voriibergehenile ericljdnung oder bleibende Frivolität? 1905. (Reichstagssitzung vom 30. November.) Scheide- niann begründet eine sozialdemokratische Interpellation über die Fleischtenerung. Er fordert freie Einfuhr von Futtermitteln, Aufhebung der Vieh- und Fleischfperre..>W Landwirtschaftsminister v. Podbielski antwortet (Stenograph. Bericht 1. Band 1905/00, Seite 25): Er schildert den Zustand als einen vorübergehenden und sagt dann wörtliche„Ist er dauernd, dann muß er beseitigt werden. Was ich zu sagen habe, geht darauf hinaus, daß ich darlege: die Teuerung und ihre Ursachen sind vorüber- gehend und deshalb in kurzer Zeit eine Aenderung der augenblicklichen, wenig er- ßreicklichen Verhältnisse zu erwarten i st." 1906. (Reichstagssitzung vom 11. Dezember.) Scheide- m a n n begründet eine sozialdemokratische Interpellation über die Fleischteuerung und führt u. a. nach dem Steno- gramni aus:„Herr von Podbielski hat damals(1905) von einer voriibergehenden Erscheinung gesprochen.... Das hat ihn allerdings nicht abgehalten, an anderer Stelle öffent- lich zu erklären, daß er diese seine Behauptung s e l b st nicht geglaubt habe." Zur Beantwortung Landwirtschaftsminister v. A r n i m: ,,.... Welches sind nun die Aussichten für die Preise der Zu- kunft?... Die Schweinepreise sind in den letzten Tagen um 15 bis 20 M. gefallen.... Daß dieser Preisfall von Bestand sein wird, dafür spricht der ganz außerordentlich vermehrte Auftrieb.... Damit wo r e eigentlich die ganze Fleischnotfrage gelöst. M. H.! Ich bin, w i e ich schon gesagt habe, der Ueber- zeugung, daß die Vrehnot und F l e i s ch n o t gelöst ist. Trotzdem haben es die beteiligten Regierungen für ihre Pflicht gehalten zu untersuchen,'wie eine Milderung der Kalamität...."(folgt eine Berufung auf die voraus- gegangenen Ausführungen Posadowskys, über unwesentliche Maßnahmen, Frachtermäßigung usw.). 1907. (Reichstagssitzung vom 25. November.) Scheide- mann begründet eine sozialdemokratische Interpellation über die Fleischteuerung. Staatssekretär des Innern v. Bethmann Hollweg antwortet:„.... Mit dieser Steigerung der Löhne hat naturgemäß auch ein Mehrverbrauch von Lebensmitteln statt- gehabt und erfreulicherweise hat im allgemeinen auch die bresteste Schicht der Bevölkerung die Möglichkeit gehabt, ihren Lebenszuschnitt zu verbessern, wie dies die Zunahme des Fleischverkehrs zeigt.... Wir können nicht einer vor- ubergehenden Erscheinung wegen Maßnahmen er- greifen, wie sie der Herr Vorredner zuletzt vorschlug." 1911. (Reichstagssitzung vom 23. Oktober.) Scheide- mann begründet eine sozialdemokratische Interpellation über die Teuerung. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg antwortet: .. Diesen Angriffen gegen unsere Wirtschaftspolitik werden die Regierungen einen entschiedenen Widerstand leisten. Wie ich wiederholt von dieser Stelle aus erklärt habe, ist für die Verbündeten Regierungen das zähe und entschiedene Fest- halten unserer Wirtschaftspolitik Sache wohlbegründeter Ueberzeugung, und wir können uns auch durch die Folgen der diesjährigen Dürre, so beklagenswert sie sind, nicht von einem Wirtschaftssystem abbringen lassen, von dem wir die Ueberzeugung haben, daß es dem Wirtschaftsleben der Nation zum Segen gereicht habe." 1912. („Norddeutsche Allgemeine Zeitung" vom 27. August): ...... Der Ausfall der gesamten Ernte läßt erwarten, daß die Futtermittel und damit die Vieherzeugung wieder billiger w� r d e n. Tie heißen Sommermonate sind bekanntlich für die Vieh- niast die ungünstigsten lind infolgedessen in der Regel auch die teuersten Monate. Wenn nun in diesem Jahre die Preis- steigerung unter der Nachwirkung der vorjährigen Mißernte ganz besonders groß ist, so gestattet andererseits die starke und rasche Vermehrungsfähigkeit der Schweineproduktion angesichts der diesjährigen guten Ernte die Hoffnung auf eine nicht allzu lang hinausgeschobene Rückkehr zu niedrigeren Preisen." .» Diese aktenmäßigen Feststellungen sprechen für sich selbst: 1905:„die Teuerung ist vorübergehend". 