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Br. 202. 29. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Freitag, 30. Auguft 1912.

Ein Schädiger der Arbeitersache ist jeder, der in der Zeit der Teuerung den agrarischen Räubern noch freiwillig Schnapstribut entrichtet!

Dritter Wahlkreis, dritte Abteilung. Die Mitglieder werden erfucht, sich Sonntag, den 1. September, früh 8 Uhr, in den Zahl­abendlokalen zur Flugblattverbreitung einzufinden.

ers

der Entlassung 20 Pf. Fahrgeld gibt, erhält der aus Dalldorf passiert, stets besetzt. Man ist gezwungen, 2-3 Wagen vorbeifahren Partei- Angelegenheiten. Entlassene allerdings drei Mark, aber auch ein Taler ist für zu lassen, um das Glück zu haben, nach Hause zu tommen. Spaß solchen Menschen, der sehr häufig nicht mal Obdach hat, von macht es nicht, wenn man neun Stunden gearbeitet hat, ohne etwas Erster Landtagswahlkreis. Für die an der Landtags- Arbeit ganz zu schweigen, ein Tropfen auf den heißen Stein. Warmes im Magen zu haben, bei Wind und Wetter an der Halte stelle zu stehen. Aber nicht allein an der Haltestelle Flottwellstraße erfatwahl im ersten Landtagswahlkreis beteiligten Bezirke des Früher standen dem Leiter der Dalldorfer Anstalt, Geheimrat ist dieser Hebelstand zu bemerken. Wer das Glück hat, mitzukommen, Verfügung, und ersten und zweiten Reichstagswahlkreises findet am Sonntag, Sander, größere Unterstützungsfonds zur wird beobachten können, daß auf sämtlichen Haltestellen so und so den 1. September, um 10% Uhr bei Nißle, Dennewigstr. 13, es muß anerkannt werden, daß Geheimrat Sander hiermit viele zurückbleiben müssen. Jeder ist auf die Gutmütigkeit des eine Besprechung statt. Das Erscheinen der Genossen aller be- ziemlich freigebig war. Während der letzten Jahre ist aber auch in Schaffners angewiesen, daß derselbe den Wagen überladet. Ich hatte teiligten Bezirke ist notwendig. dieser Beziehung eine erhebliche Aenderung eingetreten. Die Ver- Gelegenheit, am Mittwoch, den 28. August, als der Wagen über­waltung der Unterstüßungsfonds ist auch auf Herzberge über- laden war, mitzukommen. An einer Haltestelle in der Lüßowstraße gegangen, und seitdem flagt man lebhaft, daß an dieser Stelle das stieg ein Schumann auf und fragte den Schaffner, weshalb nur Derselbe konnte unterſtügungsrecht in der knauserigsten, unsozialsten Form gehand- er den Wagen überladen habe. Der habt wird. Gerade Herr Moeli hat in seiner Anstalt alljährlich mit widern, daß der Andrang zu groß gewesen wäre. Schußmann sagte zum Schaffner, die Anhänger würden nach Des Tausenden von Trinkern zu tun, und es besteht gegen diese Hause gefahren und die übrigen Wagen überladen. Alfobolistentreise eine gewisse und verständliche Voreingenonimen Morgens vor 7 Uhr fahren nämlich Wagen mit Anhängern. heit, die aber nicht so weit gehen darf, sich den Blick durch Ver- Der Schaffner muß nun, weil die Direktion nicht Abhilfe schafft, Am Sontag, den 1. September, haben folgende allgemeinerungen trüben zu lassen. Viel wichtiger als Geld 3 M. Strafe bezahlen. Vor den Ferien haben Wagen mit Anhängern Drte des Kreises Flugblattverteilung: Adlershof , Alt- Glienicke , unterstützung ist natürlich der möglichst schnelle Nachweis von den ganzen Tag verkehrt. Aus welchem Grunde dieselben jest weg Bohnsdorf , Briz, Charlottenburg , Köpenick , Friedenau , Groß- Wohnung und Arbeit. Weshalb auch mit dem Wohnungs- und gelassen, ist uns ein Rätsel, da die Wagen doch immer überall besetzt Lichterfelde , Grünau , Johannisthal , Königs- Wusterhausen , Arbeitsnachweis zunächst nur die aus Herzberge entlassenen Batienten find. Alle Beschwerden nüßen nichts, weil sie von Arbeitern kommen, Lanfwig, Lichtenrade , Mariendorf , Mittenwalde , Neukölln, bedacht werden sollen, ist wirklich nicht einzusehen. Niederlehme, Nieder- Schöneweide , Nowawes , Schöneberg , Die Gedächtnisfeier für Emma Jhrer, die am Sonntag, den Senzig, Stegliz , Tempelhof , Trebbin , Treptow - Baumschulen- 1. September, auf dem städtischen Friedhofe in Friedrichsfelde statt­weg, Wilmersdorf , Bernsdorf , Bossen. findet, muß in Ergänzung unserer Mitteilung vom Dienstag bereits Der Zentralvorstand. um 9 Uhr früh beendet sein. Die Teilnehmer werden des halb um recht frühzeitiges Erscheinen gebeten.

