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Nr. 177. 29. Jahrgang.

Die

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 1. Juguft 1912.

Ueber die Ursache

Schöneberger Arbeitslofenversicherung. lich und belohnt am reichsten, wer weit ab ist vom Schuß. des Brandes ſtellte es sich heraus, daß ein mit zirka 200 Kilo Benzin

Ferner

Ein

mannen examiniert, wird kein einziger sich finden, der in heißem Mingen auf dem Schlachtfelde mehr geerntet hat als fonnte bei der Kopflosigkeit und Zugeknöpftheit der beteiligten billige Lorbeeren. Das Vaterland, das teure, ist so bergeß- Personen nichts Authentisches ermittelt werden. Naba ver Löschung Saft und Kraft haben sie hingegeben, auch diese tapferen gefülltes, ausgemauertes Bassin noch unversehrt war. Die Stadt Schöneberg ist die einzige Gemeinde Groß- Vierhundert, und im Zenit des Lebens, hart am Rande des wurde ermittelt, daß noch Benzinvorräte auf dem Hofe Berlins , die eine Arbeitslosenversicherung eingeführt Grabes, hat sich das dankbare Vaterland doch noch ihrer er- lagerten. Nur dem sofortigen Einschreiten der Feuerwehr ist es hat. Die Ergebnisse des ersten Geschäftsjahres dieser Versicherung, innert. Auf jeden Monatsersten fällt der große Tag, an dem zu danken, daß nicht noch größeres Unheil entstanden ist. Das bom 26. Januar bis 31. Dezember 1911, liegen nun vor und an die über die ergrautesten Kriegsveteranen zum Entgelt für den Grundstück Dresdener Straße 15 ist vollständig unter veröffentlichten Zahlen hat sich eine interessante Kontroverse ge= knüpft. Die Abeitslosenversicherung in Schöneberg ist bekanntlich einstigen Kugelregen ein gewaltiger Goldregen niedergeht. tellert. Die Keller stehen miteinander in Verbindung und sind nach dem Genter System eingerichtet, d. h. es werden in erster Vom Dienstzimmer her schallt Kommandoton. Ein merklicher so vollgepackt mit feuergefährlichen Materialien, daß wahrscheinlich Linie Zuschüsse zu der Arbeitslosenversicherung gewährt, welche die Ruck geht durch die alte Garde, durch die morschen, steifen nichts zu retten gewesen wäre, sobald noch einige der dort lagernden Organisationen an ihre Mitglieder zahlen. Daneben ist aber auch Knochen. Das Stelzbein nimmt Richtung, der Armstumpf Fässer mit Benzin oder der Benzintank explodiert wären. die Möglichkeit gegeben, sich durch Anlegung eines Sparfontos für erstarrt zur Unbeweglichkeit... echt preußisch- militärisch. Bulverfaß ist nicht halb so schlimm wie die auf dem Hofe und im die Zeit der Arbeitslosigkeit ein Anrecht auf den Zuschuß aus der Name auf Name wird aufgerufen. Jedesmal tritt ein Greis Seller lagernden Benzinvorräte. städtischen Arbeitslosenversicherung zu sichern. Erklärlicherweise hat der letztgenannte Zweig der Arbeitslosenversicherung nur ge- aus Reib und Glied, zeichnet zitternd seinen Schnörkel in die Die Urheber zahlreicher Ueberfälle an wehrlosen Frauen sind jezt ringe Bedeutung, der Hauptteil der verausgabten Summe ist Ver- lange Quittungsliste, streckt begehrlich die Rechte aus nach in der Wuhi heide von ihrem Echidial ereilt worden. bandsangehörigen zugute gekommen. Von 600 Arbeitern, die sich einem wahrhaftigen Behnmarkstück, macht seinen unter- in der Wuhlheide von ihrem Schicksal ereilt worden. arbeitslos meldeten, waren 536 Verbandsmitglieder und darunter tänigsten Straßfuß und singt im stillen inbrünstig: Heil Dir zei waren in letzter Zeit fortgesetzt Meldungen über das gemeinge­fährliche Treiben zweier Unholde zugegangen. Die Wüstlinge 504 Mitglieder freier Gewerkschaften. Unterstützt wurden 502 Per- im Siegerfranz. Ein wirkliches, echtes Zehnmarkstück! Doch pflegten sich in Gebüschen zu verstecken und sobald sie eine Dame sonen für 11 283 Tage mit insgesamt 9031,42 M. Von dieser nachträglich auch etwas von den Millionen, die in die Taschen allein vorüberkommen saben, stürzten sie aus dem Versteck heraus, Summe tommt aber 8749,12 M. auf 479 Verbandsangehörige. von Generalen geflossen sind. fielen über die Wehrlose her und warfen sie zu Boden, um sie zu vergewaltigen. Zum Glück gelang es den Wege­lagerern in den meisten Fällen nicht, die Verbrechen zu Ende zu führen, δα die Uebeltäter infolge der lauten Hilferufe der Opfer zur Flucht gezwungen wurden. Gestern sollte es endlich gelingen, die Burschen unschädlich zu machen. Als die in der Markusstraße 14 zu Berlin wohnhafte 22jährige Arbeiterin Anna B. die Wuhlheide passierte, lagen die beiden wieder auf der Lauer und fielen über sie her. Das junge Mädchen setzte sich bere zweifelt zur Wehr und stieß laute Hilferufe aus. Zum Glück weilten mehrere Spaziergänger in der Nähe, die sofort hinzusprangen und die Täter überwältigten. Sie wurden der Polizei übergeben und als die Gelegenheitsarbeiter" Friz Teichert und Karl Peters aus Berlin ermittelt.

