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Nr. 199. 29. Zahrgavg. 2. KtW des Amilrls" Knlim WlllsM Dieosla� 27. Aug«? lSl2. Nittichsttlicher Nocheitbericht. Bolksversicherung. Oeffentliche und private Lebensversicherung. Die von den Gewerkschaften gemeinsam mit den Konsumvereinen geplante Volksversicherung hat das Interesse weitester Kreise erregt. Von der einen Seite, den Reaktionären und Scharfmachern, wurde die Hilfe der Regierung und Gesetzgebung gegen diese neue sozialdemokratische" Gründung aufgeboten. Man solle es nicht dulden, daß jene Klassenpartei sich auch auf wirtschaftlichem Gebiete immer mehr absondere und konsolidiere und damit zu einem Staate innerhalb des Staates werde. Während aus diesen Klagen nur der Haß gegen jede Regung der Arbeiter- schaft die schließlich wie jeder andere Berufsstand auch das Recht wirtschaftlichen Zusammenschlusses besitzt und die Sorge vor einem Profitverlust der bisherigen privaten Versicherungsgesell- schaften spricht, hat die deutsche Arbeiterschaft den Plan mit Freuden begrüßt. Gerade der Zweig der Versicherung, der jetzt unter dem NamenBolksversicherung" besteht, wird so sehr im eigenen Interesse der Erwerbsgesellschasten und entgegen den Be dürfnissen des Volkes betrieben, daß dauernd von den Versicherungs� nehmern Klagen und Proteste erhoben werden. Man braucht gar nicht die horrend hohen Tantiemen der Direktoren und Aufsichtsrats- Mitglieder einzelner Versicherungsgesellschaften zu nennen, um die Berechtigung der Vorwürfe einzusehen. Eine Würdigung des Geschäfts- gebaren« dieses Erwerbszweiges in Deutschland   überhaupt kennzeichnet die Politik der Gesellschaften, die erst in letzter Linie die Versicherten berücksichtigt. Der vor kurzem erschienene Geschäftsbericht für das Jahr 1911 des Kaiserlichen Aufsichtsamtes für Privatversicherung liefert dazu reichliches Material. Die Nervosität der bürgerlichen Presse, soweit sie gegen die Volksversicherung der Konsumvereine und Gewerkschaften Stellung nimmt, ist allerdings recht erklärlich. Den privaten Gesellschaften drohen noch weitereGefahren". In Deutschland   setzte besonders das 1911 beschlossene Versicherungsgesetz für An� gestellte die Privalversicherung in Unruhe. Der offen oder ver> steckt betriebenen Agitation der Gesellschaften ist es ja leider auch gelungen, daß Angestellte von der staatlichen Versicherungspflicht befreit werden, wenn sie eine entsprechende Lebensversicherung ab- geschlossen hatten. Gerade diese Bestimmung des Gesetzes ist von den Gesellschaften benutzt worden, um noch möglichst viele An- gestellten durch eindringliche Schilderung der angeblichen oder tat- fächlichen Vorteile der privaten Versicherung der gesetzlichen Ber- sicherungseinrichtung zu entziehen. Da die Zahl der Versicherten nicht bekannt ist, kann man die Tatsache, daß die lebhaste Agitation der Gesellschaften unter den Angestellten wirklich Erfolge ge- habt hat, nur indirekt erschließen. Die durchschnittliche Ver- sicherungssumme bei Neuaufnahmen in die Todesfallversicherung sank von 6115 M. int Jahre 1910 auf 4926 M. im Jahre 1911. Geradekleinere Leute" mit geringen Versicherungssummen müssen demnach in großer Zahl eingetreten sein. Durch die Erörterungen in der Presse über das Angestelltengesetz und die persönliche Ein- Wirkung der Agenten auf das Publikum wurde die Aufmerksamkeit erhöht auf die private Versicherung gelenkt und die> Gesellschaften hoffen, für sich daraus neue Anhänger zu