Preßftimmen.
Die Vorschläge der Regierung zur Linderung der Teuerung finden scharfe Angriffe von links und rechts. Selbst die Mittelparteien äußern Zweifel, ob die Maßnahmen ausreichend sein
werden.
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" Im übrigen aber betrachten wir das gesamte Vorgehen der schon heute fest, daß die Sozialdemokratie in diesem Bezirke geständnis, daß die jetzt in die Höhe gefchnellten Preise eine solche lung mit aller Sicherheit festhält, ja über jenen ungewöhn Regierung als die Anerkennung des Notstandes und als ein Bu- und wohl in ganz Wien die im vorigen Jahre erreichte StelBelastung der Lebenshaltung des Volkes bedeuten, daß man ihnen lichen Erfolg hinausreichende Fortschritte macht. Sie hat bei mit staatlichen Mitteln entgegenwirken muß. Wir erblicken darin der Hauptwahl ihre vorjährige Stimmenzahl nicht bloß be einen Fortschritt, der weiter auszubauen ist, wenn die Die Frankfurter Zeitung " bemängelt, daß das Entscheidende bisherigen Maßregeln sich nicht als ausreichend hauptet, sondern noch gesteigert, was um so mehr ins Gewicht für die gegenwärtige Not und für eine dauernde Hilfe fehlt. herausstellen sollten." fällt, als die Separatisten, ihr antiproletarisches Tun vom Es fehlt überhaupt der Entschluß, der feste Wille, der wirklich durchgreifend helfen will. Ein wohldurchdachtes" System" war vor dem Volkssturm gegen unser Bollsystem: Die Rheinisch- Westfälische Zeitung" wünscht vor allem Ruhe April fortsetzend, einen eigenen Kandidaten aufgestellt und damit natürlich, wenngleich in bescheidenem Maße, dem sozialuns angekündigt, aber dieses System ist gescheitert an der heiligen Wie " Hoffen wir, daß die getroffenen Maßnahmen Erfolg haben, demokratischen Kandidaten Stimmen entzogen haben. Scheu vor jeder Antaftung unserer bewährten Wirtschaftspolitik". denn das würde nicht bloß den allgemein zu wünschenden wirt gründlich sich die Verhältnisse in dem letzten Jahrfünft geDie überwiegende Mehrheit des Voltes aber hat jetzt diesen schaftlichen Vorteil haben, daß eins der notwendigsten Lebensmittel wandelt haben, zeigt der Vergleich der Wahlziffern vor fünf Willen, der der Regierung fehlt. Wir wollen uns nicht mehr mit billiger wird, sondern auch den politischen Erfolg, daß der Jahren mit den diesmaligen. Im Jahre 1907 erhielt in dem vorübergehenden Hilfsmaßnahmen begnügen wir wollen, daß wir wollen, daß Sturm der gegen jene Grundlagen unserer ernsthaft und dauernd Vorsorge auch gegen die Wiederkehr der Wirtschaftspolitik gelaufen wird, fich wieder Bezirke der Sozialdemokrat 5127, der Christlichsoziale 7334 Und je weniger Entschlußkraft die Regierung gezeigt hat, desto abschwächt, indem gezeigt wird, daß die Werteuerung sich nicht Stimmen. Im Jahre 1912 erhielt der Sozialdemokrat 6718, allein oder hauptsächlich aus jenen Zöllen herschreibt." der Christlichsoziale 6072 Stimmen. Es haben also die Tauter wird der Ruf nach dem Reichstage ertönen, der dem Darauf hofft das Blatt vergebens; ohne Beseitigung der Hoch- Christlichsozialen in diesen fünf Jahren 1262 Stimmen verWillen des Voltes Geltung verschaffen soll. schutzölle gibt es keine Linderung der Teuerung, keine Beruhigung loren, die Sozialdemokraten 1591 Stimmen gewonnen. Vor fünf Jahren hatten die Christlichsozialen 2207 Stimmen mehr Weniger hoffnungsfreudig ist die Tägliche Rundschau": als wir, jezt haben sie 646 Stimmen weniger als wir. Das An die Dauer der hilfe bermögen wir vorerst Berhältnis ist also ingwischen für die Christlichysozialen um nicht zu glauben; aber wir geben zu, daß an Maßregeln, die 2853 Stimmen schlechter geworden. Längst ist die Sozialdemodie Landwirtschaft und besonders die kleine Landwirtschaft auf das bratie die größte Partei in Wien ! Was die separatistische schwerste erschüttern können, nur dann herangetreten werden darf. Kandidatur betrifft, über die wohl noch zu sprechen sein wird, wenn es die äußerste Not gebietet."
