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Nr. 217. 29. Jahrgang.

4. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 17. September 1912.

Partei- Angelegenheiten.

Dritter Wahlkreis. Heute abend 8% Uhr findet im Gewerks schaftshause eine öffentliche Versammlung statt. Näheres im heutigen Inferat.

Fünfter Wahlkreis, 1a Abt. Heute Dienstag, den 17. Septбr., abends 8 Uhr: Abteilungsversammlung in den Unions- Festsälen, Greifswalder Str. 222. Tagesordnung: Berichte und Reorgani fationsfragen.

Köpenick . Am Mittwoch, den 18. September, abends 8 Uhr, findet die Wahlvereinsversammlung im Kaiserbof( Inh. Erust) statt. Tagesordnung: Stellungnahme zu den Stadtverordnetenwahlen.

Rubow. Heute, Dienstag, den 17. September, abends 19 Uhr, im Lokal von R. Rolle, Köpenider Straße: Diskutierabend.

Königs- Wusterhausen und Wildan. Für die Genossen von Königs Wusterhausen und Wildau findet am Mittwoch, den 18. Sep­tember, abends 8 Uhr, in den bekannten Bezirkslokalen ein Extras Bahlabend statt. Der Vorstand.

Berliner Nachrichten.

2. An meiner Beerdigung sollen nur meine nächsten An- feitigt gelten. Der Dachstuhl ist größtenteils vernichtet worden. verwandten und Freunde mit einem meiner Familie befreundeten ieber die Entstehungsursache des Feuers ist noch nichts Bestimmtes Prediger teilnehmen. Ich bitte demnach alle Behörden, Korpo- ermittelt. rationen und Vereine von der Entsendung von Vertretern sowie von allen Kranz- und Blumenspenden Abstand zu nehmen. 3. In gleicher Weise untersage ich alle Nachrufe in den Bei­tungen sowie die Abhaltung irgendwelcher Todes- oder Erinne rungsfeierlichkeiten.

4. Bei meiner Beerdigung hat der Prediger nur den 90. Psalm zu verlesen und einige trostreiche Worte an meine Angehörigen zu richten, keineswegs aber länger als fünf Minuten zu sprechen. Ein Sängerchor foll den ersten und den legten Vers des Liebes Es ist bestimmt in Gottes Rat" singen. ( gez.) Martin Kirschner . Diefe Anordnungen Kirschners zeigen den Verstorbenen in seiner ganzen Bescheidenheit. Wie er im Leben jedem äußeren Brunke ab­hold war, so wollte er auch im Tode sein; ihm genügte, seine Pflicht erfüllt zu haben.

Der Magistrat hat beschlossen, die städtischen Flaggen, welche bereits am Todestage herabgesetzt worden sind, auf allen städtischen Gebäuden bis zum Tage der Beiseßung auf Halbmast zu belassen. Im übrigen hat der Magistrat beschlossen, in den Er­weisungen seiner tiefempfundenen herzlichen Teilnahme den Anord­nungen des Verstorbenen nachzuleben.

Zirkus Schumann ist wieder nach Berlin zurückgekehrt und hat am Sonnabend seine erste Vorstellung gegeben. Das Programm zeigt das Unternehmen in zirzensischer Beziehung auf voller Höhe stehend. Das gilt besonders von der Vorführung des Schulpferdee Direktion auf gute Pferdedressur, die von Ernst Schumann in einen Dünkelberg" durch Direktor Schumann. Großen Wert legt die hübschen Sportakt und von Herrn Bono mit seinen 6 Ungarn , 6 Doppelponies, 6 Scheitlandponies und 6 schwarzen Badeln auf­gezeigt wurde. Wirksam ergänzt wurden diese Vorführungen durch die 10 Martanis in einem russischen Troika- Reiter- Aft, durch den überraschend geschickten Tscherkessenreiter Gudzow, und durch das Auftreten der beiden Clowns, die auch den Humor zu seinem Recht

tommen lassen.

