die Ueberquerung des Ozeans genügend turrenz, die die" Post" ihr macht. Mit Recht, denn das Blatt, das Im Luftschiff über den Atlantischen Ozean? Die Katastrophe des Luftschiffes Akron" und das Ende des Ingenieurs Vaniman Betriebsstoff mitführen fönnen, so wäre das Gelingen weit eher zu bereits am Tage der Buchausgabe sich rühmen konnte, das epoche­baben die Frage nach der Möglichkeit der Kreuzung des Atlantischen erwarten, als unter dem derzeitigen Aktionsradius, der immer machende Dpus 1 zu behandeln, hat natürlich den Vorrang. Ozeans im lenfbaren Luftschiff um so mehr wieder in den Mittel- noch viel zu gering für die weite Fahrt ist. So kann der Ballon Außerdem sind nach der liberalen Legende Kronprinzen immer punkt des Interesses gerückt, als bekanntlich von deutscher Seite ernst Suchard" nicht annähernd so viel Benzin an Bord nehmen, als für liberal, felbst wenn sie das Gegenteil davon beweisen. - Eine Daumier Ausstellung ist im Kupferstich haft der Verfuch geplant ist, im Ballon von Teneriffa nach den west- die Ueberquerung des Atlantik erforderlich ist. Aus diesem Grunde foll eben das Luftschiff wie ein Freiballon vom Passatwind mit tabinett eröffnet worden. indischen Inseln zu gelangen. Baniman ist der zweite, der bei einem solchen Versuche Fiasko dessen sieben Meter betragender Sekundengeschwindigkeit getrieben Kunst chronit. Aus dem Nachlaß Franz Starbinas erlitten hat, und fein unglückliches Geschid erinnert an den ersten werden. Die Mitnahme von 3000 Litern Benzin ist vorgesehen; hat die Stadt Charlottenburg durch ihre Kunstdeputation das Versuch seines Landmannes Wellman, dessen Begleiter Vaniman auf mit diesem Quantum tönnen aber die beiden Motoren keineswegs große figurenreiche Gemälde Kurpromenade in Karlsbad" alt= jener ein wenig dilettantenhaften Fahrt im Oktober des Jahres 1910 dauernd arbeiten. Geht alles gut, fo mag, was gewiß zu wünschen gekauft. Die Dper im Walde. Bei 8oppot finden seit einigen gewesen war, bei der die Fahrtteilnehmer gerade noch das nackte Leben wäre, der Erfolg nicht ausbleiben. Aber erst wenn es ein Luftschiff retten konnten, während das Luftschiff den Stürmen und Fluten gibt, dessen Aktionsradius die Ueberquerung des Atlantit ohne Rüd- Jahren Opernaufführungen im Freien statt. Diesmal eröffnete man preisgegeben werden mußte. So mangelhaft vorbereitet wie diese ficht auf die Windrichtung ermöglicht, wird man von einer befriedi- die Reihe der Darbietungen mit Smetaras Berkaufter Braut", beiden amerikanischen Versuche mit untauglichen Mitteln wird jalgenden Lösung des Problems sprechen können. die am 2. Juli bor 4000 Personen gegeben wurde.

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Sie müssen dienen der Jahre drei; Da bleibt viel Zeit für die Mummerei Jm Dienst patriotischer Streiter. Und wenn ihr den Kinofrigen fragt: Damit macht man auf die Dummen Jagd.

Notizen.

"

Ernst.