foHur muffen die Arbeikermnen diese schiSere Ardeik?e?tichken, dieiür ihren Organismus überaus schädlich ist. In letzter Zeit finddie Handgriffe an den Pressen entfernt worden— warum ist schierunerfindlich—, sc daß die Arbeit sehr erschwert umd eine genügendePressung fast ausgeschlossen ist. Alle diese Nebenarbeiten müssendie Wickelmacherinnen für die angeführten Lohnsätze mitmachen,wodurch für die gleiche Quantität Wickel eine weit niedrigere Ent-löhnung herauskommt als in den meisten Privatbetrieben.Noch schlimmer steht es mit den Rollerinnen, deren Lohnsätzeebenso niedrig und zum Teil n«h niedriger sind als in den ent-legensten Dörfern. Der Reichsminimalsatz im Tabakarbeiterver-band für Roller beträgt 5 Mk. pro Mille für ganz leichte Fassons,und 4(X> Arbeitgeber stehen zum Perband in einem Tarifverhält-nis. In der Kaiserlichen Manufaktur Straßburg hat nach derobigen Tabelle eine einzige Arbeiterin von 4g einen Lohn vo»S,20 M. pro Mille, alle anderen haben viel, viel weniger. Bei soniederen Akkordsätzen kommen am Zahltag natürlich auch sehrkleine Lohnsummen heraus. Die Deckenschueiderinnew erzielen fürdiese äußerst anstrengende und komplizierte Arbeit einen Tagelohnvon 2, Sl) M., die Deckenaufarbeiterinnen erreichen oft nur im Tageinen Verdienst von 1,75 M. Die Umblattreißerinnen bringen esim Tag auf 1,50 bis 1,80 M. Jugendliche Tagelöhnerinneri er-halten pro Tag 1 bis 1,(30 M., jüngere Frauen 1,60 bis 1,80 M.Langjährig beschäftigte Frauen haben Tagelöhne von 1,80 bis 2 M.Die Kistenkleberinnen bringen eS in 12 b-is 13 Arbeitstagen aus18 bis 22 M. In den Sortierabteilungen herrscht das Akkord-system zu Sätzen von 1,20 M. pro Mille, und je nach Verpackungnoch weniger. Auch Aussetzen müssen die Arbeiterinnen zum Teilalle Samstage, ohne daß ihnen ob der unverschuldeten Anordnungetwas vergütet wird. In der Kautabakabteilung sind die Lohn-Verhältnisse nicht besser. Die Verdienste der männlichen Arbeiterbetragen in 12 bis 13 Arbeitstagen 39 bis 48 M. Die Tagelöhnererhalten pro Tag 2,80 bis 2,90 M., 3 M. und 3,20 M. und erstnach langjähriger. Beschäftigung einen Aufschlag von 10 Pfennigpro Tag. Ein Arbeiter, der den Vorarbeitertitel hat. wird mit4 M. pro Tag entlohnt.Das sind also Wochenlöhne, die heruntergehen bis zu 5 M.und bis unter diesen Betrag. Die eine Arbeiterin, die es auf44 M. in 12 bis 13 Tagen bringt, arbeitet an Wickelmaschinen, sieentfaltet eine Intensität bei der Arbeit, die auf die Dauer unbe-dingt die Gesundheit zerstören muh. Von glaubhaften Arbeite-rinnen wurde uns versichert, daß die Betreffende weder eine Früh-ftücks- noch eine Vesperpause macht, daß sie nie während der Ar-beitszeit austritt, sondern ohne aufzuschauen mit schier unglaublichem Eifer und beispielloser Aufmerksamkeit ihre Arbeit ver-richtet. So bringt sie es auf 20 bis 21 M. die Woche! Und diesewerden ihr obendrein erst nach 12- bis 13tägiger Arbeit ausbezahlt.Es ist unerhört, daß ein Staatsbetrieb noch die 14 tägige Lohnzahlung aufrechterhält.Fast noch mehr als die niederen Löhne fordert daS beispiellosraffinierte Prämien- und Strafsystem unseren Pro-lest und unsere schärfste Kritik heraus. Dabei verfährt man folgen-dermaßen: Den Wickelmacherinnen wird ein