Zentral- Wahlverein für Teltow - Beeskow- Storkow:

Charlottenburg .

Der Vorstand.

Vergiftung durch Methylalkohol.

dagegen steht man Wagen mit Anhängern nach dem Westen fahren, welche alle ziemlich leer sind. Trotzdem die Arbeiter die meisten Groschen der Großen Berliner zuführen, wird keine Rücksicht auf fie genommen." Die Verkehrspolizei hat die Aufgabe, die Große Ber liner daran zu erinnern, daß sie ein Verkehrsinstitut ist, das die Verkehrsinteressen in erster Linie zu erfüllen hat.

Ober Schöneweide. Sonntag, den 1. September, von morgens Aus der Selbstmordchronit. Von der Oberbaumbrücke sprang 8 Uhr ab: Flugblattverbreitung von den bekannten Stellen aus. gestern vormittag ein junger Bursche in die Spree. Vorübergehenden, Die Bezirksleitung. die den Vorfall sahen und sich sofort an die Rettung des jugend­Obgleich die große Giftigkeit des Methylalkohols jetzt doch lichen Lebensmüden machten, gelang es nach einigen Bemühungen, Reinickendorf - ft. Sonntag, den 1. September, früh: Flugblatt- wohl überall genügend bekannt geworden ist, kommen immer ihn auch aus dem Wasser zu ziehen. Auf der Hilfswache in der verbreitung von den bekannten Stellen aus. noch tödliche Vergiftungen durch ihn vor. So verstarb kürzlich Görlitzer Straße fonnte jedoch nur noch der Tod des Ertrunkenen, Strausberg . Am Sonnabend, den 31. August, abends 8%, Uhr, im Streiskrankenhause in Reinickendorf ein dort aufgenommener eines 15 Jahre alten Arbeitsburschen, festgestellt werden. im Lokale von Weiß, Wilhelmstraße: Ordentliche Mitgliederversamm Schriftsezer, der als starker Trinker und Raucher bekannt war, Ein gefährlicher Provisionsschwindler, der schon längere Zeit von lung. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht zwei und eine halbe Stunde nach seiner Aufnahme. Das Er der Kriminalpolizei gesucht wird, treibt noch immer sein Unwesen. von der Kreisgeneralversammlung in Zadeburg. 3. Die Bedeutung gebnis der Obduktion war, wie Dr. v. Schlichting in der Der Gauner, ein 34 Jahre alter Agent Georg Brüsewiß, war früher der Bildungsausschüsse. 4. Abrechnung vom Sommerfest. 5. Vereins- Med. Klinik" mitteilt, daß schwere Veränderungen des Magens eine Beitlang bei einer Häuſer- und Geschäftsvermittelungszentrale angelegenheiten. durch die Wirkungen des Giftes stattgefunden hatten, das im in der Neuen Jakobstraße beschäftigt. Von dieser Tätigkeit befitt Röntgental. Sonnabendabend und Sonntag früb: Flugblatt- Magen gefunden wurde und das als Methylalkohol iden- er noch Geschäfts- und Reklamepapiere, sowie einen Inkassoschein verbreitung. Die Genoffen weeden ersucht, sich hierzu beim Genossen tifiziert werden konnte. Es wurde festgestellt, daß der Mann der Zentrale auf seinen Namen. Mit dieſen Papieren ausgerüstet, Morig Müller, Staiser- Wilhelm- Straße 58, einzufinden. besucht er Leute, die in den Zeitungen anzeigen, daß sie an seinem Todestage in seiner Stammtncipe, nachdem er ihr Geschäft verkaufen wollen und spiegelt ihnen vor, daß Die Bezirksleitung. Hering gegessen schlesischen Korn" getrunken hatte, in dem er einen Käufer habe. Bevor noch der angebliche Käufer fich Methylalkohol nachweisen ließ. Im übrigen wich das selbst erschienen ist, schließt schließt er mit den Verkaufslustigen Ergebnis der Sektion von den Sektionsergebnissen der nach Verträge ab und läßt sich einen Teil der Vermittelungsgebühren den Weihnachtsfeiertagen verstorbenen Asylisten nicht ab. Der schon vor dem endgültigen Abschluß auszahlen. Das Vertrauen der Fall zeigt, daß Methylalkohol auch für einen chronischen Leute wird hauptsächlich dadurch bestärkt, daß der Schwindler angibt, Alkoholiſten ein tödliches Gift ist, und daß die Aufsicht über im Auftrage der Vermittelungszentrale zu handeln. Wenn sie nun die Spirituosenhändler und-fabrikanten in dieser Hinsicht noch einige Zeit vergeblich auf den Stäufer gewartet haben und sich dann an die Zentrale wenden, so erfahren sie, daß der Agent Brüsewitz weiter nötig ist. schon längst nichts mehr mit ihr zu tun hat. Zuweilen erhalten die Verkäufer auch einen Brief, indem ihnen der Käufer mitteilt. daß er von dem Stauf zurücktrete. Bisher gelang es nicht, den gefähr lichen Schwindler zu faffen. Es sei deshalb dringend vor ihm gewarnt.sis is

Berliner Nachrichten.

