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Lohnbewegung, Untcrstiihungswesen, TarisvertrSgr und Schiedsgerichtsverfahren vorliegende Material und die Vorschläge der Kommission. Die Beratung nimmt den weitaus grötzten Teil der heutigen Sitzung in Anspruch. Ein sehr wichtiger Beschluß für die fernere Taktik deL Verbandes ist der von der Kommission zur Annahme«npfohlene Antrag, welcher die lückenlose Annahme der Vorschläge der Unparteiischen zum Reichstarifvertrag emipfiehlt. Ter Verbands-tag stimmte dem ohne jede Debatte gegen eine Stimme zu und erkannte damit an, daß er Lohn- und Arbeitsverhältnisse mehr einheitlich als bisher durch Reichstarif geregelt wissen will. Ein weiterer Antrag, der einstiminig zur Annahme gelangt, wünscht, daß an einem Orte nur eine Filiale bestehen darf. Ein» stimmig angenommen wurden ferner der Antrag, welcher die Ein- führung der Arbeitslosenunterstützung auf die Tagesordnung des nächsten Verbandstages gesetzt wissen will, sowie ein Antrag der Filiale Stuttgart , welcher die Verbandsmitglieder ermahnt, die jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen mehr der proletarischen Jugendbewegung zuzuführen. Sämtliche auf dqs Unterstützungswesen sich beziehende Anträge werden auf Antrag der Kommission durch Uebergang zur TageS- ordnuim als erledigt erklärt, mit alleiniger Ausnahme der Sterbeunterstützung, deren Einführung nach einem An- trage der Filiale Görlitz beschlossen wird. Als Sterbeunter- stützung sollen demnach in Zukunft nach den vier Lohnklassen ge- währt werden 30 bis 50 M., bzw. 25 bis 45 M., bzw. 20 bis 40 M., bzw. 16 bis 35 M. Ferner wurden alle Anträge, die sich auf die Tarife und die Verhandlungen mit den Unternehmern, sowie auf das Schiedsgerichtsverfahren bezichen, auf Antrag der Kommission mit dem Hinweise auf die Annahme der Vorschläge der UnPartei- ischen für erledigt erklärt. Ein Antrag wird angenommen auf Antrag der Filiale B e r» lin I, wonach für die Generalversammlungen derienigen Orte, deren räumliche Ausdehnung eine angemessene Beteiligung an den Generalversammlungen erschwort, das Delegiertensystem zugelassen werden soll. Die Errichtung des in der Generaldiskussion über den Ge- schäftsbericht vielfach kritisierten Beirates wird auf Antrag der Kommission beschloffen. Ter Beirat besteht aus den Mitgliedern des Vorstandes, den Gauleitern, einem Vertreter des Ausschusses und je einem Vertreter der Filialen Berlin , Hamburg . München , Dresden und Stettin . Die Tätigkeit des Beirats in Gemeinschaft mit dem Vorstande erstreckt sich auf die Beratung und Beschluß- fassung über MF Vorbereitungen zu großen Lohnbewegungen sowie über die etwa erforderlichen Maßnahmen bei großen Streiks oder Aussperrungen im Sinne des' Streikreglements. Dem Vorstand steht es frei, den Beirat auch zu Sitzungen, in welchen die Agitation und dergleichen Fragen beraten werden sollen, zu berufen. Ein Antrag Verlin I fordert die Gleichstellung von Verheirate- ten und unverheirateten Mitgliedern in bezug auf Zahlung der Streikunterstützung, jedoch mit der Maßgabe, daß das verheiratete Mitglied für jedes Kind 1 M. mehr erhält, bis zum Höchstbetrage von 4 M. Die Kommission empfiehlt ihn; er wird angenommen, nachdem auch der Kassierer erklärt hatte, daß gegen die Tendenz des Antrages keine Bedenken vorliegen. Di? Erklä- rung des Vorstandes wurde vom Verbandstage akzeptiert. Ein lebhaft umstrittener Antrag war folgender, von der Filiale Königsberg gestellter:Solidaritätsstreiks und Aus- sperrungen gelten als Verträgsbruch und heben den Tarifvertrag auf." Nachdem man längere Zeit hier- über debattiert hat, wird' der Antrag mit 