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Nur in einem bescheidenen Nebensahe wagt die Regierung in ihren Erklärungen auch von der diesmaligen exorbitanten Fleischteuerung als von einer vorübergehenden Erscheinung zu reden - im übrigen aber ist das, was sie sagt, und noch mehr das, was fie jetzt endlich zu tun sich entschlossen hat, das entscheidende Ein geständnis einer schweren Schuld der verantwortlichen Männer und eines völligen Bankerotts des alten Systems, das von Jahr zu Jahr und von einer Teuerungswelle zur anderen jede Hilfe zu verweigern sich angemaßt hatte. Die Regierung gibt jebt zu, daß die Preissteigerung des Fleisches unerträglich geworden ist, daß sie sich zu einer Bedrohung für ganz weite Kreise der minderbemittelten Bevölkerung ausgewachsen hat. Und sie gesteht damit ein, daß es einfach ein rebel gewesen ist, wenn sie im vorigen Jahre, obwohl der Reichstag ihr schon damals eine Mehrheit für ein greifende Abwehrmaßnahmen darbrachte, jedes Vorbeugungsmittel zurückwies. Bas wir jebt erleben, ist die Konsequenz der vorjährigen Untätt, teit. In ihren heutigen Erklärungen aber legt die Regierung des Herrn v. Bethmann Hollweg das Bekenntnis ab, daß sie jauldig ist....
der Boltsmassen.
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Die Germania " preist in fast wörtlicher Uebereinstimmung bedeutet sie für die Separatisten eine schmähliche Niederlage mit der nationalliberalen Kölnischen Beitung" die Regierungs- und ist dadurch ein Ehrentag der Wiener tschechischen Arbeitermaßnahmen als Politik der mittleren Linie, die von rechts und schaft geworden: es hat nämlich der Separatist ganze 543 links in gleich harter Weise bekämpft werden wird. Sie bemängelt Stimmen bekommen. Da ihm aber die Tschechischnationalen nur, daß die Regierung nicht schon einige Wochen früher fiches war schon wieder eine gemeinsame Kandidatur der schlüssig gemacht hat und anerkennt, daß die Regierung nunmehr Separatisten und Nationalen 326 Stimmen zugebracht nach langen Erwägungen endlich zu einer Tat übergegangen ist." haben, ist der ganze separatistische Besisstand bei 18 000 WähDie Kreuz- Zeitung "
kann nicht verhehlen, daß sie diesen Maßnahmen mit ernst en lern, unter denen es nicht wenige tschechische Arbeiter geben Bedenken gegenübersteht, obgleich auch sie der Meinung ist, daß wird, ganze 217 Stimmen! Es beweist das, daß die überetwas Durgreifendes gegen die Fleischteuerung wiegenden Massen der Wiener tschechischen Arbeiterschaft der getan werden muß. Sie sieht in der Zufuhr minderwertigen( 1) Internationale und damit überhaupt der Sozialdemokratie ausländischen Fleisches" auf jeden Fall eine Bevorzugung der aus- treu geblieben sind, was ihnen nur zur Ehre gereicht und von ländischen Viehzucht vor der inländischen" und hegt die ernstesten der gesamten internationalen Sozialdemokratie nun mit Bedenten gegen die Herabsetzung der Fleischzölle: höchster Genugtuung begrüßt werden kann.
Die Regierung aber möge nicht glauben, daß sie sich mit ihren jeßigen Maßnahmen Abfolution erfaufen könne. Jahr für Jahr hat sie mit der Fabel von der vorübergehenden Erscheinung" und mit der Fabel von der Landwirtschaftsfeindlichkeit" aller Abhilfs" Bei einer so grundfäßlichen Frage, wie es die Abbröckelung mittel das Volk über den Ernst der Lage hinwegzutäuschen gesucht. unseres Bollsysteme auch nur auf die Zeit ist, können wir jedenfalls Und Jahr für Jahr ist die Teuerung schlimmer geworden. Jetzt nicht anerkennen, daß die auf dem Boden der Wirtschaftspolitik tommt sie mit zaghaften Halbheiten, die nur das Allerärgste heilen stehenden Parteien irgendwie Anlaß haben tönnten, fich durch die können. Und über das viel Wichtigere, was an ihren Vorschlägen Rücksichtnahme auf diese vom Bundesrat geschaffene Zwangslage fehlt, will sie mit neuen Fabeln vertrösten.
