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Kanal nicht passieren dürfen. Durch Tochterinstituie kann man in­dessen EiIentumSbeziehungen verschleiern und so wird diese Gesetzes- bestimmung sicher umfangen werden. Damu die Bereinigten Staaten auch allein den Vorteil des Kanals voll geniesien, hat der Kongreg weiter beschlossen, daß der amerikanischen Küstenschiffahrt freie Benutzung des Kanals gewährt wird. Da dieser Paragraph dem oben angegebenen Wort- laut der Klausel im Hay-Pauncefote-Vertrag von 190 L widerspricht. beruft man sich darauf, dag seit 1903 der Kanal durch die Erwerbung des 16 Kilometer breiten LandstreifenS überhaupt ausschlieglich amerikanisches Eigentum geworden sei. Sluch der Protest Englands. dem gegenüber allein daS Versprechen der gleichen Behandlung aller Nationen gegeben wurde, hat den Kongreß nicht vom Beschluß zurück- gehalten. Die Neutralität deS Kanals ist übrigens auch sonst nicht gewahrt worden, da Amerika dort Befestigungerr angelegt hat. Die Bedeutung deS Kanals sür Amerika ist aber nicht mit der Verbindung der anrerikanischen Gebiete untereinander erschöpft. Amerika tritt durch den Kanal in viel nähere Beziehungen zu Ostasien , dem Zukuufts lande für den Absatz modern kapitalistischer Produkte. Indien rückt New Aork über Panama um 3090, und China und Japan um 2000 bis 4000 Seemeilen näher als über Suez. Europa liegt dann später für China und Japan 2000 bis 2500 Seemeilen weiter als New Dort. Der gefährlichste wirt­schaftliche und politische Gegner Japan ? wird dann nicht niehr Rußland , sondern Nordamerika sein. Die politischen Ver- Wickelungen zwischen den astatischen Staaten und Amerika und europäischen Staaten einerseits, und zwischen den europäischen Staaten untereinander um den Absatz in Ostasien andererseits werden wachsen. So wird das Meisterwerk des Kanals Baues im Zeitalter kapitalistischer Expansionspolitik nicht Frieden und Kultur für die Völker bringen, sondern neue Konflikte. Wenn auch die Bedeutung Amerikas für den Welthandel und die Wellindustrie durch seine zentrale Lage und unerschöpflichen ProduktionSgebiete an vegetabilischen, tierischen und mineralischen Rohprodukten durch den Kaualbau in erster Linie wachse», die euro« päischen Staaten werden von dem allgemeinen Aufschwung ebenfalls profitieren. Noch sind die wichtigsten Dampferlinien an den Küsten Amerikas in den Händen europäischer Gesellschaften. Allerdings be- mühen sich die Vereinigten Staaten , deren Einfluß znrückzndäminen� So hat man beschlossen, die Einfuhr von fremdem Schiffsbaumaterial zollfrei zu gestatten, um den amerikanischen Schiffspark noch ver- größern zu können. So suchte man dem englisch -deutschen Schiff- fahrtspool den Prozeß zu machen, weil er gegen das Antitrust- gesetz verstoße. Man hat weite«' daran erinnert, daß die Dampfer nie mit gleicher Ladung bis zum letzten Bestimmungsorte fahren. Während einer Reise werde die Ladung in den angelaufenen Häfen mehrfach gewechselt. Diesen Vorteil behielten die Seewege über Afrika , Klein« asten und Indien weiter, während auf dem Wege über Panama un« geheuere Strecken ohne jegliche Zwischenstationen zurückgelegt werden müßten. Die Notwendigkeit, Häfen zur Kohlenaufnahme anzulaufen, loücde allerdings nicht mehr vorliegen, da man inimer mehr Oel zum Autrieb für Schiffsmaschinen zu benutzen beginnt. Schließlich wird der Kanal neue Erdgebiete dem Absatz