1910 herausgekommenes, tu den Fortbildungsschulen benutztes Lehrbuch der Bäckerei stellt eine Rentabilitätsrechnung für einen Kleinbetrieb für 800 Konsumenten auf, berechnet das Mehl und alle Zutaten zuni Marktpreise, bringt schon„allgemeine Geschäftsunkosten" und einen Geschäftsgewinn von jährlich 3000 Mark in Ansatz— und kommt doch bloß auf eine Differenz zwischen Roggenmehl, und Roggenbrotpreis von 2 Pfennig, zwischen Weizenmehl- und Weizenbrotpreis von 13 Pfennig I Das sind pro Kilogramm 6, bezw. 10 Pfennig iveniger als dieKonsumentenin Berlin heute tatsächlich bezahlen! Das Ungesunde. Unhaltbare dieser Zustände erkennt auch Brutzer. Er möchte ihnen begegnen mit allerlei Palliativ- mittelchen: Beim Fleischhandel: Zusammenfchlutz der kleineren Produzenten in Genossenschaften zum Verkauf eines Teiles ihres Viehs, unter Freilassung eines anderen, und ohne Einbeziehung der Großproduzenten; ebenso Zusammenschluß der kleinen Fleischladenbesitzer eventuell Errichtung städtischer Fleischverkaufsstellen,— Beim Brothandel: Bessere Organisation der. Produktion, indem das Roggenbrot aus- schließlich in Großbäckereien, das Weizenbrot von Klein- betrieben hergestellt wird, die Einkaufsgenossenschaften gründen können. Konzession für Bäckereteröffnungen, um die Kon- kurrenz zu beschränken, Verkauf der Backware nach Gewicht usw. Ganz gut und schön! Es würde vielleicht im kleinen helfen; aber im großen ganzen würden doch die Konsumenten weiter zum Besten eines unverhältnismäßig hohen Profits der Großproduzenten und mehr oder weniger überflüssiger Institutionen deS Zwischenhandels geschröpft werden. Als erste Maßnahmen muß gefordert werden: die Auf- Hebung der heute bestehenden Wucherzölle auf notwendige Lebensmittel und ferner die Ue bernahme der Brot- und Fleischversorgung durch den Staat und die Gemeinden, zunäckist in den Groß- und Industriestädten. Die Schäden des heutigen kapitalistischen Wirtschaftssystems schreien geradezu nach einer grundsätzlichen Ä e n d e* u n g der bestehenden Verhältnisse. Der Sozialismus wird eine immer dring- ltchere Forderung der Zeit. So lange er die Schäden des heutigen Systems nicht grundsätzlich zu beseitigen vermag, besteht das beste Mittel, diese Schäden wenigstens etwas zu beschränken, nicht in dör Durchführung der Vorschläge Brutzers, sondern in der Kon- sumentenorganisation, die einen Teil des Zwischen- Handels eo ipso, ausschaltet und wenigstens teilweise Profit- quellen dadurch verstopfen kann, daß sie mehr und mehr dazu übergeht, auch die Produktion für den eigenen Bedarf in die Hand zu nehmen._ Die englische Arbeiterpartei und das Wettrüsten. London , 26. Juli. (Eig. SS er.) Die Stellung der englischen Arbeiterpartei wurde von ihrem parlamentarischen Führer Mac- d o n a l d bei der Beratung des Nachtragsetats für die Flotte am Ende seiner Rede wie folgt präzisiert:„Was uns, die Labour Party , ''arilangi. so werden wir versücheti, dieser Politik bei jeder denkbaren Gelegenheit Einhalt zu gebieten, wie wir es bei dieser Gelegenheit tun werden. Wir arbeiten, in dieser, Hfifficht mit Kollegen iu aus- ländischen Parlamenten zusammen, die nie für die Flottenvermehrung im eigenen Lande stimmen, die die Flottengesetze nie unterstützt haben. die in Deutschland zum Beispiel die Flottenvermehrung im Jahre 1911 nicht unterstützt haben. Und der Friede Europas hängt vonjDemonstrationen wie diesen internationalen Demonstrationen ab, die von einem Teile der Volksvertreter in den Parlamenten der verschiedenen Nationen unternonunen werden. Ihre Forderungen für den Bau von Kriegsschiffen werden reduziert werden, Ihre fried- fertige Diplomatie wird ermutigt werden dadurch, daß sich die Arbeiterpartei im Unterhause ihren deutschen sozialistischen Freunden bei diesen Demonstrationen anschließt und erklärt, daß sie wenigstens den Regierungen nicht helfen wird, diese Geldforderungen durch- zusetzen, und