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macht sich bei ihnen eine starke Mißstimmung geltend. Ganze Vereine sollen bereits mit dem Austritt drohen.

Weiter wird mitgeteilt, daß die Eisenbahnverwaltung der Absicht, die Eisenbahn- Unterbeamtenorganisationen zu einem Kartell zu­sammenschließen, die Genehmigung versagt hat. Sie moti­vierte ihre Weigerung damit, daß ein solch enger Zusammenschluß ,, überflüssig und nur geeignet sei, das gute Einvernehmen zwischen Eisenbahnverwaltung und Fachvereinen zu stören."

Liebesfabbelei.

fann nicht gleichgültig sein, und Alfred Krupp   hat in seinem etwaige Hindernisse, die von den Großmächten oder von Brief an Napoleon III.   im Jahre 1869, ein Jahr vor 18701, Rumänien   bereitet werden könnten. Es scheint, daß der Retsch" die halbwegs anständige Grenze der höfischen Ergebenheit und aus der Schule plaudert, denn die Regierung rüstet ge­Ratbudelei weit überschritten. Und der Verkauf von Waffen, räusch Ios, aber energisch. die gegen das eigene Vaterland gerichtet werden, und wie bei Aehnliches ist dieser Tage von unserem Belgrader   Korre­den Kämpfen am Takufort deutsche Kriegsschiffe zusammen- fpondenten von Serbien   gemeldet worden. schossen, wird dem patriotischen" Wert nicht vergessen Eine jungtürkische Interpellation. werden. Und daß es dem Reiche bei den Lieferun­gen das Fell über die Ohren sieht, sollte, selbst unsere Konstantinopel  , 3. August. Kammer. Der frühere Minister Also überall die schmach vollste Vevormundung der vertrauensseligen Minister aufrütteln. Dem Marine- Haladjian, ein Armenier, und andere jungtürkische Abgeordnete haben Beamten, die im schärfsten Widerspruch steht zu der bekannten fiskus nahm Krupp für Panzerplatten 400 Mark eine Interpellation eingebracht, in der sie an den Kriegsminister ministeriellen Großsprecherei, daß die Regierung ihrer Beamten sicher pro Tonne mehr ab als ausländischen Bestellern. Geschütze die Fragen richten: Warum hat der Striegsminister nicht gegen die Offi- wäre. Auch daß in einer halboffiziösen Bolemit dem Liberalismus und Granaten berechnet Strupp nachgewiesenermaßen 80 und ziere der Liga ber Retter des Vaterlandes, die den eine frivole Verhegung der Beamten, vorgeworfen wird, weil er mehr Prozent teurer als seine deutschen   Konkurrenten. Und Beitungen Proklamationen übergaben, das Gefetz zur Anwendung ge- ihnen von Gehaltsaufbesserungen spreche, obwohl doch vorläufig an dennoch fragie v. Tirpit, der Marinestaatssekretär, wo sollen bracht? Warum ist der Offizier, der im Haufe des Kammerpräsidenten den der durch die Beamtenbesoldungsreform getroffenen Segelung der wir die Kanonen bestellen? In Deutschland   haben wir keine Drohbrief hinterließ, noch nicht bestraft? Warum hat dagegen der Gehälter unter keinen Umständen gerüttelt werden könne und dürfe, andere Firma." Geht doch die freiwillige Unterstügung Kriegsminister zum Dienst in der Kammerwache Offiziere der Liga ist charakteristisch für das schlechte Gewissen der Staatsbehörden. Krupps durch der Regierung nahestehende Kreise so weit, daß ernannt und versucht, den Posten des Kommandanten der Kammer­ausländischen Bestellern geraten wird; Krupp   in Anspruch wache anders zu befeßen? Warum bringt endlich der Kriegsminister zu nehmen und andere Firmen zu vernachlässigen. Freund- Offiziere der Liga als Polizeibeamte in die Stammer, während Sie haben sich während des letzten Jahres in der gemeinsten schaften mit einflußreichen Persönlichkeiten und die blinde andere Anhänger der Liga sich in den Wandelgängen der Kammer Begeisterung der deutschen Bourgeoisie für das große natio- aufhalten? Weise beschimpft und sich gegenseitig der moralischen Fäule bezichtigt: nale" Werk ersehen Krupp, was andere Unternehmungen Fast einstimmig wurde die Interpellation an den Kriegs die Bachemiten und die edlen Kämpen der Oppersdorffschen Gefolg­durch Bestechung von Parlamentariern und der Presse zu er- minister angenommen und der Minister aufgefordert, sofort zu fchaft trotzdem wird jest, da der