er- schließen, die bisher von kapitalistischer Kultur noch wenig oder gar nicht berührt waren. Die gesteigerte Nachfrage nach Waren wird zum Teil den europäischen Staaten zugute kommen, wenn auch von der allgemeinen Belebung Amerika in erster Linie profitieren muß. »* * Eine Votschaft Tafts. Washington , 20. August. In einer Sonderbotschaft an den Kongreß gibt Präsident Taft seinem Wunsche Ausdruck, die Panamakanalbill zu unterzeichnen, erklärt aber, es sei von größter Wichtigkeit, daß der gute Glaube der Vereinigten Staaten von den fremden Regierungen anerkannt werde. Die Bot- schaft deS Präsidenten wurde gestern im Kongreß verlesen und kommt heute vor die Kommission beider Häuser, die sich bemühen werden, eine Entscheidung im Sinne TaftS herbeizuführen. Die Resolution, die der Präsident vorschlägt, beginnt mit der Er« klärung, daß nichts in der Kanalbill so aufgefaßt werden dürfe, alS ob sie eine Bestimmung des Hay-Pauncefote-Vertrages aufhebe oder die juristische Auslegung deS Vertrages berühre oder Rechte und Privilegien beeinträchtige, die fremde Nationen durch Verträge mit den Vereinigten Staaten mit Bezug auf die Gebühren oder andere Abgaben für die Durchfahrt durch den Panamakanal erwArben hatten oder erwerben würden. vie tiiiMchen Wirre». In einem außerordentlichen Minist�errat wurde beschlossen, den ehemaligen Kriegsminister S a l i h Pascha zum Minister sür öffentliche Arbeiten zu ernennen. Der Plan. R e s ch i d B e y zum Minister des Innern zu er- nennen, ist aufgegeben worden. Nunmehr gilt die Ernennung des ehemaligen Mali von Janina, des A l b a n e s e n Aly Riza Vey, zum Minister des Innern als sicher. Ferner be- schloß der Ministerrat, in Cetinje energische Schritte zu unternehmen und die Aufmerksamkeit der Mächte auf das Vorgehen Montenegros zu lenken, das eine kriegerische Haltung eingenommen, Uebergriffe auf türkisches Gebiet begangen und unter den Christen von Berane Waffen verteilt habe. Der Ministerrat beschloß ferner, dem Wall von Skutari und den Grenzkommandanten Weisungen zu erteilen, sich jeder Invasion mit aller Kraft hu widersetzen. Die Meldungen der Zeitungen üb�xr die Lage in Berane lauten übrigens vollständig widersprechend. WährendJeni Gazetta" meldet, die Angelegenheit werde binnen kurzem geregelt werden und die Nachricht dementiert, nach der die Montenegriner Berane eingeschlossen haben sollen, berichten andere Blätter, daß die Montenegriner be- reitsinBeraneein�ezogen feien. Der Minister­rat beriet außerdem über die Frage des Waffentragens der Albanesen.Jeni Gazetta" schreibt, daß die Albanesen die Gerüchte, nach denen sie die Wiedereinsetzung Abdul Hamids verlangen, zurückweisen. Halbamtlich wird gemeldet, daß zwischen Ibrahim Pascha und den Albanesenchefs ein Einvernehmen erzielt worden sei und die Albanesen sich zerstreuten. Bezüglich der Neubesetzung des Ministeriums des Innern ist noch keine end- gültige Entscheidung getroffen. Unterdessen scheinen die Friedensverhand- lungen mit Italien mit größerem Eifer betrieben zu werden. Aus Rom ist der Wali von Rhodos , S u b h i B e y, der in italienischer Kriegsgefangenschaft war, in Konstanti- nöpel eingetroffen. Er soll demnächst, mit offiziellen Weisungen versehen, nach Rom zurückkehren. Die Haltung der Albaner. Saloniki, 20. August. Im Laufe des gestrigen TageS sind weitere Truppentransporte von hier nach K ö p r ü l ü ab- gegangen, wo