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Nr. 177. 29. Iahrgaog. 1. Sciliijc Ks Janrätto" Sttlintt loMlott Zomerstxg, 1. Aug»? 1912. lischklänge zu der Streikiuitlz im Kuhrrevler. Sm Dortmunder Landgericht haben die beiden für die Ab- urteilung von.Streitsachen" eingesetzten Sonderstrafkammern ihreArbeit" bekanntlich im wesentlichen erledigt. ES kommen aber noch allerhand.Nachklänge". Jetzt ist ein in einem Streikprozesse als Zeuge.arbeitswillig" gewesenerNützlicher" unter der Anklage des wissentlichen Meineides, der schweren Körperverletzung und der wissentlich falschen Anschuldigung in Untersuchungs- hast genommen. Der Arbeitswillige hatte angegeben, daß der streikende Bergmann Friedrich Heine dem Arbeitswilligen Joh. Böwer vor einer Wirtschaft mit einem Gummischlauch miszhandelt habe. Böwer selbst wußte nicht, wer ihn so mißhandelt; die Tat war am 10. April, mehrere Wochen nach Beendigung des Streiks. geschehen. Man schob aber alles, was.aus Anlaß des Bergarbeiter- streiks" geschehen schien, vor die Streikkammer des Landgerichts. In der Verhandlung wollte der Zeuge Otto Hake nicht mehr so bestimmt angegeben haben, daß Heine der Täter sei, er wollte dies nur.angenommen" haben. Der Mißhandelte sagte aber anders. Der angeklagte Streikende komite leicht nach- weisen, daß er zur Zeit der Tat ganz wo anders war und daß auch die sonstigen Angaben der arbeitswilligen Zeugen nicht stimmten. Hake bestritt u n t e r E i d, daß er selbst den Böwer mißhandelt habe; indes wurde bereits in der Verhandlung festgestellt, daß beide Arbeitswillige außer Ernst kurz vor dem Vor- fall in einer anderen Wirtschaft einen Wortstreit gehabt und daß Hake dem anderen gedroht hat, daß ernoch Schläge be- kommen" werde. Der Angeklagte wurde freigesprochen und dabei aus- drücklich betont, daß seiue Unschuld erwiesen sei. Der Verteidiger hatte ausgeführt, es scheine sich um e i n B u b e n st ü ck schlimmster und gemeinster Sorte zu handeln. Der Verdacht liege dringend nahe, daß Hake den Böwer selb st durchgehauen und dann, um stei wegzukommen, wider besseres Wissen den Streikenden beschuldigt habe. Die Staats� anwaltschaft werde untersuchen müssen, ob Hake einen Meineid ge teistet. Jetzt ist der arbeitswillige Zeuge verhaftet. Damit scheint wenigstens über dieses'eine nützliche Element das Verhängnis herein zubrechen. Ist eS verwunderlich, wenn Streikbrecher zu der Am ficht kommen konnten, daß ihnen ein solcherDreh" bei den Streik- sonderkammern leicht gelingen könnte? Und noch über eine andere Aktion ist zu berichten. Die Dortmunder Arbeiter-Zeitung" hat pflichtgemäß über da? Wüten der Streikjustiz kritische Mitteilungen gemacht, die nicht überall gefallen haben. In der Nummer vom 20. Mai berichtete sie unter der Stichmarke:.Wieder was neues I' über folgenden Fall. Durch.Johlen und Schreien' und unter Zuhilfenahme von Topfdeckeln sollten die Frau Wilh. Böge und ihre Tochter, die Näherin Henriette Göge in ihrer Wohnung einige Streikbrecher.be grüßt" haben. Die.Nützlichen" hatten nur Lärm gehört und die beiden Frauen am Fenster ihrer Wohnung gesehen. Ob die Frauen auch den Lärm gemocht, wußten sie nicht. Die Streiksünderinnen erklärten, daß Kinder von einer Hochzeit erzählt und dabei auch demon- striert hätten, wie Musik gemacht worden sei. Der Verteidiger krittsterte die.juristische Novität", nach der Frauen mit den Kindern, weil fie scherzten, vor die Streikkammer wegen Beleidigung Arbeitswilliger gekommen waren. Bei sorgfältiger Arbeit hätte die Anklage nicht zustande kommen können. DaS Gericht kam zur Freisprechung der