GewerhlcbaftUchea«Kncgszuftand in Ragnit.Ueber die Vorgänge, welche sich aus Anlaß eines Kistenmacher-streiks in Ragnit abspielten, wird uns von dort geschrieben:In dem kleinen ostpreutzischen Städtchen Ragnit ist es in denletzten Tagen zu ganz ungeheuerlichen Dingen gekommen. Wennauch formell der Belagerungszustand noch nicht verhängt wordenist, so ist die Situation doch eikle derartige, als ob wirklich allein diemilitärische Gewalt in der Stadt herrscht. An dem Streik sindnoch keine hundert Mann beteiligt, und doch sind bereits zwei Kom-pagnien Soldaten in Ragnit, die mit scharfen Patronen versehensind. Man wird mit Recht fragen, wozu dieser gewaltige Apparat?In Ragnit hat sich in den letzten Jahren die Industrie ange-siedelt. Es erfolgte ein Zustrom von Arbeitern, was ein ganzenormes Steigen der Wohnungsmieten zun Folge hatte. DieMietspreise sind in vielen Fällen verdoppelt worden. Dazu kommtdie starke Besetzung der Wohnungen. In einer Wohnung von zweiZimmern logieren nicht weniger als 18 Kanalisationsarbeiter.Wegen der Mietssteigcrungen mußten die Arbeiter Lohnforde-rungen stellen, und dazu kam es a»ch in der Brüningschcn Kisten-fabrik. Es wurde ein Stundenlohn von 32 Pf. und eine Erhöhungder Akkordsätze gefordert. Das letztere lehnte die Firma ab; sieforderte aber, daß der Holzarbeiterverband mit seiner Kasse fürsämtlichen Schaden haften soll, den die Mitglieder des Verbände?'der Firma zufügen. Natürlich wurde das abgelehnt. Der Streikbrach aus und die Firma holte zuerst von Posen, dann von Ham-bürg Streikbrecher. Es gelang die Posener abzuschieben. Die Ham-burger lvaren die echten Hinvebrüder, die man mit Dolchen„zuihrem persönlichen Schutz" versehen hatte. In die Fabrik hatteman ein Gendarmeriekommando verlegt; außerdem wachten dieBeamten der Ortspolizeibehörde über die Streikbrecher. Die fühl-ten sich als Herren der Situation und gingen gewalttätig gegendie Streikenden vor. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem einPolizeikommisiar einen Stcinwurf aus dem Lager der Arbeit».willigen erhielt, worauf ein Gendarm schoß und den ArbeiterGirolath tötete. Es wird nun behauptet, dieser wäre der Haupt-Übeltäter, doch das ist eine Verleumdung. Er gehörte nicht zu denStreikenden, war 22 Jahre alt, noch nicht bestraft, auch nicht alsgewalttätig bekannt. Es wird ihm allgemein das Zeugnis eine?fleißigen Arbeiters ausgestellt. Augenzeugen versichern,daß er nicht gewalttätig vorgegangen sei; ja, sie bekunden, daßauch die Gendarmen nicht angegriffen wurden.Die Erschießung dieses braven Arbeiters verursachte eine un-geheure Aufregung, und die Folge davon war, daß eine AnzahlLaternen zertrümmert wurden. Wenn man bedenkt, daß die Ar-beiter in Ragnit noch nicht lange unter der gewerkschaftlichenDisziplin stehen, so ist das zumal bei der gewaltigen Empörungverständlich. Jetzt erschien Militär, das auf Veranlassung desLandrats kam, der„auf den Ernst der Situation" wiederum vomVertreter der Brüningschcn Firma aufmerksam gemacht wor-den war.Eine Kompagnie aus Tilsit marschierte ein; ihr Hauptmann istals besonders„schneidiger" Offizier bekannt. Jeder Soldat erhielt60 scharfe Patronen. In der bestreikten Fabrik wurden drei Ossi-ziere, sechs Unteroffiziere und 43 Mann untergebracht. Der Haupt-mann gab den Befehl: Mit scharfen Patronen laden und dannsichern!In der Stadt wurden die Aufruhrparagraphen angeschlagen.Militärpatrouillen zogen durch die Straßen; nach 8 Uhr abendswurden die Straßen„gesäubert"; die Wirtschaften mußten um dieseZeit schließen, auch die Fenster und Türen der