Oberbürgermeister Kirschner.
-
und
großen Gemeinden gewahrt, wenn dieselben angetastet wur den. Wenn Kirschner nicht mehr erreicht hat, so darf nicht Der bisherige Oberbürgermeister von Berlin , Martin berkannt werden, daß im Magistrat und in der StadtverKirschner, ist in der Nacht zum Sonnabend auf seinem Land- ordnetenversammlung Kräfte am Werke waren, die es zu fiz in Ehrwald in Tirol, wo er sich zur Erholung aufhielt, nichts Rechtem fommen lassen wollten. Daß das auch heute So wagt Herr Dertel seinen neuesten Leitartikel zut plöglich an den Folgen von Herzschwäche gestorben. Die noch der Fall ist, dürfte der neue Oberbürgermeister bald benennen. Agrarierfrechheit ist wirklich nicht zu überbicten. Nachricht vom Tode Kirschners kommt überraschend und erfahren. dürfte in weiten Kreisen allgemeine Teilnahme hervorrufen. Sehr oft ist die Sozialdemokratie im Rathause in die Die Preise des dringendsten Lebensbedarfes sind ins Uns Konnte man doch erwarten, daß dem faum in den Ruhestand age gekommen, den Oberbürgermeister Kirschner in seinem erschwingliche gestiegen; Milliarden müssen die Massen aufgetretenen Oberbürgermeister noch ein langer Lebensabend Streben auf den verschiedensten Gebieten unterstützen zu bringen, um den Großgrundbesikern den Tribut zu liefern; müssen. Trennten auch unsere Genossen eine Weltanschauung ein infames Einfuhrscheinsystem, das in der ganzen Welt soust beschieden sein würde. Der Verstorbene trat schon im Jahre 1875 als Stadtrat von Herrn Kirschner, so soll anerkannt werden, daß der Ver- unbekannt ist, treibt das deutsche Getreide ins Ausland, unt in Breslau und 1879 als Syndikus in das kommunale Leben storbene versuchte, uns gerecht zu werden. Er erkannte bei den Preiswucher im Inland noch weiter zu treiben ein. Dann widmete sich Kirschner längere Zeit der Rechtsan- den verschiedensten Gelegenheiten die nübliche Tätigkeit da wagt es die" Deutsche Tageszeitung", über die bittere Not ein. Dann widmete fich Kirschner längere Zeit der Rechtsan- unserer Genossen im Rathause offen an, und wir wissen, daß der- Agrarier zu schreiben und über den Hohn, der waltschaft. Als Anwalt hat der charaktervolle Mann auch Stirschner tief erschüttert war, als Genosse Singer starb. Er diesen angetan werde, wenn man Erleichterung der Lebensvom Sozialistengeſetz verfolgte Parteigenossen in der uneigen- ließ es sich nicht nehmen, an der Beerdigung Singers persön- mittelnot fordert. Ja, betrachten denn die Herren Hungersnüßigsten Weise verteidigt. Pirschner wurde später in Breslau zum Stadtver- lich teilzunehmen. Die rege Tätigkeit unserer Genoffen im notpreise als ihr heiliges Vorrecht, an das nicht gerüttelt ordneten und bald zum stellvertretenden Vorsigenden der Rathause ist auf den früheren Oberbürgermeister nicht ohne werden darf? Glauben sie wirklich, daß etwas anderes als Breslauer Stadtverordnetenversammlung erfürt. Im De- nachhaltige Wirkung geblieben. Raum aus dem Amte ge- ein utschrei die Antwort sein kann, wenn sie die zember 1892 wurde Kirschner zum Bürgermeister von Berlin schieden, hatte sich Kirschner vorgenommen, seine Muße zum Frechheit haben, die jetzigen Preise als die allein und im Juni 1898, nach dem Rücktritt des Oberbürger- Studium der Sozialdemokratie zu verwenden. In den ersten gemessenen" zu bezeichnen? Fürwahr, sie treiben's toll, meisters Relle, zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt. Tagen des Juli begab sich Kirschner zunächst nach Bad Wil - und Zeit ist's, daß es breche, daß das Volk endlich seine Die Bestätigung Kirschners zum Oberbürgermeister ließ 11% dungen und bereits am 8. Juli schrieb Kirschner an den Gen. Beche machel Jahre auf fish warten; fie erfolgte Ende Dezember 1899. Die Heimann, den Vorsitzenden unserer Stadtverordnetenfraktion, Verzögerung hatte ihren Grund in dem Konflikt, in den Magistrat und Stadtverordnete mit der Regierung dadurch gefommen waren, daß fie die Instandsetzung der Gräber der Märzgefallenen int Friedrichshain beschlossen, die Stadtverordneten auch die Errichtung eines Denkmals gewünscht hatten.
Der verstorbene Oberbürgermeister war ein ausgezeichneter Verwaltungsbeamter, Wie kaum irgendeiner vertiefte er sich in alle Zweige der großen städtischen Verwaltung und wendete eine schier unerschöpflich scheinende Arbeitskraft auf. Auf allen Gebieten des kommunalen Lebens war Kirschner zu Hause und er stand seinen Mann, mochte es sich um die Wahrung der städtischen Selbstverwaltung, um Eingemeindungsfragen oder um das große Gebiet des Verkehrswesens handeln.
Gerade auf dem Gebiete des Verkehrswesens hat Kirschner mit Aufwendung aller Kräfte gearbeitet. Für ihn bedeutete der Kampf der Stadt gegen das Monopol der Großen Berliner Straßenbahn eine Lebensaufgabe. Sollte die Stadt in diesem Kampfe mit einer mit mächtigem Einfluß ausgestatteten Verkehrsgesellschaft nicht ganz unterliegen, mußte endlich zu dem Mittel gegriffen werden, eigene Bahnen zu bauen. Kirschner förderte diese eigenen Straßenbahnunternehmungen der Stadt aufs eifrigste, nachdem er ihren Wert erkannt hatte, und hatte die Genugtuung, daß die Stadt den Schritt nicht zu bereuen brauchte. Aber gerade in Verkehrsfragen hatte Kirschner auch mit großen Widerständen sowohl im Magistrat wie in der Stadtverordneten
bersammlung zu kämpfen, mit Widerständen, die er nicht überwinden konnte. Ein Gefühl der Bitterkeit beschlich ihn, weil er im Stiche gelassen wurde und Pläne nicht durchführen konnte, die früher gebilligt waren und deren Ausführung er dem Kaiser daraufhin versprochen hatte.
Bon A. Bebel.
folgenden Brief:
Bad Wildungen , den 8. Juli 1912. Hochberehrter Herr!
Ich habe seit länger als 40 Jahren die Entwickelung der Sozialdemokratie mit dem lebhaftesten Intereffe berfolgt. Leider habe ich dazu infolge meiner beruflichen und amtlichen Arbeiten regelmäßig nur wenig Zeit verwenden können. Es fehlt mir deshalb an einer eingehenderen Kenntnis der Materie. Diesen Mangel meiner Bildung möchte ich jest, in meinem Ruhestand, beseitigen. Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie mir dabei behilflich sein wollten, indem Sie mir die geeignete Literatur nachweisen oder zugänglich machen wollten. Es kommt mir namentlich darauf an, einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung der Sozialdemokratie, insbesondere an der Hand der offiziellen Parteibeschlüsse und anderen Parteikundgebungen zu gewinnen und mich über die gegenwärtig in der Partei vor handenen verschiedenen Strömungen und einflußreichen Persön lichkeiten zu informieren.
Ich bin hierher gereist, um mich dem hiesigen Arzt, der mich im vergangenen Jahre behandelt hat, wieder vorzustellen. Das Ergebnis seiner Untersuchung war ein so günstiges, daß er eine weitere Kur nicht für erforderlich hält. Ich werde mich daher schon am 14. d. Mts. nach meinem Landhause in Ehrwald in Tirol begeben, wo ich mich etwa 8 Wochen aufhalten und meine
Studien beginnen will. Dorthin möchte ich mir Ihren Bescheid
erbitten.
Mit vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst
gez. Dr. Kirschner.
Polizei gegen Volksproteste!
" an=
In Stuttgart wollte die Arbeiterschaft am Sonntag eine Demonstrationsversammlung gegen die Teuerung unter freiem Himmel abhalten. Die Polizeidirektion hat aber die dazu erforderliche Genehmigung nicht erteilt. Als Gründe für die Versagung der Erlaubnis führt der Polizeidirektor ins Feld, daß die Größe und Lage des in Aussicht genommenen Platzes so beschaffen seien, daß durch die Veranstaltung Leben und Gesundheit der Versammlungsteilnehmer und auch Unbeteiligter gefährdet würden. Davon kann natürlich keine Rede fein bei der musterhaften Ordnung unserer Demonstrationen. Das Verbot trifft vielmehr eine Rundgebung, die sich gerade gegen die ärgsten Gefahren von Gesundheit und Leben, gegen den agrarischen Wucher, richten sollte. Sagt doch der Herr Polizeidirektor selbst in seiner Begründung" sehr treffend:
Der Gegenstand, mit welchem die Versammlung sich befassen soll, ist von hoher Aktualität und berührt nicht etwa nur die eine oder die andere klasse der Bevölkerung, sondern die Allgemeinheit! Demgemäß muß mit einem, dem Umfang wie der Haltung nach auch nicht annähernd bestimmbaren Teilnehmerkreis gerechnet werben."
Der Platz faßt nur 7000 Personen, da aber Stuttgart nebst Vororten etwa 315 000 Einwohner zählt, rechnet die hohe Polizei selbst auf einen weit stärkeren Besuch:
Der in Aussicht genommene Blaz faßt nur 7000 Menschen und steht mithin in feinem irgendwie annehmbaren Verhältnis zu der nach der Lage der Sache wie nach Ansicht der Veranstalter zu gewärtigenden Menschenmenge."
Die Stuttgarter Arbeiterschaft wird in 23 öffentlichen Der Brief zeigt, daß Kirschner trog seiner 69 Jahre geistig sehr rege war und das nachholer wollte, was er früher Bersammlungen am Sonntagmittag die Richtigkeit der Polizeiinfolge seiner umfassenden Arbeitstätigkeit versäumt hatte. vermutung bestätigen. Das als Verhinderung des VolksDas ehrt Herrn Kirsncher und beweist, daß der Verstorbene protestes gedachte Verbot wird als besondere Einladung wirken. bemüht war, auf allen Gebieten fich ein eigenes Urteil zu Das Volt läßt sich nicht seinen Notschrei polizeilich unter
bilden.
jagen!
Damit ist die lange Reihe der Torpedobootsunglücke um ein neues vermehrt. Erst Ende Juli dieses Jahres ist das Torpedoboot G 110 bei einer gleichen Gelegenheit geramint worden, so daß es sant. Drei blühende Menschenleben wurden Dabei vernichtet.
Auf dem Gebiete der Verwaltung hat Kirschner ein War auch Kirschner in politischer Beziehung unser Gegner, Wieder eine schwere Torpedobootskatastrophe. besonderes Gewicht darauf gelegt, daß ein Beamtenstab so versagen wir ihm nicht unsere Achtung und Anerkennung. vorhanden ist, der eine geordnete Erledigung der Er ist stets in gerader, offener Weise aufgetreten, war auch Cuxhaven , 14. September. Nach hierher gelangten Melstädtischen Geschäfte ermöglicht. Und deshalb fümmerte besseren Gründen nicht unzugänglich und hat dem Gegner dungen ist heute mittag das Torpedo boot G 171 von fich Kirschner mit großem Eifer um Personalfragen. Ihm sich Kirschner mit großem Eifer um Personalfragen. Ihm auch in der härtesten Kämpfen Gerechtigkeit widerfahren S. M. S." Zähringen" bei einem Durchbruchsversuch geist es zu danken, daß mit der früher bei Anstellungen lassen. Uneigennüßig suchte er nach besten Kräften das Ge- rammt worden und in 15 Minuten in 30 Meter Wassertiefe üblichen Betternwirtschaft gehörig aufgeräumt wurde. meinwohl zu fördern und hätte, ohne durch das Schwergewicht gef unten. Sieben Mann werden bermißt. Kirschner wußte, daß diese Wirtschaft der Gemeinde eine große Zahl unfähiger Beute zugeführt hatte, die der Stadt der bürgerlichen Rückschrittler behindert zu sein, noch viel Die Unfallstelle liegt nördlich von Helgoland . Eine amtliche zur Last lagen. Strenge Pflichterfüllung und Reinlichkeit mehr zum Wohle Berlins wirken können, als ihm in seiner Bestätigung liegt noch nicht vor. in der Verwaltung wurde oberstes Gesetz. Das war aber langjährigen Amtstätigkeit möglich war. nur möglich, daß Kirschner sich in die Einzelheiten der städtiDer Tag der Beisetzung ist noch nicht bekannt. Wie aus schen Verwaltung bertiefte. Diese Tätigkeit Kirschners, einen Streifen der Familie verlautet, soll die Beerdigung, einem Wunsche einwandfreien Verwaltungsapparat zu schaffen, ist hoch anzu- des Verstorbenen entsprechend, nicht vom Rathaus, sondern von der schlagen. Sie wäre aber unmöglich gewesen, wenn er sich nur Kapelle des städtischen Friedhofes in Friedrichsfelde aus erfolgen. ..großen Aufgaben" gewidmet hätte, deren Vernachlässigung Oberbürgermeister Wermuth hat sich jedoch im Verein mit dem Ueber den Unfall wird weiter aus Wilhelmshaven geihm hier und dort zum Vorwurf gemacht wurde. Wohl war Stadtverordnetenvorsteher an die Familie Kirschner mit der Bitte Kirschner ein ruhiger, bedächtiger Beamter, aber er hat sich gewendet, eine Feier im Mathause au ermöglichen, in manmeldet: Von dem heute mittag nördlich von Helgoland früh findet eine außerordentliche Magistratšsijung statt, bis zu auch den großen Aufgaben der Stadt nicht verschlossen gezeigt. welcher man die näheren Dispositionen der Familie au er- gesunkenen Torpedoboot G 171 werden vermißt: VerwaltungsEr hat im Herrenhause immer entschieden die Rechte der halten hofft. schreiber Michelsen, Torpedomaschinistenmaat Moeller, Deutschen Arbeiterverein in Chemnitz am Leben blieb, war ber den Versammlungen bildeten sie auch stets nur eine mäßige bon unserer Seite gegründete Konsumverein. Als dann nach dem Minderheit, denn in meinem Wahlkreis besaßen sie nur sehr wenig Kriege von 1866 das Gebilde des Norddeutschen Bundes mit dem Anhang, aber sie waren unverwüstlich in Berfolgung ihres Ziels, Norddeutschen Reichstag am politischen Himmel erschien, beschlossen und das imponierte mir. Es war sehr amüsant, wenn ich an wir in den sächsischen Arbeitervereinen die Gründung einer Sonntagnachmittagen mit meinem Generalstab zu Fuß von einem politischen Partei mit einem radikalen Programm, mit dem wir Ort zum andern zog und in einiger Entfernung hinter uns das in den Wahlkampf ziehen wollten. Die Geburtsstätte dieser neuen Fähnlein der Basselleaner marschierte, die, eben erst gehauen, sich in Bartei war