Vorbereitungen gegen etwaige UmgehungS- Manöver der A r o g» t e n getroffen Norden sind. Kail » Pascha, der Kommandant des Salonikier Korps, ist mit der Leitung der bei Köprülü konzentrierten Truppen betraut worden. Der Markt von Köprülü ist infolge der dort herrschenden Auf- regung gesperrt. Wien , 20. August. DieNeue Freie Presse" meldet aus S k u» tari: Albancsifche Aufständische drangen in Durazzo und in mehrere andere kleine Orte an der Küste ein. Den dort befindlichen türkischen Truppen gelang es jedoch, unterstützt von der Bevölke- rung, die Albanesen zurückzuwerfen. Tie Kämpfe um Berane. Saloniki, 20. August. Die Montenegriner setzen die Feindseligkeiten gegen Berane fort, das wiederholt drin- gend Verstärkungen verlangt hat. Ibrahim Pascha ver- anlaßte von Uesküb aus die Einberufung der Rebifs in Jpek und Djakova. Falls diese dem Rufe Folge leisten, sollen sie nach Berane geschickt werden. Die Führer des jungtürkischen Komitees haben 27 Provinzkomitees zu dem am 15. Ramafan in Konstantinopcl stattfindenden jungtürkischen Kongreß einberufen. Enver Bey und die Friedensverhandlungen. Rom , 20. August. Meldungen aus.Konstantinopel berichten, daß man dort nicht ohne Sorge ist über die Haltung Enver B e y S, der die türkischen Streitkräfte in Tripolis befehligt. Enver Bey soll die türkische Regierung benachrichtigt haben, daß er auf keinen Fall die Besprechungen über den Abschluß eine? Friedens mit Italien in Betracht ziehen werde, sondern daß er an der Spitze seiner arabischen Truppen fortfahre, die Italiener zu be- kämpfen. Ferner verlautet, daß Enver Bey die Absicht habe, einen Vorschlag der arabischen Führer anzunehmen, die ihn zum Fürsten eines autonomen Gebietes proklamieren wollen. Her sächsische Candesparteitag. Am Dienstag referierte Landtagsabgeordneker Genosse Schulze- Kossebaude über die vom letzten Landtage beschlossene Landgemeindeordnung. Redner kennzeichnet nach einem historischen Rückblick die Dürftigkeit und Rückständigkeit derselben. Er schildert die gewaltige industrielle EntWickelung Sachsens , die von dem Ge- setz gar nicht berücksichtigt worden sei. Das Schuldenwesen und die Wohnungsnot würden auch unter ihm weiterbestehen. Gerade auf den Gebieten des Bauwesens nnd der Finanzverwaltung ver- sage die Landgemeindeordnung vollständig. Im weiteren kritisiert er das rückständige Wahlsystem, das von den reaktionären Parteien gegen die Sozialdemokratie aufrechterhalten worden fei. Der Refe- rent gab der Meinung Ausdruck, daß dieses Gesetz die Kämpfe um die Gemeindeverwaltung verschärfen und die Klassengegensätze ver- größern.werde. ES fei die Aufgabe der Partei, trotz alledem dafür zu sorgen, daß durch erhöhte Tätigkeit und den schärfsten Kampf gegen die Gegner die Absicht der GeseheSmacher zuschanden würde. Ueber den weiteren Punkt der Tagesordnung: Jugendfürsorge in Sachsen , referierte Landtagsabgeordneter Genosse Keimling. Leipzig . Er kennzeichnete die Bestrebungen der Gegner der Ar- beiterklasse um die Gewinnung der Arbeiterjugend. Die sächsische bürgerliche Jugendbewegung sei nur ein Abklatsch der preußischen, wenn auch die sächsische Regierung die Wünsche der konservativen Politiker im Landtage, die Jugendorganisationen' in Sachsen auf. zulösen, noch nicht berücksichtigt habe. Redner betonte auch ins- besondere die Pflicht der Eltern, die Kinder in unserer Anschauung zu erziehen. Wenn das geschähe, dann