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gen maPen, aver zuzugeben ssi. kaß die Haltung der Gaalbesitzer nicht konsequent ist. Der König, der sogenannte Landesherr, steht zum Volke in einem ähnlichen Verhältnis, wie andere Staats. beamte, und Beamten hätten die Saalbesitzer doch sicherlich nicht telegraphisch gehuldigt. Eine seltsame Begnadigung. DemBerk. Börsen-Courier' wird aus Marien Burg ge­meldet: Dem O B er leutn a n t Runkel vom Deutschordens- Regiment, der in einem nächtlichen Zusammen st oh mit Zivilpersonen den ZigarreHändler Wiens mit 20 Siwel- hieben an Kopf, Schulter und Armen schwer verlci/te, dafür vom Kriegsgericht zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt ist, welche Strafe vom OberkriegSgericht auf 43 Tage Gefängnis erniähigt wurde, ist jetzt im Gnadenwege auch diese Strafe noch in vierzehn Tage Stuienarrrst umgewandelt worden. Das Blatt meint, da die Strafe des Offiziers ohnehin eine so Befremdlich niedrige gewesen sei, erscheine die jetzig« Be« gnadigung doppelt unbegreiflich. Wa« würde wohl ein Zivilist Be- kommen haben, der einen Offizier so zugerichtet hätte I lind, fügen wir hinzu, zu welcher Strafe würde wohl ein streikender Arbeiter verdonnert worden sein, der nicht einmal einen Offizier, sondern nur eines jener nützlichen Elemente, die man nicht mehr beim rechten Namen nennen darf, mit einem gefährlichen Werkzeug der- artig traktiert hätte. Die Strestjustiz im Ruhrrevier gibt uns ja einige Mahstäbe I Kein Wunder, bah dos Blatt von diesem Be- gnadigungSakt die Erregung gröhter Erbitterung Befürchtet. Zur Erhebung der Kirchensteuern in Mischehe». Visher wurden die Kirchensteuern bei Mischehen so erhoben, dah das steuerpflichtig« Einkommen des Ehemannes halbiert und jede Hälfte von den beiden Kirchen nach ihren Prozentsätzen besteuert wurde. Nachdem das ObcrverwaltungSgericht diesen Modus für rcchlSwidrig erklärt hat, wird vom nächsten Steuerjahre eine andere Regelung erfolgen. Die Erhebung der Kirckiensteuern erfolgt nur vom Ehemann im vollen Betrage von der Kirche, zu der er sich bekennt. Die Ehefrau zahlt keine Kirchensteuer. Frauen, die ein selbständiges Einkommen haben, werden auch zur Kirchensteuer veranlagt.' Der bisherige Modus wurde seit Jahren schon bekämpft, der Ehemann zahlt Stenern für seine Person kraft seines Ein- konnnens, der Zwang, für seine unselbständige Frau noch Kirchen- steuern zu zahlen, war deshalb unberechtigt. Tie Werbekraft des konservativen Gedankens. Kürzlich hielt in Köslin die Provinzialabteilung Pommern de« BnndeS ter Landwirte ihre Jahresversammlung statt. DaS Herren- fmnsmitglied v. Blankenburg -Schötzow erstattete den Jahresbericht. Danach fanden b22 Wähler- und 322 Werbeversammlungen statt. In diesen 344 Versammlungen wurden 1103 Mitglieder ausgenommen. Also noch nicht zwei Mitglieder auf jede Versammlung. Und das in der Hochburg Pommern . Trotzdem redet man von der unüber- trefflichen Werbekrast des konfervaliven GedanlenS l Neber die Unzulänglichkeit der südtvestafrikanischen Schutztruppe klagt eins Zcitungörorrefpondcnz. Durch die Herabsetzung der Schntztmppe aufnur" 2000 Mann drohe der Kolonie Gefahr durch die Aufstandsgclüste der Herero und Hottentotten. Zu den 2000 Mann der Schutztruppen kämen nur noch 450 Mann Lieferve anS den Reihen des Beurlaubtenstandes, die ins- gesamt 880 Mann zählen, aber zum Dienst in der Front nur vr Hälfte tauglich sein sollen. Es seien also für den Kriegs- ' Nlft nur 2400 Mann disponibel. 