und— namentlich den konfessionellen Arbeitervereinen gegeNlüber— bor Grenzüberschreitungen zu warnen, die bisher nichtimmer vermieden wurden und die sich unter Umständen empfind-lich rächen könnten. Wir wünschen den Verbänden, die auf demgemeinsamen nationalen Boden stehen. Maßhalten in der gegen-seitigen Kritik, damit nicht durch gegenseitige Verärgerung undVerbitterung die Möglichkeit eines gelegentlichen Zusammengehensunnötig erschwert wird.Einen Fehler haben allerdings die„Gelben" oft noch—sie gleichen leider noch gar zu häufig den Vlutapfels i n e n, das heißt, sie sind nur außen gelb, innen abermehr oder weniger rot. Das ist, wie der„Neichsbote"nieint, eine große Charakterschwäche der Gelben; aber hoffent-lich verflüchtigt sich mit der Zeit dieser„böse Geist", damitdie schöne Jnteressensolidariät zwischen Arbeiterschaft undUnternehmerschaft in aller Schönheit zum Ausdruck gelangt.Schutzzölle sind Prämien ans die Trägheit.Nicht ganz so grob, aber ungefähr in diesem Sinne, wieS derpreußische Handelsminister v. Sydow die Wünsche der schutzzöll-uerischen Industriellen zurück. Gelegentlich einer Besichtigungsreiseim Rheinland gaben ihm die Jndnstriellen ein Festmahl, auf demShdow die ihm vorgetragenen Wünsche also beantwortete:„Ich habe auf meiner Reise durch deutsche Industriestädte dieWünsche von zahlreichen Industriellen entgegengenommen und dabeierfahren, daß es zumeist Wünsche auf handelspolitischem Gebietewaren, und daß dabei diese Wünsche fast immer daraufhinausgingen, daß die Zölle auf die Einfuhrder Erzeugnifie der Konkurrenz möglichst hoch und die Zölle fürdie Ausfuhr der heimischen Erzeugnisse inS Ausland möglichstniedrig sein möchten. sHeiterkeit.) Ich bin überzeugt, daß, wennein Minister eines anderen, mit Deutschland konkurrierendenStaates eine Reise in die Industriegebiete macht, ihm dieselbenWünsche nur in umgekehrter Art vorgebracht werden.(Heiterkeit.)Ich verkenne gar nicht, welchen großen Einfluß diese Dinge aufdas Fortschreiten oder die Hebung der gewerblichen Arbeitenhaben, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht,daß die Tüchtigkeit der leitenden Männer und dieFähigkeit, die neuesten wissenschaftlichen und techirischen Erfahrungen sich zunutze zn machen,vo� allen Dingen eine Industrie vorwärts treiben und ihreExistenz sichern."_Uhrmacher Walter und Herr v. Schuckmann.Auf die Aufforderung liberaler Blätter an Herrn v. Schuckmann, öffentlich zu erklären, ob er um die Stichwahlverhand-lungen des Herrn Uhrmacher Walter-Arnswalde gewußt hat,antwortet nicht Herr v. Schuckmann selbst, sondern die„Konservative Korrespondenz" mit folgender nichtssagendenErklärung:Gegenuber Mitteilungen, die in den letzten Tagen in liberalenBlättern im Anschluß an den sozialdemokratischen Parteitag inBrandenburg am 30. Juni erschienen waren, find wir ermächtigt,folgendes zu erklären:Weder Herr v. Schuckmann noch irgendwelche Beauftragteder konservativen Partei haben den Uhrmacher Walter, noch irgendjemand anders beauftragt, mit der Sozialdemokratie zu verhandelnoder derselben irgendwelche Erklärungen abzugeben.Auch dem fraglichen Flugblatt stehen sowohl Herr v. Schuck-r marni wie die konservative Partei des Wahlkreises ArnSwalde-Friedeberg vollständig fern; von dem Erscheinen des Flugblatte«haben sie- überhaupt erst nach erfolgter Verbreitung Kenntnis erhalten.?