würden alle Bestrebungen der Gegner vergeblich sein. In der Debatte sprach Genosse L i p i n S k i- Leipzig im Sinne des Referenten. Es wurde dann schließlich eine Resolution ange- nommen, die, unter Anerkennung der Wichtigkeit der Jugend- Bewegung, eS der organisierten Arbeiterschaft zur Ehrenpflicht macht, mit aller Energie für die Förderung dieser Bewegung und für die Verbreitung derArbeiter-Jugend" einzutreten. Die Re- solution macht eS weiter den proletarischen Vätern und Müttern zur Pflicht, ihre Kinder im Geiste der sozialistischen Wcltan- schauung zu erziehen. Die bisherigen Mitglieder deS LandeSvorstandeS, die Genossen Sindermann, Schulze und Braune, wurden einstimmig wieder- gewählt. Die nächste Landesversammlung soll in Plauen i. V. stattfinden._ pollttrcbe Clebcrficbt Berlin, den 20. August 1912. Die Ignorierung des Aachener Katholikentages durch die deutschen Bischöfe. Auf dem marianischen Kongreß in Trier führten die Berliner " das große Wort, auf dem Katholikentag in Aachen dieKölner ". Zwar verkündete der Vorsitzende Schmitt in Aachen , daß bei Meinungsverschiedenheiten in den Reihen der Katholiken die Entscheidung des Papstes ausschlaggebend sei, aber die ganzen Verhandlungen ließen keinen Ztreifel darüber, daßBerlin " in Aachen nichts zu sagen" hatte. Vor den katholischen Arbeitern durfte am Festsonntag Dr. Müller in der schärfsten Weise den Standpunkt der christlichen GeWerk- schaften vertreten, der bekanntlich nicht die Billigung des Papstes findet. Aus der Zahl der Ablehnungen, die das Aachener Lokal- komitee des Katholikentages auf seine an deutsche und fremde Bischöfe gerichtete Einladungen erhalten hat, ist eine Antwort des schweizerischen Bischofs von Chur bekannt geworden, in der er für die Einladung dankt und bedauert, ihr wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht folgen zu können, aber verspricht, er wolle zum lieben Gott beten für einen guten Verlauf der Verhandlungen,damit sie in den Herzen der Katholiken Deutschlands klar und wahr die Ueberzeugung festigen mögen, daß es für einen wahren Katho- liken kein ethisches Wirken gibt, weder in der Politik, noch in der Sozialpolitik, noch in der Kunst und Literatur, welches nicht dem von Gott gesetzten kirchlichen Lehramte unterworfen wäre. Diese Ueberzeugung ist unsers Erachtens. was den Katholiken Deutschlands zurzeit am meisten not tut." Und wie dieser schweizerische Bischof scheinen auch manche deutschen Bischöfe zu denken; denn es ist eine höchst auf- fällige Tatsache, daß mit Ausnahme des Bischofs Keppler alle d e utsch en Erz b isch ö fe und Bischöfe auf dem Aachener Katholikentag fehlten, während der belgische Episkopat überreichlich vertreten war. Das Neue Jahrhundert" liefert zu dieser Ignorierung des Katholikentages durch die deutschen Bischöfe folgenden zu- treffende Kommentar: .Jedes Jahr ist die gewohnte Komödie: triefende Frömmig- keit und Salbung, pompöse Aufmachung. daS Zurfchantragen von eitel Einigkeit und Brüderlichkeit, trotz aller offen- kundigen Uneinigkeit. Nach dem, was man bis jetzt vom gegenwäcrigen Katholikentag in Aachen sagen kann, sind an ihm zwei charakteristische Erscheinungen zu konstatieren: die vollständige Zurückhaltung der Leute von der Richtung Berlin -Breslau und das auffallende Fernbleiben des deutschen Episkopates, während eine ausnehmend große Schar von ausländischen Bischöfen in Aachen