1906:„die Vieh- not ist gelöst". 1907:„eine vorübergehende Erscheinung". 1911:„Folgen der diesjährigen Dürre". 1912:„Hoffnung auf eine nicht allzu lang hinausgeschobene Rückkehr zu niedrigeren Preisen". Ein so zähes Festhalten an einem immer wieder wider- legten Irrtum ist einem normal gebauten menschlichen Denk- apparat überhaupt unmöglich. Man muß schon ein Minister im Dienste des Bundes der Landwirte sein, um mit solcher Zähigkeit bei einer xmal objektiven Unwahrheit beharren zu können. Läßt man die vorübergehenden Erscheinungen auf der Ministerhank Revue passieren, so erscheint der wackere Podbielski immer noch als die sympathischste. Denn dieser alte ehrliche Minister und Großschweinezüchter hat bald nach seiner Reichstagsrede in seiner burschikosen Weise lachend erklärt, daß er an die„vorübergehende Erscheinung" selbst- verständlich nicht geglaubt habe. Von Herrn v. Bethmann Hollweg muß man fast fürchten, daß er das, was er zwei Jahre später sagte, wirklich geglaubt hat. Aber ob diese leider noch nicht vorübergegangene Erscheinung gutgläubig oder böstqillig ist, ist höchst gleichgültig. Das deutsche Volk weiß, daß die Teuerung unerträglich geworden ist, und ist entschlossen, nach dieser Meinung zu h a n d e l n. 4-• « Ist australisches Fleisch gesundheitsschädlich? In einer Polemik gegen den Abgeordneten Arnstadt macht Dr. Müller im„Tag" folgende bemerkenswerte Ausführungen über die Verwendbarkeit australischen ftleisches: „Der deutsche Arbeiter kann dem unappetitlichen, faserigen, teils zu fetten Gefrierfleisch keinen Geschmack abgewinnen", sagt Arnstadt . Woher diese Wissenschaft? In Chemnitz ist eine Sendung von 1S7 gefrorene» Hammeln aus Lustralie» im Februar« I März d. I. nach dem unverdächtigen Bericht der Schlächterinnung daselbst unbeanstandet aufgenommen worden. In Berlin konnte ein Warenhaus 1<X) Hammel der gleichen Herkunst seiner Kundschaft unbeanstandet als f r i s ch e s Fleisch verkaufen. Die am 19. April von der Berliner Markt- utid Kühlhallen-Gesellschaft angestellte Kostprobe mit dem Fleische eines einheimischen gefrorenen Ochsen lieferte vor einer Gruppe unparteiischer und sachverständiger Herren, unter denen auch das Reichs- Gesundheitsamt vertreten war, den sinnfälligen Beweis, dah das gefrorene Fleisch im Aussehen und Geschmack in allen für die deutsche Küche in Betracht kommenden Zubereiwngsarten ebenso appetitlich und nicht faseriger ist als frisches und natürlich auch nicht fetter sein kann als solches derselben Qualität. Womit selbstverständlich nicht gesagt sein soll, daß bei nachlässiger oder fehlerhafter Aufbewahrung oder Behandlung sich nicht allerhand Unzuträglichkeiten ergeben können, wie dies ja bei dem im Jnlande geschlachteten Fleisch auch keineswegs ausgeschlossen ist. Ebenso wie die Frage des Fett geholtes lediglich Sache der Auswahl des Schlachttieres ist und mit dem Gefrierverfahren nicht das geringste zu tun hat.... Die Schweizer Erfahrungen müssen vollends nach dem durch Umfrage bei den einzelnen Stadtverwaltungen zustande gekommenen Urteil des Schweizer StädteverbandeS gegenüber allen mehr oder weniger befangenen oder beeinflußten Privatmeldungen als durchaus zn sriedenstellende betrachtet werden. ... Wenn in England im letzten Jahre annähernd 30 Proz. deS gesamten Fleischverbrauches