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ffen Jahres We Stadiräte Beyschlag> Grochlmann» Heve- vrand. Müller. Rieger und Steinborn. Die maß- Lebende große Fraktion will, wie wir schon berichtet Habens alle diese Herren� mit Ausnahme des Sradtrats Steinborn, wieder- wählen. Dieser Herr vertritt das sogialpolitische Dezernat in Wilmersdorf  . Ueber die Unzulänglichkeit seines Handelns würde man in den Nachbarstädten zwar den Kopf schütteln; in Wilmers- dorf gilt Herr Steinborn den sbreny antisozialen Konserva- t i v e n aber als unruhiger G e i st. der abgesägt werden muß. Nun schreibt zwar das offiziöse Lokalblatt in Wilmersdorf  , daß der von der großen Fraktion gegen Herrn Steinborn beschlossene Boykott vom Wahlausschuß nicht gutgeheißen worden sei; aber diese Mit- teilung beruht aus sehr schwachen Füßen. Soweit wir unterrichtet sind, halten die Konservativen auch noch heute stramm gegen den vermeintlichen Sozialpolitiker stand; und um seine Wiederwahl wird es schlecht bestellt sein, wenn nicht einige außerhalb der Fraktion stehende Stadtverordnete für ihn eintreten. Aber auch in denn wie gesagt, noch sehr unwahrscheinlichen Fall der Wiederwahl' weiß Herr Steinborn, was er zu tun hat. Er wird sich Herrn Leidigs Meinung anzuschließen haben, daß die kommunale Sozial- Politik mit der Mode der zugebundenen Röcke im gleichen Kurse steht oder er wird vor Verärgerung dos Spiel dennoch vorzeitig auf- geben müssen. Wie mau Fortschrittler über den Löffel barbiert. Wir teilten in Nr. 217 mit, daß sich zu den Stadtvcrordnetcnwahlen in Wilmers­ dorf   zwischen Konservativen und Fortschrittlern ein Kompromiß an- bahnt, das seine Spitze, soweit die dritte Wählerabteilung in Be- tracht kommt, selbstverständlich gegen die Sozialdemokratie kehrt. Wie jetzt bekannt wird, hapert es noch ein bißchen mit der Besiege- lung des Handels, doch ist kaum daran zu zweifeln, daß die Fort- schrittler auf den Leim kriechen werden. Sie taten zwar im Anfang groß und pochten bei den Vorverhandlungen darauf, daß sie, aller- dings mit den Nationallibcralen zusammengenommen, bei den letz- ten ReichstagSlwahlen 7721 Stimmen erhalten haben, während fstr die Konservativen nur 2961, für die Sozialdemokraten allerdings 9816 Stimmen abgegeben worden sind. Hierauf gestützt, verlangten sie von dem konservativ-nationalliberalen Mischmasch, daß dieser ihnen von den 29 zur Wähl stehenden Stadtverordnetenmandaten die Hälfte überantworten sollte. Das war nun den Reaktionären etwas starker Toback; man fing an zu feilschen und erreichte, daß die Fortschrittler sich mit 16 Mandaten begnügten. Dies Entgegen- tommen wird nun immerhin noch jeden, der die Bedeutungslosigkeit des Linksliberalismus im Wilmersdorfer   Rathause kennt, zu der Frage veranlassen, ob denn die bis dahin allmächtige Fraktion Dröse-Leioig dem Dreiklassenwahlrecht und dem durch die Oeffentlichkeit der Wahl herausgeforderten Terror is- ni u s zum Trotz von vornherein das Spiel verloren gaben und an sich ein Harakiri verüben wolle. Man kann sich nun in der Tat beruhigen; mit dein Opfersinn der Konserdativen ist es, wie immer, so auch in diesem Falle, sehr uuchristtich bestellt und das ganze Kompromiß hat einen für die Fortschrittler sehr unangenehmen Haken. Die Zubilligung der zehn Mandate ist zwar.im Prinzip" erfolgt; aber das bedeutet in Wirklichkeit, daß die Fortschrittler bei jedem der in den einzelnen Ortsteilen bestehenden konservativen BezirkSvsreine sich