Privathäuser mußtengeschlossen werden. Spät abends drangen Soldaten, mit dem Gr-wehrkolben die Türe öffnend, in das Lokal, in dem die Gewcrk»schaften ihre Versammlungen abhalten. Mit vorgestrecktem Ba-jonett wurde da? ganze Lokal, sogar die Privatwohnung de? Wirte»abgesucht. Selbst in da» Zimmer eine» Mädchen? drang ein Soldatund schaute unter» Bett. Man vermutete, daß eine geheime Ver-sammlung abgehalten würde! Auch drangen die Soldaten in dieWohnungen verschiedener Leute, die schon im Bett waren bezw.schlafengehen wollten. In die kleine Stube eineS Maurers tratenetwa IS Soldaten(II); die Kinder schrien natürlich laut auf.Nach diesen Taten zogen die Soldaten unter Absingung derNationalhymne ab. Ein Arbeiter, der nach Hause wollte, erhieltmit dem Gewehrkolben einen Schlag an den Kopf.Am Mittwoch wurde der erschossene Arbeiter Girolath b e-e r d i g t. Den Arbeitern wurde nicht gestattet, einen geschlossenenTrauerzug durch die Stadt zu veranstalten; rote Schleifen anden Kränzen, Reden am Grabe wurden verboten. Der Geistlichehatte abgelehnt, am Grabe des Getöteten zu amtieren; auch derLehrer war nicht zu bewegen gewesen, eine Ansprache zu halten.Von Tilsit kamen einige Genossen zur Beerdigung. Zu ihremEmpfang war der Bahnhof mit Militär besetzt. Der Hauptmannwar sogar zu Pferde erschienen. Man hatte geglaubt, es würdenHunderte kommen. Der Kirchhof und die Allee, die zu ihm führt,waren mit vielen Soldaten befetzt, die ihre Seitengewehre aufgc-pflanzt hatten!! Es durfte am Grabe auch nicht ein Wort demToten gewidmet werden. Man kann sich denken, daß sich der Ar-beiterschaft eine furchtbare Aufregung bemächtigte. Insbesonderewaren die Frauen empört. Zahlreiche erklärten, sie würden nunnicht mehr zur Kirche gehen. Die Arbeiter hatten es sich natürlichnicht entgehen lassen, durch zahlreiche Kranzspenden zu bekunden.daß sie das Andenken des Erschossenen jederzeit hochhalten werden.Nach der Beerdigung zogen die Soldaten ab. Unterwegs sangensie„Die Wacht am Rhein"!!Inzwischen wird gemeldet, daß bereits die zweite KompagnieSoldaten in Ragnit einmarschiert fei. Wenn das so weiter geht,wird bald die ganze Tilsitcr Garnison in Ragnit sein. Natürlichwird die kleine Stadt die Verpflegungskosten zu bezahlen haben.Da werden die Steuerzahler belastet und die Arbeiter doppelt unddreifach geschädigt. Auch die Gendarmen muß die Stadt unter-halten, und das alles wegen eines kleinen Streiks. Der Firma istes nur um eine Kraftprobe zu tun; sie will organisierte Arbeiternicht mehr einstellen, also den Verband vernichten, und dazu sendetder Staat Infanterie mit scharfen Patronen! ES ist ganz klar,daß dieser Vorgang, der bisher in Ostpreußen nicht zu verzeichnenwar, alarmierend auf die ganze Arbeiterschaft wirken muß.Gelber Neid.Es ist ein alter Satz: Wenn der Gegner mich lobt, dann habeich gewiß eine Dummheit gemacht. Daraus folgt: Wenn derGegner mich tadelt, dann bin ich auf dem rechten Wege.— Wennnun ein so bösartiger Feind der modernen Arbeiterbewegung, wiees„Der Bund", das Organ der.gelben Vereine ist, über den An-schluß des Schmiedeverbandes an den Deutschen Metallarbeiter-verband hämische Glossen macht, dann muß das auch für die-jenigen, die bisher noch anderer Meinung gewesen sein sollten, ein�Zeichen dafür sein, daß der Schmiedeverband den rechten Weg ein-schlug, indem er beschloß, sich mit dem Deutschen Metallarbeiter-verband zu verschmelzen.Kein Wunder, daß die Feinde der modernen Gewerkschafts-bewegung, vor allem die Führer der Gelben, vor Neid berstenkönnten, wenn sie sehen, wie die freien Gewerkschaften, allen gegne-rischen Bestrebungen zum Trotz, sich immer weiter ausbreiten, anMacht und Einfluß zunehmen, während die von den Unternehmerngehätschelten und begünstigten Gelben für die Arbeiterbewegungüberhaupt keine Bedeutung haben.In einer recht bezeichnenden Seelenverwandtschaft mit Wiesen-thal, die zum Teil mit denselben fadenscheinigen Argumenten, diedieser kürzlich in der„Berliner Volkszeitung" abgelagert hat, suchtauch„Der Bund" den Anschluß der Schmiede an den DeutschenMetallarbeiterverband zu verunglimpfen. Anscheinend hofft manim gelben Lager, von den Mitgliedern des Schmiedeverbandes, diegegen die Verschmelzung stimmten, einen Teil für die gelben Ver-eine gewinnen zu können. So vorsichtig ist der Artikelschreiber im„Bund" allerdings, daß er dieser Hoffnung nicht Ausdruck gibt, denner würde sich doch gar zu sehr blamieren, wenn von solcher Hoff-nung kein Schimmer in Erfüllung geht. Und sie wird nicht inErfüllung gehen. Das ist gewiß. Ebensowenig, wie die Erwar-tungen des Organisationszersplitterers in der„Volkszeitung" inErfüllung gehen werden. Nachdem die Urabstimmung im Schmiede-verband für die Verschmelzung ausgefallen ist, wird sich dieMinderheit, die dagegen stimmte, selbstverständlich dem Mehrheits-beschlutz fügen. So sind wir es von unseren auf demokartischerGrundlage ruhenden Organisationen gewohnt, und so wird es ge-schehen.Es ist begreiflich, wenn das Organ der Gelben durch den neuenZuwachs des Deutschen MetallarbeiterverbandeS unangenehm be-rührt ist und von Neid und Aerger erfüllt, ausruft:„Die großeSippe der Metallarbeiter vom Stamme Marx und Genossen istnunmehr so ziemlich unter einer gemeinsamen Fahne vereinigt."—Das mutz natürlich den Neid jedes echten Gelben erregen, wenn etsieht, wie sich die„Roten" immer fester zusammenschließen und un-beirrt um die Quertreibereien der gelben Unternehmerschützlingeihren Weg gehen, den einzigen Weg, auf dem die Arbeiterinter-essen gewahrt werden können.DeutTchea Reich.Ende des Streiks in der Görlitzer Waggonfabrik.Die Verhandlungen, die auf Anregung des Gauleiters des Me.tallarbeiterverbandes stattfanden, haben nun doch noch zu einerEinigung geführt. Es wurden erreicht die öSstündige wöchentlicheArbeitszeit und Lohnzulagen in Höhe von 3— 6J4 Pf. pro Stunde.Außerdem wurden die Akkordsätze erhöht und bei Akkordarbeitenein Minimallohn garantiert. Eine Versammlung der Streikendennahm am Freitag mit 683 geyen 42 Stimmen diese Zugeständnissean. Die Arbeitsaufnahme wird voraussichtlich Dienstag erfolgen.Der Streik ist damit beendet.Das Ergebnis dieses mit großer Hartnäckigkeit vier Monatehindurch geführten Kampfes ist für die Arbeiter als durchaus be-friedigend anzusehen. Trotz Hintzebrüder und einseitigen Auf-tretenS der Behörden gegen die Streikenden gehen die Arbeiterkraft ihrer Ausdauer und Einigkeit aus diesem Kampfe als Siegerhervor. Der Unternehmer hätte sich diesen langen Kampf, dersicher auch für den Betrieb mit größeren wirtschaftlichen Nachteilenverbunden ist, sehr leicht ersparen können, wenn er gleich zu An-fang des Streiks den Arbeitern diese Zugeständnisse gemacht hätte.Ein eingefleischter Gegner de? Koalitionsrecht. Unter dieserUeberschrift brachten wir am 24. Juli eine Notiz. Zu derselbensendet uns die Firma Harry Trüller, Celle, Zwieback-,Waffel- und Keksfabriken, folgende Berichtigung:1. Es ist nicht wahr, daß den in meinen Betrieb neu Eintreten-den ein Revers zur Unterschrift vorgelegt wird, in welchem sieirgendeine Verpflichtung bezüglich der Mitgliedschaft des Bäcker-und Konditoren-Verbandes eingehen.2. Der Verband der Keks-, Waffel- und LebkuchenfabrikantenDeutschlands, dessen Vorsitzender ich bin, ist keine Arbeitgeber-Or-ganisation, sondern ein reiner wirtschaftlicher Verein mit auSdrück-lichem Ausschluß jeglicher Arbeitgeber- oder Arbeiterfragen.3. Wahr ist dagegen, daß von jedem Eintretenden die Unter-schrift unter einem Rever» verlangt wird, der lediglich die An»erkennung der Arbeitsordnung ausspricht. Auch in dieser Arbeit»-ordnung ist kein Verbot der Mitgliedschaft de» Ääckerverbande»«nt-halten. Harry Trüller.Daß Herr Trüller Vorfitzender eine» Fabrikantenvereins ist,gibt er in seiner Berichtigung zu. Mehr hatten wir hinsichtlichdieses Punktes auch gar nicht behauptet. Was Herr Trüller überdie von den Arbeitern zu leistende Unterschrift sagt, können wir imAugenblick nicht nachprüfen. Wir müssen eS unserem Gewähr?-mann überlassen, sich darüber zu äußern,?usl»nck.Londoner Streikbrecher gefindel.L o n d o n, 1. August. sEig. Ber.) Die Geister, die er gerufen,wird der protzige Lord Devonport nun nicht wieder los. Die ver-zweifelten Elemente, die während des Londoner Hafenarbeiter-streiks Streikbrecherdienste leisteten, die in den Docks ein faulesLeben führten und aus Dankbarkeit für ihre„gesellschaftserhal-tende Tätigkeit" den doppelten, dreifachen, ja vierfachen Lohn desanständigen Arbeiters bezogen, verspüren keine Lust, ihr fidelesRäuberleben aufzugeben. Während des Streiks hatten sie sichmit Revolvern bewaffnet, die sie bei jeder Gelegenheit abknallten,und Polizei und Regierung unternahm nichts, um diese gefährlicheAnsammlung der Banditen des ganzen Landes zu entwaffnen.Außer den Revolvern gebrauchten sie auch noch eine andere mör-derische Waffe. Sie füllten schwere steinern« Mineraltvasserkrügemit Schlamm, banden sie an einen Strick und gingen, diese Waffeschwingend, auf die streikenden Arbeiter loS. Kein Wunder, wenndiese bewaffnete Streikbrechcrgarde jetzt glaubt, ihre„eroberte Le-bensstellung" verteidigen zu können. Gestern kam e» in den Vik-toria-Docks zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen diesen Ele-menten und den zur Arbeit zurückkehrenden Transportarbeitern,bei dem 26 Personen verletzt wurden. 866 dieser RowdieS stürztensich auf etwa 1S6 Arbeiter, wurden aber in die Flucht geschlagen,nachdem die letzteren Verstärkung erhalten hatten. Die kapita-listische Presse stellt eS natürlich so hm, als ob die 156 Arbeitereinen wütenden Angriff auf eine sünfmal so starke, schwer bewaff-nete Streikbrecherbande unternommen hätten. Das ist natürlichpure Erfindung. In Wirklichkeit waren die Streikbrecher nichtdamit zufrieden, die Arbeiter anzugreifen, sie griffen zum Teilsogar die Polizei an und schössen von dem Schiff, wohin sie sich gc-slüchtet, wahllos aus sicherem Versteck in die Menge Hinein. DiePolizei ihrerseits ging in ganz kopfloser Weise vor und schiennur von dem einen Gedanken beseelt zu sein: Schutz den„Arbeits-willigen"! In ganz brutaler Weise hieb sie auf die Arbeiter ein.Die Streikleitung, die sich noch nicht aufgelöst hat, hat einen schar-fen Protest gegen das Vorgehen der Polizei und die Untätigkeitder Regierung veröffentlicht. Es heißt darin:„Das Streikkomiteeprotestiert energisch gegen die Gewalttätigkeiten der Streikbrecherund gegen das Vorgehen der Polizei, die es erlaubt, daß dieseSchietzwaffen tragen. Personen sind ernstlick verstümmelt wordenund einige unserer Kollegen sind von den Streikbrechern ermordetworden. Wir haben diese Vorfälle gemeldet und finden, daß keiner-lei Untersuchung stattgefunden hat. Dieses Komitee fordert denMinister des Innern und die Arbeiterpartei auf, darauf zu achten,daß mit Rücksicht auf die Erbitterung, die diese Zustände bei un-scren Leuten hervorrufen, die Streikbrecher entwaffnet werden."London, 2. August.