daß sie die Regierungen nicht in den Stand setzen wird, aufs Geratewohl mit diesem Wettrüsten fortzufahren, daS immer drückend, schwer drückend ist und das schließlich die davon betroffenen Länder zum Kriege führen mutz. Wir wollen keinerlei Verantwortlichkeit dafür übernehmen, indem wir eS den Admiralitäten etwa leicht machen, unsere Flotte stetig zu vermehren. Wir glauben, daß die Diplomatie der Regierung in großem Maßstabe für daS, was sich zugetragen, verantwortlich ist, und wir nehmen unseren Platz an der Seite der Männer in Deutsch - land ein, die drüben Flottenvermehrung opponieren." Diese Erklärung ist zweifelsohne klar und deutlich genug. Es bleibt aber zu wünschen, daß die englische Arbeiterpartei im Handeln dieselbe Klarheit und Deutlichkeit beweist. Bei der Abstimmung über die Vermehrung der Mannschaft um 1500 fanden sich nur 19 Arbeiterparteiler, die dagegen stimniten. Allerdings ist es wahr, daß einige Parlamentarier in Crewe dem Genoffen Holmes halfen, den Sitz für die Arbeiterpartei zu erobern; auch hatten verschiedene vorher mit dem Genossen O'Grady protestierend daL Haus verlassen, als dieser seinen flammenden Protest gegen die Indifferenz der Regierung gegenüber der Not in pst-Loudon erhob. Wie verhält es sich aber mit den vier Arbeiter- parteilern, die mjt der Regierung stimmten? ES waren daS E r o o k S iArsenalarbeiter), D u n e a n Maschinenbauer), Wilkie (Schiffbauer), die wohl im Interesse des Kanonen- und Panzer- Plattengeschäfts ihre Stimme in die Wagschale warfen und dadurch den Mitgliedern ihrer Organisationen einen Dienst zu erweisen glaubten, und zu allem Ueberflnß noch der alte Bergarbeiter H a S l a m, von dem man wohl als Entschuldigungsgrund an- nehmen kann, daß er nicht recht wußte, waS er tat; hat er doch auch während deS Bergarbeiterstreiks seine VorstandskoNcgen durch feine täglichen Indiskretionen beständig in Erregung gehalten. Der Krieg. Die türkischen Wirre«. Das neue Ministenum ist immer noch nicht vollständig. das tvichfioe Ministerium des Innern ist»och nicht besetzt. Offiziös wird versichert. F er id P a s ch a habe an den Groß- wesir telegraphiert, er könne aus Geiundheitsrricksichten kein Portefeuille im Kabinett annehmen. Man sagt, Hussein Hilmi fei gebeten worden, das Ministerium deS Funertt anzunehmen, er soll aber nicht dazu geneigt sein. Auch über die wichtige Frage, ob die Kammer auf- gelöst wird, herrscht noch keine Klarheit. Ein oppositionelles Blatt rät der Regierung unverzüglich vor der Kammer zu er- scheinen, diese auf Grund der seinerzeit der Pforte gemeldeten Wahlexzesse als ungesetzlich konstituiert zu erklären, die be- treffenden Deputierten zur Niederlegung ihrer Man- date aufzufordern und dann die Kammer aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben.— Der Großwesir hat die Behörden ersucht, der Pforte Abschriften der Jnstrukttonen. einzusenden, die die frühere Regierung Hinsicht- lich der Wahlen erlassen hat. Man glaubt, daß es sich um eine vorbereitende Maßnahme zur Feststellung der Gültigkeit der Deputiertenwahlen handelt. Die jungtürkische Partei hat an die Regierung eine Adresse gerichtet, in der sie ersucht wird, die Kammer nicht aufzulösen, sondern sich auf eine Ver- tagung, nachdem über das Budget abgestimmt worden sei, zu beschränken. Die Sonnabendsitzung der Deputiertenkammer hatte einen ruhigen Verlauf. Das Budget des Großwesirats wurde debattelos angenommen und darauf zur Beratung des Justiz- etats geschritten. Die summarische Erledigung der Budgets wird als Anzeichen dafür angesehen, daß die Kammer im Ein- vernehmen mit der Regierung die Session in einigen Tagen zu schließen gedenkt. Die jungtürkische Presse in Saloniki fordert die Regierung auf, die meuternden Offiziere zu bestrafen, denn 82 Bataillone, die sich in Albanien befänden, könnten Wohl die Offiziere einiger Regimenter der Bestrafung zuführen. Das Kabinett müsse sich bemühen, einer Gegenrevolution, die für das Land unheilvoll sei, vorzubeugen. Um den Nachweis zu führen, daß nicht die ganze Armee die Aktion der den Liguen angehörenden Offiziere billige, ver- öffentlicht das Blatt„Hakk" ein Telegramm, welches 116 Offiziere am 13. Juli in Saloniki absandten, in dem die Handlungsweise der desertierten Offiziere von Monastir scharf getadelt wird; ferner Telegramme, welche die Dele- gierten dreier in Jpek garnisonierender Regimenter sowie die Delegierten der Garnison Sienitza an die Offiziere aller Truppenkörper Rumeliens und Albaniens richteten, in denen erklärt wird, daß sie die Vorschläge der Offiziere der ersten und 21. Division von Djakova zurückwiesen, die an sie das Ansinnen gestellt hatten, mit den aufständischen Albanern zu fraternisieren und den Sturz des Kabinetts Said Pascha sowie die Auflösung der Kammer zu fordern.. Die Absender der Telegramme fordern alle Offiziere auf, ebenso zu handeln wie sie. Der albanische Aufstand. Saloniki, 27. Juli. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.» Korresp.-Bureaus.) Infolge einiger in den letzten Tagen verübten Bombenattentate sind die Behörden beunruhigt. Man glaubt Grund zur Annahme zu haben, daß die Attentate auf die Bahnstrecken mit der Bewegung der Albaner im Zusammen- hang stehen. Als ein Sonderzug mit Truppen von Gewgeli nach Kossovo abging, wurde die zwischen den Stationen Gewgeli und Miroftche befindliche kleine Brücke, kurz bevor sie der Zug passierte, durch Bomben in die Luft gesprengt. Der Militärzug konnte noch rechtzeitig aufgehalten Werden. Es wird vermutet, daß albanische Bahnwärter bei dem Attentat die Hand im Spiele haben. Die Leitung der ganzen Bewegung, soweit die Arnautenansammlungen in Pristina in Betracht kommen, scheint Hassan©ey übernommen zu haben. In Pristina liegen sechs Bataillone Infanterie, ein Regiment Kavallerie und zwei Batterien Artillerie, die dem Ein- marsch der Aufständischen keinen Widerstand entgegensetzten. Ein Zwischenfall an der bulgarischen Grenze. Sofia , 26. Juli. Gestern nachmittag kam es.in der Nähe des Postens von Damlidere bei Kruschewo zu einem Zusammen- stoß zwischen eines bulgarischen und einer türkischen Patrouille. Die Patrouillen beschossen einander. Ein Bul- gare wurde verwundet, drei Türken sollen getötet worden sein. Oesterreich und die türkische Krise. Wien , 27. Juli. Der Minister des Aeußern, Graf Berch- told, hat sich nach Kaltenleutgeben bei Wien und nicht, wie ur- sprünglich beabsichtigt war, nach Karlsbad begeben. Hierzu er- fahren die Blätter, daß die Ereignisse in der Türkei die Anwesenheit beS Ministers in Wien erförderlich machen. Es wäre jedoch falsch, daraus den Schluß abzuleiten, daß die politische Eni- Wickelung in der Türkei ein international bedrohliches Aussehen erhalten habe. Die inneren Verhältnisse in der Türkei geben keinen Anlaß zu der Befürchtung, daß etwa die Mächte gezwungen würden, aus ihrer Passivität herauszutreten. Auch hegt man Ver- trauen, daß es dem neuen türkischen Kabinett gelingen wird, durch die getroffenen Maßnahmen eine Beruhigung oder doch wenigstens eine Abschwächung der politischen Leidenschaftesi im ottomanischen Offizierkorps herbeizuführen. Politische OeberHebt Berlin , den 27. Juli 1912. Wie ist doch die Zeitung so interessant! Als Prinz Heinrich seine seltsame Rede auf dem Frank- furter Schützenfest gehalten hatte, in der es hieß:„Treff ist Trumpf, Trumpf ist für den Bürger aber auch der Ge- h o r s a m", da entrüstete sich natürlich auch die freisinnige Presse weidlich über eine solch vorsintfhitliche Auffassung. Dabei ist es nur die unausrottbare Vyzantinerei unseres „liberalen" Bürgertums und seiner Presse, die in gekrönten Häuptern und Prinzen erst die befremdlichsten Vorstellungen über die Rechte und Pflichten der„Untertanen" erzeugt. Wie unverwüstlich die Byznutinerei selbst in unserer linksliberalen Presse ist, beweist die Tatsache, daß in einer einzigen Nummer der„Tante V o ß", der Nr. 379. gleich zwei Notizen über die himmlische Leutseligkeit zweier Hohenzollernprinzen enthalten sind! Da wird erstens, im politischen(I) Teil, erzählt, wie zwanglos sich der Kronprinz auf dem ostpreußischcn Truppen- Übungsplatz Arys bewegt und welche Bonmots er dort zur hellen Freude der lieben Straßenjugcud zum besten gegeben hat. Aber damit nicht genug; im Lokalen findet sich dann eine nicht minder interessante Notiz üher. die göttliche Un- aeniertheit und Herablassung, mit der P r i n z A u g u st in einem Restaurant am Scddiner See zum Volke herabgestiegen ist— habe er sich doch nicht nur mit seinem Gefolge„froh und ungezwungen unter die tanzlustige Jugend gemischt", sondern sogar„auch junge Berlinerinnen zum Tänzchen engagiert". Wozu eigentlich macht die wackere Fortschrittstante dem „Lokal-Anzeiger" so erfolgreiche Konkurrenz im Hofklatsch? Glaubt sie wirklich, daß solch kleine schäkernde Prinzen- scherze die Verbürgerlichung des Hohenzollernhauses bewiesen? Dann kann sie gelegentlich dieselbe bittere Eni- täuschung erleben, wie beim Prinzen Heinrich, der ja als ebenso„leutselig" gilt und mit aller„Herablassung" die wunderlichsten politischen Schrullen vereint. Solche„Leut- seligkeit" verrät ja überhaupt häufig viel weniger schlichte Be- scheidenheit, als unbändigsten Aristokraten- und Fürstenswlz. Wohl aber verrät es traurig sie Lakaienhaftigkeit. wenn„liberale" Blätter von solchen Belanglosigkeiten! großes Aufheben machen und ihre Leser mit dem seichtesten Hof- klatsch regalieren! Die„Voss. Ztg." sollte lieber des Bürgerschen Kernspruches gedenken:„Der GrotzenHoch- mut wird sich geben, wenn Eure Kriecherei sichgibt!"_ Konservative Zitierkunst. ES wird mehr und mehr zu einer Gepflogenheit des„SN- ständigen" Blätter konservativer Richtung, ihre politischen Gegner mit gefälschten, verstümmelten oder völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Aeußerungen zu bekämpfen, die dieser oder jener an- gebliche Führer, Theoretiker oder hervorragende Parlamentarier der gegnerischen Partei irgendwo und-wann gemacht haben soll. Damit die faule Mache nicht sofort entlarvt werden kann, wird schlauerweise meist der Name des betreffenden Führers oder Parla. mentariers nicht genannt und ebenso auch verschwiegen, wann und bei welcher Gelegenheit die zitierte Aeußerung gefallen ist. So behauptete denn jüngst auch die bekanntlich„hochanständige"„Eon- serv. Corresp.", einer der Hansabundspräsidenten habe einmal selbst gesagt, des Freisinns Herz sei dort, wo die Geldsäcke der Börsen- jobber ständen. Wahrscheinlich um die feige Taktik der konservativen Zeitung?. mache an einem Beispiel deutlich nachzuweisen, wandte sich die Ge» schäftsführung des HansabundeS an die Redaktion der„Conserv. Corresp." mit folgender Anfrage: Berlin NW 7, Dorotheenstr. 36, 22. Juli 1912. An die Redaktion der„Conservativen Correspondenz". SW 11, iBernburger Str. 24/25. In Nr. 56 Ihrer Korrespondenz wird in einem Aufsatz über die„SWarenhaussteuer" wörtlich ausgeführt: „Das kann auch gar nicht anders fein, denn die Draht. zieher des HansabundeS sind in der überwiegenden Mehrheit Freisinnige und— so versicherte einmal mit vollem Rechte einer der Hansabundspräsidenten— JieS Freisinns Herz ist dort, wo die Geldsäcke der Börsenjobber stehen" Wir dürfen Sie wohl ersuchen uns mitzuteilen, welcher Präsident des Hansabundes den von Ihnen zitierten Ausspruch getan hat.., Hochachtungsvoll HansabunL für Gewerbe, Handel und Industrie. gez. H. Richthosen. gez. Streseman«. St/M. M.' d. R. Darauf erklärt die„Conserv. Corresp.", da sie diese Anfrage nicht gut ignorieren kann: „Wir müssen auf diese Anfrage hin bekennen, daß uns in dem angezogenen Artikel allerdings insofern ein Irrtum unter- laufen ist, als der Herr, der den fraglichen Ausspruch getan hat, dem Präsidium des HansabundeS nicht mehr angehört. Die Worte stammen von dem freikonservativmt Abgeordneten Rahardt, den man auch heute noch als führendes Mitglied des HansabundeS ansprechen kann. � Der ganze Streit dreht sich also nur um Worte; denn ob„Präsident" oder „führendes Mitglied", will für die Sache nichts besagen." Ein« für.die politische Änständizleit der konservativen Faiseure recht charakteristische Antwort: ob Präsident, ob sogenanntes„füh» rendeS Mitglied" ist ganz«galt In welche moralische Entrüstung würde wohl die„Conserv. Corresp." oder die fast regelmäßig ihre Artikelchen nachdruckende„Kreuzzeitung " geraten, wenn ein sozial. demokratisches Blatt dem Freiherrn v. Heydebrand, dem Grafen Kanitz, dem Grafen v. Schwerin -Löwitz oder einem anderen Führer der konservativen Partei irgendeine verfängliche Aeußerung in den Mund legen und dann, wenn die Unrichtigkeit seiner Beschuldigung festgestellt würde, seelenruhig erklären wollte:„Freiherr v. Heyde» brand hat das freilich nicht gesagt; aber das führende Mitglied X. der konservativen Partei in Posemuckel oder in Kyritz -Pyritz. Doch das ändert gar nichts an der Sache!" Wir haben keine Veranlassung, den Hansabund zu verteidigen; aber so weit wir uns zu erinnern vermögen, hat der Allerwelts- Politiker Rahardt jene Aeußerung getan, als er gar nicht„führen, des Mitglied" des HansabundeS war; sondern noch im konservativ» zünstlexischen Lager das Handwerl zu retten vermeint?. Herr Matthias Erzberger erfreut sich der besonderen Aufmerksamkeit der antwachemiiischen Presse. Insbesondere ist von der„Kölner . Korrespondenz" daS Buttenhauser Zentrumslicht wiederholt in einer Weise gekennzeichnet worden, die an die Genauigkeit einer guten Photographie erinnerte. Sie charakterisierte ihn als einen Mann, dem es„an logischem Denken und gediegenen Kenntnissen fehlt", der aber dennoch am meisten von allen Zentrumsabgeordneten schreibe und rede. OpperSdorffs Blatt nannte ihn einen„flüchtigen K o m p i l a t o r", der sich für einen Politiker halte, weil er„den Etat von der Warte eines Rechnungsrates aus prüft und be» mängelt". In' einem Artikel ihrer Nr. 640 nimmt die„Kölnische Volks» zeitung" Herrn Erzberger gegen die Angriffe der hyperkatholischen Mitbrüder in Schutz; es sei„geradezu abstoßend." meint sie, wie man Herrn Erzberger behandele. Die„Köln . VolkSzeitung" hat anscheinend ganz vergessen, daß sie stüher deS östern selbst in der schärfsten Weise gegen Herrn Erzberger Stellung genommen hat. Im Januar 1909 geschah das in nicht weniger als drei verschiedenen Nummern. Sie schüttelte ihn wegen seiner Vielschreiberei und Schwatzhaftigkeit in aller Form ab und erklärte. daß er„auf eigene Rechnung und Gefahr" schreibe. Das sei nicht nur ihre, sondern die Meinung„weiter Kreise der Zentrumspartei im Lande". Erzberger treibe die G e- s Lästigkeit zu weit und offenbare nicht genügend Selbst. ach tun g. In ihrem dritten Artikel forderte schließlich die „Kölnische VolkSzeitung". daß sich die Z e ntr u m s fr a k t i o n mit jenen Dingen„ganz ernst und ungesäumt" be» s ch ä f t i g e. Noch ärger nahm die zur gleichen Richtung wie das Bachemsche Blatt gehörende„Reißer Zeitung" Herrn Matthias beim Ohr. Das Blatt schrieb im Dezember 1919:„Erzberger bildet sich immer mehr zuinSchreckenSkinde der Zentrumspartei auS!" Und jetzt auf einmal nehmen die gleichen Blätter den damals so nachdrücklich zur Ruhe Verwiesenen und Gerüffelten in Schutz. obwohl ihm im Grunde keine anderen Vorwürfe gemacht werden, als sie früher die Richtung Bachem gegen ihn erhoben hat. Freilich: damals stand Herr Erzberger der Richtung Bachem noch feindlich gegenüber I__ Freiwillige Flieger vor! Das Kriegsministerium� hat seine Zussimmung zur Er- Achtung eines Freiwilligen-Fliegerkorps erteilt. das als eine Art von Fliegerreserve demnächst ins Leben
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