gewinnen. Erleichtert wird ihnen das werden durch den Hinweis darauf, daß das Gesetz eine mehrjährige Frist bis zum persönlichen Genuß der Versicherungssumme vorsieht. Um doch während dieser Karenzzeit die Familie vor Not im Todesfall des Er- nährcrs zu sichern, empfehlen sie ihre Todesfallversicherung, die sofort oder nach einem Jahre in Kraft tritt, wobei die Versicherungs- summe in voller Höhe ausgezahlt wird. Die genannten Zahlen be- weisen denn auch eiu Anschwellen gerade dieser Todesfallversiche­rungsnehmer. Neben dem«staatlichen Versicherungsgesetz ist den privaten Ge- sellschafteneine dauernde Konkurrenz in der sogenanntenöffentlich- rechtlichen Lebensversicherung" entstanden. Die öffent- liche Lebensversicherung in der jetzt in Deutschland   bestehenden Form bedeutet eine eigentümliche Verbindung von Versicherungsgeschäft und landwirtschaftlichem Entfchuldungsinstitut. Sie ist zum ersten Male Ende 1910 in derLebensversicherungsanstalt der Ost- preußischen Landschaft" verwirklicht worden.Landschaften" sind be- kanntlich Kreditgenossenschaften des landwirtschaftlichen sGroß-) Grundbesitzes. Die Ostpreußische Landschaft läßt nun bei Ge- Währung von Kredit neben der Zwangstilgung(Rückzahlung in be- stimmten Raten) auch die Rückzahlung durch die Lebensversicherung bei der Lebensversicherungsanstalt der Ostpreußischen Landschaft zu. Aitstatt in festgesetzten Raten und Zinsen der Landschaft die Schuld zurückzuerstatten, zahlt der Versicherte nur die Prämien seiner Lebeitsversicherungspolice. Die Lebensversicherungssumme entspricht dabei der Schuldsumme. Bei seinem Todesfall gilt die Rückzahlung vollendet. Seine Erben haben auch dann nichts mehr I zu zahlen, wenn bei einem frühzeitigen Tod die tatsächliche Prämien- summe die Schuld noch längst nicht erreicht. Die lange Lebenden tragen Z also die Versicherungssummen der frühzeitig Sterbenden. Die Versicherungsprämien müssen dementsprechend höher als die Tilgungs  - raten der früheren Entschuldungsart sein. Die Landschaft hat dabei den Vorteil, daß die Prämien auch wirklich regelmäßig einlaufen, während die Tilgungsguthaben unter bestimmten Umständen unter- krochen oder gar wieder zurückgezahlt werden können. Ein Verfall der Versicherung für den Versicherten kommt fast einem Verlust der eingezahlten Prämien gleich; die Schuld an die Landschaft lastet dann trotzdem auf ihm. Dagegen hat er bei dieser Art der Tilgung dafür den Vorteil regelmäßigen Zwanges kleiner Teilzahlungen und der sicheren Entschuldung bei Todesfall im Interesse seiner Erben. Natürlich wäre eine solche Versicherungsanstalt unmöglich, wenn nur die Herren Großgrundbesitzer, in deren Interesse sie errichtet worden ist, ihr angehörten. Sie mutz ihre Kunden unter allen Bevölkerungskreisen suchen. Bauern, Arbeiter, Kaufleute und In- dustrielle sind der Anstalt gleich willkommen. Sie alle zusammen tragen, soweit sie sich der öffentlichen Lebensversicherung anschließen, gegenseitig das Risiko, also auch für den verschuldeten Großgrund- besitzer. Damit findet für die Versicherten keine Uebervorteilung- gunsten der einen Gruppe der Grundbesitzer statt. Aber jedes Kapitalinstttut bedeutet eine wirtschaftliche Macht und übt damit auch eine politische aus. Während die privaten Versicherungs- gesellschaften mit ihren ungeheuren Kapitalien reichlich Direktoren und Aufsichtsräte speisen und vor allem durch Hergabe von Hypotheken- geldern(mit 83 Prozent ihres Gesamtvermögens) die städtischen Hansbesitzer