Gewcrkfchaftlicbee.Die Schwarzen und die Gelben.Nachdem sich die christlichen Gewerkschaften beim Streik derRuhrbergleute als getreue Helfer des Unternehmertums erwiesen unddurch organisierten Massenstreikbruch den Lohnkampf der freienGewerkschaft verraten haben, ist es wirklich schwer, zwischen ihnenund den Gelben noch wesentliche Unterschiede zu entdecken. An-scheinend machen sich die Gelben diesen Umstand zunutze, indem siefür ihre Vereine unter den Mitgliedern der christlichen GeWerk-schaften Mitglieder zu werben suchen und jedenfalls mit Erfolg,denn ebenso wie die an anderer Stelle abgedruckte Resolution derevangelischen Gewerkschaftsführer, wendet sich das Organ derM.-Gladbacher Richtung, die„Westdeutsche Arbeiterzeitung", mitfolgenden Ausführungen gegen die gelbe Konkurrenz:„Man schreibt uns aus dem Ruhrrevier:Unsere katholischen Knappen- und Arbeitervereine haben bisherden gelben Gewerkschaften und Werksvereinen gegenüber eine ab-lehnende Haltung eingenommen. Auf den verschiedensten Delegierten-tagen sind Beschlüsse in diesem Sinne gefaßt worden. Bis jetzthatte die Frage aber für die meisten unserer Vereine wenig prak-tische Bedeutung. Es fehlte im Bezirk dieser Vereine die gelbeBewegung. Das ist nun vielfach anders geworden. Der Zentral-verband deutscher Industrieller hat auf seiner letzten im Mai ab-gehaltenen Tagung die Förderung der Gelben empfohlen. In,Ruhrgebiet arbeitet der Zechenverband in seinem Sinne. Auf fastallen Gruben wurden gelbe Werkvereine gegründet. Sie werdenbesonders in der letzten Zeit mit Hochdruck gefördert.Es ergeben sich jetzt selbstverständlich Differenzen mitden katholischen Arbeitervereinen. Man sucht auchdie katholischen Arbeiter für die gelben Werkvereine zu gewinnen,auch die Mitglieder der katholischen Arbeitervereine. Diekatholischen Arbeitervereine werden dadurch gezwungen, die bishermehr theoretisch den Gelben gegenüber beobachtete Haltung auöhpraktisch durchzuführen. Um so mehr ist das notwendig, als dieGelben versuchen, die katholischen Arbeitervereine von ihrer bis-herigen grundsätzlichen Stellung abzudrängen. Die Gelbenfordern nämlich ihre Mitglieder jetzt auf, indie konfessionellen Arbeitervereine zu gehenund als deren Mitglieder dafür zu sorgen, daß eine Bekämpfungder gelben Werkvereine und eine Befürwortung der christlichenGewerkschaften unterbleibt. Für viele Vereine wird also dieFrage aktuell: Wollen wir bleiben, was wir sind, oder sollen wirden Gelben entgegenkommen und unsere Grundsätze ändern?"Ii, der Tat ist die Sache nicht so einfach. Die„Grundsätze"der sonst verwandten Seelen bestehen eben darin, datz die Christendie Schutztruppe des Zentrums und die Gelben die der„liberalen"Kapitalisten sind. Und beide Gruppen wollen auf ihre Schutztruppennicht verzichten. Bielleicht ergibt sich eine Lösung dadurch, daß eine„gemischte Kommission" die beiderseitigen„Grundsätze" besieht unddann findet, daß da doch zur höheren Ehre des Profits ein Aus-gleich leicht möglich ist.Aber die bösen Sozialdemokraten würden das ja wieder aus-nutzen; die M.