Gewerkfcbaftlicbea.Die atnenhairircbe Klaffenjurtizrüstet zu einer Kraftprobe von so frechem Aberwitz, wie sieselbst in dem rückständigsten Europa schier unglaublich seinwürde. Am 27. Juli beginnt nämlich die Verhandlung indem Prozeß gegen die Streikführer von Lawrence, wobei essich darum handelt, ob in dem Falle der Erschießung einesfriedlichen Passanten durch brutale Polizisten während söge-nannter Streikunruhen dieanderSpitzedesStreiksstehenden Arbeiterführer ivegen BeihilfezumMordezube st rasen sind...IDie Angeklagten in dem bevorstehenden Prozeß sindWilliam D. Haywood— der schon aus einem anderen vonkapitalistischer Seite gegen ihn eingefädelten Mordprozeß ge-rechtfertigt hervorging—, William E. Trautmann, WilliamYates, Joseph E. Ettor, Arturo Giovannitti. Edmondo Rossoniund Janies P. Thompson. Ettor und Giovannitti, die aktiv-sten Streikleiter von Lawrence, befanden sich bekanntlich vieleWochen in Haft, und zwar wurden sie ain Tage nach derTötung einer Arbeiterin durch eine Zievolverkugel, nach Be-kundung zahlreicher Augenzeugen durch einen Polizisten abgefeuert, ins Gefängnis geworfen und erst nach siegreicherendigung des Ausstandes gegen Bürgschaft entlassen. Diestreikenden Weber von Lawrence selber bestanden damals aufFortsetzung des Kampfes, solange ihre Führer nicht freige-geben und außer Verfolgung gesetzt seien. Erst auf Zuredender Gewerkschaftsleiter und auf die Versicherung der Fabri-kanten und bürgerlichen Friedensengel, daß der Prozeß nichtzur Verhandlung gebracht werden würde, ließen die gut-gläubigen Arbeiter sich schließlich doch bewegen, in dieFabriken zurückzukehren. Als statt dessen die kapitalistischenGroßgeschworenen(die Anklage-Jury) formelle Anklage wegen„Beihilfe zum Morde im ersten Grade" gegen Ettor undGiovannitti erhoben und die gleiche Anklage gar noch auf diegenannten anderen Führer der„Jndustrial Workers of theWorld" niit Genossen Haywood an der Spitze ausgedehntwurde, bedurfte es des ganzen Einflusses der Führer, um dieMassen von der sofortigen Wiederaufnahme des Streikes zu-rückzuhalten. Gegen den 1. Mai gab die Organisation in-dessen die Parole eines Demonstrationsstreiks von 24stündigerDauer aus, der am ersten Verhandlungstage des unerhörtenProzesses in Szene gesetzt werden soll. Das Beispiel desheroifchen Kampfes diefer aus mehr als dreißig Nationali-täten zusammengewürfelten Arbeiterschaft, der sich die größen-wahnsinnigen Textil-Aankees schließlich beugen mußten, läßtkeinen Zweifel über die prompte Durchführung dieser Streik-Parole zu, und bei dem tüchtigen Geiste dieser Masse und ihrermustergültigen Organisation mögen die Textilbarone Neu-Englands sich selber sagen, was folgen würde, wenn dieKlassenjustiz wirklich Miene machen sollte, die genannten neunArbeiter an den Galgen zu bringen. Denn darauf ist es nachder gegen sie erhobenen ungeheuerlichen Anklage selbstver-ständlich abgesehen. Es handelt sich hier um den Versuch einerUebertrumpfung des Prozesses gegen die Chikagoer„Anar-chisten", deren völlige Unschuld an der Bombenwerferei aufdem Heumarkt, die sie mit dem Leben bezahlen mußten, vorJahren schon von dem Gouverneur Altgeld feierlich anerkanntwurde. Die Kapitalisten des industriellen Neu-England wollensich für ihre Niederlage rächen und überhaupt gegenüber denjüngsten Fortschritten und Erfolgen der revolutionären„Jndustrial Workers of the World" ein abschreckendes Exempelstatuieren. In der kapitalistischen Presse der VereinigtenStaaten, die seit einiger Zeit von sensationellen Hetz- undLügenartikeln über die revolutionäre Gewerkschaftsbewegungstrotzt, wird diese freche Absicht auch ganz offen ausgesprochen,und natürlich ist das hierbei tatsächlich angestrebte Endziel keinanderes,.als das der Vernichtung des Streik- und Koalitions-rechtes überhaupt. Was der Schrecken des Zuchthauses inDeutschland nicht vermochte, soll im„Lande der Freien" derGalgen bewirken. Wenn der Begriff der„indirekten Verant-wortlichkeit" so weit gedehnt und gestreckt werden kann, daßin Fällen eines Zusammenstoßes zwischen Streikenden undPolizisten und der daraus resultierenden Tötung irgendeinerPerson— selbst wenn diese zu den Streikenden gehörte undder Mörder ein Polizist war!!— die Streikleiter der„Beihilfe" und„Verschwörung" zum Morde schuldig sind, sobedeutet das natürlich praktisch gerade so viel, als ob die An-ordnung von Streiks an und für sich als eine kriminelle Hand-lung erklärt wird, und mindestens würde es dann in dem Be-lieben eines jeden mordlustigen Polizisten liegen, die Anord-nung oder Leitung von Streiks in irgendeinem Augenblickzu einer kriminellen Handlung zu m a ch e n. Wobei der poli-zeiliche Schießbold als die tätige Hauptperson des Verbrechens,dem die Streikleiter nach der ungeheuerlichen Konstruktionder„indirekten Verantwortlichkeit" dann„Beihilfe" geleistethatten, selber in jedem Falle straffrei ausgeht! Weiter kannman die freche Rechtsschändung im kapitalistischen Klassen-interesse selbst in Amerika nicht mehr treiben. Ueber dieWirkungen dieser Vorgänge� auf die amerikanische Arbeiter-klaffe der Gegenwart sind sich auch objektive bürgerliche Be-urteiler nicht im unklaren. Der Massenstreik in den Tertil-revieren Neu-Englands hatte in hohem Maße die Sympathiender nicht vom Großkapital bestochenen öffentlichen Meinunggefunden, und die hundselenden Löhne, die den Arbeiternjener durch unverschämte Zölle„geschützten" Industrie gezahltwerden, spielen seitdem in der Vor-Kampagne zur Präsident-schastswahl, die sich hauptsächlich um die Schutzzollfrage dreht,eine gewichtige Rolle. Wenn schon einmal„indirekte Ver-antwortlichkeiten" für die Streik°"Unruhen" gesucht werdensollen, so liegt da nichts näher, als sie auf feiten der Fa-b r i k a n t e n zu suchen, die durch ihr Festhalten an Hunger-löhnen und nichtswürdiger Behandlung der zumeist einge-wanderten Arbeiter erst jene Erbitterung unter dm Massenhervorriefen, die dann den Polizisten Veranlassung zumSchießen gab! In Wirklichkeit ist aber kein einziger Fabri-kant wegen„Beihilfe" angeklagt, obgleich die elenden Zuständein den Fabriken selbst von einem großm Teile des bürger-lichen Publikums zugegeben werden. Kann es wohl einenwirksameren„Hetzstoff" für unsere Genossen gebm?Verlin uncl Omgegrnck.Achtung, Dachdecker und Berussgenossen!Nach den Mitteilungen bürgerlicher Blätter beschloß der Bor-stand des ArbeitgeberverbandeS, daß vom Freitag, den SS. Juli ab,alle organisierten Dachdecker und Hilfsarbeiter, auszusperren sind.» Wir ersuchen nun die Kollegen und BcrufSgenossen. strengsteDisziplin zu bewahren und sich den Anordnungen de« Vorstandesin jeder Beziehung zu fügen. Vor allen Dingen darf am heutigenTage in keiner Wcrkstelle die Arbeit ohne die Zu st im-mting des Vor st an des eingestellt werden.Alle Kollegen und Berufsgenosscn. welche am Donnerstag, de»LS. Juli, ihre Entlassung nicht erhalten haben, arbeiten einstweilenruhig weiter, bis auch sie entlassen werden oder aber bis an sievom Vorstand die Aufforderung zur Arbeitseinstellung ergeht. Alleausgesperrten Kollegen treffen sich heute im Gewerkschaftshaus,Engelufer IS, Saal 3, vormittags um 10 Uhr.Zentralverband der Dachdecker.Bureau: Sophienstr. 6. Telephon: Amt Norden Nr. 2S83.Verantw. Redakteur: Albert Wach», Berlin. Inseratenteil verantw.jKellnerstreik im Ausschank der Löwenbrauerei, Badstr. 67 undHochstr. 21. Seitens des Oekonom Donath wird jetzt ein Flug-blatt herausgegeben, in welchem er behauptet, die von ihm ge-währte Kost sei genügend und die Kellner seien damit zufrieden ge-Wesen. Das entspricht durchaus nicht den Tatsachen. Die Verhand-lungen wegen Ablösung der Kost schweben seit acht Wochen undkürzlich erklärte Herr Donath der Verhandlungskommission, daßer für Kellneressen die Reste verwerte. Wenn er nun weiter sagt,für die Ablösung nicht 46 M. zahlen zu können, also täglich nur1.30 M., so wird sich jeder denken können, wie die Kost beschaffenwar. Den Verbandsvertretern gegenüber erklärte er, infolge derhohen Pacht, die er an die Löwenbrauerei zahlen müsse, sei es ihmunmöglich, die gestellten Forderungen zu bewilligen.Recht wenig liebenswürdig benahm sich am Mittwoch dieFrau Donath, als die Kellner die Arbeit niederlegten. AlsArbeitswilliger fungiert jetzt ihr Vater, Herr Ernst Borchardt,der in einem Kellner-Verkchrslokal am Oranienburger Tor einVermögen von denselben Kellnern erworben hat. denen er jetzt inden Rücken fällt. Dabei ist Herr Borchardt wohlbestallter Gastwirtin Reinickendorf(Ost), Marktstr. 12/13.Deutsches Reich.138 Arbeiter der Zigarrenfabrik von Scharnke n. Co. in Streh-len haben die Arbeit niedergelegt, weil der Inhaber der Firmaeiner kleinen Lohnaufbesserung durchaus unzugänglich war. Zuzugist fernzuhalten._Der Streik der Kellner in Dortmund bat in einigen größerenBetrieben bereits mit einem Erfolge der Streikenden geendet; dieBewegung ist jedoch noch nicht abgeschlossen und daher Zuzugbis auf weiteres streng fernzuhalten.Tiiishmck.Generalstreik in der amerikanischen Küstenschiffahrt.New Park, S. Juli 1912.(Eig. Ber.) Die Docks der amerika-nischen Schiffahrtsgesellschaften und auch einiger englischen Linienan der Wasserkante New Dorks bieten seit einigen Tagen ein un-gewöhnliches Bild. Meilenlange Kordons von Polizisten zu Fußund zu Pferde lenken die Auftnerksamkeit eines von der„großen"bürgerlichen Presse höchst mangelhaft informierten Publikums aufdie Tatsache, daß die Arbeitssklaven der Küstenschiffahrt in einerMassenrebellion gegen den„Oktopus der See" begriffen sind. InNew Port beträgt die Anzahl der Streikenden gegenwärtig etwa7000, die sich zum weitaus größten Teile der„National TransportWorkers Federation" angeschlossen haben, einer industriellen Orga-nisation, unter deren Fahnen denn auch neben eigentlichen See-leuten Frachtverlader, Heizer und Maschinisten, Kohlenzieher,Oeler und Kellner kämpfen. Der Ausstand, der durch eine Massen.Versammlung der Arbeiter unmittelbar nach Ablehnung der er-hobenen Forderungen— menschenwürdige Behandlung, Lohnzulageum v Cents die Stunde und als Hauptpunkt Anerkennung der Ge-werkschaft— eingeleitet wurde, hat in Zeit von nur wenigen Tagenauf die ganze amerikanische Küstenschiffahrt übergegriffen und auchschon einige transatlantische Dampfer stillgelegt. In den verschie-denen Hafenstädten der atlantischen Küste außerhalb New Dorksfeiern zurzeit gut IS 000 und im Hafen von Havanna weitere S0V0Mann. Zu Bergen türmen sich auf und vor den DockS Fässer undKisten auf, die leicht dem Verderben ausgesetzte Nahrungsmittel fürden großstädtischen Markt, insbesondere das unter der mittelameri-konischen oder westindischen Sonne gereifte köstliche Obst, enthalten.und unermeßliche Vorräte davon sind schon bei der plötzlich herein-gebrochenen tropischen Hitze des New-Uorker Sommers verfault.Sieben große Schiffahrtsgesellschaften haben schon vor dem Kampfes-enthusiasmus der Streikenden, unter denen sich übrigens in NewAork Tausende von Italienern befinden, kapitulieren müssen, unddie Arbeiter richten jetzt ihre Anstrengungen größtenteils gegen denMorjjanschen Schiffahrtstrust, der acht Gesellschaftenvereinigt: die„Southern Pacific Steamship Company", die„TexasCity Steamship Comp.", die„Mallory Comp.", die„Clyde Comp.",die„Ocean Steamship Comp.", die„Old Dominion Line", die„New Uork and Euba Mail Steamship Comp." und die„New Yorkand Portorico Mail Steamship Comp." Dazu kommen als unab-hängige Linien noch die„Panama Line",„Ward" und einigeandere minder wichtige Gesellschaften. Die ebenfalls dem Morgan.schen Oktopus angehörige„American Line" mußte erleben, daß ihrtransatlantischer Dampfer„Philadelphia", dessen 700 Passagiereerlesene gesellschaftliche und politische Prominenzen umfaßten—Millionäre, hohe Regierungsbeamte, päpstliche Delegaten usw.—,hilflos im Hafen festgehalten war, wie auch die meisten Küstenfahr-zeuge der genannten Linien. Von denen, die ausgefahren sind, magbei der Zusammensetzung der Streikbrechermannschaft der Himmelwissen, wann und wie sie ihren Bestimmungsort erreichen. Einsdieser Schiffe, der„ComuS", ein Morgan. Kasten, kehrte vor einpaar Tagen mit geplatztem Kessel in den New-Forker Hafen zurück.Versammlungen.Verband ber Steinsetzer, Pflasterer und Berufsgenossen. DieFiliale Berlin hielt am Mittwoch eine außerordentliche General-Versammlung ab. in der K n o I l über daS Thema„Die bevorstehen.den Kämpfe im Steinsetzgewerbe und welche Stellung nehmen wirdazu ein?" sprechen sollte. Anstelle K nollS, der verhindert war,sprach Wagner. Nachdem Redner kurz die Verschmelzungs.frage gestreift und sich mit den von K n o l l im Fachorgan ver-öffentlichten Artikeln einverstanden erklärt hatte, ging er auf dieGründung des Reichsverbandes für das Baugewerbe ein und sprachdie-Ansicht aus, daß dieser Zusammenschluß(die Unternehmer desSteinsetzergewerbeS haben sich ihm auch angeschlossen) nur denZweck haben könne, im Interesse der Arbeitgeber auf die künftigenTarife einzuwirken. Die Arbeiter des Steinsetzgewerbes werdennun voraussichtlich— ganz gleich, wie der einzelne zur Frageder Verschmelzung stehe— noch einen größeren Kampf zu be-stehen haben, bei dem sie auf sich selbst gestellt seien, da eine Ver-schmelzung bis zum Frühjahr 1913 unmöglich ist. Vielleicht werdees einen Kampf geben, wie die Organisation ihn noch nicht erlebthat. Umfangreicher wird er jed-nfalls sein, als der Kampf von1911. Der Verband der Steinsetzer, Pflasterer und Berufs.genossen werde aber auch diesen vorauSsichtlieben Kampf erfolgreichbestehen. Wenn nun ein« außerordentlich« Situation entsteht, soerfordert dieselbe auch notgedrungen außerordentlicheMittel. Von dem Anschluß an dem Bauarbeiterverband solleman sich aber kein- übertriebene Hoffnungen machen. Groß« Orga.nisationen hatten wohl groß« Kassen, anbererseits aber auch vieleMitglieder zu unterstützen. Aus allem ergebe eS sich, nicht zuwarten bis zum Frühjahr, sondern jetzt schon für die nötigeMunition zu sorgen, Redner empfahl, die Berliner Mitgliedermöchten in der Schaffung'von Extrobeiträgen den Filialen.die dem Tarifbezirke Groß-Berlin angehören, vorangeben,Der erste Diskussionsredner sprach in der Hauptsache zurVerschmelzungsfrage und befürwortete die Verschmelzung mit demBauarbeiterverband, von der er große Borteile erhoffe. Selbst.veständlich mühten und würden auch die nötigen Gelder zum Kampfaufgebracht werden, um dem Gegner die Stirn zu bieten.Der nächste Redner sprach ebenfalls die Ueberzeugung aus, daßdie Berliner Mitglieder freudig zum Kampffonds mitbeitragenwerden, zurzeit sei jedoch die Notwendigkeit eines Ertrabcitragesnicht einzusehen. Derselben Meinung war der nächstfolgendeRedner. Einig waren sich auch alle übrigen Redner darin,daß, wenn Not am Mann sei, jeder einzelne Vcrbandskollege seinePflicht tun werde,In seinem Schlußwort vertrat der Referent nochmals seine»Standpunkt und wies darauf hin, daß ja nicht nur Berlin allein,sondern alle anderen Filialen an die Schaffung von Extrabeiträgenherangehen müssen.Die Bersammlung lehnte den Antrag auf Festsetzung einesExtrabeitrages gegen eine starke Minorität für jetzt ab.Verband der Schmiede. Die am Mittwoch abgehaltene General.Versammlung nahm den Kassenbericht für das zweite Quartal ent-gegen. Derselbe schließt für die Hauptkasse in Einnahme und Aus-gäbe mit 20 074 M. Die Lokalkasse verzeichnet eine Einnahmevon 17 491 M., eine Ausgabe von 7401 M. Das Vermögen derLokalkasse belauft sich auf 30 089 M. Für llnterstützungszweckewurden ausgegeben: An Arbeitslose und Reisende 4434 M., anKranke 3142 M., an Streikende 6571 M., an Gemaßregelte 607 M.,sonstige Unterstützungen 798 M.— Die Mitgliederzahl ist imLaufe des Quartals von 2500 auf 2710 gestiegen.— Nachdemdieser Punkt der Tagesordnung erledigt war, gab Siering denBericht über das Ergebnis der Urabstimmung in der Verschmel-zungsfrage. Die im„Vorwärts" bekanntgegebenen Zahlen überdas Gesamtergebnis in Deutschland haben inzwischen eine kleineAenderung erfahren. Von den rund 17 000 Verbandsmitgliedernhaben sich 12 064. an der Abstimmung beteiligt. Davon haben8741 für, 3131 gegen die Verschmelzung gestimmt. 192 Stimmenwaren ungültig. Es haben sich also fast dreiviertel der Abftim-Menden und mehr als die Hälfte aller Mitglieder für die Ver-schmelzung entschieden. Dieselbe ist dadurch endgültig beschlossenund wird dem Beschluß'des Verbandstages gemäß am 1. Oktobervollzogen. Der Redner betonte, daß nun auch die bisherigenGegner der Verschmelzung sich den Beschlüssen fügen müssen, wieeS die demokratischen Grundsätze erfordern. Jeder Kollege habedie Pflicht, dafür zu sorgen, daß der Uebertritt in den Metall»arbeitcrverband restlos vollzogen werde.— Mehrere Diskussionsredner betonten, sie seien bis zum letzten Augenblick Gegner derVerschmelzung gewesen. Nachdem dieselbe beschlossen sei, habeselbstverständlich jeder Kollege den Beschluß zu befolgen. EineNbsplitterung dürfe eS nicht geben.LrCtzU Nachrichten.Tie Rcichsvcrteidigunss im englischen Unterhaus.London, 25. Juli.(W. T. B.) Ter Führer der OppositionBonar Law führte aus: Vor zehn Jahren beherrschten wir jedesMeer. Heute beherrschen wir nur die Nordsee. Ich möchte nicht be-haupten, daß irgend etwas hätte geschehen können, diese Aenderungzu verhindern. Aber in einer kritischen Zeit taten wir alles, waswir konnten, um die Aenderung zu erleichtern und zu beschleunigen,dadurch, daß wir in den Jahren 1906, 1907 und 1908 nicht ein«genügende Zahl von Schiffen auf Stapel legten.Dieser Wechsel hat unsere ganze Stellung in der auswärtigenPolitik verändert und wir können nicht länger in einer Stellungder Isoliertheit verharren in verhältnismäßiger Gleichgültigkeitgegenüber der Gruppierung von Mächten. Ter Schlüssel unsererauswärtigen Politik sollte eine stete beharrliche Freundschaft mitden Mächten sein, die mit uns und der Triple Entente vereint sind.Jede Mächtegruppierung begünstigt den Frieden, obschon sie denKrieg nicht unmöglich macht.'Ich kann der Behauptung nichtzustimmen, daß England niemals Oesterreich und Italienin Kriegszeiten gegenüberzutreten gezwungen sein wird. Sie ge-hören beide zum Dreibund, und wir würden äußerst töricht sein,wenn wir nicht die Möglichkeit ins Auge