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Nein, wir werden uns nicht mehr mit momentanen Maßnahmen begnügen wir berlangen durchgreifende Maßnah men, die dauernd helfen. Und wir begnügen uns auch nicht länger mit dem mehr oder minder aufgeklärten Absolutismus des Herrn Reichskanzlers, der im Jahre 1911 alles verweigert und im
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Jahre 1912 uns freundwillig einige Brocken hinwirft wir verlangen, daß in Deutschland tonstitutionell regiert werde, so, wie die überwältigende Mehrheit des Volkes regiert werden will. Das deutsche Volk verlangt eine wirkliche Bauernpolitit statt der bisherigen Großgrundbesizerpolitik. Es berlangt eine wirkliche Volkspolitik statt der bisherigen Politik zugunsten einer kleinen Schicht großer Befißender. Es verlangt eine wirkliche demokratische Politit statt der bisherigen Leitung durch eine Bureaukratie, die durch ihre Taten wahrhaftig nicht bewiesen hat, daß sie zu solcher Leitung berufen sei.
beeinflussen zu lassen.
rat und die Wahl des dritten Wahlkörpers einer Bezirksver. Dann findet am Dienstag noch eine Wahl zum Gemeinderat und die Wahl des dritten Wahlförpers einer Bezirksver tretung statt. Die christlichsoziale Gemeinderatsmehrheit hat nämlich in Fünfhaus die Wahl des Genossen Forstner( es war im April der erste sozialdemokratische Wahlsieg in diesem Bezirk für den Gemeinderat) annulliert, und die Ottakringer Bezirksvertretung, deren dritten Wahlkörper wir im April erobert hatten, gewaltsam aufgelöst. Bei beiden Wahlen
Wir sind überzeugt, daß auch der Reichskanzler persönlich die bisherige Wirtschaftspolitik in teinem Buntie preisgeben will. In noch schärferer Tonart geht die" Deutsche Tageszeitung" vor: Diese Mitteilungen übertreffen leider sogar noch in vollem handelt es sich also darum, ob wir imſtande sein werden, den Diese Mitteilungen übertreffen leider sogar noch in vollem Umfange die Befürchtungen, die man nach den bisherigen An- im April errungenen Fortschritt in dem nun sehr heiß entbeutungen über die Absichten der Regierung hegen konnte. Wir brannten Wahlkampf festzuhalten und damit für alle Seiten wollen und müssen mit aller Deutlichkeit aussprechen, daß wir unverlierbar zu machen. Eine Nachwahl für den Reichsrat gegen alle Maßnahmen, mit teilweiser Ausnahme der wird am Montag auch in einem mährischen Wahlkreis entTarifermäßigungen, die schwersten und schärfsten Beschieden( im Wahlbezirk Neutitschein ); aber hier kann ein denten haben. In der Hauptsache stehen sie auch durchaus Fortschritt leider nicht berichtet werden. Die eigentümliche im Widerspruche mit den früheren Ausführungen der Nord- Schwierigkeit, der die deutsche Sozialdemokratie in der deutschen Allgemeinen Zeitung". Wir verstehen nicht, wie die Re- Sudetenländern begegnet, daß ihr nämlich ein zentraler gierung jest glaubt, folche Erleichterungen" der Fleischeinfuhr Mittelpunkt, eine proletarische Hauptstadt, in allen drei Länberantworten zu können, obwohl sie bisher doch einen strafferen Es wird keine Ruhe in Preußen- Deutschland geben, bis dieses Grenzschutz für fachlich notwendig gehalten hat; fie begibt sich auf dern fehlt, zeigt bei allen Wahlen ihre schweren Nachteile. Verlangen