besonders die beanspruchten Mandate er- betteln müssen. Daß diese heikle Arbeit nicht so leicht ist, er- fuhren die Herren vorgestern in der vom BezirksvcreinAlter Ort" abgehaltenen Versammlung. Hier machte man sich weidlich lustig über das Verlangen der Fortschrittler und spottete über deren «kolossale Bescheidenheit", von den vier im Ortsteil zur Wahl stehen- den Mandaten die Hälfte zu verlangen. Man riet den guten Leuten, doch zu ihrenalten Freunden", den Sozialdemo- k r a t e n zu gehen, die, nebenher bemerkt, solange wie Wilmers- dorf steht, noch niemals mit den Fortschrittlern eine Gemeinschaft eingegangen sind, sondern sie bei allen bisherigen Wahlen gleich den Konservativen mit aller Entschiedenheit bekämpft haben,. Nachdem Ikmncin im konservativen Bezirksverein den Fortschrittlcrn noch ver- schiedene Liebenswürdigkeiten an den Kopf geworfen hatte, kam man .i-zuv Abstimmung. Man erklärte sich ebenfallsim Prinzip" zum Kompromiß bereit, beschloß aber, den Fo-rtschrittlern nur eins von den verlangten zwei Mandaten abzutreten, und zwar eines in der dritten Abteilung. Dieseprinzipielle Zustimmung" zu dem Kompromiß bedeutet in Wirklichkeit, daß die Fortschrittler sich sehr wahrscheinlich mit Eleganz den Mund wischen können,, denn ge- rade der alte Ort ist der Stadtteil, in dem die Sozialdemo- k r a t i e die meisten Siegesaussichten hat. Wenn die Fort- schrittler, was anzunehmen ist, auch in den anderen Bezirken ähn- lich Hohnboll von den Konservativen behandelt werden� dann kann eintreten, was die Herren in ihrer Angstmeierei durch das kompromittierliche Kompromiß gerade vermeiden wollten: Sie wer- den bei allen Wahlen leer ausgehen, werden den Schaden haben . und für den Spott natürlich nicht zu sorgen brauchen Neukölln. Ein tödlicher Straßcnbnhmmfall ereignete sich am gestrigen Sonnabendnachmitlag am Herthaplatz. Dort wollte die vierjährige Martha Fenzke vor einem Straßenbahnwagen der Linie 7 das GleiS überschreiten, kam jedoch zu Fall und geriet mit dem Ober- kvrper unter den Schutzrahmen, Das Mädchen hatte einen Schädel- brück erlitten: es wurde von der herbeigeholten Wehr nach dem Krankenhaus Buckow   gebracht, wo es jedoch bald nach seiner Ein- lieferung verstarb. Charlottenburg  . Zur Teuerung. In der letzten Sitzung der gemischten Deputation zur Beratung von Maßnahmen gegen Die Lebensmittel-Teuerung berichtete Herr Stadtrat Dr. Gottstein über die Verhandlungen der Konferenz des für Groß-Berlin eingesetzten Ausschusses. Die Sitzung stiinnite den in Aussicht genommenen Maßnahmen zu und erltärte sich bereit, sich angemessen an den daraus entstehenden Kosten zu beteiligen. Der Anregung unserer Genossen, dem Vorgehen von Köln  , Dresden   und anderen Städten zu folgen und Fleisch in eigener Regie zu vertäute», wurde nicht stattgegeben, da man erst den Erfolg des gemeinsainen Vorgehens von Groß-Berlin abwarten will. In Verfolg eines abgelehnten Antrages, städtische Kaninchen- ziichtereien einzurichten, ermächtigte man Herrn Stadlrat Dr. Gott- stein, Informationen einzuziehen, ob und wie weit eS möglich sei, Milde Kanincven zu beschaffen und an die Bevölkerung abzugeben. In ver nächsten Sitzung sollen Anträge auf Zulagen, betreffend Kartoffelverkauf usw. zur Erörterung gelangen. Ein recht sonderbares SubmissionSaiigcbot zeitigte eine vom Ma- gistrat erlassene AnSschreibung von Maierarbeiten für dasWald- haus"(Tuberkutosebrim) Deetz-Sommetfeld. Es gingen zehn An« geböte ein. welche sich zwischen 2427,85 und 8662,12 M. bewegen. Die Differenz beträgt also 6234,27 M. oder 258 Proz Das Mindest- angebot von M. Schulze u. Co., Berlin  , eingereicht, liegt erheblich unter der Kostenanschtagsiumme. 