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Die TeueeunMebalien, die im Vorigen Herbst in der bah'e- riichen Abgeordnetenkammer geführt wurden, hatten völlige Klarheit über den trostlosen Stand der Volksernährung gebracht. Von agra- lisch unverdächtiger Seite wurde damals die zollfreie Einsuhr von Futtermitteln und die Beschaffung überseeischen Gefrierfleisches als unabweisbar bezeichnet. Tas Zentrum sprach sich entgegen seinen eigenen Sachverständigen'gegen jede Durchbrechung des .Zollschutzes" aus.... Durch die Großgrundbesitzer- Politik wurde die bäuerliche Viehproduktion ebenso wie die Volksernährung zerrüttet. Die damalige Regierung wagte nicht unter dem Druck der Zentrumsmehrheit ihrer besseren Einsicht zu folgen. Sie beugte sich unter den Willen der schwarzen Feudalpartei. Die neue, die Zentrumsregierung kam. An der Spitze stand ein Mann, der eben erst Vorsitzender der Partei gewesen ist, die das Brot des Bettlers besteuerte und das Erbe der Millionäre freiließ. Was war von dem zu erhoffen? Ihm zur Seite, für die Angelegenheiten der inneren Politik, ein Baron, der bis zu seiner Berufung Vor- sitzender jener landwirtschaftlichen Interessenvertretung gewesen war, die ausschließlich die Politik der Großgrundbesitzer förderte. Ein halbes Jahr regieren sie jetzt. Was haben sie getan? Sie haben sozialistische Staatsbürger entrechtet, Staatsarbeitern. niederen Beamten, Landlehrern die Hilfe aus größter Not der- weigert und den gierigen Kapitalisten die natürlichen Schätze Bayerns ausgeliefert. Im März dieses Jahres wurde von unserer Seite der Minister- Präsident auf die amtlichen Sanitätsberichte hingewiesen, die fest- gestellt haben, daß in weiten Kreisen des bayerischen Volkes Unter- crnährung herrscht. Am 28. März äußerte sich Hertling über die Mißstände:Diese Dinge," sagte er,erheischen allerdings die größte Aufmerksamkeit von den beteiligten Ministerien, und ich werde mich sofort mit dem Herrn Minister des Innern ins Be­nehmen setzen. Wür werden zunächst zu erheben haben, ob und wieweit ein solcher Uebelstand auf dem Lande besteht." Zurufe von der Linken belehrten ihn: im Lande. Der Minister fuhr fort:Also im Lande. Ich habe verstanden auf dem Lande.... Wir werden aber, wie gesagt, diesen Dingen energisch nachgehen und Maßnahmen zu erwägen haben, die dagegen zu ergreifen sind." In welcher Weise ist dieses Versprechen energischen Nachgehens erfüllt worden? Nichts ist geschehen, obwohl sich die Verhältnisse noch schlirnmer entwickelt haben als vorausgesagt war. Nach der letzten amtlichen Aufstellung sind die Kleinhandelspreise für Fleisch im August 1ö12 seit drei Jahren für das Kilogramm Rindfleisch um 33 Pf., das Kilogramm Kalbfleisch um 25 Pf., das Kilogramm Hammelfleisch um 26 Pf. gestiegen. Seit dem vorigen Jahre ist auch das Schweinefleisch um 27 Pf. teurer geworden. Das sind Zahlen, die wie die Blutziffern eines verlorenen Krieges wirken I Welche ungeheure Summe von Sorge. Einschrän- kung, Entbehrung, Hunger, wie viel Verzicht auf andere Güter und Freuden des Lebens, für die keine Mittel mehr übrig bleiben, birgt diese Statistik! Die Regierung aber geht energisch den Interessen der paar tausend Großgrundbesitzer nach, die aus dem Hunger der Massen