42 gegen 30 Stimmen angenommen. Doch enthält sich etwa% der Delegierten der Ab- stimmung. Angenommen wird ferner noch ein Antrag Kunze und Genossen, die Ortsschiedsgerichte zu beseitigen und die Zuständigkeit der Gau » und des Zentralschiedsgerichts un Ver­trage klarzulegen. Köln , den IS. August. Die heutige Sitzung wird vorwiegend ausgefüllt über nach, stehende Vorlage, welche die GebaltSfrage der Angestellten neu ge- regelt wissen will und in der gestrigen Sitzung nicht mehr zur Er- Icdigung kam, obwohl man. sich bereits zwei Stunden lang damit beschäftigt hatte: «In Anbetracht der im �jahre 1011 eingetretenen wirtschaft­lichen Teuerung, welche bei der Gehaltsregulierung der An- gestellten des Verbandes auf dem Hamburger VcrbandStage im Jähre 1010 nicht vorauszusehen war, beschließt der VerbandStag: Allen Angestellten des Verbandes sind als diesbezüglichen Ausgleich zwei Dienstjahre in Anrechnung zu bringen. Di« sich hierdurch ergebende Gehaltserhöhung tritt am 1. Januar 1012 in Kraft und ist der sich ergebende Differenzbetrag zwischen den Gehältern nachzuzahlen. Bei denjenigen Angestellten, welche durch diese Entschädigung die Höchstgrenze des zu beziehenden Gehaltes nach der auf dem Hamburger Verbandstage beschlossenen Ge- haltsskala erreicht haben, bleibt die in der genannten Skala vor- gesehene Steigerung bis auf weiteres in Kraft. Für diejenigen Kollegen, welche eventuell durch VerbandstagSbeschlutz berufen werden, das Amt deS zweiten Vorsitzenden öder das des zweiten Redakteurs und des Sekretärs zu übernehmen, wird in Anbetracht der wirtschaftlichen TeuerungSverhältniffe in Berlin dasselbe Ge» halt wie das des Kassierers gewährt." Nach lebhafter Debatte wurde die Vorlage schließlich mit 40 gegen 40 Stimmen bei 21 Stimmenthaltungen angenommen. Borstandswahl. Als Sitz des Verbandes wurde wiederum Berlin bestimmt und als Vorsitzender Stühmer einstimmig wiedergewählt. DeS- gleichen wurden S a b a t h als Redakteur d«S Fachorgans und Heitmann als Kckssierer einstimmig wiedergewählt. An Stelle des aus seiner Stellung als zweiter Vorsitzender ausgeschiedenen Kollegen Minis wurde S ch a ei: t l- Leipzig mit allen gegen eine Stimme gewählt und für den neugeschaffenen Posten eines Sekre- tärs der diesen Posten bereits provisorisch versehende Kollege W eicker bestellt. Die gleichfalls neugeschaffene Stellung eines zweiten Redakteurs wurde ebenfalls einstimmig dem bisherigen Gauleiter I o feph- Frankfurt a. M. übertragen. Für den Aus- s ch u ß wurde wiederum Hamburg als Sitz bestimmt und die zurzeit dem Ausschuß angehörenden Mitglieder� gleichfalls ein­stimmig wiedergewählt. Als Tagungsort des nächsten Verbands- tages wird Nürnberg bestimmt. Nach einem Schlußwort des Vorsitzenden Richter wird als- dann der Verbandstag geschlossen. Mus der Partei. Ans den Organisationen. Der gothaische Landespartritag wurde am letzten Sonntag in Gotha abgehallen. Vertreten waren 40 On»vere»ne mit 113 Dele» gierten Genosse Wilhelm Bock referierte zunächst über die«Re- organisation der Partei". Der LandeSparteitag faßte nach ein» aebender Diskussion folgende Resolution: Der LandeSparteitag ist der Anstckit. daß die Schaffung eines Varteiausscbusses in der vorgesehenen Form die bestehenden Miiimel zu beseitigen nicht in der Lage ist. er hält eS vielmehr 1,'ir-weckmäßig. den Parteivotstand um neun unbesiMdele Mitglieder zu verstärken oder eventuell die Rechte der Kontroll- Außerdem� wurM'eine Resolution angenommen, die die Beitrags- «böbuna für die nächste Zeit ablehnt....... hierauf erstattete der Vorsitzende der LandeSorgamfation. Ge- «alle eiuaoq ei, t g r a f den von uns bereits