beiden Frauen. kleines feuilleton. Henri FabreS Freilicht-Laboratorinm..Das ist's, waS ich mir schon lange ersehnt habe, ein Stück Land. oh. nicht sehr groß, aber umzäunt, um nicht gestört zu werden, ein verlassenes. unbebautes, sonnenerfülltes Stück Land, günstig für Bienen und Disteln." So hebt der greiseHomer der Insekten". Henri Fabre , einen Aufsatz in der»Daily Mail" an. in dem er von der Erfüllung seines schönsten Wunsches, seinem Freilichtlaboratorium in Ssrignan, spricht. Er erzählt, wie er sich danach gesehnt, an einem solchen stillen Fleck sich ganz in das Leben und Treiben der Insekten zu vertiefen, und wie schwer es ihm geworden sei, dieses bescheidene Lebensziel zu verfolgen im grimmen Kampf ums tägliche Brot. Nun ist mein Wunsch erfüllt. Etwas spät freilich, meine geliebten Insekten I Ich fürchte fast, daß der Kuchen mir vom Schicksal erst dargeboten worden ist, da ich keine Zähne mehr habe, um ihn zu essen I" Seine leidenschaftliche Begier nach wissenschaftlicher Wahrheit hat ihn stets hingelenkt auf diese unendliche Welt des Kleinen. Aber wie lange hinderte ihn die Sorge ums tägliche Brot, diesem Probleme nachzuforschen I Endlich, endlich war es ihm ge- glückt, sich das langersehnte Laboratorium der lebenden Insektenkunde zu schaffen: das Stück Land, das er erworben in der Einsamkeit eines kleinen Dorfes. Hier hat sich Fabre eine blühende Wildnis geschaffen von Disteln. Tausendgüldenkraut und vielen anderen Pflanzen, wie sie die Bienen und die Insekten lieben.Dieser ver- achtete Boden, den man keiner Saat für wert erachtet hat, der un- fruchtbar dalag, er ist nun ein irdisches Paradies für die Bienen. Die mächtige Größe der Disteln und Flockenblumen lockt sie alle zu mir her von rings herum. Niemals in den reichen Erinnerungen meiner Jnsektenjagden habe ich eine so reiche Bevölkerung auf einem so kleinen Fleck gesehen; alle Arten haben sich hier ihren Treffpunkt eingerichtet. Da kommen sie alle, Jäger von mancher Art Wild, Bauleute, Weber von feinen Stoffen, Sammler von Stückchen, ge» schnitten auS dem Blütenblatt einer Blume, Architekten, die Häuser bauen aus Pappendeckeln, Gipsarbciter, die Mörtel mischen. Zimmerleute. Bergleute, die unterirdische Galerien graben und noch viele andere Arbeiter mehr. Hier ist einer, der die spinnwebartigen Stengel des gelben Tausendgüldenkrautes abkratzt und eine Kugel von einer Art Watte sammelt, die er stolz davonträgt an den Spitzen seiner Freßwerkzeuge. Unter der Erde wird er dies Material in kleine Täschchen verwandeln, die seinen Vorrat von Honig und das Ei aufnehmen sollen. Und die dort, die so eifrig sind im Plündern? Es sind laubschneidende Bienen, die uuter ihrem Bauch ihre schwarzen, weißen oder blutroten Schneideapparate tragen. Nun verlassen sie die Disteln, um die benach- barten Büsche zu besuchen, und schneiden hier von den Blättern ovale Stücke ab, in denen sie gar sorgsam ihre Ernte verpacken. Und die dort, gekleidet in schwarzen Samt? DaS find Mauerbienen, die mit Zement und Kies arbeiten. Wir könnten leicht ihre Maurerarbeit an den Steinen finden. Und die dort, die so lärmend summen im raschen Fluge? Es sind die Zimmererbienen, die in den alten Mauern und den sonnigen Bänken der Nachbarschaft leben." Wann werden wir", so schließt Fabre,entomologische Labo- ratorien für das Studium nicht der toten Insekten in Alkohol, fondern der lebenden Insekten haben, eine Untersuchungsstätte, deren Gegenstand der Instinkt, die Gewohnheiten, die Lebensweise, Arbeit DieDortmunder Arbeiter-Zeitung" schrieb in ihrem Bericht, ob es nun nicht ein Skandal