Die Säuglingssterblichkeit

hat in Berlin sich in diesem Sommer auf mäßigerer Höhe gehalten als im vorjährigen. In dem vorjährigen, ungewöhnlich heißen und trockenen Sommer war unter dem Einfluß dieser Witterungsverhältnisse die Zahl der Säuglings In der Säuglingsfürsorgestelle I findet im September wieder ſterbefälle sehr beträchtlich gestiegen. Der diesjährige Sommer, unentgeltlicher Unterricht in Säuglingspflege mit praktischen lebungen den man zu den fühleren rechnen muß, hat die Säuglings statt, wöchentlich einmal, Meldungen schriftlich oder mündlich von sterblichkeit wieder auf ihr normales" Maß gebracht. Die 2-4 Uhr im Bureau des Kinderhauses, Blumenstr. 97.. alljährlich in den Sommermonaten wiederkehrende Mehrung Ein Eifersuchtsdrama ereignete sich gestern morgen im Hauſe Horte für Hilfsschüler. Bei Eintritt in die fühlere Jahreszeit der Säuglingssterbefälle hatte im vorigen Jahr erst in der sei auf die vom Erziehungs- und Fürsorgeverein für geistig zurück einem Beile auf seine Ehefrau los und brachte ihr so schwere Ver Schönhauser Allee 50a. Dort ging der Maurer Richard Noack mit zweiten Hälfte des Juli begonnen, und ziemlich genau um gebliebene( schwachsinnige) Kinder( Borsitzender: Stadtschulrat dieselbe Zeit hat sie auch in diesem Jahre eingesetzt. Im Dr. L. H. Fischer) unterhaltenen besonderen Horte für Hilfsschüler legungen bei, daß sie sterbend nach dem Lazarus- Krankenhause ge Frau Road hatte ihren Mann vor einiger Jahre 1911 fam es dann zu einer rapiden Aufwärts- hingewiesen. In diesen findet die sich selbst überlassene schwachsinnige bracht werden mußte. Noad selbst, der bei dem Transport seiner Frau bewegung, die um Mitte August ihren Höhepunkt Jugend Beaufsichtigung, zweckmäßige Beschäftigung, eine ihrem Beit verlassen. erreichte. Den sonst so unerfreulichen Witterungs­Bildungsgrade und Gemüte entsprechende nüzliche Unterhaltung und nach der Unfallstation noch zugegen war, hatte plöglich die Flucht verhältnissen des Sommers 1912 haben wir wenigstens das dadurch Schutz vor den gerade diesen Unglücklichen besonders drohenden ergriffen, wurde aber von Polizeibeamten des 109. Reviers ver­Gefahren der Straße. Diese Hörte bilden eine wertvolle Ergänzung und haftet. Nach einer kurzen Vernehmung auf der Revierwache wurde zu danken, daß diesmal im Juli und August die Mehrung unterstützung der häuslichen Erziehung und des Unterrichts. Die er der Kriminalpolizei übergeben. der