faßten, daß die anderenMächte des Bundes an dem Kriege teilnehmen könnten, den wirmöglicherweise mit dem einen Mitglied des Dreibundes führen.Wir können bei Erwägung unserer Stellung das Bestehen des Drei-bundes nicht außer acht lassen.Bonar Law kam sodann auf die Erklärung W i n st o nChurchills vom 22. Juli und sagte: Churchill beschrieb uns dieWirkung des neuen deutschen Flottengesetzcs, und die deutschePresse hat seine Erklärung als richtig bezeichnet. Ich habe nie-mals eine schwerer wiegende Erklärung gehört. Ich weiß, es gibtMitglieder des Hauses, die da denken, es sei provozierend, unsereStärke mit der Teutschlands in Vergleich zu stellen. Das erscheintmir absurd. Der ganze Zweck der Erhaltung unserer Defensiv-streitkräfte gründet sich auf die Annahme, eines Tages vielleicht inden Krieg ziehen zu müssen, und wenn wir die Möglichkeit einesKrieges ins Auge zu fassen haben, so müssen wir sie von demGesichtspunkte derjenigen Macht erwägen, die am meisten in derLage ist. uns zu schaden, wenn es zum Krieg kommen sollte. Dassoll nicht im geringsten bedeuten, daß wir irgendeine Feind-s e l i g k e i t oder ein Uebelwollen gegenüber Deutsch-land empfinden, oder daß wir die Lage Deutschlands nicht ver-stehen.Tos türkische Parlament und die Offizicrsliga.Konstantinopel, 25. Juli.(W. T. B.) Um 6 Uhr traf derK r i eg s m i n i st e r in der Kammer ein, ergriff das Wort undsagte: Ich bedauere den Zwischenfall, aber seit Einsetzung der Kon-stitution sind solche Bluffs häufig vorgekommen. Nachdem Offizier, der den Brief zurückgelassen hat, wird gesucht, undnatürlich wird er bestraft werden. Auf die Frage, ob auch gegendie Offiziere, die der Presse die Proklamation im Namen derOffiziersliga übergeben haben, Maßnahmen getroffen würden, er-widerte der Minister: Ich werde nach den Offizieren forschen undsie b e st r a f c n. Ich bin erst seit kurzem Minister und ich braucheZeit, um die Ordnung in der Armee wiederherzustellen. DerGrotzwesir hat beschlossen, eine Verfolgung gegen die Zeitun-gen einzuleiten, die die Proklamation veröffentlicht haben.Sehid Beh erklärte, die Kammer nehme diese Erklärungen desMinisters zur Kenntnis und wünsche, daß die Schuldigen sobaldals möglich bestraft würden. Die Kammer fand die Erklärungenausreichend.__Beim Baden ertrunken.Ostfeebad Baabe-Rügen, 26. Juli.(ÜB. T. SB.) Bei hohemWellengange sind hier zwei Berliner Damen, Frau von Stuckradund Frau Direktor Bousset, ertrunken. Kammersänger Rüdigerund Herr von Stuckrad konnten gerettet werden.T.. Er ist ein Arbeiter�__ aus Gent, der bereits früher au« der Armee ausgestoßen war.R!H.<Bl«cke, Berlm. Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.» verlagsanstalj Paul Singer t Co., Berlin L�V. Hierzu 2 Beilagen u. UnterhaltungSbl.Massenvergiftung.Uelzen, 25. Juli.(H. B.) In L i n d e n wurde gestern eine großeScheune eines Hofbesitzers gerichtet. Nach dem fand eine Mahl-zeit für alle Zimmerleute und sämtliche Tagelöhner des Dorfe«statt. Noch in derselben Nacht und am heutigen Morgen erkranktensämtliche Teilnehmer unter Vergiftungserscheinungen.Etwa 35 Personen. Männer. Frauen und auch Kinder liegen imhöhen Fieber bedenklich danieder.Tat eines Geistesgestörten.Brüssel, 25. Juli.(H. B.) Heute vormittag übersiel ein an-scheinend Geistesgestörter im Stadthause einen P r i e st c r und ver-letzte ihn durch Messerstiche. Der Priester ist inzwischen seinenVerletzungen erlegen. Der Täter erklärte im Verhör, wenn er inder Lage gewesen wäre, so hätte er auch den Kabincttschef und mög-licherweise auch den Erzbischof von Mechlen getötet. Er wird einerärztlichen Untersuchung unterzogen.