Der Clou", das bekannte Konzerthaus in der Mauerstraße, eröffnet Sonnabend, den 21. September, abends 8 Uhr, die Winter­saison. Den musikalischen Teil des ersten Abends werden bestreiten das Udel- Quartett unter Führung feines Begründers, des Altmeisters des Quartettgesanges, Professor Udel aus Wien . Ferner wird sich dem musikalischen Berlin Franz von Blon , der Komponist und Dirigent, mit dem neubegründeten Berliner Konzerthausorchester

Der Oberbürgermeister Wermuth gedachte in einer gestern vorstellen. morgen im Rathause abgehaltenen außerordentlichen Magistrats­figung des Dahingeschiedenen. Wermuth sagte u. a.:

Seine Anordnung ist leibhaftig er selbst. Wenn wir sie auch schmerzlich empfinden, müssen wir sie doch als den Ausfluß bürger­licher Vornehmheit achten.

holen.

Wir wollen ihn nicht im Sarge fränken, indem wir seinem Willen zuwiderhandeln, indem wir alles was er getan und uns gewesen ist, jede Faser seines Lebensganges, seines Wirkens wieder­Aber ganz läßt sich treue Anhänglichkeit nicht zurüdbrängen. Das wenigstens wollen wir aussprechen, daß ein Mann von uns gegangen.... Ein Mann, nehmt alles nur in allem, ein Mann, der unser war.

Im Frühring. Weltstadtleben schläft niemals ganz ein. Sein Räder- Martin Kirschner ist heimgegangen: er ist dahingegangen, ohne werk klappert unaufhörlich. Schon morgens um 5 Uhr dehnt daß einer von uns es voraus ahnte, dahingeschieden, ohne daß wir ihm noch einmal die Hand drücken konnten. Nicht mehr sollen wir und streckt Groß- Berlin, als ob es nur eben eingenickt war, des Rates teilhaftig werden, den wir von unserem Ehrenbürger zum wieder kraftvoll seine Glieder. Tausend und aber tausend Wohle der Stadt erhofften und den er uns versprochen hatte. schlichte Gestalten mit Stullenpaketen, Kaffeekannen und Hand- Still ist er dahingegangen, still soll auch seine Beiſegung sein. Ja, werkzeug, Männer und Frauen, verschwinden in den mäßig er will nicht einmal gestatten, daß wir ihm unsere Liebe und Treue erleuchteten Portalen der Ringbahnhöfe oder tauchen aus in Borten nachrufen. ihnen bei Ankunft der Züge lawinenartig hervor. Den rich- oder von seinen Mitarbeitern, von denen er vor wenigen Wochen in Darin liegt feinerlei Abkehr von den Stätten feines Wirkens, tigen Eindruck von diesem Massenverkehr, der hauptsächlich tiefster Rührung, in herzlichster Sympathie geschieden ist. Alle, die in der fiebenten Morgenstunde sich abspielt, gewinnt man ihn fannten, sehen darin nur einen Ausdruck seiner Bescheidenheit, erst auf dem Bahnsteig. Wie an schönen Sommersonntagen feines schlichten aller äußeren Entfaltung abholden Wesens. folgen sich die Arbeiterzüge" in ganz kurzen Abständen. Bis sechs Uhr gehts noch. Die Züge sind schon start gefüllt, aber es hat doch jeder einen Sipplay. Bald ändert sich das Bild. Fast alle drei Minuten läuft ein vollständig überfüllter zug ein. So ist es eine Stunde lang auf jeder Ringbahnstation. Wie die Heringe find die Menschenleiber zusammengedrängt Man hält es kaum für möglich, daß so viele Personen in dem schmalen Abteil Plaz finden können, und mit Schaudern malt man sich die fürcherlichen Folgen einer möglichen Kata­strophe, eines Eisenbahnunglückes aus. Man fügt sich in die Lage, weil man muß. Des Frondienstes genau gestellte Uhr Mehr sage ich nicht. Wenn er die prunkvolle Feier, den Nachruf macht den Einzelnen widerstandslos. Und mit dieser zwangs- ablehnt, so bedeutet er uns damit, daß wir den mühereichen Pfad weisen Anpassungsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung der Arbeit ohne Aufenthalt weiter gehen sollen, den er selbst im rechnet in Bureaufratenschläue auch die Eisenbahnverwaltung. Dienste der Stadt gewandelt ist. Sollte jeder um diese Zeit drangvoller Enge ordnungsmäßig befördert werden, müßte sie dreimal so viele Züge einstellen. Mit Nonchalance sieht die Behörde zu, wie die Abteile dritter Klaffe zu Bökelfässern werden und die Abteile zweiter Klasse Ieer im Zuge mitpendeln. Wo in unmittelbarer Nähe von Ringbahnhöfen große Fabrikbetriebe liegen, ist die Ankunft und Entleerung der Frühzüge ein eigenartiges Schauspiel. Wie eine Lawine wälzt es sich aus den Abteiltüren. In wenigen Minuten muß die Fabrikglocke läuten... Keiner will zu spät kommen und Strafe zahlen. Auf den großen Im Streit erfchoffen wurde in der Nacht zum Sonntag gegen Stationen sind alle vier Durchlässe geöffnet, und doch staut 2 Uhr der 38jährige Gummireifenhändler Hermann Heinke, Bran­fich die Menge mit Gedankenschnelle. Jezt erst sieht man so denburgische Straße 7 in Wilmersdorf , von dem ebenfalls dort woh­recht, welche Menschenlast der Zug barg. Die Beamten fon- nenden 39jährigen Architekten G. Geyer. trollieren und knipsen mit stoischer Ruhe. Und kaum sind biele Hunderte durchgelassen, so pfaucht ächzend schon wieder ein Dampfroß auf dem ehernen Schienenwege heran. Das Schauspiel, wie der schaffende Stand zur Tretmühle haftet, beginnt von nenem....