ihre erhöhten Profite ziehen. Das ist der Segen der ganzen Wirt- schaftspolitik gewesen:ein riesiges Steigen der Grund- stückSpreise und ein vermehrter Appetit der Feudalherren, die aus der Auswucherung der Massen Vermögen gewonnen haben, Bauernland zu verschlucken. Die Geduld des Volkes ist erschöpft! Mr fordern Euch auf. Eure Stimmen zu erheben und den Regierenden klar zu machen, t�ß Ihr nicht länger gewillt seid, unter ihrem Unverstand und ihrem bösen Willen zu leiden. Ihr seid es Euch und dem Vaterlande schuldig, daß Ihr diese innere Wehrlos- machung es Volkes nicht länger ertragt." Als AbHilfsmittel fordert der Landesvorstand: Oeffnung der Grenzen, Ermöglichung der Masseneinführung billigen Übersee - ischen Fleische?, ferner Aufhebung der Getreide- und namentlich der Futtcrmittelzölle. Von den Gemeindeverwaltungen wird ver- langt, daß sie ihren Einfluß auf die Staats- und Reichsregierung geltend machen, um die Ernährung der großen Masse zu sichern und daß sie ernsthafte Versuche in der Richtung kommunaler Lebens- mittelversorgung unternehmen. Die Arbeiter werden aufgefordert, den Arbeitcr-Kopsumvereinen beizutreten. Moral und Geschäft. AuS Brandenburg wird uns geschrieben: Man hat sich allgemein über da« vom.Vorwärts' jüngst wieder aufgedeckie Pharisäertum OerlelS weidlich amüsiert. Die Sacke war so heikel, daß eS dem sonst so redseligen Agrarier« völlig bäupiling die Red' verscklug. SeineDeutsche Tages- z e i l a li g*, das Blatt.für Kaiser und Reick für deutsche Art' nimmt aber nicht nur Annoncen für geschlechtliche Man!« pulationen auf. die er bei anderen Zeitungen mit Zuchthaus bestraft wissen möchte, sondern er sorgt auch für pikante Herren lektüre. Erschien da vor einiger Zeit in der .Deutschen Tageszeitung' ein Inserat, das in unzweideutiger Weise die zotigsten Witze anpries. Zum Uebcrflnß war noch ein faunifch grinsender Lebemannskopf und der Zusatz:.Nichts für Kinder!' beigefügt. Als die.Brandenburger Zeitung' diese Mikoichmoral gebührend brandmarkte. da erschien da« Inserat nach einigen Tagen in etwas.gereinigter' Form, wodurch die Sache selbst aber noch unreinlicher wurde f denn nun konnten harmlose Gemüter erst recht getäuscht und zur An« schaffung eller Schlüpfrigkeiten' verleitet werden. Warum hat der Fleischoxtrakt eine Zlnsnahmestellung im 5?lcischbrschaugesetz? Durch den Staatssekretär v. Solf ist bekannt geworden, daß «in hervorragendes Mitglied der konservativen Partei des Reichstags Mitglied des AuffichtSrates der Liebigfchen Fleischextrakt-Kompagnie ist. Nach dem telegrophi'chen Bericht nannte der Staatssekretär diese Tatsache eine .Beruhigung' für die Wünsche der Farmer auf BiehauSfuhr nach Deutschland . Die.Deutsche TageSztg.' wandte sich sofort da« gegen, daß v. Solf damit einen Zusammenhang zwischen privater Tätigkeit und der parlantentarischen Betätigung des Abgeordneten konstruiere. Nun erinnert aber die.Allgemeine Fleischer-Zeitung' an ein weiteres:.Diese Tatsache muß großes und begriindeieS Aussehen erregen, wenn mun an die Verhandlungen sich erinnert, die seinerzeit bei Beratung des Fleischbcschaugesetzes über den Fleischextrakt stattfanden. Der Fleischextrakt wurde da« mals dem Fleischbeschauge setz nickt unter« w o r s e n.... Alle