■'Irgend einen Wert hat die Erklärung nicht; denn schwerlich hat jemand angenommen, Herr v. Schuckmann habe HArrnWalter direkt mit Verhandlungen beauftragt. Für so unvor-sichtig halten wir wenigstens Herrn v. Schuckmann nicht. Abereine andere Frage ist, ob nicht Herr v. Schuckmann um dieMission des Herrn Walter gewußt und sie geduldet hat lEin Wahlkampf-Nachspiel.Für den konservativen ReichstagSkandidaten v. Bolko agitiertebei der letzten ReichStagSwahl in Sagan auch der Stud. Phil. RudolfSchneider aus Berlin. Der liberale Kandidat und Gegner deSHerrn v. Bolko war der Bürgermeister-Achilles au« Sagau.Schneider fühlte sich nun in einer Wahlversammlung durch HerrnAchilles persönlich verunglimpft. Er veröffentlichte deshalb in derZeitung einen Artikel»nt der Uebcrschrift:„Die Kampfes«weise des Herrn AchiJleS und der liberalen Partei".Unterzeichnet war der Artikel.Schneider-Sagan". Achilles ant-wartete in einem Artikel, richtete aber zugleich auch als Polizei-Verwalter der Stadt Sagan ein amtliches Ersuchen andas Polizeipräsidium in Berlin, ihm Mitteilungen zu machenüber die Personalien des Rudolf Schneider. Er erbatAngaben über Geburtstag, Geburtsort usw., sowie über dieVermögcnsverhältnisse des Schneider. Seinem Ersuchen wurdeauch Folge geleistet.Schneider beschwerte sich nun beim Regierungspräsidenten inLicgmtz über Bürgermeister Achilles. Auf dessen Veranlassung seiin der Wohnung seiner Eltern ein Kriminalbeamter erschienen undhabe sich nach seinen persönlichen Verhältnisien erkundigt, wodurchseine Eltern in große Erregung versetzt worden seien.Der Regierungspräsident nahm den Bürgermeister und Polizei-Verwalter Achille» darauf in«ine Disziplinarordnungsstrafe von30 M., indem er ihm vorwarf, er hätte ohne ersichtlichen Grunddurch das Polizeipräsidium in Berlin amtliche Ermittelungen an-gestellt und sich dadurch, weil es nur in seinem persönlichenInteresse geschehen sei, eines Mißbrauche» seines Amtesschuldig gemacht.Nachdem der Oberpräfident der Provinz Schlesien die hiergegengerichtete Beschwerde de« Herrn Achilles zurückgewiesen hatte, klagteAchilles beim Oberverwaltungsgericht und machte geltend, die Unter-zeichmmg des Schneiderschen Artikel« mit.Schneider-Sagan", sowiedaß in einem Hotel-Meldezettel.Schneider-BreSIau" gestanden habe,hätte ihn, den Bürgermeister, zu der Annahme veranlaßt, daßSchneider nicht richtig verfahren sei. Und zwar nicht nur wegenfalscher Ortsangabe, sondern daß möglicherweise auch eine Urkunden-fälschung vorliege. Er habe also geglaubt, daß Inkorrektheiten vor-gekommen seien, denen er als Polizeiverwalter näher treten müsse.Auch habe er die Möglichkeit ins Auge gefaßt, daß der SchneiderscheArtikel groben Unfug darstelle. Deshalb habe er sich al« Polizei-Verwalter zu dem amtlichen Ersuchen an das Berliner Polizeipräsidiumberechtigt gehalten.Das Oberverwaltungsgericht wies jedoch die Klage de? HerrnAchilles mit folgender Begründung ab:Der Kläger sei Jurist. Es habe ibm deshalb nicht entgehenkönnen, daß weder der Tatbestand der Urkunde»fälschung, noch derdes gro.ben Unfugs vorliege. Es habe lediglich ein Wahlkampfzwischen ihm und dem konservativen Kandidaten bestanden, zu dessenGunsten Schneider aufgetreten sei und wobei es zu persönlichenDifferenzen kam. Was die Unterschrift deS Artikels.Schneider-Sagan" angehe, so liege eS auf der Hand, daß das keine Ur-künde fei. Urkunden wären nur Schriftstücke, die zum Beweisevon Rechtsverhältnissen bestimmt und erheblich seien.... Wennaber wirklich Zweifel bestanden hätten, so habe Schneider ihm dochdie richtige Adresse in einem eingeschriebenen Brief angegeben.Worin der grobe Unfug liegen solle, sei also nicht klar. Aber selbstwenn Achilles der Ansicht gewesen wäre, daß ein strafbarer Tat-bestand vorläge, wäre cS hier, wo er im politischen Kampfe mitdem Manne stand, seine Pflicht gewejsn, die Verfolgung der Sachean seinen Stellvertreter abzutteten. So wie er gehandelt habe, er-wecke es den Eindruck, daß er aus persönlichen Rücksichten Recherchenangestellt habe. Er habe seine Befugnisse al§ Polizeiverwalter überschritten. Die Strafe sei demnach gerechtfertigt.Schmählicher Wortbruch des badischen Zentrums.Wie wir in unserer Nummer vom 7. Juni berichteten, hat dasZentrum in der Justizkommission gegen die Regierungsvorlage, wo-nach einem früheren Versprechen gemäß der größten Stadt desLandes, Mannheim, ein sechster Abgeordneter zugestandenwerden, sollte, gestimmt. Jetzt hat diese verlogene Partei im Bundemit seinen Busenfreunden, den Konservativen, auch im Plenum derKammer einmütig denselben unmoralischen Standpunkt eingenommenund hat damit die Vorlage zu Fall gebracht, weil der Mehrheitfünf Stimmen an der zu einer Verfassungsänderung erforderlichenZweidrittelmehrheit fehlten. Damit ist die Vorlage gefallen.Die Stadt Mannheim wird bis auf weiteres nur mitfünf statt mit sechs Abgeordneten im Landtage ver-treten sein. Seiner Bevölkerungsziffer nach hätte es eigentlichsieben Abgeordnete zu beanspruchen. Der Abgeordnete Fehren-b a ch, der auch im Vorstände des ReichStagSzentrumS eine hervorragende Rolle spielt, erklärte, daß seine Partei nur dann für dieVorlage stimmen könne, wenn für alle Städte der Proporz ein-geführt werde, da« Zentrum verlangte also eine Vertretung derZentrumsminderheiten in den Städten, während es den Proporzfür das ganze Land, wie unsere Genossen verlangten, und damiteine Vertretung der AntizentrumSparteien auf dem Lande strikteablehnt._Patriotische Luftreklame.Bis zu den Hirsch-Dunckerschen Heimarbeiterinnen, den Schul-lindern und den Kasernenbewohnern ist man schon gekommen mitdem grandiosen Fechtrummel um der Militäräroplane willen. Jetztbat die ganze Sache wieder angefangen einen Zug insGroße zu bekommen wochenlang sah es ja so auS, al» wennsich nur noch die Pfennigbrsttzer— Soldaten, Schulkinder usw.für die Sache pflichtschuldigst materiell begeistern müßten. Stolzmeldet jetzt das Wölfische Telegraphen-Bureau, daß da? Stahlwerkecker, Rheinland 25 000 Mark für einen Aeroplan gestiftethat. allerdings mit der kleinen Bedingung, den Führersitz mit Becker-stahl zu umkleiden und dem«eroplan den Namen Becker zu geben.Mit dem Beckerstahl hat eS eine eigene Bewandtnis. Becker warDirektor bei einem der deutschen Montangewaltigen; als er auszogsein eigenes Werk zu gründen, kam ihm erst die Gerichtsbehördeauf Anzeige seines früheren Arbeitgebers auf den Buckel, eSnützte aber nichts. Danach bekam Herr Becker in ganz Deutsch-land auch von den größten Banken kein Geld!Er ging nach den, Auslande und holte sich von eineretwas anrüchigen schweizer Bank die nötigen Moneten.DaS technisch und praktisch glänzend geleitete Beckerstahlwerk ist alsAußenseiter bei den Krupp, StinneS, Thyssen und Konsorten auchheute noch wenig gen» gesehen. Der Beckerstahl um den Führersitzeine? AeroplanL ist. so als weiterer kluger Versuch zu verstehenin» Geschäft zu kommen. So wenig die Jndustriegroßen da«moralische Recht haben, den Staat allein über den Löffel zubarbieren, so bezeichnend ist natürlich auch daS Bedürfnis-für derleiAeroplanreklame.Damit aber noch nicht genug, jetzt hat die Industrie überhaup,den Geschmack an der Sache gewonnen. Die RuberoidwerketHamburg-Berlin haben 23 000 M. für einen.Ruberoidäroplan gestiftet.«eroplane.Stahlbecker' und.Ruberoid' haben wir nun schon;.Lanolin",„LiebigS Fleischextrakt",»KnorrS HafermehlsuppenMondamin' und.Urbin" werden nicht lange mehr auf sich Wattenlassen. Dann die herrlichen Kommandos:.Luftzeugführer.KnorrSHafermehlsuppe" fahren Sie mal..." oder.Lustzeugführer.Odol"meldet sich zur Stelle'— ja, der Patriotismus ist eben ein GeschSftIDie.Tägliche Rundschau" hat die Geschichte überdies im vorausgeahnt;. sie schrieb, nachdem daS Geschenk deS Stahlwerks Beckeran die Oeffentlichkeit gekommen war:.ES ist nicht nötig, daßrote Skribenten über. Panzerplatten- Patriotismus"zu schreiben zum ersten Male(?) tatsächlich Veranlassung erhalten."Zum ersten Male' ist bei der Sache das originellste!Kinder zu strafen, wenn fi« auf Veranlassung der Eltern demSchülergottesdienst fernblieben".Nach dem Entscheide der Düsseldorfer Negrerung und den Aus-fllhrungen des bayrischen ZentrumsministcrS kann man es jetzt wohlfür allgemein feststehend betrachten, daß ein Vater nicht ge-zwungen werden kann, seine Kinder in den Schülergottesdienst zuschicken._Ein Zentrumsagitator wegen fahrlässigen Meineidsbestraft.Ein Annoncenakquisiteur der.Tremonia" in Dortmund, B. Dick-mann, erhielt wegen fahrlässigen Meineids drei Monate, seine Frauzwei Monate Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte die Bestrafungwegen wissentlichen Meineids beantragt. Dickmann war ein eistigerZentrumsagitator, er wurde, wie die.Dortmunder Arbetter-Zeitung"schreibt, vor der ReichStagSwahl gerade in dem Augenblick verhaftet,als er eine fulminante Rede gegen die Sozialdemokratie hielt.Parlamentarier als Manöverbummler.Wie ein Berliner MittagSblatt erfährt, hat da« KttegSministeriumdie Abgeordneten GanS zu Putlitz und Erzberger zurTeilnahme am Kaisermanöver eingeladen. Diese beiden Abgeord-neten batten bei ver Beralung deS Militäretats in der Budget«lommission da« Referat resp. Korreferat. Während der Kaiser-Manöver soll ihnen ein Armee-Automobil zur Verfügung gestelltund ihnen außerdem ein Generalstabsoffizier als Begletter bei-gegeben werden.Da beide Herren sehr empfänglich für militärische Instruktionensind, werden sie hoffentlich reichen geistigen Gewinn auS derKampagne ziehen._an-Religion in der Volksschule.In katholischen Schulen werden überall die Kinder dazugehalten, mindestens einmal in der Woche an dem Frühgottesdienstteilzunehmen. Die Sache vollzieht sich so, daß morgen« 7 Uhr odernoch früher die Kinder klassenweise vom Lehrer zur Schulmesse ge-führt werden. Nach Beendigung desselben geht es dann wieder zumSchulunterricht, der um 8 Uhr beginnt. Nun ist es ja namentlichan die kleineren Kinder eine starke Zumutung, im Winter morgens6 Uhr aufzustehen, nur um morgen««ine Stund« in der Kirchezu verbringen. Hatten Eltern ihre Kmder zurück, so werden die Kinderbestraf» und auch den Eltern droht man Schulstrafen an.In einer katholischen Mädchenschule in Elberfeld hat nunein Arbeiter diesem Zwange einmal energischen Widerstand entgegen«gesetzt und einen prinzipiellen Regierungsentscheid erreicht. Als alleSchulstrasen und Schilaniereien einer Lehrerin dem Kinde gegen-über fruchtlos blieben, sah sich die Elberfelder Schulverwaltung ver-anlaßt, bei der Düsseldorfer Regierung einen prinzipiellen Entscheid herbeiznführen. Dem Bater wurde folgendes Schreiben zu-gestellt:Stadt Elberfeld, ffTTi<wf.Ts o cruTt iqiciI. Nr. 1, Sch. 2050. Elberfeld, 2. Im» 1912.Unter Bezug auf Ihr Schreiben vom 4. v. M. teile ich Ihnenhierdurch mit, daß die Kgl. Regierung entschieden hat, daß Kinder,die der Schulmesse aus einer Nachlässigkeit fernbleiben, event.selbst durch Schulstrafen zum regelmäßigen Besuche der Schul-messe anzuhalten sind. Dagegen sind Kinder, die vonden Eltern von der Schulmesse ferngehaltenwerden, nicht zu bestrafen.Die Schulverwaltting.Schumann, Beigeordneter.'Diese Entscheidung stinnnt überein mit einer Erklämng. welcheerst am letzten Donnerstag im bahrischei» Landtage der Kultus-minister v. Soden dahin abgegeben hat, daß es»unpädagogisch sei,Oesterreich.Die neue Militärstrafprozeßordnung!wurde vom Abgeordnetenhaus angenommen. Da die jetztgeltende von--- Maria Theresia als„peinlicheHalsgerichtsordnung" erlassen wurde, bedeutet dasneue Gesetz natürlich einen tüchtigen Fortschritt, aber es läßtdie Oeffentlichkeit ganz nach deutschem Muster zu undüberträgt der Militärverwaltung das Mitbestimmungsrechtüber die Verteidigerliste.Frankreich.General Lyautey über die Lage in Marokko.Paris, 6. Juli.(W. T. B.) Nach einer Blättermeldung auSFez vom 2. Juli äußerte General Lyautey einem Berichterstattergegenüber: Die Lage im Süden Marokkos verursache ihm wach-sende Besorgnis. Der neue Prätendent Hiba machedaselbst täglich Fortschritte. Es wäre trninschenswert, daßsich dort keine Europäer mehr aufhielten, damit er sich nicht um ihreSicherheit zu kümmetn brauche. Er werde einige Bataillone inMascheria den Abbu aufstellen, welche erforderlichenfalls in vierTagen nach Marrakesch marschieren könnten. General Lyauteyerwähnte sodann die Schwierigkeiten der Pazifizierung und sagte,wenn man nicht auf gewisse internationale Erwägungen Rücksichtnehmen müßte, dann wäre Frankreich selbstverständlich in der Lage,die zur sofortigen Besetzurig Marokkos notwendigen Kraftanstren-.gungen zu unternehmen. Zu diesem Zweck müßte man 25— 30 000Mann mehr hierher schicken, also etwa ein Armeekorps. Aber imgegenwärtigen Augenblick eine solche Streitkraft dem Mutterlandezu entziehen, wäre recht gefährlich und derjenige, welcher sichdazu entschlösse, würde eine schwere Verantwortung auf sich laden.Ich werde trachten, erklärte Lyautey, mit wenigen Truppen viel aus-zurichten.Englancl.Liberalismus und Arbeiterpartei.London, 5. Juli.(Eig. Ber.) Wie in dem Berichte vom3. Juli vorausgesagt wurde, haben die Liberalen den Beschlußdes Vorstandes der Arbeiterpartei, alle Mitglieder der Frab"tion während der Nachwahlen in Hanley und Crewe nachdiesen Wahlkreisen zu berufen, um an der Wahlarbeit teil-zunehmen, gleich mit einer Gegenattacke beantwortet. ESwird nun offiziell bekannt gemacht, daß die zweite Lesung derWahlrechtsreformvorlage nächste Woche stattfindensoll. Bei dieser wichtigen Beratung dürfen die Arbeiterver-treter natürlich nicht fehlen und so hat denn die Fraktion denBeschluß des Vorstandes etwas umgeändert. Sie beschloßgestern, sich den Beamten der Partei für die Kämpfe in denbeiden Wahlkreisen ganz zur Verfügung zu stellen. Dasschließt wohl eine Auswanderung en rnasse aus. Wennzwischen den Beamten der Arbeiterpartei und der liberalenPartei Verständigungsversuche gemacht worden sind, scheinendiese zu keinen Ergebnissen geführt zu haben. Die Arbeiter-Partei hat ihre Kandidaten»n beiden Wahlkreisen schon auf-gestellt. In Crewe wird der Organisator der EisenbahnerHolmes kandidieren und sicher die Stimmen der dort zahl-reichen Eisenbahner auf sich vereinen. In Hanley ist wiederein Bergarbeiterkandidat. der Vorsitzende des Bergarbeiter-Verbandes von Nordstaffordshire Finney, aufgestellt war-den. Die Wahl wird bei den vorgeschritteneren Elementen derbritischen Arbeiterbewegung nicht viel Enthusiasmus hervor-rufen. Finney gehört wie der verstorbene Edwards zuden Gewerkschaftern der alten Schule, von den) die liberale„Daily Chronicle", die es gern sehen würde, wenn der Libe-rale in Hanley das Feld räumte, gestern schrieb, daß er zuden gemäßigten, bedächtigen Arbeiterführern aehöre, denendie Liberalen wohl trauen könnten. Man hätte Denken sollen,daß unter den herrschenden Umständen ein radikaler Arbeiter-kandidat mehr am Platz gewesen wäre. Man sprach auch vonRobert Smillie, der jetzt zum Vorsitzenden der Berg-arbeiterföderation avanciert. Doch die Wahl des Kandidatenlag bei den politisch wenig entwickelten Bergarbeitern Nord»staffordshires; die Bergarbeiter zahlen die Wahlunkosten undwer die Musik bezahlt, hat auch ein Recht, das Stück zu hören,daS ibm gefälltNorwegen.Der Fluch de« Wettrüstens.Kristiania,«.Juli. Das St orthing bewilligte heute inUevereinstimmung mit dem Antrage der Militär«»md Budget-kommisston 15 Millionen Kronen für den Bauzweier Panzerschiffe. 900 000 Kronen für die Befestigungder Lofoten.«00 000 Kronen für Brisantgranaten, eine Million fürTorpedos»md 1200000 Kronen für Unterseeboote.Portugal.Konterrevolutionäre Unruhen.Lissabon,«. Juli. In der Nähe von Fase(Distrikt Braga) iste'S in den ländlichen Ortschaften Moreira, Derer und Vinho zumonarchistischen Unruhen gekommen. ES wurde Sturm geläutet.Truppen und Maschinengewehre gingen in einem Sonderzuge vonOporto ab; sie machten aber unterwegs wieder Halt, da die Unruhenbereits unterdrückt waren. Es scheint, daß die Bewegung sich auchauf andere Ortschaften im Norden erstreckt. Es werden zahlreicheVerhaftungen vorgenommen.Amerika«Teddys Kongreß.New Vort, k. Juli.(P. C.) Der Nationalkonvent der vonRoofevelt gegründeten fortschrittlichen Partei sollnunmehr am 10. A u gu st in C h i c a g o zusammentreten. Die De-legiertenwahlen sollen bereits in den nächsten Tagen stattfinden.