Das wollen wir in seinem Sinne tun. Wir rufen ihm nicht nach, aber wir handeln ihm nach und wir gedenken seiner in unwandelbarer Treue fort und fort."

Jm Rathause und bei der Familie Kirschner sind zahlreiche Bei­leidskundgebungen eingegangen, so von allen Vororten Berlins , vom Kaiser, von Reichs- und Staatsbehörden.

Kirschner wird in aller Stille, wie er es gewünscht hat, in

seinem Erbbegräbnis in Friedrichsfelde , das er sich vor vielen Jahren faufte, beigesetzt werden.

Die Arbeiter- Bildungsschule sucht neben den sehr empfehlens werten Unterrichtskursen über die verschiedensten Gebiete, die bereits am 1. Oktober wieder beginnen, auch der Geselligkeit zu dienen. Ihre Sonntagsveranstaltungen dienen der Belehrung, Unterhaltung größerer Beliebtheit. Das fonnte man am Sonntag wieder be­und der Geselligkeit und erfreuen sich bei den Mitgliedern immer obachten, der uns nach den Arminhallen in der Kommandantenstraße führte. Der große Saal der Arminhallen war so überfüllt, daß die Räumlichkeiten sich als viel zu flein erwiesen. In drangvoll fürchter­Otto Roth. Entsprach auch der über den Heiligen Antoning yon Badua licher Enge folgte das Publikum den Lichtbildervorträgen des Herrn von Wilhelm Busch nicht allen Erwartungen, so fam der Humor bei Borführung der Berliner Denkmäler mehr zu seinem Recht und er­heiterte das Publikum in der denkbar besten Weise.

Zeugen gesucht! Fahrgäste, welche am 1. September 1912, nachts 1 Uhr 45 min., ab Landsberger Blaz, Richtung Viehhof, den Vorderperron der Linie 65 benutzt und dem Auftritt zwischen einem Fahrgast und Aufsichtsbeamten der Straßenbahn beigewohnt haben, werden höflichst gebeten, ihre Adressen an Otto Ortmann , Engel­ufer 14/15 II, 8immer 42, anzugeben.

Neukölln.

Vorort- Nachrichten.