finanzieren, dient das Vermögen deröffentlichen" Versicherungsanstalten dem Großgrundbesitz. Es ist möglich, daß bei weiterer Ausdehnung der öffentlich-rechtlichen Versicherung ein Kampf zwischen ihnen und den privaten Gesellfchaftet entsteht, wie er ähnlich zwischen der Preußenkasse und der Raiffeisenkasse ge- führt wird, von denen sich die elftere bewußt in den Dienst großagrarischer Interessen stellt und dementsprechend auch von den Organen der Regierung unterstützt wird, wäh- rend die zweite allgemeinere Kreditbedürfniffe zu befriedigen sucht. Jedenfalls betrachten die Privatgesellschaften die Eniwickelung der öffentlich-rechtlichen Lebensversicherung mit wachsender Besorgnis. Ist es doch dem unermüdlichen Eifer des Generallandschaftsdirektors Kapp-Königsberg i. Pr., dem Begründer der ostpreußischen Ver- sicherungsanstalt und lebhaften Vertreter dieser Idee der Versicherung, gelungen, gleiche Anstalten in Westpreußen  , Posen, Pommern  , Schlesien   und Brandenburg   ins Leben zu rufen. Gegenüber den vorwürfen, daß die öffentliche Lebensversicherung nur großagrarische Interessen verfolge, wenden ihre Verteidiger ein, daß sie gerade den Bedürfnisien der kleineren Grundbesitzer und der einzelnen Versicherungsnehmer entgegenkomme. Zunächst besitze sie den Vorzug, überhaupt billiger zu arbeiten. Ob das tatsächlich der Fall sein wird, läßt sich noch nicht feststellen, da die Ostpreußische Lebensversicherungsanstalt erst ein Geschäftsjahr vollendet hat, dessen Ergebnisse in keiner Weise für die zukünftige EntWickelung ent- scheidend sein können. Obgleich Geschäftsränme und höhere Beamte im Dienste der Ostpreußiichen Landschaft die durch Steuern unter- halten wird unentgeltlich der Versicherungsanstalt zur Verfügung standen, erreichten die Verwaltungskosten des ersten Geschäftsjahres eine auffallende Höhe. Der minimale Geschäftsüberschuß wurde außer- dem nur durch eine Bilanzausstellung erzielt, die bei privaten Gesell- schaften nicht üblich ist. Was es bei der' Kreditgewährung mit dem Versprechen der Berücksichtigung von Gemeinden, Bauerngenossen- schaften und Grundbesitzern kleiner und kleinster Betriebsgrößen auf sich hat, geht aus dem Zweck der Gründung zur Genüge hervor. Es wird nicht viel anders zu werten sein als die Beteuerung ostelbischer Agrarier, sie seien Freunde der inneren Kolonisation. Ursprünglich hat man auch die Furcht gehegt, die öffentlich- rechtlichen Jnstimte sollten nur den Uebergang zur Verstaat­lichung der Lebensversicherung erleichtern. Im ersten Geschäftsbericht der Ostpreußischen Anstalt, versichert aber Kapp, der Charakter des Instituts stände im schroffen Gegensatz zu dem eines Staatsmonopols und bietegerade eineGewährgegen die Verstaatlichung. Bisher ist ein solcher Weg nur in I t a l i e n beschritten worden, das im März d. I. ein Lebensversicherungsmonopol beschloß. Der Aus- führung haben sich Schwierigkeiten entgegengestellt, weil die aus- ländischen Gesellschaften Entschädigungen' für die Aufgabe ihres Ge- schäfts verlangen. In Frankreich   bestehen zwar auch staatliche Lebensversicherungsanstalten ohne Monopol; doch haben sie keine Bedeutung erlangt. Auch in Deutschland   würde eine Verstaatlichung der Lebens- Versicherung starkem Widerstande dem mit Milliarden von Kapital ausgestatteten Versicherungsgewerbe begegnen. Eine Gesellschaft betreibt gewöhnlich nicht allein die Lebensversicherung, sondern auch mehrere der anderen zahlreichen Arten der