Bemühungen des Fleischergewerbes, die Be« günstigung des FleischexirakteS zu beseitigen, waren damals vergeblich. Die a g r a r i s ch e M e h r h e i t deS Reichstages und mit ihr die Regierung fetzten durch, daß im Fleifchbeschaugefetze lediglich dem Bundesrat die Befugnis gegeben wurde, durch Verordnung da« Gesetz auch auf Fleischextrakt auszudehnen, was natürlich bis auf d»n heutigen Tag»»cht geschehen ist. Die Regierung wird nicht umhin können, eine Aufklärung dieser Verhältnisse zu geben." Wir sind der Meinung, daß neben der Regierung sich vor allem der betreffende Abgeordnete und die konservative Partei zur Sache äußern müssen. Zuwendungen" an die Altpenfionäre. Die Allpensionäre. d. h. diejenigen Beamten, die vor dem Inkrafttreten der neuen BesoldungSordnung in den Ruhestand ver- setzt worden waren, befinden sich insofern in ungünstiger Lage, als sie eine geringere Pension erhielten, als die nach dem Inkrafttreten der neuen Pensionsbestimmungen in den Ruhe- stand versetzten Beamten. Sie leiden unter der Lebensmittel- Verteuerung nicht minder als die Beamten, die später in den Ruhestand versetzt worden sind. Es wäre ein Gebot der Billigkeit, diesen Pensionären dasselbe Ruhegehalt zu zahlen, wie den erst später aus dem Dienst geschiedenen Beamten. In verschiedenen Bundesstaaten ist denn auch zugleich mit der Besoldungsverbesferung auch für die Altpensionäre eine ent- sprechende Erhöhung ihres Ruhegehalts eingeführt worden. In Preußen dagegen erhielten die Altpensionäre Unterstützung, um die sie nachsuchen mußten und die sie mit ihrer besonderen Be- dürftigkeit begründen mußten. Wiederholt hat sich das Abgeordneten- Haus infolge der Petitionen der Altpensionäre mit dieser Frage zu beschäftigen gehabt. Es wurde auch beschloffen, daß den Wünschen der Allpensionäre im höheren Maße Rechnung getragen werden solle. Die Regierung hat nun auch eine neue Regelung eintreten lassen. Aber keineswegs eine solche, die den Fordern ir gen der Altpensionäre ent- s p r ä ch e I Während die' Altpenstonäro die Beseitigung des Unter st ützungswesens erstrebten und die Rechtmäßig- keitihres Anspruches anerkannt sehen wollten. sollen auch künftig die.Zuwendungen' nur dann erfolgen, wenn bei den Beamten eine Bedürftigkeit oderWürdigkeit" anzuerkennen ist. Das aber war es, was die Beamten als etwas Erniedrigendes und Peinliches betrachteten. Die fo- zialdemokratische Fraktion hatte denn auch gefordert, daß die Frage der Dürftigkeit und Würdigkeit völlig auszuscheiden habe und daß allen Altpensionären der Rechtsanspruch aus die entsprechend erhöhte Pension zuzugestehen sei. Die Parteien und die Regierung hätten, ohne daß die erforderlichen Mittel allzu große gewesen wären, zum mindesten auch nach dem Beispiel anderer Staaten die Regelung dahin vornehmen können, daß wenigstens den Beamten bis zu einer bestimmten Pen- s i o n s h ö h e das gleiche Ruhegehalt gewährt worden wäre wie den später pensionierten Beamten. Wenn bei einer Pension bis zu 3066 M. der Rechtsanspruch anerkannt worden wäre, wären alle die erniedrigenden und behördliche Schikane ermögl sehenden Bedingungen für dieZuwendungen" in Fortfall gekommen. So aber ist eigentlich an dem ganzen System des bisherigen