Gewerkfcbaftlicbeö. Die Solinger©ewerkrd�aftsftrcitighdten haben sich seit mehreren Monaten wieder in bedauerlicher Weise zugespitzt. Schließlich hatte sich die„Arbeiterstimme", die lange Zeit hindurch bemüht war, strikte Neutralität zu üben, gezwungen gesehen, Stellung zu nehmen gegen die Führer des Jndustriearoeiter-Verbandes. Das sahen diese als schweren Neutralitätsbruch an und erhoben bei der Preß- kommission Beschwerde. Die Preßkommission stellte sich in- dessen auf die Seite der„Arbeiterstimme". Auch die Partei sah sich genötigt, zu dem Zwist Stellung zu nehmen; sie billigte das Verhalten der Parteipresse. Daraufhin forderten die Führer des Jndustriearbeiter-Verbandes ihre Mitglieder auf, die„Arbeiterstimme" abzubestellen, gleichzeitig ventilierten sie den Plan, den von ihr wöchentlich einmal herausgegebenen „Stahlwarenarbeiter" mehrmals erscheinen zu lassen. Außer- dem wandten sie sich beschwerdeführend an den Parteivorstand, weil nach ihrer Meinung die„Arbeiterstimme" unter Billi- gung der Solinger Parteiinstanzen einen Parteitags- beschluß gebrochen hätte. Sie stützten sich auf folgende Tatsache: In dem Bericht des Parteworstandes an den Leip- izger Parteitag war von resultatlos verlaufenen VerHand- lungen in Solingen Mitteilung gemacht worden: „Die Differenzen wurzeln in den gang eigenartigen und sehr komplizierten Verhältnissen der Solinger Stahlwarenindu- strie und drehen sich fast ausschließlich um die Frage der zweck- mäßigsten Form der gewerkschaftlichen Organisation." Es war dann weiter erwähnt worden, daß innerhalb der Partei beide Teile doch„im großen und ganzen verträglich nebeneinander arbeiten." Und nun folgte der Satz, auf den sich jetzt die Führer des Jndustriearbeiter-Verbandes stützen: „Der Parteivorstand empfiehlt daher, die Entscheidung in dieser Streitfrage der weiteren EntWickelung zu überlassen." In diesem Satze wollten sie einen Parteitagsbeschluß sehen, der die„Arbeiterstimme" zur Neutralität verpflichte, aber mißachtet worden sei. Der Parteivorstand schickte zu- nächst den Genossen E b e r t nach Solingen , damit er mit den in Betracht kommenden Vorständen aller Organisationen be- spreche, was am zweckmäßigsten zu tun sei. um die hochgehen- den Wogen wieder zu glätten. Die Folge der Aussprache war eine neue Konferenz in Solingen , an der die Vorstände der Partei, des Metallarbeiter-Verbandes und des Industrie- arbeiter-Verbandes, die Genossen Braun und Müller vom Parteivorstand, Genosse Silberschmidt als Ver- treter der Generalkommission der Gewerkschaften, sowie Gs- nosse Haberland- Elknwfeld als Mitglied des nieder- rheinischen Agitationskomitees teilnahmen. Die Verhand- lungen führten nicht zu einer Einigung, konnten vielmehr dem Parteivorstand nur zur Information dienen in bezug auf die Beantwortung der vorerwähnten Beschwerde des In- dustriearbeiter-Verbandes. Diese Antwort lautet in ihren wichtigsten Partien wie folgt: „Gegen die Redaktion der„Bergischen Arbeiter- st i m m e" kann der Vorwurf, einen Parteitagsbeschluß ubertreten zu haben, und gegen die Preßkommission und den Sozialdemokratischen Verein zu Solingen kann der Vorwurf, einen solchen Disziplinbruch ae- billigt zu haben, nicht zu Recht erhoben werden. Dem im Bericht des Parteivorsiandes an den Leipziger Parteitag 190g sSeite 18 des Protokolls) wiedergegebenen Satz: „Der Parteivorstand empfiehlt daher, die Entschei- ' dung in dieser Frage lder Solinger GewerkschaftSdifserenzen) der weiteren Entwickelun-g zu überlassen", wurde vom Parteitage nicht widersprochen, und er dürste damit für die weitere Behandlung der Solinger GewerkschaftSverhält- nisse als Richtlinie angesehen werden. Ein Abweichen von dieser Richtlinie kann aber nicht dem Bruch eines ausdrücklichen Par- teitagsbeschluffes gleichgestellt und deshalb nicht als Disziplin- bruch angesprochen werden. Die Solinger Parteiinstanzen haben sich jahrelang be� müht, in Anerkennung der in dem Vorstandsbericht an den Leipziger Parteitag gegebenen Richtlinien die Erörterung der Gewerkschafts st reitigkeiten aus ihrem Parteiblatte fernzuhalten. Die Praxis hat jedoch ergeben, daß das Parteiblatt diese Differenzen nicht vollständigignorieren konnte, nachdem dieselben eige EntWickelung genommen hatten, die jeder klassenbewußte Arbeiter aufrichtig bedauern mutz.... Es ist tief bedauerlich, daß aus der Stellungnahme der„Bergischen Arbeiterstimme" zu diesen Auseinandersetzungen sich eine unerquicklich«, die Gesamt- arbeiterbewegung schädigende Diskussion zchiischen dem„Stahl- Warenarbeiter" und der„Bergischen Arbeiterstimme" entwickelt hat. In dieser Diskussion sind auf beiden Seiten Fehler gemacht worden, wenn auch die schwere Entgleisung in Nr. 88 der„Bergischen Arbeiter st imme" in keiner Weise die fortdauernd persönlich gehässige Schreibweise rechtfertigen kann, deren sich der „Stahlwarenarbeiter" �seit April d. I. bis jetzt bediente. Der Parteivorstand macht allen Parteigenossen zur Pflicht, diese Art der Polemik zu unterlassen. Es mutz der„Bergischen Arbeiterstimme" selbstverständlich frei stehen, durch sachliche Artikel aufklärend im Sinne der Zentralisationsbestrebungen der Gewerk- s ch a f t e n zu wirken. Zur Erörterung der Streitigkeiten zwi- schen dem Metallarbeiterverband und dem Industriearbeiter- verband sind in er st er Linie die Organe der beiden Gewerkschaften berufen. Nehmen die Differenzen zwischen dem Metallarbeiterverband und dem Jndustriearbeiterverband einen solchen Charakter an, daß ihre Erörterung in der„Arbeiter- stimme" sich als notwendig erweist, so hat aus den Artikeln und den Berichten der.Bergischen Arbeiterstimme" a I l e S herauszubleiben, das geeignet ist, persönlich her- absetzend zu wirken. Derselbe Grundsatz mutz selbstverständlich auch für den.Stahlwaren- a r b e i t e r" g e l t.e n. Bei den komplizierten Verhältnissen in der Solinger In» dustrie müssen alle Parteigenossen, soviel in ihren Kräften steht, dazu beitragen, datz der im Interesse der Arbeiter dringend wünschenswerten Annäherung der beiden Verbände keine künstlichen Schwierigkeiten gemacht werden." Dieser Solinger Zwist ist um so bedauerlicher, weil in beiden Lagern tüchtige und bewährte Genossen stehen. Was könnte für die Partei und für die Arbeiter gerade in Solingen erreicht werden, wenn die Genossen ihre Kräfte nicht vergeuden wollten im Bruderkanipfe! Je schneller sie zu einer Einigung kommen, um so besser für alle Teile. Detitfches Reich. Friede in der Hannoverschen Metallindustrie. In der Hannoverschen Metallindustrie ist gestern nach beinahe dreinwnatigem Kampfe wieder Frieden eingetreten. Nachdem be- «etK vorgestern die in christlichen Gewerkschaften organisierten Ar- deiter die neuen Vorschläge der Unternehmer angenommen und vorgestern die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine die Arbeit wieder aufgenommen hatten, haben auch die im Deutschen Metallarbeiter- verband organisierter Arbeiter in zehn Versammlungen in geheim« verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil verantw�" toftömmteg mit 8798 gegen 9888 Stimm«« bte Bedingungen der Unternehmer angenommen. Die EinigungSkommissio» tritt heute früh nochmal» zusammen, um über die Wiederaufnahme der Arbeit die letzte» Vereinbarungen zu treffen. Da» Angebot der Unter- nehmer besteht in S7stündiger Arbeitszeit, die vom 1. Juli 1913 auf SS� Stunden herabgesetzt werden soll, und in einer Lohn- erhöhung von drei Pfennig pro Stunde. Fabrikarbeiterstreik. Bei der Weltfirma Joh. Gottl. HauSwaldt in Magde - bürg sind die Arbeiter der Zichorienfabriken in den Ausstand ge- treten. SS streiken 272 Arbeiter und Arbeiterinnen. Die Arbeiter forderten eine Lohnerhöhung und andere Verbesserungen der Ar- beitSbedingungen; dio� Firma verhielt sich jedoch ablehnend und stellte nur für den 1. Januar 1913 eine Lohnzulage in Aussicht. deren Höhe sie aber nicht einmal angab. In der vergangenen Woche legte schon eine Anzahl jugendlicher Arbeiter die Arbeit nieder, was die Firma veranlasste, den Jugendlichen geringe Zu- gcsiändnisse zu machen. Als dessen ungeachtet die Jugendlichen die Arbeit nicht wieder aufnahmen, drohte die Firma damit, die Zu- geständnisse wieder rückgängig machen zu wollen. Dies und der Umstand, datz sie der übrigen Arbeiterschaft keine Geneigtheit zu einem Entgegenkommen zeigte, gab den äusseren Anlatz zu dem allgemeinen Streik in den Zichorienfabriken. Die übrigen Be- triebszweige der weltbekannten Firma sind von dem Streik vorder- Hand nicht berührt,_ HueUnck. Generalstreik in Zürich . Berlin , 11. Juli. (Privattelegramm des„Vorwärts".) Als Protest gegen fortgesetzte Ausweisung streikender Maler und Schlosser und gegen die Provokationen durch Streik- breche?, Polizei und Regierung beschloß die Arbeiterschaft Zürichs , für Freitag einen vierundzwanzigstündige» General- streik zu proklamieren._ Zur Beilegung von Arbeitsstreitigkeiten in Norwegen . Dem norwegischen Storthing liegt gegenwärtig ein von der Regierung eingebrachter Gesetzentwurf vor, der zur Einführung eines SchlichtunaS- und Schiedsgerichtsverfahrens bei Streitig- leiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern dienen soll. Zur Behandlung von Konflikten über die Auslegung und Anwendung geltender Tarifvertrage soll ein besonderer Gerichtshof, das Arbeitsgericht, geschaffen werden, zusammengesetzt aus einem Vorsitzenden, der die Qualitäten eines Richters am Höchsten Gericht haben mutz, und vier Beisitzern, die je zwei von der Landesorganisation der Gewerkschaften und von der Norwegischen Arbeitgebervereinigung ausersehen werden. Das Arbeitsgericht soll die Kompetenzen der ordentlichen Gerichte erhalten, kann also Zeugen vernehmen und rechtsgültige Urteile sprechen. Seine Eni- scheioungen sind in der Regel endgültig, jedoch ist bei Abweisung einer Klage Berufung an das Höchste Gericht zulässig. Bei Konflikten über die Neuregelung von Lohn, und Arbeits- Verhältnissen sollen die Parteien die Sache einem Schlichtung»- rat überweisen, der sich aus einem fest anzustellenden Schlichtung»- mann und zwei Beisitzern zusammensetzt, die vom Vorsitzenden auf Vorschlag der Parteien ernannt werden. Das Lcnid soll in fünf Schlichtungskreise geteilt werden mit je einem SchlichtungS- mann. Der Schlichtungsrat hat sorgfältig alle Auskünfte einzu- holen, die für die zweckmäßige Lösung der Streitsragen erforder- lich sind. Wird innerhalb 14 Tagen eine Einigung nicht erzielt, so können die Parteien die Einstellung deS Schlichtungsverfahrens verlangen. Versäumen die Parteien es, einen Konflikt dem SchlichtungSrat zu überweisen, so kann dies durch das Ministerium des Innern geschehen." Außerdem ist in dem Entwurf noch die Errichtung eine? Schiedsgerichts vorgesehen, bestehend aus dem Vorsitzenden deS Arbeitsgerichtes und vier Beisitzern, und zwar zwei von jeder Partei ausersehene. Die Urteile dieses Schiedsgerichts dürfen nicht länger gelten als drei Jahre, es sei denn, datz die Parteien sich mit einer längeren Gültigkeit einverstanden erklären. Ein Konflikt über die Auslegung oder Anwendung eines Tarii. Vertrages darf nach dem Gesetzentwurf überhaupt nicht zum Streik oder zur Aussperrung führen, und ein Konflikt über Neuregelung von Lohn- und Arbeitsverhältnissen mutz immer erst daS Schlich- tungsverfahren durchgemacht haben, ehe es zum Streik oder zur Aussperrung kommen darf. Für die Uebertretung dieser Bestim- mungen sind Geldstrafen vorgesehen, die für die Arbeitgeber im Wiederholungsfalle bis zu 50 000 Kronen betragen können. Bruch eines Tarifvertrages kann nach deni Entwurf mit bis zu 30 Kronen pro Mitglied der Arbeiterorganisationen, und bis zu 39 999 Kronen pro Mitglieder der Arbeitgeberorganisationen bestraft werden. Die Organisationen beider Parteien werden haftbar gemacht für die Geldstrafen, die ihre Mitglieder sich zuziehen. Auf die im Dienste des Staates oder der Kommunen fest an- gestellten Arbeiter soll das Gesetz keine Anwendung finden. Der Gesetzentwurf hat in der Arbeiterschaft starken Wider- spruch hervorgerufen. Die Landesorganisation der norwegischen Gewerkschaften hielt kürzlich in Kristiania eine Repräsentant- schastsversammlung ab, um Stellung zu der Angelegenheit zu nehmen, und hat nun an das Storthing das Ersuchen gerichtet, die Behandlung des Gesetzentwurses auf jeden Fall um ein Jahr hinauszuschieben, damit die Arbeiterorganisationen im ganzen Lande erst gründlich darüber beraten und ihr Gutachten dazu ab- geben können. Die Landesorganisation ist der Meinung, datz es mit einer solchen Gesetzgebung nicht so grosse Eile hat, da in den letzten Jahren in Norwegen kein Kampf zwischen den organisierten Arbeitern und Arbeitgebern ausgebrochen ist, ohne datz nicht vor- her Verhandlungen stattgefunden bätten. Wenn es dennoch zu grossen Kämpfen kam, so war der Grund der, datz die Interessen- gegensätze sich nicht auf friedlichem Wege aus der Welt schaffen ließen. Es ist anzunehmen, datz man auch in Zukunft immer erst verhandeln wird, auch ohne datz ein Gesetz es vorschreibt. Gleich- zeitig macht die Landesorganisation darauf aufmerksam, datz, wenn der Staat in solcher Weise in die Verhältnisse zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eingreifen wolle, auch die Frage der Ver- einigungsfreiheit mit behandelt, also ein gesetzlicher Schutz des Koalitionsrechtes geschaffen werden müsse. Im allgemeinen sei der Gesetzentwurf nicht zufriedenstellend, und man könne dasselbe Re- sultat durch einfachere Institutionen erzielen, wie sie zum Beispiel in Dänemark und in Schweden bestehen, wo der Schlichtungsbeamte nur bei umfassenden Konflikten eingreift. Ob der Entwurf noch in dieser Storthingssession zur VerHand. lung kommen wird, ist noch zweifelhaft. Das Sozialkomitee hat einen Antrag auf Vertagung der Angelegenheit vorläufig abgelehnt, jedoch erklärte der Komiteevorsitzende, der den Ausschlag gab, datz er nur dann für die Behandlung des Entwurfs sei, wenn die Storthingssession dadurch nicht verlängert werde. Der Scemannsstreik greift über nach Algier . Nach einer stürmischen Versammlung beschlossen die Seeleute in Algier , sich mit den ausständigen Besatzungsmannschaften der Hafenschlepper solidarisch zu erklären. Nach der Versammlung be- gaben sich die Seeleute auf die Kais und veranlassten dort die Ar- beitswilligen, sich ihnen anzuschließen. Die Lage wird hier als sehr ernst angesehen. )Zus cler frauenbeweAimg. Der freie Sonnabendnachmittag für die Textilindustrie. Die von den Unternehmern der Textilindustrie während der Krise der letzten Jahre den Arbeitern aufgezwungene Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit hat namentlich den Arbeiterinnen LH. Glocke. Berl'n. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u VerlagSanstalt� de» Wert de» freie» Sannadeudimissmltiag» ftrm Bewntztfein gebracht. ES ist m verschiedene» Orte» schon üblich geworden, daß die verheirateten Arbeiterinnen am Sonnabend nach der Mittags- pause nicht mehr in die Betriebe gehen. Die Unternehmer, ver- mutlich in der Erkenntnis, dagegen machtlos zu sein, lassen die Arbeiterinnen gewähren. So hat sich bei vielen Arbeiterinnen der freie Sonnabendnachmittag durch Selbsthilfe eingeführt, die dadurch erst zu einer wirklichen Sonntagsruhe kommen, datz sie den größten Teil ihrer notwendigen Hausarbeiten bereits am Sonnabend erledigen können. Datz die Arbeiterschaft der Frei- gäbe des Sonnabendnachmittags das regste Interesse entgegenbringt. geht daraus hervor, datz die Forderung bei den Lohnbewegungen der letzten Zeit immer häufiger erhoben wurde. Die Freigabe des Sonnabendnachmittags wäre auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten für die Industrie einzuführen, sofern die Unternehmer den Wünschen der Arbeiterschaft und den Bedürf- nissen der Arbeiterinnen nur einiges Verständnis entgegenbringen würden. Denn die Produktivität der Betriebe würde keine Ein- büße, sondern eine Steigerung erfahren. Die für die Arbeiter- schast sich ergebenden Vorteile wären eine Herabminderung der Unfallgefahren, eine längere Erhaltung der Arbeitskrast, Zeit- gewinn für daS Familienleben und für die Betätigung in der Arbeiterbewegung, die auch für die Arbeiterinnen immer not- wendiger wird, wenn sie sich mit Erfolg gegen die kapitalistische Ausbeutung wehren wollen, wenn sie nicht nur Arbeiterinnen, sondern auch Frauen und Mütter sein wollen. Der letzte Verbandstag der Textilarbeiter forderte deshalb für die gesamte�trbeiterschast der Textilindustrie den freien Sonn- abend nach m ittckgi Der Arbeitsschlutz soll in allen Betrieben ein- heitlich am Sonnabendmittag um 12 Uhr, die Lohnzahlung am Freitag erfolgen. Für die Arbeiterinnen soll die Freigabe des Sonnabendnachmittags von der Gesetzgebung gefordert werden. Das Interesse der Arbeiterinnen an dieser Forderung ist ein so großes, datz jede Arbeiterin zur Agitatorin für diese Forderung werden mutz. Der Textilarbeiterverband, der mit seiner größten Zahl weiblicher Mitglieder die Forderungen nach kürzerer Arbeits- zeit immer energisch vertreten hat, wird auch die Freigabe des Sonnabendnachmittags erreichen. Und nicht an der Arbeiterschaft wird es liegen, wenn diese für ste so wichtige Forderung nicht friedlich erfüllt werden sollte. Sache der Textilarbeiterinnen ist es, nun alles daranzusetzen, die Zahl der weiblichen Mitglieder im Verband noch mehr als bisher zu stärken, um eventuellen Kämpfen für diese Forderung gewachsen zu sein. Die Erhaltung der Ge, sundheit und Arbeitskraft der Arbeiterschaft, besonder» der über- bürdeten Arbeiterfrauen, das durch die Arbeit von Mann und Frau zerrüttete Familienleben der Textilarbeiter erheischt gebieterisch die Freigabe des Sonnabendnachmittags. Datz durch die Freigabe des Sonnabendnachmittags die Forde- rung nach weiterer Verkürzung der täglichen Arbeitszeit nicht zurückgedrängt werden darf, ist selbstverständlich. Der freie Sonn- abendnachmittag nur als nächste erreichbare Etappe zur weitereu Verkürzung der Arbeitszeit betrachtet, ist geeignet, bei den Ar- beiterinnen den Wunsch nach einer weiteren Verkürzung der täg. lichcn Arbeitszeit rege werden zu lassen. Ueber den jetzigen Umfang des freien Sonnabendnachmittagd berichtete Martha Hoppe auf dem genannten Kongretz:£ine_ftch auf 6451 Betriebe mit 529 045 Personen erstreckende Umfragt über den Schluß der Betriebe an Sonnabenden ergab, datz, wenn der Betriebsschluß am Sonnabend um 2 Uhr nachmittags al»»freier Nachmittag" bezeichnet wird, in 48 Orten 58 999 Personen in 393 Betrieben den freien Sonnabendnachmittag schon haben. Da Arbeiterinnen an den Sonnabenden nicht langer als bis 5 Uhr im Betriebe verbleiben dürfen, ist es bemerkenswert, datz nur in 498 Betrieben mit 52 435 Personen noch bis um 5 Uhr gearbeitet wird, in 2533 Betrieben mit 259 395 Personen aber schon früher als 5 Uhr Arbeitsschlutz ist. In 225 Betrieben haben 35 999 Per- sonen Sonnabends um 12. 12J4 und 1 Uhr Feierabend. Ueber 24 999 Arbeiterinnen wurde berichtet, datz sie eine halbe bis 2 Stunden früher aufhören als die Männer. Nach der letzten Be- triebSzählung von 1997 umfaßt die Textilindustrie 161 218 Betriebe mit 1 988 289 beschäftigten Personen, darunter 52 Proz. weibliche. ES ist also nur ein kleiner Teil der Betriebe und etwa die Hälfte der beschäftigten Personen durch die Umfrage erfaßt. Versammlungen— Veranstaltungen. Friedenau . Der von den Genossinnen im Frauenleseabenb be» schlossene Ausflug nach Zehlendorf fällt auS. ES wird gebeten, sich dem FomilienauSfluge des BildungS- und Jugendausschusses (Steglitz-Friedenau ) nach Schildhorn anzuschließen. Treffpunlt: Sonntag, den 14. Juli, vormittags'/tiO Uhr, Steglitz , Ecke der Grunewald - und Kleiststraße. Lichtenderg. Der Leseabend fällt diesen Monat au«.— Sonn- tag, den 14. Juli, findet ein Ausflug nach Bamnschulenweg (Königsheide) statt. Treffpunkt bis 4 Uhr in Speers Festsälen, Baumschulenstraße. Daselbst Kaffeelochen. Fahrgeld hin und zurück 29 Pf. Berern für Frauen und Mädchen der Urteiterklasse. Mittwoch, den 17. d. Mt«.. Dampferpartie nach Krampenburg. Abfahrt Punkt 2 Uhr: Waisenbrncke(Kahnt u. Hertzer). Letzt* Nachrichten. Annahme des Protektoratsvertrages im französischen Senat. Paris , 11. Juli. (W. T. B.) Im Laufe der Debatte über den Protektoratsvertrag über Marokko erklärte Mi- nisterpräsident P o i n c a r e, jeder begreife, datz eS unmöglich sei, eine andere Nation in Marokko sich festsetzen zu lassen. Die Lösung der Frage der Schutzgenossen hänge von den internationalen Ad- machungen ab, es müsse also die Konvention von Madrid sobald als möglich einer Revision unterzogen werden. Der Minister- Präsident fugte hinzu, die Verhandlungen mit Spanien seien erheblich vorwärtsgekommen und nähmen einen zufrieden- stellenden Fortgang. Im Falle Muley Hafid abdanke, fei sein Sohn und Nachfolger verpflichtet, den Vertrag durchzu- führe n. Ministerpräsident Poincare lobte_ sodann General Lyautey und erinnerte an die glückliche Aktion des Generals G o u r a u d. Die Regierung habe Lyautey nichts verweigert und werde ihm auch nichts verweigern, was er fordere: je mehr Frank- reich zum Frieden entschlossen sei, desto mehr müsse eS eifersüchtig seine militärische Kraft erhalten.(Beifall.) In Marrakesch und im Süden sei man noch nicht mit alles zu Ende. Er verhehle sich nicht, datz das Unternehmen lange dauern werde, aber er rechne auf die Vaterlandsliebe deS Senats.(Beifall.) Nachdem noch einige Redner erklärt hatten, für den Vertrag zu stimmen, wurde die allgemeine Beratung geschlossen und der Protektoratsvertrag angenommen. Der Senat hat den Gesetzentwurf betreffend da» deutsch . französische Abkommen über die Staatsangehörigkeit der Europaer und Eingeborenen in den im Kongo ausgetauschten Ge, bieten angenommen. Aufstand in Portugiesisch-Jndien. Lissabon , 11. Juli. (P. T.) Der Gouverneur von Portugie- sisch-Jndien berichtet über schwere Unruhen in Goa . In der Stadt Satary stürmte die Bevölkerung die Post- und Tele, graphenämter und versuchte, die eingeborenen Truppen zur Re» volle aufzustacheln, was ihnen auch teilweise gelang. Die weißen Truppen blieben treu und lieferten den Rebellen bereits mehrere blutige Schlachten, im Verlaufe deren es auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verwundete gab. Die Kämpfe dauern an. 700 Schafe verbrannt. Schwerin i. Meckl., 11. Juli. (H. B.) Wie jetzt bekannt wird, sind am Dienstag durch Blitzgchlag bei einem heftigen Ge- witter in Wietstock bei Löwitz und beim Rittergut Griebow 799 Schafe umgekommen, da der Blitz in den Ställen gezündet hatte. saulSingerz-Co.,BerlinL>V. Hierzu 2 Beilagen mUnterhaltungSbl�
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