Dr. 155. 29. Jahrgang.3. Seilxge im, Amiirls" Krlim AlkMM.Sonnabend. 6. Inli l912.Partei- Angelegenheiten.4. Wahlkreis. Am Dienstag, den 9. Juli, findet die Forr-setzung der Generalversammlung des Mahlvereins in den Kon-kordiasälen, Andreasstraße, statt. 1. Weiterberatung und Beschluß-fassung über die Anstellung eines dritten Angestellten und Anträge.2. Beratung und Beschlutzfassung über das Wahlrcgulativ und An-träge. 3. Vereinsangelegenheiten. Der Vorstand.Vierter Kreis. Zum Bücherverzeichnis der Filialbibliothek istder zweite Nachtrag herausgegeben. Neu eingerichtet ist eine Ab-teilung für Jugendschriften.Die Hauptbibliothek befindet sich im Bureau, Stralauer Platz 1/2,und ist von 9—2 und S— 3 Uhr, außer Sonntags, geöffnet.Die Filiale befindet sich bei Neumann, Rotherstraße, EckeBehmestraße. Büchcrausgabe jeden Mittwoch— am Zahlabend nicht— und Sonnabend, 8—9'/a Uhr abends. Der Vorstand.Nieder- Schönhausen- Nordend. Während der Schulferien bleibtdie Bibliothek des Wahlvereins geschlossen.Nowawes. Mittwoch, den 19. Juli, abends Uhr, findet imSchmidtschen Lokal, Wilhelmstr. 41—43, die Versammlung des Wahl-Vereins mit folgender Tagesordnung statt: 1. Geschäftliches. 2. Be-richt des Vorstandes und der Funktionäre. 3. Neuwahl des Vor-standes und der Funktionäre. 4. Verschiedenes. Der Vorstand.JBerlimr]Vacbncbtcn.Märkische Forsthäuser.Der Märker, der seinen Wald so sehr liebt, hat von jehereine starke Vorliebe auch für das Forsthaus. In ungezähltenRomanen spielt es als Zufluchtsort des kleinen geflügeltenSchwerenöters mit Köcher und Pfeil eine verschwiegene Rolle.Regierende und andere Fürsten haben hier ihre oft recht an-rüchigen Herzensgeheimnisse vor der neugierigen Welt ver-borgen, und Millionen von Sterblichen zweiter Klasse dünktdie grünumsponnene Einsiedelei des Försters ein Stück Edenaus der nüchternen Erde. Mit der enormen Zunahme der Verkehrs-Verbindungen, mit dem Drang unserer heutigenLebensrichtung, imBanne der Natur das Heimweh nach etwas Verlorenem zustillen, ist das Forsthaus verjüngt und modern geworden. ImWinter, wenn es die hungrigen Tiere des Waldes zu denschwach blinkenden Fensterchen treibt, träumt der Forsthof.Lebendig und lustig wird er im Hochsommer. Längst hat derForstmann, so viele Jahrzehnte abseits der großen Heer-straße des Lebens, aus der Erkenntnis geschöpft, daß Geld-verdienen eine schöne Sache ist. Wohl kaum einsder nach Hunderten zählenden märkischen Forsthäuserkann sich dem Zuge der Zeit, die Wirtschaftslageaufzubessern, entziehen. Forsthaus, Sommerfrische undAusflug sind untrennbare Begriffe geworden, der untereFörster, dem seine Vorgesetzten keine Rosen streuen,kennt das Lied vom rollenden preußischen Rubel so gut wieder Geschäftsmann und stopft während der Sommermonatein sein Häuschen hinein, was nur hinein will au Menschen.Die kleinsten, niedrigsten Bodenkammern müssen herhalten zurAufnahme der bleichgesichtigen Großstadtgäste. Und bei denmeist billigen Preisen ist es auch dem einen oder �anderenProletarier, der sich das Geld zu ein paar Erholungswochenam Munde abgespart hat, gegönnt, mit der lachenden grünenWaldfreude aufzustehen und schlafen zu gehen. Es hat eineneigenen Reiz, dieses Sichgehcnlassen auf der Wicsenlichtungvor dem Forsthofe oder süßes Nichtstun in der geisblatt-umrankten Försterlaube, und man sehnt sich in dieser Wald-einsamkeit wahrhaftig nicht nach schriller Tanzmusik oderrollenden Kegelkugeln in den Vergnügungslokalen am Randedes Waldes. Eng, niedrig und altersgrau sind die meistenForsthänser, aber auch tadellos sauber. Im Komfort fühltsich