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Nr. 220. 29. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Freitag, 20. September 1912.

Sozialdemokratischer Parteitag.

Vierter Verhandlungstag.

Chemniz, 19. September.

Vorsitzender Noste eröffnet die Gigung, die Diskussion über die Reichstagswahlen wird fortgesetzt. Hierzu ist noch ein Antrag ein­gegangen von Lorenz und Stadthagen  : Der Parteitag bedauert das Stichwahlabkommen mit der Fortschrittlichen Boltspartei insoweit, als dadurch eine Dämpfung des Wahlkampfes in 16 Wahltreisen herbeigeführt wurde. Der Antrag gilt als genügend unterstützt.

Pied Berlin  :

D

Es folgen persönliche Bemerkungen.

Vorsitzender Noste: Es ist folgende Erklärung eingegangen: Die unterzeichneten Delegierten des Wahlkreises Teltow  - Bees­fow Charlottenburg fönnen fich mit den Ausführungen des Ge­noffen Bied zum Stichwahlablommen nicht einverstanden er­flären. Um feinen Irrtum aufkommen zu laffen, teilen sie dem Barteitag mit, daß Genosse Bied nicht von Bremen  , sondern bon Teltow- Beestow- Charlottenburg belegiert ist. Mohs, Frau Röhl, Frau Böhm.

ftrophen in den deutschen   Bergwerksbetrieben, die fast andauernd

Flugblätter auf, für den Antisemiten zu stimmen. Diese Erklärungen der Presse gelesen haben, wie es da zugegangen fein fol. Dann find selbstverständlich von den bürgerlichen Blättern berbreitet hat Cohn übertrieben, wenn er von einem Totschlagen der Organi fahrenheit im bürgerlichen Lager, aber es ergibt sich daraus, daß fation in Gefahr geraten wäre. Sonst lesen wir immer, daß die worden. Unser Parteivorstand kann natürlich nichts für diese Ber- fation gesprochen hat, als ob durch unser Abkommen die Organis abtommen mit den Liberalen auch in der Praxis einen Halen Massen viel flüger find, wie die sogenannten Führer, und jest haben. Wir bitten um Annahme der Duisburger oder Elberfelder follen auf einmal die Massen aus lauter Bosheit der Organisation Resolution.  entfliehen. Natürlich kann davon gar keine Rede sein. Die Vors. Noste: Es ist Schluß der Debatte beantragt. Dämpfung ist angegriffen worden, aber feiner von allen, die das Es find noch 24 Redner gemeldet.( Hört! hört! und Unruhe.) Der gegen gesprochen haben, hat uns gesagt, wie wir es anders hätten Schlußantrag wird mit großer Mehrheit angenommen. machen sollen.( Lebhafte Zustimmung.) Das Bolt hat am 12. Jamuar gezeigt, welchen Reichstag   es haben will, das Bolf Ich hätte nicht zu der vorliegenden Materie mich zum Wort ge Otto Braun   Berlin  ; Bied hat auf die Ausführungen hinge wäre betrogen worden, wenn wir mit unserem Abkommen nicht melbet, wenn nicht Scheidemann eine Aeußerung von mir zitiert wiesen, die ich in diesem Frühjahr in der Generalversammlung von dazwischen gekommen wären. Glauben Sie vielleicht, wir find hätte, die ich in einer Berliner   Parteiversammlung zum Stichwahl Groß Berlin gemacht habe. Er behauptet, ich hätte in der Ver- den Freifinnigen gegenüber in einer besonders angenehmen abkommen getan habe. Zur Würzung feiner oft launigen sammlung gesagt, daß man sich von dem Zusammenarbeiten mit den Situation gewesen? Nein, nach der Parole, die wir in Jena   aus. Rede hat Scheidemann   die Nennung meines Namens mit einem an- Freifinnigen großes versprochen hätte. Ich habe nach dem faft gegeben haben, waren wir das nicht. Das muß man doch berüd­geblich in Berlin   nicht mehr neuen Wig verbunden. Anlaß dazu stenographischen Bericht des Borwärts" nur einmal von einem Zu- fichtigen. Im übrigen bin ich der Meinung, daß meine gestrige gab ihm wohl ein Berliner   Genosse, der meine Aeußerung wohl fammenarbeiten gesprochen, und zwar habe ich gefagt: Der Barteivor- Rede so überzeugend hätte sein müssen, daß gar keiner von Ihnen fannte, aber dennoch danach fragte und der früher ebenfalls in Berlin   ftand hat in feinem Stadium der Verhandlungen über das Abkommen daran dagegen hätte reben sollen.( Stürmische Heiterkeit.) Ich habe einmal Trumpf gewesen ist. Seitdem er Mitglied des Reichstages gedacht, daß er dadurch einen Block der Linken schaffen werde, selbst Ihnen zu dem, was ich gestern in ausführlicher Weise vorgetragen ist, berhält er sich freilich sehr still in Berlin  . Meine Aeußerungen von einer zeitweiligen Arbeitsgemeinschaft ist bei den Berhandlungen habe, nichts mehr zu sagen. Ich habe Ihnen nachgewiesen, daz waren die Antwort auf eine überschwengliche Einschäzung mit feinem Worte gesprochen worden.( hört! hört!) Allerdings ir glaubten, im Interesse der Arbeiterklasse, im Interesse der des Stichwahlabkommens durch die damaligen Vorstands waren wir der Ansicht, wenn es gelang, durch das Abkommen den Partei zu handeln, und daß wir so handeln mußten, wie wir ge berteidiger. Wenn ich dabei von einer fünftlichen Ver- schwarz- blauen Block zu zertrümmern, uns eine möglichst hohe handelt haben. Deshalb wäre es falsch, wenn Sie eine Resolution jchacherung der Mandate gesprochen habe, so mag ja dieje Mandatszahl zu sichern und die Fortschrittler von der Rechten boll- annehmen wollten, die das Abkommen bebauert. Wir brauchen Bezeichnung nicht gerade angenehm flingen, aber es ist doch Tat- ständig loszureißen, so würde das auf die politische Konstellation im aber auch keine Resolution, durch die es gebilligt wird. Die Aus sache, daß um die Mandate der Wahlkreise, die wir dem Freisinn Reiche nicht ohne Einfluß bleiben. Ich weiß nicht, wie Bied da sprache hat ergeben, um was es sich handelt, und damit kann es abgetreten haben und über die, in denen uns die Freisinnigen herauslesen kann, daß ich mir von dem Zusammenarbeiten mit den genug sein. Wir verdienen kein Rob, denn wir haben nur unfere unterſtügen sollten, gehandelt worden ist. Die Mandate werden Freisinnigen große Dinge versprochen habe. Bflicht und Schuldigkeit getan, toir berdienen aber auch keinen also Handelsobjekte. Es darf sich bei unserem Wahlkampf nicht Wels- Berlin  : Bied fagte, Scheidemann habe die Gelegenheit zu Tadel, deshalb bitte ich Sie dringend, über alle Refolutionen, um Erlangung von Mandaten um jeden Preis handeln, auch einem Wig gegen ihn durch einen Zwischenruf erhalten, den ein wenn sie nicht zurückgezogen werden, zur Tagesordnung über­nicht um das Mittel der Dämpfung. Ich denke dabei an Berliner   Genosse gemacht habe. Der Genoffe bin ich gewesen, ich zugehen.( Bravo  !) die Worte Bebels, daß ihm 4 Millionen Stimmen und 50 Mandate babe aber den Zwischenruf nicht gemacht, um meine Neugierde zu Der Parteitag geht über die zu diesem Punkte vorliegenden lieber feien, als 2 Millionen Stimmen und 100 Mandate. Darin befriedigen, sondern um dem ganzen Parteitag bie Kenntnis zu über- Resolutionen und Anträge zur Tagesordnung über. Damit ist liegt feine Unterschäzung des Einflusses, den eine große Zahl von mitteln. Wenn er weiter fagte, daß ich selbst in Berlin   einmal dieser Punkt der Tagesordnung erledigt, water Abänderung der fozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstag   ausüben tann, es Trumpf sein wollte, so will ich ihm sagen, daß diese Abficht bei mir Tagesordnung wird mit Rücksicht auf einen Wunsch des Referenten foll damit ausgedrückt sein, daß Mandate nur auf dem Wege des nicht vorhanden gewesen ist. Wenn er aber daran die Aeußerung der Punkt politischen Stampfes erobert werden sollen. Auch die Geheimhaltung fnüpfte, ich sei stiller geworden, so ist das eine Täuschung, der er Bergarbeiterschuh wird man dem Parteivorstand zugute halten fönnen, weil er sich fich hingibt, die mir verständlich erscheint, die aber nur darauf fagen mußte, daß das Ablommen eine gewisse Mißstimmung bei zurückzuführen ist, daß Bied noch nicht lange in Berlin   ist und daß vorweggenommen. Hierzu liegt folgende Resolution vor: ben Parteigenossen hervorrufen mußte und besonders die vorzeitige bei seiner überragenden Person alle anderen naturgemäß in den Bekanntgabe der Dämpfungsklausel den ganzen Erfolg in Hintergrund treten müssen,( Stürmische Heiterkeit.) Frage stellen fonnte. Scheidemann   hätte fich einen Teil feiner Ausführungen sparen können, ebenso die Hinweise auf die Artifel der Neuen Zeit". Diese Artikel sprachen sich nur für ein Abkommen überhaupt aus, feineswegs aber für eine Dämpfungs­flaufel. Auch die Gegner des Abkommens find der Meinung, eine möglichst große Zahl von Mandaten herauszuholen. Ob das Mittel das richtige war, steht jetzt zur Entscheidung. Ich bin der Meinung, daß es nicht angewendet werden durfte. Dem Genossen Ledebour   hat Scheidemann   ein Lob für seine verständige Bes Wicklein Nordhausen: Scheidemann   hat den Nordhausener Ge­urteilung der politischen Situation während der Stichwahl aus noffen den Vorwurf gemacht, daß sie mit Hilfe der Antisemiten grund­gesprochen und auch Ledebour ist gegen die Dämpfungstlaufel. Auch fägliche Politit betrieben hätten. Er hat dafür absolut keinen Be­Genosse tautsty rät ja von der Wiederholung eines solchen weis. Es wäre auch besser gewesen, er hätte gefagt, um was es sich Mittels ab.( Buruf von Pfannkuch: Kautsky   war aber dabei!) im Falle Nordhausen   handelt, anstatt in seiner Art und Weise über Benn er hinterher zu einer anderen Beurteilung kommt, so hat er unseren Wahlkampf zu sprechen, die den Gegnern nur Material bieten. sich inzwischen überzeugt, daß die Anwendung eines solchen Wittels( Buruf: Das ist nicht persönlich!) nicht vorteilhaft ist. Wenn die Liberalen zu den Schwarzblauen ge- Wiehle- Nordhausen  : Scheidemann   hat gestern ben Kreis gangen wären, fo hätte uns das weniger Mandate eingetragen, Nordhausen   angegriffen und erklärt, daß das Mandat nur durch aber ein solches Vorgehen der Freifinnigen hätte noch mehr die Antisemiten gewonnen sei. Er hat aber nicht gesagt, welche beigetragen, den freisinnigen Wählern aus Angestellten- und Folgen das für die einzelnen leitenden Personen in Nordhausen  Arbeiterkreisen die Augen zu öffnen über das ganze Oppo- gehabt hat. Ich möchte nur auf eins aufmerksam machen. fitionsgetue der Fortschrittlichen Wolfspartei. Der Freifinn( Noske: Sie dürfen eine persönliche Bemerkung nur machen, befand sich also in größter Not, wir hatten gar feine wenn Sie auf Ausführungen antworten wollen, die gegen Ihre Ursache, ihm so weit entgegenzukommen, wie wir es getan haben. Person gerichtet sind.) Gewiß, die Ausführungen von Scheide Bei einem Votum des Parteitages über das Abkommen fann es sich mann war ja gegen uns gerichtet.