Versicherung. kleines fcialleton. Wagnerisches. Man hört, Hermann Bahr  , der sich nun glücklich vom nicht ganz arischen Wiener Feuilletonisten zum urchrist- lichen langbäriigen Bayreuth  -Propheten hinaufcntwickelt hat, der außerdem zufällig mit der in Bayreuth   bestens akkreditierten Wagner- tragödin Anna B a h r- M i l d e n b ur g verheiratet ist, will im Herbst eine deutsche Tournee als Wanderredner der Parsifal-Schutz- truppc antreten und für eine lox Parsisal, ein künstlerisches Ausnahmegesetz zugunsten eineS Familienmonopols, agitieren. Man fragt sick, aar« tiefste überzeugt, daß ein großes Kunstwerk der ganzen Nation und nicht einem kleinen Kreise Privilegierter gehört nämltch mammonistisch Belasteter, die zirka 100 M. für den Genuß des Werkes an dergeweihten Stätte" zahlen können-r erstaunt, ob sich»icht ieit 1876 die Verhältnisse gründlich geändert haben. Damals wollte Wagner seinBühnen- Weihfest- spiel", in dem der schon senil gewordene, abtrünnige Heide die tiefsten Mysterien des christlich-protestantischen Glaubens ftir orthodoxe Opernzwecke entdeckt hatte, vor demtief unsittlichen Publikum' mit Fug und Recht geschützt wissen. Er wollte es nicht den Zufälligkeiten des Alltagsrepertoirebetriebs minderwertiger Bühnen ausgeliefert sehen. Dastief unsittliche Publikum" ist vielleicht heule etwas minder ichlecht. Es ist heute gewohnt und erzogen, in R. Wagner   einen der tiessinnigsten Kunstdenker Mittel- europaS, daneben einen recht begabten Tondichter und Tonmaler zu erblicken und es nähert sich von Paris   bis Petersburg   mit einer gewissen Andacht und Itlerarisch-munkaltichen Vorbereitung seinen Werken. Dieses internattonale Publikum gibt heute nicht mehr allzuviel auf Weihe und Tradition des Raumes. Es hört die erhabensten Dichtungen und Musikwerke, wie.Tristan", denRing",Faust". Shakespeares Ideendramen auch m künstlerisch gut fundierten Stadt- Theatern mit der gleichen Andacht an, wie die mit dem allein echten Grals. Oel gesalbte Neubayreuther Gemeinde unter Herrn Sieg- fried Wagners kaum ernst zu nehmender Führung und Auf- fichtihrem Meister" an Ort und Stelle dient. Ja das unsittliche Publikum läßt sich sogar nicht stören, wenn Max Reinhardt   und Ferdinand Bonn ihm Shakespeare   und Aeschylos   in der Manege vorreiten und vortanzen und den Uebergang vom Drama zum Film schmerzloser vorzubereiten sich bemühen. Spaß beiseite, ich glaube, da« gebildete Publikum aller sozialen Schichten ist sachlicher und konzentrierter geworden Es beginnt allmählich, vom Rahmen, von der Tradition' von den Mysterien(in München  sagt man neuerdings laut Verfügung der Hostheatcrintendanz: Mistcrien) ab und auf das Werk und sein innerstes Wesen selbst zu sehen. ES wünschl weiter nichts als möglichst gute und künst- lerisch fehlerlose Aufführungen durch ein in dem Stil des be- treffenden Werkes geschultes und sorgfältig einstudiertes Ensemble. Pas demokratische Zeitalter bekämpft auch im Kunstverschleitz Sonderinteressen und Monopolwirtschast. Parole: Kein Schutzzoll, sondern Freihandel in der Kunst! Im Jahre 1870 zerschellte noch vielfach die Größe der Musik Wagners, die Macht des so neuartigen dramatischen Gedankens, die Feinheit der Struktur seines Kunst- organismus an der Kleinheit und Erbärmlichkeit der DarstellungS- mittel an Theatern, die ganz auf Meyerbeer, Flötow und Neßler gerichtet waren. Da war Bayreuth   eine sittliche Not- wendigkeit. Heute aber ist Wagner  , der Wagnerstil, der Wagner- gesang