7o daß der Bauverwaltung Bedenken aufstiegen, ob die Arbeiten Überhaupt dafür hergestellt werden können: Sie letzte sich daher mit der Firma in Verbindung und diese trat, einsehend, daß ihr Angebot unhaltbar sei, davon zurück. Den Zu- schlag erhielt der mit seinem Angebot an nächster Stelle folgende Submittent f'""- 4653,64 M. Es ist" schade, daß der Oeffentlichkeit nicht bekannt wird, woraus die Firma Schulze ihre Kalkulation auf- gebaut hat. Die vom Magistrat veranstalteten Kochkurse haben sich eine? so lebhaften Zuspruchs zu erfreuen gehabt, daß eine Wiederholung der Kurie im Oktober und November in Aussicht genommen ist. Die unentgeltlichen Kurse, in denen diesmal besonders auch Gemüse und Seefische gekocht werden, finden in sechs Schulen an je drei Abenden von 6 Uhr ab statt. Die zubereiteten Speisen können an Ort und Stelle verzehrt oder von den Teilnehmerinnen mit nach Hause ge- nommen werden. Jede Teilnehmerin erhält auch unentgeltlich ein Buch mit Kochrezepten. Auf Wunsch werden auch Proben, in der Regel im Gewichte bis zu 2 Pfund, der für die gekochten Gerichte bewendeten Rohstoffe zum Selbstkostenpreise abgegeben, mit Aus- nähme von Fleisch, Obst. Kartoffeln und frischem Gemüse. Teil- nehmerkarten werden im Rathause, Zimmer 24 ausgegeben. Grost-Lichterfelde. Der Armenetat spielte jüngst in der Gemeindevertretung bei Beratung über die Errichtung eines feinen Klubhauses für die oberen zwei Dutzend des Ortes eine gewisse Rolle. Dem Wortführer des Gemeindevorstandes erschien diese Einrichtung gewissermaßen als ein Aegnivalent an die Reichen, nachdem unter die Armen nach seiner Auffassung Hunderttausende mit vollen Händen ausgestreut worden l Der Zuhörer konnte beinahe zu dem Glauben kommen, als wolle der Herr Schöffe L e n g n e r den Neid der besitzenden Klasse gegen die glücklichen, von der Gemeinde zu einem Sybariten- leben erzogenen Armen aufs äußerste erregen. In überschwenglicher Begeisterung für einen gerechten Ausgleich zugunsten der Wohlhabenden bekam er das Kunststück fertig, dem Armenetat den Glanz einer sechsstelligen Ziffer zu verleihen. Diese Tatsache an sich wäre auch ganz gleichgültig. Der Umstand, daß der Armenetat hoch ist, be- rechtigt eine Gemeindeverwaltung noch keineswegs, Veranstallungen für gesellschaftliche Zwecke einer verschwindenden Minder- heit zu treffen, zu deren Kosten auch diejenigen beisteuern müssen, die nicht den geringsten Vorteil davon haben. Die Armenunter- stiitzung durch die Gemeinden ist eine gesetzliche Ber- p s l> ch t u n g; bestände sie nicht, dann würden die Armen in dem reichen Lichterfelde   vermutlich sehr rasch sich ins_ bessere Jenseils Hinüberhungen müssen. Im Armenetat dieser Gemeinde befinden sich übrigens eine Anzahl Positionen, die mit dem Armenwesen a b- solut nichts zu tun haben. Vielleicht sind sie aufgenommen worden zur besseren Ausstaffierung, um ihn nach außen besser er- scheinen zu lasten, als er ist. Was den Gemeindevorstand veranlaßt hat, den Armenetat mit der Errichtung des Klassenwirtshauses zu verknüpfen, ist also ganz unerfindlich. Die Pflicht auf Armenunterstiitzung wird in keiner Weise tangiert und die Armen scheiden bei der Frage aus, weil sie als Steuer- zahler nicht in Betracht kommen und diesen Mangel mit dem