Der Bo­

Diese Ziffern haben in einigen reaktionären Blättern gelinde Tobsuchtsanfälle hervorgerufen. Die scharfmacherische" Post" ent­rüstet sich z. B. darüber, daß die Gewerkschaften aus städtischen Halt, fehlt da nicht einer? Kraucht da nicht ein wallen­Mitteln unterstützt werden. Die Schöneberger Stadtverwaltung," der, drohender Schatten an der Wand entlang?... An der schreibt das Blatt, hätte doch voraussehen müssen, daß diese Art sagenhaften Schwelle der Glückseligkeit fauert der olle Betrus, von Arbeitslosenversicherung die Arbeiter den sozial- die Hand zwischen Heiligenschein und weißbebuschten Augen. demokratischen Organisationen scharenweis in die Arme treibt". Um dieser Gefahr vorzubeugen ertönt der Donnerwetter da humpelt schon wieder so'n alter Mummel­Ruf: Weg mit der Arbeitslosenversicherung!" greis mit zerschossenen Knochen zur ewigen Seligkeit heran! Die Deputation für das Schöneberger städtiſt denn Schlachtefest da unten, wo die Kirchtürme wie sche Arbeitsamt hat auf diese Hetzerei, die auch in der übrigelfelle gen Himmel starren und die Erdenwürmer troß gen reaktionären Bresse ein Echo fand, in würdiger und entschie- aller Frömmigkeit sich chronisch gegenseitig auffressen? Lang­dener Weise geantwortet. In dieser Erklärung wird darauf hin- sam ist der neue, einsame Gast nähergewankt. Neugierig gewiesen, daß der Umstand, daß die städtische Arbeitslosenversiche- strömen die himmlischen Heerscharen zusammen. Ach... rung vornehmlich den Angehörigen der freien Gewerkschaften zu- wieder so einer... dieses Jammerbild von Mutter Erde im Westen der Stadt ab. Der 19 Jahre alte Hausdiener Wilhelm Eine Liebestragödie am Telephon spielte sich gestern nachmittag gute fomme, lediglich besage, daß die Mehrzahl der Arbeiter in Groß- Berlin in den freien Gewerkschaften organisiert ist. Die Ar- kennt man schon hier oben. Der Alte richtet sich zitternd am Sommerfeld aus der Bülowstraße 65 unterhielt seit einiger Zeit ein beitslosenversicherung nach dem Genter System will die Selbst- Stock hoch, klappt in alter Gewohnheit mühselig die Hacken Liebesverhältnis mit einer ebenso alten Kontoristin. Das Mädchen hilfe durch Gewährung von Zuschüssen fördern und stärken, mit zusammen und salutiert:" Drug, der verhungerte Drug aus lernte vor einiger Zeit einen Monteur kennen, den sie ihrem den anderen Zielen der Gewerkschaften hat das Genter System Berlin , Veteran aus den glorreichen deutschen Kriegen, früheren Geliebten vorzog. Sie schrieb diesem deshalb gestern, daß nichts zu tun. Je mehr Arbeiter sich zu solchen Selbsthilfezwecken meldet sich gehorsamst zur großen Armee!" Auf dem sie das Verhältnis lösen würde. Als der junge Mann gestern früh zuſammenſchließen, um so beffer wird es um die Wohlfahrt zerfekten Stock baumelt bunter, glitzernder Kriegsschmuck: ben Brief erhielt, war er untröstlich. Er konnte nicht mehr arbeiten und wirtschaftliche Sicherheit der Allgemein­und ging deshalb zu seiner Mutter, heit bestellt sein, um so wirksamer werden die arbeitenden Klassen die Landwehrdienstauszeichnung zweiter Klasse, die Bentenar- flagte. Hier blieb er bis zum Nachmittag und weinte die ganze gegen Not und Armut geschüßt sein. Diese sehr wertvolle medaille, am Ordensband die Ehrenspange für den Todes- Zeit hindurch bitterlich. Das Zureden der Mutter, sich doch Frucht der Organisation, die Selbsthilfe zu för- ritt von Mars- la- Tour. Ihn hat nicht die männermordende zu fassen, half nichts. Um 4 Uhr verließ er die elterliche dern und zu berbreiten, liegt im eigenen Inter- Schlacht, erst das grausame Hundeleben niedergeritten. 28ohnung, nachdem er seinen Sonntagsstaat angezogen hatte, und esse der Gemeinden." ging zum Bostamt in der Körnerstraße. Er ging in eine Fern und nur noch Lebewohl sagen wolle. Im selben Augenblick drückte precizelle und ließ sich mit dem Geschäft seiner früheren Geliebten verbinden. Als diese ans Telephon tam, sagte er, daß er dort sei er die Waffe, die er schon auf sich gerichtet hatte, ab und brach von der Kugel in die rechte Schläfe getroffen tot zusammen. Seine frühere Geliebte hörte den Knall durch das Telephon und bekam, da sie gleich abnte, daß er sich erschossen hatte, einen Ohnmachts­anfall. Die Leiche des jungen Mannes wurde beschlagnahunt und nach dem Schauhause gebracht.