paradiert.... Dagegen ist eS eine Feststellung von höchster kirchenpolitischer Bedeutung, daß außer dem schlechterdings unabkömmlichen Weihbischof von Köln , Dr. Müller, und dem merkwürdigerweise Heuer zum ersten Male an einem deutschen Katholikentage teilnehmendenBischof von Rottenburg, kein einziger deutscher Bischof sich bereit finden ließ, nach Aachen zu gehen. An» ausfallendsten ist das ohne Zweifel vom Bischof der nächstgelegenen Diözese, dem Bischof Korum von Tner. Diese Tatsache ist ebenso durchsichtig, als die andere, die nicht übersehen werden darf, nämlich das Nicht» erscheinen deS Bischofs von Trier bei der Beisetzung seines Metro- politen, des Erzbischofs von Köln , und daS, obwohl er nicht weiter nach Köln hatte, als der kaum von schwerer Krankheit genesene Kardinal Kopp von Breslau . Bischof Korum, der seine Gegnerschaft nicht einmal am Grabe des so rasch dahingeschiedenen Erzbischofs von Köln ver- g essen konnte, war natürlich noch viel weniger gewillt, im nahen Aachen einer Tagung beizuwohnen, die von Anhängern der Kölner Richtung vorbereitet, organisiert nnd geleitet ist.... Aber die übrigen Bischöfe? Aachen liegt nicht so anS der Welt, daß eS einer Anzahl von Bischöfen unmöglich gewesen wäre, bei einigermaßen gutem Willen dorthin zu kommen. Auch ist der Sommer nicht so heiß, daß die erholungsbedürftigen Herren Bischöfe ihre Sommeraufenthalte unmöglich hätten unter- brechen können. Wie ist nun die merkwürdige Erscheinung zu deuten? Sehr einfach. Korum mochte nicht, und die anderen trauten sichnicht! Manweiß nicht, wie das Wetter wird bezüglich der Kölner Richtung, und deshalb ist es geratener, zu Hause zu bleiben, wenn die Kölner tagen. Daß Bischof Keppler in Aachen jetzt zum ersten Male auf einem Katholikentage auftritt, ist sehr verwundetlich. Wem, nicht anzu- nehmen wäre, daß er sich schon vor mehreren Wochen in die Rednerliste hätte aufnehmen lassen müssen, so läge die Vermutung nicht ferne, daß er eine Kandidatenrede für den erledigten Stuhl von Köln hallen wollte l"_ Die Jesuiteneingabe der bayerischen Bischöfe. Die Eingabe, welche der bayerische Episkopat in Sachen des Jesuitengesetzes an den Bundesrat gerichtet hat, wird im.Bayer. Kur." wörtlich mitgeteilt. Datiert ist sie vom 16. Juli und trägt die acht Unterschriften der Erzbischöfe und Bischöfe Bayerns . Eine direkte Bitte um Aushebung des Jesuitengesetzes enthält die Eingabe nicht; es wird nur darauf hingewiesen, daß eS daS einzige im Deutschen Reiche zurzeit noch bestehende AuS- nahmegesetz sei, daS von den deutschen Katholiken von jeher als Ungerechtigkeit und unverdiente Bedrückung empfunden werde. Es bestehe wohl kein Zweifel heißt es weiter, daß der Deutsche Reichstag bei erneuter Antragstellung auch neuerdings fich mit großer Mehrheit für die Aufhebung dieses Ausnahmegesetzes Beschluß- mäßig aussprechen werde. Sorten nichtsdestoweniger die Verbündeten Regierungen dieses Gesetz aufrechterhalten und den Jesuiten jede Ordensheimat auf deutschem Boden versagen wolle», so bietet der Appell Bayerns an den Bundesrat geeigneten Anlaß, nach einigen Richtungen wenigstens die Schranken zu be- seitigen, in die der Bestand deS JesuiteugesetzcS die freie Ent­faltung unseres katholischen innerkirchlichen Lebens einengt. Die Verbündeten Regierungen sind nunmehr in der Lage, auf dem Wege der von ihnen zu erlassenden authentischen Interpretation des Begriffs der Ordenstätigkeit für de» künftigen Vollzug alle? auszuscheiden, was kalholischerseits als kleinlich, gehässig und ungerecht empfunden werden müßte." Die Bischöfe erklären serner. daß die von der bayerischen Sia.