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des Publikums über deu   Wahlausfall durch ein Transparent Polizei- widrig, hat also dem Staate unnützerweise ein hübsches Stück Geld gekostet. Die Freveltat dess Genossen Fenz war von der Polizei als.Erzeugung von Lichtbildern" deklariert. Neue Hafenbauten in Cuxhaven  . Der Senat beantragte bei der Bürgerschaft die Bewilligung von 8 800 000 M. für die Erweiterung des neuen Hafens von Cuxhaven  und von 360 000 M. �nr Ausführung besonderer Anlagen für die Hambura-Amerika-Lime. Beide Beträge sollen auf dem Anleihe- wege beschafft werden._ Oeltcmlch. Ersatzwahl für Franz Silberer. Montag fand in Wiew die Nachwahl für den bei einer Bergtour verunglückten sozialdemokratischen Neichsratsabge- ordneten Franz Silberer statt. Man erinnert sich der infamen Verleumdungskampagne der Christlichsozialen, die in ihrer Schandpresse monatelang behaupteten, Genosse Silberer sei nicht verunglückt, sondern nach Veruntreuungen von Gewerkschaftsgeldern nach Amerika   geflohen. Erst die Auffindung der Leiche machte der niederträchtigen Hetze ein Ende. Genosse Silberer war 1911 erst in der Stichwahl mit liberaler Hilfe gewählt worden. Diesmal war unser Kan- didat Genosse Rudolf Müller. Er erhielt 6718 Stim- men,'der Christlichsoziale 6972, ein Deutschnationaler 1693, ein Fortschrittler 686 und ein Separatist(I) 643 Stim- men. Natürlich erhielt dieser merkwürdige tschechische Sozialdemokrat" auch die Stimmen der tschechisch-bürger- lichen Chauvinisten. Genosse Müller hat 126 Stimmen mehr erhalten als Genosse Silberer im Vorjahr. Die Stichwahl findet nächsten Montag statt. Eine sozialdemokratische Anfrage in der Delegation. Wie», 26. September. In fortgesetzter Beratung des Budgets des Ministeriums des Aeußern in der Sitzung des Ausschusses für äußere Angelegenheiten fragte Delegierter Dr. Ellenbogen den Minister des Aeußern nach konkreten Details der Vorschläge, die er den Mächten erstattet habe, weiter fragte er, ob der Minister unter allen Umständen eine friedliche Politik auf dem Balkan   be- folgen wolle. Schließlich wünschte der Redner Aufklärung über die Auffassung des Ministers, betreffend die Flottenkonzentration im Mittelmcere. Der Minister des Aeußern Graf Berchtold er- klärte, er behalte sich die Beantwortung der Anfragen des Dele- gierten Ellenbogen vor. Eine Anfrage wolle er sofort beantlvorten, nämlich die Anfrage ob die Regierung militärische Interventionen in der Türkei   und eine territoriale Verschiebung daselbst beab- sichtige. Er habe sich in seinem ersten Expose, im April dieses Jahres, zu dem Prinzip der Kontinuität bekannt. Er müsse daher seine Verwunderung aussprechen, daß Ellenbogen glaube, er werde heute also 5 Monate später ein« Kriegspolitik befolgen. Der Mi- nister hätte geglaubt, Ellenbogen werde ihm mehr Vertrauen ent- gegenbringen. Er könne die Anfrage Ellenbogens nur negativ be- antworten. Was den letzten Passus des Exposes anbelange, so sei dieser selbstverständlich so zu verstehen, daß es die oberste Auf- gäbe der Armee und der Marine sei, den Frieden zu schützen. Ciirhd. Die Aufstandsbewegung auf Sumos. Konstantinopel  , 25. September. Die telegraphischen Verbin- düngen zwischen Sa mos und Smhrnä sind unterbrochen. Die Pforte erhielt optische Telegramme vom Fürsten   von Samos  , die sie bisher noch nicht offiziell bekannt gemacht hat. Dem trotzdem bekannt gewordenen Inhalte zufolge haben gestern um 2)4 Uhr nachmittags die kretischen und samischen Rebellen die Vathy domi- nierenden Höhen angegriffen, die von türkischen Truppen verteidigt wurden. Das Feuer dauerte bis zum Abend. Auf feiten der Türken wurde ein Sergeant getötet und ein Soldat verwundet- Die Verluste der Insurgenten dürften groß sein. Einige Samioten von Ober- und von Unter-Vathy schössen aus den Häusern auf türkische   Soldaten, die das Feuer erwiderten. Ein französischer Kreuzer ist gestern, ein englischer heute in Vathy eingetroffen. Eine zweite Depesche besagt, die Insurgenten stiegen über die Anhöhen in die Täler hinab und griffen von neuem die Truppen an. Auch im Innern der Stadt dauert das Feuergefecht fort. Ein Protest Griechenlands  . Athen  , 26. September.  (Meldung der Agenee Havas.) Der griechische Gesandte in Konstantinopel   hat den Auftrag erhalten, sich heute auf die Pforte zu begeben und energischen P r o t e st einzulegen sowie die notwendigen Aufklärungen zu ver- langen wegen des Angriffs auf ein griechisches Schiff. Der Ge- sandte soll in einer Verbalnote fordern: 1. Strenge Bestrafung dev Schuldigen. 2. Eine Entschuldiguig der ottomanischen Regie- rung. 3. Schadenersatz.  _ Die türkischen Armcemanöver an der bulgarischen Grenze. Konstantinopel  , 26. September. Die zweite Division, die sich in Smyrna   befindet, wird in zwei Tagen in Konstantinopel   ein- treffen, um an den Manövern bei Adrianopel   teilzu- nehmen. Konstantinopel  , 26. September. Den Blättern zufolge hat der Minister des Aeußern Noradunghian dem bulgarischen Ge- sandten Sarafow, der Aufklärungen bezüglich deS Zwecks der Manöver verlangte, erklärt, daß die Ma- növer, die alljährlich stattfinden, nicht als eine Drohung gegen Bulgarien   angesehen werden dürften, mit dem die Pforte trotz der in letzter Zeit sich dort bemerkbar machenden Erregung die freund- schastlichen Beziehungen aufrecht zu erhalten wünsche- Die Ver- treter der Türkei   hätten die Weisung erhalten, den Mächten die gleiche Versicherung bezüglich der Manöver zu geben. Ctriiia. Quertreibereien der Anleihe-Mächte. London  , 25. September. Wie das Reutersche Bureau erfährt, gibt man sich der Erwartung hin. daß die Regierungen der sechs Mächte von ihren aus dem Abkommen über die Boxerentschädi- gung herrührenden Rechten Gebrauch machen werden, um zu ver- hindern, daß irgendein Teil der Ueberschüsse der Salzsteuer für einen anderen Zweck verwendet werde. Diese Ueberschüsse seien hauptsächlich für die Boxerentschädigung oder für den Dienst der ausstehenden Anleihen verpfändet. Es wird erwartet, daß eine Mit- teilung in diesem Sinne der Pekinger   Regierung unverzüglich ge- macht werden wird._ Wieder eine Soldatenrevolte. London  , 25. September. Das Reutersche Bureau meldet aus W u t s ch a n g: In der Skacht hoben außerhalb der Stadt lagernde Truppen sich empört und die Stadt angegriffen, sind aber von der Garnison zurückgewiesen worden. Wutschang, 26. September. Die Truppen, die in der Nacht zum 25. d.M. sich empörten, bestanden aus 2000 Mann Kavallerie,- ihre Kaserne liegt außerhalb der Stadt. Ihnen hatten sich Ar-! tilleristen angeschlossen, von denen sie jedoch nachher im Stiche ge- l lassen wurden. Die Verschwörung wurde entdeckt. Die Tore der Stadt wurden geöffnet, 50 Meuterer hineingelassen und sofort er- schössen. Liyanhung sandte treugebliebene Truppen gegen die Em- pörer, von denen 200 gefangen genommen und erschossen wurden. Die übrigen ergriffen die Flucht. Jetzt ist alles wieder ruhig. Ein Kampf zwischen Mongolen und Chinesen. Zizikar, 25. September.  (Meldung der Petersburger Tele- graphen-Agentur.) Der Kommandeur einer von hier nach der Mongolei   entsandten Truppenabteilung berichtete, daß bei einem Zusammenstoß mit Mongolen in der Nähe von Aangtungtsien im Fürstentum Tuschigan 300 Mongolen getötet und reiche Beute, dar- unter 300 Stück Großvieh, den Chinesen in die Hände gefallen seien. Soziales. Soziale Lasten. Im buntenTag" gab Herr Axel Bueck kürzlich Nr. 216 wieder ein Gastspiel als Artist auf dem Gebiete der Scharfmacherei. Er jongliert da mit allerhand Taschenspielerkünsten gegen besseren Hüttenarbeiterschutz. Was auf der Internationalen Arbeilerschutz- konferenz in Zürich   als Notwendigkeit und durchführbar erkannt worden ist die Achtstundenschicht für die Feuerbetriebe in der Eisengroßindustrie kann nach Bueck die deutsche   Industrie nicht vertragen. Außer technischen Einwänden, die kaum noch ein Mensch ernst nimmt, operiert der Scharfmacherverbandssekretär a. D. nun auch wieder mit der Behauptung, die Werke würden von den sozialen Lasten ohnehin schon beinahe erdrückt. Die aus der verlangten Ver- kürzung der Arbeitszeit resultierenden Mehrkosten könne die In- dustrie unter keinen Umständen aufbringen. Wie steht es nun in Wirklichkeit mit den sozialen Lasten? Erstens muß festgehalten werden, daß nicht die Unternehmer, sondern die Produzenten die Kosten der sozialen Versicherung restlos auf- bringen. Aus dem Ertrage der produktiv Tätigen werden alle Auf- Wendungen bestritten. Die sozialen Lasten sind Geschäftsunkosten, wie alle anderen auch: sie stellen einen Teil des Lohnes dar. Daß die Lohnkosten Löhne einschließlich soziale Ausgaben die Existenzfähigkeit der Industrie nicht untergraben, daß dieerdrückenden" Lasten immer noch einen ganz unverantwortlich hohen Entbehrungs- lohn für die gänzlich überflüssigen und nutzlosen' Aktionäre erlauben, beweist die Aktienstatistik. Und die Eisenindustrie steht dabei unter den Gewerben nicht an der letzten, vielmehr an ganz hervorragender Stelle. Nach den amtlichen Zu- sammenstellungen Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reiches, Ergänzungsheft 11 1912 betrug die Durchschnitts- dividende, alle deutsche   Aktiengesellschaften zusammengefaßt, für 1910/11 8,6? Proz., dagegen für den Erzbergbau 8,Z8 Proz., für sämtliche Hüttenwerke 9,26 Proz., für den Steinkohlenbergbau 9,02 Proz., für den Braunkohlenbergbau 9, SS Proz., für die gemischten Hüttenwerke S,S8 Proz., für die Metallverarbeitung S,86 Proz. und für die In- dustrie der Maschinen, Instrumente und Apparate 8,76 Proz. Für alle diese Gewerbegruppen geht demnach die Dividende über den Gesamtdurchschnitt hinaus. Dieser Tatsache gegenüber immer noch das Märchen von der ruinösen Belastung der Industrie zu erzählen, zeugt von einem unzerstörbaren Kinderglauben, oder von bewußter Gaukelei eines hartgesottenen Sünders. Die ganze Versicherung als eine Einheit betrachtet, find ihre Kosten soweit sie von den Arbeitern indirekt, in der Form der Unternehmerbeiträge geleistet werden, in Wirklichkeit sehr minimal. Nach den Angaben imStatistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich" 1912 ergeben sich für das Jahr 1910 folgende Resultate: Summe d. Unter- Zahl der Kosten pro nehmerbeiträg�M. Versicherten Versichert. M. Krank-nberficherung 129 882 700 13 954 973 9,3 Unfallversicherung. 199 920 300 24154 000 8,27 Jnvalidenversicherg. 98 677 000 15 659 700 6,49 Danach wären insgesamt für einen Versicherten pro Jahr 24,06 Mark aufzubringen. Da hier die niedrigen Leistungen für die Landorbeiter mit einbegriffen sind, resultieren für die Industrie tatsächlich höhere Kosten. Sie differieren weiter nach der Höhe der Löhne, der Stabilität der Beschäftigung, vor allem auch nach dem Grade der Unfallgefahren in den einzelnen Gewerben und nach den Kosten der besonderen Versicherungseinrichtungen, wie sie sich aus der Natur des Betriebes, z.B. für den Bergbau. in den Knappschafts  lassen, erklären. Der Bergmann   ist schnell verbraucht, frühberg fertig" wie der Fachausdruck für Berginvalidität lautet. Daraus erwachsen bedeutende Versicherungskosten, wodurch die Leistungen der Knappschaftskassen die der Krankenkassen beträchtlich überragen. Ueber die Beitragsleistungen der Zechen für die Arbeiterverstcherung hat der Werksstatistiker Jüngst Berechnungen angestellt, die in einem Sonderabdruck der ZeitschriftGlückauf" veröffentlicht worden sind. Sie reichen bis zum Zahle 1909. Herr Jüngst lieferte den Hetzern gegen Sozialpolitik erwünschtes Material. Er errechnete, daß dieöffentlichen Lasten" für den Berg- bau bis über 100 Prozent der von ihm herausgebrachten Dividende hinaussteigen: bei der Konkordia Bergb.«G. z. B. sollen sie 157,82 Prozent ausmachen. Das Kunststückchen bringt Jüngst fertig, indem er alle Steuern, Realabgaben, soziale Lasten undsonstige öffentliche Lasten" zusammenwirft. Mit dem- selben Recht könnte er auch noch die Löhne hinzurechnen und damit beweisen, daß die armen Aktionäre in unverschämter Weise ge- plündert werden. Das Verhältnis der Reingewinne zu den Bei- trägen der Unternehmer für die Arbeiterversicherung veranschaulichen wir in der folgenden Aufstellung nach den Angaben für das Jahr 1909. Ji| diesem Jahre haben die Kohlengruben finanziell am schlechtesten seit langer Zeit abgeschnitten. Trotzdem konnten sie respektable Gewinne ausschütten, und die auf den Kopf der Arbeiter zu leistenden Beiträge bleiben auch in dem schlechten Jahre weit hinter dem Reingewinn zurück. Hier der Beweis: Beiträge Ab-« Zahl?°pk der Unter. schrei- Rem- �r Arbeiter nehmet Bungen 6 Last Reingew. Gesellschaft M. M. M."""" M. M. Harpen   3 334 760 8132 044 7 541096 28143 118 268 König Ludwig 639 962 1 265 217 1 200 000 2 295 278 622 Konkordia 640 919 1 467 556 1 227 880 2 499 256 491 Gewerkschaft Graf Bismarck 607 225? 4 054 416 1 957 210 2 072 Gelsenkirchen   4 447 974 11 100 000 13 307 602 44 589 99 300 Die Summe des Reingewinns und die sich ergebende Kopfquote ist naturgemäß sehr stark abhängig von dem Verhältnis des nomi- nellen zum wirklich investierten sowie des eigenen Kapitals zu Leih- gelde, mehr noch aber von dem Verhältnis zwischen Kapitalsumme und Zahl der beschäftigten Arbeiter, ferner auch von der Finanz- technik, der Praxis der Abschreibungen usw. Die letzteren sind durch- weg außerordentlich hoch. Hier soll nun nicht das RentabtlitätS- verhältnis erörtert, sondern nur gezeigt werden, daß selbst im Krisen- jähr ganz erkleckliche Ueberschüsse pro Arbeiter herausgewirtschaftet werden konnten. Die nächsten Jahre erbrachten zudem größere Ueberschüsse. Bei Gelseukirchen stellen sich die Reingewinne für 1910 und 1911 auf rund 16 Millionen Mark, bei 12,8 resp. 14,5 Millionen Mark Abschreibungen und der Reingewinn pro Arbeiter hob sich auf 350 M. resp. 336 M. Für die gemischten Werke liegen Nachweise über die Beitrags- leistungen nicht vor. Daß sie hier gut ertragen werden können, he- weisen die Geschäftsabschlüsse. Soweit die vorliegenden Berichte Au- gaben über die Zahl der Arbeiter enthalten, benutzen wir sie zu dieser Uebersicht: m!» Rein« Ditn- Rein- Zahl g�inn dende Gesellschaften gclrnrnt der» pro in M. Arbeiter Arbeiter Proz., ... 1909/10 6 874 267 13 408 475 11 Deutsch  -Luxemburg  » igig/ig l6 SS5 796 20 273 546 11 coc erw, 1910/11 3 630 309 4 673 777 8 Rhemrsche Stahlwerke 19�12 5 291 499 4631 1157 10 ,... 1910/11 24 074 82 37 222 646 15 ........ 1911/12 29 627 225 38 041 76Z 18 1910/11 6 8�2 540 10 040 679 12 Aumetz-Fnede---- 1911/12 9 8Z4Z5Z 11028 891 12 Die schon bisher recht hohen Ueberschüsse sind für das letzte Geschäftsjahr kräftig gestiegen, trotz der angeblich erdrückenden sozialen Lasten. Angesichts solcher EntWickelung und solcher Ergeb- nisse gehört wirklich eine harte Stirn dazu, den notlvendigen Hütten- arbeiterschutz mit Hinweis auf ungenügende Rentabilität der Unter- nehmet zu bekämpfen._ Unberechtigte Entlassung. Gegen die Firma Bohn u. Hock klagte gestern der Zeichner H. vor der 5. Kammer des Gewerbegerichts auf Zahlung eines Mo- notsgehaltes wegen unberechtigter Entlassung. Kläger   war bei genannter Firma als Zeichner mit einem Monatsgehalt von 130 M. angestellt. Im Juni beantragte er wegen eines stark auftretenden Herzleidens einen Urlaub. Dieser wurde jedoch nicht bewilligt. Auf Anraten eines Arztes begab er sich nach Liebenstein zur Kur und sandte der Firma nach 14 Tagen ein zweites ärztliches Attest ein, worin ihm bescheinigt wurde, daß er die Kur noch fortsetzen müsse, wenn er nicht arbeitsunfähig nach Berlin   zurückkehren wolle. Die Beklagte hat ihn darauf sofort ohne Zahlung des Gehaltes entlassen, weil er die Kur nicht habe unternehmen brauchen. Das Gericht verurteilte mit Recht die Firma dem Klageantrag entsprechende Die ärztlichen Atteste bewiesen, daß Kläger   zur Wiederherstellung seiner Gesundheit die Kur unternehmen mußte. Mithin sei die sofortige Entlassung zu Unrecht erfolgt. Hirn Induftne und Ftandel. Die Genossenschaftsmühle der schweizerischen Konsumvereine. Die Genossenschaftsmühle ist die neueste Errungenschaft der schweizerischen Konsumvereine und das unbestrittene Verdienst daran gebührt den Züricher   Bäckermeistern. Weil vor einigen Monaten der Züricher   Lebensmittelverein mit seinen zirka 20 000 Mitglie- dern eine Brotpreiserhöhung nicht mitmachte, wurde über ihn der Mehlbohkott verhängt und die Bäckermeister standenBoykott- Posten", um die Mehllieferungen zu kontrollieren, die der Lebens- mittelverein trotz dem Boykott in genügender Menge erhielt. Der Erfolg dieses unsinnigen Boykotts oder Uniernehmerterrorismus war nicht nur eine erhebliche Steigerung der Brotproduktion des Lebensmittelvereins, sondern auch der Ankauf der sogenannten Stadtmühle" in Zürich  , die einer Aktiengesellschaft gehört und eine der drötzten und modernsten eingerichteten Mühlen der ganzen Schweiz   ist. Es wurde von 44 Konsumgenossenschaften und dem Konsumverband eine besondere Mühlengenossenschaft gegründet. Die Jahresproduktion der Mühle mit zirka 1400 Waggons Mehl ist bereits an die beteiligten Konsumvereine vergeben. Da 78 Konsumvereine eigene Bäckereien besitzen, 16 Vereine Backe- reien gepachtet haben, insgesamt 221 Konsumvereine aber Brot vermitteln, so könnte die Genossenschaftsmühle eine noch größere Mehlproduktwn absetzen. Die Mühle wurde mit 1 700 000 Frank angekauft,-das notwendige Betriebskapital wird auf 300 000 Frank angegeben. Die Geldgeschäfte der neuen Genossenschaftsmühle be- sorgt die Genossenschaftsbank des Konsumverbandes.- In die drei- gliedrige Direktion der Genossenschaftsmühle ist auch der bisherige Direktor der Aktienmühle, Maggi, gewählt worden. Die betet- ligten Konsumvereine haben bis jetzt 472 000 Frank Anteilscheine gezeichnet. Für alle Mitglieder der Genossenschaft besteht der Be- zugszwang._ Der Schweizerische Konsumverband hat im Jahre 1911 die Zahl der ihm angehörigen Konsumvereine von 328 im Jahre 1910 auf 349 erhöht. Die von 314 Vereinen bekannte Mitgliederzahl beträgt 224 423, die Zahl der Läden 1072, die sich auf 493 Gemeinden ver- teilen. Angestellte gab es 4044. Die Summe der Bezüge belief sich auf 109 309 205 Frank, der Nettoüberschuß 927 881 Frank, der Betrag der Rückvergütungen 7 515 549 Frank, das Genossenschafts? vermögen 9 125 617 Frank, die bezahlte Staats- und Gemeinde- steuer 454 239 Frank, der Durchschnittsumsatz pro Verein 348 118 Frank, pro Laden 191 968 Frank und pro Mitglied 487 Frank. Das schweizerische Genossenschaftswesen entwickelt sich also m erfreu- lichster Weise._ Hus der-Frauenbewegung. Frauenkonsercnzcn in der Schweiz  . Mehrere Gewerkschaftsverbände und der Schweizerische Ar- beiierinneqfcerband zusammen veranstalten seit einiger Zeit an verschiedenen Orten Frauenkonferenzen, um die politische und ge- werkschaftliche Organisation der Arbeiterinnen zu fördern. Am letzten Sonntag fand in Zürich   die zweite sozialdemokratische Frauenkonferenz statt, die von 54 Genossinnen und 10 Genossen aus dem ganzen Lande besucht war. Das Einladungszirkular sagt über den Zweck der Konferenz:Das Bedürfnis nach systematischer Aufklärung und geistiger Höherentwickelung beginnt sich allüberall unter den Arbeiterinnen zu'zeigen. Mehr und mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß das klassenbewußte Fraucnproletariat als integrierender Bestandteil der Arbeiterbewegung wichtige Aufgaben für die Gegenwart und Zukunft zu vollbringen hat. Durch die Frauenkonferenzen sollen diese Ziele den Arbeiterfrauen und Tbch- tern in unmittelbar anschauliche Nähe gerückt werden. Die ver- schiedenen Arbeiterorganisationen erweisen sich selbst einen wert- vollen Dienst, wenn sie zahlreiche Delegierte an diese Frauen- konferenzen entsenden." Behandelt wurden die verschiedenen Agitationsmethoden, namentlich die Hausagitation. Für Dienstmädchen hat sich in der Stadt Zürich   der wöchentliche Zusammenkunftsabend er­folgreich bewährt, lieberBarzahlung und kurze(wöchentliche) Zahltage",Alkohol und Arbeiterfrage" sowieFrauenstimmrecht" hielten die Genossinnen Härri, Höllrigl und Leuzinger beifällig aufgenommene Referate. Die Genossin Ellenbogen las einen in- struktiven Artikel aus demVorwärts" über die Hintansetzung der Frau in der Gesetzgebung aller Staaten vor. Die nächste Frauenkonferenz soll wiederum in Zürich   im De- zember stattfinden. Durch diese eifrige und planmäßige Agita- tions- und Organisationsarbeit, an der sich die Arbeiterinnen- sekretärin Genossin Walter sowie Genosse Greulich hervorragend beteiligen, wird die sozialdemokratische Frauenbewegung in der Schweiz   erfolgreich gefördert werden. .Ausländische Arbeiterinnen in der Fischkonserven, industrie. Im Anschluß an die von uns gebrachte Notiz über die Ar- beiterschutzbestimmungen in der Fischkonservenindustrie können wir jetzt mitteilen:, daß bereits für eine Anzahl Fischbetriebe in Altona  - Ottensen   der erste Trupp fremder Arbeiterinnen eingetroffen ist. Die von einem Stellenvermittler aus Landsberg   importierten jungen Mädchen sind den Firmen G. Gieseler, Joh. Lehrmann, W. Tollgreve u. Co. und Heinr. Thebens überwiesen und in den Fabrikräumen einquartiert worden. Bei fteiem Logis und Liefe­rung von Kartoffeln ist der Tagelohn auf 1,60 M. bis 1,70 M. be- messen. Die Fischindustriellen wollen durch Heranschleppung fremder Arbeiterinnen die bisher üblichen Löhne drücken.