Mttgetetlten Bericht über Me Tätigkeit der Landesorganisation. Nach emer lebhaften Diskussion m der auch«ine Anzahl Anträge der Ortsv.re.ue ihre Erledigung fanden, und nachdem Wiedergewählt worden, wurde der Parteitag geschlossen. Mit dem Parteitage b-schäftWe sich der SozialdemokraMch- Berein für die Wahlkreise Kolu-Stadt und Kölu-Land m zwei Generalversammlungen. In den Diskussionen, die außerordentlich angeregt und lebhaft waren, spielte besonders die beabsichtigte Ein- richtung des Parteiausschusses eine Rolle. Es fehlte nicht an gewichtigen Bedenken gegen die Einrichtung dieser Institution. Auf der anderen Seite wurde der Gedanke, de» Parteivorstand durch den Ausschuß zu erweitern, lebhaft verteidigt. In der Abstimmung wurde der Absatz einer Resolution, der besagte. die Generalversammlung sei von der Notwendigkeit der Einsetzung eines Ausschusses überzeugt", abgelehnt. Die übrigen beiden Ab- schnitte der gleichen Resolution, von denen der eine für die Teil- nähme der Reichstagsabgeordneten an den Verhandlungen des Partei- tages mit beratender Stimme sich aussprach, und der andere eine Erweiterung des Parteivorstandes im Sinne der Dilrmannschen Borschläge für notwendig erklärte, wurden angenommen. Ei» Antrag Meerfeld , der die Einsetzung einer Studienkommission, die die Unterlagen für die Schaffung eines A g r a r p r o- gramms vorbereiten soll, verlangt, wurde zurückgezogen. Dagegen fand mit großer Mehrheit ein Antrag Annahme, der die Sonder- Konferenzen scharf verurteilt. Zwei Anträge, die die Partei zum Kampfe gegen den Religionsunterricht in der Volksschule auf- rufe» wollten, wurden abgelehnt. Beschlossen wurde, einen Antrag dem Parteitag zu unterbreiten,er möge den Beschluß, daß die Porteigenossen, die ohne Lohnausfall am 1. Mai die Arbeit ruhen lasten, den Tagelohn abzuführen haben, ausheben". Schließlich fand»och ein Antrag Annahme, der den Parteivorstand ersucht.«>» höherem Maße Material für die Agitation unier den Privatangestelllen sHandluiigsgehilsen, Technikern. Bureauangestellten) den Parteifunktionären zur Verfügung zu stellen und die Privat- angestelltensrage auf die Tagesordnung des nächsten Parteitages zu setzen". Bei der Delegiertenwahl akzeptierte die Versammlung einen Borschlag, MeSmal vier Delegiert« zu entsenden, darunter eine Ge- nossin. Gewählt wurden die Genosien Meerfeld , Runge, S ch u b a r t h und die Genossin R ö s e l e r. ** « Die Parteigenossen in Frankfurt a. M. nahmen in der letzten Woche in einer Reihe DistriltSversammlungen Stellung zum Partei tag in Chemnitz . Ueber die in diesen Versammlungen angenommenen Anträge wurde dann m einer allgenieinen Versammlung Beschlutz gefaßt. In einem Antrage wird vom Parteitag die Schaffung eines monatlich erscheinenden Organs für alle Zweige des BildungSwesenS gefordert. Ein anderer Antrag verlangt, daß vom ZentralbildungS- Ausschuß den örtlichen Bildungsausschüssen Material für Lichtbilder� Vorführungen überlassen wird. Ein Antrag verlangt, daß zur Durch arbeitung größerer Gesetzentwürfe geeignete Parteigenossen aus dem Reiche hinzuzuziehen sind, auch wenn sie der Fraktion nicht an- gehören. Annahme fand auch ein Antrag, der den Parteivorstand beauftragt, die sozialdemokratische Agitation in den Kreisen der kaufinännischen und technischen Angestellten nach Möglichkeit zu fördern. Für die Delegation zum Parteitag verlangt ein An trag, daß Wahlkreise bis zu 2000 Mitglieder einen Delegierten, bis 4000 zwei, bis 8000 drei, bis 15 000 vier, bis 25 000 fünf und über 25 000 sechs Delegierte senden sollen. Ein anderer Antrag verlangt, daß der Schnapsboykott in eindringliche Erinnerung