1000 Mann davon seien Jim Stations- und Etappendienst erforderlich, indes für den 'lddienst nur 1400 Mann verfügbar seien. DaS alles ist einfach aus der Denkschrift zum üdwestafrikainschen Kolonialetat zusammengeschrieben. Die Korrespondenz vergißt übrigens auch ganz, daß doch noch eine 600 Mann starke Polizeitruppe existiert. Das niacht schon 3000 Mann, wozu dann noch(nach der erwähnten Denkschrift) die 400 Mann deS Bcurlaubtenstandes, die als nicht felddienstfähig betrachtet werden, kommen, sowie 300 Farmer. Nimmt man noch andere Waffenfähige(Beamte, Kaufleute usw.) hinzu, so sind das immerhin reichlich 1000 Mann, so daß die Zahl der waffenfähigen und bclvaffneten Weißen zirka 4500 Köpfe beträgt. Und dcmgegc'über sollten die arg dezimierteen, völlig zer st reuten und c' mdrein unbewaffneten Herero und Hottentotten an alten Aufstand denken können? Lächerlich I Und das ist richtig und fiir unsere koloniale Eingeborenen- alückung charakteristisch, daß die anitliche Denkschrift zugibt, daß die Herero und Hottentotten, die ehemals freien Vieh- ichter und Jäger, die jetzt zu recht- und besitzlosen Arbeiter- ch a r e n degradiert und jedes Freizügigkeittsrechtes beraubt find, sich mit ihrem Lose hoch st unglücklich fühlen I Der wirkliche Grund über die Klage ist vielmehr der, daß man auch den O v a m b o s das Schicksal der Herero und Hottentotten bereiten möchte und sich dazu einstweilen nicht stark genug fühlt. Gerade deshalb wäre es aber höchst wünschenswert, daß die Schutztruppe noch weiterhin der- r i n g e r t würde I_ Kameruner Sittlichkeit vor dem Kriegsgericht. Vor dem Kriegsgericht der 2. Gorde-Division in Berlin fand Benie eine Verhandlung gegen den Oberarzt Colli» ans Kamerun statt. Der Oberarzt steht bei der Schntztruppe. AIS Zeugen waren eine ganze Reihe von Osfizieren und Aerzlen der afrikanischen Srliutziruppe geladen. Noch bevor die Anklag« zur Verlesung kam, stellte der Vertreter der Anklage, KriegSgerichtSrat Dr Bernhold, den Antrag, die Ocffentlichkeit wegen Gefährdung der Militärdienst- liwcn Interessen und wegen Gefährdung der Sittlichkeit aus- zus-bliesten. Da« Kriegsgericht gab diesem Antrage auch statt. Es müssen also recht böse Dinge sein, die da au« der Kameruner Welt zur Sprache kommen I Die Verhandlung wurde nach kurzer Zeit vertagt, um weitere Beweiserhebungen vorzunehmen. Ztervöser Militarismus. 14 Tage strengen Arrest wegen einer Gesichtsverzerrung. Der Kadavergehorsam deS Militarismus und die absonderlichen Begriffe inancher Vorgesetzten von dem Wesen der Disziplin erfuhren eine grelle Beleuchtung durch einen Prozeß vor dem Dresdener Kriegsgericht. Wegen Beharrens im Ungehorsam und AchtunLS Verletzung vor versammelter Mannschaft hatte sich der Soldat Beck vom 102. Jnfanterie-Regiment zu verantworten. Bei einem Nachexerzieren soll sich der Angeklagte auffallend vernachlässigt haben. Nach Ansicht des Osstziers soll er die Handbewegungen schlapp, nachlüisig und unmUilärisch gemacht, das Gesicht verzogen und daS Gewehr in ostentativer Weise heruntergerissen haben. Da trotz mehrfacher Aufforderungen die liebungen nicht anders ausfielen, wurde der Soldat von, Platze weg arretiert! Vor dem Standgericht wendete Beck ein, er habe die Uebungen so gut wie möglich gemacht: am fraglichen Tage habe er schweren Durchfall