Verlust ihrer bürgerlichen kommunalen Rechte büßen müssen. Die Tatsache bleibt ledoch bestehen, daß Tausende minderbemittelter Steuerzahler für eine Einrichtung blechen müssen, die lediglich einem angeblichen Bedürfnis nach gesellschaftlichem Verkehr eines kleinen exklusiven Kreises zu dienen bestimmt ist. Tempelhof  . �Hausfrauen und Mütter im Kampf gegen Teuerung und Hunger" lautete das Thema, über welches der Stadtverordnete Dr. Atsred B ernst ein-Berlin in einer gut besuchten öffentlichen Frauen- Versammlung am Mittwoch referierte. Nach den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen verurteilten in der Diskussion die Genossen Schober und Neumann die Taten der Regierung und der Agrarier in scharfer Weise. Adlershof  . In der letzten Kartellsitzling, welche unter Hinzuziehung des Wahlvereinsvorstandes und der übrigen Funktionäre stattfand, teilte der Obmann Kronewald mit, daß die aus dem hiesigen Markte ihre Waren feilhaltenden Fleischermeister aus Neukölln nicht tariftreue Firmen sind. Genosse Bergmann vom Zentralverband der Fleischer gab einen Ueberblick über den jetzigen Stand des Boykotts. Die Versammelten waren sich darüber einig, daß weitere Schritte unter- nommen werden müssen, um die um besseren Lohn kämpfenden Schlächter zu unterstützen. Gemeindevertreter Genosse Zabel wies alsdann in einem beifällig aufgenommenen Referat auf die Not« wendigkeit der Erhöhung des ortsüblichen TagelohneS. der am Ort noch 2,56 M. beträgt, hin. Es wurde eine Resolution angenommen, welche den Ausschuß beauftragt, unverzüglich Schritte zu unter- nehmen, um den Tagelohn wie folgt zu gestalten: Auf 3,66 M. für erwachsene männliche, 2.56 M. für erwachsene weibliche, 1,86 M. für jugendliche männliche und 1,46 M. für jugendliche weibliche Ar- beiter. Unentschuldigt fehlten die Delegierten der Bäcker und der Bureauangestellten. Dabendorf bei Zossen  . Eine recht sonderbare Meinung über die gegenwärtige Teuerung brachten in der letzten Gemeindevertretersitzung der Gemeinde- Vorsteher sowie ein bürgerlicher Gemeindevertreter zum Ausdruck. Genosse Lau hatte einen Autrag eingebracht, der Maßnahmen gegen die herrschende Teuerung verlangt. Obwohl er den Antrag mit gutem Beweismaterial belegte, fand er bei den bürgerlichen Ber- tretern leine Unterstützung. Der Gemeindevorsteher Herr Neumann erteilte unserem Genossen den Rat, daß die Arbeiter ihre Frauen zur Arbeit anhalten und sich selb st Schweine füttern sollten. Ein bürgerlicher Vertreter wußte seinen Kollegen sogar mitzuteilen, daß eS in Deutschland  überhaupt keine Futtermittelzölle gäbe. Gegen- über solchen Argumenten bedurfte es für unseren Genossen keines großen geistigen Aufwandes die Herren der Lächerlichkeit preis- zugeben. Die Ablehnung des Antrage« mit 9 gegen 2 Stimmen zeigte so recht, welche Verheerung die Junker- und Kreisblattpresse in den Köpfen ländlicher Gemeindevertreter zurzeit noch anrichtet. Dem Ankauf des Schulzeschen Grundstückes zum Preise von 6666 M. stimmte die Vertretung zu. Trebbin  (Kreis Teltow). Die Stadtverordnetensitzung beschloß mit 13 gegen 4 Stimmen, das alte ForstbauS mit zirka zwei Morgen Land zum Preise von 3566 M. zu verkaufen und von dem Eigentümer Lieiegang, Neuen­dorf, drei Morgen Land zum Preise von 2166 M. zum Ausbau eines neuen Forstetablissements zu erwerben. Um die Pflasterung und Regulierung der Zossener Straße von der Bahn bis zur Baruther Straße auszuführen, verlangt der Kreis von der Stadt eine Zübuße von 