Gcvwitfcbaftlicbeo. ßcneralftmk und Husfperrung in Zünch. Aus Zürich wird uns geschrieben: Der Generalstreik ist gelungen, planmäßig und diszipliniert durchgeführt worden. Das müssen auch seine Gegner in- und außerhalb der Partei anerkennen. Spontan aus der Masse heraus entstanden, von ihr selbst gewollt, in demokratischer Weise vor- bereitet und beschlossen, entwickelte sich der vierundzwanzigstündige Proteststreik zu einer glänzenden Aktion der zürcherischen Arbeiter- schaft. Man war anfänglich im Zweifel, ob der Generalstreik, der erste seiner Art in der Schweiz , gelingen würde. Zwar hatten die Gewerkschaften in ihren Separatversammlungen den Streik mit erdrückender Mehrheit beschlossen und nur die Buchdrucker waren ausgesprochene Gegner. Dann hatte noch eine Delegiertenvev sammlung der Arbeiterunion zu entscheiden. Die führenden Ge- nassen der politischen Organisationen waren samt und son ders gegen den Streik und suchten die Gewerkschafter zu becin flussen. Aber die Erbitterung war zu groß, als daß sich die Ar beiter noch einmal begnügt hätten, die Faust im Sack zu machen. So brach denn der Streik am Freitag früh aus. Die Vor beteitungen wurden noch während der Nacht zuvor getroffen. Mit Spannung sah man den Dingen im Transport- und Verkehrs gewerbe entgegen. Der Stadtrat hatte schon am Donnerstag auf die Strafbestimmungen hingewiesen und den städtischen und Straßcnbahnangestellten für den Fall der Teilnahme am Streik die Entlassung und richterliche Bestrafung in Aussicht gestellt. Formell stimmten denn auch in ihren Versammlungen weder die Straßenbahner noch die übrigen städtischen Arbeiter xfür den Streik; die Straßenbahner liehen aber erklären, daß sie sich selbst- verständlich dem Streik anschließen würden, wenn ihnen der Zu- tritt zu den Tramdepots unmöglich gemacht oder die Ausfahrt der- hindert würde. Morgens um fünf Uhr waren denn auch sämtliche Depot» von Streikenden besetzt; kein Wagen konnte ausfahren. Die Stillegung des TramverkehrS übte eine suggestive Wirkung aus. Wer zur Arbeiterschaft gehörte und von dem Generalstreik- beschluß noch keine Kenntnis hatte, wußte, als er zur Arbeit gehen wollte, daß es Ernst galt und kehrte sofort um. Diese Stimmung teilte sich allmählich allen Kreisen mit. Um die ganze Stadt herum war ein Kordon von Streikposten gezogen� Die Fuhrwerke wurden zur Umkehr veranlaßt. Da gerade Marktag war und die Bauern vom Lande in die Stadt wollten, bewirkte dies, daß der sonst lebhafte Freitagsmarkt vollständig verödet dalag. Die Auto- mobilführer hatten sich von vornherein dem Streik angeschlossen, die Straßenkehrer, Laternenanzünder, die Arbeiter des Abfuhr- Wesens ebenso. Die Italiener verließen die Baustellen, alle in- dustriellen Großbetriebe standen still und nun galt es noch die Wirtschaften und Verkaufsmagazine zum Schließen zu beran- lassen. Eine Ordnerkolonne ergoß sich über die Stadt. In die Wirtschaften wurden Flugblätter getragen, der Streikbeschluß be» kanntgegeben und jeder Wirt, der während deS Streiks Alkohol ausschcnkte, als Feind der Arbeiter erklärt. DaS wirkte. Die Rolladen fausten herunter, die Wirtschaften wurden geschlossen. Die VerkaufSläden und sämtliche Warenhäuser, auch die in den „Aristokratenvierteln" machten ebenfalls mit, wielleicht mehr aus Furcht als aus Sympathie. Die vornehmsten Quartiere und die Geschäftsviertel der Stadt lagen schon in den ersten Vormittags- stunde» in jener müden Stimmung, die ein heißer Augustsonntag erzeugt. Dazu gings um so lebhafter zu in den Arbeiterquartieren. Vor dem Volkshaus in Auhersiehl sammelten sich gegen ö Uhr Tausende