Kr. 160. LS. ZahrMK. 2. Keilme ilks.Awiirls" Knlim AldsdlU ftritu, 12. Jld ffllJ. partci- Hngelegcnbcitcn. Zur Lokalliste! Reinickendorf - Schönholz. Der gelbe„Arbeiterverein der A. E-G-Fabriken Brunnenstrahe'. feiert am Sonnabend, den IS. Juli, ein Sommerfest im„Schiost Schönholz". Dieses Lokal gehört der Berliner Schützengilde! seine Säle werden der organisierten Arbeiterschaft zur Abhaltung von Versammlungen verweigert. Es wird versucht, in den Reihen der Arbeiter für die genannte Veranstaltung Billetts abzusetzen. Wir bitten diese energisch abzulehnen und die Werktreuen Gelben mit ihren Be- schützern im gesperrten„Schlost Schönholz" unter sich zu lassen. Reinickcudorf-Wcst. Sonntag, den 14. Juli feiert der B e- zirkswahlverein in Beyers Festsälen sHartmanns Brauerei), Scharnweberstr. 101/104, sein Sommerfest. Das Programm besteht aus Konzert, Spezialitäten, Kinderbelustigungen und Tanz. Einlatzkarte 2a Pf. Anfang nachmittags 4 Uhr. Das Komitee. . tLilmcrsdorf- Halensee. Der Sozialdemokratische Wahlverein hält Sonnabend, den 13. Juli, im Viktoria- garten, Wilhelmsaue IIS, sein S o m m e r f e st ab. DaS aus Konzert usw. bestehende Vergnügen ist auf das beste arrangiert; es wirken u. a. mit, das Berliner Ulk-Trio, der Wilmersdorfer Männer- chor, der Arbeiter- Nadfahrerverein Vorwärts und Mitglieder der freien Tnrnerschast. Weiter sind Kinderbelustigungen unter Leitung von Kindergärtnerinnen vorgesehen. Groß-Schönebeck-Zerpenschleuse(Bezirk Lichtenberg ). Die im Monat Juni wegen ungünstiger Witterung vertagte öffentliche Volksversammlung findet Sonntag, den 14. Juli, nachmittags 3 Uhr. auf dem Grundstück des Herrn Oskar Stein(Berlin -Prenz - lauer Chaussee) statt. Arbeitersekretär Hildebrand-Berlin spricht über »Die preustische Wahlrechtsfrage". Alt-Glienicke. Sonnabend, den 13. Juli, findet für den Bezirk Ortöieil Falkenberg Zahlabend beim Genossen Sckäfer am Wasserturm statt. Der Borstand. Lichtenrade . Sonnabend, den 13. Juli, abends 8'/z Uhr: Mit- gliederversammlung im Wirtshaus Lichtenrade am Bahnhof. Nicdcrlehme. Sonnabend, den 13. Juli: Generalver- s a m m l u n g. Tagesordnung: Bericht und Neuwahl des Vorstandes. Parteiangelegenheiten. Die Parteigenossen werden ersucht, die Mit- gliedsbücher ihrer Gewerkschaft mitzubringen. Storkow . Der Wahlverein Storkow feiert am Sonnta g den 14. Juli bei Helling in Kummersdorf sein Sommerfest. Da die organisierte Arbeiterschaft von Storkow seit Jahren einen hartnäckigen Kampf um ein freies Lokal führt, werden die Genossen aus der Umgegend gebeten, sich recht zahlreich zu beteiligen. Verlmer I�acbrickren. Der Darlchnsschlvindel steht gegenwärtig wieder in höchster Blüte. Die Ferienzeit und die damit verbundene Reisesaison dient den Geldvermitt lern als Aushängeschild, weshalb in den Inseraten und Pro spekten in allen Variationen das Hohe Lied von der Nerven auffrischung in Wald- und Seekurorten und auf dem Lande gesungen wird. Beim Studium der Angebote von Geld muß man staunen, daß man bisher von so edler Menschenhilfe noch nichts gehört hat. Summen bis zu 20 000 Mark und darüber werden zur Verfügung gestellt, teilweise sogar ohne Zinsen, auch Vermittlergebühren werden vielfach nicht verlangt. Nur 'eine geringe Gebühr für die Einholung einer Auskunst über die Würdigkeit der Geldbedllrftigen ist zu zahlen. Ist diese Gebühr mit 3 bis 20 Mark erlegt worden, dann läßt in 99 von 100 F"llen der Darlehnsvermittler nichts mehr von sich hören. Der Zweck ist erreicht, höchstens gibt eine Postkarte oder sonstige gedruckt