1466 M. Hiervon werden 1666 M. von den Anliegern über- nommen, die restlichen 466 M. wurden von der Versammlung be­willigt. Sodann wurde der Stadtverordnetenvorsteher Köppen als Magistratsmitglied in sein neues Amt eingeführt. Kalkberge-Nüdersdorf. Die hiesigen Portland  -Zementwerke, deren Besitzer der Groß- industrielle C. O. Wegner, in Berlin   wohnhaft ist, sollen in nächster Zeit durch Schaffung einer Drehofenanlage noch erheblich vergrößert werden. Die Bauerlaubnis ist bereits von der Firma nachgesucht worden. NowaweS. Der Wnhlverei« nahm in einer außerordentlichen Versammlung am Miltwochabend die Berichte von der Verbandsgeneralversamm- lung und dem Parteilag entgegen. Den ersteren erstaltete Genoffe Güth. Von einer Diskussion wurde der beschränkten Zeit wegen Abstand genommen. Ueber den Parteitag referierte Genosse Mohs (Schönebergj in ts�stündigem Bortrage, dem eine anregende Dis- kussion folgte. Sämtliche Redner gaben ihrer Freude über den würdigen Verlaus deS Parteitages und die von ihm geleistete Arbeit besonderen Ausdruck. Genosse Güth wies in feiner Kriltk auf die hohe Delegiertenzahl hin und wünschte für die Zukunft eine Einschränkung- derselben. DaS Recht der ReichStagSfraktion zur Teilnahme an den Parteitagen dürfe nicht beschnitten werden; eS könne höchstens den einzelnen Wahlkreisen nahegelegt werden, ihre Vertreter im Reichstage zu den Parteitagen zu delegirren. Die allgemeine Verurteilung der Souderkonferenze» sei berechtigt, weil sie geeignet waren, den Zwiespalt in Partei» kreisen zu fördern. Auch das Stichwahlabkommen erscheine gerechtfertigt. Der dadurch errungene Mandatgewinn habe sich bereits in der verflossenen Session des Reichstags recht günstig bemerkbar gemacht. Die Behandlung der Maifeierirage könne nicht als zusriedeustellend bezeichnet werden; bei Aufrechterhaltung in ihrer heutigen Gestalt werde sie noch recht oft den Zankapfel auf den Parteitagen bilden. Genosse Drescher bedauerte, daß die von den Freidenkern gestellten Anträge auf dem Parteitag nicht zur VerHand- lung gekommen seien. Genosse Krähnberg verurteilte die Pom Genossen Pieck gegen den Parteivorstand wegen deS Stichwahl­abkommens gemachten scharfen Angriffe. Den neugefchaffenen polt- tischen Beirat zur Unterstützung des Parteivorstandes- halte er für völlig überflüssig. Mit ber Stichwahltaktik wie auch mit der Aufhebung der Sonderkonferenzen sei er vollkommen ein- verstanden, jedoch nicht mit der Regelung der Maifeier. Am besten wäre es, sie ganz aufzuheben, da sie in ihrer heutigen Form eine wirksame Demonstration für die Forderungen des Proletariats nicht darstelle. Nach einem kurzen Schlußwort deS Referenten ge­langte folgende vom Genossen Güth vorgeschlagene Resolution zur Annahme:Die am 25. September tagende Versammlung des Wahlvereins Nowawes erkennt die fruchtbringende Arbeit des dies- jährigen Parteitages an. Insbesondere begrüß' sie oas einheitlich« Handeln in bezug auf die Taktik und hofft, daß in Zukunft die Gegensätze der einzelnen Richtungen nicht wieder so hervortreten, wie auf früheren Parteitagen geschehen ist." Brucymühle-Radevrück. Die Gemeindevertretung nahm in ihrer letzten Sitzung u. a. auch zu einem von unserem Genossen Biedermann gestellten Antrag. Maßnahmen gegen die jetzige Teuerung zu ergreifen, Stellung. Die Vertretung beschloß, sich, soweit es die Eingabe an Bundesrat und Reichstag   betrifft, Groß-Berlin anzuschließen. Außerdem soll der Versuch gemacht werden, wöchentlich einmal Seefische zum Selbst- kostenpreise an die Bevölkerung abzugeben. Den Verkauf hat Herr Alex Linncken übernomnien. Außerdem soll mit den Nachbar- gemeinden zwecks Herbeischaffung anderer billiger Lebensmittel in Verbindung getreten werden. Einstimmig wurde hierauf der Bau einer Leichenhalle beschlossen. Wittenau  -Borfigwalde. In der Gemeindevertretersitzung am 26. September machte t'ep Amtsvorsteher Witte zunächst einige Mitteilungen aus dem Re- Visionsbericht bis Ende August, nach dem ein Bestand von rund 522 666 M. zu verzeichnen wäre. Beim Gaswerk, das 53 666 Mark Bestand, aufweist, bemerkte der Direktor, daß das Werck ohne Betriebskapital wirtschafte und-daß der Ueberschuß aus diversen Erzeugnissen der Anstalt sich zusammensetze. Zu bemerken seil hierbei besonders, daß seinerzeit das erworbene Grundstück je zur Hälfte von der Kläranstalt und Gasanstalt in Anspruch gc- nommen, jetzt aber von der letzteren ganz allein verzinst werden müsse. Infolge Rückgang des Gaskonsums seien für 1911 11 666 Mark Verlust zu buchen; es müsse abgewartet werden, wie sich die Entwicklung gestaktet, auch hoffe man auf eine spätere Preis- Herabsetzung. Die Beschlußfassung wegen einer grundbuchamt- lichen Eintragung zugunsten des Kreiskommunalverbandes Nieder- barnim über Rohrverlegungen usw. durch Straßen im Zuge der Industriebahn zeitigte eine recht lange Debatte. Der Kreisaus- schuß ist mit einer Pauschale von 15 666 M. einverstanden, wenn, gewisse Straßen zur Rohrverlegung benutzt werden dürfen. Der Vorsteher W, t te bemerkte, daß er bereits eine Zusage gegeben habe. allerdings vorbehaltlich der Zustimmung der Gemeindevertretung; wenn heute indes anders beschlossen würde, so sei die Bebauung dieser Straßen in Frage gestellt. Verschiedentlich wurde die Frage aufgeworfen, ob diese Kabel- und Rohrverlegungen auf Kosten des Kreises oder der Gemeinde zu geschehen hätten und besonders, wie- wert die Verpflichtungen zur Berohrung der Straßen seitens des Kreises als Eigentümer der Industriebahn gingen. Der Direktor des Gaswerkes befürwortete die Genehmigung nur dann, wenn es sich um kürzere Straßenstrecken handelte, bei längeren indessen nicht, da hierdurch die Gemeinde selbst mit ihren eventuellen eigenen Kabeln und anderen Anlagen geschädigt werden könnte. Herr von Borsig   will die ganze Sache als ein Geschäft betrachtet wissen,; Wittenau  - sollte sich wehren gegen die Zumutung der Ein- traguny oder aber weitere Forderungen stellen und, nur dann zu- stimmen; wenn etwas dafür gezahlt wird. Solche Eintragungen brächten nur Unbequemlichkeiten denjenigen, die mit Grundstücks- verkehr zu tun haben. Herr Witte hielt trotzdem die Eintragung nur für Fornialien und verwies auf Heinersdorf  , Französifch-Buch- holz. Weißensee  , die dem nachgekommen- wären. Schließlich wurde einstimmig folgende Eintragung, angenommen: Dem KreiSkommu- nalvcrband Niederbarnim steht das Recht zu, für die Zwecke der Industriebahn Straßen- und Parzellen der Gemeinde Wittenau   zur Verlegung von Rohren, Kabeln usw. jeder Art im Zuge der Jndu- striebahn zu benutzen. Hierauf macht« Herr Witte Mitteilung darüber, daß d-is Ge­meinde die Straße vor dem Pfarrgrunöstück ausgebaut und dafür 959 M. verauslagt habe, um Diese bei einer späteren Bcbauung wieder einzuziehen; jetzt hätte die Pfarre keine Mittel und auch die Regierung habe dem Gemeindekirchenrat versagt, Mittel aus dem Patronatsfond» zu ntnehmen. Unser« Genossen wandten, sich