Unter- stützungswesens nur daS geändert worden, daß die Recherchen etwas diskreter vorgenommen werden sollen und daß man an Stelle des WortesUnterstützung" das WortZuwendung" gesetzt hat! Wie man sieht, denkt die preußische Regierung, die allein aus den Eisenbahnen Preußens enorme Ueberschüsse herausschlägt, so wenig daran, die Forderungen der Altpensionäre zu befriedigen, wie die nicht minder berechtigten der schlechter gestellten Beamten- kategorien überhaupt! Klerikale Gemütsmenschen. In einer Polemik gegen dieFrankfurter Zeitung ' macht dieAugSburger Zeitung", das Hauptorgan des klerikalen bayerischen Ministeriums, folgende Bemerkung: Die Z e i t s ch e i n t n i ck t f e r n, in der auch in O e st e r« reich eine wirklich konservative Regierung die Zügel ergreifen wird, und dann wird man in Preußen, Oesterreich und Bayern den Beweis bündig liefern können, daß die brandenden Wellen der» m st ü r z l e r i s ch e n Ideen sich brechen an kvnigStreuen Männern. Das klerikale Blatt spekuliert also auf den T o d des alten Kaisers Franz Josef, weil es von dem Neri- kalen Thronfolger hofft, daß er ein gefügiges Werkzeug in den Händen der Römlinge sein werde. Angenehme Politikerl Die Klerikalisierung der Armee in Bayer«. Wie das Zeittrum in Bayern die Klerikalisierung der Armee in Angriff genommen sehen will, führte bei der Beratung de« KapitalsMtlitärseelsorge" im bayerischen Landtage der ZentrumSpfarrer SteetS mit erfreulicher Offenheit aus. Das Zentrum fordert: 1. eigene Militärgemeinben mit wirklichen Militär- Pfarrern unter Einbeziehung aller Militärpersonen, 2. überall eigene Garnison kirchen, 3..windigere' Stellung der Militärgeistlichen hinsichtlich deS Ranges. Zu diesen.Grundforderungen' gesellen sich noch allerhand Extrawünsche', z. B. die Herren Offiziere möchten sich doch öfter zum Gottesdienst einfinden; die Soldaten sollten in den Kasernen Kirchenlieder üben, damit sie beim Gottesdienst mitsingen können und nicht einschlafen. Ferner sollen die Militärgeistlichen das Recht haben, nicht nur die Kasernenbibliotheken zu.revidieren', sondern auch die K a s e r n e n st u b e n zu durchsuchen, ob da nichtbedenkliche Schriften' mitIrrlehren' gelesen würden. Auch die katholische Preffe sollte den Soldaten.zur Verfügung gestellt' und ihnen der Beitritt zu konfessionellen Vereinen, Gesellen- vereinen usw., sowie der Besuch von Versammlungen solcher Vereine gestattet werden. DaS sei ja ein reckt.reickhaltigeS Programm', meinte seufzend derKriegsnüntster v. Kreß. Er stellte zwarwohlwollende Prüfung' dieser Wünsche in Aussicht, konnte jedoch nicht versprechen, alle zu ersüllen. Da wird sich Freiherr v. Hertling wohl bald nach einem andern KriegSininister umsehen müssen. Unter der Herrschaft des Militarismus. AuS Mülhausen i. Elf. wird uns geschrieben: DaS in Mülhausen i. Elf. erscheinende bürgerliche.Mill- bauser Tagblatt' schildert in einem Lokalartikel, der trotz der Auf- forderung an den RegimetitSkomntandcur, sich über den Vorgang zu äußern, nicht berichtigt werden konnte: Eine widerliche Szene spielte sick SamStag mittag nach 2 Uhr auf der Dornacher-, Ecke Fabrikstraße ab. Ein n s- zehnjähriger Lehrling der Kunstschlosscrei Rochotte wurde Nack Hause geschickt, um eilig etwaS