durch gefrorenes oder gekühltes Fleisch gedeckt worden sind, so'bedeutet dies bei der sehr geringeren Be teiligung Irlands und Schottlands an dieser Einfuhr und der Un- Möglichkeit, das gcstorene Fleisch an solche Orte deS Binnenlandes zu bringen, denen die erforderlichen Gefrieranlagen fehlen, und das gekühlte Fleisch über die Hafenplätze hinaus zu versenden, daß in London und gewissen anderen englischen Groß städten der Gefrierfleischkonsum im Verhältnis zu dem Gesamtfleischverbrauch auf 7 5 b i s 8 0 P r o z. angenommen werden werden muß. Aus diesen Tatsachen einen Widerwillen oder gar ein Verschmähen des englischen Arbeiters gegenüber dem gefrorenen Fleisch konstruieren zu wollen, erscheint zum mindesten unvorsichtig." Der Zoll auf Bieh und Fleisch. DaS System der Volksauswucherung durch die Viehzüchter und den Fleifchgrotzhandel beruht auf drei Stützen, dem Fleisch- beschaugesetz von 1900— dies behindert die Einfuhr von frischem Fleisch und.Fleischwaren, wie Wurst, Corned beef usw.— den Bieh- und Fleischzöllen des WuchertarifeS von 1902, und des Viehseuchengesetzes von volles sperrt die Grenzen für den Import von Vieh aus anderen Ländern. Fleischbeschau und Viehseuchenkartell sorgen mit ihren Bestlinmungen, deren Ausführung zu einem wesentlichen Teile auch noch den Landesregierungen überlasten ist, dafür, möglichst» wenig Konkurrenzvieh und-Fleisch nach Deutschland hereinkommen zu lasten. Der Vieh« und Fleischzoll hilft dann dazu, daß diejenigen Nahrungsmittel, die doch noch den Weg durch die blockierte Grenze finden,.genügend' verteuert im Inland auf dem Markte er- scheinen. Die Konservativen haben eS Caprivi auch heute noch nicht der- gesten, daß er durch seine Handelsverträge von 1894 den Versuch unternommen hat, den Widersinn des Hochschutzzollsystems wenigstens in etwas zu mildern. Im Zolltarif von 1902 tobte sich die Gier der Agrarier nach Geld und Verdienst aus Kosten des Volke» au«. DaS Zentrum war lieber Mithelfer im Stampfe für die Volksausbeutung und Füllen der agrarischen Geld- beute!; in Jdeengemeinschaft lebten sie ja schon seit langem. Die Handelsverträge von 1906— sie laufen überdies 1917 ab und be- deuten deswegen einen kommenden neuen Kamps um Abschwächung deS WuchertarifeS I— waren eine schüchterne Konzeision der Regierung an den sozialdemokratischen Wahlsieg vom Juni 1903. Deswegen kam es zu einer allgemeinen Ermäßigung deS Vieh- und Fleischzolles. Gegenüber dem Zustand bis 1902 ist trotzdem eine ganz ungeheuerliche Mehrbelastung der Vieh- und Fleischpreise und damit deS Volkes geblieben. Der Handelsvertrag von 1894 erhob den Viehzoll nach dem Stück, die Zollsätze von 1902 und 1906 sind GewichtSzölle. Wir haben nach authenttscher Grundlage die Zölle gleichmäßig für den Doppclzentner festgestellt. Vieh« und Fleischpreise für den Doppelzentner in Mark Kühe..... Jungvieh.... Kälber.... Schweine.... Ferkel..... Schafe..... Fleisch, frisch, auch gefroren... Fleisch, frisch, nicht gefrören... Fleisch, einfach zu- bereitet.... Federvieh, geschl.. Würste..... Speck..... Schmalz.... Schweinefett, roh. Talg..... Butter..... gegenüber den Kulturverbrechen de« Zolltarifs von 1902, von der Wuchermaxime hat die Regierung samt ihrer schwarzblauen Majoritär auch 1906 nicht abgelassen! Zolltarif. Viehseuchengesetz und Fleisch- beschaugesetz sind die Grundlagen, auf denen der Betrug de« Volkes um sein Wohl und seine Zukunft, um die Gesundheit der kommenden Geschlechter ermöglicht wird. Ein Elendsbild aus dem Osten. Gerichtsverhandlung vor der Strafkammer in G n e s e n. An- geklagt ist der Arbeiter Tomczak, seine Frau und seine noch minder- jährige Tochter sowie eine