(W. T. 93.) Der Streikausschuß derDockarbeiter erklärt, daß heute etwa 76 Proz. der Arbeiter die Ar-beit wieder aufgenommen hätten. Der Ausschutz wird erst amMittwoch wieder zusammentreten und an diesem Tage formell auf-gelöst werden.Bauarbeiterstreik in Bosnien.Der Bauarbeiterverband erhielt aus Sarajewo(Bosnien) dietelegraphische Nachricht, daß dort ein Streik der Maurer und Zim-merer ausgebrochen ist.Da Streikbrecheragenten in Deutschland arbeitswillige Bau-arbeiter nach Bosnien suchen werden, so sei besonders darauf hin»gewiesen.Hm Induftrie und Handel.Eine neue Gesellschaft für drahtlose Telegraphie.Mit einem Grundkapital von 1 366 666 Mark ist die Aktien-gesellschaft Deutsche Südsee-Gesellschast für drahtlose Telegraphieins Leben gerufen worden. Ihr Zweck ist, die deutschen Südsee-Kolonien funkentelegraphisch miteinander und mit der Kabelstationder Deutsch-Niederländischen Telegraphen-Gesellschaft in Jap(Karo-linen) zu verbinden und dadurch an das Welttelegraphennetz anzu-schließen. An der Gründung der neuen Gesellschaft sind die A.-E.-G.,Siemens und Halske sowie die Dresdener Bank und der Schaaff-hausensche Bankverein beteiligt.Die Tätigkeit der Gesellschaft beruht auf einer zwanzigjährigenBetriebskonzession des Reichspostamts, das satzungsgemäß bei derGesellschaft durch einen Staatskommissar vertreten wird. Vorläufigwerden vier Großstationen errichtet: Jap, Rabaul(Neu-Guinea),Apia(Samoa) und Nauru(Marshall-Jnseln). Die Ausführung derAnlagen ist vertragsmäßig der Telesunkengesellschaft übertrogen.Durch die Deutsche Südsee-Gesellschast für drahtlose Telegraphiewird zum ersten Male in Deutschland das Zusammengehen derKabeltelegraphic mit dem drahtlosen Nachrichtendienst bekundet.Konkurs Kurt Berndt.Den zahlreichen Konkursen auf dem Berliner Baumarkt hat sichein neuer zugereiht. Schon vor einiger Zeit berichteten wir, daßdie Baufirma Kurt Berndt in Zahlungsschwierigkeiten geraten sei.Die Gläubiger versuchten den Konkurs dadurch aufzuhalten, daß dieFirma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden sollte, derenAnteilscheine ihnen dann zugefallen wären. Die Mittel zurSanierung waren indessen nicht zu beschaffen. Die Forderungengegen die Firma belaufen sich auf 5 Millionen Mark. Der Schaaff-hausensche Bankverein ist an ihnen mit 3 Millionen Mark beteiligt.Er ist aber gedeckt durch eine Anzahl von Häusern in guten Stadt-gegenden._Die Untersuchung gegen den Stahltrnst.Washington, 2. August. Dem Repräsentantenhauseist heute der Bericht der demokratischen Majorität des mit derUntersuchung des Stahltrusts betrauten Ausschussesunterbreitet worden.. Der Bericht erhebt allgemeine An-klagen gegen die United StateS Steel Corporation, legtihr Ueberkapitalisierung und ungesetzmäßigepolitische Tätigkeit zur Last, und klagt die Groß-aktionäre an, einen„mächtigen und schädlichen Einfluß aufdas Geschäftsleben der Vereinigten Staaten ausgeübt zuhaben." Der Bericht tritt nicht für eine Kontrolle der Kor-porationen durch die Bundesregierung ein, empfiehlt aber g e s e tz-geberische Maßregeln, die der geschädigten Partei dasRecht geben, einen Prozeß anzustrengen, um Kombinationen und dieBeschränkung des Handels zu verhindern, die ferner der angeklagtenKorporation die Beweislast dafür auferlegen, daß sie den Handelnicht beschränkt, und schließlich gegen den Zusammenschluß