vorrätig gehaltene Benachrichtigung darüber Mitteilung, daß die Auskunftei die Gewährung eines Darlehens nicht empfohlen habe, weshalb das Gesuch abge- lehnt werde. Als Deckmantel, der gerichtliche Schritte wirkungslos machen soll, dient meist der Hinweis, daß das Eigentum des Darlehnssuchers— die Möbelausstattung— dem Hauswirt für die noch zu entrichtende Wohnungsmiete haftet. Die Zentrale der Darlehnsschwindler, denen es nur um die Ergatterung der Auskunftsgebühren zu tun ist, ist Berlin . Durch Zeitungsinsßrate werden in der Provinz die Dummen gesucht und in großen Massen gefunden. Das Ge- schüft geht nicht schlecht. In mehreren größeren Provinz- städten sind Filialen errichtet. Tageseinnahmen an Aus- kunftsgebühren von 1000 bis 3000 Mark sind keine Seltenheit, und der Herr Direktor kann es sich leisten, im August oder September auf mehrere Wochen die teuersten Kurorte und Erholungsstätten aufzusuchen. Beelitz . Der Vorstand der Landes-Versicherungsanstalt Berlin sendet uns folgendes Schreiben: Die heutige Nummer des„Vorwärts" bringt einen Artikel über die vom Vorstande erlassenen Bestimmungen betreffend die Zulassung von Besuchern in den Heilstätten Beelitz. - Zu diesen Nusführungen wird folgendes bemerkt: 1. Die fraglichen„Bestimmungen" sind vom Gesamtvor- stände, d. h. von den Beamten, den Vertretern der Arbeitgeber und den Vertretern der Arbeiter gemeinschaftlich beschlossen worden. 2. Die Bestimmungen sind nicht lediglich veranlaßt worden durch„gewisse unliebsame Vorkommnisse", sondern haben allge- mein den Zweck, die Zahl der Besucher einzuschrän- k e n. Der„Vorwärts" selbst gibt von den bisherigen Zuständen eine durchaus richtige Darstellung, indem er zugibt:„Die An- gehörigen der Patienten kamen bisher bereits am Vormittag nach Beelitz , um sich auch selbst in den herrlichen Anlagen der Anstalt zu ergehen." Die Heilstätten Beelitz sind kein Aus- flugsort für die Berlinert Arbeiterschaft und dürfen es auch nicht werden, wenn anders nicht die Zwecke der Heilstätten ernst- lich gefährdet werden sollen. Ein HauptcrforderniS für die Kuren in allen Sanatorien ist die möglichste Loslösung der Pfleg- linge aus ihrer bisherigen Umgebung. Keines der bekannten teuren Privatsanatorien, welche von dem reichsten Teil der Be- völkerung frequentiert werden, würde einen derartigen Massen- besuch von Angehörigen dulden, wie er in den Heilstätten Beelitz zugelassen wird. Es kann mithin keine Rede davon sein, daß die Pfleglinge in unzulässiger Weise beschränkt werden, sondern es handelt sich um Verordnungen im Interesse der Gesamtheit der Pfleglinge insbesondere auch derer, welche keinen Besuch erhalten und die durch den Massenbesuch gestört werden. 3. Jede Härte ist dadurch vollkommen ausgeschaltet, daß die ärztlichen Direktoren ermächtigt sind, Ausnahmen zuzulassen. Wir ersuchen ergebenst, die vorstehenden Ausführungen in Ihrem Blatt zu veröffentlichen. Dr. Freund. Zu den Darlegungen des Vorstandes der Landes-Ver- stcherungsanstalt haben wir folgendes zu bemerken: Die Be- gründung, die im Vorstehenden für die Maßnahme gegeben wird, ist wenig haltbar und sehr gesucht. Es sind dieser Tage 10 Jahre her, daß die zweite Hälfte der Beelitzer Heil- stätten eröffnet worden ist. Und in diesen langen Jahren ist der Vorstand der Landes-Versicherungsanstalt noch nicht auf den Gedanken gekommen, die Heilstätten von Besuchern zu reinigen durch einschränkende Bestimmungen. In mehr als 10 Jahren hat man noch nie Anstoß genommen, daß die An- gehörigen von Patienten bei ihren Besuchen etwas länger in den Anlagen der Heilstätten verweilten als das sonst in Krankenhäusern üblich ist. Und mehr denn 10 Jahre hat der Vorstand gebraucht, glücklich dahinter zu kommen, daß der Massenbesuch Pfleglinge stören könnte. Dieser Hinweis allein dürfte genügen, um die Maßnahme des Vorstandes als unbe gründet erscheinen zu lassen. Was den Einwand betrifft, daß die Verfügung vom Gesamtvorstande beschlossen sei, so sei be merkt, daß wir in unserem Artikel von der e r st e n Verfügung sprachen, die von Herrn Dr. Freund und Dr. Sträter gezeichnet war, während die jetzt erlassene neue Verfügung gemildert ist. Gerechtfertigt wird dieselbe aber damit keineswegs. Die Zellerhaus- Kurrende. DaS ZellerhauS, Rettungsheim für Trinkerkinder, hat schon recht oft von sich reden gemacht. Der stark reklamehafie Zug seines Geschäftsbetriebes wollte nicht passen zu dem, was man von einer rein idealen Liebesarbeit an Kindern zu verlangen hat. Nachdem das ZellerhauS in das einem Schwager des Reichskanzlers gehörige Schlost Buckow durch Pachtvertrag über gesiedelt ist, kommt von hier eine neue verstimmende Kunde. Um diesem Heim neue Einnahmequellen zu erschließen, soll jetzt der Ge> sangschor des Zellerhauses, dem die meisten der etwa 70 Zöglinge angehören, unter Leitung einer Schwester aus die Bettelfahrt nach den verschiedensten Städten ge- schickt werden. DaS mutz höchstes Befremden erregen. Wer die Idee ausheckte, ist ein ganz tüchtiger Geschäftsmann, aber ein herz- lich schlechter Erzieher. Er hat wohl kaum daran gedacht, datz der- artige„Konzertreisen", die an das bekannte bettelhofte Treiben der Berliner Kurrende erinnern, mit den so oft betonten„vorbildlichen" Erziehungsmethoden deS ZellerhaufeS nicht in Einklang zu bringen sind. Diese auS unglücklichsten Familienverhällnisien heraus» genommenen Kinder sollen doch nicht dazu da sein, um dem Mitleid öffentlich auf den Präsentierteller gelegt zu werden. Man hat schon«in Auge zugedrückt, wenn sie bei ganz gelegentlichen Festveranstaltungen ihre gesanglichen Leistungen zeigten. Was aber jetzt beabsichtigt wird, geht zu weit. DaS ZellerhauS hat heute glänzende Namen in seinem Kuratorium, und doch ist es nicht möglich, ihm die nötigen Existenzmittel zu sichern. Auch hier, wo die allgemeine Fürsorge ein- treten müßte, versagt also, wie immer, die private Wohltätigkeit. Uebrigens sollte die Schulaufsichtsbehörde ein Wörtchen mitzureden haben, wenn die großen Ferien benutzt werden, um die Zellerkinder öffentlich gegen Entgelt singen zu lassen. Wie verlautet, will man auch Badeorte heimsuchen. Schlecht ist die Spekulation auf den Geld- beute! also nicht. Arbeitergroschen für den Luftfiottenrummel? Zu unserer Mitteilung(in Nr. 153), daß in Neukölln in der 10. Gemeindeschule(Kaiser-Friedrich-Straste) der Rektor Schnell die Kinder einer ersten und einer zweiten Klaffe zu Beiträgen für die, Nationalflugspende" aufgefordert hat, erfahren wir nachträglich, dast auch in einer zu dieser Schule gehörenden vierten Klasse(die wegen Raummangels in der Berliner Siraste unter- gebracht ist) unter den Kindern solche Beiträge gesammelt worden sind. Hier war es eine Lehrerin Fr äu lern Salt h, die die Erfüllung der„patriotischen Pflicht" übernommen hatte, Arbeiter- lindern ihre Sechser und Groschen abzufordern damit auch ihnen die Gelegenheit geboten würde, zu dem Bau einer Luftflotte ihr„Scherflein" beizusteuern. Da die Kinder einer vierten Klasse meist dem zehnten oder elften Lebensjahr angehören, so kann man sich denken, welches Ver-, ständnis diese Kleinen für die Belehrungen gehabt haben werden, mit denen die Lehrerin ihnen den Zweck der Sammelei klar zu machen suchte. Nach den Angaben, die ein schon ältere« Mädchen darüber gemacht hat, hätte Fräulein Solty den allerneuesten Luftschiffunfall, die Zerstörung des Zeppelin-LuftschiffeS„Schwaben ", in den Kreis ihrer Betrachtungen gezogen, obwohl dieses Ereignis gar nichts mit der Flugspende zu tun hat. Auch habe fie gesagt, derKaiser gebe doch uns allen daSGeld. damit wir leben können, infolgedeflen müßten auch wir bei solch einem Unglück etwas geben. DaS sei ein Mißverständnis, wird wahrscheinlich Fräulein Solth einwenden, aber wenn— wie wir ohne weiteres glauben wollen— ein solches vorliegt, so sollten aus ihm aufs neue die Pädagogen der Schule erkennen, wie bedenklich es ist, über derartige Dinge vor Kindern zu sprechen. Eltern siud nicht immer bereit, so etwas für ein Mißverständnis zu halten, sondern trauen manchmal einer Lehrerin oder einem Lehrer zu, daß sie in der Tat von„patriotischem Uebereifer" sich dazu hin- reißen lassen, den Kaiser als den Spender alles Segens hinzustellen. Daß die Eltern dann pflichtgemäß den Kindern die ihnen notwendig scheinende Belehrung zuteil werden lassen, das könnte jeder Lehrer und jede Lehrerin sich selber sagen. ~räulein Solth soll mit ihrer Klage über die Zerstörung des LuftichiffeS wie mit der ganz überflüssigen Hineinziehung deS Kaisers zunächst keinen anderen Erfolg gehabt haben als den, daß am nächsten Tage ganze zwei Kiader ihren Nickel mitbrachten. Sie habe dann aber, so wird uns erzählt, am folgenden Tage nochmals zu Spenden aufgefordert und Bank für Bank die Kinder gefragt, ob sie nicht etwas hergeben wollten. Daraufhin habe ein Kind sich entschlossen, der Lehrerin da« Geld zu über- reichen, das die Mutter dem Kinde zum Kauf einer Er- frischung mitgegeben hatte. Erst als das Kind hinterher zu weinen begann, habe die Lehrerin das erfahren und nun- mehr das Geld zurückgegeben. Andere Kinder sollen ihr sofort ganz offen erklärt haben, zu derartigen Sammlungen gebe der Vater oder die Mutter kein Geld mit. Im ganzen sollen aber in dieser Klasse schließlich doch S0 Pfennig als Ergebnis der wiederholten Mahnungen des Frl. Solth zusammen- gekommen sein. Es ist dringend zu wünschen, datz in den Schulen solchen Geld- sammeleien durch ein grundsätzliches Verbot ein Riegel vorgeschoben wird. Wo die Schulbchörden sich nicht dazu entschließen wollen, da sollten die Eltern einmütig sich zur Wehr setzen und ein- mütig jeden Beitrag verweigern. Das wird ja immer toller, daß man für die„Nationalflugspende" die Arbeitergroschen durch Vermittelung der Kinder einsammelt. Drei Personen beim Baden ertrunken. Zu tem bereits gemeldete» Unfall bei Konradshöhe , bei welchem drei blühende Menschenleben vernichtet wurden, erfahren wir noch folgendes: Der Monteur Otto Polster, der mit seiner Frau im Restaurant „Zur Waldburg " in Konradshöhe wohnte, war von dem Inhaber des Etablissements ausdrücklich gewarnt worden, an der söge- nannten Badeecke zu baden, da an dieser Stelle die Havel unweit des Ufers stellenweise ungewöhnlich tief abfällt und der Wasser- stand nahe dem Ufer etwa b bis 7 Meter beträgt. Infolgedessen hatte Polster seine Frau gewarnt, niemals an dieser Stelle zu baden, wenn er nicht selbst dabei wäre. Am Mittwochnachmittag hatte Frau Polster die Bekanntschaft des Buchhalters Paul Ur- banzhk, Berlin , Danzigerftr. 30 wohnhaft, seiner Gattin und deren Schwester, eines Fräulein Toni Katzka aus Beuthen in Ober- schlesien gemacht, die sich besuchsweise bei ihren Verwandten auf- hielten. Der Buchhalter, der mit seiner Familie einen Ausflug nach Heiligensee gemacht hatte, schlug bor , bei der Hitze ein Bad zu nehmen und die kleine Gesellschaft begab sich gemeinsam nach der„Badeecke", einer etwa 10 Meter vom Restaurant entfernten Waldlichtung, wo zahlreiche Ausflügler zu baden pflegen. Während U. sich im Walde auszog, waren die beiden Frauen be- reits ins Wasser hineingegangen und tummelten sich unweit des Ufers. Plötzlich hörte der Buchhalter einen lauten Hilfeschrei.. Er eilte an den Strand und sah, datz seine Schwägerin in eine tiefe Stelle geraten war und verzweifelt mit den Wellen kämpfte.. Frau Polster suchte die Ertrinkende, obwohl sie selbst nicht schwimmen konnte, zu retten, geriet jedoch dabei selbst in tieferes Wasser und versank. Der Buchhalter schwamm, so schnell eS ihm möglich war, auf die Unfallstelle zu und tauchte nach den bereits unter der Ober- fläche verschwundenen Frauen. Es gelang ihm, auch beide zu er- greifen, doch klammerten sich beide in ihrer Todesangst so eng an ihren Retter, datz dieser in die Tiefe gezogen wurde und gleich den beiden Frauen den Tod durch Ertrinken fand. Die entsetzten Zu- schauer, darunter die Gattin des U., die den Unfall in allen Ein- zelheiten beobachtet hatten, eilten mit Rettungsbooten an die Un- fallstelle, konnten jedoch nur noch die drei Leichen ans Land bringen. Frau U. begab sich mit ihren beiden im Alter von 4 und 6 Jahren stehenden Kindern mit dem nächsten Dampfer nach Berlin zurück. während die Leichen einstweilen nach der Leichenhalle deS Heiligen - seer Friedhofes gebracht wurden. Vom Zuge zermalmt aufgefunden wurde gestern auf dem Bahngleise zwischen Lichtenberg und Kaulsdorf die Leiche eines unbekannten Mannes. Der Kleidung nach scheint der Tote dem Arbeiterstande angehört zu haben. Er trug ein grünes Jackett und eine blaue Hose. Papiere zur Feststellung seiner Persönlichkeit führte er nicht bei sich. Der Tote, der nach der Leichenhalle in Kaulsdorf gebracht wurde, ist ungefähr 40 Jahre alt. mittelgroß und schwächlich und hat einen Anflug von Vollbart und schwaches Kopfhaar. Allem Anschein nach liegt Selbstmord vor, da an der Stelle, wo man die Leiche fand, kein Bahnübergang ist. Die Nachforschungen nach dem Desraudanten Brüning, die die Kriminalpolizei auf die jetzt eingelaufene Anzeige eines süddeutschen Rechtskonsulenten angestellt hat, sind bis jetzt noch ohne Erfolg gewesen. Es haben sich zahlreiche Personen gemeldet, die eine Dame, die bei dem Rechtskonsulenten vorsprach, kennen wollen. Alle diese Mitteilungen werden nachgeprüft werden. Es scheinen jedoch für die Kriminalpolizei wertvolle Nachrichten nicht darunter zu sein. Selbstmord verübt haben gestern zwei Personen, der 20 Jahre alte Schankwirt Amandus Dreske aus der Woldenberger Straße 14 und der 72 Jahre alte frühere Tischlergeselle und jetzige Renten- empfänger Gvtthold- Dunsing von deri Fischerbrücke 4. Dreske begab sich, als seine Gäste um 2 Uhr in der vergangenen Nacht das Lokal verlassen hatten, in die Küche, öffnete den Gashahn und steckte den Schlauch des Gaskochers in den'Mund. Als seine Frau ihn gegen 5 Uhr vermißte und nach ihm sah, fand sie ihn tot daliegen.— Der Rentenempfänger Dunsing erhängte sich auf dem Boden des Vorderhauses. Beide Leichen wurden beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. 150 000 Marl erschwindelt. Dem ungeheuren Schwindel, den die b8jährige Putzmacherin Jeannette L ö v y auS Schöneberg , Grunewaldstr. 