Die diesjährige Wählerliste bringt eine bedeutende Beschränkung der Rechte der niederen Steuer­zahler mit sich. Die Abgrenzung der diesjährigen Wählerliste kommt in folgenden Zahlen zum Ausdrucke. Es enthält die I. Abt. 806 Wähler, die 1 537 652,50 M. Steuern aufbringen, die II. 1 586 985,41 III. 1 536 868,96 Somit beträgt die Gesamtwählerzahl 44 952 und die Gesamt­steuersumme 4 611 506,87 m.

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8096 36550

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Der niedrigste Wähler der I. Abteilung zahlt 1218,56 M. Steuern,

das Wahlrecht in der II. Abteilung ist an einen Steuersatz von 72 M. geknüpft. Die Wählerliste des vorigen Jahres bot ein wesentlich günstigeres Bild. Es wählten 528 Wähler

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8 864 84 928

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1,19 Proz. 19,98 = 78,82

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44 320

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mit einem Steuerbetrag von

1 818 317 M. in der I. Abt. 1318 134 1318 057

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II. III.

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3 954 508 m.

Der Erschossene war in der Gastwirtschaft von Karl Buß mit dem Architekten in Streit geraten, der sich auf der Straße fortsette. Als die Gäste, darunter auch der später erschossene Heinze, auf den Architekten eindrangen, drohte dieser mit dem Revolver. Drei von den Gästen ließen nun von dem Architekten ab, während H. den den Steuersatz von 815,40 M. gebunden, in der II. Abteilung an Geher weiter berfolgte, worauf dieser angeblich in der Notwehr schoß. Von fünf Kugeln getroffen, sant Heinze zu Boden. Nun 72 M.

Das Wahlrecht in der 1. Abteilung war im vorigen Jahr an

Die Schulverfäumnisstrafen fielen die übrigen Gäste über den Architekten her und entwaffneten Während im vorigen Jahr von den 72 M. Steuerzahlern ihn. Die alarmierte Feuerwehr erschien und brachte den H. sofort 2045 in der II. Abteilung und nur 352 in der III. Abteilung wählten, haben in Berlin im lezten Jahre sich weiter vermin nach der Rettungswache. Hilfe war aber bergebens. Schon auf wählen in diesem Jahre 91 Wähler in der II. Abteilung und 2790 dert. Der neueste Jahresbericht über das Ergebnis der dem Transport gab er seinen Geist auf. Der Architekt Geher wurde in der III. Abteilung. Ausübung der Schulpolizei durch die Stadtgemeinde meldet, verhaftet, aber nach Feststellung des Sachverhalts und da kein Die diesjährige Verschlechterung der Liste hat drei Ursachen. daß im Etatsjahr 1911( 1. April 1911 bis 31. März 1912) Fluchtverdacht vorlag, entlassen. Zunächst das schärfere Anziehen der Steuerschraube, wodurch nur noch 2852 Strafen verfügt wurden, nicht mehr ganz Ein Leichenfund, den man im Humboldthafen machte, bedarf sich ja das gesamte Steuersoll erhöht, ferner die Erhöhung der Ge­13 auf je 1000 Gemeindeschulkinder. Im vor- dringend der Aufklärung. Dort landete man vor dem Hause werbesteuer, und drittens eine Bestimmung der Städteordnung§ 8, hergehenden Jahre waren noch 3425 Strafen verfügt worden, Aleranderufer 5 die Leiche eines Mannes, in der später der wonach alle diejenigen Forensen Stimmrecht haben, die mehr etwa 15 auf je 1000 Gemeindeschulkinder. Als noch un- 44 Jahre Schriftseter Wilhelm Lehmann aus der Uhlandstr. 49 aus Staats- und Gemeindeeinkommensteuer zahlen, als einer der drei erledigt wurden aus dem vorhergehenden Jahre 505 Straf- Niederschönhausen erkannt wurde. Nach Angaben der Angehörigen fachen hinübergenommen, es waren mithin im Etatsjahr 1911 des Toten ist sowohl ein Selbstmord des Mannes wie auch ein Un- höchbesteuerten Einwohner. glüdsfall ausgeschlossen. Er lebte mit seiner Familie sehr glüdlich Diese Grenze hat sich jetzt durch den Wegzug eines der reichsten im ganzen 3357 Strafsachen zu bearbeiten. Erledigt wurden und hatte eine gutbezahlte Stellung inne. Als er sich am Sonn- Steuerzahler verschoben. 2837 Sachen, davon 2268 durch Zahlung der Geldstrafen, abendabend von seiner Arbeitsstelle entfernte, fuchte er zuerst seine Während bisher nur diejenigen Forensen Wahlrecht hatten, die 164 durch Verbüßung der Haft an Stelle der nicht bezahlten Schwägerin in der Invalidenstraße auf und blieb dort bis um mehr als 27 000 m. Steuern zahlen, haben jetzt alle Forensen Geldstrafen, 272 durch Zurücknahme der Verfügung, 48 durch 9 Uhr, um dann, wie er sagte, sich nach seiner Wohnung in Nieder- Wahlrecht, welche mehr wie 13 000 m. Steuern entrichten. Dadurch Einstellung des Verfahrens, 85 durch gerichtliche Entscheidung, schönhausen zu begeben. Sonderbar ist aber, daß von seinem find fünf Forensen mit einem Steuerbetrage von zirka 72 000 m. in und zwar 56 durch Verurteilung und 29 durch Freisprechung. Gelde beim Auffinden der Leiche nur noch 14 Pf. vorgefunden Der Bericht hebt hervor, daß in mehreren Fällen außer der wurden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß 2. beraubt und dann ins Strafverfügung gegen die Eltern noch eine polizeiliche Wasser gestoßen worden ist. 3uführung des betreffenden Kindes veran­laßt wurden. Außerdem sei bei besonders ungünstigen Fa­milienverhältnissen im Interesse der Kinder Antrag auf Einleitung der Fürsorgeerziehung oder das Einschreiten der Waisendeputation nachgesucht" worden. Daß die Anwendung der hier genannten Zwangsmittel ihre sehr großen Bedenken hat, ist im Vorwärts" oft gezeigt worden. Den Schußmann in den Dienst der Schule zu stellen, das be­deutet den Bankrott der Schule. Und welchen Erfolg" die Ueberweisung in Fürsorgeerziehung haben kann, was die Fürsorgeerziehung" manchmal schon aus einem Schul­schwänzer schließlich gemacht hat, darüber könnte sich die Schulpolizeiverwaltung der Stadt vielleicht mal bei der Waifenverwaltung informieren.

Zum Ableben des Oberbürgermeisters Kirschner. Die Leiche des verstorbenen Oberbürgermeisters Kirschner ist nach Berlin übergeführt worden. Vom Anhalter Bahnhof wurden die sterb­lichen Ueberreste Kirschners nach dem städtischen Friedhofe in Friedrichsfelde gebracht. Auf dem Bahnhofe hatten fich Ober­bürgermeister Wermuth mit einigen Stadträten eingefunden, die dem Sarge des Verstorbenen nach Friedrichsfelde per Wagen folgten, wo der Trauerkondukt gegen 8 Uhr morgens eintraf.

Kirschner hatte schon im Jahre 1901 endgültig alle Bestimmungen für den Fall seines Ablebens getroffen. Die legtwillige Anordnung Kirschners datiert aus Berlin , den 7. Februar 1901 und hat folgenden ortlant:

Wegen Kindesmordes wurde von der Kriminalpolizei die 19 Jahre alte Verkäuferin Charlotte Stnispel aus der Ohmstraße 3 festgenommen. Das Mädchen, das seit längerer Zeit feine Stellung mehr hatte, wohnte seit dem 1. d. M. bei dem Kaufmann Goldbach in Schlafstelle. Als Frau G. ihr Zimmer in Ordnung bringen wollte, fand sie darin die Leiche eines neugeborenen Knaben, der, wie Würgemale am Halse deutlich erkennen lassen, gleich nach der Geburt getötet worden war. Sie übergab den Fund der Polizei, die die kleine Leiche nach dem Schauhause bringen ließ und die Mutter alsbald festnahm.

bie Wählerliste der ersten Abteilung gekommen.

Allein durch diesen Umstand hat jede Abteilung je 24 000 m. Steuern mehr aufzubringen.

Da nun aber die Steuern in Wirklichkeit von der ersten Ab­teilung gezahlt werden, sie jedoch nur mit einem Drittel der Summe belastet hat, so werden soviel Wähler der ersten Abteilung, als die übrigen zwei Drittel, also 48 000. zahlen, in die zweite Abteilung, und da diese ebenfalls nur 24 000 m. aufzubringen hat, das lezte Drittel auf die dritte Abteilung abgeschoben. Diese verrückte Be­Stimmung der Städteordnung würde es bei ganz gleichbleibenden Steuerverhältnissen gegen das Vorjahr allein bewirken, daß zirka 700 Wähler mit einem Steuersatz von 72 M. aus der zweiten in die Ein Straßenbahnunfall, bei dem brei Personen Ver- dritte Abteilung hinüberkämen. lekungen dabon trugen, ereignete sich Sonntag nachmittag furz nach 1 Uhr an der Ede der Alsen - und Fürst- Bismard- Straße. Ein tödlicher Straßenbahnunfall ereignete sich am Sonntag­Dort stieß eine Automobildroschke mit einem Straßenbahnwagen morgen gegen Uhr am Hermannplak. Der 21jährige Bauk der Linie 23 zusammen, wobei mehrere Scheiben in Trümmer gingen. Von den Fahrgästen erlitten zwei Herren und eine Dame Rühlke wollte den Hinterperron des Motorwagens 3108 der Linie 47. Schnittwunden im Gesicht und an den Händen. Das Automobil während der Fahrt besteigen, kam jedoch zu Fall und geriet unter wurde start beschädigt. Die Schuldfrage ist noch nicht aufgeklärt. den Vorderperron des Anhängewagens. Da der Zug erst nach Zu dem Unfall auf dem Neubau der Firma Ties, über den wir am Sonntag berichteten, wird uns von der Mutter des verunglüdten Stuffateurs Schönfeld mitgeteilt, daß ihr Sohn eine schwere Kopf­berlegung davongetragen habe, aber seine Verlegungen nicht lebens­gefährlich sind. Seine Kameraden hatten den Schwerverletzten irr tümlicherweise schon für tot gehalten.

einigen Sekunden zum Stehen gebracht werden konnte, kam der Verunglüdte unter den Schußrahmen. Mit Hilfe von Passanten wurde der Wagen angehoben und N., der das Bewußtsein verloren hatte, hervorgezogen. Man schaffte den Verunglückten nach dem Krankenhaus am Urban, wo er jedoch bei seiner Aufnahme infolge der erlittenen inneren Verlegungen verstarb. Wilmersdorf- Halensee.

Dachstuhlbrand im Often Berlins . Sonntag früh gegen 2 Uhr fam in der Hausburgstraße 12, Ede Kochhannstraße, gegen­über vom städtischen Vieh- und Schlachthof, ein großer Dachstuhl Ein fortschrittlich- antisemitisches Wahlfartell, brand zum Ausbruch. Als die Feuerwehr mit den Zügen 7 und 20 Jm bürgerlichen Kommunalleben von Wilmersdorf scheint sich 1. Ich wünsche in möglichst einfacher Weise in einem schlichten anrüdte, stand der Dachstuhl des Vorderhauses schon in halber Aus- etxe beachtenswerte Entwicklung anzubahnen. Bei den im November fichtenen Sarge, wenn tunlich von der Leichenhalle des betreffenden dehnung in Flammen. Der leitende Brandmeister ließ sofort zwei d. J. stattfindenden Kommunalwahlen sind rund die Hälfte Friedhofs aus feineswegs aber vom Rathause aus- beerdigt mechanische Leitern errichten und mit drei Schlauchleitungen Wasser der von 48 auf 60 vermehrten Stadtverordneten neu zu wählen, und au werden. igeben. Nach halbstündiger Löschtätigkeit fonnte die Gefahr als be- l in der Hand der Bevölkerung liegt es daher, der Stadtverordneten

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