Frau SzymanSki aus Schollen im Kreise Gnesen . Die Angeklagten sind beschuldigt, innerhalb der letzten IS Monate bei dem Abdecker CzerwinSkLi» Schollen regelmäßig jede Woche Pferde-, Esel- und Hundefleisch ent- wendet zu haben. Wohlgemerkt gingen die Hungernden nicht etwa bei einem Fleischer stehlen, sondetn begnügten sich mit dem Fleisch des Abdeckers. Die Frau Tomczak räumte unumwunden ein, jede Woche dreimal sich das Fleisch aus der Abdeckerei gestohlen zu haben. Und das Gericht? ES sah nicht die furchtbare Anklage gegen die heutige Gesellschaftsordnung, die in dem Diebstahl des AbdcckercifleischeS bestand, jenes Fleisches, das auS Gesundheitsrücksichten verscharrt oder verbrannt werden sollte, und daS die Aermsten sich holten, um nur nicht zu verhungern; das Gericht sah allein daS Vergehen gegen die Eigentumsordnung und verurteilte die Angeklagten zu fast drei Jahren Gefängnis. Der Arbeiter Tomczak erhielt ein Jahr drei Monate, feine Frau ei» Jahr sechs Monate und die Frau SzymanSki zwei Wochen Gefängnis. Das Mädchen wurde freigesprochen. Und so geschehen in der Zeit der Fleischnot in Posen. Maßnahmen gegen die Tenernng. Die Bürgerschaft in Bremen nahm einen sozialdemokratischen Antrag, die Linderung der Fleischnot betreffend, fast einstimmig an. Der Antrag verlangt, daß die Kommunen Maßnahmen treffen, damit der Bevölkerung billiges und gutes Fleisch zugeführt werden kann. Ein anderer, von bürgerlicher Seite gestellter Antrag, der ebenfalls Annahme fand, ersucht den Senat, beim Bundesrat dahin zu wirken, daß geeignete Maßnahmen getroffen werden, um die Ein« fuhr von Schlachtvieh und Fleisch, insbesondere die Zufuhr aus- ländischer gekühlter und gefrorener Fleischwaren, zu erleichtern. Line lüevolte in Mtanllnopel. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag ist bei den Gendarmen einiger in den Stadtteilen Galata und Kassim Pascha garnisonicrender Truppenteile eine Meuterei aus- gebrochen, der Versuch ist jedoch vollkommen fehlgeschlagen. Die Bewegung brach kurz nach Mitternacht los. Einzelheiten über die Ereignisse sind noch nicht bekannt, da die Komman- dantur alle näheren Angaben verweigert. Es sind aus- gebreitete Schutzmaßnahmen getroffen worden. Infanterie und Kavallerie wurde nach den wichtigsten Punkten der Stadt entsandt, eine Kavalleriepatrouille bewacht die Banque Otto- mane. Auch alle anderen Banken werden bewacht. Heute früh herrschte in der ganzen Stadt vollständige Ruhe. Vor dem Kriegsministerium stehen drei Schwadronen Kavallerie. Im Kriegsministerium wurde die Auskunft erteilt, daß sich bei dem Zwischenfall die Treue der Regierungstruppen erwiesen habe. Die Untersuchung wird durch eine Sonderkommission geführt. Nach einer Version haben sichdreiGendarmerie- o f f i z i e r e und etwa fünfzig Gendarmen an den Kundgebungen beteiligt, um Unruhen hervorzurufen. Alle wurden verhaftet und dem Kriegsgericht zugeführt. Der„Jkdam" sagt, die Gendarmen hätten eine Kund- gebung gegen die Regierung beabsichtigt. Die Re« gierung würde die Schuldigen streng bestrafen. Soweit die offiziellen Depeschen, die noch hinzufügen, daß die Meuterer vom jungtürkischen Komitee an- g e st i f t e t worden seien. Privatmeldungen laufen sehr spar- lich ein, da man versucht, den Vorgang möglichst zu ver- tuschen. Doch wird berichtet, daß an der Revolte auch Toldaten beteiligt gewesen seien. Jedenfalls ist die Regierung vorläufig noch Herr der Lage. Aber der Vorgang zeigt doch, wie schwach ihre Position ist und wie weit die Unzufriedenheit und Des« organisation in der bewaffneten Macht ge- diehen sein muß. Ob wirklich das jungtürkische Komitee seine Hand im Spiele gehabt hat, ist vorläufig