Säuglingssterbefälle bei weitem nicht so start gewesen ist. Tatsache, daß schwachsinnige Kinder im Zusammensein mit normalen Aus dem Landwehrkanal gelandet wurde gestern früh gegenüber Sehr viel weniger reichlich ist diesmal des Todes furchtbare leicht dem Spott der letzteren ausgesezt sind, daß sie außerdem eine der Königin- Augusta- Straße, unweit der v. d. Heydtbrücke, die Ernte ausgefallen: der Unterschied beträgt beispielsweise für ihrer Eigenart angepaßte Beschäftigung benötigen und sich in ihren Leiche einer unbekannten, ungefähr 80 Jahre alten Frauensperson. den vierwöchigen Zeitraum von etwa Mitte Juli bis Mitte Schulräumen am heimischsten fühlen, veranlaßte den Verein, eigene Die Tote ist 1,70 Meter groß und kräftig, hat dunkles Haar und August rund ein Vierteltausend Säuglingssterbefälle. Von Horte zu gründen und sie an Hilfsschulen anzuschließen. Durch die trug eine weiße Bluse, einen schwarzen Rock, schwarze Strümpfe Kindern des ersten Lebensjahres starben in den vier Wochen unterstützung der Plant- Stiftung, sowie durch namhafte Butvendungen und Schnürschuhe und eine goldene Kette mit Medaillon. Die Leiche dieses Jahres 639, während in demselben Zeitraum des des Magistrats war es dem Verein möglich, 1906 bezw. 1908 vier wurde nach dem Schauhause gebracht. Horte, und zwar im Dsten Straßmannstr. 5, im Nordwesten vorigen Jahres 886 gestorben waren. Es ist zu wünschen, Wiclefstr. 2, im Norden Putbuser Str. 3/6 und Schulstr. 14/15 zu Als Leiche gefunden wurde der Former Tetzlaff, der vorige Woche daß der Spätsommer und der Herbst uns trockenes und gründen und zu erhalten. Sie seien allen Eltern von Hilfsschul- sich aus der elterlichen Wohnung entfernte. T. wurde an dein warmes Wetter bringen. Aber hoffen muß man, daß nicht findern, die gezwungen find, tagsüber ihrem Erwerb nachzugehen, Spandauer Schiffahrtskanal an der Fennbrücke aus dem Wasser ge­die Versorgung zogen. in der Säuglingssterblichkeit der September zum Teil noch wärmstens empfohlen. Auskunft und Nat nachholt, was im Juli und im Auguſt uns erspart geschäftsstelle bes Vereins, Straßmannstr. 6, in den Sprechstunden öffnet. Zur Aufführung gelangte das fürs Rafino- Theater besonders fchwachsinniger Kinder betreffend erteilt gern und kostenlos die Das Kasino- Theater hat dieser Tage feine Pforten wieder ge­Dienstags und Freitags von 5-6 Uhr. zugeftuzte Stüd von Artur Landsberger :" Der Großfürst". Der

blieben ist.