den Künstlern, den Regisseuren, den Dirigenten, den Musikern, dem Publikum, den Kritikern in Fleisch und Blut übergegangen. Andere Zeiten, andere Bedingungen, andere Wirkungen. So kann es kaum einen Zweifel geben, daß der befreiteParsifal  " ab 1913 an ernsten und leistungsfähigen deutschen Bühnen, genau so wie der Tristan", derRing" und dieMeistersinger  ", die um kein Haar stilisiiidö oder musikalisch schwieriger sind wie das mit küitstlichen urchristlich-nazarenischen Nebeln umflorte geweihte Bühnenfestspiel, zu künstlerischem Genuß und Erbauung geführt werden kann. Ge- nau so wenn nicht besser wie 1912 in Neu-Bayreuth unter Siegfried Wagners   in mehr wie einem Punkte anfechtbarer Leitung. Ingeniöse Erfinder. Obwohl auch in Amerika   der Sommer diesmal außergewöhnlich niedrige Temperaturen aufwies, haben doch in den Zeitungen jene Erscheinungen nicht gefehlt, die sonst ge- wöhnlich auf einen hohen Hitzegrad der Luft und der Phantasie schließen lassen. Unter den Aufsehen erregenden Neuigkeiten, die die Spalten füllen, ragen einige ingeniöse Erfindungen hervor, die die Geisteskraft der Aankees weniger von der praktischen als von der phantastUchen Seile zeigen. So hat der Professor an der physi- kalischen Abteilung der Harvard-Universität   Dr. Peory Bridgman die staunende Welt mit der großen Nachricht beglückt, daß es ihm gelungen sei,heißes Eis" herzustellen. Nach den auSführ- lichen Telegrammen aus Boston  , die diese Entdeckung gebührend seiern, ist eS dem Gelehrten nicht ganz leicht geworden, dies Refill- tat zu erzielen. Heißes Eis ivird fabriziert, indem man Wasser unter einen außerordentlich starken Druck bringt und zu gleicher Zeit die Temperatur reguliert. Der dabei benutzte Apparat besteht aus einer hydraulischen Presse und einer sehr dicken Stahlröhre, die das Wasser enthält. Es mußte ein Druck von 20 000 Aimosphären, d. h. über 300 000 Pfund auf einen Ouadratzoll, und eine Temperatur von nicht weniger als 173 Grad Fahrenheit hervorgebracht werden, bis dasheiße Eis' glücklich da war. Eine andere Geschichte, die die Erfinderleidenschaft der Amerikaner illustriert, beginnt mit der Annonce des Magistrats einer Stadt, durch die eine gute Rattenfalle gesucht wurde. Das Rathaus wurde näm- nich von diesen Nagetieren arg belästigt, und ein Beamter hatte sich die Aufgabe gestellt, ihrem Treiben ein Ende zu machen. Das Resultat der Annonce war furchtbar: aus allen Teilen der Ver- einigten Staaten trafen Rattenfallen der verschiedensten Art und Konstruktion ein, jede mit Gebrauchsanweisung und den leidenschaft« Durch Tochter- und Zweiggesellschaften sind sie dann wieder mit anderen Versicherungsunternehmungen verbunden, und die größten Institute übernehmen schließlich die Versicherung der Untergesellschaften. So gibt es eine Reihe von Versicherungs- konzernen. Auch das Versicherungsgewerbe ist von der allgemeinen Konzentrations bewegung nicht unberührt geblieben. Ende der neunziger Jahre bis zu Ende des ersten Jahrzehnts in diesem Jahrhundert sank die Zahl der Versicherungsinstitute auch absolut. Seit 1907 ist eine allmähliche Zunahme der Gesellschaften zu konstatieren. Aber die großen Gesellschaften nehmen rascher an Kapital und Bedeutung zu, so daß ihr Anteil am Versicherungs- gewerbe gegenüber den kleineren steigt. Fusionen und Interessen- gemeitzschafien gehen Jahr für Jahr vor sich. Was man auch jetzt noch durch Verteilung der Versicherung eines Objekts und damit des Risikos auf mehrere