zu holen. Als er im Zurück- kontnicn auf die Doruacherstraße kam, sind gerade die Soldaten, von Dornach kommend, durchmarschtert. Da' es dem Jungen zu lange ging, bis diese durch waren, sprang er zwischen zwei' Kompagnien durch. Kaum war er drüben angelangt, als'ein Offizier der i. Kompagnie de» Infanterieregiments Nr. 170 dem Lehrling seinen Degen von hinten unterhalb des reckten Armes indieSeitestach, daßsichderDegenbog. Nur durch eine zufällig glückliche Wendung des Jungen ist dieser dem sicheren Tode entronnen. Der Stich ging durch die Kleider und verletzte noch die Haut, daß der Junge ziemlich blutete. Nicht genug damit, ging der Offizier noch ein bis zwei Schritte aus seinem Gliede heraus und führte noch zwei Schläge gegen den Lehrling aus. Ein nicht ganz so schlimmes, weil nicht direkt blutiges Er- lebnis hatte am selben Tage in der Franklinstraße, welche die Fort- sctznng der Dornacher Straße bildet, eine Frau. Diese wollte ebenfalls zwischen zwei vorbeimarschierenden Kompagnien durchhuschcn, worauf der befehligende Offizier wie uns geschrieben wird, ein Hauptmann mit drohender Bewegung gegen die Frau den Degen zückte, fo daß diese in Todesangst zurückfuhr. Die beiden Vorkommniffe machen in der oberelsässischen Ar« beiterstadt gewaltiges Aufsehen, und die Presse beschäftigt sich ein- gehend damit, nur die RegierutigSorgane schweige«. Veteranenfnrsorge. Unter dieser Ueberschrift brachten'wir gestern eine demVerl . Tagebl." entnommene Notiz, in der mitgeteilt wurde, daß das Reichsschatzamt einem Kriegsteilnehmer den Pensionszuschuß um 36 M. gekürzt habe. Das Reichsschatzamt gibt eine Aufklärung, aus der folgendes zu entnehmen ist: Der Veteran bezog eine Pension als früherer Güterexpedient nach 38 Dienstjahren in Höhe von 2385 M. Dazu kam ein Zuschuß als Kriegsteilnehmer in Höhe von 57 M., in Summa also 2442 M. Durch die Novelle zum Reichsbcamtengesetz vom 17. Mai 1967' wurden die neuen Pensions- Vorschriften auch auf die Kriegsteilnehmer ausgedehnt. Dadurch stieg die Pension des Betreffenden auf 2442 M., und zu dieser Pension hat ihm das Sieichsschatzamt nunmehr einen weiteren Zu- schuß von 27 M. jährlich gewährt, so daß seine Gesamtein- nähme sich aus 2469 M. beläuft. Daß die früher ge- währte Zulage von 57 M. noch 5 Jahre lang bezahlt wurde, beruht auf dem Versehen eines Beamten. Das Reichsschatzamt erklärt weiter, daß es nach den gesetzlichen Bestimmungen zu solcher Neu- regelung verpflichtet war. Aus der �Darstellung deSVerl . Tagebl." war diese Sachlage nicht zu erkennen. Zum Zeugniszwangsverfahren gegen Pfemfert. Bon Herrn Franz Pfemfert , dem Herausgeber der Wocheuschrist Die Aktion", erhalten wir folgende Zuschrift: Sehr geehrte Redaktion I Sie veröffentlichen in Ihrer heutigen Nummer eine Erklärung des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller, die nur auf Grund falscher Informationen verfaßt sein kann. In dieser Erklärung wird behauptet, es habe sich um kein RedaktionSgeheimniS gehandelt; meine Aussageverweigerung hätte vielmehr dem Angeklagten die Möglichkeit der Bestrafung eintragen können. Ich füge diesem Brief die lithographierten Stücke des inkriminierten Aufsatzes bei: es ist die Wiedergabe des Gurlittschen Artikels in GurlittS