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Zur Einquartierung von Truppen in Berlin wird amtlich berichtet: Spezialitätenteil enthält einige ganz passable Nummern. Die eingetroffenen Quartiermacher der in Berlin einzuquartierenden Zwei größere Brände beschäftigten die Berliner Feuerwehr gestern Truppenteile Reg. 35, I/ II 8, Füfiliere 12, Jäger 3 und Maschinen- früh fast gleichzeitig in der Weberstr. 3 und in der Finnländischen gewehrabteilung 7 werden auf Grund der ihnen ausgehändigten Straße 11. An der ersten Stelle standen Holzvorräte und Teile der Billette die einzelnen Quartiere besichtigen und bestellen. Es wird Schaldede in einer Tischlerei in Flammen, während an der daher bemerkt, daß die durch die Quartiermacher bis zum 30. d. M. zweiten Stelle der Da ch stuhl des orderhauses in halber Aus mittags nicht bestellten Quartiere nicht benutzt werden und nur die dehnung mit Verschlägen brannte. Hier wie dort mußte längere Quartiergeber der bestellten Quartiere einen Anspruch auf Ent- Beit Wasser gegeben werden, um die Gefahr zu beseitigen. Die schädigung haben. Von einer Belegung der Gegenden um den Ursache beider Brände konnte nicht ermittelt werden. Morigplatz und westlich der Culmstraße, bie zuerst ebenfalls be­absichtigt war, tonnte Abstand genommen werden, da sich genügend Die Zahlung der Ent­Quartiere anderwärts gefunden hatten. schädigung für Quartierbenuzung und Verpflegung erfolgt nur durch Billette, und zwar baldmöglichst nach Abzug der Truppen und Fest­die Steuererheber direkt an die Quartierwirte gegen Rückgabe der stellung der Beträge. Eine Auszahlung derselben durch das Militär­

gebracht:

Vorort- Nachrichten.

Maßnahmen gegen die Lebensmittelverteuerung. Die sozialdemokratische Fraktion der Lichtenberger Stadverordnetenversammlung hat folgenden Antrag ein­Die Stadtverordnetenversammlung beschließt: Der Magistrat möge sofort eine motivierte Petition an die Reichs- und Landesbehörden richten, durch geeignete May­nahmen dem bis zur Unerträglichkeit herangewachsenen Not­stande der Bevölkerung Einhalt zu tun.