Aachener Katholikentag heran­ringen suchen. erscheinen. naht, in der klerikalen Presse spaltenlang die Einigkeit der katholischen Auch die Arbeiterschaft fieht mit Stolz auf Die politisierenden Offiziere. Bevölkerung gepriesen und in allen Tonarten die Nächstenliebe, Demut, Friedenswerke, an denen sie durch ihre Intelligenz und ihre Konstantinopel  , 3. August. Die Gerüchte, daß der Liga an- Bescheidenheit, Glaubenstreue usw. der Zentrumsanhängerschaft ge­raftlose Tätigkeit gemessenen Anteil hat. Sie ist aber nicht gehörige Offiziere eine Versammlung abgehalten hätten, um eine feiert. Dieselben Zentrumsblätter, die noch vor kurzem ihre Gegner blind für die Schäden, die sie unmittelbar als Lohnsflaben Beschleunigung der Auflösung der Kammer zu verlangen, find im eigenen Lager als Verfeumder, falsche Komödianten, sittlich ver­des Werkes und mittelbar als Steuerzahler treffen. Ihnen falsch, wohl aber haben sich 80 Offiziere, die Gegner der Liga sind, fommene Subjekte bezeichneten, die fließen jetzt über in Liebe und widerstrebt, es, als Paradestück bei der Feier zu dienen, damit auf dem Freiheitsbügel, nicht weit von Pera versammelt, um gegen Gefühlsweichheit. Ihr edles Herz ist plötzlich so weich geworden, wie Meiereibutter unter den Sonnenstrahlen heißer Hundstage. man an ihnen die Wohltaten" eines sozialdenkenden Unter- die Liga und zugunsten der Kammer zu demonstrieren. Besonders scheint das Aachener Festkomitee unter dem Einfluß seiner nehmertums demonstrieren könne. Nicht eine Familie hat das Die Jungtürken   gegen die Albaner. Riesen- Unternehmen geschaffen. Die Arbeiter und kauf­Geschäftigkeit bereits in eine bedentliche Liebesftimmung oder-ver­männischen und technischen Angestellten tragen das große in­Saloniki, 3. August. Im Hinblick auf die Absicht der Arnauten, ftimmung hineingeraten zu sein. Es veröffentlicht in der Zentrums­dustrielle Werk auf ihren Schultern. Sie haben sich bei aller bie Feindseligkeiten wieder zu eröffnen und gegen llestüb vorzu- presse einen Aufruf, in dem es heißt: Anerkennung der ehemaligen Zeitung für die geschickte Aus- dringen, falls die Kammer nicht aufgelöst wird, behauptet man in mubung günstiger Situationen das Hauptverdienst um die den Kreisen des Komitees, daß sowohl auf die 19. Division Kruppschen Werke zuzuweisen. Gegenseitige Treue hat das in lestüb wie auf die Truppen in Dedeagatsch  , Berisowitsch, Werk so groß gemacht." Erfüllt die Arbeit der Kruppschen Ipet und die den Paß von Katschanik besetzt haltenden sechs Angestellten aber wirklich den Zweck, den Alfred Krupp   einst Bataillone bestimmt Verlaß sei. Insgesamt seien 39 Bataillone in die Worte kleidete: Der Zweck der Arbeit soll das Gemein- gegen die Arnauten zur Verfügung, abgesehen von dem Korps von wohl sein!? Wir denken, kein denkender Arbeiter wird diese Saloniki  , welches das Komitee nicht im Stich lassen würde. Frage bejahen. Selbst wenn die Truppen, die sich der albanesischen Be­wegung angeschlossen hätten, mit den Arnauten zusammen vorrückten, fönne bestimmt damit gerechnet werden, daß die Truppen sich nicht gegenseitig beschießen würden. Das Ein Teil der internationalen' Presse kolportiert die Nach- Komitee erblickt deshalb in der Absicht der Arnauten keine so richt, daß zwischen Italien   und der Türkei   Friedens- große Gefahr und möchte das Kabinett veranlassen, es darauf an­berhandlungen im Gange seien. Unterhändler beider lommen zu lassen- Die Arnauten von Djakowa drohen jezt be­Parteien feien in der Schweiz   eingetroffen, um in Lausanne   reits mit dem Vormarsch nach Uestüb, während in Prishtina   die über die Friedensbedingungen zu verhandeln. Auch von Hoffnung auf einen Erfolg der Unterhandlungen noch nicht aufge­italienischen Blättern wird diese unkontrollierbare Meldung geben worden ist. Von Ipek sind fünf Bataillone nach Gusinje   ent­gebracht; allerdings behauptet die offiziöse Popolo Romano", fandt worden, um die Stadt gegen einen Einbruch der Arnauten zu schützen. daß diese Nachricht eine lächerliche Fabel" sei.