gebracht werden soll. Eine Resolution spricht die Erwartung au», daß Sonder- zufammenkünfte im Interesse der Geschlossenheit und Einheit der Partei in Zukunft vermieden werden sollen. Schließlich fand noch ein Antrag Annahme, wonach Doppelkandidaturen in Zukunft nicht mehr gestattet find._ Dir zweite österreichische Parteischule ist in Klagenfurt , Kärnten , eröffnet worden. Sie dauert wie die erste, die vor zwei Jahren in Bodenbach stattfand, vier Wochen und ist aus allen Teilen Deutschösterreichs von Partei- und Gewerk- schastSorganisationen beschickt. Diesmal nehmen 30 deutichöster reichische Genossen und drei Genosstnilen teil, ferner ein tschechischer, ein slowenischer und ein Schweizer Genosse:, zusammen 42. Der Unterricht umfäßl: Geschichte(Renner), Volkswirtschäft(Bauer). GenossenschafiSweien, Arbeiterschutz. Glatistil(Ad. Braun), Arbeiter- Versicherung(Eldersch), österreichtsche« Arbeiterrccht(Fritz Winter ), Zeitungswesen(Max Winter). Der Unterricht findet täglich von vor» mittags 711, nachmittags 57 Uhr statt. �lus aller Welt. Oer fernflug parls Berlin gelungen! Der Versuch deS französischen Fliegers Brindejonc, die Strecke Paris Berlin im Aeroplan zurückzulegen, ist von dem ftanzöstichen Flieger Audemar» mit glücklichem Erfolge wiederholt worden. Allerdings ist«S ihm nicht gelungen, die in der Luftlinie etwa 850 Kilometer lange Strecke an einem Tage zurückzulegen, wie er sich das gleich seinem Vorgänger vorgenommen hatte. Immer» hin ist die Leistung«ademarS auch so ein- höchst respektable ge» wesen. AudemarS war am Sonntag früh gestartet und erreichte nach zweimaliger Zwischenlandung gegen Mittag den Flugplatz Wanne bei Bochum . Bon dort wollte er noch am Nochmittag den Weiter« flug nach Berlin -JohanniSlhal antreten, wurde daran jedoch durch das schlechte Wetter, strömenden Regen und starken Wind, ge» hindert. Trotz starkem Nebel stieg er am Montag früh kurz vor 8 Uhr wieder auf,, um gegen S'/, Uhr in Hannover einzutreffen. Nachdem er dort seinen Benzin» und Oelvorrat erneuert hatte, startete er gegen l/,2 Uhr von neuem. Um 6 Uhr 25 Minuten nahm er in Döderitz eine Zwischenlandung vor, um dann die letzte Etappe seines Fluge» anzutreten. Um 0 Uhr 50 Minuteu landete er glatt auf dem Flugplatz Johannisthal . Audemar hat damit an jedem der beiden Tage eine Strecke von 425 Kilometer in der Luftlinie zurückgelegt. Da er sich auf seiner ersten Etappe verschiedentlich verflogen hatte, dürfte jedoch die von ihm zurückgelegte Strecke an den beiden Tagen wohl nicht unter 1000 Kilometer betragen haben. Die treffliche Leistung wird auch dadurch nicht vermindert, sondern eher erhöht. daß AudemarS bei der Zurücklegung dieser Strecke sechs oder sieben Zwischenlandungen vornehmen mußte, die ohne den geringsten Zwischenfall verliefen. Auch diese Leistung beweist wiederum die ganze hervorragende Qualität der französischen Flieger. AudemarS, der srüher Radrennfahrer war, ist Chefpilot der Bleriotwerle und benutzte bei seinem Fluge einen Blerioteindecker. Folgenschwere Pilzvergiftung. Durch den Genuß giftiger Pilze ist über eine ganze Familie in D o b e r g a st bei Weißenfels furchtbare? Unheil hereingebrochen. Der Molkereiverwalter D r e w e S aus Dobergast hatte sich am Sonntag im nahen Walde ein Gericht Pilze gesucht, nach deren Genuß die ganze Familie erkrantte. Drewes und drei seiner Kinder sind ge- storben, während die Ehefrau und das vierte Kind hoffnungslos daniederliegen. Nicht genug kann geraten werden, beim Pilzesuchen nur solche Pilze zu sammeln, deren Genießbarkeit dem Sammler genau bekannt ist._ Attentat ans einen Wiener Weihbischof, Von einem Geisteskranken wurde am Sonntag vormittag der Weihbischof Pfluger, als er sich in Begleitung eine« Dieners zum Hochamt in die Wiener Stephanskirche begeben wohte. angefallen und durch einen Messer st ich schwer verletzt. Weih» bischos Pfluger erhielt bei dem Attentat an der rechten Schulter eine vier Zentimeter tiefe scharfkantige Wunde, die bis an das Schultergelenk geht. Die Verletzung ist schwer, aber nicht lebensgefährlich. Das Befinden deS Bischofs ist zufrieden- stellend. Der Täter gestand im Verlauf des VerhörS. daß er ur- sprünglich einen Angl iff auf Fürsterzbischof N a g l beab- stchtigt habe. Der Urheber des Attentats, ein gewisser Prinz, hat sein Leben abwechselnd im Kerker und im Irren- Haus verbracht. Seit 7 Jahren stand er mit geringen Unter- brechungen in irrenärztlicher Behandlung. Am 13. August war er aus der Heilanstalt am Steinhof. in die er wegen Schwachsinns ein- geliefert war. als geheilt aber moralisch defekt entlassen worden. Er kam dann nach Wien , wo er mittellos im Asyl lebte und leine Arbeit finden konnte. Hochwürdige Steuerdefraudanten. Nicht nur die Heiligen drei Könige essen nach Goethe gern, trinken gern und bezahlen nicht gern. Auch das O l m ü tz e r Domkapitel scheint zwar einnehmen zu wollen, wa§ GotteS ist, nicht aber dem Staate zu geben, was des Staates ist. Eine Privat- klage des ehemaligen Domkapitelsekrelärs Cigna enthält die Be- hauptung, daß das schwerreiche Kapitel den Staat um die Steuer für Millionen an Einkommen und Fonds bemogelt habe und den Sekretär zu allen möglichen Schwindeleien veranlaßt habe, um das zu verdecken._ Familientragödie im Seebade. Ein furchtbares Drama, dessen geheimnisvolles Dunkel noch der Aufklärung bedarf, hat sich am Montag in frühester Morgenstunde in Eastbourne . dem vornehmsten Ausflugs- orte und Seebade der englischen Südküste,' zugetragen. Ein früherer englischer Jnfanterieoffizier, Hauptmann M u r r a y, der mit seinen beiden Kindern und zwei Dienstboten in einem entzückend gelegenen kleinen Häuschen am Strande wohnte, erschoß gestern morgen seine noch schlafenden Kinder; dann setzte er das Haus in Brand und jagte sich selber eine Kugel aus einem Winchesterkarabiner durch den Kopf. Die hellen Flammen schlugen bereits aus dem Hause, als die Nachbarn die Feuersbrunst bemerkten. Jede Hilfe war zu spät, das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder. In den Trümmern wurden fünf Leichen gefunden, die Hauptmann Murrays, seiner beiden Kinder und zweier anderer Personen, die noch nicht identifiziert werden konnten. Man glaubt, daß es sich um die Leichen der Dienstboten handelt. Neues vom New Uorker Polizeisumpf. Der New Dorker Polizeiskandal zieht immer weitere Kreise. Polizeipräfekt W a l d o w hat den Polizennspektor H a y e S abgesetzt und aller Funktionen enthoben. Wie eS heißt, hat Hohes Ent­hüllungen gemacht, die dem Präfekten unangenehm zu sein scheinen. HayeS soll erklärt haben, daß er auf An» o r d n u n g deS Präfekten Waidow die Übel berüchtigten Freuden- Häuser mit jeder Kontrolle verschont habe. Die«New» Dork-World' bemerkt hierzu, daß die Freudenhäuser an die New Yorker Polizei jährlich die Summe von fünf Millionen Frank Schweigegelder abgeliefert hätten. Das Ende des Spielers. Angestellte des Bahnhofs von Enghien-leS-BainS in der Nähe von Paris fanden am Montag früh auf den Schienen, etwa 500 Meter vom Bahnhof entfernt zwischen den Stationen Enghien und Ermout den Leichnam eines elegant gekleideten jungen ManneS, desie« Kopf vom Rumpf getrennt war. DaS rechte Bem war voM kommen zerschmettert. Die Leiche wurde nach dein Schauhause ge- bracht. Die sofort eingeleitete Untersuchimg ergab, daß der Tots­ein junger Deutscher namen» Ernst Seiffert ist. Näheres über seine Person und Beruf konnte jedoch noch nicht festgestellt werden, auch ist sein Wohnott in Deutsch - land gänzlich unbekannt. Fest steht nur, daß er den besten Gesellschaftskreisen angehören muß. Man fand bei dem Toten ein Billett erster Klasse von Paris nach Enghien , eine Hotelrechnung des Pariser Hotels Bristol , sowie einen Brief an einen Berliner Notar, in dem Seiffett seinen Entschluß, aus dem Leben zu scheiden, mitteilt und der Notar gebeten wird, die Angelegenheiten des Toten mit dessen Familie zu regeln. Zweifellos ist, daß e» sich um einen Selbstmord handelt. Der Lebensmüde hatte, wie festgestellt worden ist, den ganzen Tag bis zum Morgengrauen sich in den Spielsälen von Enghien aufgehalten und ist heute früh über das Geländer des Eisen- bahndammes geklettert, um sich vor einem heranbrausenden Zuge aus die Schienen zu werfen. In den Taschen des Toten fanden sich keinerlei Geldmittel mehr vor. Ein streitbarer Pfarrer. In der Nacht zum Sonntag drangen, wie uns ein Tele« g r a m m aus Pari« meldet, zwei Diebe in die Kirche der kleinen, 000 Einwohner zählenden Gemeinde La Loubidre im Depatteinem Avoyon, um die Opferstöcke auszuplündern und die goldenen Altargesäße zu rauben. Sie setzten dabei aber eine ver­steckt angebrachte elektrische Alarmglocke in Bewegung, die zu der Wohnung deS Abbü B r ö m o n d führte. Dieser begab sich, mit einem geladenen Revolver bewaffnet, durch eine Hintertür in die Kirche, wo er sich hinter dem Altar verbarg. Plötzlich gab er auf die abnungSlosen Diebe mehrere Schüsse ab. worauf diese die Flucht ergriffen. Trotzdem einer von ihnen von einer Kugel getroffen wurde, find sie beide entkommen. Ein Kohn grest. Ein sonderbarer Zufall wird in Wien Ende d. MtS. vor dem Schwurgericht einen kleinen Kongreß von Namensvettern zustande bringen. ES soll vor dem Gericht gegen acht Angeklagte verhandelt werden, die gemeinsame Diebstähle Verübten. Diesen Angeklagten wurden Osfiz'älverteidiger beigestellt. Da die Advokaten nach dem Alphabet zu diesen Verteidigungen bestinimt werden, traf es sich, daß jeder der acht Angeklagten einen Verteidiger namens K o h n bekam, und zwar die Herren Dr. Alexander Kohn, Dr. Artur Kohn, Dr. Berthold Kohn. Dr. Emil Kohn. Dr. Gustav Kohn. Dr. Joseph Kohn, Dr. Karl Tbeodor Kohn und Dr. Leopold Kohn. ES gibt in Wien noch drei Advokaten namens Kohn. Die Diebesbande war aber nicht so groß, daß auch sie darangekommen wären. Kleine Notizen. Ei» Ehedrama. In LandShut (Pialz) hat am Sonntag- abend der 25jährige Kaufmann Adolf Müll er-Eisenberg seine 21 Jahre alte Frau, mit der er in Ehescheidung lebte, erschossen und hierauf sich s e l b st g e t ö t e t. Opfer der Berge. Aus Tirol werden fast gleichzeitig zwei tödliche Unfälle von Touristen gemeldet. Bon einer steilen Wand de« L a b e r j o ch s ist der Maler K u ß m a u l auS München ab- gestürzt. Im A ch e n s e e g e b i e t ist ein Tischlergeselle, der eine Bergtour unternommen hatte, abgestürzt. Seine Leiche wurde ge- borgen. Schwerer Unfall bei Flugvorführungen. Aus La Rochelle wird ein schrecklicher Unglücksfall gemeldet: Bei den am Sonntag dort veranstalteten Flugvorführungen wollte der Mechaniker des Fliegers Deneau die Propeller feines� Aeroplans in Bewegung setzen, als plötzlich infolge des dichten Gedränges zwei Personen aus der Zuschauermenge in die Reichweite der Schrauben gerieten, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatten. Dem einen wurde sofort der S chädel gespalten, der andere wurde schwer ver» letzt. An seinem Auskommen wird gezweifelt.