Gesellschaften erreicht, vermag ein großes Unternehmen allein zu leisten. Es besteht ferner eine Tendenz zur Herstellung von gemischten Betrieben, so daß eine Gesell- schaft oder ein Konzern alle Arten der Versicherung umfaßt. Auch dadurch wird eine Aufteilung des Risikos auf viele Schultern erzielt. Am ausgeprägtesten besteht die Konzentrationstendenz bei den Feuerversicherungs- und bei den Lebensversicherungsgesellschaften. Alle anderen Zweige der Versicherung rechnen doch mit einem immerhin begrenzten und daher auch festen Kundenkreis. Die Transport-, die Hagelversicherung wird von so gut wie allen Grundbesitzern beziehungsweise von den großen Transportunter- nehmungen in Anspruch genommen. Das Erwerben von neuen Versicherungsnehmern für die Lebensversicherung dagegen bedarf ein viel intensiveres und extensiveres Bearbeiten der in Betracht kommenden Kreise, und das sind in diesem Falle alle Personen. Wird doch der Vater des Neugeborenen sofort von Dutzenden von Agenten überlaufen, die ihm eine Versicherung für die Militär- dienstzeit oder die Aussteuer eines Kindes aufdrängen. Der Ab- schluß der Versicherung macht für die Gesellschaft gerade die er- heblichsten Kosten, die sich bei einer neuen Gesellschaft noch be- sonders steigern. Die Gründung von Lebensversicherungsgesellschaften sind daher ebenso selten, wie Fusionen unter ihnen häufig sind. Unter den verschiedenen Gesellschaften dehnen sich am meisten wiederum die großen alten aus, da sie beim Publikum bekannt sind und am vertrauenswürdigsten erscheinen. Von 44 in deutschen  Lebensversicherungsinstituten mit einem Gesamt-Neuzugang von 1436 Millionen Mark Policen erhielten im Jahre 1911 allein die zehn größten Gesellschaften 800,3 Millionen oder 66,8 Prozent. (Diese und alle folgenden Zahlen entnehmen wir derFranks. Ztg.") Diesem Zugang steht neben dem normalen Abgang durch Tod oder verabredete Fälligkeit zu Lebzeiten ein solcher durch vorzeitige Auf- gäbe der Versicherung von 318,4 Millionen Mark gegenüber. Wenn auch viele Verträge in den ersten Jahren nach Abschluß der Ver- sicherung gelöst werden, so bedeutet diese Summe doch einen un- geheueren Verlust der Versicherten, die fast immer durch die Un- fähigkeit zur weiteren Prämienzahlung die Versicherung verfallen lassen. Gerade wenig bemittelte Personen gehen so eines Teils ihrer früher gezahlten Ersparnisse verlustig. Unter den acht größte» Lebensversicherungsinstituten zeigenConcordia"-Köln  ,Nordstern"- Berlin   und die Viktoria"-Berlin die höchsten Ziffern für vorzeitige Auflösung des Versicherungsverhältnisses. Die Aktionäre erhielten Zuweisungen in Höhe von 8,7 Millionen, das heißt 21,8 Proz. des Aktienkapitals. Die Viktoria" verteilte allein 780 000 M. oder 66 Proz. des ursprünglich eingezahlten Aktienkapitals und weitere 400 000 M. in dieAktienwechsel-Tilgungsreserve" gleich weiteren 33�/g Proz. DieAktienwechsel-Tilgungsreserve" dient zur Auffüllung des Aktienkapitals, so daß den einzelnen Aktionären die Barnachzahlung erspart bleibt. DerViktoria" mit 93l/z Proz. Dividende folgen die Thuringia  "-Erfurt   mitnur" 62�/2, dieProvidentia"- Frankfurt  mit 40,8, dieWilhelma  "-Magdebtirg mit die(alte) Berlinische mit 32,4, die Frankfurter mit 29,2, dieNordsterit"-Berlin   mit 26 Proz. Dividende u. s. f. An Prämien nahmen im Jahre 1911 die 44 Gesellschaften 624 Millionen ein. An die Versicherten zahlten sie 292 Millionen. Die Verwaltungskosten betrugen 74 Millionen. Darin stecken neben den Provisionen für die Agenten, die wirklich das Publikum anwerben, auch die viel höheren Abgaben der Direktoren und Filialleiter. An jedem Versicherungsabschluß sind diese Beamten durch eine Provision be- teiligt, obgleich sie dabei nichts anderes tun, als durch eine Namens- Unterschrift ihre Einwilligung zu erteilen. Trotz der Gesamtausgaben von 591 Millionen Mark verblieb den Gesellschaften noch ein Ueber- schuß von 127 Millionen. 