Petrus winkt leutselig ab. Er weiß schon alles. Und drei­liebliche Eden, wo der Hunger für Kriegsveteranen der beste mal spudt der Himmelspförtner in weitem Bogen auf das Koch ist.

Zwei Personen bei einer Explosion getötet.

er

dem Gesundbrunnen ereignet. In der chemischen Waschanstalt und Eine folgenschwere Katastrophe hat sich gestern bormittag auf Färberei von Albert Herz, Koloniestr. 91/98, wurden durch ein ab­gefprungenes Schwungrad drei Personen erheblich verlegt. In dem Betriebe befinden sich mehrere Waschmaschinen, die mit Schwung­rädern in Gang gehalten werden. Gestern vormittag löfte sich bei einer dieser Maschinen plötzlich das schwere Schwungrad, während es im Betriebe war, und flog in den Raum hinein. Die Folgen sollten recht verhängnisvolle sein. Drei Personen, die gerade in der Nähe der Maschine beschäftigt waren, wurden mit solcher Gewalt getroffen, daß sie zusammenbrachen und wie leblos liegen blieben. Fenster wurden zertrümmert und andere Maschinen beschädigt. Fabrik Hilfe und sorgten dafür, daß sie in ärztliche Behandlung genommen wurden. Am schwersten verletzt war der 22jährige Arbeiter Hermann Gottschalt, Koloniestr. 91 wohnhaft. Dem Aermsten war das Schwungrad gegen den Kopf geflogen, so daß ein schwerer Schädelbruch herbeigeführt wurde. G. wurde nach dem Virchow Krankenhause gebracht, wo er in hoffnungslosem Zustande danieder liegt. Ferner waren bei dem Unfall eine zwanzigjährige Wäscherin und ein anderer junger Arbeiter verletzt worden. Ueber die Ursache des Unglücksfalles, die bisher noch nicht aufgeklärt werden konnte, ist eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet worden.