Das nene städtische Fürsorgeamt für entlassene Geistestranke, für das die Stadtverordneten vor länger als Jahresfrist eine erste Rate von 20 000 m. bewilligt haben, ist vor mehreren Monaten in Kraft getreten. Was über seine Tätigkeit in die Deffentlichkeit bringt, ist wenig befriedigend, wenn auch von städtischer Seite angegeben wird, daß die bisher gemachten Erfahrungen, obwohl nicht allzu reichlich", befriedigende seien. Es ist richtig, daß die neue Art der fozialen Fürsorge einen Versuch darstellt. Denkt man aber an die notorische hochgrabige Notlage, in der fich außerordentlich viele ehe malige Jrrenanstaltsinsassen unmittelbar nach der Entlassung be­finden, eine Notlage, die oft jahrelang anhält und durch das Bor­urteil gegen Geistestrante genährt wird, so mill es doch scheinen, als ob die leitenden Bersönlichkeiten des Fürsorgeamtes etwas zu vorsichtig und bureaukratisch verfahren. Es wird zugegeben, daß bisher nur eine ganz beschränkte Anzahl entlassener Patienten, bureau tann auch ausnahmsweise nicht erfolgen. die von dem Direktor der Jrrenanstalt Herzberge ausgewählt Ein Baunnfall ereignete sich gestern vormittag 1211 Uhr auf wurden, dem Fürsorgeamt überwiesen worden sind. Schon diese Der von der Firma Hennig u. Heuer Auswahl durch einen oberleitenden Psychiater ist eine recht bedent- dem Neubau Waisenstr. 9. liche Sache. Psychiater haben trotz mancher Gelehrsamkeit gerade aufgeführte Bau ist bis zur zweiten Etage gediehen. Gestern war für die Anforderungen, die das praktische Leben stellt, sehr häufig ein Arbeiter damit beschäftigt, Material heranzutragen. Als er das nicht den besten Blick. Gewiß soll der Psychiater ein Wort mitreden, felbe abwarf, fiel plötzlich das Innengerüft des Baues, auf welchem aber die Auswahl derjenigen Personen, die überhaupt zur Unter- sich zwei Maurer befanden, zusammen. Während es dem einen ftügung als geeignet angesehen werden, sollte nicht ihm allein über- Maurer gelang, sich am Mauerwerk festzuhalten, stürzten der Maurer Lassen bleiben. Besonders starte Klage wird darüber geführt, daß Fähnrich und der Arbeiter Mathes in den Keller hinab. Schwer brauchsgegenstände einen für die Volksgesundheit und Er­das Fürsorgeamt vorläufig nur für solche Entlassenen eintritt, die verlegt wurden beide in das Krankenhaus Friedrichshain gebracht. aus der Anstalt Herzberge entlassen sind. Wir kennen Fälle, in denen Allem Anschein nach ist der Gerüstzusammensturz auf das Nachgeben unterstützungsuchende, schwer notleidende ehemalige Patienten aus der Steifen zurückzuführen. anderen städtischen Frrenanstalten abgewiesen worden sind, weil sie nicht in Herzberge waren. Das ist denn doch eine Härte, die dem fozialen Gedanken widerspricht und mit der Bedeutung eines Versuches wohl schließlich nichts zu tun hat. Sie fann nur damit erklärt werden, daß sich eben der Direktor der Anstalt Herzberge die Aus­wahl der zu Berücksichtigenden vorbehalten hat und diese Auswahl nicht treffen will bei Patienten, die nicht in seiner Anstalt waren. Für die Entlassenen aus Dalldorf und Buch besteht also die alte Misere nach wie vor. Im Gegensaß aur Anstalt Herzberge, die bei

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An die Adresse der Großen Berliner richtet sich folgender Not­schrei, der uns aus den Kreifen unserer Leser zugeht und der wie Wenn man von seiner Arbeitsstelle nach Hause folgt lautet: tommen will und keine andere Bahn benutzen kann als die Große Berliner Straßenbahn, so wird man oft auf eine harte Probe ge­stellt. Wir sind gezivungen, um nach Moabit zu kommen, die Nr. 17 zu benutzen. Seine andere Fahrgelegenheit ist von der Lützow -, Ecke Flottwellstraße vorhanden, wenn man nicht zu Fuß nach Hause wandern will. Ich arbeite in der Lüßowstraße. Der Wagen der Linie 17 ist von 5 Uhr abends ab, wenn derselbe unsere Haltestelle

Da die Preissteigerungen aller Lebensmittel and Ver­nährung bedrohlichen Charakter angenommen haben, ersucht die Versammlung den Magistrat, vom Bundesrat und dem Reichstag zu fordern:

1. Die sofortige Aufhebung der Zölle auf Vich, Fleisch, Getreide und Futtermittel, der Grenzsperre für die Ein­führung von Schlachtvieh, des§ 12 des Fleischbeschau­gefeges, der Einfuhrscheine.

2. Die fofortige Einberufung des Reichstages.

3. Weiter ersucht die Versammlung den Magistrat, baldmöglichst Einrichtungen zu treffen und Vorschläge der Versammlung zu unterbreiten, die geeignet erscheinen, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen.