Nr. 156. 29. Jahrgang.1. Criliijt des Jim W Kerlim JolltoMZomlug, 7. Juli 1912.Zur flendrrung des Organitations.ftatutes.„Hamburger Echo".Der Mindestbeitrag soll 40 Pf. monatlich oder 10 Pf.tvvchenilich für männliche, 20 Pf. oder L Pf. für weibliche Mitgliederbetragen. Wir muffen gestehen, daß wir diesem Vorschlage mit ge»mischten Gefühlen gegenüberstehen. Gewist ist für eine straff zentra-lisierte Organisation ein einheitlicher Beitrag oder wenigstensMindestbeitrag sehr erwünscht, schon weil er das ganze Rechnungs-Wesen vereinfacht.... Wenn darauf hingewiesen wird,dast die Gewerkschaften unter der Beitragserhöhung nicht ge-litten, sondern im Gegenteil sich an Mitgliederzahl verstärkthätten, so liegt das eben an der Werbekraft höherer Gegen-Icistungen. Von der Partei kann und wird niemand Gegenleistungendieser Art erwarten. Was der einzelne an Beiträgen ihr zuführt,das tut er bewuht für einen idealen Zweck. Nun liegt es aber aufder Hand, dast Ausgaben für, wir möchten sagen: eine Versicherunghöherer Art leichter gemacht und leichter erhöht werden, als zurFörderung von Bestrebungen, deren Resultate sich keineSlvegs un-mittelbar in Mark und Pfennig umrechnen lassen. Dazu kommt,dast auf die Leistungsfähigkeit der einzelnen Rücksicht genommenwerden inust; die Lohnhöhe, also das Arbeitereinkommen, ist nachden Gegenden sehr verschieden. Nun ist allerdings kein Normal-beitrag, sondern ein Mindest beitrag vorgesehen. Ob aber die vor-gesehene Höhe richtig gewählt ist, wagen wir nicht zu beurteilen.Die Vertretung der Fraktion auf den Partei-tagen durch eine Abordnung an Stelle der jetzt möglichenvollzähligen Anwesenheit ist die zweite wichtige Aenderung, die dieVorlage bringt. Wir sind allerdings der Meinung, dast dieserVorschlag angenommen werden sollte, wobei wir jedoch keinGewicht daraus legen, ob die Abordnung nun gerade ein Drittel derFraktionsmitgliederzahl stark sein soll; mit einem Viertel oder einemSechstel wären wir auch einverstanden. Das wesentliche für uns ist,dast die Fraktion nicht den unbedingt beherrschenden Einfluß auf demParteitag übt.Ueber die Kopfzahl der letzten Parteitage darf nicht mehrhinausgegangen werden, wenn gegenseitiges genaues Verstehen unddamit fruchtbringende Diskussion möglich sein soll. Bei dieser Kopf-zahl machen aber hundertzehn Reichstagsabgeordnete ein Viertel,wenn nicht ein Drittel aus. Ihr Einfluß ist aber ein weit höherer,als»ach dem zahlenmäßigen Verhältnis erscheint? um nur eines zuerwähnen: sie sind mit allen Schikanen der Geschäftsordnung selbst-verständlich viel besser vertraut als die meisten Delegierten, wissendemgemäß alle Möglichkeiten auszunutzen und können ihre Meinungnachdrücklichst zur Geltung bringen. Dazu kommt dann noch einerklärlicher, aber dem anderen Teil des Parteitages sich oft un-angenehm bemerkbar machender Korpsgeist. Das alles möchte nunnicht gar viel zu bedeuten haben, wenn es sich nicht nach einer be-stimniten Richtung hin besonders bemerkbar machte? wir meinen dieTendenz, die parlamentarische Wirksamkeit allzu sehr in den Mittel-punkt des Parteilebens zu stellen und alles andere mit weniger Auf-merksamkeit zu betrachten.Ueber den Parteiausschuß schreibt das Hamburger Blattunter anderem:Wenn man sich erinnert, von welcher Seite der Gedanke eines„Reichsausschusses" als Gegengewicht gegen den Parteivorstand zuerstgeäußert wurde, könnte man allerdings zur runden Ablehnungkommen. Ein Ausschuß, dessen einzelne Mitglieder sozusagen aufregionale Eigenbrödeleien verpflichtet wären, die von Landes- oderBezirksvorständen„instruiert" wären, etwa wie die Gesandten beimweiland Frankfurter Bundestag, die in der Hemmung jedes Fort-schreitens ihre Aufgabe, in der Obstruktion und�in Veto das zweckdienliche Mittel sehen würden, ein solcher Ausschuß wäre ein Un-glück. Glücklicherweise ist er aber außer dem Bereich der Möglichkeit.Nach� dem Wortlaut der Vorlage soll der Parteiausschußentscheiden„gemeinsam mit dem Parteivorstand über wichtige,die Gesamtpartei berührende politische Fragen, über die Ein-richtung zentraler Parteiinstitutionen, die die Partei finanziell dauernderheblich belasten, sowie über die Festsetzung der Tagesordnung desParteitags und die Bestellung der Referenten". Der Ausschuß hatalso innerhalb seines Wirkungskreises die Entscheidung, unddaS zwingt seine Mitglieder ohne weiteres, für die Durch-f ü h r u n g des Beschlossenen zu sorgen, gleichviel ob der scinzelnedafür oder dagegen war. Die Pflicht der Entscheidungläßt aber auch keine dilatorische Behandlung, keine VerschleppungS-tailik zu? und ein Veto, einen Einspruch gibt es nicht. So wirdalso der Ausschuß nicht zentrifugal wirken, nicht den Föderalismuskleines feuilleton.Die Ausrottung der Tierwelt. Auf dem unlängst abgehalteneninternationalen Kongreß für Heimatsschutz wurde von mehrerenKeimern der Tropenwelt darauf hingewiesen, daß die prachtvollen,nur auf Neu-Guinea und. den umgebenden Inseln heimischenParadiesvögel einer schnellen Ausrottung entgegengehen. Die Wissen-schast hat viel Scharfsinn aufgewandt, um die Ursachen des Unter-ganges der Riesengeschlechter der Vorzeit aufzuhellen, des Jchthyo-saurus, des Tfiplodecus, der Mammulsippe und zahlloser anderer.Was aber der Mensch nur in den kurzen Jahrhunderten der neuzeitlichenKultur vernichtet hat, wird schweigend vergessen. Und die Reihe ist dochrecht lang. Wie Prof. Dr. v. Hanstein im„Archiv für Naturgeschichte"mitteilt, ist erst in den letzten Jahrzehnten der prachtvolle schwarz-goldene Mamo oder Sichelschnabel auf Hawai vernichtet worden,aus dessen leuchtenden Federn die in vielen Museen vorhandenenHäuptlingsmäntel gefertigt waren. Die berühmten Riesenvögel vonNeuseeland, die bis 14 Fuß hohen Meas, hat wohl nur einWeißer je lebend gesehen.„Vouron-Patra. das ist ein großer Vogel, der Eier legt so großwie die des Straußes; er ist auch eine Strausteuart. Er sucht diewüstesten Orte auf", erzählt in seinen, Verwaltnngsbericht vomFahre 1658 Eticnne Flacourt, der Statthalter von Madagaskar. ESwar der an fünf Meter hohe Madagaskarstrauß Aepyeruis. der„Vogel Rook" der arabischen Märchen. Heute reisten sich die Museenum ein unversehrtes Ei des Riesenvogels, das an Inhalt 6 Straußen-oder 17 Kasuar- oder 148 Hühnereiern gleichkommt.... Im Jahre1631 Ivard die letzte Dronte ans Mauritius erschlagen, jener merk-würdige flugunfähige Vogel, dessen Gestalt uns aus dem Bilde vonRoelant Savary in Berlin bekannt ist. Heute sind Füße und Kopfeines Exemplars in Oxford, ein Gerippe im Britisch Museum, einBrustbein in Paris. ein Schnabel in Kopenhagen und einSchädel in Prag alles, was die Mordgier der Seefahrerübrig gelassen hat. Der schönfiederige Pallassche Kormoranwurde 1839 zum letztenmal auf den Behringsinseln ge-sehen? der 1803 von einer französischen Expedition entdeckteschwarze Emu der Kängeruhinsel an der Südküste Australiens war20 Jahre später schon ausgerottet; verschwunden aus Deutschlandist längst der dem ägyptischen heiligen Ibis nah verwandteSchopsibis. Und nnt geschichtlicher Genauigkeit steht fest, dast 1844da? letzte Pärchen des Riesenalks auf der Insel Eldey bei Islanderschlagen wurde. Mit den Säugetieren steht es ähnlich. Daszebraähnliche Quagga in Südafrika, das der Boer noch um dieMitte des ifi. Jahrhunderts herdenweise abschoß, um aus den FellenGetreidesäcke zu fertigen, ist heute von der Erde verschwunden. InDeutschland starb der Auerochse zu Ende des 15. Jahrhunderts aus;der letzte Wisent in freier Wildbahn wurde 1755 zwischen Tilsit undLabia» erlegt.fördern, sondern ihm entgegenarbeiten, weil die billige AuSrede weg-fällt:„Das haben nur die Berliner beschlossen und wir kehrenuns nicht daran". Allerdings sollte der Ausschuß nur eine Art Bei-rat werden, ohne Entscheidungsrecht und Entscheidungspflicht, sowären die Bedenken gerechtfertigt....In Aussicht genommen sind 32 Mitglieder, die alle Vierteljahrregelmäßig, nötigenfalls auch zu anderer Zeit zusammentreten sollen.Gewiß ist die Kopfzahl hoch; mit der Hälfte würde flotter ge-arbeitet werden können. In dieser Hinsicht würden wir eine Aende-rung begrüßen. Ob sie aber möglich ist, und vor allem ob derParteitag ihr zustimmen würde, sei dahingestellt. Jedenfalls soll dieZahl der Mitglieder nicht ausschlaggebend für die Beurteilung derEinrichtung an sich sein. Die Hauptsache ist, daß das Prinzip derVertretung der Gesamtpartei unter billiger Verteilung auf die ein-zelnen Teile gewahrt wird.„Dresdener VolkSzeitnng".... Wir können der Meinung Ausdruck geben, daß die neuenBestimmungen vermutlich wenig Widerspruch in der Partei, sondernfast überall Zustimmung finden werden. Auch wir sind in der Lage,unser Einverständnis mit der Arbeit zu erklären, die die vom vorigenParteitag in Jena gewählte Organisationskommission auf Grund deSvom Parteivorstand vorgelegten Entwurfs geleistet hat..... Jetzt wird von der Organisationskommission der Vor-schlag gemacht, daß in Zukunft die Reichstagsfraktion nurbis zu einem Drittel ihrer Mitgliederzahlauf dem Parteitag vertreten sein soll. Es läßt sich nicht verkennen,daß neue Umstände eingetreten sind, die eine solche Einschränkungals angemessen erscheinen lassen. Unsere Reichstagsfraktion ist auf110 Mann gewachsen und unsere Hoffnung geht dahin, daß sie inZukunft nicht bloß diese Stärke behalten, sondern weiter anwachsensoll. Die Anwesenheit von 100 und mehr Abgeordneten auf demParteitage kann aber nicht mehr als eine Notwendigkeit angeseheniverden. Die Verantwortung, die die Fraktion vor dem Parteitagefür ihre Tätigkeit hat, kann recht wohl von einer geringeren Zahlvon Abgeordneten ausgeübt werden....lieber den Parteiausschuß schreibt unser Dresdener Partei-blatt u. a.:Für einen Parteivorstand, der seinen Sitz in Berlin hat und dermit einer Fülle von Arbeiten beladen ist, wird es stets schwerer,die Verhältnisse im ganzen Reiche zu überblicken und zu berück-sichtigen. Wenn der Parteivorstand größere politische Aktionenplant, so muß er wissen, ob die Genossen überall für die Aktionenvorbereitet sind, ob sie sie billigen oder ob sie andereVorschläge zu machen geneigt sind. Gerade aus diesem Grunde istschon seit Jahren in manchen Parteikreisen der Gedanke besprochenworden, daß durch ständige Fühlungnahme des Parteivorstandes mitführenden Genossen der verschiedenen deutschen Landesteile, durchgemeinsame Beratung über wichtige politische Aktionen die Ein-heitlichkeit und die Schlagfertigkeit der ganzengroßen Parteiarmee vermehrt werden möge. Auchfür das innere Parteileben kann diese Fühlungnahme sehrgute Wirkungen zeitigen. Peinliche Angelegenheiten, wie die Budget-frage, dürften viel besser, ruhiger und zu allgemeiner Befriedigungerledigt werden, wenn den Vertretern einzelner Landcsteile Gelegen-heit gegeben ist» rechtzeitig sich mit den Vertretern aus dem ganzenReiche in interner Beratung zu besprechen und zu verständigen.Wir begrüßen daher den Vorschlag der Organisationskommission,einen derartigen Parteiausschust zu schaffen, mit vollster Sympathie.Auch die Frage, wie der Ausschuß zu bilden ist, erscheint uns glück-lich gelöst. Die Bezirke haben das Vorschlagsrecht und der Partei-tag wählt den Ausschuß. Auf diese Weise bekommt jeder Bezirkwirklich die Vertretung, die er für angemessen hält, und andererseitsist doch der obersten Instanz, dem Parteitag, die letzte Entscheidungüber die Zusammensetzung der Körperschaft vorbehalten, die mit demParteivorstand die Leitung der Gesamtpartei besorgen soll.„BreSlauer Volkswacht".Die weitgehendste Einigkeit zeigte sich noch bei der Beitrags-frage. Die Notwendigkeit, angesichts der stets wachsenden Auf-gaben unserer Organisationen, den Beitrag auf 40 Pf. pro Monatheraufzusetzen, wird allgemein zugegeben. Bedenken äußern aller-dings einige Vertreter schlefischer Kreise, in denen die Lohn- undLebensverhältnisse sehr traurige sind; doch wird sich dieser Wider-sprach vielleicht dadurch beheben lassen, daß man alsTermin für die Beitragserhöhung ein auf längere Zeithinausgeschobenes Datum ansetzt unl> so dem einzelnenMitglieds wie den einzelnen Vereinen Zeit läßt, sich aufdie neuen Verhältnisse einzurichten. In der Presse ist der Wunschgeäußert worden, statt des Monatsbeitrages ganz allgemein einenWochenbeitrag von 10 Pfg. für Männer, 5 Pfg. für FrauenDie Kraftquellen der Natur. Der Bedarf an maschinellerKraft ist im 19. Jahrhundert so enorm gewachsen, daß der Menschsich mit Recht eine Uebersicht über die Möglichkeiten zu verschaffenfucht, die einer weiteren Benutzung der Naturiräfte offen stehen.Die Kohlenlager der Erde reichen wohl noch auf einige Zeit aus,aber es müssen bereits die bedenklichsten Folgen entstehen, wenndie Länder, die heute in der Industrie die höchste Blüte erreichthaben, an Kohlcnmangel zu leiden beginnen. Mit den Wasser-kräften der Erde läßt sich auch nicht weit rechnen, wenigstens imHinblick auf die des fließenden Wassers der Festländer nicht. Eineandere Frage wäre es, ob es gelingen wird, auch die Kräfte desMeeres in den Dienst des Menschen zu zwingen. Namentlichdie Ausnutzung von Ebbe und Flut würde erhebliche Aussichtenbieten. Nach der Theorie müßte es möglich sein, bei einer Flut-höhe von 6 Metern eine Kraft von etwa 670 Pferdestärken aufeinen Quadratkilometer zu gewinnen. Die bisherigen Versucheaber haben ergeben, daß man wahrscheinlich nicht mehr als einDrittel dieser Kraft wirklich zur Verwertung bringen kann. Ander Ausnutznung des Windes hat man seit langem gearbeitet, aberder einzige Fall, in dem sie wirklich lange Zeit in Uebung gewesenist, kommt jetzt fast gar nicht mehr in Betracht, nämlich derGebrauch zum Treiben von Schiffen. Die Windkraft kann ebenin dieser Hinsicht, auch abgesehen von ihrer Unzuverlässigkeit, mitder Dampfkraft nicht entfernt in Wettbewerb treten. Ein Windvon 15 Kilomeer Geschwindigkeit würde etwa 17 QuadratmeterSegelfläche erfordern, um nur eine Pferdestärke zu liefern. Wollteman mit demselben Wind eines der modernen Riesenschiffe treiben,so würde eine Segelfläche von mehr als 1 Million Quadratmeternnötig sein. Daß man jemals noch auf den Wind als bewegendeKraft auf dem Meere zurückgreifen sollte, ist aus diesem undanderen Gründen gänzlich unwahrscheinlich. Namentlich trifft aufden Wind dasselbe zu wie auf die Gezeiten, daß die Kraft nichtregelmäßig wirkt und daher nur dann eine zuverlässige Be-Nutzung ermöglichen würde, wenn sie eine Aufspeicherung untergünstigen Bedingungen erfahren könnte. Unter dieser Voraus-setzung wäre freilich auch damit zu rechnen, daß der Menschkünftig einmal die Kraft der Brandungswellen eines starkenSturmes in nutzbringender Energie verwandeln könnte.Am meisten haben in der letzten Zeit drei Vorschläge vonsich reden gemacht, deren Ausführbarkeit freilich auch noch im weitenFelde zu liegen scheint. Das ist einmal die Ausnutzung derErdwärme durch Schaffung eines tiefen Bohrloches; ein Unter-nehmen, das kein Geringerer als Charles Parsons, der Erfinderder Dampfturbine, empfohlen hat. An zweiter Stelle steht alsein Mittel allerersten Ranges die Ausnutzung der Sonnenstrahlen,die bei klarem Himmel rund 15 000 Pferdestärken auf 1 Hektarergeben würden. Endlich ist von der Verwertung des Radium-Vorrats gesprochen worden; aber in dieser Hinsicht hat einer derhervorragendsten Sachverständigen, William Ramsah, die Hoffnungsehr herabgestimmt, Er schätzt nämlich tzen Aadiumgehalt dereinzuführen. Das wäre zweifellos eine viel günstigere Lösung, dasich die einzelnen Raten bei Resten und dergleichen viel bequemerabteilen und abzahlen lassen, der Groschen als Beitrag überhaupteine viel leichter kursierende Münze ist. Schwierigkeiten könntensich höchstens bei der Einholung durch Hauskassierer ergeben, aberdiese sind an anderen Orten, zum Beispiel in Magdeburg, bequemüberwunden worden. An der Art der Einkassierung braucht weniggeändert werden, und es ist möglich, daß der Wochenbeitrag aufdem Parteitage die Mehrheit findet.Mit der Vertretung der Reichstagsabgeord-n e t e n auf den Parteitagen durch ein Drittel der Fraktion istdas Blatt einverstanden, ebenso mit der Schaffung desParteiausschusses. Gegenüber dem Vorschlage L e d e-b o u r s, einen politischen Beirat für den Parteivorstaud, machtdie„Volkswacht" folgende Bemerkungen:... Immerhin mag es dahingestellt bleiben, ob es nicht viel-leicht praktisch ist, den politischen Richtungsweisern im Vorstande,den Genossen Bebel, Haase, Molke nbuhr undScheidemaun, vielleicht noch die Genossen David undS ü d e k u m anzugliedern, deren scharfer Blick für die Ausnützungpolitischer Situationen allseitig anerkannt ist. Den Parteiausschustaber, der sich bei allen größeren Parteigebilden als nützlich erwiesenhat, den würde man damit nicht überflüssig machen. Es ist nämlichein Märchen, dast es nur auf die größere Beweglichkeit, das schnellereErsoffen einer Situation und einen geringeren Bureaukratismus an-komme, um große Aktionen der Partei durchzuführen. Was dazunötig ist, scheint uns in erster Linie Kenntnis der Stimmung imLande, Sicherheit über die Aktionsfähigkeit der Genossenzu sein.„Fränkische Tagespost".In einer solchen Körperschaft— dem Parteiausschußlassen sich wichtige politische und taktische Fragen gründlicher undsachlicher behandeln als auf Parteitagen, wo es meist an Zeit undRuhe fehlt, diese Dinge eingehend zu erörtern. Ein sachkundigerBeirat der Partei sollte diese Institution werden. Natürlich ist derAusschuß dem Parteitag verantwortlich und hat dem Parteitag überseine Tätigkeit Bericht zu erstatten. Aber diese Institution müßteganz unabhängig von der Verwaltung derParteigeschäfte sein. Für die Verwaltung der Parteigeschäftssind der Parteivorstand und die Kontrollkommission da, letztere hatdie Geschäfte des Parteivorstandcs zu kontrollieren und Be-schwerden gegen den Vorstand zu entscheiden.Und ein weiteres erscheint notwendig: Die politischeLeitung der Partei von den geschäftlichen Sln«gelegenheiten möglich st zu trennen. Die gewerblichenUnternehmungen der Partei, Druckereien, Hausbesitz ustv. habeneinen bedeutenden Umfang angenommen, sie absorbieren zum großenTeil die Arbeitskräfte des Parleivorstandcs. Da braucht man eineneue Maschine, dort ist eine Hypothek zu beschaffe», hier wird einUmbau unternommen oder ein Grundstück angekauft usw. Ueberallmuß der Parteivorstand dabei sein, eine umfangreiche Korrespon-denz erwächst, Reisen sind notwendig, der Parteivorstand mußdiesen Unternehmungen seine größte Aufmerksamkeit zuwenden, ermuß überall mit Rat und Tat beistehen, denn Verluste sollen ver-mieden werden, die Geschäfte sollen prosperieren. Es ist ganz selbst«verständlich, dast darunter die politische Aufgabe des Parteivorstandcsleiden muß. Mitunter hört man die Klage: der Parteivorstandhabe keine Initiative, dies und jenes sei versäumt worden. Ab-gesehen davon, ob die Vorwürfe begründet sind, wo sollen dennParteigenossen, die mit den Sorgen umfangreicher geweiblichcr Be-triebe belastet sind, die Initiative zu allen notwendigen politischenAktionen hernehmen, wie können sie überall und immer vorne dransein, richtunggebend eingreifen, wenn sie meist mit Geschäften zutun haben. Man verlangt da zuviel. In der Regel sind gutePolitiker schlechte Geschäftsleute, gute Geschäftsleute haben nichtimmer eine politische Ader. Politik und Geschäft sollten im Partei-vorstand getrennt werden: eine politische Abteilung, eine Abteilungfür die geschäftliche» Angelegenheiten. Die politische Leitungbraucht nicht aus voll besoldeten Genossen bestehen, die wfahrenstcnParteigenossen, die in Berlin und Umgebung ihren Wolmsitz haben,können gewählt werden. Der Ausschust oder ständige Beirat, wiewir die neue Institution lieber nennen möchten, unterstützt diepolitische Leitung der Partei. Die politische Abteilung könnte aus12 bis 15 Mitgliedern bestehen; da es nicht mehr besoldete