8,7 Millionen erhielten davon, wie er- wähnt, die Aktionäre und 119 wurden den Fonds zur späteren Dividendenverteilung an die Versicherten überwiesen. Das Gesamt- barvermögen der Gesellschaften betrug 6381 Millionen Mark. An- gelegt sind davon 83,2 Prozent in Hypotheken. An lichsten Anpreisungen versehen. Ein gcknzes Zimmer wurde mit diesen Mordinstrumenten angefüllt, unter denen alle Arten der Tötung ver- treten sind, die die Menschheit kennt. Die Ratten werden durch Elektrizität hingerichtet; sie werden guillotiniert, erträitkt,">»ftickt und zunt Selbstmord gezwungen. Die Idee eines ingeniösen Er- finders, daß er die Raiten zwingen kann, sich selbst zu töten, besteht darin, daß er empfiehlt, vor die Rattenlöcher Lauge zu streuen. Die Ratten werden dann Lauge an ihre Füße bekommen, und das wird sie nach seiner Ansicht so brennen, daß sie sie schnell ablecken und damit sich selbst vergiften werden. Eine andere Falle ist so ein- gerichtet, daß sie die Natten mit einem furchtbaren Griff packt und mit großer Gewalt automatisch gegen eine 16 Fuß entfernte Mauer schleudert. Der Rattentöter des Magistrats ist in größter Ver- lcgcnheit, denn er weiß nicht, welcher Methode er sich bedienen soll, um die Tiere aus den heiligen Hallen des Stadthauses auszu- rotten._ Notizen. Herr Wilhelm Bode  , der große Berliner   Kunstgelahrte hat wieder Pech. Da hat er ein BildChristus und die Ehe- brecherin", das unlängst aus der Hamburger Sammlung Weber um fast eine Million Mark von einem amerikanischen   Geldprotz erworben wurde, für einen echten Rentbrandt erklärt. Und jetzt beweist ihm der bekannte Nembraudtforscher BrediuS ziemlich authentisch, daß besagte Ehebrecherin nichts weiter als eine noch dazu ausdrucks- lose Fälschung sei....£), Bode I Der Schutzverband konzertierender Künstler, der erst fett April existiert, aber bereits gegen 300 Mitglieder besitzt. hält am 5. September in Düsseldorf   eine außerordentliche Haupt- Versammlung ab. ~ A u ch die Dramaturgen fühlten das Bedürfnis zur Bildung einer fachmännischen Zentralstelle allerdings nur für die Prüfling von Dramenmamlskripteit. Neuerdings haben sie sogar ein Lektorat" gegründet. Ob das was nützen wird? Es ist doch gebraiichlich, daß derDramaturg" d i e Stücke, die der Direktor wirklich ailfführen will, gar nicht zurPrüfung" in die Hand kriegt. Die erste Gartenaus st ellung in Berlin   soll vorn 15. September bis 13. Oktober im Kunstgewerbemuseum ver- anstaltet werden. Während ihrer Dauer finden drei Vortragsabende mtt Lichtbildern an gleicher Stelle statt. Das Ehepaar Toselli  . zwar leiblich von Tisch und Bett geschieden, hat sich doch wieder in der Kunst zusammengesunden. Es arbeitet an einer Operette. Die Musik machter", das Libretto sie". Wer jemals die schauderhaft schöne Lyrik der Exprinzessin von Sachsen   kennen gelernt hat. kann im voraus schon einendurch- schlagenden" Erfolg prophezeien. Frau Luise vermag eben die Feder nicht trocken zu halten und die Reklame für ihre Person nicht schlafen zu lasse».