der Förster nicht behaglich. Der ständige Umgang mitder Natur hat ihn anspruchslos gemacht, unter dem ragendenDome der Vaumtvipfel ist ihm mn ivohlsten, und diesemLeben und Weben für den ewiggrünen Waldsegen paßt sichauch der freudetrunkene Gast aus der Großstadt bald an. DieFörster in der näheren und entfernteren Umgebung Groß-Berlins standen jahrelang mit der Berliner Bevölkerung auffreundschaftlichem Fuße. Selbst am Walde und seiner Schön-heit mit allen Fasern hängend, haben sie auch Herz und Ver-ständnis für die Waldfreude des Großstädters. Und die alt-patriarchalische Gastfreundschaft auf dem märkischen Forsthofefür mäßiges Entgelt und wenig gute Worte brachte beideTeile näher. Man ist froh, wlnii man nach stundenlangerWanderung endlich auf ein Forsthaus stößt und an guterfrischer Milch und an einer Schinkenstulle Durst und Hungerstillen kann IIn unmittelbarer Nähe Berlins, im Grunewald, habenbestimmte Förster sich das Labebedürfnis der Wanderer sehrzu nutze gemacht und geradezu Großbetriebe etabliert mitPreisen, die enornie genannt werden müssen. Dagegen laufendie Interessenten Sturm, die ihre schweren Abgaben entrichtenmüssen, und sie haben erreicht, haß den Grunewaldförstern derGewerbebetrieb in Zukunft nicht mehr gestattet ist. Es sollteaber dafür Sorge getragen �werden, daß genügend Er-srischungsmöglichkeit auch im Walde geboten wird.Von der Generalvormundschaft. Aus dem Bericht der beruf-lichen Generalvormundschaft in Charlottenburg geht hervor,daß die Verpflichtung zum Vormund bei 819 Mündeln stattfand.Von den Müttern waren Dienstmädchen 285, Aibeiterinnen 240,Aufwärterinnen 21, Näherinnen. Schneiderinnen. Putzmacherinnen31, kaufmännische Angestellte 39, Verläuferinnen 33,Stützen und Gesellschafterinnen 25, Kinderpflegerinnen14, Künstlerinnen 7, Krankenpflegerinnen 6, Kellne-linnen sowie Erzieherinnen und Lehrerinnen je 3, Fri-feurinnen 2, Telcphonistin 1, ohne Beruf 75. Die Väter warendem Stande nach Handwerker 197, Arbeiter 191, kaufmännische An-gestellte 81, Akademiker 49, Beamte 37, Diener, Kutscher undPförtner 35, Mechaniker 33, selbständige Kaufleute 27, Landwirteund Künstler je 15, Soldaten 11, Kellner 9, Schreiber 7, Chauffeure6, Schiffer 5, Offiziere und Artisten je 4.In Berlin ist bekanntlich seit dem 1. April die Berufsvormund-schaft eingeführt worden.Die großen Gewitterregen und die städtische Kanalisation. Inder gestrigen Magistrals-Sitzung erstattete der Vorsitzende derDeputation für die Kanalisationswerke und Güter Berlins GeheimerRegierungsrat Marggraff darüber Bericht, wie die städtische Kanali-sation bei dem Gewitterregen am Dienstagabend den 2. cr. funk-»ioniert hat. Die Stärke des RegensallS war in den einzelnenStadtteilen verschieden. Die gefallenen Regenmengen sind bei den13 Pumpstationen gemessen worden. Die' Messungen ergeben sehrgroße Unterschiede: während im Gebiete der Xll. Pumpstation nur8,1 Millimeter Regen fiel, wurde bei der IX. Pumpstation 87,7Millimeter Regen gemessen. Im allgemeinen ist die städtischeKanalisation imstande gewesen, die ungewöhnlich großenWassermassen aufzunehmen und abzuführen. Schädliche Wasser-ansammlungen haben nur stattgefunden im Gebiete der Radial-fhsteme V und X, und zwar in der Greifswalder-, Beller-mann- und Gleimstraße, sowie in der Schönhauser Allee zwischenDanztger- und Gneiststraße. In der Greifswalderstraße ist dasWasser in verschiedene Häuser gedrungen. Diese Wasseransamm-langen erklären sich aus der Tatsache, daß im Gebiete der Greifs-walderstraße ein Regen von ca. 299 Litern pro Hektar und Sekundeund im Gebiete der Schönhauser Allee ein Regen von ca. 269 Liternpro Hektar und Sekunde gefallen ist, gegenüber einer Menge von 63Litern pro Hektar und Sekunde, die im allgemeinen auch bei starkenRegenfällen nicht überschritten wird, und die deshalb bei Anlage derKanalisation der Berechnung der Leitungen zugrunde gelegt wordenist. Mitgewirkt bei den Wasseransammlungen haben auch die Ge-staltungen der Straßenoberflächen, die das Abfließen des Wassersnach tiefgelegenen Stellen begünstigte.Die Einnahmen der städtischen Straßenbahnen im Juni betrugen174556,79 M. gegen 169 639,15 M. im Juni 1911, d.i. eine Tages-einnähme von 5818,56 M. gegen 5364.64 M. im Juni 1911. ESwurden insgesamt 1 874 466 Personen gegen 1743 822 Personen imVorjahre befördert. Die Anzahl der im Juni gefahrenen Wagen-kilometer(Motorwagen und Anhängewagen) ist von 337 877 desVorjahres auf 377 423 gestiegen. Die Einnahme für den Wagen-kilometer beträgt 46,25 Pf. gegen 47,54 Pf. im Borjahre.Der hineingefallene Gcmeindeschullehrer.Die Bekanntschaft mit einer Pseudogräfin hat einen Steg-litzer Gemeindeschullehrer sieben Hundertmarkscheinegekostet. Der Lehrer' lernte die Dame vor einer Reihe von Tagenin einem Stadtbahnzüge zufällig kennen und verabredete mit ihreinige Rendezvous. Die Dame, die kaum zwanzig Jahre alt war,stellte sich dem Lehrer als„Gräfin Z a k r e w s k i" aus derBukowina vor und erzählte ihm, daß ihre Eltern dort großeBesitzungen hätten. Sie selbst habe von ihren Großeltern ein um-fangreiches Gut geerbt und befinde sich jetzt auf einer vergnügungsreise durch Deutschland. Die Vornehmheit ihrer Familie suchte siedadurch hervorzuheben, daß sie erzählte, Kaiser Franz Josef weilewft bei ihren Eltern zur Jagd. Gleichzeitig ließ die Gräfindurchblicken, daß sie nicht abgeneigt sei, den schmuckenLehrer zu heiraten und daß sie dafür Sorge tragenwürde, daß er adoptiert und den Namen eines GrafenZakrewski führen werde. Die Gräfin hatte in einem Hotel am Anhaller Bahnhof mehrere Appartements gemietet und ließ sich durchein Vermittelungsbureau eine Zofe, einen Diener und eine Bonneverschaffen, denen sie fürstliche Löhne in Aussicht stellte. Schließlichschöpfte man aber in dem Hotel Verdacht, da die angebliche Gräfinfast gar kein Gepäck bei sich führte. Man erkundigte sich nach ihremGatten und mußte hören, daß dieser zurzeit in einem Berliner Vor-ort weile und dort geschäftlich in Anspruch genommen sei. Er werdeaber in den nächsten Tagen in da» Hotel am Anhalter Bahnhofübersiedeln. Als schließlich der ahnungslose Lehrer in dem Hotel er-schien, um seiner zukünftigen Braut einen Besuch abzustatten, erklärte die„Gräfin" dem Hotelpersonal, daß dies ihr Gatte gewesen sei. Balddarauf kam aber der Lehrer in den Verdacht, ein Mädchenhändlerzu sein, und dies veranlaßte die Kriminalpolizei zum Einschreiten.Beide wurden gestern getrennt vernommen. Während die„Gräfin"all ihre Schwindeleien zunächst aufrecht erhielt, gab der über-raschte Lehrer zu, daß er seiner„Braut" bereits 799 M. geopfert habe, da sie ihm erzählte, daß ihr Geld in wenigenTagen in Berlin eintreffen werde. Als man darauf derGräfin auf den Kopf zusagte, daß sie eine Schwindlerin sei,legte sie ein reumütiges Geständnis ab. Sie gab zu, daß sie eineFriseuse aus Steglitz sei und die Wohnung ihrer Mutter'verlassenhabe, weil sie mit ihr in Streit geraten war. Da sie keinGeld hatte, sei sie aus den Gedanken gekommen, sich dem Lehrergegenüber als reiche Gräfin auszugeben. Heftig weinend erzählte sienoch, daß sie auch einem Kaufmann gegenüber als Gräfin aufgetretensei und ihn um die gleiche