sei, daß auf solche Vor- gänge hin Anklagen erhoben würden? Vor dieser Landplage sei ja nun kein armer Teufel mehr sicher. DaS behagte dem Ersten Staatsanwalt beim Dort- muuder Landgericht nicht. Am Dienstag hatte sich der ver- antwortliche Redakteur, Genosse Heußler, wegen ö fs e n t- licher Beleidigung des Ersten Staatsanwalts Friedheim zu verantworten. Man kam aber nicht weit. Bor - sitzender der Ferienstrafkammer war nämlich derselbe Landgerichts- direktor Dr. Hilgenstock, der auch Vorsitzender der zur Ab urteilung derStreiksachen" eingesetzten Sonderkammer la, gewesen war. Auch einer der amtierenden Beisitzer hat der Kammer la angehört. Diese Kammer hat besonders von sich reden gemacht. weil sie gleich bei Beginn der Streikjustiz auch bei geringen Be- leidigungen auf hohe Gefängnisstrafen erkannte. Hinzu kam, daß die Streikkammer la auch den Fall Göge verhandelt hat, wegen dessen Besprechung die Anklage erhoben wurde. Der Angeklagte und sein Verteidiger lehnten die beiden Richter wegen Besorgnis der Befangenheit ab. Unser Genosse führte aus, daß dieArbeiter-Zeitung " wiederholt die Urteile der Sonderkammer Is. scharf kritisiert habe. Wo die jüngere Streikk»nmer(IIa) auf Geldstrafe erkannt habe, habe es bei der andere» Streikkammer Gefängnis gegeben. Auch über das Streikgebiet hinaus hätten die Urteile berechtigtes Aufsehen erregt. Weiter kämen die freundschaftlichen Beziehungen der Richter zur Groß- industrie als Grund zu einer Besorgnis gegen eine Befangenheit der Richter in Betracht. Der Verteidiger kündigte weiter an, daß sich die Beweis- erhebung felbstverständsich nicht aus den einen unter Anklage ge- stellten Fall beschränken könne, es solle vielmehr durch ein großes Material nachgewiesen werden, daß der Angeklagte mit Recht über die Art, wie die Anklagen zustande kamen, habe erbittert sein können. Der Staatsanwalt meinte, daß die Anklagebehördehöhere Interessen' vertreten müffe. Die rasche Justiz habe weitere Streikvergehen verhüten sollen. Das Gericht fand einen Ausweg durch Vertagung der Sache bis wahrscheinlich nach den Gerichtsferien. Dann ist die Besetzung der Kammern ohnehin eine andere. Andernfalls wird dann der Ablehnungsantrag erneut gestellt. Ob die Justiz Freude an diesem Prozeß haben wird, muß sich erst noch zeigen. Huq der Partei. Aus den Organisationen. -' Am Sonntag fand in Erfurt die KreiSgeNeralver- s a m m l u n g des Wahlkreises Erfurt-Schlcufingen-Ziegenrück statt. Dem vom Kreisporstand erstatteten Jahresbericht ist zu entnehmen, daß die Organisation in den letzten Jahren recht erfreuliche Fort- schritte im Kreise gemacht hat. Am Schlüsse des Jahres 1L09 wurden 1903 Mitglieder gezählt, Ende 1910 waren es 2435. 1911 schon 3130 und am 1. Juli 1912 war die Mitgliederzahl auf 4266 gestiegen, darunter 739 weibliche Mitglieder, die sich auf 11 Orte verteilen. Trotzdem bleibt noch ein gewaltiges Arbeitsfeld zu be- ackern, wenn man bedenkt, daß im Kreise 12 200 gewerkschaftlich organisierte Arbeiter vorhanden sind und bei der verflossenen Reichstagswahl 23249 sozialdemokratische Stim- m e n abgegeben wurden. DieArbeiter-Jugend" hat im Kreise 662 Abonnenten. Das Parteiorgan, dieTribun e ", gewann 2000 bleibende Abonnenten. Im Berichtsjahre wurden in den Ortsgruppen 285 Versammlungen abgehalten, während der Reichs- tagswahlbewcgung außerdem noch 139 Versammlungen, darunter 12 unter freiem Himmel; insgesamt wurden rund 390 000 Flug- blätter und Broschüren sowie 12000 Kalender im Kreise verteilt. Die Zahl der Gemeindevertreter erhöhte sich von 36 auf Kampf und Fortpflanzung dieser kleinen Welt find, mit der Land- Wirtschaft und Philosophie so ernsthaft zu rechnen haben?' Der Tempel Robert Kochs in Japan . Ein Beweis für die hohe Verehrung, die die Japaner Robert Koch entgegenbringen, ist der Tempel, der ihm im Garten des Instituts für Infektionskrankheiten in Tokio errichtet wurde. Näheres von diesem eigenartigen Denk- mal erzählt Prof. Dr. Shiga in der Umschau. Der auS schönem japanischem Holz erbaute Tempel trägt an der Vorderseite ein Bildnis Kochs; in den steinernen Unterbau ist ein Kupfer- kästchen eingemauert, das eine Anzahl von KochS Haupt- haaren enthält. Haare gelten nämlich nach alter japanischer Sitte als ein ewig unverändert bleibendes Andenken. Ueber- Haupt steht die Errichtung des Tempels im engsten Zu- sammenhang mit dem Ahnenkult der Japaner, die den Geistern großer Männer für die durch sie geschaffenen Wohltaten ewig dankbar sind und göttliche Verehrung darbringen. Diese Ver- götterung des Genies wird durch eine hübsche Episode, die Koch bei leiner Anwesenheit in Japan erlebte, bezeugt. Der große Forscher erblickte in dem Berühmtesten Tempel der alten ResidenzstadtNora" eine Figur desUakushi"; als er hörte, daß diese denGott der Medizin" darstelle, wollte er näheres erfahren, aber der Prister ent- gegnete kurz und bündig: Dies ist derDakushi der Vergangenheit" aus Indien ; wir haben aber augenblicklich die Ehre, denDakushi der Gegenwart" bor uns zu sehen. Die Weltreise des Motorschiffs. DaS Motorschiff.Sclandia" hat jetzt auf seiner Weltreise bereits über 35 000 Kilometer zurück- gelegt, und zwar mit einer Ladung von 9300 Tonnen. Dieser Er- folg kann den Anfang einer neuen Aera im Weltverkehr bedeuten. da die schnelle Vermehrung der Motorschiffe dadurch fast zu einer Selbstverständlichkeit wird. Die Vorzüge sind gegenüber den Dampf- schiffen zu groß, als daß diese Folge ausbleiben könnte. Die Selandia" hat nack, einem Bericht desEngineer " einen Verbraach an Brennstoff von nur neun Tonne» für 24 Stunden er- fordert und zur Bedienung der Maschinen waren zehn Mann und drei Jungen notwendig. Dabei wurde von den An- sprüchen an Manövrierfähigkeit und Zuverlässigkeit des Schiffes durchaus nichts nachgelaffen. DieSelandia" ist nun- mehr 4>on Bangkok in England wieder eingetroffen. Sie hat auf dieser weiten Reise oft böses Wetter zu bestehen gehabt, so daß auch in dieser Hinsicht die Maschinen eine volle Probe bestanden haben. Im ganzen wurden 16 Häfen angelaufen. Selbstverständlich ist dies die längste Reise, die bisher je von einem Motorschiff zurückgelegt worden ist. Die Maschinen wurden während dieser Reis« nur zwei- mal einer gründlichen Prüfung unterzogen, die Kolbenringe und Zylinder fanden sich vollkommen rein. Ebenso tadellos bewährten sich die Auslaßventile, und damit war gleichzeitig der Beweis geliefert, daß die Zuführung des Brennstoffes ohne Fehler vor sich ging. Nur in den Hilfsdorrichtuiigen zum Schmieren und zur Kühlung der Maschinen haben sich einige Verbesserungen als wünschenswert erwiesen, die sich aber auch weniger aus die Kon- struklion als auf die Größenbemeffung beziehen. Der Viertaktmotor hat sich also im ganzen glänzend bewährt. Es wird sich bei weiterer Ausbreitung des Verbrennungsmotors für den Weltschiffsverkehr nur noch darum bandeln, daß in hinreichender Weise für die Möglichkeit, den Brennstoff an einer genügenden Zahl von Plätzen zu ergänzen, Sorge getragen wird. Für die Jungscrnreise der.Selandia" waren u» dieser Hinsicht besondere Maßnahmen vorbereitet worden» die 46, außerdem gehören in Erfurt 2, in Suhl 5 Genossen der Stadt- verordnetenversammlung an. Der Kassenbericht verzeichnet an eigenen Einnahmen der Kreiskaffe 10 390,05 M., für den Wahl­fonds wurden im ganzen Kreise seit Beginn der Sammlungen 12 698,75 M. gesammelt. Eine lange Debatte verursachten auf der Kreisgeneralversamm- lung die Anträge des Kreisvorstandes und der Kontrollkommission, die Beiträge im Monat um 10 Pf. bezw. um 15 Pf. zu er- höhen zwecks Anstellung eines Kreissekretärs. Sämtliche Anträge wurden abgelehnt. Auf dem deutschen Parteitag in Chemnitz wird der Kreis durch den Reichstagsabgeordneten Genossen Hein- rich Schulz(Berlin ) vertreten. Ueber den neuen Entwurf zum Organisationsstatut referierte Genoffe P. Reiß- haus, Mitglied der in Jena gewählten Revisionskommission. Nach ihm sprach Genosse S ch u lJ. Beide Redner faßten ihre Ansichten in der folgenden Resolution zusammen: Die Kreisgcneralversammlung lehnt den Partei- ausschuß in der vorgeschlagenen Form ab. Sie tritt für einen aus 9 Genossen bestehenden Beirat(als unbesol- dete Mitglieder des Parteivorstandes) ein, der auf Grund eines Wahlvorschlages aus allen Bezirken vom Parteitag zu wählen ist. Der Beirat hat das Recht, an allen Sitzungen des Parteivor- standes, in denen nicht nur Verwaltungsangelegenheiten er- ledigt werden, teilzunehmen. Z 19 des Organisationsstatuts bleibt unverändert bestehen. Mit der Erhöhung der Beiträge und der Anstellung eines Sekretärs ist die Krei�versammlung einver- standen.".... Dieser Resolution wurde zugestimmt. Als Kandidat für den eventuell vom Parteitag akzeptierten Wahlausschuß wurde Genosse Schulz aufgestellt. Zum Kreisvorsitzenden wurde Genosse R i tz wiedergewählt. » Eine außerordentliche Generalversammlung oes 8. Hannover- schen Wahlkreises(Hannover -Linden) beschloß nach mehrstündiger Debatte die Einführung des Delegiertensystems für die Generalversammlungen. Der Verein zählt gegenwärtig über 18 000 Mitglieder. Gegen das Delcgiertensystem wandten sich die Wortführer einer starken Minderheit, die darin eine Verletzung des demokratischen Prinzips und eine Entrechtung der Wahlvereinsmitglieder er- blickten, weil diesen dadurch die Entscheidung über Parteiangelegen- heiten entwunden und in die Hände einer kleinen Anzahl D�lc- giertet gelegt werde. Die Redner der für das Delegiertensystem eintretenden Mehrheit betonten demgegenüber, daß gerade durch den heutigen Zustand die Mitglieder entrechtet und das demokra- tische Prinzip verletzt werde, Werl die Generalversammlungen immer nur eine kleine und allen Möglichkeiten wechselnder Zufalls- Zusammensetzung unterliegende Gruppe der 18 000 Mitglieder dar- stellten, die niemals auch nur annähernd an der Generalversamm- lung teilnehmen könnten; insbesondere seien davon die Parteigc- »offen in den Landorten wegen ihrer Entfernung(bis 8 und mehr Kilometer) und wegen der Verkehrsschwierigkeiten so gut wie auS- geschlossen.# Der sozialdemokratische Verein für den ReichStagSwahlkreiS Schweinfurt-Haßfurt-Ebern tagte Sonntag in Schweinfurt . Anwesend waren 20 Delegierte. 7 Vorstandsmitglieder und 1 Ver- treter des Gauvorstandes. Der vom Vorsitzenden erstattete Jahres- bericht konstatierte ein erfreuliches Fortschreiten der Partcibewe? gung auch in diesem Wahlkreise. Die im vergangenen Herbst statt- gefundene Gemeindetvahl brachte einen Zuwachs von 5 Mandaten.' wodurch auch eine Vertretung der Arbeiterschaft im Magistrat ge- sichert wurde. Bei der ReichstagSwahl stieg unsere Stimmenzahl von 3121 im Jahre 1907 auf 5602 im Jahre 1912. Der Stimmen- zuwachs betrug 2481, während die Liberalen 2017 und das Zentrum trotz der skrupellosesten Agitation 132 Stimmen verloren. Das letztere sitzt mit 10436 Stimmen noch fest im Sattel. Zum ersten Male kam die Sozialdemokratie in dem Wahlkreise in Stichwahl, wobei auf unseren Kandidaten 9870 Stimmen sich vereinigten» während das Zentrum mit 11 889 Stimmen nochmals siegte. Mit dem vom Landesvorstand mit den Liberalen abgeschlossenen Kompromiß bei den letzten Landtagswahlen war die Generalversammlung nicht einverstanden, da der Schwein- bei gewöhnlichen und häufigeren Fahrten in Fortfall kommen müssen. Die verkehrsreichsten Straßen der Welt. Den stärksten Straßen- verkehr Hot, wenigstens für fünf Tage von Montag früh bis Sonnabend mittag das Viertel der Londoner City, das von der Börse, der Bank von England und dem Mansion House begrenzt wird. Dort passieren tagtäglich 500 000 Fußgänger und 50 000 Wagen, und die Zahl der Fußgänger beträgt pro Stunde 45 000 bis 50 000 Personen. Was die anderen Großstädte Europas betrifft, so sind die verkehrsreichsten Punkte die Friedrichstraße in Berlin , die durchschnittlich pro Stunde 30 000 Fußgänger und pro Tag 300 000 passieren, der Graben in Wien , auf dem täglich 275 000 Personen gezählt werden, und der Wladimirskiprospekt in Petersburg , den pro Tag rund 300 000 Menschen passieren. Den ersten Platz mit Bezug auf den Wagenverkehr und den zweiten mit Bezug auf den Personenverkehr nimmt in Europa aber der O p e r n p l a tz in Paris ein, den Tag für Tag ein Strom von 63 000 Wagen und 450 000 Fußgänger durchflutet. 350 000 Personen bevölkern in den 24 Stunden des Tag? und der Nacht die kuorta äs Sol in Madrid , in die 10 große Straßenzüge münden.' New-Aork übertrifft indessen mit seinem Verkehr und dem Broadway den der übrigen Großstädte um ein Beträchtliches. Zwar bleibt die Tages- ziffer der dort passierenden Fußgänger unter dem Niveau von 500 000, dafür beträgt ober die Zahl der Personen, die in Automobilen und Straßenbahnwagen ihren Weg über die Hauptverlehrsstraße New- Nocks nehmen, mehr als 700000. Nottzeu. Die Kinder. Drei Kinder aus den verschiedenen Wohnungen eines herrschaftlichen Hauses treffen in dem gemein- samen Entrüe zusammen. Lisy. die Tochter des in der dritten Etage de« Vorderhauses wohnenden Geheimrats Plenke sagt:Die Kinder bringt der Storch, das weiß ich genau I" Max, der Sohn des Bankiers Silberstein aus der ersten Etage erwidert belehrend:Nein, das ist nicht wahr, die verschreibt der Arzt l' Ferdinand, der Sohn des Portiers, meint bedrückt:Meine Eltern sind so arm. die machen sie sich selber I" Auf nach Müritzl DaS Ostseebad Müritz, in Mecklen- bürg belegen, schickt einen Prospekt heraus, der anzeigt, welcher Trefflichkeiten sich dieser blühende Ort rühmen darf: die schöne Lage. die heranwogenden Wellenberge,.ein Bild", sagt der Prospelt,von unbeschreiblich grotesker Schönheit", der Komfort und so. Hinten aber, auf der letzten Seite des Büchleins, prangt ein Bild: Großherz. Strandpavillon, genannt Teehaus. verlobungssiätte des deutschen Kronprinzenpaares. Und für eine solche Sehenswürdigkeit wird nicht einmal Entree erhoben I Pflanzliches Elfenbein. Man findet in Geschäften oft Gegenstände aus einem Material, die man ohne weiteres für Elfenbein hält. Es ist indessen nur ein Surrogat und nichts anderes als der Eiweißkörper der Frucht eines der Familie der Palmen an- gehörenden Baumes. Das Fleisch dieser Frucht, das anfangs weich ist, erhärtet an der Luft rasch und nimmt das Aussehe» des echten Elfenbein an. Neuerdings ist erst wieder eine neue Quelle dieses pflanzlichen Elfenbeins in den WiUdem des französischen Sudans entdeckt worden.