zweifelhaft. Wäre es der Fall, dann gewänne der Vorgang noch größere Be- dcutung. Denn er würde beweisen, daß die Jungtürken den Plan. gewaltsam die Macht zurückzuerobern, nicht aufgegeben haben. Und solche Revolten sind möglich, während ringS das Land in Aufruhr steht und die Arnauten mit ihren Plündc- rungen und Mordtaten fortfahren! Ueber Berane und Umgebung ist der Belagerungszustand verhängt worden. Nach einer Meldung des Wali von Uesküb drang eine große Menge aufständischer Arnauten, begleitet von Bauern auS der Umgebung I p e k s. in diese Stadt ein. Die Arnauten begannen die Läden des Basars und viele Häuser zu plündern und verbreiteten Angst und Schrecken in der Stadt. Die bedrohte Bevölkerung fand bei den Behörden keinen Schutz. Die in Jpek weilenden deutschen In- genieure der Straßenbaugesellschaft wurden bedroht und ausgeraubt. Auch wertvolle Instrumente wurden ihnen weggenommen. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß die Türkei möglichst rasch zum Friedensschluß mit Italien kommen möchte. Deshalb hat auch eine Meldung aus Paris einige Wahrscheinlichkeit für sich, die besagt: Der Friede zwischen Italien und der Türkei ist bedeutend näher, als man in italienischen offiziellen Kreisen zugeben will. Es ist bereits gelungen, zwischen den Unterhändlern der beiden krieg» führenden Mächte eine Verständigung herbeizuführen. Die fünf Punkte, die am meisten Schwierigkeiten bereiteten, sind zum Teil bereits in zufriedenstellender Weise erledigt. ES handelt sich dabei um folgende Punkte: 1. Italien verzichtet darauf, daß in dem Text deS Friedens« vertrage« da« italienische AnncxionSdekret erwähnt wird. 2. Die Türkei ihrerseits ist damit einverstanden, daß das Doku« ment über den Friedensschluß die Anerkennung der türkischen Souve« ränität in Tripolitanien nicht enthält. 3. Sobald e« zu einem Waffenstillstand gekommen ist, haben die türkischen Truppen da« Recht, sich so lange in der Cyrenaika auf« zuhalten, bis alle schwebenden Fragen gelöst sind. 4. Italien zahlt an die Pforte eine hohe Entschädigung für die Annexion von Tripolis . 6. Nach Einstellung der Feindseligkeiten, sobald die Frage über die Okkupation des Hinterlandes von Tripolitanien in zufrieden» stellender Weife geregelt ist, räumt Italien die von seine» Truppen besetzten Inseln im Aegäischen Meer." Daß der Friede wirklich gerade unter diesen Bedingungen abgeschlossen werden wird, ist natürlich nichts weniger als gewiß. Immerhin bemüht sich Herr P o i n c a r s seit seiner Rückkehr aus Petersburg offenbar sehr energisch, um den Friedensschluß als Werk der Tripelentente erscheinen zu lassen. Vom Kriegsschauplatz. Beirut , 29. August. Italienische Kriegsschiffe haben gestern einige Dampfschiffe und einige Segelschiffe durchsucht und ein Segelschiff weggenommen. Heute früh sind sie wieder in See ge- gangen, vermutlich nach Tripolis . In Syrien herrscht vollkommene Ruhe. Rom , 29. August.'Die„Agenzia Stekani" meldet aus Zuara vom 28. d. M.: Nach der endgültigen Besetzung von Zuara und Regdaline, welche die Karawanenstraßen beherrschen, wäre die Auf- rechlcrhaltung der Besetzung von S i d i Said nur eine unnütze Kräftezersplitterung gewesen. Die Italiener entschlossen sich daher zur Räumung von Sidi Said, die am 27. August auch vor sich ging, Der Gouverneur von Tripolis , General Caneva, hat heute seine Urlaubsreise nach Italien angetreten. politiscde deberltcdt. Berlin , den 29. August 1912. Das klerikale Ministerium Hertling und die Fleischnot. Der Landesvorstand der bayerischen Sozial» demokratie erläßt eine Kundgebung zur Teuerung, in der e» heißt:
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten