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GcwcrkrchaftUchea. Cbrirten und Selbe im Rubmvier. Der Konkurrenzkampf zwischen den Christen blauer und schwarzer Couleur aus der einen� Seite und den Gelben aus der anderen Seite nimmt im Ruhrgebiet immer schärfere Formen an. Dadurch, daß der von den Scharfmachern des Wahlkreises Bochum auf den Schild erhobene Reichstags- abgeordne.e Heckmann in diesem Streit sich auf die Seite der Gegner der gelben Werkvereine stellt, erhält der Streit noch eine besonders interessante Seite. Wir berichteten unlängst, daß die blauen und schwarzen Christen sich Heckmann zu einem großen Gewerkschaftssest geladen hatten, das als eine Kundgebung gegen die Gelben gedacht worden war, und daß Heckmann dort sich in heftigen Ausdrücken gegen denKeil" gewendet, den man in die christlich-nationale" Arbeiterbewegung hineintreiben wolle. Das Organ der Gelben, derWerkvcrein", war von diesem Seitensprung seines Freundes natürlich sehr unangenehm überrascht. In seiner Nr. 37 vom 13. September suchte es mit süß-saurer Miene seine Leser glauben zu machen, daß die Rede H e ck m a n n s doch die schönste gelbe Rede sei, die man sich denken könne. Obwohl die Ausführungen Heckmanns gar keinen Zweifel darüber ließen, wen er mit demKeil" gemeint, und an wessen Adresse seine Verwahrung gegen die gelbe Organisation gerichtet war, brachte das Blatt den ver- zweifelten Versuch fertig, so zu tun, als ob H e ck m a n n die Berliner Zentrumschristen gemeint habe. Inzwischen liegt nun eine schriftliche Aeußerung Heckmanns zu der Sache vor, die jeden Zweifel ausschließt. Die schwarzen und blauen Christen in Hagen hatten sich in ihrer Sorge um die gelbe Konkurrenz zusammengetan, um einemachtvolle Kundgebung" gegen den gelben Störersried zu veranstalten. Zu diesem Zweck hatten sie für den letzten Sonntag eine große gemeinsame Versammlung nach dem evangelischen Vereinshaus einberufen und u. a. auch Herrn H e ck m a n n gebeten, ein Referat zu übernehmen. H e ck m a n n hat der Einladung nicht Folge leisten können, weil sein Gesundheits - zustand sich wieder derart verschlimmert hat, daß er das Berg- mannsheim hat aufsuchen müssen. Dafür hat er seine Stellung zu den Gelben, oder richtiger gesagt, zu der organisierten Be- wegung der Gelben, in einem Briefe präzisiert, den der Ver- sammlungsleiter in Hagen mit Vergnügen verlesen hat. Der Brief lautet:>. Werter Kollege! Bin leider zu meinem Bedauern nicht in der Lage, Deiner Bitte, nach Hagen zu kommen, Folge zu leisten. Mein Gesundheitszustand läßt es nicht zu. Wie ich lese, will man auch dort die gelbe Bewegung. Ein trauriges Zeichen unserer Zeit. Uns fehlen Männer, Charaktere unter den Arbeitern; dies macht sich überall, besonders im politischen Leben, bemerkbar. Vielfach ist der Arbeiter das willenlose Werkzeug der Sozialdemokratie und ihrer gefügigenfreien" Gewerkschaftsbewegung geworden. Aus diesen Fesieln die Arbeiterschaft zu befreien, muß Aufgabe jedes Arbeiter« und Vaterlandsfreundes sein; und wer es hiermit ehr- lich meint, der unterstützt die christlich-nationale Arbeiterbewegung. Auch die I n d u st r i e sollte sich von diesen Gedanken leiten lassen. Eine selbständige Arbeiterschaft mit einem Pflichtgefühl gegenüber dem Arbeitgeber kommt der I n d u st r i e letzten Endes wieder zugute, allerdings will eine solche erzogene Arbeiterschaft auch ihr Wiizustehendes Recht. Wer wollte das dem Arbeiter wehren? Nur unser Recht, unsere Pflicht erfüllen wir gerne. Mit der Industrie ß wollen wir zusammen arbeiten, zum Gemeinwohl; wir können nur wünschen, daß es der Industrie gut geht, denn zuletzt hängt unsere wirtschaftliche Lage doch nur von dem Wohlstand der In- dustrie ab. Für völlig verfehlt müssen wir es an- sehen, wenn die Industrie glaubt, durch gelbe Gründungen sich zu sichern oder gar zu ver- bessern. Die Sozialdemokratie wird wieder Nutzen für sich sucken zu gewinnen. Ihr entgegen zu arbeiten, ist der christlich- nationalen Arbeiterbewegung gegeben. Möge man uns verstehen! K. H e ck m a n n, Bochum ." Das Bemerkenswerteste an diesem Briefe ist, daß Heck- mann sich nach wie vor mit aller Schärfe gegen die organi- sierte gelbe Bewegung wendet, die er darin stimmen wir ihm ausnahmsweise zu ein trauriges Zeichen der Zeit nennt. Wie wird derWerkverein" und wie werden Heck- manns Gönner sich mit dieser unzweideutigen Absage an die gelbe Bewegung abfinden? kerlin uncl Umgegend. Der Tarif der Töpfer ist von den Unternehmern zum 1. Oktober gekündigt worden, und zwar lediglich deshalb, weil verschiedene neue Muster sich nach dem bisherigen Tarif kaum berechnen lassen. Es handelt sich also nur um eine zeitgemäße Umarbeitung des Tarifs. Die Unternehmer haben ausdrücklich versichert, daß eine Verschlechterung des Tarifs nicht beabsichtigt ist. Inzwischen haben Verhandlungen zwischen den Vertretern beider Seiten stattgefunden. Wie Segawe am Freitag in der außerordentlichen Generalver- sammlung des Töpferverbandes mitteilte, bestehen die Unternehmer darauf, daß der neue Tarif auf der Halbenkachelberechnung auf- gebaut wird. Dadurch gestaltet sich die Umarbeitung so schwierig, daß an eine Fertigstellung des neuen Tarifs bis zum 1. Oktober nicht zu denken ist. Nach Ansicht der Arbeiter ist hierzu ein Jahr erforderlich. Deshalb schlugen sie vor, den alten Tarif auf ein Jahr zu verlängern. Damit waren aber die Unternehmer nicht ein- verstanden, sie wünschten eine schnellere Fertigstellung des neuen Tarifs. Die Befürchtung, daß die Unternehmer die Töpfer in den im nächsten Frühjahr zu erwartenden großen Kamps im Bau- gewerbe hineinziehen möchten, wurde dadurch zerstreut, daß die Unterliehmer auf Ehrenwort versicherten, das sei nicht ihre Absicht. Man hat sich dann in der beiderseitigen Kommission dahin geeinigt, daß die Verhandlungen fortgesetzt werden und der neue Tarif bis zum 31. Mai nächsten Jahres fertiggestellt werden soll. Bis dahin bleibt der jetzige Berliner Tarif in Gültigkeit. Keine der Parteien darf bis zur Fertigstellung des Tarifs von den Verhandlungen zurücktreten. Auf Empfehlung des Borstandes erklärte sich die Versammlung mit diesem Abkommen einverstanden. Hierauf nahm die Versammlung Stellung zum F e n st e r- streik. Laut Tarif müssen die Räume, in denen Töpfer arbeiten, vom 16.» Oktober ab durch Verglasung vor Zugluft geschützt sein. Wo das nicht der Fall ist, wird die Arbeit, wie es seit vielen Jahren üblich ist, niedergelegt. Bisher wurden während des Fensterstrciks nicht nur die Streikenden, sondern auch die zurzeit Arbeitslosen unterstützt. Dabei wurden für die letzteren acht- bis zehnmal so große Summen ausgegeben wie für die Streikenden. Der Vor- stand schlägt nun vor. daß in diesem Jahre nur die Streikenden unterstützt werden unter der Voraussetzung, daß sie mindestens 13 Wochen Beitrag bezahlt haben. Die Unterstützungssätze sollen hie bisherigen bleiben. Der Vorstand empfiehlt, daß sein Vorfchlag zusammen mit den übrigen für den Fenstcrstreik in Betracht kom- wenden Bestimmungen in den Bezirksversammlungen abgestimmt wird. Für den Fall der Ablehnung des Vorschlages soll der bis- herige Modus in Kraft bleiben, wonach Streikende und Arbeits- lose, welche 26 Wochen Beitrag bezahlt haben, Unterstützung er- halten. Die Versammlung erklärte sich mit der Ueberweisung an die Bezirke einverstanden.___ verantw. Redakt?: Alfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw.: Ackstung. Böttcher! In der Malzbierbrauerei Groterjahn, Milastraße, haben sämtliche Böttcher wegen Lohndifferenz und wegen Nichtanerkennung des Arbeitsnachweises die Arbeit einge- stellt. Zuzug ist streng fernzuhalten. Die Brauerei ist für Böttcher gesperrt. Verband der Böttcher, Weinküfer und Hilfsarbeiter. Der Streik bei Seifert u. Haake dauert unverändert fort. Allerdings brennt der Firma das Feuer außerordentlich auf den Nägeln. Auf die Annonce in derMorgenpost " haben nur drei ArbeitsburschenArbeit" angenommen. Die Streikarbeit von Mertens u. Jänicke, Werkmeister u. Retzdorf, N e tz e l- Reinickendorf und Hildebrandt wird nur sehr spär- lich geliefert. Meist wird damit nur der beste Abnehmer der Firma, Joh. Gerold, befriedigt. Die kleinen Geschäfte werden ver- tröstet. Die Firma hofft, daß die Arbeiter zurückkehren. Da kann sie lange warten. Der Buchhalter sagte zu den Leuten, als sie ihre Arbeitssachen holten:Na, der Verband hat wohl kein Geld mehr?" Dabei sind den Leuten gestern die Papiere zu- geschickt worden. Sie mutzten also die Sachen holen. Der Herr mag beruhigt sein. Das Geld des Verbandes wird länger reichen, als des Herrn Arbeitsverhältnis bei der Firma. Wie uns mit- geteilt wird, hat sich selbst in Fabrikantenkrcisen eine außerordent- liche Mißstimmung darüber bemerkbar gemacht, daß die Firma Seifert u. Haake niedere Löhne zahlt, als in der Fabrikantenvereinigung beschlossen worden sein s oll, obwohl Herr Haake im Vorstand derselben sitzt. Im Betriebe selbst sieht es merkwürdig genug aus. Der Schlosser- meister Reich, der in der Lietzmannstraße 21 seine Werkstatt hat, markiert den Zuckerkocher, soll aber den Zucker schontot" gekocht, sogar verbrannt haben. Die Ware wirdsehr gut" werden. Einzelne Polizeibeamtc werden immer nervöser. Die Anwohner der Lietzmannstraße nehmen das aber nicht mehr tragisch, sondern haben nur ein Lächeln dafür. Das Polizeipräsidium hat jetzt mit Vernehmungen der Streikposten viel Arbeit. Unter den Strei- kenden herrscht jedoch eine zuversichtliche Stimmung. DeuttcKes Reich. Die Formstecher der Tapetenbranche, zugehörig zum Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe, stehen seit Februar 1S10 mit den Formstechereibesitzern in einem Tarifver- trage, der am 1. Oktober d. I. zu Ende geht. Es fanden jetzt zwifchen den Vertretern der beiderseitigen Organisationen in Wiesbaden Verhandlungen statt, die zum Abschluß eines neuen Tarifvertrages, gültig bis zum 31. Oktober 1S14, führten. Ver­einbart wurde eine Arbeitszeit von täglich 9 Stunden, ein Mindest- lohn im ersten Gehilfenjahr von 21 Ä.(bisher 13,59 M.); auf die zurzeit bestehenden Löhne werden per Stunde 3 Pf. und ab 1. No- vember 1913 nochmals 1 Pf. zugelegt. Der Lohn wird Sonnabends vormittags während der Arbeitszeit ausgezahlt; Entschädigungen nach§ 916 werden bis zu zwei Stunden gezahlt; Ueberstunden werden mit 26 Proz. Ausschlag von der zweiten Ueberswnde an gezahlt; wird nur eine Stunde täglich länger gearbeitet, fo ist auch hierfür der Zuschlag zu zahlen. Grosiklappcn" als Arbeiterführer. Der bisherige Führer der 69999 Mitglieder zählenden evangelisch- nationalen Arbeitervereine Sachsens , Pfarrer Richte r-KönigSwalde, hat bekanntlich vor kurzem seine leitenden Stellungen ausgegeben, weil bei der Verschmelzung derEvangelischen" mit denGelben", die letzleren, trotz vorheriger Zulage, die formelle Anerkennung des Koalitionsrechts ablehnten. Ueber die von einer Scharfmacher- sitzung ausgegangene Anregung zu der genannten Ver- ichmelzung erfährt man jetzt interessante Dinge aus einem Bericht, den ein Teilnehmer demHalleschen Volksblatt" über die Unlernehmersitzung gegeben hat. Der vom ManSfelder Bergarbeiter- streik her noch bekannte Bergrat Schräder, ehemaliger konfer- valiver Reichstagskandidat, leitete die Sitzung mit der Klage ein, daß die Kassen der vaterländischen Vereine voll- ständig leer seien. Reichsverbandssekretär Michaelis-Halle stellte in seinem Referat über die gelben Gewerkschaften fest, daß diese Vereine selbstverständlich zur Förderung der Interessen der Unternehmer da sind; sie sollten Streiks verhindern und hätten in der Hinsicht schon recht gute Dienste geleistet II Man dürfe in den Vereinen aber die Beiträge der Mitglieder nur für Unterstützungs- einrichtungen verwenden. Die Agitation verschlinge jedoch die größten Summen, die könnten die Mitglieder nicht tragen; sie brauchten aber auch nicht zu wissen, wo dieses Geld herkäme. Für die evangelisch-nationalen Bereine hatte der Reichsverbandssekretär nichts übrig. Pastor Richter- Königswalde betonte in seinem Korreferat, da beide Vereinigungen dieSozialdemokratie bekämpfen wollten, müsse eine Verschmelzung erfolgen, etwa unter dem Namen:Deutscher Arbeiterverein ". Der evangelisch- nationale Verein lasse regelmäßig Sekretäre ausbilden, wobei es namentlich darauf ankomme, die rednerische Begabung zu wecken. Wönlich führt der Herr aus: «Meine Herren, um es richtig auszudrücken, der Zweck ist, diese Leute zu Großklappe» zu erziehen. Diese Großklappen werden dann in die Betriebe geschickt und sind dann die Agitatoren unserer Vereine, verhüten Streiks und suchen immer mehr die Harmonie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herzustellen. Diese Leute besitzen das volle Vertrauen ihrer Mitglieder, weil sie eben immer unter ihnen sind und nichts aus der Kasse be- kommen, wo die Arbeiter biiieiiisteuern. sondern auS der Kasse, in die die Herren Unternehmer freiwillig steuern. In diesem Jahre (1911) hat die Summe 199 990,99 Mark erreicht und damit läßt sich doch etwas anfangen, meine Herren." Es entspann sich nun eine Diskussion darüber, daß dieEvan- gelischen" den Streik nicht direkt verbieten, wie dieGelben". Pastor Richter meinte, mit einem solchen Verbot würde man das Vertrauen der Arbeiter verlieren und es ginge auch sehr gut ohne Verbot. Die Unternehmer bekommen jede Bewegung sofort an- gezeigt<I) und dann kann sie meist im Keime erstickt werden. Der Reichsverbandssekretär bemühte sich weiter, die Ver- schmelzung zum Scheitern zu bringen, indem er erklärte, die Mit- glieder müßten doch darüber mit entscheiden. Das ging den Scharfmachern jedoch wider den Strich. Ganz erregt zog einer der größten Scharfmacher, der Generaldirektor Zell , gegen die geschäftsmäßigen Sozialistentöler los. Er verlangte im Prinzip ab- zustimmen und führt aus: ES sei doch klar, wenn hier ein Wunsch geäußert würde, daß dieser dann von den Mitgliedern an« genommen würde. Kein Pfennig sollte eher wieder hergegeben werden, bis die Verschmelzung ernst behandelt würde. Es ist gerade- zu unverantwortlich, wie die Unternehmer ausgebeutet werden. Heute kommt ein Herr und sagt, ein gutes Mittel zur Bekämpfung der Sozialdemokratie ist gefunden, es kostet aber Geld, sie werden doch auch etwas dazu beitragen. Kaum ist er heraus, kommt schon wieder ein anderer mit einem angeblich noch besseren Mittel. So geht eS weiter, ohne daß auch nur in», entferntesten das richtige, Mittel gefunden wird. Seiner Meinung nach sind das oft unnötige Ausgaben. Hier aber biete sich nun Gelegenheit, etwas Großes zu schaffen, und da wollen wir zugreifen. Er habe es wirklich satt, immer die Taschen zu öffnen. Dieses Scharimachergestäiidiiis erlaubt einen lieblichen Einblick in die Krampfgeschäfte der berufsmäßigen Sozialistenfresser. Daß deren schmterige Arbeit den Unternehmern unheimliche Summen kostet, wird hier zum dutzendsten Male aus berusenstem Munde bestätigt. Und trotzdem wirdauch nicht im Eulfernlesten daS richtige Mittel gefunden". Sozialdemokratie und Gewerkschaften blühen, wachsen und gedeihen, iväbrend es in der nationale''. Bewegung bei leeren Kassen an allen Ecken kracht. In der eben geschilderten Sitzung er- hielten der ReichSverbändler und Pfarrer Richter zwar den Auftrag die Verschmelzung zu vollziehen. Dabei haben sie sich jedoch so gründlich verkracht, daß der Pfarrer den ganzen Krempel hin- sh. Glocke. Berl'n. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt geworfen. Und die Scharfmacher stehen jetzt als die betrübten Loh« gerber dal_ Differenzen in der Glasfabrik Friedrich Siemens . Unter den Firmen in der Glasindustrie nimmt die Aktien- gesellschaft vorm. Friedrich Siemens mit den ersten Rang ein. Die Arbeitslöhne bei dieser Weltfirma sind unglaublich niedrige, be- sonders in der Zweigfabrik in Böhlen . Wochenlöhne von 12 15 M. sollen keine Seltenheiten sein. Um die Lohn- und Arbcitsverhält- nisse einiaermahen zu gestalten, haben die Arbeiter dieses Be- triebes und auch die des Zweigbetriebes in Osterwald, wo die Lohn- Verhältnisse ebenso schlecht sind, Forderungen an die Firma ein- gereicht. Seit Einreichung der Forderungen sind Monate vergangen, ohne daß die Firma eine Antwort erteilte. Sie hat auch die von den Arbeitern gewählte Kommission nicht empfangen. Eine Firma, die jahrelang Dividenden von 16 Proz. zahlt, ist wohl in der Lage, den Arbeitern einigermaßen anständige Löhne zu zahlen. Die Ar- beiter beschlossen, die Sperre über die beiden genannten Betriebe zu verhängen. Die Sperre hat bereits ihre gute Wirkung ausgeübt, doch die Firma versucht, mit allen Mitteln Arbeiter heranzuziehen. Um Fernhaltung des Zuzuges wird daher gebeten. Nach 27wöchiger Dauer wurde der Kampf der Textil- arbeiter bei der Firma Mauthner in Langenbielau durch beiderseitiges Entgegenkommen beendet. Die Firma, die an- fangs überhaupt nicht das geringste Entgegenkommen zeigte, ja so« gar drohte, ihren ganzen Betrieb in Langenbielau stillzulegen, rrmßte sich im Verlaufe des über ein halbes Jahr dauernden Kampfes doch davon überzeugen, daß die Weber des Eulengebirges nicht so leicht einzuschüchtern sind. Beteiligt am Streik, der in der Hauptsache gegen die Herabsetzung der Löhne geführt wurde, waren über 299 Personen. Nur wenige Streikbrecher fanden sich. Ebenso- wenig glückte es der Firma trotz erheblicher Kosten, Arbeitswillige in nennenswerter Zahl zu finden, weil die Weberlöhne im Eulen» gebirge buchstäblich Hungerlöhne sind. Erfolgreiche Lohnbewegung der. Maschinisten auf de« Fischdampfern der Untcrwcserorte. Nach eintägigem Ausstand waren die Fischdampferreedereien zu Verhandlungen bereit. Mit einigen minimalen Aenderungen wurden sämtliche Forderungen der Maschinisten anerkannt. Mit der Organisation der Maschinisten wurde ein Tarifvertrag auf die Dauer von zwei Jahren vereint. Die Gagen sind festgesetzt für erste Maschinisten auf JSlanddampfern auf 189 M. Ansangsgebalt, steigend nach je sechs Monaten um 6 M. auf 299 M., für erste Maschinisten auf Nordseedampfern auf 179 M., steigend um je 6 M. auf 199 M., für zweite Maschinisten auf JSlanddampfern auf 135 M., steigend auf 159 M., für zweite Maschinisten auf Nordseedampfern auf 149 M., steigend auf 169 M. Auf sämtlichen Dampfern, die für Island « und Weit-Fahrten in Betracht kommen, werden zwei Heizer gefahren, auch wenn in der Nordsee gefischt wird. Auf Nordseedampfern kommt das Trimmen der Kohlen für zweite Maschinisten in Fort- fall. Damit ist der Kampf der Maschinisten auf den Fisch- Kämpfern von Bremerhaven , Geestemünde und Nordenham beendet. Husland. Drohende Kämpfe in der englischen Textilindustrie. London , 26. September. (Eig. Ber.) In der englischen Textil- industrie sind wieder ernstliche Differenzen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern entstanden. Die Spiyner beklagen sich über das schlechte Material, das sie verarbeiten müssen. Die Fäden reißen zu oft bei der großen Geschwindigkeit, mit der die neuen Maschinen laufen. Das verursacht den Arbeitern große Lohnverluste Manchmal dauert nach dem Verfahren des seit 29 Jahren bestehenden BrooklandS-VertrageS einen Monat, ehe die Be- fchwerden abgestellt werden. Eine Konferenz zwischen den Ver» treten, der Arbeiter und Arbeitgeber hat zu keiner Einigung kommen können. Die Oldhamer Sektion des Spinner« Verbandes beabsichttgt, bei der ersten sich bietenden Gelegen- heit den Antrag zu stellen, der Verband möge den Vertrag kündigen. Auch die Weber rühren sich. Wie erinnerlich sein wird, schloffen die Weber mit den Webereibesitzern im Anfang des Jahres nach der großen Aussperrung einen sechsmonatlichen Waffenstillstand, bei dem bestimmt wurde, daß die Frage der Unorganisierten erst wieder an- geschnitten werden könne, wenn nach Ablauf de« Waffenstillstandes eine sechsmonatliche Kündigung erfolge. Der Waffenstillstand ist nun abgelaufen; die Bemühungen der Regierung, ihn zu verlängern, haben nichts geftuckitet. Die Weber haben die vorschriftsmäßige Kündigung eingereist, um am Ende des JabreS die Hände frei zu haben und in der Angelegenheit vorgehen zu können. Ausficht auf Streikbeileguug in Spanien . Die Direktoren von fünf Eisenbahngesellschasten haben, erklärt, sie wollten die Forderungen der Streikenden bewilligen. Am Mittwoch soll eine gemeinsame Konferenz zur Verständigung statt- finden. Die Streikenden erklären aber, sie würden die Arbeit s o« fort wieder aufnehmen, wenn ihnen Garantie für die Be« willigung der Forderungen bis zum Mittwoch ge­geben wird. Letzte IHachrichten« Einschränkung des Güterverkehrs in Bulgarien . Sofia . 28. September.<P. C. ) Die Eisenbahndirektion er- klärt, sie habe den Güterverkehr für etwa drei Tage ein» geschränkt, nicht aber gänzlich eingestellt. Da dre Minister seit langer Zeit fast unzugänglich sind, so ist die politische«ette bex Maßregel schwer einzuschätzen. Im ganzen hat man den Eindruck, daß sich die Erregung heute ein wenig gelegt hat. Vorzeitige Einberufung des griechischen Parlaments. Athen , 28. September. (P. C.) Da die griechische Verfassung die Zustimmung des Parlaments zur Anordnung einer allgemeinen Mobilmachung erfordert und die Not« ivomdigkeit einer solchen Mobilmachung unter den gegenwärtigen Umständen schnell eintreten kann, ist die beschleunigte Einberufung des Parlaments noch vor dem gesetzlichen Eröffiumgstermin (14. Oktober) zu erwarten._ Weitere Millionenanleihe Chinas . Brüssel, 23. September. (P. C.) Hand in Hand mit der 19 Millionen Pfund-Anleihe, die das englische Bankhaus C. Birch, Crisp u. Co. mit der chinesischen Regierung gegen den Willen der offiziellen englischen Kreise, die noch immer an der Sechsmächte- Anleihe festhalten, abgeschlossen hat, geht, wie die Preß-Centrale durch die Agcncc ücxtreme Orient erfährt, der Abschluß einer An- leihe über den gleichen Betrag durch ein belgisches Konsortium. Da China nun für seine.Bedürfnisse vorläufig genügend Geld zur Verfügung hat, so dürfte das Schicksal der Sechsmächteanleihe endgültig besiegelt sein._ Ausdehnung des Eiscnbahnerstrciks in Spanien . Cerbere, 28. September. (W. T. B.) Die Eisenbahner der Linie Olot derbere haben sich dem Ausstand der katalo- nischen Bahnangestellten angeschlossen. Schwerer Acroplanunfall. Außig, 28. September. (W. T. 99.) Der Flugzeugführer Jllner mußte bei Beginn des hiesigen Schaufluges plötzlich landen und ging außerhalb des Zuschauerraumes auf einem Felde nieder. Der Propeller zertrümmerte den Schädel einer dort befindlichen Frau und verletzte ihren Mann lebensgefährlich.______ Paul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 6 Beilagen.