schaften sticht wohltuend ab von einer Auslassung, die wir in dem Diese borurteilsfreie Anerkennung der Bedeutung der Gewert amtlichen Organ der Berliner Armenverwaltung finden. Die Blätter für die Berliner Armen- und Waisen pflege" ziehen die Schöneberger Arbeitslosenversicherung eben­falls in den Kreis ihrer Betrachtungen und ihr Urteil unterscheidet Am Dienstag erschienen in unserer Redaktion zwei mit­fich in nichts von der Stellungnahme der oben erwähnten reaktio- leidige Leute, die uns eine alten weißbärtigen Mann vor­nären Scharfmacherorgane. Der Berfasser des Artifels, Magis ftellten. Der Mann war 62 Jahre, hat den Feldzug 70/71 stratsassessor Conrad, empfindet es als einen schweren mitgemacht und acht Schlachten geschlagen. Der alte Mann Mangel der Arbeitslosenversicherung, daß sie hauptsächlich den orga- war aus Herzberge entlassen worden. Man hatte ihm ganze nisierten Arbeitern zugute kommt. Er hält es für notwendig zu be- 10 Pfennige gegeben, damit er nach Berlin fahren konnte. tonen, daß vorwiegend die freien Gewerkschaften die Arbeitslosen= bersicherung eingeführt haben, was übrigens nicht einmal richtig und nun stand er da, der ehemalige Vaterlandsverteidiger. ist, denn auch die Organisationen anderer Richtung pflegen diese Sein letzter Weg war nach dem städtischen Obdach. Ob er Versicherung. Für die Gewerkschaftsmitglieder, die eine Arbeits- Aufnahme gefunden hat, entzieht sich im Augenblick unserer Losenunterstüßung haben, brauchte die Gemeinde nicht einzustehen, Kenntnis. So sorgt das dankbare Vaterland für seine Söhne! aber für die Unorganisierten, die sie besonders notwendig hätten, berläuft die Gemeindearbeitslosenversicherung fast völlig wirkungs­Tos. Herr Conrad zieht aus den mitgeteilten Zahlen folgenden Am Dienstag brach in der Stralauer Straße, vor dem Hause Schluß: Nr 13, der Kriegsinvalide Wilhelm Kionde, geboren am " Das Ergebnis der Schöneberger Arbeitslosenversicherung 7. Mai 1850, vor unger zusammen. Die Bewohner des ist unseres Erachtens der schlagende Beweis dafür, daß die bisher Sauses veranstalteten eine Sammlung für den Aermsten. Er gab versuchte gemeindliche Arbeitslosenversicherung an, daß er beim 8. Schlesischen Dragonerregiment am 3. Septem­ein falscher Weg ist, der nicht weiter verfolgt ber 1870 schwer verwundet wurde. Der Mann ist vollständig mittel- arbeiter aus den Nebenräumen eilten den Verunglückten sofort zu werden sollte." Das ist sachlich das Gleiche wie der Ruf, den die Post" aus- los und hat keine Wohnung. stößt Weg mit der Arbeitslosenversicherung!" Auch die Motive sind im wesentlichen dieselben, nämlich Haß und Mißgunst gegen bie Gewerkschaften. Ist eine solche Stellungnahme bei dem Ein schweres Brandunglück, das durch eine gewaltige Scharfmacherorgan verständlich, so häfte man nicht erwarten sollen, Benzinegplosion noch verschärft wurde, ereignete sich gestern daß auch die Berliner Armenverwaltung derartig rückständigen An- mittag gegen 22 Uhr im Südosten Berlins in der Dresdener sichten huldigt. Wenn der Magistratsassessor der berufene Inter - Straße 15. Bei der Ratastrophe sind leider auch zwei jugendliche pret der für die Berliner Armenverwaltung maßgebenden Grund­Arbeiterleben zu beklagen. fäße ist, und man muß das wohl annehmen, da er als Redakteur Im einzelnen erfahren wir über das Unglüd folgendes: ihres amtlichen Organs zeichnet, dann kann man zu der Meinung kommen, daß die Gewährung von Almosen als die wichtigste Auf- Das Fener ist in der Dresdener Straße 15 in der Bußfedern­gabe der Berliner Armenpflege betrachtet wird. Wertvoller dünft fabrik von A. Pohl entstanden und hat dann auf das Drogen­Im Freibad Grünau ertrunken. Beim Baden im Freibad Grünau uns freilich die vorbeugende Tätigkeit. Eine gut geleitete lager von Hugo Grimpe mit foloffaler Schnelligkeit über ertrunken sind die Lehrlinge Alfred Prengel und Alfred Armenpflege müßte es sich angelegen fein laffen, alle Bestrebungen gegriffen. Es explodierte ein großes Benzinfaß, wobei die Schwarzkopff aus Neukölln, Bergstraße 138 wohnhaft und zu fördern, die geeignet sind, dem Eintritt der Hilfsbedürftigkeit beiden Arbeiter Fris Winzler, Grünthaler Str. 6, und Otto beim Schlächtermeister Wilhelm Schratz beschäftigt. Brengel, der borzubeugen. Sie dürfte deshalb nicht aus blinder Boreingenom Sanisch, Neutölln, Bergstr. 95, den Tod gefunden haben. schwimmen fonnte, hatte sich zu weit hinausgewagt, gefolgt von menheit die gemeindliche Arbeitslosenversicherung bekämpfen, weil fie vornehmlich den Mitgliedern der Gewerkschaften zugute tommt, Beide wurden als unförmliche Masse auf dem 2. of unmittelbar feinem Freunde, der des Schwimmens untundig war. Blötzlich sondern dieser lettere Umstand müßte ihr besonders sympathisch an der Treppe aufgefunden. Von der Gewalt der Explosion kann verfanten beide in den Fluten. Gestern vormittag wurden beide als sein, weil er die Elemente, welche leicht in die Lage kommen, Objekte man sich einen Begriff machen, wenn man sich bergegenwärtigt, daß Leichen geborgen. der Armenfürsorge zu werden, auf den Weg der Selbsthilfe ver- auf dem 2. Hof das Pflaster vollständig gesprungen weist. Die Deputation des Schöneberger städtischen Arbeitsamtes ist. Teilweise ist die Asphaltdede vollkommen in die stellt sich erfreulicherweise auf diesen Standpunkt, von dem wir nur Höhe geschleudert worden. Natürlich ist in dem Seitenflügel, wo wünschen, daß sich ihn auch die Berliner Armenverwaltung zu eigen die Explosion erfolgte, teine Fensterscheibe ganz geblieben. machen möchte. Wie in allen solchen Fällen liegt auch hier grobe Fahrlässigkeit feitens der Fabrikanten vor. Sowohl auf dem Hof als im Keller waren noch große gefüllte Benzinfässer, die zum Glüd von der Feuerwehr fofort vor weiteren Explosionen geschützt wurden.

Berliner Nachrichten.

Jm Veteranenhimmel.

Selbstmord eines Fabrikbesitzers. Auf furchtbare Weise hat der baft, feinem Leben ein Ende gemacht. B. war feit längerer Beit 61 jährige Fabritbesiger Otto Brach, Ulmenallee 8 in Westend wohn­schwer nervenleidend und konnte troz bielfacher Suren feine Heilung finden. In voriger Woche wurde er von einem besonders heftigen Anfall feines schmerzhaften Leidens betroffen. Da der Fabrikbefizer fürchtete, geiftestrant zu werden, befchloß er freiwillig aus dem Leben zu fcheiden. In seinem Schlafzimmer brachte er sich mit einem Rasiermesser zwölf tiefe Schnitte am linten Unterarm bei, wodurch die Pulsader und fast sämtliche Muskeln durchschnitten wurden. Auch am linken Oberschenkel fügte sich der Krante eine befizer von Angestellten in einer großen Blutlache und fast leblos schwere Verlegung zu. Erst nach längerer Zeit wurde der Fabrik aufgefunden. Der Schwerverletzte wurde nach dem Krankenhaus Westend geschafft, wo er bald darauf verstarb.

Furcht vor Erblindung hat die 61 Jahre alte Witive Emilie urher, geborene Sex.pel, vom Schiffbauerdamm 1 in den Tod getrieben. Die Frau, die ihren Lebensunterhalt durch Abvermieten eines Zimmers bestritt und von ihrem Sohne unterstützt wurde, war augenfrant. Als sie sich untersuchen ließ, erfuhr sie, daß die Krant heit schon so weit vorgeschritten war, daß eine Heilung aus gefchloffen schien. Darüber war sie so verzweifelt, daß fie be ichloß. lieber aus dem Leben zu scheiden, als des Augenlichts be zu sein. Gestern erhängte sie sich in ihrer Küche am Fenster reuz. Als man sie auffand, war sie schon tot. Ihre Leiche wurde beschlagnahmt und dem Schauhauſe überwiesen.

Als die Explosion gemeldet wurde, rüdte die Feuerwehr mit Treppauf, treppab sind wir gewandert in dem polizei- zahlreichen Löschzügen nach der Unglüdsstelle aus. Das Geschäfts­lichen Labyrinth am Alexanderplat, haben uns glücklich durch- perfonal, das über dem Keller im Kontor arbeitete, fonnte sich in gefragt nach einem bestimmten Ziel. Vor Zimmer 190 im Eicherheit bringen. Vollständig topflos rannte das Personal fort ersten Stockwerk, nach dem großen Hofe zu, ist kaum durch- und es fonnte nicht ermittelt werden, ob noch mehr im Keller arbeiteten zukommen. Wohl an vierhundert Männer halten den lang- und ob bei der Explosion noch weitere Personen verunglückt sind. gestreckten Porridor besetzt. Keine betrübten Lohgerber. In den Nochbarhäusern, die durch diese Nachlässigkeit sehr gefährdet mienen sieht man, wie bei Zeuten, die hier antanzen müssen, waren, herricht natürlich ganz berechtigte Aufregung, denn das ganze weil sie irgend etwas auf dem Kerbholz haben, auch keine Stadtviertel war durch die Lagerung von großen Mengen Benzin ängstlichen Zeugengesichter. Lauter eitel Lust und Freude in die größte Gefahr geraten. strahlt aus diesen glücklichen Zügen. Ist es ein wunderlicher Die Flammen, die an Benzin, Lacken, Delen, Kisten, Tonnen Zufall, daß die Leutchen samt und sonders so zermürbt aus- und Farben reiche Nahrung gefunden hatten, konnten mit 8 Schlauch sehen und so verbraucht, mit einem Fuß schon im Grabe zu leitungen auf den großen Lagerfeller der Drogenfirma Hugo Grimpe raubt Das Wasser, vermischt mit Delen, Benzin, stehen scheinen? Man wähnt sich beinahe in einen Krieger- beschränkt werden. verein versetzt. Viele tragen auf dem schäbigen, zerschliffenen Farben usw. stand schließlich fußhoch im Keller und hatte eine Kittel, auf der Heldenbrust, die vor langen Jahren des Königs unsaubere, graue Farbe angenommen. Als die Explosion erfolgte, glaubten die Anwohner, der Blik bunter Rock umspannte, Orden und Ehrenzeichen. Heute ist das nicht mal mehr eine noch einigermaßen zugkräftige babe eingeschlagen. Niemand glaubte, daß eine Explosion Spekulation auf die Mildtätigkeit für Leierkasten und die Ursache der Detonation sein könne. Streichholzverkauf. Dem da fehlt ein Bein, das er auf dem Die beiden Leichen der jungen Leute waren vollständig Altare des Vaterlandes opferte, einem anderen ein Arm. unkenntlich. Sie wurden von der Polizei beschlagnahmt und nach bracht. Die anderen Einbrecher, die dem Grafen einen Besuch ab Und wenn man alle die Hunderte längst ausrangierter Kriegs- Idem Schauhaufe gebracht.

walde. In der Nacht zum Dienstag haben Berliner Einbrecher auf ihrer Einbruch in die Villa des Grafen Fink von Finkenstein in Ebers­Reise durch die Mart in Eberswalde eine Gastrolle gegeben. Drei bon ihnen, berüchtigte Berliner Geldschrankknacker, wurden von der dortigen Polizei dabei abgefaßt und hinter Schloß und Riegel ge statteten, sind entkommen. Die Diebe verschafften fich in der Nacht