gehabt und dieser- halb sowie wegen der vorangegangenen Anstrengungen sei er völlig erschöpft und schwach gewesen. DaS Gesicht habe er nur vcr- zogen, weil ihm vor Hitze und Schwäche der Schweiß im Gesichtgestanden habe. Bestätigt wurde, daß Beck am staglichetk Tage hart an Diarrhoe litt, daß der Dienst sehr aufregend war und dem Angeklagten der Schweiß im Gesicht gestanden habe. Zeugen be- kündeten, daß Beck einen kranken Eindruck gemacht habe, wie zum Umfallen schwach. DaS Standgericht kam zu einer Frei- s p r e ch u n g, weil et der Meinung war, daß der Angeklagte die Uebungen nicht absichtlich schlecht ausgeführt habe, es liege vielmehr eine durch körperliche Schwäche her- vorgerufene Nachlässigkeit vor. Gegen das Urteil legte der GerichtSherr Berufung ein. Der Angeliagte versicherte auch hier, daß er sich damals in einem schauderhaften Zu st an de befunden und ihm ferngelegen habe, ungehorsam oder achtungSverletzend zu sein. Der ärztliche Sach- verständige gab zu, daß Diarrhoe und Anstrengung einen Zustand wie angeführt herbeiführen können. Das Berufungsgericht verurteilte den Soldaten wegen Achtungsverletzung vor versammelter Mannschaft zu 14 Tagen strcngcu Arrest. Bezüglich der Hand- bewegungen hat da« Gericht den Einwendungen deS Angellagten Glauben aeswenkt und deshalb dw Beharrung im Ungehorsam auS- schaltet.' aber in dem Verziehen deS Gesichtes sah es einen Ausdruck des Unwillens. Dafür die erwähnte Strafe l_ Militärgerichtsnrteile. Zwei Militärmusiker vom Ulanenregiment Nr. 8, ein Unter- offizier und ein Gemeiner, hatten eine« Tages in einem Gasthof im angetrunkenen Zustande einen Zusammenstoß, bei dem der Unteroffizier den, Untergebenen zuerst einen Hieb mit dem Säbel, dann eine Ohrfeige ver« a b r e i ch t e. Nun faßte der Untergebene seinen Vorgesetzten an die Brust und suchte ihn niederzuwerfen. Bei diesem Ringen fielen beide zu Boden. Bald darauf erteilte der Unterosfizier dem Miß- handelten einen Befehl, dem der Mann nicht nachkam. Beide hatten sich dieser Tage bor dem JnsterBurger Kriegsgericht zu verantworten, da« den Untergebenenwegen tat« lichen Vergreifen« an einem Vorgesetzten und Beharrens im Un- gehorsam" zu sechs Monaten Gefängnis verurteilte, während der Unteroffizier wegen Mißhandlung eines Untergebenen in zwei Fällen, davon in einem Falle unter Mißbrauch der Waffe, zu drei Wochen Mittelarre st verurteilt wurde. Der Herr Unterosfizier, der der Angreifer war und sogar mit seinem Säbel auf den Untergebenen einschlug, ist demnach viel billiger weg- gekommen, als der Gemeine, der sich nur wehrte und dann allerdings dem nicht gehorchte, der ihn vorher mit dem Säbel bearbeitet hatte._ GngfondL Mindestlöhne für Landarbeiter. In der demokratischenContemporarh Review' erörtert C. R. B u x t o n die Einbeziehung der Landwirtschaft in daS bis jetzt nur auf einige Schwitzindustrien und feit kurzem auf den Berg- bau ausgedehnte System öffentlicher Lohnfestfetzunq. Er weist nach, daß auch die Landwirtschaft den Charakter des Schwitzsystems trägt, da die gezahlten Löhne nicht zum Leben ausreichen. Nach den Be- rechnungen von Seebohm Rowntree ist für den nackten physische» Unterhalt in England ein Betrag von mindesten» 18 Schilling 4 Pence(18,75 M.) in der Woche erforderlich. Dagegen beträgt nach den amtlichen Erhebungen von ISIV der Durlbschntttslohn de« Land- arbeiterS. einschließlich aller Naturalleistungen, wie