vonindustriellen und Eisenbahngesellschaften Vorsorge treffen, damitHandel, Produktion und Transport durchaus getrennt und ge«schieden sein.Die republikanische Minderheit des Ausschusses hatgleichfalllS einen Bericht vorgelegt, der für gesetzliche Maßnahmenzur Regelung der Verhältnisse der großen industriellen Konzerne undfür die Schaffung einer zwischenstaatlichen Jndustriekommission ein-tritt, die die Befugnis haben soll, die Preise zu regulieren und inangemessener Höhe festzusetzen. Der Bericht verlangt ferner, daßKorporationen mit über 56 Millionen Dollars Kapital, wenn sie an,zwischenstaatlichen Handel beteiligt sind, nur unter einem Freibriefder Vereinigten Staaten operieren dürfen.Ein spanische» Kohlensyndikat.Wie da»„Berliner Tageblatt" meldet, ist in Spanien einKohlensyndikat im Entstehen begriffen. Unter dem Namen„Ratio-nale Kohlenproduzentenvereinigung" wird es ein Verkaufsbureau inMadrid errichten. Erhöhung der ProduktionSfähigkeit, Verdrängungder auSländrschen Konkurrenz, Ausschaltung des Zwischenhandels,„um ungerechtfertigte oder willkürliche Preisveranderungen derBrennstoffe, sowie die Spekulation in diesen Artikeln und die Kon-kurrenz zwischen einigen Hauptproduzenten auszuschalten, werdenseine Ziele sein. Der erste Vertrag soll vom 1. Januar auf 5 Jahrelauten.Spanien selbst produziert nur etwa 4 Millionen Tonnen jährlichund ist auf ausländische Einfuhr angewiesen. Der Anteil Deutsch-lands an dem Import ist nur gering. Er betrug im Jahre 1911rund 866 666 Tonnen._letzte Nachrichten.Volkskundgebung gegen den italienisch-türkischen Krieg.Mailand, 2. August.(P. T.) In einer Volksversammlung inB r e s c i a sprach der sozialdemokratische Abgeordnete T r e v e Sgegen den Krieg. Nach Schluß der Versammlung machten etwa6606 Demonstranten einen Umzug, wobei es zu mehrfachen Zw-sammenftößen mit der Polizei kam.Die Kämpfe in Tibet.Simla, 2. August.(Meldung des Reuterschen Bureaus.) DerKampf bei Lhasa dauert fort. Die Chinesen haben einen Angriffaus das Kloster Tratchi zurückgeschlagen und sich beträcht-liche Lebensmittelvorräte verschafft. Sehr ermutigt sind sie durchdie Nachrichten, daß die Ankunft einer aus der Provinz Szechuanaufgebrochenen Entsatzungstruppe im Anfang September in Lhasazu erwarten ist..Vom französischen Sccmannsstreik.Le Havre, 2. August.(W. T. B.) In einer heute abend ab-gehaltenen Versammlung der eingeschriebenen Seeleutehaben die Ausständigen beschlossen, morgen früh die Arbeitwiederaufzunehmen.Ein Revolverheld.Saarbrücken, 2. August.(H. B.) Im benachbarten lothringischenOrte Groß-Blittersdorf gab der Sattler Schwartz im Verlawse einesWortwechsels auf seine beiden Kollegen, den verheirateten Nikolaiund den unverehelichten Gitzhofcn, fünf Rcvolverschüsse ab. Nikolaiwurde von drei Schüssen in die Brust getroffen und war auf derStelle tot. Gitzhofei, wurde lebensgefährlich verletzt.Der Täter konnte verhaftet werden.Gcrüsteinsturz.Brüssel, 2. August. i.H. 9?.) Wie aus Stavelot berichtet wird,ist in dem in 93au begriffenen Tunnel der neuen deutsch-belgischenGrenzbahnlinie Stavclot-Malmedh ein Gerüst eingestürzt, aus demsich mehrere Arbeiter befanden. Der Zusammenbruch ist auf dieEntgleisung einer Lokomotive zurückzufuhren, die mit dem Pfostendes Gerüstes karambolierte. Bier Arbeiter haben lebensgefährlicheVerletzungen davongetragen.Derantw. Redakteur: Albert Wach», Berlin. Inseratenteil verantw.» TH.Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: vorwärts Buchdr.», Verlagsanstalt MaulStngeraCo.,BerlinL1V. Hierzu 3 BeUagea«. UnterhaltunzSbl,