Quantum Umblattund den Rollerinnen ein Quantum Deckblatt ausgehändigt, dasfür ein Kilo(250 Stück) Mckel beziehungsweise Zigarren reichensoll. Reicht eine Arbeiterin nicht mit dem Tabak aus, so erhält sieeine Strafe, die derjenigen Arbeiterin als Prämie gezahltwird, die mit ihrem Tabak wie verlangt auskommt. Ja man gehtnoch weiter: Kommen Arbeiterinnen mit ihrem Tabak soweit wievorgeschrieben aus, aber eine oder mehrere Kolleginnen reichten mitihrem Quantum darüber hinaus, so erhalten die elfterenStrafen, trotzdem sie vorschriftsmäßig gearbeitet haben; auchdiese Strafen fließen wiederum als Prämie denjenigen zu, die ausdem Tabak mehr Wickel und Zigarren herausbrachten, als vorge-schrieben war.Zu den gekennzeichneten Strafen freien jedoch noch andere. Beider Abnahme der Zigarren wird sehr viel Ausschuß geworfen.Oft 100 Stück in einer Woche, und außerdem müssen die Arbeite-rinnen vier Ueberzigarren pro Mille liefern. Man ist allgemeinder Ansicht, daß der sogenannte„Ausschuß" in den Handel geht,aber die Arbeiterinnen bekommen dafür keinen Lohn. Ja� nochmehr. Ist der Arbeiterin zweimal hintereinander Ausschuß ge-warfen worden, dann erklärt ihr der Werkmeister nicht selten:Schon wieder Ausschuß? Da setzen Sie nur erst einmal einen oderzwei, auch mitunter drei Tage aus!- So fügt man zu den Straf-abzügen noch die erzwungene Arbeits- und Verdien st-l o s i g k e i t mehrerer Tage!In ähnlicher Weise wird das Zuspätkommen bestraft. Wer1 bis 5 Minuten zu spät kommt, muß bis Mittag feiern, denn erfindet das Tor verschlossen, und trotz allem Bitten wird es nichtgeöffnet. Es ist wiederholt vorgekommen, daß kaum der letzteGlockenton verhallt war, als auch schon das Tor geschlossen wurde,obgleich Arbeiterinnen im Begriff standen, einzutreten. Fast wur-den ihnen die Hände gequetscht, die sie unwillkürlich ausstreckten,um daS Zuschlagen des Tores zu hindern. Der größte Teil derbeschäftigten Frauen sind zudem Mütter, die vor Beginn ihrerArbeit ihre Kleinen erst nach der Krippe oder nach dem Kinder-garten schaffen müssen. Wie leicht gehen da ein paar Minutenmehr auf den Weg!Stärke des TonS Übertroffen wurde». Er sagte sich, daß es eigent-lich umgekehrt der Fall sein mußte, weil die Hand eine größeredynamische Wirkung hervorzubringen imstande sei als die Lunge.Mittels einiger Verlindernngen an den Instrumenten— Dr. Tomaslikverlegte die Schallöcher, spannte die Saiten anders über den Stegund brachte es zuivege, daß sotvohl die Decke als auch der Bodendes Instruments mitschwingt— wird jeder Ton auf das Dreifacheverstärkt und veredelt. Das Material. Holz oder Latten kommthierbei gar nicht in Betracht. Das österreichische Arbeits-Ministerium hat dem Erfinder eine große Werkstätte und zahlreicheHilfskräfte zur Verfügung gestellt. Im Herbst soll ein großesöffentliches Konzert in Wie» mit seinen Instrumenten veranstaltetwerden.Theater.Münchener Theater. Der Verein Münchener Volksfest«spiele brachte als erste Extravorstellung Calderons Mysterium;.Der standhafte Prinz", in welchem dein Zuschauer inebenso eindringlichen wie bedrückenden Bildern die Onalen vor-geführt werden, die der christliche portngiefische Prinz Fernando auS-hält in der Gefangenschaft des islamitischen Sultan«, der von ihmdie Uebergabe der Stadt Zeuda verlangt. Und Don Fernando er-gibt sich nicht, er bleibt dem Kreuze treu, bis er den Märtyrertodstirbt. DaS ist alles im Calderonscheii, Original in künstlerischem Stilals Sieg der Idee dichterisch gestaltet. Der Münchener Bearbeiter,Georg Fuchs, beschränkte sich konsequent nur auf da» Dogmatische,so daß das Ganze wie ein katholisches Propagandastiick wirkt undverstimmt. Für das Volk ist derart religiöse Kost überhaupt kein.Fest"— die reaktionäre Richtung mutz entschieden abgelehnt werden.Was man dem Werk an Ausstattung zuteil werden lassen konnte,war getan worden, nur in der Darstellung machte man eS sich leicht.Die Wirkung blieb völlig aus.Humor und Satire.Lokales.Wie unser tn-Mitarbeiter aus lautersten Quellen erfährt, bestehtdie feste Absicht des Kaisers, auch einmal Berlin zu besuchen.Die Sicherheitsmaßnahmen hat der bekannte SicherheitS- undUmpandskommissar v. I. übernommen.Das Vergnügungsprogramin ist reichhaltig und munter: 1. Be-fichtigung der Stadt.(Wie verlautet, freuen sich Seine Majestätaußerordentlich, auch einmal Berlin wiederzufeh«,.) 2. Polizeimanöver: Slraßenschlacht. Die Jagd auf den Streikposten. Dieblaue Partei hat hier wie immer die Aufgabe, die Roten durchÄbsperrungsmaßregeln zu bedrängen. S. Besichtigung des unbe-straften Berliners(ein Herr v. I.). 4. Vorführung de« Lebens undTreibens der Bevölkerung: dieselbe ruft Hurra I. schwenkt mitTüchern und ernährt sich auch sonst auf honette Weil«. S. Besichu-gung des historischen Schnitzels.Un8 die Behandlung der Arber terlttnett? Schamund Zorn trieben uns das Blut in die Wangen, als wir die Klagender Arbeiterinnen ob der ihnen widerfahrenen Behandlung hörten.„Saumensch",„dumme Affen".„Gänsegurgel" sind Titnlationen,die den Arbeiterinnen täglich durch verschiedene Werkmeister zuteilwerden. Alte Frauen, die fast ihr Leben lang im Betrieb schafften,die die Mütter der Werkmeister sein könnten, werden von diesenbeschimpft und angeschrien: sie gehörten gar nicht in einen ordcnt-lichen Betrieb, sondern in einen Stall gestopft. Eine alte Frau, dieschlecht hört, wurde beschimpft:„Dummer Hafen, tauber, kannst nichthören!" Jungen Mädchen, eben der Schule entwachsen, wurde voneinem Werkmeister zugeschrien:„Ihr gehört dahin, wo die Fensterbemalt sind!"(Die Straße, wo die Prostituierten wohnen. DieVerfasserin.) Einer jungen Mutter, die sich Urlaub erbat, um ihrkrankes Kind zu besuchen, antwortete der Werkmeister durch einunflätiges Wortspiel. Der Anstand verbietet uns, es hier auch nurandeutungsweise wiederzugeben. Das ist die Behandlung von Ar-beiterinnen in einem Staatsbetrieb!Und wie steht es um die hygienischen und sozialenEinrichtungen des Betriebes? Beide sind sehr, sehr reform-bedürftig. Eine Woschgelegenhcit ist heute vorhanden im Betrieb,aber keine Badegelegenheit, obgleich gerade diese bitternot täte. Jeder Arzt wird uns zustimmen, daß just für Tabak-arbeiterinnen eine peinliche Sauberkeit, eine gute Hautpflege drin-gend notwendig ist, um der gesundheitsschädlichen Einwirkung desnikotinhaltigen Tabakstaubes entgegenzuwirken. Im Betrieb fehltdie Möglichkeit dazu. In den österreichischen Tabakfabriken(Staats-Monopol) findet man überall Badeeinrichtungen, ferner Vorgärtenoder Parks, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen sich ergehenkönnen. In Straßburg ist keine Spur solcher Einrichtungen.Der Straßburger Betrieb hat eine Fabrikkrankenkasse,die aber nichts über die gesetzlich festgelegten Minimalsätze leistet.Das tägliche Krankengeld beträgt 1,10 M. Eine Wöchnerin erhältim ganzen 39,60 M. Ist sie gezwungen, zur Entbindung ins Spitalzu gehen, so muß sie für den zehntägigen Aufenthalt 28 M. be-zahlen. Für die übrigen fünf Wochen bleiben ihr also ganze 11,60Mark zum Lebensunterhalt. Davon läßt es sich„herrlich" leben,besonders in Stratzburg, wo Miet- und Lebensmittelpreise sehrhohe sind. Der Betrieb mit seiner ganzen Schar weiblicher Ar-beiter könnte sehr wohl ein Entbindungs- und ein Säuglingsheim,desgleichen einen Kindergarten unterhalten. Nichts von alledem.Statt dessen den denkbar niedrigsten Satz für Krankengeld undWöchncrinnenunterstützung. Ein Beweis für den unsozialen Geist,der im Betrieb herrscht, ist auch das folgende Vorkommnis: EineArbeiterin, Wickelmacherin. die als Vertreterin ihrer Kolleginnenin den Kassenvorstand gewählt worden ist, kam einige Minuten zuspät zur Sitzung. Diese fand während der Arbeitszeit statt. Ver-giitung für die Arbeitsversäumnis gibt es nicht. Die Arbeiterinhatte nun, bevor sie zur Sitzung ging, noch schnell ihre Wickel ein-gepreßt, daher die Verspätung. Der Vertreter des Betriebes drohteihr dafür eine Strafe von 50 Pf. an, und erst auf Fürsprache einerVorarbeitrrin ließ er davon ab.Solche Zustände sind natürlich nur in Betrieben möglich, indenen die Arbeiter unorganisiert oder nur vereinzelt organisiertsind. Nachdem die Organisationsbestrebungen neuerdings kräftigund mit gutem Erfolg eingesetzt haben, wird auch mit den schreien-den Ucbelständen aufgeräumt werden. In den österreichischenStaatsbetrieben haben die Tabakarbeitcrinnen dank ihrer festen undstarken Organisation schon vieles erreicht, woran unsere Straß-burger Staatsarbciterinnen noch nicht zu denken wagen.(Luise Ziehin der„Gleichheit".) 1Hud der Partei.Zur württcmbergischcn LaudcSversammliinß.Genosse Karl H ll g l i n- Rohr a. F. ersucht uns um Aufnahmefolgender Richtigstellung zur Berichtigung de« Genossen Westmeyerin Nr. 207 des„BorwärtS", betreffend DelegationSbeschickung zurwürttembergischen Landesversammlung:„Die von mir in vier Exemplaren versandte Aufforderung umZusendung von Blaukodelegationskarten zur württembergischen Landes-Versammlung geschah im Auftrage von zirka 3S Delegierten derKreisgeneralversammlung, die zirka 20 Ortsvereine vertraten.DaS von mir angewandte Verfahren war meinen Auftraggebernnicht nur bekannt, sondern sie verlangten diese Maßnahmen mit demHinweis, daß sie eine Blankovollmacht von ihren Mitgliedschaftenbesäßen, um deren Interessen nach jeder Richtung wahrnehmen zukönnen."UnS erscheint daS System der BlankodelegationSkarten, das eineVertretung durch Genossen ermöglicht, die den Auftraggebern manch-mal ganz fremd sind, durchaus verwerflich. Hoffentlich tritt inWürttemberg bald so viel Ruhe und Besonnenheit ein, daß dasjetzige unhaltbare DelegationSsystem zur Landesversammlung einergründlichen Aenderung unterzogen wird.Als besonderes Amüsement ist eine Gerichtssitzung gegen einenKorpsstudenten in Aussicht gehalten. Der betreffende Rechtsanwaltwird bereits jetzt— vorsiciuShalber— eingesperrt.Möchte doch unser Kaiser und Herr auch bei uns jenes Ent-zücken empfinden, das ihm andere Städte bereits eingeflößt zu habendie hohe Ehre hatten. Das walte Gott lJuristentag in Wien.Das räuspert sich und speichelt Paragraphenin Reden, Gegenreden, Kommentaren ein...Man ist gewissermaßen unter sich allein—Der Redner spricht. Die andern Herren schlafen.DaS dünkt sich wohlerfahren, trotzt von Würden.--Hier wird das Leben wissenschaftlich aufgefaßt:—doch jeder Kerl, der eine schwere Lastzu Hafen trägt, weiß mehr als sie von unfern LebenSbllrden.DaS glaubt noch an juristische Gewalten.Und zwängt es sich nicht in Begriffe ein,dann wird daS Leben wohl nicht richtig sein � l lDas schwätzt und alleS bleibt beim Alten.Der Schaffe ist ein Strohwisch, eine Puppe...Was weig der Landgerichtsdirektor mit der Atemnotvon Streik und Hunger und von Qual und Tod?—Er urteilt ab, das andre ist ihm schnuppe.Und geht nach Haus und deckt sich durch verdammteHochnäsigkeit und Akten und Papierund Tinte... Wozu sind die Professoren hier?—Juristen?— Wissenschaftler?—"•Richtbeamte!—Kurt.Notizen.— In der Großen Berliner Kunstausstellungam Lehrter Bahnhof beträgt beute der Eintrittspreis von 2 Uhrnachmittags ab wieder nur 25 Pf.— Der jung- belgischen Malerei. Plastik undZ e i ch e n k u n st ist die sechste Ausstellung der Zeitschrift„Sturm"(Königin-Augnstastr. 51) gewidmet. Vertreten sind elf Küiistler. DieBilderschau ist vom 8. bis 25. September täglich zwischen 10-6 Uhroffen.— Zu Felix WeingartnerS Beethoven-Kon-zerten sind einzelne Kategorien der Abonnementskarten bereitsausverkauft. Stehplätze werden in Berlin überhaupt nicht zur Aus-gäbe gelangen, da die Fürstenwalder, die bei der Abgabe der Sitz»Plätze zu kurz gekommen sind, sämtliche Stehplätze— in ersterLinie für die Unterrichtsanstalten— an Ort und Stelle auflaufenließen,Hua Induftric und f)andd.Verstelgerungsringe.Ein Gegenstand, dessen Buchwert oder Verwendungswert er«heblich ist, verliert bei einer öffentlichen Versteigerung außer»ordentlich. Wenn nicht aus besonderen Gründen ein heißer Kampfum diesen Gegenstand entsteht, so wird meistens kaum die Hälftedes wirklichen Wertes hereingebracht. Das ist schon der Fall beiden Versteigerungen, wo alles mit rechten Dingen zugeht, wokeine geheimen Abmachungen unter den Bietern bestehen. Häufigjedoch tun sich die Teilnehmer an der Versteigerung im geheimenzusammen und geben sich das Versprechen, eine bestimmte, ganzgeringe Summe, nicht zu überbieten. Für diese kleine Summeersteigert dann eine vorher bezeichnete Person, tne dem Ringe an»gehört, den Gegenstand. Sie erhält ihn aber nicht für die Er«stigerungSsumme, sondern zahlt an die anderen, mit denen sie dieAbmachung getroffen hat, eine Abstandssumme. Aber auch dieGesamtzahlung läßt dieser Person noch einen sehr erheblichenNutzen. Die anderen aber haben Geld in die Tasche gesteckt, fürdas auch nicht der geringste Aufwand geleistet worden ist, sie habeneinfach ein Geschenk erhalten und zwar auf Kosten des oder derGläubiger, für die die Versteigerung vorgenommen wurde. Einderartiger Fall ist vor einigen Tagen wieder einmal passiert undzwar bei der Versteigerung von Maschinen der unglückseligenAkkumulatorenwerke vorm. W. A. Boese. DieseMaschinen hatten einen Wert von einigenhunderttausend Mark. An der Versteigerung nahm einegroße Zahl von Personen teil, die in der oben geschilderten Weiseeinen Ring bildeten. Die Maschinen wurden an einen der Bieterfür ungefähr 24 000 M. losgeschlagen. Der Ersteher zahltedarauf 25 000 M. an die anderen Herrschaften auS, jo daß jedervon ihnen ungefähr 350 M. in die Tasche steckte.BernichtungSkampf in der Industrie der Metallfadenlampe.Die Augsburger Wolfram-Lampen-Aktiengesell«s ch a f t steht vor dem Zusammenbruch. Nach den Schwierigkeiten,die die Schneider-Gesellschaft durchzufechten hatte, dann der Krise»welche das Pintsch-Unternehmen gepackt hat, ist dies die dritte un-abhängige Metallfadenlampenfabrik, welche derlei Dinge erfährt.Dies hat seine tieferen Zusammenhänge, und damit geht daS Schick-sal der Wolfram A. G., Augsburg, über ein lokales Geschehnis weithinausl Die Vernichter dieser selbständigen Aktiengesellsckmften inder Lampenindustrie sind die drei Genossen auf dem Gebiete, dieA. E. G., die Siemens u. Halske und die Auergesellfchast l Hilfeleisten dabei, wie gerade in der Elektroindustrie so oft, die Banken.Es sei nur an den buchstäblichen Mordkamps in der deutschen Akku«mulatorenindustrie, die Bezwingung der Bergmannlverke und ähn«licheS erinnert.— Alles das war nur möglich, weil die Großbanken»im besonderen die Deutsche Bank, mithalsen, die selbständigen!Existenzen zu vernichten!>Die Metallfadenlampe existiert erst seit der Jahrhundertwende.Vorher und noch die erste Hälfte des vergangenen Jahrzehnte?herrschte unbeschränkt die Kohlenfadenlampe. Ihre Produzenten sindinternational zu einem kräftigen Kartell vereinigt, ihreVerkaufs st ellevereinigterGlühlampen G. m. b. H.befindet sich in Berlin.Neben verschiedenen Wolframlampenpatenten wurde 1903 auchdaS des Chemikers Just und des Ingenieur» Hanamann industriellverwertet. Die Wolfram A. G. gab dafür 400 000 Mark in barund 400 000 in Aktien. Jetzt hat daS Unternehmen drei MillionenMark Aktienkapital. Trotz von Jahr zu Jahr besser werdender Ge-schäfte, auch steigendem Umsatzes, ist es ihr nicht gelungen, auch nurfür ein Jahr Dividende zu erteilen. Da» Unternehmen will seinKapital aus den fünften Teil zusammenlegen oder ganz liquidieren.Letzter Grund, Verweigerung von weiterem Kredit durch die Banken,Zurückforderung der schon geliehenen 1,24 Millionen Mark undtötender P r e, S k o n k u r r e n z k a m,p f mit den drei obcngc-nannten Großen.Die A. E. Ä. verhinderte vor einigen Jahren eine Kartellierungder Produzenten von Metallfadenlampen, weil ihr noch zu vleb selb-ständige Unternehmen existierten; die A. E. G. war es auch, welchezuerst mit Kampspreisen auf den Markt trat.Es gibt jetzt drei wichtige Verfahren, den Wolframfnden her«zustellen. Das älteste System verfährt so, daß es Wolframpulverdurch Diamantdüsen Preßt, das mit einem Bindemittel zusammen«fehaitene Pulver sintert und bildet so einen allerdings sehr cmp-indlichen Faden. DaS zweite Verfahren, dessen Patente dieSiemens u. HalSke A. G. besitzt, preßt Wolframpulver in Röhrenund zieht dann die Schalen weg. Im Laboratorium war es derS. u. H. aber bald gelungen, Wolframmetallfaden, alsoeigentlichen Metälldraht, direkt au» dem Wolfram zu ziehen.Dem amerikanischen Elektrotrust, der General ElectricCompany, gelang-S, nachdem sie Mitteilungen von der S. u. H.über die Methode der Laborawriumsversuche erhalten hatte, denFaden fabrikationSmäßig zu ziehen. Damit wäre diedauernde Uebermacht des amerikanischen Trusts auf dem Welt-markte zum mindesten in gewissem Maße, soweit die Herstellungvon Metallfadenlampen in Frage kommt, sichergestellt gewesen. Eskam aber anders. Ein Patent, daS sich die S. u. H. gesichert hatte,binderte die amerikanische Monopolstellung. Das Patentrecht be«steht ja nicht, um armen Schluckern den Genuß ihrer Erfinderrechtezu sichern, sondern um dem Großkapitalismus Wucherprosite zuzu»schanzen. So wurde es auch hier. Die S. u. H. hatte sich einPatent auf das Verfahren, den Metalldraht fortlaufend über dieDutzende von Haken des DrahtgerüsteS in der Lampe wegzuziehen,international gesichert. Vorher wurden die einzelnen Fäden mitder Stromanleitung verbunden— ein äußerst umständliches undteures Versahren.Die General Electric Company und die S. u. S. einigten sichauf gegenseitigen Austausch der Patente und Erfahrungen! S. u. H.einigte sich wieder für Deutschland mit der A. E. G. und derAuergesellschaft auf gemeinsame Verwertungder General Electric Company- und derS. u. H.«Patente! Damit hatten die drei Großen in-der deutschen Elektro»lampenindustrie die Uebermacht und begannen mit Konkurrenz-preisen die selbständige Metallfadenlampenmdustrie zu ruinieren!Ihr dritte? Opfer ist die Wolfram A. G. Augsburg. Interessantist, daß der Bankkredit, den dieses Unternehmen jetzt zurückzahlenmuß, zu einem Teile, wahrscheinlich sogar zu einem wesentlicherenTeile, von einem Konzernunternehmen der Diskontobank, derBayerischen Diskonto- und Wechselbank gewährt worden ist.Wenn die Wolfxam A. G. nicht unabhängige Geldhilfe findet— und daS ist schwer, wenn die Diskontobank nicht will—. fowird ihr nichts anderes übrig bleiben, als bedeutungslos zu werdenoder ganz einzupacken, als Opfer der grenzenlosen Profit- und Zer-störungSwut der großkapitalistischen Unternehmen in der Metall-fadenlampenindustrie, deren Helfershelfer das größte deutsche Bank-institut wieder einmal ist._Getreideausfuhrverbot in Serbien.DaS Amtsblatt veröffentlicht einen königlichen Erlaß, betreffendein Ausfuhrverbot für Weizen. Hafer und andereFutterartikel von heute ab bis zum 14. November.Ein solches Verbot wäre für Deutschland auch sehr angebracht.Eins der frauenbewegung.Spitzenklöppelei im sächsischen Erzgebirge.Die Spitzenklöppelei wird seit mehr denn 300 Jahren imErzgebirge betrieben. Nach dem Gewerbeverzeichnis der letztenBerufs- und Betriebszählung(1907) konnten im Erzgebirge gegen4500 Spitzenklöpplerinnen ermittelt werden. Da diese Zählungim Sommer stattfand, wo weniger geklöppelt wird, so darf manannehmen, daß die Zahl in Wirklichkeit noch viel höher steht.Die Spitzenltöppelei hat im Erzgebirge schwere Krisen durch-laufen. Die sächsische Regierung, fürstliche Persönlichkeiten, Wohl-