Wohnung, Kost, Fuhrwerk, nur 17 Schilling 6 Pence(17,80 M,). Dabei sind im Norden infolge der Konkurrenz von Industrie und Hafen etwas über 20 M. Sie sinken im Süden bis auf 14 Schilling 11 Pence(15,20 M.), in Oxfordshire 3,50 M. unter jenem Mindesterfordernis, Seit 1805 waren die Löhne um nur 12,4 Proz. gestiegen gegenüber einer Ber- teuerung der Lebensmittel um 19,4 Proz., die noch ständig weiter- geht. Also eine erhebliche Bermindening des Reallohne». So sinkt bald nach seiner Verheiratung ein Mann zum Armenpflegling herab, und die Entvölkerung des Landes geht weiter. Buxton betont, daß nicht etwa eine besondere Not der Landwirt- schaft solche elenden Löhne begründe. Vielmehr haben sich die Er- träge deS Bodens und mit der Steigerung der Preise auch die Renten Beträchtlich erhöht. Der wirkliche Arund ist die A b h ä n g i g- keit des Landarbeiter«, namentlich da« Eigentum des Arbeitgebers an den vorhandenen Arbeiterwohnungen. Daher sind die Sätze dort höher, wo andere Arbeitsgelegenheit, im Steinbruch oder Verkehr, vorhanden ist. Vuxton schlägt daher vor. den Mindest« lohn durch Lohnämter, bestehend aus Vertretern der Arbeiter, der Arbeitgeber und einem Unparteiischen, festsetzen zu lassen: am besten für jede Grafschaft, unter Zugrundelegung des Rowntreeschen Satze? für ein Ehepaar mit drei Kindern und mit Berücksichtigung der verschiedenen Lebensmittelpreise. Auf die Naturallöhne soll der Schutz de» TruckgesetzeS ausgedehnt«erden. In der linkSltberalen Presse wird der Gedanke begrüßt. Man weist darauf hin, daß heute allen BerbefferungSvorschlägen, nament- lich der von Lloyd George geforderten WohnungSreform auf dem Lande entgegengehalten wird, der Landarbeiter fei zu arm. eine anständige Wohnung zu bezahlen. Neben den sachlichen Erwägungen mag hierbei der Gedanke mitspielen, ein neues AgitationS- m.itel gegen die Konservativen zu gewinnen, namentlich auch die Macht der Grundbesitzer durch ein Aufgebot der Land- arbeiter zu Brechen. Zusammen mit der Ausdehnung deS Wahlrechts und der Abschaffung de« Pluralvotum« möchte daS dann ein genügendes Gegengewicht gegen die zunehmende AB» fchwenkung bürgerlicher Kreise zur Rechten bilden. Jedenfalls zeigt der Vorschlag, daß nian in radikalen Kreisen nicht vor einer weiteren Einschränkung der.Heiligkeit de» Eigentums" und der Ausbeutung zurückschreckt. Man versteht so die Anhänglichkeit weiter Arbeiter- kreise an diese bürgerliche Partei. Und der vergleich zeigt auch dit. Schwäche und Aussichtslosigkeit einer liberalen Arbeiterpartei in Deutschland , des Anhängsel» einer geradezu ängstlich kapita- listischen Partei, da« daher schon im Entstehen ernsthafte sozial- politische Forderungen durch schwankende und schwebende Redensarten ersetzen mutz. Marokko. Die Proklamierung des GegensultanS. Paris , 20. August. Aus Fez wird unter dem 17. August ge- meldet: Nachrichten auS Marrakesch zufolge soll bei H i b a am 15. August in Marrakesch zum Sultan proklamiert worden sein._ Ein Dementi der Spanier. Madrid , 20. August. Der Kriegsminister hat au« Tanger Nachrichten über die Gerüchte von einer Besetzung ArzilaS durch die Spanier erhalten. Es habe sich demnach einzig darum gehandelt, einen benachbarten spanischen Posten mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Berproviantierung, die in Uebereinstimmung mit R a i s u l i vorgenommen worden wäre. sei dieseSmal mit einer stärkeren BedeckungSmannschast durchgeführt worden, die nacht« nach Arzila marschiert sei. Oberst S i l v e st r e habe, da er der Sache keine Wichtigkeit Beilegte, nichts darüber gemeldet. China . Der Konflikt mit der Regierung. Peking , 20. August. Die Nationalversammlung erörterte die weiteren Erklärungen der Regierung über das Beweismaterial, auf Grund dessen die Generale Tschang- tschenwu und Fangwei summarisch hingerichtet worden sind, sah diese Erklärungen als ungenügend an und der- langte in einer dringenden Depesche für morgen dw An- Wesenheit des Premierministers und des Kriegs- Ministers. Die Regierung zeigt angesichts der heftigen Feindseligkeit gegen sie eine bemerkenswerte Gleichgültig. keit; sie hat für strenge Maßregeln Vorsorge ge- troffen, falls sie ihr aufgezwungen werden sollten..Die An- hängcr der Regierung behaupten, die Regierung besitze Be- weise von der Schuld der Hingerichteten Generale und von ihrer und mehrerer hohen Beamten Teilnahme an einer ge- Heimen Gesellschaft, deren Ziel es gewesen sei, die Regierung zu stürzen._ Ermordung SunjatsenS? AuS San Franziska kommen Nachrichten, denen zufolge Dr. Sunjatsen,Vater der chinesischen Revolution" in Peking von Soldaten ermordet worden sein soll. Die Nachricht ist bis jetzt unbestätigt und durchaus nicht wahrscheinlich. Räubereien. Hongkong , 20. August. Bierzig bewaffnete Räuber Bemächtigten sich einer Dampfbarkasse und fuhren nach der Insel Tschmigtschu Bei Hongkong . Dort griffen sie eine Polizei- st a t i o n an, töteten einen indischen Unterosfizier und zwei Polizei- Beamte, erbrachen einen Geldschrank und erbeuteten 1000 Dollar und eine Anzahl Gewehre und Bajonette. Ein chinesischer Bankier wird vermißt; es wird angenommen, daß er von den Räubern tot- geschlagen worden ist. Die Räuber kehrten an Bord der Barlasse zmiick und entkamen. Himriha. Eine Kennzeichnung der demokratischen Partei. ?n einer glänzenden Rede hat Genosse B e r g e r im sentantenhause die großen Parteien und die Stellung der Sozialdemokratie gekennzeichnet. Von besonderem Interesse ist dabei seine Charakterisierung der Demokraten, die mitunter im Vergleich mit der republikanischen Partei den unverdienten Ruf einer Volkspartei genießen, namentlich auch die Be- leuchtung der Illusionen, die man sich vielfach auch bei uns über eine Zollreformpolitik dieser Partei macht. Die Kapitalistenklasse, führte er aus, ist ebenso bereit, sich niit den Demokraten abzufinden, als mit den Republikanern. Während die letzteren konservativ sind, ist die demokratische Partei sogar völlig reaktionär. Die Republikaner sind die bevorzugte Partei des Großkapitals. Sie vertrat die Geschäftsinteressen während des Bürgerkriegs. Durch ihren Hochschutzzoll und ihre Bailkgesetze gab sie den Profiten der Fabrikanten und Bankiers einen gelvaltigen Anstoß. Für ein Menschcnalter galten sie als die konservative Partei der Ge- schästsleute. Die Demokraten vertraten in ihrer großen Mehrheit die Interessen der S k l a v e n b e s i tz e r vor dem Bürgerkrieg(186164). Nach dem Kriege blieben sie die herrslyende Partei deS Südens, wo der frühere Sklavenherr allmählich ein Industrie- oder Bankkapitalist wird. Da die Partei im Norden keine wirtschaftlichen Interessen zu ver- treten hat, fiel sie bald in die Hände korrupterMaschinen", wenigstens in den Großstädten. Natürlich wurde sie auch die bevorzugte Organisation der Alkoholinterefscn in den Nord- staaten. Da sie in den meisten Dingen hinter der Zeit zurück ist, ist sie besonders unwissend und brutal in der Arbeiter- f r ä a e, wie die Gesetze vieler Südstaaten beweisen. Aber die Arbeiter haben Stimmrecht. Darum haben die Demokraten in den letzten Jahren ihre warme Liebe für den Arbeitsmann entdeckt. Darum haben wir ein paar Arbeiter- gesetze in diesem Hause angenommen. Natürlich haben sie weder den Senat noch die Prüfung des Höchstgerichts passiert aber als Agitationsmatertal vor einer Präsidentenwahl tun sie ihre Schuldigkeit. Natürlich wird auch keines davon dem Unterhalt des Arbeiters nur ein Butterbrot zufügen. Keines sorgt für die Invaliden der Industrie. Jedes zivilisierte Land hat in dieser Hinsicht viel getan. Wir nicht. Man kann nicht erwarten, daß ein Haus, dqS von der Demokratie des Südens und Tammany (der korrupten Partei- Maschine von New flott) beherrscht wird, irgend etwas von wahrhaft sozialem Charakter tun werde. Solange man mit sogenannten Arbeiterführern billige Wahlgeschäfte machen kann. indem man absolat nichts gibt und für nächstes Jahr doppelt so viel verspricht, hält sich die Partei für sicher. Die einzige Schwierigkeit ist jetzt, die Arbeiter glauben zu machen, daß die Demokraten im Wesen von den Republikanern verschieden seien. Aber die beiden alten Parteien sind so gleich» daß sich da schwer eine Wahlparole finden läßt. Gott sei Dank ist da noch die alte Z o l l f r a g e. Und Woodrow Wilson (der deniokratische Kandidat) erklärte daher den Zolltarif als den Gegenstand des Wahlkampfcs. Wenn das irgend etwas bedeutet, heißt es, daß die Demo- kraten nicht daran denken. irgendwelche Industriellen zu beeinträchtigen. Denn der Süden sängt an, industriell zu er- wachen. Er hat zahllose werdende Industrien, die schütz- bedürftig' sind. Die demokratische Partei muß diese Kinder warten. Während heute Carnegie unv andere Trust- Magnaten des Nordens bereit sind, den Schutzzoll aufzugeben. weil ihre Kinder in PittLburg und Chicago groß geworden sind und sie wohl imstande sind, ihre Interessen auch in Eng- land und Deutschland wahrzunehmen, beginnen die südlichen Fabrikanten, Schutzzoll, zunächst natürlich auf Baumwoll- waren, zu fordern. Ganz natürlich der Süden ist gerade 50 Jahre hinter dem übrigen Lande zurück. So konnte bei dem Versuch, den Tarif zur Wahlfrage zu machen, nichts herauskommen als nichtssagende Wendungen. Vertauschte man die Namen tu den Wahlprogrammen beider Parteien, niemand würde es merken. Nichts ist geblieben von dem antikapitalistischen Schlachtruf des Bryan von 1896. Der Bryan von hellte ist selbst Kapitalist. Noch bemerkenswerter für einfortschrittliches" Pro- gramm: Wir finden kein Wort von direkter Volksgesetz- g e b u n g. Jnittative, Referendum und Jmperattvmandat wurden als.iEinzelstaatSfragen" beiseite geschoben. Sogar das Recht der Rtchterabberufung ist vergessen, für das die Demokraten wie Helden stritten, als es galt, bei Aufnahme der Staaten Arizona und Neumexiko Taft tnS Unrecht zu setzen. Berger zeigte dann, wie alle drei bürgerlichen Kandidaten die Unterstützung vonParteibofsen", den ChefS der Wahl- korruptton, haben: wohl am meisten aber Wilson.Seine Wahl wird nicht nur die Macht der Bosse und ihrerMa- schinen" erhalten, sondern eine neue Aera derProsperität", wie wir sie unter Cleveland hatten, für dt« Großkapitalisten herdetführen.".