befriedigt ist. Der Kampf dauert fort und er wird immer eine schiefe bene, wenn sie hierbei aus Rücksichten, die nicht Einen prächtigen Wahlfieg hat die Sozialdemokratie in fchärfer werden." in der Sache selbst liegen, sich zu Konzessionen herbeiläßt, die ein Graz zu verzeichnen. Dort ist infolge der sozialdemokratiUnter dem Titel Kleine Mittel Steine statt Brot" schreibt gefährliches Präzedeng darstellen! Noch bedenklicher fast muß ichyeri Obstruktion gegen eine antisoziale Steuererhöhung der die Berliner Volkszeitung" zu den Vorschlägen. aber die geplante Herabsetzung des Bolles erscheinen, wobei die Gemeinderat aufgelöst worden, und im Wahlkampf haben sich " Das ist alles. Balliativmittelchen, wie wir vorausgesagt Bedenken noch durch den Versuch verstärkt werden, den Reichs- nun die Freiheitlichen mit den Christlichsozialen - ein Bloc haben:„ Steine statt Brot; Mittelchen, mit denen Herr v. Bethmann tag in einer Weise festzulegen, die auch vom der Schwarzrotgoldenen mit den Schwarzen zu einem Hollweg den unbequemen Schreiern, die so unbescheiden sind, ihr berfassungsmäßigen Standpunkte faum สน Stüd Fleisch im Topfe haben zu wollen, den Mund zu stopfen hofft. billigen sein dürfte! Wenn die Regierungserklärung regelrechten Kompromiß verbündet, um die Sozialdemokraten, Von den Mitteln, die allein imstande wären, der Not zu steuern, fagt, au einer weitergehenden Erschütterung unseres feuchen- die im aufgelösten Gemeinderat 10 Mandate des dritten Wahlnämlich Deffnung der Grenzen für lebendes Schlachtvieh selbst polizeilichen Schußes" tonne man sich nicht entschließen, so meinen förpers inne hatten, aus dem Gemeinderat ganz hinauszuverständlich unter strenger tierärztlicher Kontrolle Herabsehung wir, daß auch nicht die kleinste Erschütterung wählen. Aber es fam gründlich anders: die Sozialdemokraten der Viehzölle und Einfuhr überseeischen Gefrierfleisches im Großen, dieses Schußes angängig erscheinen sollte; und wie behauptet eroberten den ganzen dritten Wahlkörper, alle 16 Mandate. bon diesen wirksamen Mitteln ist nicht die Rede." werden kann, die Herabsehung des Fleischzolles bedeute teine und nicht bloß das. Während sie sonst in den früheren Jahren, „ Ein Tropfen auf den heißen Stein" nennt die Berliner Durchlöcherung unseres Bolltarifs, ist vollends unverständlich! Wir bei schwacher Wahlbeteiligung, mit durchschnittlich 2000 StimMorgenpost" die Regierungsaktion: gehen scharfen Kämpfen entgegen, daran ist nicht zu zweifeln. Die Berge haben gefreist und ein lächerliches Mäuslein ge- Das Vertrauen der Landwirtschaft zu der Regierung wird einer boren.... Die Begründung der Regierungsmaßnahmen erfchredt fchweren Erschütterungsprobe unterworfen. Nach dem was durch ihre Unzulänglichkeit beinahe noch mehr als diese selbst. Sie mir in den letten Tagen gehört hatten, mußten besteht in einer einfachen Wiederholung aller der Nebensarten, wir Bedentliches erwarten; so Schlimmes haben wir mit denen die agrarische Presse und mit der Ministerreden das nicht erwartet." deutsche Volt seit Jahren bis zum Ueberdruß gefüttert haben.
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An Verstellung, Demagogie und Dreiftigkeit ist das Bündlerblatt auch hier wieder unübertroffen.
So sind ja nun wohl die Grenzen geöffnet. Aber wie? Gin Löchlein ist hier und da in die hohe Grenzmauer gestoßen, aber Dem„ Reichsboten" ist die Regierung ebenfalls au nachgiebig: " Die ganze Attion trägt so sehr den Stempel des un= vorsorglich nur da, wo auch dann nichts hereinkäme, wenn sie ganz niedergeriffen würde. Das deutsche Bolt ist in seiner be- sicheren Tastens, daß sie auf der einen Seite wohl schwere rechtigten Hoffnung, daß man ihm endlich in seiner Not zu Hilfe Beunruhigung erwecken, auf der anderen aber ebenso start entDie Regierung sollte ihre Stellung auch mit tommen würde, schmählich getäuscht worden. Der Bund der Land- täuschen wird. wirte ist auf der ganzen Linie Sieger geblieben. Die hungernden aller Entschiedenheit wahren, nicht aber mit kleinen Zugeständ Maffen zahlen die Kriegskosten in dem Kampf zwischen Sonder nissen einen Sturm beschwören wollen, dem sie troßen müßte, wollte sie in Wahrheit eine Führerin des Voltes sein. Denn mit intereffen eines Standes und dem Gemeinwohl nach wie vor." - dieser" Politit der Mittelchen" nüßt sie schwerlich, wohl lismittelchen- keine Silfe urteilt die„ Berliner Allgemeine aber untergräbt sie das Vertrauen zu sich selbst und die Achtung Zeitung": „ Es a Es bleibt also alles beim alten, und das um so mehr, als vor der Autorität. Herr v. Bethmann hat sicher die besten Abselbst die sogenannten Erleichterungen mit unzähligem Wenn und fichten; daß er aber eine glückliche Hand hätte, vermögen wir ihm Aber beschwert sind. Die ganze Regierungsaktion ist ein Bluff und nicht nachzusagen.". der Versuch, das Odium, das den Staat wegen der Fleischteuerung trifft, auf die Kommunen abzuwälzen."
Als Halbe Maßregeln sieht der Berliner Börsen- Courier" die Erklärung an:
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men, gefiegt hatten, erhielten sie diesmal bis 2700 Stimmen! Das ist nicht bloß der bewährten Energie der Grazer Genossen zu danken, sondern bezeugt auch die tiefe Abneigung, die in weiten Kreifen des Bürgertums gegen die Bestrebungen gewiffer Macher zu Kompromissen mit den Klerikalen herrscht. Im Zeichen der Eucharistie wird sich die Politik in Desterreich nicht entwickeln, und für eine Neuauflage des Ferdinandischen Regierens, das Desterreich wieder einmal katholisch machen möchte, ist die Zeit auch in Desterreich vorbei.
Politifche Ueberficht.
Berlin , den 30. September 1912. wie die„ Gaalezeitung erfahren haben will, gedenkt der ReichsMandatsniederlegung des Reichstagspräsidenten? tagspräsident Dr. Kaempf demnächst fein Mandat als Abgeordneter des ersten Berliner Reichstagswahlkreises niederzulegen, jedoch wieder zu kandidieren.
Diefe Meldung ist nicht unwahrscheinlich, und offenbar haben die Fortschrittler bereits ibre Maßnahmen für die Nachwahl ge= troffen. Daß das Mandat des Herrn Kaempf vom Reichstag
„ Sie läßt aber den Hintergebanken offenbar werden, daß man, Am heutigen Dienstag finden in Wien mannigfache Wah. fafftert wird, darf als ziemlich sicher gelten. Den Fortschrittlern wenn nun diese Konzessionen nicht ausreichen, die Schuld bei den Stadtverwaltungen suchen soll. Dem wird von vorn- len statt, an denen allen unsere Partei hervorragend beteiligt muß nun aber daran gelegen sein, daß die Neuwahl noch nach herein entgegenzuhalten sein, daß die halbheit der Regierungs - ist. In drei Bezirken und für drei Körperschaften wird in ben alten Wählerlisten stattfindet; das ist aber nur möglich, maßregeln die Hauptschuld tragen wird, wenn diese Kongeffionen Wier gewählt werden und überall steht die Sozialdemokratie wenn die Wahl vor dem 12. Januar 1913 borgenommen werden fann. Dies zu erreichen, besteht nun aber gar teine andere Mögnicht zu wirklicher Abhilfe der Fleischteuerung führen." im heftigsten Kampf mit den Christlichsozialen. Das Berliner Tageblatt" schreibt: Eine große politische Bedeutung eignet der Stichwahl lichfeit, als daß Herr Dr. Kaempf fein Mandat niederlegt, In " Die Kunst, mit vielen Worten wenig zu sagen, ist mer mit auf der Landstraße an, wo das Ringen um das Mandat des diesem Falle dürfte der Wahltermin bereits einige Wochen später vollendeter Virtuosität gelöst.... Große Quantitäten an Fleisch könnten nur durch die Einfuhr gefrorener Rinder auf den Martt auf so tragische Weise verstorbenen und von den Alevifalen angelegt werden und die Wahl kann entschieden sein, bis der NeichsAuffallend war es jedenfalls, daß geworfen werden. Das Verlangen der Groß- Berliner Gemeinden fo infam verleumdeten Genossen Franz Silberer geht. Es ist tag wieder zufammentritt. um Aufhebung des§ 12 des Fleischbeschaugesetzes hat jedoch keine eines von den Mandaten, die die Sozialdemokratie bei den Dr. Kaempf vorige Woche in einer Versammlung der FortschrittErhörung bei der Regierung gefunden, gleichwohl schiebt man den denkwürdigen Juniwahlen des vorigen Jahres erftritten hat lichen Volkspartei erschien, in welcher der Abgeordnete Dr. Wiemer Gemeinden die Durchführung der Hilfsaktion in der Haupt- und das sie aus eigener Straft nicht zu halten vermag. Tat- über die Fleischteuerung gesprochen hatte, und daß er dort das Wort fache zu." sächlich hat auch der erste Wahltag( am vorigen Dierstag) die ergriff, um nachträglich zu betonen, daß er es für seine
Die von der preußischen Regierung in Aussicht gestellten Maß- Notwendigkeit einer Stichwahl ergebert. Die Entscheidung Pflicht halte, bei der gegenwärtigen Lage aus der Reſerve herausnahmen gegen die Fleischteuerung werden schwerlich dazu aus in der Stichwahl hängt nun von den Deutschnationalen ab, und zutreten, die er sich als Reichstagspräsident bisher habe auferlegen reichen, den Fleischpreis in nennenswertem Maße ermäßigen au es wird für die politische Entwickelung in Wien ohne 8weifel müffen. Der ganze Coup war feineswegs ungefchickt angelegt, und helfen. Dazu sind sie viel zu dürftig und zaghaft." bon Bedeutung sein, wie sich die Deutschnationalen, die bisher, gerabe diese Tatsache läßt vermuten, daß die Meldung der SaaleDie Boffische Zeitung" fordert: Die Regierung sucht mit Ausführungen, die weniger über. wenigstens in Wien , auch eine freiheitliche Partei sein wollten, zeitung" den Tatsachen entspricht. Allerdings werden fich die Fortzeugend als wortreich sind, Trost in dem Glauben, daß die Gründe entscheiden werden. Bei den vorjährigen Wahlen war, wie man fchrittler nicht darüber täuschen, daß ihnen ein überaus schwerer für die heutige Teuerung nur vorübergehende find: das Auftreten weiß, die Stimmung der gesamten Wählerschaft, der sozial. Stampf bevorsteht, denn auch unfere Barteigenoffen sind nicht müßig ber Maul- und Klauenseuche und die schlechte Futterernte des ver- demokratischen wie der bürgerlich- freiheitlichen, einmütig auf gewefen und werden alle Kräfte baran fezzen, um das letzte Reichstagsgangenen Jahres. Sie glaubt deshalb auch mit vorübergehenden die Niederringung der Christlichsozialen gerichtet, und dieje mandat zu erobern, über das die bürgerlichen Parteien in der Maßnahmen auskommen zu können in der Hoffnung, daß unsere Niederringung ist damals auch glänzend gelungen. Biemlich Reichshauptstadt noch verfügen. heimische Viehzucht erheblich verstärkt wird. Was die Regierung anders war es bei den Gemeindewahlen im April d. J., empfiehlt, ist gut gemeint, aber unzureichend. Eine wirkliche Beffe und wenn die Christlichsozialen vor der drohenden Niederlage Das bayerische Ministerium und die Fleischnot. rung wird nur herbeigeführt werden können durch eine Aenderung bewahrt blieben und ihre Macht in der Gemeinde beinahe Bayern ist zurzeit in einer sehr glücklichen Lage. Es hat die unserer Wirtschaftspolitik. Denn diese läuft geadezu hinaus auf eine Politik der Berteuerung: einer dauernden, nicht allein einer unerschüttert behaupten konnten, danken sie dies nicht zum gescheitesten Minister in ganz Deutschland ; besonders sind die Herren wenigsten der Wankelmütigkeit der Bürgerlichen , die den Mut v. Seidlein und v. Soden Genies ersten Ranges. Diese feine zum folgerichtigen Handeln damals betrüblich vermissen ließen. Genialität hat Herr v. Soden erst heute wieder durch eine Rede in Wie immer nun die Stichwahl ausfallen wird, so steht doch der Zentralversammlung des bayerischen landwirtschaftlichen
borübergehenden."