-tS- regierung im Erlaß vom 11. März gegebene Interpretation deS Begriffes.Ordenstätigkeit"»der Hauptsache nach der kirch- lichen Auffassung nahe kommt". Ein Abgehen von der talsänrnch seit vielen Jahren geübten milderen Praxis würde.von dem katho- lischen Volke al» eine neue Kulturkampfaktion anzesctien werden und somit neue aufregende Kämpfe zur Folge haben". Außer der.authentischen Interpretation" verlangen die Bischöfe, daß die in der ersten BundeSratSbekanntmachung eigens verbotene Abhaltung von Missionen seitens der Mitglieder der Ge- sellschast Jesu künftighin gestattet werde. Die Abhaltung von Missionen sei eine rein seelsorgerische und könne daher nicht als Ordenstätig- keit bezeichnet werden._ Tie sächsischen Saalinhaber und dersogenannt� Landesherr. Der sächsische König hat ein BegrüßungSIelegramm deS vet- sammelten Landesverbandes sächsischer Saalinhaber nicht beant- wartet, weil er sich über einen Artikel des Verbandsorgans der königSIreuen Saalbcfitzer geärgert hat. Dieser Artikel, der fich gegen die behördliche Schikanierung derjenigen Wirte richtet, die allen Parteien, auch den Sozialdemokraten, ihre Säle zur Verfügung stellten, enthält folgende durchaus zutreffende Stellen: .Das deutsche Volk mag politisch im höchsten Grade rück- ständig sein, einen so hohen Grad der politische« Ver- s i m p e I u n g und Verttoddclung hat eS denn doch noch nicht erreicht. um solchen Kin dermärchen, wie sie bezüglich deS angeblichen TerroriSmuS der Sozialdemokraten verbreitet werden, Glauben zu schenken. Im Gegenteil. eS kommt ihm immer mehr zum Bewußtsein und zwar in recht fühlbarer Weise, daß es vielmehr von den h e r r s cki e n d e n Klassen, die sich auf seine Kosten bereichern und die Taschen füllen, terrorisiert wird. Gibt eS jemand im Volke, der nicht zn den Bevorrechtigten gehört, der nicht schon eigene Erfahrungen in Bezug auf die Willkür von Einzel- Beamten und Behörden gemacht hat? Mit Recht kann man hier von einer SchreckenSherrschast sprechen. Die deutschen besonders aber die preußischen Beamten sind in ihrer Mehrzahl noch felsenfest davon überzeugt, daß daS Volk in einer Art U n t e r t a n e n v e r h ä l t n i s zu ihnen stehe, während sie doch in Wirklichkeit nichts weiter sind als Diener der Allgemeinheit und nicht etwa Diener des Oberhauptes des so- genannten Landesherrn als die sie sich betrachten. Diese SlaatSdiener, die auch von dem Volke bezahlt werden, also von diesem leben müssen, schikanieren und drangsalieren aber sehr häufig ihre eigenen Dienstherrendas Volk" auf unver­schämte Art und schauen hochmütig und geringschätzend auf das- selbe herab, während man sonst von dem Untergebenen seinem Dienstherren gegenüber.Bescheidenheit" undHöflichkeit" er- wartet. Der DienstherrVolk" ist aber selbst daran schuld, daß sich sein Untergebener soviel herausnimmt, weil er ein wenigbe- schränkt" und es mag uns dieser harte Ausdruck von ihm verziehen werden auch etwasfeige" ist...." Die konservative Presse meint, sofern die Saalbesitzer mir diesen Ausführungen einverstanden gewesen, sei es unverfroren, dem König ein Huldigungstelegramm zu senden. Wir Nygen ußä Ms Grobheit der kopjexvgtiven Redalteure nicht zu