Chemnik, woselbst wir Anfang August 1866 au einer der Versammlung im nächsten Orte neue rednerische Prügel holten. Landeskonferenz zusammentraten, zu der wir auch die Haupt- Ga war der blinde Fanatismus, der unter der Herrschaft der vertreter der Baffalleaner in Sachsen gelaben hatten, die sich denn Haßfeldtschen Agitatoren in Chemnitz und Umgegend förmlich reliauch an dieser Konferenz beteiligten. Wir konstituierten uns glöfen Charakter angenommen hatte, der ihnen diese Zähigkeit verunter dem Namen" Sächsische Voltspartei" mit einem von der lieh. So geschah es, daß, als die Gräfin Hazfeldt und ihr Präsi Deutschen Volkspartei, die sich 1865 gebildet hatte, sehr unter- bent eines Sonntags in Chemnik ihren Einzug hielten, fie von schiedlichen Programm, das später, soweit seine politischen Forde- einer Anzahl weißgetleideten Mädchen empfangen wurden, die ihnen rungen in Betracht kamen, die Grundlage für das Programm der Blumen streuten. Bei dieser Art der Verhekung nahm die Feindgegründet 1869 in feligkeit zwischen den beiden Parteien einen immer heftigeren Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Eisenach abgab. Bon den Gründern der Sächsischen Volts- Charakter an. Als wir Anfang März 1869 nach Hohenstein- Ernstpartei" stehen, soweit ich das Gebiet übersehe, nur noch neben mir thal eine Landesversammlung der sächsischen Volkspartei einberufen Wilhelm Stolle in Gesau und Julius Vahlteich in Chicago in der hatten, sandten Haßfeldt- Mende mehrere Eisenbahnwagen voll AnBewegung. Die übrigen sind wohl alle zur großen Armee ab- hänger nach Hohenstein zur Sprengung der Vorversammlung, die gerüdt. am Sonnabend abend stattfinden sollte. Diese ihre Anhänger waren beschmußt und berußt aus den, Fabriken in die Eisenbahnwagen gestürzt, um rechtzeitig in Hohenstein einzutreffen. Sie erreichten ihre Absicht. Es tam vor und in dem Versammlungslokal zu einem großen Tumult, der erst durch das Eingreifen der Feuerwehr, die ihre Sprize in Tätigkeit setzte, gedämpft werden konnte. Die Haupt I es schien, fie sahen wut der Attentäter richtete sich gegen mich in mir ihren Hauptfeind und Rufe:" Wo ist der Hund? Dem werden wir einen Dentaettel geben!" ertönten von verschiedenen Seiten. Aber ich war an jenem Abend fern von Madrid in Mitt weida , woselbst ich eine Volksversammlung abhielt. Als ich am nächsten Morgen mit dem ersten Zuge von Wittweida nach Hohenſtein zurüdkehrte, wälzte sich ein Haufe übernächtigter Gestalten, Bände und Gesichter vor Schmuh starrend, nach dem Bahnhof, um nach Chemnih zurüdzukehren. Merkwürdigerweise wurde ich von niemand erkannt, obgleich ich nichtsahnend von dem Vorgefallenen an ihnen vorbei in die Stadt ging.
Chemnih ist einer der ältesten Size der deutschen Arbeiter bewegung. Als dieselbe zu Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ins Leben trat, bildete sich in Chemnitz wie in Hunderten anderer deutscher Städte ein Arbeiterverein, der unter der Brotettion der Liberalen gegründet wurde. In wenn auch nur indirette Berührung mit Chemnitz kam ich zum erstenmal auf dem deutschen Arbeitervereinstag in Frankfurt a. Wa. Juni 1863, auf dem der Chemnitzer Arbeiterverein durch eines seiner Vorstands. mitglieder vertreten war, das zur äußersten Rechten des nichts weniger als radikalen Vereinstages gehörte.
Die Wahlen zum Konstituierenden Norddeutschen Reichstag- Januar 1867 fielen zunächst für die Lassalleaner ungünstig aus. Gewählt wurde der zur damaligen Fortschrittspartei gehörige Webermeister Rewißer, ein alter Herr in Mitte der Siebziger, der feine Bopularität seiner Tätigkeit in der Voltsbewegung von 1848 und 1849 und seinem Anhang unter den damals noch jehr zahlreichen Hauswebern verdankte. Dieser wurde mein Kollege im Norddeutschen Reichstag. Politisch trat er nicht hervor, dazu fehlten ihm alle Eigenschaften.
-
Entsprechend dieser Stellung verhielt sich der Chemnizer Arbeiterverein auch sehr zurückhaltend, als die sächsischen Arbeiter vereine unter Führung des Leipziger Vereins begannen, sich miteinander in Verbindung zu sehen, um ihre Gautage abzuhalten. Stets fehlte der Chemnißer Verein, der dann auch bald genug unter seiner den Fabrikanten freundlichen Leitung allen Einfluß bei den Arbeitern berlor und langsam verblich. Dagegen fand die Lassallesche Bewegung in Chemniz Boden. Um ihr denselben zu entreißen, tam ich im Herbst 1864 in Gesellschaft des damals fehr radikalen demokratischen Redakteurs der Mitteldeutschen Zeitung" in Leipzig , des Dr. Eras, nach Chemnik zu einer großen Rede schlacht. Die Versammlung fand, wenn ich nicht irre, im Saale der Linde" statt und war überfüllt. Als Gegner trat uns hauptsächlich der Agitator des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins , Richter- Wandsbet, gegenüber, der ein sehr gewandter Redner war. Bevor es aber aur rednerischen Auseinanderseßung fam, ent brannte wie damals üblich der Stampf um den Vorsitz. Wir hatten ungweifelhaft die Mehrheit, die aber die Lassalleaner das burch wettzumachen suchten, daß ein großer Teil von ihnen bei der Abstimmung beide Hände in die Höhe hob. Sobald ich dieses entdeckte, beantragte ich eine nochmalige Abstimmung, bei der alle Anwesenden beide Hände in die Höhe heben sollten, denn auch die Beine zu heben, sei doch unmöglich. Der Vorschlag wurde mit Mit diesem Vorgang hatte aber die Habfeldt- Mendesche Wergroßr Seiterteit aufgenommen. Wir hatten jetzt unbestritten die hebung ihren Höhepunkt erreicht. Als dann im August 1869 der Mehrheit. In diesem Sinne refolvierte nach beendigtem Redejozialdemokratische Arbeiterkongreß in Eisenach stattgefunden hatte, In diesem Jahre war in Chemnik und Umgegend für uns auf dem auch die besten Köpfe der Habfeldt- Mendeschen Sette und tampf auch die Versammlung. Aber dieser Sieg war für uns ein Byrrhussieg. Es fehlte uns in Chemnitz vollständig an Persön nichts zu holen. Die Lassalleschen Hakfeldtianer beherrschten das insbesondere ihr Chemnitzer Anhang natürlich gegen den Willen bertreten waren und sich der neugegrün lichkeiten, die den gegnerischen Agitatoren die Stirn bieten konnten. Feld, dagegen tamen fie regelmäßig in starken Truppe in die von der Hatzfeldt- Mende So beherrschte dort in Kürze der Allgemeine Deutsche Arbeiter- mir im jüblichen Teil meines Wahlkreises- Glauchau - Meerane , beten sozialdemokratischen Arbeiterpartei anschlossen, war es mit Hohenstein- Ernstthaleinberufenen Wählerversammlungen, in der weiteren Berhebung und der gegenseitigen Bekämpfung zu Die einzige Institution, die aus jenen Kampfeszeiten zwischen denen ich über meine Reichstagstätigkeit Bericht erstattete. Sie Ende. Zur Sühne des früher Vorgefallenen luden mich die Chemdem selbsthilflerischen Arbeiterverein und dem Allgemeinen wurden zwar jedesmal von mir zednerisch tüchtig geklopft und in 1 niger Parteigenoffen auf Anfang September au einer großen
1
berein das Feld.
-
Bei der Wahl zur ersten Legislaturperiode des Norddeutschen Reichstages August 1867 wurde dann in Chemnitz der Lassalleaner Försterling gewählt, mit dem ich seit 1863 befreundet war, wenn sich auch bald darauf unsere Wege trennten. Förster ling war ein herzensguter Kerl und ein ehrlicher Mann, aber fein großes Licht. Bei der Spaltung, die in jener Zeit im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein ausgebrochen war, stand er auf Seite der Gräfin Hatzfeldt , der Freundin des verstorbenen Lassalle, und des von ihr als Vereinspräsidenten protegierten, unbedeutenden Mende.
-