und Abertausende. In einer Ansprache konstatierte Ge- nosse S'i g g das Gelingen des Streiks und kündigte auf 2 Uhr einen Demonstrationszug an. Dieser bewegte sich durch die Haupt- straßen der Stadt. Man hörte nur den Massenschritt der Demon- prierenden, sonst herrschte lautlose Stille. Einmal aller- dings wurde sie freudig unterbrochen, als man an der Kaserne vorbeikam. Dort wurden die ersten Truppen eingezogen und eben aufgestellt. Spontan erschollen den Streikenden aus den Reihen des M'i l i t ä r s l a u t e, a nha l t e n d e Bravorufe entgegen, die freudig erwidert wurden. Auch unter dem bunten Tuch schlug das Herz des Arbeiters und darum wurden diese Truppen in der Kaserne konsigniert und nicht zur „Wiederherstellung der Ordnung" verwendet, die übrigens nirgends ernstlich gefährdet war. Im Anschluß an den Demonstrationszug fand im Sihlhölzli eine Riesenversammlung statt, zu der Genosse G m m aus Bern sprach. Den ganzen Tag über enthielten sich die Arbeiter jedes Alkoholkonsums. Von der Streikleitung wurde das absolute Alkoholverbot erlassen und streng durchgeführt. Bis abends blieben die Arbeiter ruhig und ohne sonderliche Erregung. Jetzt aber änderte sich das Bild. War die städtische Polizei den ganzen Tag über zurückgezogen und auch die Mann- schaft nicht aufgeboten,.die sonst den Sicherheitsdienst besorgt, so rückte jetzt die im Lauf deS Tages zusammengezogene Kantons- Polizei heran und p r'o p o z i e r t e die Streikenden. In Viedikon kam eS zu kleinen Zusammenstößen, die indes von den Ordnern geschlichtet werden konnten. Dann ging daS Gerücht, daß die Unternehmer aussperren würden und in den Landgemeinden Generalmarsch geschlagen worden sei. Nun kamen die Arbeiter, die schon nach Hause gegangen waren, wieder aus ihren Wohnun- gen hervor. Eine nach vielen Tausenden zählende Menge hatte sich auf den Straßen gesammelt und zog vor das Volkshaus. Unter der Menge sah man auch Soldaten, die den Einrückungsbefehl erhalten hatten, sich nun aber doch erst den Generalstreik„ansehen" wollten. Für die Streikleitung entstand die Frage, ob man die Stadt beleuchten oder den Latern'enanzündern, den Gas- Werkarbeitern und den Angestellten des E l e k t r i zi t ä t S- Werkes Anweisung geben wolle, den Streik bis 12 Uhr durch- zuführen. In Berücksichtigung der gegebenen Situation und der gereizten Stimmung wurde das elftere beschlossen. So verlief der ganze Tag in vollkommenstor Ordnung. Nirgends kamen größere Ausschreitungen vor. überall wurden die Anweisungen der Streikleitung befolgt und eine Disziplin geübt, die Bewunderung und Achtung verdient. Gerade diese Ruhe und Planmäßigkeit in der ganzen Durch- führung des Streiks aber brachte die Bourgeoisie außer Fassung. Glaubte sie zuerst überhaupt nicht an den Generalstreik, war sie am Freitagmorgen verblüfft und geängstigt, so konnte sie erst recht nicht begreifen, daß sich die ganze Aktion auf dem Boden der Gesetzlichkeit vollzog. Durch den spontanen Ausbruch des Streike unvorbereitet— man hatte seitens der OrganisationS- leitung den Streik absichtlich erst für D i e n S't a g oder M i t t- woch angekündigt—, war für den Anfang weder genügend Polizei noch Militär auf dem Platze, um das von den Seqarf- machern bei der Generalstreikberatung angedrohte Blutbad aus- zikführcn. Die ganze Bourgeoisie war überrascht und mutzte sich in Heller Verzweiflung der Diktatur der Arbeiterklasse fügen. Um so sinnloser die Wut, die gegen den Abend hin die Gegner erfaßte. Die Behörden verloren vollständig den Kopf. Vor allein der Stadtrat und der Regierungsrat. Der Stadtrdt ersuchte die Regierung um ein Militäraufgebot. Diese hatte aber kme Truppen zur Verfügung und telegraphierte um militärische Hilfe an den schweizer Bundesrat, der die Verwendung von Festungsartillerie und Genietruppen zusagte. In- zwischen wurden in den Bauerngegenden drei Bataillone Infanterie und eine Schwadron Dragoner aufgeboten. Die Truppen rückten am Sonnabend vormittags ein, erhielten aber nirgends Gelegenheit zum Einschreiten. Nachdem der Tramverkehr schon am frühen Morgen ein- gestellt wurde, kündigte der Stadtrat am Mittag an, daß der Straßenbahnbetrieb eingestellt sei und erließ gegen Abend das absolute Streikpostenverbot, das die Aeiterführung des Schlosser- und Malerstreiks verhindern soll. Die Unternehmer waren noch im Laufe des Freitags zusammengetreten. Sie beschlossen die Aussperrung bis DienStag. Die Klempnermeister verklagen den Metallarbeiterver- band, mit dem sie einen Landesvertrag abgeschlossen haben, wegen Vertragsbruches und in der bürgerlichen Presse wird verlangt, daß die Geschäftsinhaber gegen die Leitung der Arbeiterunion auf Schadenersatz klagen sollen, da sie ihre Verkaufsläden schließen mutzten. Der Bürgerverband kündigt eine Versammlung an und will eine Verlängerung der Aussperrung herbeiführen. So herrscht zurzeit die wildeste Reaktion, die noch leiden- schaftlicher wird, da die Truppen und die Polizei nichts zu hm bekommen und Maulaffen feilhalten müssen. Aus dieser Stim- mung heraus ist auch der neueste UkaS der Regierung zu vcr- stehen, der soeben fü r den ganzen Kanton das Stre'ik- Posten st ehen. Versammlungen im Freien und Demon st rationszüge verboten hat. Die Arbeiterschaft läßt sich durch alle diese Maßnahmen, die offen provokatorischen Charakter tragen, nicht aus der Ruhe bringen. Von den 20 000 Teilnehmern am Generalstreik sind etwa 10000 ausgesperrt worden. Die Arbeiterunion hat sofort eine Proklamation erlassen, die Arbeiter zur Aufnahme der Arbeit, soweit dies möglich ist, aufgefordert, das Alkoholverbot be- stätigt und zur Ruhe gemahnt. In dem Aufruf heißt es: „Die Aussperrung ist mit Hilfe des Militäraufgebots zu- stände gekommen. Die Scharfmacher lechzen nach Blut. Sie möchten die Streik? der Schlosser und Maler mit einem Massaker niederringen. Das darf und soll ihnen nicht gelingen! Nicht die Unternehmer, sondern wir, die Arbeiter selb st, wollen bestimmen, wann wir unsere Haut zu Markte tragen. Der Erfolg deS Generalstreiks darf nicht in Frage gestellt werden durch Unbedachtsamkeiten." Jubelnd nahm eine Versammlung der Ausgesperrten am Sonn- abend diese Parole auf. Das ganze Verhalten der Streikenden ist ein glänzendes Zeugnis ihrer Organisationstätigkeit und Disziplin. Es ist die erste planmäßige Bewegung größeren Stils der Schweiz und schon jetzt darf gesagt werden, daß die Wirkung eine wuchtige Stärkung des Klassenbewußtsein? und der Organisationen sein wird. »• » Bern , 15. Juli. (Privattelegramm des„Vorwärts".) Die Polizei hat soeben das Bolkshaus in Zürich besetzt. Es wurden eine Anzahl von Verhaftungen vorgenommen. Auch Platten, Sc- kretür der deutschen Landesorganisation, wurde verhaftet. Die A.rbeiterunion fordert den Rückzug des Militärs. Die Behörden in Zürich ergreifen weitere Repressalien. Der Sekretär des Gcmeindcarbeiterverbandes ist verhaftet worden. — Dir Arbeit wird morgen wieder aufgenommen. Berlin und llmgegend. Die Urabstimmung im Schmiedeverband. Bei der Urabstimmung über die Verschmelzung mit dem Deutschen Metallarbeiterverband wurden am Sonntag in der Zählstelle Berlin des Schmiedeverbandes 1188 Stimmen(zirka 44 Proz. der Mitglieder) abgegeben, davon waren 17 ungültig. Für die Verschmelzung haben 773 Kollegen, g« g e n die Verschmelzung haben 333 Kollegen gestimmt. Verband der Schmiede. Die Ortsverwaltung. Tarifbewegnng der Arbeiter in den Fabriken für Bnchdruckereimaschinen. Die Arbeiter in den Fabriken für Buchdruckereimaschinen, die Dreher, Monteure, Schlosser, Maschinen- und Hilfsarbeiter sind in eine Tarifbewegung eingetreten; sie erstreben eine Verbesserung und eine Regelung der jetzigen, sehr ungleich gearteten Arbeitsverhält- nisse. In einer Versammlung, die am Sonntag vormittag in den „Musiker-Festsälen" stattfand, einberufen vom Deutschen Metall- arbeiterverband, referierte«H a n d k e über die Nützlichkeit und Not- wendigkeit eines Tarifvertrages in dieser Branche, der hier um so mehr zu empfehlen sei, als die Arbeiter trotz der größeren An- sprüche an ihre Tüchtigkeit vielfach schlechter gestellt sind als in anderen Betrieben. Dringend notwendig sei eine einheitliche Rege- lung in den Lohnberhältnissen geworden. Die Angelegenheit war bereits in Werkstattversammlungen be- sprochen worden, und eine Kommission hatte die Aufgabe über- nommen, eine Tarifvorlage auszuarbeiten, die Handle jetzt zur Be- ratung vorlegte, nachdem sich die Versammlung einstimmig im Prinzip dafür erklärt hatte, in eine Tarifbewegung einzutreten. Die Vorlage wurde eifrig diskutiert und mit geringen Aende- rungen angenommen; die wesentlichsten Forderungen der Arbeiter lauten danach: Eine neunstündige Arbeitszeit. Als Min best löhne fiir Schlosser und Dreher 70 Pf. pro Stunde, im ersten Jahre nach der Lehrzeit 60 Pf., für Monteure 75 Pf., Hilfsarbeiter 55 Pf., Maschinenarbeiter 60 Pf., Schmiede als Schirrmeister 70 Pf., als Stockgeselle 60 Pf., Tischler 75 Pf. Für Ueberstunden sind in den ersten zwei Stunden 25 Proz., in den weiteren und an Sonn- und Feiertagen 50 Proz. Zuschlag zu bezahlen. Für Arbeiten außerhalb der Werkstatt wird Fahrgeld und Fahrzeit und innerhalb der Stadt- und Ringbahn ein Zuschlag von 10 Pf. pro Stunde, darüber hinaus bis zu 25 Kilo- meiern im Umkreise 25 Pf. Zuschlag pro Stunde bezahlt. Für auswärtige Montage ist außer dem Lohn und der Fahr- karte 3. Klasse ein Tagegeld von 4,50 M. zu zahlen für alle Reise-, Arbeits-, Sonn- und Festtage; dasselbe gilt auch für die Hilfs- arbeiter. Nach dem Auslande und für besonders teure Orte ist eine besondere Vereinbarung zu treffen. Wer die Tariflöhne oder höhere Löhne bereits erhält, hat eine Zulage von 5 Pf. pro Stunde zu beanspruchen. Di� Dauer des Tarifs ist auf 2 Jahre vom I. August ab fest- gesetzt. Wo bessere Arbeitsverhältnisse bestehen, dürfen dieselben natür- lich durch den Tarif nicht verschlechtert werden. Die Versammlung beauftragte die Verwaltung deS Verbandes, mit den Unternehmern über die aufgestellten Forderungen zu der- handeln. Man hofft auf keine besonderen Schwierigkeiten zu stoßen und zu einem Tarifabschluß in der Branche zu gelangen. Streik der Arbeiter und Kutscher der Schwerfuhrwerksbetriebe Groß-Bcrlins. Nachdem die Verhandlungen an der Forderung der Unternehmer, bezüglich vermögensrechtlicher Haftung des Deut- schon Transportarbeiter-Verbandes, gescheitert waren, hat am Donnerstag, den 11. Juli, eine Vertrauensmännerkonferenz statt- gefunden, die den Beschluß faßte, am Sonnabend, den 13. Juli, Verantw. Redakteur: Albert Wach», Berlin . Inseratenteil verantwlj Tb- Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Verlagsanstalt eine Versammlung der beteiligten Arbeitnehmer abzuhalten. Diese Versammlung, welche sich eines außerordentlich zahlreichen Be- suches zu erfreuen hatte, faßte den einstimmigen Beschluß, am Sonntag, den 14. Juli, die Forderung in Gestalt eines Tarifver- träges den in Betracht kommenden Unternehmern noch einmal zur Unterschrift vorzulegen, mit der Maßgabe, daß überall da, wo die Unterschrift nicht gegeben wird, am Montag die Arbeit zu ruhen hat. Die Arbeitsniederlegung ist nunmehr gestern bei den in Be- tracht kommenden Unternehmern einmütig erfolgt.— Die Situation war gestern abend die folgende: Es haben bewilligt 44 Firmen mit 615 Arbeitern und Kut- schcrn. Im Streik stehen zurzeit noch 752 Mann von 43 Sv- trieben. Verschiedene Firmen gaben sich außerordentliche Mühe Arbeitswillige anzuloerben, jedoch mit recht wenig Erfolg. Bei einigen bestreikten Firmen fahren die Söhne und sonstigen Ver- wandten, und hier und da ist es den Firmen gelungen, auch noch ein paar„PeNner" anzuwerben. Im allgemeinen steht die Sache gut. Die Streikenden halten fest zusammen und steht zu erwarten, daß im Laufe des Dienstags weitere Unterschriften eingehen wer- den. Mit oem Fuhrherrnvcrein iu Charlottenburg haben am Montag nachmittag unter Hinzuziehung von Verbandsvertretern Verhandlungen stattgefunden, die den Erfolg zeitigten, daß die größeren Firmen mit zusammen 186 Arbeitern und Kutschern den Tarif unterzeichneten. Acht kleine Fuhrunternehmer, die Herren Hanisch, Warnicke, Klatt, Steffen, Marx, Peterer, Pätsch und Sie- laff, welche zusammen 45 Mann beschäftigen, verhielten sich ab- lehnend. Bei diesen wird der Streik weitergeführt. Die Arbeiter und Kutscher Berlins werden ersucht, strengste Solidarität zu üben, und die im Streik Stehenden dadurch zu unterstützen, daß keiner sich dazu hergibt, bei irgendeiner bestreikten Firma Arbeit an- zunehmen. Die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe hat auch nach den beiden letzten, vom Bauarbeiterverband vorgenommenen Zählungen noch etwas abgenommen. Während im März von den befragten Mit- gliedern noch 11,2 Proz. arbeitslos waren, waren es im April nur noch 8,3 und im Mai nur noch 7,3 Proz. Im Mai wurden ins- gesamt 234 111 Mitglieder befragt, von denen 14 884 wegen Ar- beitsmangels, 128 wegen schlechter Witterung und 6576 wegen Krankheit feierten. Die Arbeitslosigkeit war also selbst im Mai, einem der besten Baumonate, noch außergewöhnlich stark. Am besten beschäftigt waren die Maurer, bei denen auf 100 Berufs- angehörige 5,6 Arbeitslose kommen; bei den Stukkateuren waren es 6,6, bei den Betonarbeitern, Bauhilfsarbeitern und Erd- arbeitern 10 und bei den Isolierern 11,3 Proz.. Ocutkches Reich. Tarif- und Lohnbewegungen im Lithographie» und Steindruikgewerbe. Mehr und mehr scheint sich bei den Unternehmern de? Siein- druckgewerbes die Ueberzeugung Bahn zu brechen, daß es auch für sie zweckmäßig ist, wenn sie sich mit den Gehilfen über die Lohn- und Arbeitsbedingungen friedlich verständigen und feste Tarifver- träge abschließen. So wiG> aus D a n z i g berichtet, daß mit den am Orte be- stehenden vier Firmen und dem Gehilfenverbande ein Tarif, gültig bis zum 31. Dezember 1314, abgeschlossen wurde. Vereinbart ist eine Arbeitszeit für Lithographen von 48 Stunden, für Steindrucker von 53 Stunden wöchentlich; Mindestlohn im ersten Gehilfenjahre 20 M., im zweiten 22 M.; Ueberstundenzuschlag für die ersten zwei Stunden 25, für die dritte 33% und Sonntags 50 Proz. Bezahlung der gesetzlichen Feiertage. Entschädigung nach Z 616 B. G.-B.; auf je 1 bis 5 Lithographen und Steindrucker kann ein Lehrling ge- halten werden. Die Steindrucker erhielten durch den Tarifabschluß eine Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde, die Lithographen um drei Stunden wöchentlich. Außerdem erhielten 26 Gehilfen zu- sammen 43,50 M. Lohnzulagen pro Woche. In Iserlohn wurde mit den drei Firmen Fr. Doßmann» Wallraff und Bongartz u. Rollmann ebenfalls ein Tarifvertrag ab- geschlossen, gültig bis zum 1. April 1315. Dieser enthält ungefähr die gleichen Lohn- und Arbeitsbedingungen wie der in Danzig ab- geschlossene Tarif. Die in Weimar vorhandenen Firmen schlössen gleichfalls mit dem Gehilfenverbande einen Tarifvertrag ab, gültig bis 30.� April 1315. Auch hier sind die festgelegten Lohn- und Arbeitsbedingungen ungefähr die gleichen, wie beim Danziger Tarif. Allen Gehilfen wurde eine Lohnzulage von 2 M. pro Woche bewilligt. ZZuslanck. Ter zweite Streik der Arbeiter im Hauensteintunnel(Schweiz Die Bcrliiirr Baufirma B e r g e r u. K o. hat durch Tarifbruch den abermaligen Streik von zirka 250 Tunnelarbeitern provoziert. Beim ersten, vor mehreren Monaten und zwar gleich in der ersten Zeit des Tunnelbaues staltgefundenen Streik war ein Tarifvertrag zur Regelung der Arbeitszeit und Arbeitslöhne abgeschlossen worden, nach dem die Mineure bei Achtstundenschicht 6 Frank, die Schlepper 5 Frank und dazu die üblichen Vortriebsprämien erhalten sollten, Maurer 70 Cts., Handlanger und Erdarbeiter 46 bis 57 Cts., Pflasterbuben 35 bis 45 Cls. und Zimmerleute 76 Cts. bei zehn- stllndiger Arbeitszeit. Diese Vereinbarungen wurden nun insofern verletzt, als die Firma den neueingestellten Arbeitern niedrigere Löhne als die vorstehenden Minimallöhne zahlte, dadurch den Tarif- verlrag illusorisch machte und überdies Maßregelungen unser den organisierten Arbeitern vornahm. Da die Reklamationen nichts nützten, stellten die Arbeiter die Arbeit ein und das Verlangen der Firma, erst wieder die Arbeit aufzunehmen, ehe unterhandelt werde, wurde mit 251 gegen 4 Stimmen abgelehnt. Bei loyalem Ver- halten hätte die Berliner Firma diesen Streik vermeiden können. Aber es war wohl die ungebändigte Profilsucht, die den Tarifbruch verursachte und auch den Streik herbeiführte. Organisierte Arbeiter lassen eben mit sich nicht Schindluderei treiben. Letzte Nachrichten. Die türkische Ministerkrise. Konstantinopel , 15. Juli. (P. C.) Der„Tanin" weist die von gewissen Kreisen und Blättern verbreitete Idee der Bildung eine» Koalitions- oder»Konzentrationskabinetts zurück. Viel bemerkt wird die Einberufung einer VersammlungderArbeiter- verbände für heute durch den Stambuler Zentralllub de? jung- türkischen Komitees. Konstantinopel , 15. Juli. (W. T. B.) Die Kammer hat mit 134 gegen 4 Stimmen dem Kabinett ihr Vertrauen ausgesprochen. Durch Grubenbrand getötet. Breslau , 15. Juli.<W. T. B.) Auf dem Ostfeld der Königin Luisegruppe bei Zabrze brach heute in dem Redenflöz auf der 314 Metersohle ein Grubenbrand aus. Bei den Mbdämmungs- arbeiten wurde durch Gase ein Mann getötet und zwei leichtverletzt. Eisenbalsnnnfall auf einem Pariser Bahnbps. Paris , 15. Juli. (P. C.) Auf dem hiesigen Dar deS In- valides hat sich gestern ein schwerer E i s e n b ah n u n fall zugetragen. Der aus Suresnes eintreffende Schnellzug entgleiste durch falsche Weichen st ellung. 24 Reisende sowie mehrere Eisenbahnangestellte erlitten mehr-der weniger schwere Per- lctzungen. Todessturz eines Fliegers. Bourg en Bresse , 15. Juli. (W. T. B.) Bei einem gelegentlich des N a t i o n a l f e st e S veranstalteten Fluge stürzte nachmittags der Aviatiker Olivers aus einer Höhe von 150 Metern herab. Der Flieger, der verschiedene 5tnochewbrüche davon getragen hatte, starb kurze Zeit darauf._ Paul Singer t Co., Berlin SW. Hierzu 2 Beilagen«.Unterhaltung»»
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