gegen diese Art der BerauSlagung und verlangten überhaupt eine gleich­artige Behandlung aller Straßenanlieger: noch dazu, da es nach Meinung des Amtsvorstehers selbst fraglich sei, ob diese Pflaster- kosten später wieder einkommem Dieser Posten wie auch noch die Bewilligung höherer Shnodalkassenbeiträge gelangte gegen unsere vier Stimmen zur Annahme. Wegen Erlaß einer neuen Bau- gebührenordnung war in einer früheren Sitzung fchrn ver­handelt und eine Kommisston eingesetzt worden, die nach erfolgten Prüfung des Materials anderer Gemeinden; die höhere Sätze haben. die vorliegende Fassung anzunehmen empfahl. Herr Dr. Rosin, Per- treter der Wittenauer Baugesellschaft. hätte gern eine Zweiteilung in Wohn- und Fabrikgrundstücke gesehen und dementsprechend« Gebührensätze, jedoch die Vertretung stimmte der Vorlage ein- stiinmig zu. Zum Schluß wurde noch mitgeteilt, daß der Ber« kauf von Seefischen an die minderbemittelte Be- völkerung regelmäßig in etwas größerem Ilmhange fvrtgesetzk werden solle. Genosse Liebelt erwähnte hierbei, daß die Kon« kurrenz des gemeindlichen Verkaufs, z. B. die Firma Borsig, See, stsche billiger abgegeben habe. Ihm««widerte man, daß teils de« Umfang des Ankaufs und Fortfall der Spesen, wie bei Borsig. wo auf dem Fabrikhof verkauft werde, Grund für niedrigere Preise seien. Herr Witte leitet seine höheren Preise von den Fangverhält- nissen her, die, wie Genosse Liebelt zutreffenjd erwiderte, dann aber auch bei den anderen Verkäufern verteuernd wirken müßten. Wittenau   sollte mit mehreren Gemeinden zusammen operieren, um dadurch billiger einkaufen zu können,. Genosse Liebelt verlangte noch eine gründlicke Verbesserung des ZustandeS des Gemeinde- friedhofs. dessen Mängel der Vorsteher zugibt und dadurch zu be- heben gedenkt, daß doch die Verbindungsstraße nach Tegel   befestigt werden müsse, da der Tegeler Teil schon- ausgebaut sei, und dabei gleich die Verbesserung deS Kirchhofszustandes mit angestrebt werden wird. Es folgte noch eine längere geheime Sitzung mit Grund- stücksau- und-Verkäufen._ Arbelter-Samariterbund. Kreis Brandenburg. Lsbrabend haben in dieser Woche: Berlin  , l. Abteilung am Montag in den Rittersälen. Ritterstr. 75. abends 8'/» Ubr. Lichtenberg. Am Donnerstag bei Pickenhagen, Scharntvebcr- flrahe öv, abends 89. Uhr. Neukölln. Am Freitag, Selchseiftrabe 8. abend? 8'/, Uhr. M a r t e n d o r j. Am Montag bei Löwcnhagen, Shaufleesw. 27. abends 8',. Ubr. NowaweS. Am Montag bei Schmidt, Friedrich-, Eck« Wilhelm» stratze. abends 8'/, Uhr. Schöneweide. Am Montag bei Schulz. Siemensstr. 12. abends 8'/, Uhr. Spandau  . Am Mittwoch bei Peczlle». Pichelsdorfer Strabe 5. abends 89, Uhr. Wilhelmsruh  . Am Donnerstag bei Barth. Vilchriaftraße 7. abendC 39, Uhr. Gäste haben an den Lehrabenden Zutritt. Die Kreisle t t u n g. Paul Hackelbusch, Berlin   O. 112. Marktbericht von Berlin   am 27. Septbr. 1vl2. nach Ermittelung de? königt Polizeipräsidiums. Markthallenpreile. �Kleinhandel) IM Kilogramm Erbsen, gelbe, zum Kochen 39.00 50,00. Spcilebohnen, weihe. 30,0060,00. Linien 35,0060,00. Kartosseln sKl-inbdl.) 5,00-8,00. 1 Kilogramm Rindfleisch, von der Keule l,80 2,40. Rindsteisch, Bauchfteilch 1,601,90. Schweinefleisch 1.60-2.40. Kalbfleisch 1,502,10, Hammelfleisch 1,702,40. Butter 2,40 8, OE 60 Stück Eier 4,006,00. 1 Kilogramm Karpsen 1,402,40. Aal« 1,603,20. Zander 1,603,60. Hechte 1,60 3,8a Barsche 1,00-2,40. Schleie 1,603,20. Bleie 0,80-1,60. 60 Stück Krebse 1,00-30,00.