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Der Krieg.

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Politifche Ueberlicht.

Berlin  , den 3. August 1912. Beamtenknechtung.

Auch die liberale Bresse beginnt sich jest lebhafter mit der Ent­rechtung der Beamten zu befassen. Erftreden sich die Bevormun dungen   und Schikanen des Staates gegenüber den Beamten doch nicht mehr auf ordnungsfeindliche" Organisationen, sondern auch auf die harmlosesten Berufsorganisationen. Namentlich wird darüber geflagt, daß die Behörden fordern, daß die Organe der Beamten vor der Drudlegung den Vereinsvorsitzenden zur Bensur vorzulegen sind. Da diese Borsitzenden, die nur aus attiven Beamten bestehen dürfen, aber jederzeit gemaßregelt werden können, dürfen sie

" Wir wollen einig sein, wie bisher, und wir werden einig dastehen. Wer unsere Einigkeit stören will, der wird zum Totengräber unserer Freiheit und der katholischen Kirche   in Deutsch­ land  . Meinungsverschiedenheiten gab es immer und wird es immer geben; diejenigen aber, welche in der Liebe ver harren, werden solche Meinungsverschieden heiten in Liebe zum Nutzen des Ganzen klären. Wer aber unter Mißachtung der Nächstenliebe und unter Ber­legung der Dankesschuld, welche das katholische Volt gegenüber seinen unermüdlichen Vorkämpfern im Herzen fühlt, etwa person­liche Kampfesweise belieben sollte, der wird in Aachen  twie überhaupt im katholischen Deutschland  , von dem Sturmtvinde lohender Begeisterung für unsere heilige Sache hinweggeblasen werden. Die Ginigkeit über alles! Seid einig, einig, einig! So rief der Mund des Breslauer Fürstbischofs über dem Grabe Windthorsts in der Marienkirche in Hannover  . Und hier in Aachen  , wo Windthorst zum ersten Male auf einer Katholiken­versammlung die Einigkeit des tatholischen Volfes in so über­wältigender Weise sah und sich durch diese Einigkeit zu unvergeß­lichen Worten begeistern ließ, hier werden wir die Einigkeit hoch halten. Das mögen sich die Gegner gesagt sein lassen. Katholische Einigkeit: Volt und Klerus gefchart um ihre Bischöfe, gesegnet bom gemeinsamen Water auf dem Heiligen Stuhle in Rom  , das ist es, was die Welt von den Aachener   Tagen erfchauen wird.

Gilet also Herbet, ihr deutschen   Glaubensbrüder, um tell­zunehmen an unserer 59. Generalversammlung und zu erneuern das Band der Einigkeit, das uns groß und start gemacht hat und daß uniere Stellung sichern wird für alle Beiten, Gott zur Ehre, der heiligen katholischen   Kirche zum Segen, den Katholiken Deutschlands   zum Ruhme, dem deutschen   Baterlande zum dauern den Heile!

Bis zur Beendigung des Katholikentages wird diese Liebes­rührfeligkeit wohl anhalten dann werden sie sich wieder Heuchler. Berleumder, Komödianten schimpfen.

Während auf den eigentlichen Kriegsschauplägen Ruhe herrscht, tobt der innere Zwist in der Türkei   weiter. Das Rueff zwischen Kammer und Regierung ist noch nicht zu Ende, wird aber mit der Auflösung der ersteren enden, da die auf ständischen Albaner ungestüme Mahner sind und die Aus schaltung der verhaßten jungtürkischen Kammermehrheit ver fallgen. Die Jungtürfen suchen mit diplomatischer Zurück haltung aus ihrer Niederlage zu retten, was noch zu reffen ist. Gefährlich für die internationale Lage ist in dieser für die Türkei   so kritischen Epoche der albanische Aufstand, dessen Folgen auch in den anderen Balkanstaaten nach wirken können. So wird der Voss. 3tg." aus Sofia   ge­meldet, daß die dortige regierungsfreundliche Zeitung Retsch" in einem anscheinend inspirierten Leitartikel die bulgarische Regierung auffordert, sie solle, wenn Albanien   Autonomie be­tommt, mobilisieren und gleichzeitig ein Ultimatum natürlich nicht riskieren, irgend etwas in dem von ihnen kontrollierten an die Türtet richten mit der Forderung der Ernennung Blatt durchgehen zu lassen, was das Mißfallen ihrer vorgesetzten Die Eisenbahndirektion Essen hat kürzlich eines christlichen Gouverneurs für die makedonischen Wilajets Behörde erregen fönnte. So ist jetzt auch die, Deutsche   Eisen- einen auf Privatdienstvertrag bei der Direktion beschäftigten sowie für Adrianopel   und im Falle der Ablehnung dieser bahnzeitung", das. Organ der Lokomotivführer auf Drängen technischen Angestellten aufgefordert, aus seiner Organisation, Forderung in Makedonien   einmarschieren, um die der Eisenbahndirektion Köln vom Verbandstag der Lokomotivführer dem Bunde der technisch- industriellen Beamten", auszutreten. Autonomie für Makedonien   zu erzwingen. der Zensur des Vorsigenden unterstellt worden. Da die Verbands. Als er sich unter Berufung auf das ihm verfassungs- und Dabei beschwichtigt der Retsch" alle etwaigen Bedenken über mitglieder ganz genau wissen, was eine solche Bensur bedeutet, so gesetzmäßig zustehende Recht der freien Organisation dessen

Einfältige Untertanen.

In der Hofburg zu Tofio liegt ein Mann im Sterben. Gin ge brechlicher Mensch wie jeder andre auch. Seine Krankheit, seine Schmerzen, sein Ringen mit dem Tod beweisen es.

Draußen vor der Burgmauer, im Straßenstaub, liegen hundert tausend Menschen auf den Knieen. Das Angesicht haben sie auf den Erdboden gedrückt, die Hände gefaltet und beten. Ein Meer von Papierlaternen beleuchtet die nächtliche Szene. Mystische Gebets formeln hört man bieltausendfältig murmeln, dumpfe Slagelaute ertönen. Die liebe ganze Nacht. Auf allen Mienen blaffe Ver­zweiflung und tiefe Trauer. Ein Mann aus der Menge entleibt fich. Er opfert sein Leben, um das des drüben im Schloß Sterben­den zu retten. Eine Anzahl junger Mädchen opfern ihr Kopfhaar auf dem heiligen Schrein, um die Götter für den dahinsterbenden Schloßbewohner günstig zu stimmen. Alles umsonst! Die Götter Tassen sich nicht erweichen. Weder erhören sie die Gebete der vielen Tausende, noch würdigen die das Lebensopfer des andern. Der Schloßbewohner stirbt.

lassen. Naum einer von den vielen Millionen trauernder Unter­tanen hat den Mikado persönlich gesehen; keiner hat von ihm eine fichtbare Wohltat empfangen. Umgekehrt!

Maßregelung eines Banassistenten durch die Bahn­verwaltung.

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stand mag von teuflischer Neugierde schließlich heimgesucht, die Ver­suchung verspüren, wenigstens die Beschaffenheit des Thrones kritisch zu mustern. Ein derartiger Versuch wird unnötig durch folgende Belehrung Jtos:

" Der geheiligte Thron wurde geschaffen zu der Beit als Himmel und Erde getrennt wurden. Der Kaiser ist himmel- gesandt, göttlich und heilig. Er steht über allev feinen Untertanen; er ist zu verehren und unantastbar. Gine Un­ehrerbietigkeit gegen die Person des Kaisers ist unstatthaft, noch darf sie zum Gegenstand einer abfälligen Bemerkung oder einer Dis­tussion gemacht werden."

Sie, die Untertanen, schleppen die unerträgliche Laft von Staats­schulden, die die Epoche der Erleuchtung", die Regierungszeit des Mikado, dem armen ausgesaugten Land gebracht hat; sie schinden fich wie die Tiere, damit ihr farger Besih nicht von dem Steuer­beamten geholt wird; ihre Söhne werden in die Kaserne gezwungen, um sich im Kampf für den Ruhm und die Ghré des Mikados und seiner Ahnen zu üben und, wenn nötig, dafür zu sterben; ihre Mäd­chen müssen sich schon als Kinder, in der industriellen Tretmühle awölf bis sechzehn Stunden täglich ausbeuten lassen, damit( das Damit ist den zu einer kritischen Untersuchung des bei der Einkommen, der Kapitalisten und), die Dividenden für die 342 786 Weltschöpfung schon gezimmerten, also ziemlich alten Thrones Industrie- und Bankaftien des Mikados sich ständig steigert; und neigenden japanischen Untertanen jede Möglichkeit einer Betätigung. alle Untertanen haben ihren Teil zu den 10 Millionen der Zivilliste von vornherein abgeschnitten. Uebrigens wäre die Erstickung eines beizutragen. derartigen Versuchs durch solche Vorsichtsmaßregeln wahrlich nicht Wohltaten spendet das Volk den Fürsten  , nicht umgekehrt. Und vonnöten gewesen, denn der Boden des Inselreichs war dafür von wenn jemand Anlaß haben sollte, dankbar zu sein, zu beten, zu jeher nicht günstig. Und die letzten vier Jahrzehnte ist, der Volks­trauern, zu wehtlagen, dan jedenfalls nicht das Bolt. geist so eingezwängt worden, daß er weder Lust noch die Möglich­Allbekannte Binsenwahrheit, und doch, wie es scheint, unbekannt feit hat, das Verhältnis zwischen Gottesgnadentum und Volk rück­und unfaßbar, für den japanischen Untertanenverstand. Ueber das sichtslos bloßzulegen. In den Volksschulen und höheren Unter­Die Todestunde dringt über den Schloßgraben zur betenden windige Berhältnis zwischen Herrschern und Beherrschten nach richtsanstalten ist jahrzehntelang der Jugend die himmlische Ab­Menge. Drüben in der Burg, neben dem Sterbezimmer, ver- zugrübeln, fühlt er sich nicht befugt. Er hält es für sich durch die stammung des Mikados in allen Tonarten eingepautt worden, so sammeln sich Minister und Würdenträger geschäftsmäßig, um das Verfassung geregelt und von seinen großen Staatsmännern für den daß fie schließlich fest daran glaubte und nun mit diesem Glauben Verhältnis und das Erbteil des Nachkommen des Verblichenen zu asiatischen Hausgebrauch kommentiert. Man höre wie der mit durchs Leben geht. Im Laufe der Jahrzehnte der Existenz des ordnen. In den Bankkontoren wird eifrigst ausgerechnet, in wel- preußischen Regierungsmagimen plattierte Jto, der Bismard neuen Japan   ist die uralte, ahnenverehrende Religion des Schin chem Maß dieser Todesfall Geschäft und Dividende beeinflußt. Japans  ", die noch unter dem preußischen Muster stehende Ver- toismus nach und nach in eine Religion des Mikadoismus unige­Vor der Burgmauer beten noch immer hunderttausend Menschen! faffung Japans   für das Volt in seinem Kommentar erläutert; formt worden, in eine Religion, die als obersten Grundjaß die Eine Papierlaterne nach der andern verlöscht. Die trauernde" Die Verfassung ist von Seiner Majestät deur Kaifer per- Verehrung des Throninsassen und seiner Ahnen hat. In feierlichen Menge erhebt und verteilt sich. Daheim, in der fahlen Klause, sönlich beschlossen worden in Uebereinstimmung mit Ansprachen, Kinderfibeln, Schulgesängen fehren in vielerlei Form flammen neue Lichter auf dem Hausschrein auf. Davor liegen den Instruktionen, die ihm seine Ahnen übermit- die nämlichen Gedankengänge wieder: Unser Mikado ift Der wiederum die Menschen auf den Knieen, drücken den Kopf auf den telt haben;... deren Bestimmungen haben seine Untertann Kaiser  , allen andern Fürsten überlegen; sein Wort ist Gesetz für Boden und beten für das Seelenheil des Verstorbenen. Und bringen und ihre Nachkommen für alle Zeiten zu befolgen." alle Zeiten; das Wohl des Landes und des Volfes hängt von der Der Sinn dieses Sates ist schließlich auch dem japanischen Wohlfahrt des faiserlichen Hauses ab; das Volk bekommt erst Wert Totenopfer dar. Die Todesnachricht dringt schnell auf jedes Eiland des Insel- Untertanenverstand faßbar: Die Verfassung ist ein Gnadengeschent und Lebenszwed durch Ihn; der Untertan tann irdisches Glück und reichs, in alle Hütten. Von Hakodate   bis Yokuschima, von Kana- des Kaisers an sein Volt. Die Untertanen sind die Objekte der Ver- himmlische Seligkeit nur durch absoluten Gehorsam, durch Ein­zawa bis Choschi beten, wehtlagen und opfern die Menschen. Keine fassung; sie sind Nullen, viele Nullen, gewiß ,, aber eben doch nur sehung seines Lebens und seiner Person für den Kaiser erringen. berechnete Soflieferantenheuchelei! Ehrliche, tief aus dem Herzen Mullen, die, wenn sie Wert und Eristenzberechtigung haben wollen, Das arme Bauernvolt, das gestern noch in feudaler Leibeigen­fommende Trauer erfüllt den fleinen, braunen Mann. Sancta sich gehorsamst anzureihen haben an die große, vom Himmel ge- schaft lebte und heute unterdrückt und schwer ausgesogen wird, hat Simplicitas! schaffene Eins, an den Thron des Mikados. weder die Willenskraft noch die geistige Fähigkeit, gegen eine solche Trauer und Wehklage für wen? Für den Mikado! Weshalb? Bis jetzt ist es dem japanischen Untertanenverstand noch nicht Verkrüppelung der jugendlichen Gehirne aufzutreten. Ihr wurde Weil er gestorben ist. Mikado? Gin leerer Schall. Für die simplen eingefallen, einmal nach Beweifen für die himmlische Herkunft des solcher Unsinn in der Schule gelehrt, und sie hat ihn schließlich, Untertanen ein bloßer Name, teine Persönlichkeit. Die förper- Throns und nach der Beschaffenheit des Nachrichtendienstes zwischen nolens volens, für bare Münze genommen. Eine Bevölkerung mit liche Gestalt, die sie sich darunter vorstellen mögen, ist in der Dunkel- dem Mikado und seinen Ahnen zu fragen. Wenn folche Dinge so oft einer solchen Geistesbeschaffenheit, mit einem systematisch rüdwärts Tammer des Hofphotographen geformt worden. Von seinem Tun und und kräftig betont werden, wird wohl die Berechtigung nicht gebildeten Untertanenverstand ist schließlich fähig, sich zu Hundert­und Denken, von seiner Intelligenz, Initiative und Kultur, von abgestritten werden können, zu verlangen, daß der Schein endlich tausenden in den Straßenstaub zu werfen, zu beten und zu weh­feinem Anteil an der Regierung, von seiner Gefinnung für das einmal aufgezeigt wird, der Herkunft und Rechtsmäßigkeit des flagen. Und sie birgt Männer, die ihr Leben opfern für wen? Land und Volk, von seinem Interesse für die armen und so schwer Gottesgnadentums dartut Freilich, folch impertinente Fragen wer- Für einen Mitado, für einen inhaltslosen Namen, den die herr­gebrüdten Kinder seines Reiches ist ihnen nichts bekannt, oder doch den im Land der aufgehenden Sonne vorderhand noch nicht ge- fchende Staste in einen Halbgott zu formen für gut fand. nur so viel, wie die Hofkamarilla für gut befand durchfickern zu stellt werden. Immerhin, auch der beschränkteste Untertanenvers Einfältige Untertanen!

Frip Kummer.