00, sett Jabren betrieben und mit dem sie Kaufleute sowie Berliner Notare erheblich geschädigt hat, ist die Schöneberger Kriminalpolizei auf die Spur gekommen und eS ist ihr gelungen, die Betrügereien der L. in vollem Umfange aufzudecken. Man kann allerdings annehmen, datz der größte Teil der Geschädigten sich freiwillig kaum melden wird, da die Betreffenden von der L. Zinsen von 20- 30 Proz. er« halten haben. Die Lövy wird ebenso wie ihre 64jährige Schwester Ida von der Schöneberger Kriminalpolizei steckbrieflich verfolgt und hält sich zweifelsohne gegenwärtig in Berlin auf, da sie noch am Dienstagnachmittag von einem ihrer Opfer Unter den Linden gesehen worden ist. Ueber das Treiben der Putz» machen» wird uns folgendes berichtet: Die 58jährige Jeanette Lövy, die aus Landeck stammt, betrieb in der Grunewaldstr. 90 ein sehr gut gehendes Putzmachergeschaft, das sie zusammen mit ihrer Schwester leitete. Die Lövy begnügte sich jedoch nicht mit dem Ge- winn aus dem Geschäft, sondern begann Finanzgeschäft« auf be» trügerischer Basis zu beweiben. Unter ihrer Kundschaft be- fanden sich zahlreiche wohlhabende Kundinnen, denen sie größere Beträge abzunehmen verstand unter der Bor« ipiegelung, daß Bekannte von ihr Patente auszunutzen be- absichtigen, die hohen Nutzen abwerfen würden. Zunächst er- hielt sie von ihren Opfern kleinere Bewäge von wenigen hundert Mark, die sie mit 10- bis 20prozentigen Zinsen an den Fälligkeits- terminen prompt zurückzahlte. Wenn sie ihren Kundinnen das Geld auszahlte, ließ sie stets zahlreiche Tausendmarkjcheine in einem großen auf ihrem Schreibtische stehenden Korbe sehen. Dadurch sicher gemacht, ließen sich die Betrogenen zur Hergabe größerer Mittel bewegen und erhielten auch dafür prompt die vereinbarten Zinssätze. Aller- dings hatten die Geschädigten keine Ahnung, daß sie zum Teil mit ihrem eigenen Gelde, zum Teil mit dem anderer Opfer bezahlt wurden. AlS dann die Kriminalpolizei hinter das Treiben der Schwindlerin kam und»ach einer Haussuchung, die allerdings ergebnislos verlief, weil die L. alle sie etwa belastenden Schriftstücke sorgfältig ver- nichtet hatte, die Wohnung abschloß und versiegelte, verließ die Lövy nicht etwa den Schauplatz ihrer Tätigkeit, sondern blieb ruhig in Berlin . Im Interesse der Allgemeinheit wird ersucht, den Ausenthalt der Schwindlerin der Swöneberger Kriminalpolizei mit- zuteilen, resp. von dem nächsten Slraßenbeamten festnehmen zu lassen. Die L. ist 1,58 Meter groß, blaß, hat falsche dunkle Haar- frisur und falsches Gebiß. Ihre Begleiterin ist 1,60 Meter groß, schlank und hat grauen Haarwuchs. Verbotenes Freibaden bei PichelSwerder. Am Stößensee bei Picheiswerder war im Vorjahr von dem zuständigen Amtsvorsteher das Fxcibaden gestattet worden, so daß an manchen Sonntagen Hunderte von Ausflüglern sich dort am Strande tummelten. Für dieses Jahr ist aber die Erlaubnis zum freien Baden am Stößensee bisher nicht erteilt worden. Die Gendarmen haben deshalb in den letzten Wochen eine stattliche Anzahl von Badenden zum Zwecke der Bestrafung notiert. Das Baden im Stößensee ist für ungeübte Säiwimmer oder gar Niclitschwimmer gefährlich. DaS beweisen die alljährlichen vielen Unglücksfälle gerade am PichelSwerder. Bei der Arbeit ciMnkc» ist gestern nachmittag gegen 4 Uhr ein Maurer an der Michaelbrücke. Der Mann war an einem Bogen der Stadtbahn mit Reparaturarbeitcn beschäftigt, glitt ab und stürzte in die Spree, wo er ertrank. Di« Leiche konnte trotz eifriger
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