Partei-genossen sind, kann man eine größere Zahl für diese Funktion be-stellen.Die geschäftliche Abteilung des Parteivorstandes untersteht derAufsicht der Kontrollkommission, die wie bisher auch die Beschwerdenüber den Parteivorstand zu entscheiden hat. In der politischen Ab-teilung der Parteileitung haben wir als vollbesoldete Parteigenossenganzen Erdkugel auf wenig mehr als 5 Zentner, die ihrer Energienach mit etwa 115 000 Tonnen Kohle gleichzusetzen wären. Dadiese Energie erst im Verlauf von 350 Jahren entwickelt werdenkönnte, so würde die gesamte Radiummenge fim Jahr nur 323Tonnen Kohle oder 50 Pferdestärken ergeben. Das Radium würdealso in dieser Zukunftsmusik keine Hauptstimme übernehmenkönnen.StationerS Hall. Stationers Hall, die Londoner Büchhändler-börse, hat mit dem 1. Juli dieses Jahres aufgehört zu existieren,wenigstens als das, was sie bisher gewesen ist, als die Stelle beider jedes in England erschienene Buch eingetragen werden mußte,um des gesetzlichen Schutzes zu genießen. Durch ein neues Ur-hcberschutzgesetz ist jetzt in England jedes Werk, das dort erscheint,automatisch bis 50 Jahre nach dem Tode des Autors geschützt.Die ragende Halle, die durch das neue Gesetz vollständigihren welthistorischen Wert verliert, liegt an der Ave-Maria-Laneim Schatten der St. Pauls Cathedra!. Bereits 1553 war die ur-sprüngliche Buchhändlerbörs« gebaut und stand damals in CJljcapsidein der Milchstraße. Ein recht bezeichnender Name, da Stern beiStern in ihr erschien. Im Jahre 1611 wurde das Gebäude ander jetzigen Stelle gekauft, aber schon 1666 wurde es durch Feuerzerstört und das heutige 1670 errichtet.240 Jahre lang wurde die Buchhändlerbörse für die berschie-densten Zwecke benutzt, sogar Gottesdienst wurde darin abgehaltenim Jahre 1677; Lotterieziehungen fanden daselbst statt, sie warder Schauplatz eines musikalischen Festes, für das Dryden eineOde schrieb und im Jahre 1745 wurde sie der Aerztcgescllschaftvermietet, allerdings unter der Bedingung, daß keine Obduktionendarin stattfänden. An der Westseite des Gebäudes ist ein kleinererGarten, in dem feierlich ketzerische Schriften verbrannt wurden,die von den kirchlichen Behörden auf den Index gesetzt waren.Der Silberschatz der Buchhändlergcsellschaft, der in der Börseaufgestellt ist, est weit berühmt. Er ist zusammengebracht durch diemerkwürdige Sitte, daß jeder Vorsteher, wenn er sein Amt verließ,ein Stück zu diesem Schatz, von mindestens 14 Unzen Gewicht,stiften mußte. Viel davon ist bei dem großen Brande zerstörtworden, und die ältesten Stücke der gegenwärtigen Sammlungstammen hauptsächlich aus der Periode Karls I. und Karls II.Der intereffanteste Besitz ist natürlich das Register der einge-tragenen Wsrke. Dieses zeigt, daß u. a. Shakespeare seine Stückedort eintragen ließ.Das Heuficbcr wird, wie Dr. Fürst in der„Umschau" aus-führt, in Europa durch einen in den Pollen von Gräsern enthaltenenEiweißstoff hervorgerufen, ebenso der in Nordamerika vorkonimendeHerbstkatarrh durch Eiweiß aus den Pollen von zwei Pflanzen-arten. Die Giftstoffe der Pollenarten scheinen nicht miteinanderverwandt zu sein, sondern stellen offenbar selbständige Toxine(Giftkörpcr) dar. Diese Giftstoffe wirken unabhängig von Wärmeund Wetten auch außerhalb, der kritischen Jahreszeit, von der