Original-Handschrift. Nun hätte ich eine Bitte, die Sie begreiflich finden werden: ich bitte Sie, auf Grund des Beweis- stückes in der nächsten Nummer festzustellen, daß meine AuSsagever- Weigerung mit Recht unter Berufung apf das NedaktionSgeheimmS erfolgt ist.. x. Ich danke Ihnen und bin Jhpen ergeben Franz Pfemfert . Beigefügt war dieser Inschrift, wie wir bestätigen, daS Faksimile zweier Absätze deS erwähnten Manuskripts mit der unter Anklage gestellten Stelle._ Stiftung einer Kolonialdenkmünze. Etwas spät kommt eine neue Kolonialdenkmünze, die für die Teilnehmer an den im Dezember 1884 in und bei Kamerun durch die KreuzerBismarck " undOlga" damals ausgeführten Alttonen bestimmt ist. Die Denkmünze zeigt auf der Vorderseite das Brust- bild des Kaisers. mit seinem Ztämeitözuge und darüber befindlicher Kaiserkrone und auf der Rückseite unter der Kaiserkrone die In- schrift:Den tapferen Streitern für Deutschlands Ehre", umgeben von einem Lorbeer- und Eichenzwcige. Farbige erhalten die Denk- münze in kleinerem Format. Viele, die an den hierdurch belöhnten Taten teilgenommen haben, wird freilich diese Anerkennung für ihre kriegerischen Leistungen nicht mehr am Leben treffen, da seit- dem schon 2 8 Jahre verflossen sind. R.iilUand. Ein Lügcndementi. Das offizielle russische Jnformassionsbureau dementiert die Mitteilung derNowoje Wkemja", wonach der Führer der Militär- meuteret in Taschkent , E. Hessen , im Dienste der Polizei gestanden hat.E. Hessen hat weder dem Polizeidepartement noch der Gendarmerieaussicht in Turkestan je irgendwelche Dienste er- wiesen." So erklärt das offiziöse Reptil, indem cS in raffinierter Weise den Sachverhalt fälscht. DieNowoje Wremja" hat näm- lich erklärt:Vorläufig steht es fest, daß er der Polizei kleine Dienste erwiesen hat." Diese Meldung des regierungstreuen Blattes wird nicht dementiert, und kann eS auch nicht, da sie den vor dem Kriegsgericht festgestellten Sachverhalt wahrheits- getreu wiedergibt.. Amerika. Die Lage in Nicaragua . New Jork» 29. August. Präsident Taft hat seinen Befehl, die in Panama stationierten Truppen nach Nicaragua ab- marschieren zu lassen, anscheinend zurückgenommen, da am Diens- tag zweitausend amerikanische Marinesoldaten in Nicaragua sein werden, und da er ein Telegramm des Komman- deurs des KreuzersDenver " erhalten hat, in welchem der Kam- Mandant mitteilt, die Führer der Aufständischen hätten ihm per- sichert, sie würden die Verbindung mit Managua und Corinto öffnen. Auch die Regierung von Nicaragua werde an der Aufrecht- erhaltung dieser Verbindung mitwirken. Taft verhehlt nicht, daß die Lage in Nicaragua ihm Besorgnis einflößt. Sollte er finden. daß die Lage diesen Schritt rechtfertige, so werde er nicht zögern, die amerikanische Armee dort in Altion treten zu lassen. In einer beim Staatsdepartement aus Nicaragua ein- gegangenen Depesche, in der um sofortige Hilfe für die in Mata- galpa lebenden Amerikaner gebeten wird, wird die Ermordung des Deutschen Nielson in Matagalpa bestätigt. New Kork, 29. August. Nach einem Telegramm aus Corinto ist Kapitän Tcrhune mit 260 amerikanischen Malrosen und See- soldaten in das Aufstandsgrbiet nach Leon marschiert. Sowohl in Leon als in Managua herrscht wieder Ruhe.