-Gladbacherin schreibt am Schluß ahnungsvoll:„Würden unsere katholischen Arbeitervereine mit den Gelben,auch gegenüber berechtigten Bestrebungen der Arbeiter zusammen-gehen, so könnte die Sozialdemokratie wirkungsvoll von einemZusammengehen von Kirche und Kapital gegen das arme Volkreden. Und manchen würde sie damit für sich und gegen dasChristentum und die katholische Kirche gewinnen. Eine reinlicheScheidung ist auch aus diesem Grunde geboten."Ja, wenn dieser Grund nicht vorhanden wäre, dann stände wohleiner talsächlichen Verbrüderung der Schwarzen mit den Gelbenkaum noch etwas im Wege.Berlin und Umgegend.Tariffcindliche Buchdrucker.Die Bereinigten Buch- und Kunstdruckwerkein Berlin, die aus der Tarifgemeinschaft der deutschen Buchdruckermit der Begründung ausgetreten sind, daß sie sich einzelnen Be-stimmungen des deutschen Buchdruckertarifs nicht mehr unterWersenund fügen wollen, sind in arge Bedrängnis geraten. In der An-nähme, daß von ihrem alten Personal doch einige Gehilfen sichlieber aus der Tarifgemeinschaft ausschließen lassen und bei derFirma verbleiben würden, hat sich diese arg getäuscht unddas Solidaritätsgefühl der Verbandsgehilsen unterschätzt. Samt-liche bei derFirma beschäftigten dreißiaGehilfenhaben einmütig denKunsttempel verlassen, darunterein Gehilfe im Alter von SS Jahren, der eine größere Arbeit beider jetzigen und der früheren Firma„Die Post" seit 40 Jahren aus-geführt hat. Alle Achtung vor solchem Solidaritätsbeispiel I— DerFirma sind nun durch Helfershelfer, in erster Reihe durch denArbeitgeberverband im Buchdruck.gewerbe, einigeauf Lager befindliche Rausreißer übermittelt worden, anderer-seits sind auch aus einigen dem Arbeitgeberverband zu-gehörigen Firmen Arbeitskräfte abkommandiert worden. Bei derFirma Legal sind sechs Mann fahnenflüchtig geworden und habenin den Kunstwerken augefangen. Eine der Berliner Gehilfenschastbekannte„Kunststütze", die den Gauverein um 1340 M. betrogen hat,gehört ebenfalls zu der Rausreißerfamilie. So sieht es jetzt bei derFirma aus, die ehemals stolz aui ihre Gehilfen und deren Leistungenlvar.— Momentan geht das Geschäft bei der Firma schwach undwenn sie überhaupt noch einmal in die Lage kommen sollte, einenbesseren Geschäftsgang zu haben, dann wird es ihr wie in vielenähnlichen Fällen gehen, sie wird sich vergebens an die Tariforganewenden, um ihre Aufnahme in die Tarifgemeinschaft wiederumherbeizuführen. Mit solchem Personal kann man keine„Kunstwerke"aufrecht erhalten.— Daß die Firma auch die Polizei zur Hilfe rief,um gegen„freche" Eindringlinge vor ihren Toren Wache zu halten,gilt im Zeitalter des Schutzes der„Arbeitswilligen" als selbst-verständlich. Sie bat aber nichts zu tun bekommen. Es gibt andereMittel gegen die Leute, welche die.Tarifgemeinschaft schädigen.Der Ausschluß aus derselben ist die Folge und wenn bei ihnenspäter die Einsicht kommt, daß sie sich durch ihre Handlungsweiseselbst geschädigt hoben, dann mögen sie sich bei denen bedanken, fürdie sie jetzt Rausreißerdienste leisten. Die Nomen der aus der Tarif-gemeinichaft Ausgeschlossenen werden der Gehilfenschaft und denPrinzipalen durch Veröffentlichung in den Fachorganen zur Kenntnisgebracht.— Mittlerweile hat die Firma, damit sich die Ransreißer-schar besser kennen lernt, am vergangenen Sonnabend ein Eisbein-essen arrangiert. Bei diesem Verbrüderungsfest ging es äußerstanimiert zu. So sucht man sich gegenseitig über die Misere hinweg-zutäuschen. Die Ernüchterung wird nicht ausbleiben.Achtung, Friscurgehilfcn! Wegen Tarisbnichs für Vcrbands-mitgliedcr gesperrt: Bcbreud, Triftstr. 40; Siippckohl, Schöne-weide, Rathenaustr. 4.— In die Liste der geregelten Be-triebe ist nachzutragen: Fritz. Löwestr. 17; Lock und Nenn,Landsberger Alle 131 und 134; Hoffmann, Neukölln, Weisestr. 6;Rechlin, Adlershof, Handjerystr. 18.Verband der Friscurgehilfen.Die Lederarbeiter derFirma Berg er, Ncanderstr. 6. hatten» wegen Lohnforderungen die Arbeit niedergelegt. Durch VerHand-lungen, welche gestern nachmittag stattfanden, sind die Forderungenbewilligt worden.VeiitleKea Reich.Streik und Aussperrung in den Brennaborwerken.In den Brennaborwerken(Gebr. Reichstem) in Brandenburga. d. Havel ist am 0. August eine Abteilung des Automobilbauesinfolge von Lohndifferenzen und Entlassungen in den Ausstand ge-treten. Seit längerer Zeit versucht die Firma, die bestehendenAkkordsätze zu revidieren. Begründet werden diese Maßnahmen mitVeranlw Redakteur. Albert Wachs. Berlin. Inseratenteil verantw..neuen technischen Verbesserungen und Aenderungen in der Pro-duktion. So wurde auch im vorliegenden Fall der Akkordpreis von40 auf 2S Pf. pro Stück„revidiert". Schon bei dem Preis von40 Pf. erklärten die Arbeiter, den bisher üblichen Verdienst nichterreichen zu können. Trotzdem sollte der Lohn weiter gedrücktwerden. Die beteiligten Arbeiter versuchten zunächst mit demMeister, dann mit dem Chef selbst eine Verständigung herbei-zuführen. Der Chef erklärte, der neue Akkordpreis sei genau aus-kalkuliert, er(der Chef) habe sich von der Richtigkeit der festgesetztenAkkordpreise überzeugt. Hier ist zu bemerken, datz zwischen demArbeiterausschuß und der Firma vereinbart war, daß strittige Ar-beiten im Beisein der Arbeiter ausprobiert werden sollen. DiesesVersprechen der Firma ist hier nicht eingelöst worden. Ein Ar-beiter wurde vielmehr durch den Betriebsleiter entlassen, weil erdie Arbeit zu dem reduzierten Preise nicht anfertigen wollte. Einemanderen Arbeiter erging es ebenso. Der Arbeiterausschutz versuchtenun, zwischen der Firma und den Arbeitern der Autoabteilungvermittelnd einzugreifen. Nach zweimaligen Verhandlungen gabdie Firma zu, daß sie sich an den neu festgesetzten Preis nicht mehrbinde, sie wolle die Arbeit noch einmal genau ausprobieren. DieWiedereinstellung der beiden entlassenen Arbeiter solle �erfolgen,bevor betriebsfremde Arbeiter eingestellt werden. Die Arbeiterder fraglichen Abteilung nahmen das Zugeständnis bezüglich dernochmaligen Akkordpreisfestsetzung an, wünschten aber auch, daßnach dieser Stellungnahme der Firma die Entlassung der beidenArbeiter zurückgenommen werde. Die Firma lehnte denWunsch der Arbeiter ab. Die Arbeiter erklärtennun den Streik. Die Firma versuchte diese Abteilung mitMeistern, Vizemeistern, Lehrlingen und Arbeitern aus anderenAbteilungen zu besetzen. Am Montag, den 12. d. M., wurdenaußerdem 24 Arbeiter aus anderen Abteilungen, die sich geweigerthatten, Streikarbeit zu verrichten, entlassen. Kurz vor 6 Uhrmachte die Firma dann bekannt, daß sie gezwungen(I) sei, denBetrieb zu schließen, weil es der Firma nicht gelungensei, Arbeiter aus der Kinderwagen- und Fahrradabteilung alsErsatz für die Streikenden zu bekommen. Der Betrieb soll erstwieder aufgenommen werden, wenn es gelungen ist, die Abteilungder Streikenden zu besetzen.Wir sehen uns zu dieser Sachdarstellung gezwungen, weileinige bürgerliche Zeitungen die Nachricht verbreiten, als wenn essich bei den Differenzen lediglich darum handele, datz die Arbeiterwegen zwei entlassener Kollegen den Streik erklärt hätten. DieDinge bei Reichstein stehen so, daß es in letzter Zeit wiederholt vor-gekommen ist, daß, wie wir oben bereits bemerkt haben, die be-stehenden Akkordpreise reduziert wurden, die Firma sich keineswegsan ihr Versprechen, strittige Arbeiten auszuprobieren, gehalten hat,vielmehr nach dem Grundsatz verfahren ist: Friß Vogel oder stirb.Nach dieseip Grundsatz ist nicht nur in dieser Abteilung, sondernin fast allen Abteilungen des großen Werks verfahren worden.Wenn die Firma die Aussperrung von rund 3S00 Arbeitern damitbegründet, daß es ihr nicht gelungen sei, aus den anderen Abtei-lungen Streikbrecher zu finden, so kann die Firma daraus denSchluß ziehen, wie groß der Unwille ihrer Arbeiterschaft über dasim Betriebe herrschende System der Akkordfestsetzungen ist. Beieinigermaßen gutem Willen und bei genügender Garantie, daß dieArbeiter bei Festsetzung neuer Akkorde in ihrem bisherigen Verdienstnicht gekürzt werden, wäre sehr leicht eine Verständigung erzieltworden. Wir betonen also nochmals ausdrücklich, datz nicht dieEntlassung der beiden Arbeiter die alleinige Ursache der entstände-nen Differenzen ist. Die Ursache ist vielmehr die, daß bei Preis-festsetzungen der Akkorde auf die Einwände derArbeiter nicht gehört und Streitigkeiten über den Akkord-preis ständig mit Entlassung bedroht wurden.Metallarbeiterverband, Zahlstelle Brandenburg.Tachdeckerstreik in Neust a. Rh.Die Dachdecker in Neuß a. Rh. haben am Montag die Arbeiteingestellt. Schon im März d. I. wurden den Uniernehmern dieForderungen der Gehilfen zugestellt, die im wesentlichen verlangten:Für dieses Jahr eine Lohnerhöhnng von 3 Pf., ab 1. Mai 1913eine solche von 2 Pf. pro Stunde, so daß der Mindestlohn S8 bezw.60 Pf. beträgt. Die Unternehmer waren zu einer Verhandlung mitden Gehilfen nicht zu beivegen. Ein am Sonnabend nochmalsunternommener Versuch der Gehilfen, zu einer friedliche» Ver-ständigung zu kommen, wurde von den Uniernehmern mit derDrohung beantwortet, datz, wer die Arbeit niederlegt, nicht mehreingestellt wird. Unter diesen Umständen blieb für die Gehilfen nurnoch der Streik übrig. Vor Zuzug wird gewarnt.Mühlenarbeiterstreik.Die Arbeiter der Großfirma Bremms in Unna haben die Arbeitniedergelegt, weil ihren gerechten Forderungen bei der jetzigen Lohn-bewegung gar zu wenig Rechnung getragen wurde. Im vorigenJahre, als die Organisation zum ersten Male mit Forderungen andie Firma heraurrat, wünschte diese selbst einen Vertrag auf einJahr, um angeblich seine Wirkung zu erproben. Nun die Arbeiterden Tarif zur rechten Zeit kündigten, war die Firma sehr entrüstetüber die Begehrlichkeit der Arbeiter. Die Löhne für das leureJndustrierevier betragen 3,80 M. bis 4,60 M. Zuzug ist fern-zuhalten I_Breslauer Gerichtsurteile gegen Streiksünder.Neun Monate Gefängnis verhängte wieder einmal dieBreslauer Straslammer gegen vier Streiksünder aus dem Bau-gewerbe, die Arbeitswilligen mit dem Rade den Weg verstellt undihnen mit Worten von der Arbeit aus dem gesperrten Bau abgeredethatten. Die einzige Gewalttätigkeit bestand darin, daß ein Ar-beitswilliger in den Chausscegraben gestoßen wurde, dafür lautetedas höchste Einzelurteil auf fünf Monate GefängnisIDamit muß man die Urteile gegen gewalttätige Breslauer Schutz-leute vergleichen!_Nachklänge zum Streik in der Görlitzer Waggonfabrik. Montagabend fand in Görlitz eine überfüllte Versammlung der bereits wiedereingestellten und der noch außenstehenden am Streik beteiligt ge-wcsenen Arbeiter statt. In der Versammlung wurde darüber Klagegeführt, daß die Werksleitung die über die Wiedereinstellung ge-troffenen Vereinbarungen nicht befolgt. So wurde behauptet, daßdie Streikenden entgegen den Vereinbarungen nicht nach ihrer Be-schäfligungsdauer eingestellt werden, sondern daß vielfach grundlosjüngere Arbeitskräfte angenommen und die alten Arbeiter hintenangehalten würden. Auch würden die Arbeiter nicht, trotzdem es auchschriftlich zugesagt lvar, an ihre alten Plätze gestellt, zudem werdenihnen reduzierte Akkordpreise angeboten. Diese Klagen wurden inder Versammlung von einer ganzen Anzahl Redner bestätigt. DieVersammlung nahm einstimmig eine Resolution an, nach der dieOrganisationsvertreter den Austrag erhielten, wegen korrekterDurchführung der Vereinbarung bei der Werkslcitung vorstellig zuwerden.Den Auftrag führen die Organiiationsvertreter am Dienstagaus. Stellt die Direktion diese Mißstände nicht ab, kann es leichtzu neuen Differeuzen kommen.jfagencibetvegiiiig.Eine Konserenz der Jugendausschüsse Thüringenstagte am Sonntag, den 11. August, im Gewerkschaftshause zu Jena.Der Bericht der Bezirksleitung, den Genosse Schumann- Jenaerstattete, läßt erkennen, daß die proletarische Jugendbewegung inThüringen glänzende Fortschritte gemacht hat. und daß diethüringischen Kleinstaaten den meisten anderen Bezirken im Reichein der Jugendbewegung als nachahmenswertes Vorbild dienenkönnen. Besucht war die Konferenz von 89 Delegierten ausS2 Orte». Jugcndausschüsse waren 45 vertreten. Ferner hatten dieWahlkreise Weimar I, II und in, Meiningen I und II, Schwarzburg-Sondershausen und Altenburg, die BezirksorganisationenThüringen II und Erfurt, der Bezirksbildungsausschuß für,z Th. Glocke. Berlin. Druck u. Verlag' Vorwärts Buckdr u VerlagsanstaltThüringen, die Jugendbezirkslertung in Halle(Saale), sowie dieZentralstelle für die arbeitende Jugend in Berlin je einen Vertreterentsandt. In der Diskussion wurde die Herausgabe einer besonderenZeitungskorrespondenz für die Jugendbewegung, die Ein«richtung von Bezirkskursen für Jugendhelfer, die Erneuerungdes JugendliederbucheS sowie g rö tz e r e Zuwendungenan die örtlichen Jugendausschüsse gefordert. Im Anschluß an denBericht des Genossen Schmidt- Jena über die P f i n g st-Jugendtage, die durch die Steigerung ihrer Beteiligungsziffervon 300 in 1910 auf 537 in 1911 und 1200 im Jahre 1912 ihregroße Bedeutung für die Werbung der Arbeiterjugend von selbstkund tun, und von der Eisenbahnbehörde insofern„gefördert"werden, als der diesjährige Antrag der proletarischen Jugend aufGewährung von Fahrpreisermäßigung abgewiesen wurde,beauftragte die Konferenz die Bezirksleitung, zunächst in allen Aus-schüssen eine gründliche Erörterung der Frage zu veranlassen, ob dieallgemeinen Jugendtage wie bisher alljährlich oder erst jedes zweiteoder dritte Jahr stattfinden sollen, und ob es nicht empfehlenswertsei, gleichzeitig mehrere Jugendtage in verschiedenen DistriklenThüringens zu veranstalten und dann eine schriftliche Ab-stimmung darüber herbeizuführen. Von den angenommenenAnträgen ist besonders der hervorhebenswert, der die Bezirks-leitung beauftragt, mit der Zentralstelle in Berlin betreffendAnstellung eines besoldeten Jugendsekretärsfür den Bezirk in Verhandlung zu treten. Ein weitererAntrag bezweckt das Studium der Möglichkeit einer ll n f a l l v e r-s i ch e r u n g der Jugendlichen an Spielabenden usw. Ebenso fandAnnahme ein Antrag von Distriktsspieltagen und vonSpiel- und Jugendleiterkursen innerhalb desBezirks.Zum nächstei» Tagungsorte der Konferenz wurde Erfurt be-stimmt. Zum Bezirksleiter wurde statt des ausscheidenden verdienst-vollen Genossen Schumann, der diesen Winter die Parteischulebesucht. Genosse T i e tz- Jena gewählt. Außerdem wurden dieGenossen Böhme, Schmidt, Preller und M a t t h i e saus Jena in die Bezirksleitung delegiert.Versammlungen.Zentralverband der Sattler und Portefeuiller. Die ZahlstelleBerlin hielt am Montag eine außerordentliche Generalversammlungab. Die Verwaltung hatte der Versammlung Vorschläge zur Aus-gestaltung der Lokalkasse unterbreitet, die dahingingen, daß die Sätzefür Streik-, Maßregelungs« und Arbeitslosenunterstützung zu erhöhenseien. Bei der Krankenunterftützung wird an der bisherigen Aus-zahlungsart nichts geändert, jedoch steigt die Summe, die da« Mit-glied beziehen kann, nach dreijähriger Mitgliedschaft auf 44 M. undnach fünfjähriger Mitgliedschaft auf SS M. Nach den Vorschlägender Verwaltung sollen die Leistungen der Lokalkasse folgendermaßenerweitert werden: 1. Arbeitslosenunter st ützung. a) Nacheinjähriger Mitgliedschaft für die ersten drei Tage pro Tag 1 M.und für die folgende Zeit pro Tag S0 Pf. bis zur Höchstsummevon 33 M.; d) nach dreijähriger Mitgliedschaft für die ersten dreiTage pro Tag 1 M. und für die folgende Zeit pro Tag 7ö Pf. biszur Höchstsumme von 44 M.; o) nach fünfjähriger Mitgliedschaftpro Tag 1 M. bs zur Höchstsumme von S6M. 2. Streik« undMatzregelungsunter st ützung. a) Nach 14- bis 26wöchigerMitgliedschaft pro Tag 60 Pf. gleich pro Woche 3 M.; b) nachmehr als 2Swöchiger Mitgliedschaft pro Tag 1 M. gleich proWoche 6 M.Die Versammlung stimmte nach eingehender Diskussion denUnterstützungsvorschlägen einstimmig zu, desgleicheu dem vor«geschlagenen Einführungstermin. Die Bestimmungen treten also am1. Januar 1913 in Kraft.Schulze teilte noch mit, daß am 1. Oktober d. I. der Bei-trag zur Lokalkasse obligatorisch wird, und zwar gilt das für dieMitglieder des mit dem Sattlerverbande verschmolzenen Portefeuiller-Verbandes. Es sei möglich, daß diese Bestimmung eine kleine Ein-büße an Mitgliedern bringt, doch müsse versucht werden, durchintensive Agitation dies wieder auszugleichen. Wer von den Porte-feuillern am 1. Oktober der Lokalkasse beitritt, kommt dadurch am1. Januar 1913 schon auf die erste Stufe der Lokalkassen- Unter-stützung.Zum Gauleiter für Gau Berlin wurde Prenzel gewählt.Als Beisitzer Kammel und Hoffmann.Letzte Nachrichten*Die türkischen Wirren.Konstantinopel, 13. August.(W. T. B.) Der Minister desInnern Ferid Pascha ist zurückgetreten. Einige Mit-glieder des Kabinetts befürworten die Ernennung de? Führers deralbanischen Spezialkommission Ibrahim Pascha zum Ministerdes Innern.Das bulgarische Protestmeeting.Sofia, 13. August.(P. C.) Das für heute angesetzte Protest-Meeting der bulgarischen Bruderschaften gegen die von den Türkenin Mazedonien verübten Greueltaten wurde programmäßig undohne Ruhestörung auf dem Platze vor dem Sobranjegebäude ab-gehalten. Es sprachen der ehemalige Minister de? Aeußeren B a l a-b a n o f f und der gewesene Justizminister P e s ch o f über dieEreignisse in Kotschan a. Nach den Referaten wurdeeine Resolution angenommen, in welcher der König zur Rache durchdie Waffen für das in Mazedonien unschuldig vergossene Blut auf-gefordert wird. Wiederholt erfolgten Hochrufe auf die BefreiungMazedoniens von der türkischen Herrschaft. Die Ruhe wurde nichtgestört. Nach der Versammlung gingen die Teilnehmer in kleinerenTrupps auseinander.Die Abreise Muley Hafids.Rabat, 13. August.(W. T. B.) Benghabit begleitet MulcyHafid. El Mokri bleibt zurück, um die Frage der Nachfolgerschaftzu regeln.Neue Differenzen in der Brünner Textilindustrie.Brünn, 13. August.(W. T. B.) Nach der gestern erfolgtenAufhebung der Aussperrung in der Wollindustrie begannen heutedie Verhandlungen über die L o h n f r a g e. Die Arbeiterschafteiner Firma brach die Verhandlungen ab, infolgedessen steht dergrößte Teil der Brünner Wollarbeiter im Streik.Der Komponist Jules Massenet gestorben.Paris, 13. August.(H. B.) Der weit über die Grenzen seinesVaterlandes hinaus bekannte Musiker Jules Massenet istheute nachmittag plötzlich verstorben. Mossenet wurde am 12. Mai1842 zu Montaud geboren und erhielt seine musikalische AuSbil-dung auf dem Konservatorium von Paris. Seine berühmtestenSchöpfungen waren: Manon, Sapho, Don Cesar de Bazan usw.Er ist auch Verfasser von sechs Orchesterwerken.Fliegers Ende.London, 13. August.(W. T. B.) Ein Flieger, dessen Namenoch nicht feststeht, stürzte bei L a r k h i I l nahe SaliSbury aus drei-hundert Meter Höhe ab und blieb tot.Gestrandeter Dampfer.London, 13. August.(P.-T.) Man berichtet aus M e lb o u r n e, datz der englische Dampfer„G. V. Wolff", der vonBuenos Aires nach New-Castle unterwegs war, auf einen Felsenaufgefahren ist. Die Besatzung wurde gerettet, der Kapitän istertrunken.Paul Singer � Co..BerlinLW. Hierzu 2 Beilagen n.llnterhaltnngsbl