Summe betrogen habe. Nach Erledigungdes Verhörs wurde die abenteuerliche Friseuse die letzte Nacht überim Polizeipräsidium behalten und gestern morgen dem Unter-suchungsrichter vorgeführr. In den Bormutagsstunden erschien vordem Hotel eine mit vier Pferden bespannte Equipage, die dieGräfin für eine Spazierfahrt bestellt hatte. Sie mußte wieder um-kehren, da die Gräfin bereits ihren Wohnsitz nach Moabit ver-legt hatte._Zu der Tragödie in Steglitz wird uns mitgeteilt, daß die imKreiskrankenhause in Groß-Lichterfelde befindliche Frau Friedrichimmer noch nicht über ihre Verzweiflungstat vernommen werdenkonnte, da ihr Zustand cS noch nicht erlaubt. Ihr Mann, derJalousiearbeiter Friedrich, der die arme Frau oft mißhandelte, unddadurch zur Verzweiflung trieb, ist auf Grund eines Haftbefehls desUntersuchungsrichters am Amtsgericht Schöneberg wegen schwererKörperverletzung verhaftet und nach dem Untersuchungsgefängnis inMoabit gebracht worden. Gestern vormittag fand die gerichtlicheObduktion der fünf Kinderleichen statt, die den früher gemeldetenBefund bestätigte.Wegen eines Kinderballs in den Tod. Ein betrübender Un-glückssall ereignete sich im Hause Königgrätzer Str. 29/39. Aufdem Hofe befindet sich dort ein etwa 5 Meter hohes Nebengebäude,zu dessen EingangStür man auf einer Steintreppe gelangt. Vor-gestern abend fiel spielenden Kindern ein Ball in die Dachrinne.Bureaudiener Karl Heinke erkletterte von der Treppe aus einenMauerabsatz und umflammerte zu seiner Sicherheit eine auf demAbsatz stehende etwa 1,29 Meter hohe, gemauerte schlanke Säule.Nachdem er den Ball aus der Dachrinne herrausgenommen hatte,warf er ihn über seinen Kopf hinweg auf den Hof. Infolge desplötzlichen starken Rucks brach die Säule um und Heinke stürztemit ihr auf die steinerne Treppe hinab. Der Portier des Hausesbrachte ihn mittels Droschke nach der Hilfswache in der Eichhornstraße, Ivo der Arzt nur noch den infolge Schädelbruchs eingetretenenTod feststellen konnte.Bon seinem eigenen Fuhrwerk überfahren. Ein schwererUnfall ereignete sich am gestrigen Freitagmorgen gegen 4 Uhr inder Schwedenstraße. Der 29jährige Kutscher Rudolf Herrmann,Neinickendorf, Grüner Weg 53 wohnhaft, fuhr mit seinem zwei-spänniaen Wagen, auf dem er Gemüsekörbe ausgeladen hatte,durch die Schwcdenstraße, um sich zur Zentralmarkthalle zu be-geben. Plötzlich scheuten die Pferde vor einem vorüberfahrendenAutomobil und rasten gegen die Bordschwelle. Bei dem Anprallverlor der Kutscher das Gleichgewicht und stürzte so unglücklich vonseinem Wagen herunter, daß ihm das linke Hinterrad über denrechten Oberschenkel hinwegging. Außerdem erlitt eine schwereGehirnerschütterung, sowie eine Kopfverletzung und mehrereQuetschwunden. Er wurde auf der Unfallstation in der Badstraßeverbunden und dann nach dem Augusta-Hospital übergeführt.Große Anftegnng riefen gestern vormittag zwei durchgehendeGespanne hervor. An der Emmauslirche in der Skalitzer Straßegingen gegen 11'/» Uhr plötzlich die beiden Pferde eines Kehricht-Wagens des Fuhr- und Speditionsgeschäftes von Julius Fedkenhaueraus der Reichenberger Straße durch, während sich der Kutscher deSWagens und sein Begleiter in einem benachbarten Hause befanden.Die Tiere rasten mit dem schweren Wagen durch die Görlitzer Straßebis zum Görlitzer Uker. Vorübergehende mochten wiederholt Ver-suche, die Pferde aufzuhalten, doch ohne Erfolg. Die gefährdetenPersonen konnten alle noch rechtzeitig ausweichen. Am Görlitzer Ufer fielenzwei Schutzleute und der 21 Jahre alte Kutscher Karl Loßmann ausder Dossestraße 15 zu Lichtenberg, der dort mit seinem Fuhrwerkhielt, den Pferden in die Zügel. Es gelang ihnen auch, die Tierezum Stehen zu bringen, doch trug sich hierbei ein bedauerlicherUnfall zu. Der Kutscher Loßmann geriet unter den Wagen undwurde über Schulter und Kopf gefahren. Schwer verletzt brachteman ihn zuerst zur Hilfswache in der Görlitzer Straße und dann nachdem Krankenhaus Bethanien. Das zweite Gespann ging im Friedrichs-bain durch und hätte leicht noch größeres Unheil anrichten können.Hier ging ein Pferd mit einem besetzten Krankenwagen des Verbandesfür erste Hilfe am Schiffbaucrdamin durch und rannte mit dem Ge»fährt gegen einen Baum. Die eine Seite des Wagens wurde ganzeingedrückt und die Hälfte des Verdecks heruntergerissen. Der imWagen liegende Kranke blieb glücklicherweise unversehrt, doch trugdessen Frau, die an der eingedrückten Seite des Wagens faß, einigeleichtere Verletzungen durch die herumfliegenden Glassplitter davon.Auch einer der Begleiter des Wagens hatte sich eine Beinverletzungzugezogen. Den Führer soll keine Schuld treffen. Wie behauptetwird, soll sich das Pferd im Zaumzeug festgebisfen, und somit demKutscher die Gewalt über dasselbe genommen haben. Das Tier sollschon wiederholt die Tücken gezeigt haben. Jedoch soll der Fuhrherrtrotz Weigerung des Personals strickte darauf bestanden haben, das-selbe auch weiterhin zu benutzen. Hoffentlich gehen die zuständigenKörperschaften der Sache etwas näher auf den Grund.11 Tage tot in der Wohnung gelegen hat der 68 Jahre alteTischler Johann Schönrock aus der Holzmarktstr. 37s. Der Mann»dessen Frau vor einem Jahre starb, bewohnte für sich allein Stubeund Küche im 3. Stock des Seitenflügels. Schönrock ging immerseiner Arbeit nach und ließ sich mit seinen Nachbarn fast gar nichtein. Es fiel daher auch nicht auf, daß man ihn lange nicht mehrgesehen hatte. In den letzten Tagen machte sich aus seiner Be-hausung ein immer stärker werdender, übler Geruch bemerkbar,der den Verwalter des Hauses gestern veranlaßte, die WohnungSchönrocks aufzuschließen und nach ihm zu sehen. Sie fanden denMann stark in Verwesung übergegangen aus seinem Sofa liegen.Es ließ sich nicht mehr feststellen, ob der Mann einem Herzschlagerlegen ist oder Selbstmord verübt hat. Der Mann war seit dreiWochen beschäftigungslos und hatte mit Nahrungssorgen zukämpfen. Das lctztemal gesehen wurde er von Hausbewohnernam Montag vergangener Woche.Durch Spielen mit einer Schußwaffe schwer zu Schaden ge»kommen ist in der letzten Nacht der Schankwirt Girke. In demLokal des G. in der Finowstr. 31 erklärte der Drogist WilhelmUreck, Finowstr.8 wohnhaft, dem Gastwirt den Mechanismus seinerBrowningpistole. Plötzlich ging ein Schutz loß und traf Girkein die rechte Brustseite. Ein hinzugerufener Arzt legte soforteinen Notverband an und ließ den Schwerverletzten nach demBictoria-Krankenhause in Rummelsburg schaffen.Der SchutzmannSsäbel spielte gestern nachmittag auf demWedding wieder einmal eine Rolle. Der Koloniestr. 25 wohnhafteHändler Paul Tiey bot in der Nähe des Nettelbeckplatzes Warenfeil. Der patrouillierende Schutzmann forderte T. auf, weiter zufahren. Aus diesem Anlaß kam es zwischen T. und dem Schutz»mann zu einem Wortwechsel und einem Rencontre, in desien Ver«lauf der Schutzmann, der von T. eine Ohrfeige erhalten haben soll,den Säbel zog und dem T. so stark über den linken Arm hieb, daßder Knochen zerplitterte. T. wollte sich nun wehren, doch wurde«weiter mit dem Säbel bearbeitet. Er erhielt noch einige Stiche inden Leib. Nach Anlegung von Notverbänden auf der Unfallstationin der Badstraße fand T. im Virchow-Krankenhaus Aufnahme.Im Schloßgarten zu Charlottenburg erhängt hat sich gester»ein anscheinend den bessergestellten Kreisen angehörender Mbnn,der keine Papiere zur Feststellung seiner Persönlichkeit bei sichführte. Der Tote ist ungefähr 25— 28 Jahre alt und etwa 1,79Meter groß, hat rotblondes Haar, einen kleinen blonden Schnurr-bart und graue Augen und trug einen grauen Jakettanzug, brauneSchnürschuhe, eine Reisemütze, ein weißes Hemd und gestreift«Unterwäsche. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht.Unheilbare Krankheit hat den 43 Jahr? alten Arbeiter RobertSchulz aus der Gitschiner Str. 61 in den Tod getrieben. DerMann war seit Jahren krank, kannte aber die Ursache seines Leidensnicht. Als ihm bei einer jetzt vorgenommenen Untersuchung er«klärt wurde, daß er an Rückenmarkschwindsucht leide, wurde er soverzweifelt, daß er beschloß, aus dem Leben zu scheiden. In derAbwesenheit seiner Frau ging cr zum Boden und erhängte sichdort an einem Balken. Als man ihn auffand, war cr schon tot.Die Leiche des Mannes wurde nach dem Schauhause gebracht.Nach Betrug und Unterschlagung von Juwelen und Schmuck-fachen im Werte von mehreren tausend Mark ist seit dem 1. d. M.flüchtig der Goldarbeiter David Lampel, geboren 17. 19. 1879 zuTornow in Galizien, der bisher in der Kommandantenstraße 19 eineReparaturwerkstatt betrieb und in Neukölln, Pflügerstraße 5 wohnte.Lampel entnahm bei hiesigen Grossisten Juwelen und Schmucksachenauf Kommission, um sie sofort zu versetze». Vermutlich versucht erüber Hamburg nach Amerika zu entkommen. Da Lampel vermutlichnoch mehr Geschäftsleute betrogen hat, so werden Geschädigte gL»beten, sich beim Polizeipräsidium, Zimmer 495, zu melden, oder zumAktenzeichen 2514. IV. 29. 12. Anzeige zu erstatten.Ein sehr gefährlicher Brand kam gestern nachmittag angeblichaus Unvorsichtigkeit auf einem der Stadt Berlin gehörigen Lager-platz in der Kunkelstraße 3/4 an der Ravenestrahe auf dem Weddingaus. Dort stand ein großer Holzschuppen mit Rüstzeug usw. inFlammen. Diese hatten schnell reiche Nahrung gefunden und be»drohten die angrenzenden Vorräte und Schuppen. Zum Glück wardie Gefahr gleich bemerkt worden und die Feuerwehr in sehrkurzer Zeit zur Stelle. Der 21. Automobilzug gab sofort von einerDampfspritze mit dem stärksten Kaliber kräftig Wasser. DiesesVorgehen war sehr wirksam. Wenn auch der an der Panke erbauteHolzschuppen nicht mehr gerettet werden konnte, so blieben doch dieübrigen und die Hölzer, die mehreren Firmen gehören, zum größtenTeil erhalten. Das Feuer hatte eine große Menschenmenge herbei,gelockt.Vermißt. Am 31. Mai, morgens gegen S'/a Uhr, entfernte sichder Gastwirt Gustav Sckrinner, 5. September 1879 in Greif ge-boren, nach vorangegangenem Streit aus seinem Zimmerstr. 64 be»legenen Schanllokal und ist seitdem spurlos verschwunden. AlleNachforschungen nach seinem Verbleib find bisher erfolglos ge»blieben. Schrinner ist mittelgroß, von kräftiger, untersetzter Gestalt.hat blondes, volles Haar und Schnurrbart, dunkle Augen, blondeAugenbrauen, gesundes, rundes, volles Gesicht, vollständige Zähne,breites Kinn, spricht deutsch mit schlesischem Dialekt und war be»kleidet mit schwarzem, steifem Hut, dunklem Jackett und Weste,dunkclgestreifter Hose, schwarzen Zugstiefcln, hellbtaugestreiftemUcberhemd, Stehumlegclragen, schwarzer Schleifenkrawatte und trugeinen Trauring gez. lil. S. Sachdienliche Angaben, welche zur, Er-tnittelung des S. führen könnten, werden in jedem Polizeireviersowie im Polizeipräsidium beim V. Krimiualbezirk, Zimmer 405,3 Treppen, entgegengenommen.