( Note: Ich kann mich nicht nur darum handeln, zum Ausdrud zu bringen, daß die Dämpfungs erinnern, daß Scheidemann   Ihren Namen genannt hat.) Dann flaufel nicht gutgeheißen wird und daß wir vor allen Dingen will ich nur noch darauf hinweisen, daß sich Scheidemann   selbst Wahlbündnisse auf Grund solcher Mittel nicht wollen. Die Resolution desavouiert hat, er hat in Jena   eine andere Parole ausgegeben. bringt eigentlich nur zum Ausdruck, was der Parteivorstand auch Bied: Zu der Berichtigung von Braun habe ich nur zu be fchon gesagt hat, nämlich, daß er die Dinge ebenfalls be merken, daß der Borwärts"-Bericht nicht ganz der Stimmung bauert. Ich protestiere gegen die Ansicht, als ob in dieser entspricht. aus der heraus Braun seine Ausführungen gemacht hat. Resolution etwa eine Herabfegung des Parteivorstandes läge. Dem Genossen Wels habe ich nicht den Vorwurf gemacht, daß Man müßte ihn schon als unfehlbar bezeichnen, wenn man er Trumpf fein wollte, ich habe gesagt, daß er infolge feiner feine Handlungen nicht kritisieren dürfte. Dhne Gespensterieherei früheren emfigen Tätigkeit Trumpf in Berlin   war. Zu der Zensur, zu betreiben, ist zu bedenken, daß die Dämpfung nur eine Etappe die hier von einigen Teltower Delegierten erteilt worden ist, möchte auf dem Wege zur Verteilung der Mandate zwischen uns und den ich nur erklären, daß diese Genossen gar nicht kompetent sind, bürgerlichen Parteien bereits vor der Wahl ist. Wenn die bayerischen meine Rede vor dem Parteitag zu zensieren. Ich bin von dem Genossen bei ihren Landtagswahlen zu einem solchen Mittel ge- Streise gewählt worden, obivohl den Genossen meine Stellung zu griffen haben, so tönnen fie fast dieselben Argumente dafür anführen, dem Wahlabkommen bekannt war. Die Genossen haben kein Recht wie Scheidemann   zur Begründung der Dämpfung. Auch fie wollten zur Zensurerteilung, es ist eine Anmaßung. den Willen des bayerischen Volles in der Zusammenfegung bes Feller Teltow- Beestow: Obwohl unter der Erklärung aus Landtages zum Ausdruck bringen. Ihr Zwed war zwar nicht, den Teltow  - Beeskow   meine Unterschrift nicht steht, weil ich nicht gegen­schwarz- blauen Block zu zertrümmern, aber die fleritale Mehrheit. wärtig war, als Pied sprach, erkläre ich, daß ich nachdem mir ( Zunehmende Unruhe, Borf. Noste: Aber, Gen. Bied, ich muß Sie mitgeteilt wurde, was er gesagt hat meine Unterschrift eben aufmerksam machen, daß das bayrische Abkommen nicht zur Debatte steht.) falls gegeben habe.( Hört! hört! und Heiterfeit.) Ich will nur aufmerksam machen, daß die Dämpfung nur eine Otto Braun   Berlin  : Wenn Pied   nur gesagt hätte, daß auf Etappe auf dem Wege ist, den die bayerischen Genoffen betreten der Generalversammlung in Groß- Berlin die Stimmung eine haben.( Neue Unruhe und Zurufe: Sie haben ja teine Ahnung von andere gewesen ist, so hätte ich keine Gelegenheit genommen, dara den bayerischen Verhältniffen.) Gewiß, die Verhältnisse find andere, auf au erwidern. Er hat aber erklärt, ich hätte in Berlin   ausge­und ich maße mir fein Urteil darüber an, aber Scheidemanns führt, daß ich das und das von den Freijinnigen erwarte. Ich habe Argumente laufen auf die Argumente hinaus, die die Bayern   für ihm nachgewiesen, daß das nicht der Fall ist und ich hätte erwartet, die Verteilung der Mandate vor der Hauptwahl gebraucht. Ich daß er offen erklärt hätte, er habe sich geirrt. Das wäre loyal bitte, nicht auf diesem Wege fortzufchreiten, möge der Barteitag der gewesen.( Sehr richtig!) Welche Beweggründe ihn geleitet haben, Resolution zustimmen und für die Zukunft Nichtlinien für das Vor- habe ich nicht vernommen, aber ich kann Bied sagen, daß ich damals gehen bei den Stichwahlen ziehen.

Pappenheim  - Gschwege:

Ich habe mich zum Wort gemeldet, um auf das Verhältnis der Reichstagswahl bei uns in Eschwege   zu der Wahl in Nordhausen  einzugehen. Das Eintreten der Liberalen für uns, soweit wir mit

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bei der Verteidigung des Abkommens in sehr guter Stimmung ge­wesen bin, wie auch heute noch.( Große Heiterkeit.) Das Schlußwort erhält

Scheidemann  :

Die Ausführungen der Genoffen aus Nordhausen   fann ich mit Vertretern des schwarzblauen Blocks in Stichwahl standen, mußte dem einen Sage abtun, daß sie mir Aeußerungen unterstellten, die eine Selbstverständlichkeit für die Liberalen sein, nachdem sie sich in ich gar nicht gemacht habe. Ueber Pied glaube ich wohl nach den ihren Redensarten gegen den schwarzblauen Blod so festgelegt hatten, Erklärungen, die hier abgegeben worden sind, zur Tagesordnung daß ein Zurüdweichen unmöglich war. Es ist so hingestellt worden, übergehen zu fönnen. Ich bebauere außerordentlich den Schluß als ob Cohns Wahl in Nordhausen   auf das Eintreten der Liberalen der Debatte.( Sehr richtig!) Die Ausführungen waren großen file den sozialdemokratischen Kandidaten in unserem Wahlkreise teils einseitiger Art. Es ist ja verständlich, daß die Genoffen, die zurückzuführen fein. Es kann aber keine Rede davon sein, daß die mit dem Liberalismus zu tun haben, immer der felfenfesten Ueber Liberalen für uns eingetreten sind. Der fortschrittliche Kandidat zeugung sind, daß gerade sie mit der schlimmsten Art des Libe erhielt im ersten Wahlgange 5800 Stimmen und tam nicht in die ralismus zu tun haben. Dem Genossen Cohn gegenüber bin ich Stichwahl, Von diesen liberalen Wählern haben 4300 in ber Stich in einer schweren Lage, denn er ist ein geschickter Abbotat und ich wahl den Antisemiten gewählt, also bier Fünftel. In unserem Streife bin seit Jahren nur noch Bureaufrat.( Große Seiterkeit.) Er ist liegen Verhältnisse vor, die von unseren Barteitheoretikern studiert mir also über, aber er hat mir offenbar Unrecht getan. Ueber werden müssen. In der Wahlagitation wurde schon vor der Haupt- feinen Namen Wike zu machen, ist mir durchaus nicht eingefallen. wahl von den Antisemiten erklärt: Wenn die Sozialdemokraten mit Sollte durch einge Wendungen der Anschein erwedt worden fein, den Liberalen in die Stichwahl kommen, dann wählen die Anti- als hätte ich antisemitische Wize machen wollen, so erinnere ich femiten Mann für Mann den Sozialdemokraten.( Söit! hört!) Sie, daß ich von den 29 Jahren, die ich jetzt in der Partei bin, Eine Verbreitung des Inhalts des Stichwahlabkommens war in beinahe 20 Jahre im Spezialfampf gegen den Antisemitismus ge­der regelmäßig erscheinenden Presse des Wahlkreises nicht möglich, standen habe. Cohn hat in sehr geschidter Weise die Dinge zu ber­die bürgerlichen Blätter weigerten sich bis auf wenige Ausnahmen, schieben verstanden, er hat weniger über meinen fachlichen Nach­den Wahlaufruf der Fortschrittlichen Volkspartei   zu verbreiten. weis, daß das Stichwahlabkommen nur möglich war, indem wir Die Fortschrittlichen hätten nach dem Stichwahlabkommen die Dämpfung mitschludten, gerebet, als vielmehr darüber, wie für uns eintreten müffen, aber die fortschrittliche Kreis- schlimm die Freifinnigen in Nordhausen   sind. Ich habe nicht, wie leitung berief zwischen Haupt- und Stichwahl eine Ber  - es nach der Rede von Cohn den Anschein erwecken mußte, daß, was fammlung und empfahl den Wählern Gewehr bei Fuß zu stehen. ich über die Agitation der Kriegervereine gesagt habe, etwa aus Libe.ble Parteiorganisationen forderten in Streisblättern und durch Wahlatten entnommen, sondern ich sagte ausbrüdlich, daß wir in

199. Der Parteitag erklärt, die Häufung der Massenkaia fteigende Zahl der getöteten und verlekten Bergarbeiter, wie auch die erschreckend hohen bergmännischen Krankheitsziffern beweisen schlagend, daß die von den Vertretern des tapitalistischen Aus­beutungssystems nach jeder großen Grubentatastrophe wiederholte Bersicherung, für den Schuß der Bergwertsarbeiten sei hinreichenb gesorgt, eine wider besseres Wissen aufgestellte Behauptung ist. Schon die Tatsache, daß die Unfallziffern in anderen europäischen   Ländern erheblich geringer find, zwingt zu dem Echluß, daß nicht alle Mittel zur Verbesserung der Grubensicherheit in Deutschland   in Anwen dung sind. Es ist beschämend, daß Deutschland   im Bergarbeiter. schuk hinter dem Ausland zurücksteht. Der Parteitag beauftragt deshalb die sozialdemokratische Reichstagsfraktion, alsbald nach dem Zusammentritt des Reichstages diesen erneut und nach. drücklichst zur Beschlußfassung über eine den modernen Betriebs. und Arbeitsverhältnissen entsprechende reichsgefegliche Regelung des Bergarbeiterschutzes zu veranlassen. Dieses Geseze muž mindestens zwingend festlegen:

1. Gine Arbeitszeit von höchstens acht Stunden, und zwar mit der Maßgabe, daß innerhalb 24 Stunden allgemein höchstens acht Stunden gearbeitet werden darf, abgesehen von Ueberzeit arbeit, die zur Rettung und Sicherung von Menschenleben und zur Aufrechterhaltung des Betriebes unbedingt nötig ist. Bei einer Grubentemperatur von 28 Grad Celsius an und an bes sonders nassen Arbeitspunkten darf die Schichtdauer nicht mehr als sechs Stunden betragen;

2. Arbeiter unter 18 Jahren sind zur unterirdischen Tätig feit nicht zuzulassen, auch nicht solche Erwachsene, denen die für die eigentliche Bergarbeit nötige berufliche Vorbildung mangelt;

3. Vorschriften über die Erzielung und Auszahlung eines Arbeitslohnes, Ser dem schweren und gefährlichen Bergarbeiter­beruf gerecht wird und den Arbeitern und ihren Familien einen kulturentsprechenden Lebensunterhalt ermöglicht;

4. Anstellung von Grubenkontrolleuren mittels geheimer und direkter Wahl von den Arbeitern gewählt und aus Staats mitteln befoldet;

5. Bereithaltung einer genügenden Zahl von Rettungsappa raten und Geräten für den Transport der Unfallopfer, Aus bildung von mit der Benutzung der Rettungsapparate und der ersten Hilfeleistung bei Verlegungen vertrauter Mannschaften; 6. Einrichtung von ausreichenden Wasch- und Badeanstalten ( Brausebäder) auf allen Werken.

Der Parteitag erwartet, daß angesichts der furchtbaren Un glüdsfälle der legten Zeit der Reichstag   und die berbündeten Res gierungen endlich es für ihre Gewissenspflicht erachten werden, die gestellten Forderungen durchzuführen.

Referent Hue:

einer solchen Weise vermehrt, daß die Oeffentlichkeit wohl oder übel In den lesien Monaten haben sich die Grubenunglüdsfälle in babon Notiz nehmen mußte. Es müssen abermals Erörterungen gepflogen werden, wie der Schutz der Bergarbeiter verbessert werden fann. In den letzten Wochen haben sich größere Ratastrophen, bie zum Teil Dubende, im Falle Lothringen   jogar über 100 Arbeitern bas Leben tofteten, ereignet. Die Katastrophen ereigneten sich auf Beche Osterfeld, Oberhausen  , Alma bei Gelsenkirchen  , Segen Gottes in Niederschlesien, Westend   bei Duisburg   und vorgestern hat auch im Staßfurter   Salzbergwert eine schwere Explosion stattgefunden. Es ist unzweifelhaft, daß diese häufungen der Katastrophen in einem ursächlichen Zusammenhang mit der stürmischen Hochtonjunktur in der Industrie steht. Wenn eine Maffenkatastrophe sich ereignet und die sozialdemokratische Presse kritische Bemerkungen daran knüpft, so wird uns von der Werks- und Regierungspreffe erklärt: Gruben katastrophen können wir nicht völlig verhindern, die wird es auch im sozialdemokratischen Zukunftsstaat geben. Dies Mäßchen ist fennzeichnend für seine Verbreiter. Die Möglichkeit einer bölligen Beseitigung aller Grubentatastrophen haben wir nie behauptet. Wohl aber haben wir behauptet, die Möglichkeit einer bedeutenden Verminderung durch Verbesserung der Betriebsmittel. Seit August ebel 1867 über das große Grubenunglück auf dem Sugaus, und 1880 im fächsischen Landtag Wilhelm Liebine cht über bas große Zwidauer Grubenunglüd sprach, haben die Grubeninter effenten immer und immer wieder erklärt, es ist nicht mehr zu tun für Arbeiterschuh, alles Menschenmögliche ist geschehen. Inzwischen aber haben wir die Erfahrung gemacht, daß gerade die eigentliche charakteristische Ursache der Bergwerksunglüce, die Schlag. wetterexplosion, bedeutend vermindert worden ist. Als bor einem Menschenalter Bebel und Liebknecht über diese Unglüdsfälle sprachen, verunglüdten im sächsischen Bergbau jährlich 2-3 von 1000 Bergleuten. Jeht aber haben wir in den lezten Jahren über