leiden. Nach der neuesten Einlommensteiierberanlagung gikt ez in Baden jetzt 1547 Millionäre; im vorigen Jahre waren es 1465, so datz ihre Zahl in einem einzigen Jahre um S2 ge- wachsen ist. Sogar Preußen mit seiner Geld- und GeburtS- aristokratie im Westen und Osten ist damit prozentual überholt, denn seine Millionäre vermehrte» sich von 1903 bis 1911 von 8355 auf 9349, also in 3 Jahren ,nur' um 994, obwohl Preußen 40 Millionen und Baden nur 2 Millionen Einwohner zählt. Seit 1886 hat sich in Baden die Zahl der Einkommen-Millionäre glatt versechsfacht. Und auf der anderen Seite weist die badische Einkommensteuer« statistii von 1910 nicht weniger als 160 000 Personen auf, die ein Einkommen von 900 M. pro Jahr nicht erreichen; 247 000 Personen bringen es nicht auf 1500 M. Aber 92 Millionäre tauchen in einem Jahre mehr aus; dazu besaßen bereits im Vorjahre 34 von den vorhandenen 1455 Millionären je über 10 Millionen Mark. Bezirks- und Kreistagswahlen in Elsast-Lothringen . Die Mitglieder der drei Bezirkstage in Elsaß-Lothringen (Unter- elsaß, Oberelsaß und Lothringen ) werden auf neun Jahre gewählt und alle drei Jahre zu einem Drittel erneuert. Ihre Funktionen haben an politischer Bedeutung erheblich eingebüßt, seitdem durch die neue Verfassung die Wahl der Mehrheit der Landesausschuß- Mitglieder, die ihnen bis 1911 zustand, ihnen entzogen worden ist, da die Volkskammer des iieuen Landtages bekanntlich aus allgemeinen und direkten Wahlen hervorgeht. Immerhin verfügen die Bezirks- tage alljährlich über ein Budget von je 2—3 Millionen, sie beschließen über die Bezirksstraßen und die Bezirks-Armen-, Waisen«, Siechen- und Jrrenpflege und setzen zu ihren Ausgabezweckcn alljährlich die Bezirkszuschläge auf die direkten Staatssteuern fest, eine Reihe von Funktionen, die eS auch nach Aufhebung der wahlpolitischen Aufgabe der Bezirkstage dem Proletariat nicht gleichgültig erscheinen lassen. ob es in diesen Körperschaften vertreten ist oder nicht. Bei der diesjährigen Drittel-Erneuerung. die auf den 29. Sep- tcmber und— für die Nachwahlen— auf den 6. Oktober festgesetzt worden sind, hatte die Partei das Mandat des Genossen PeiroteS im Kanton Straßburg -Süd zu verteidigen; außer PeiroteS gehören dem Bezirkstag deS Unterelsaß an die Genosien Böhle, Fuchs und Hoffmann und dem Bezirkstag des Oberelsaß die Genosien Bucher, Emmel und Wicky. während im lothringischen Bezirkstag die Partei uoch unvertreten ist. Das allein zur Neuwahl gestandene Mandat deS Genosien PeiroteS im Straßburger Südkanton wurde am letzte» Sonntag gleich im ersten Wahlgange behauptet: auf PeiroteS, der wiederum kandidierte, entfielen 1724 Stimme» gegen 632 für den Fortschrittskandidaten Weber. Das Zentrum hatte einen Kandidaten nicht aufgestellt. Sonst be- teiligt« sich die Partei bei den diesjährigen Bezirkstagswahlen im Unterelsaß nur im Kanton B r u in a t h, wo der Parteikandidat Schott 424 Stimmen erhielt gegen 1680 für den Fortschrittler und 1708 für den Zentrumskandidaten, so daß die Entscheidung bei der erforderlich gewordenen Nachwahl hier in der Hand unserer Partei« genosien liegt. Im Oberelsaß beteiligten sich unsere Genosien an vier BezirkStagswahlen, die folgende Resultate brachten: Kanton Mülhausen-Nord. Der Sozialdemokrat Müller« M o e g l i n steht an der Spitze mit 2269 Stimmen gegen 1563 für einen Zentrums« und 1229 für einen sortschritllichen Kandidaten- Genosse Müller-Möglin steht hier in aussichtsreicher Nachwahl. Kanton Thann. Der Sozialdemokrat G s e l l ist Zweithöchster mit 1085 Stimmen, während der Zentrumskandidat 1151 und der Fortschrittskandidat 687 Stimmen erhielt. Auch hier steht unser Kandidat in aussichtsreicher Nachwahl. s Kanton M a s m ü n st e r. Der sozialdemokratische Kandidat Oberdorf erhielt 491 Stimmen, der bisherige Mandatsinhaber Großindustrieller Bogt, der als.Unabhängiger" vom Zentrnm unterstützt war, ist mit 1919 Stimmen gewählt. Kanton Sulz. Der Parteikandidat F r o e h l y erhielt 684 Stimmen. Der Zentrumskandidat Dr. Dietrich ist mit 1537 Stimmen gewählt. Mir ähnlichen Verwaltungsfunktionen in kleinerem Rahmen be- stehen in Elsaß-Lothringen neben den Bezirkstagen noch die K r e i S« tage, bei deren Wahl(Erneuerung zur Hälfte) sich die Partei« genossen im Elsaß heuer zum ersten Male in zwei Kantonen be« teiligten. Gewählt sind im Kanton Mülhausen «Süd die Genossen W e i n z o r n und Studemann mit 3621 resp. 3598 Stimmen gegen 2985 resv. 3035 bürgerliche. Im Kanton S ch i l t i g- heim(Slraßburger Landkreis) unterlagen unsere Parteigenossen diesmal noch mit 1489 resp. 1469 Stimmen gegen 2456 resp. 2329 bürgerliche.— In Lothringen beteiligten sich die Parteigenossen weder bei den Bezirk«- noch den KreiStagSwahlen. Mit dem Einzug der ersten Sozialdemokraten in einen Kreistag werden auch dieie Körperschaften, die bisher fast völlig unter Ausschluß der Oeffcutlichkeit tagten, in ihrer politischen Bedeutung gehoben werden._ Ein halbes Dementi. Herr RcichStagSpräsident Dr. Kaempf hat daS Bedürfnis gefühlt, die Nachricht der„Saale -Ztg." zu dementieren, daß er vorzeitig sein Reichstagsinandat niederzulegen gedenkt. Er schreibt der.Vossischen Zeitung": .In den Zeitungen steht eine Auslassung über meine Mandats- niederlegung. Diese Auslassung beruht auf Vermutungen. Ich habe noch keine Entschließung getroffen, werde dies auch in den nächsten Tagen noch nicht tun können, da ich im Begriffe bin, für einige Tage in Geschäften nach Mailand zu reisen." Was wird nun damit eigentlich dementiert? Herr Dr. Kaempf sagt nur. daß er in den nächsten Tagen noch keine Entschließung fassen könnte, mit keinem Wort aber-- und darauf kommt e« doch an— daß eine vorzeitige MandatSniederlegung ausgeschlossen sei._ Eine Anklage gegen die heutige WeseNschaftsordnnng. Die unverehelichte Marianne WojciechowSki und deren Mutler, jetzige Pauline Weitz aus Abbau Sommi». Kreis Bütow. waren be- schuldigt, den Tod des zwei Monate alten Kindes der Marianne W. durch Verhungern herbeigeführl zu haben. Beide hatten sich deshalb vor der Strafkammer in' Stolp i. P. zu verantworten. Das 17jährige Mädchen war in einem Dorfe in Dienst gewesen und hatte dort ein Liebesverhältnis gehabt, das nicht ohne Folgen geblieben war. Die Niederkunft wollte da« Mädchen bei seinen Eltern ab- warten, die in Sommin im Armenhaus.In der Ewigkeit" hausten. Eine Wohnung kann der betreffende Raum nicht genannt werden, denn wie an Gerichtsstelle festgestellt wurde, ist er etwa drei Meter breit und vierMeterlang. Und hier halten sich neun Personen auf. wovon eine eine, nämlich der Mann, noch an der Schwindsucht erkrankt i st. Eine Hiuterstube. die auch als menschlicher Wohnort dient, und zu der man nur durch den erstgenannten Raum gelangen kann, ist nicht größer und beherbergt sieben Personen einschließlich einer Kranken.— Tie Mutter konnte dem Säugling die Brust nicht geben, da sie nicht genügend Nahrung hatte. Weder die junge Mutter noch ihre Eltern hatten die Mittel. Milch zu kaufen. So blieb denn weiter nichts übrig, als das Kind mit süßem Tee zu ernähren. Das war natürlich keine Nahrung, um damit ein Leben zu erhalten und so dauerte es auch nur zwei Monate, bis das Kind starb. Wochenlang hatte sich das Mädchen fort- gesetzt bemüht, die Mittel zum linterhall ihres Kindes zu erlangen. Sie wandte sich zuerst an oen Vater, dann an das Gericht, weiter an den Gemeindevorsteher und Armeuvorsteher, aber überall ver« aeblich. Endlich, nach langem Warten, wurde zwei Wochen vor dem Tode de» Kinde»«in Pormund bestellt, der sich aber um da? arme Wesen überhaupt nicht kümmerte. Zwei Kreisärzte hatten auf Autrag der Staatsanwaltschaft die Obduktion der Leiche vorgenommen. Vor Gericht bekundeten sie, daß daS Kind nur aus Haut und Knochen bestand. Keine Spur von Fleisch und Nahrungsaufnahme war vorhanden. Die Aerzte meinten: eine Leiche, die einen so grauenhaften Anblick gewährte, hätten sie noch nicht gesehen. Trotzdem die Sachverständigen solch Elendsbild ent- rollt, und trotzdem der Staatsanwalt das Verhalten aller, die von dem unsäglichen Elend der Familie wußten, derb gegeißelt hatte, beantragte er doch gegen das Mädchen eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten, und gegen die Mutter eine solche von neun Monaten. DaS Gericht erkannte gegen Marianne W. auf fünf und gegen Frau W. auf drei Monate Gefängnis. Ocltcmicb. Die Nachwahlen in Oesterreich . Wien , 2. Oktober. (Privatdepesche des„Vorwärts".) Bei der heutigen Ersatzwahl für den Genossen Silberer wurde unser Genosse Müller mit etwa 1000 Stimmen Majorität gegen den Christlichsozialen gewählt. Dagegen konnte das Gemeindcratsmandat des Genossen F o r st n e r in Fünfhaus, das von den Christlichsozialen annulliert worden war, nicht behauptet werden; die Christlichsozialen siegten hier mit einer geringen Majorität. Ebenso unterlagen wir bei der Wahl der Bezirksvertretung in Ottakring mit etwa 1900 gegen etwa 2000 christlichsoziale Stimmen. Schweiz . Volksabstimmung. Zürich , 80. September. (Eig. Ber.) Die sonntägigen Volks- abstimmungcn in den beiden Kantonen Zürich und Basel haben bis auf einige Fälle befriedigende Resultate geliefert. Er- freulich ist besonders die Verwerfung des reaktionär- engherzigen Gesetzes gegen die Verheiratung der Lehrerinnen, die mit 39 234 gegen 36 631 Stimmen erfolgte. Das von allen Parteien bekämpfte Jnitiativbegehren betreffend die Uebernahme der Lehrerbesoldungen von der Gemeinde auf den Staat wurde mit 68 293 gegen nur 40003 Stimmen verworfen; das Gesetz betreffend die Erhöhung der Lehrerbesoldungen mit 48 373 gegen 25 969 und das Gesetz über die Erhöhung der Pfarrerbesoldungen mit 44 254 gegen 26 827 Summen angenommen. Drei städtische Vorlagen in Zürich wurden ebenfalls an- genommen; eine davon betrifft die Errichtung eines zweiten Krematoriums, die mit 23 838 gegen 3090 Stimmen Annahme fand. Die Bezirksrichterwahlen im Bezirk Zürich brachten unserer Partei imposante Stimmenzahlen, aber leider keinen Sieg. Unser Genosse Kaufmann unterlag dem Kandidaten deS gesamten Bürgertums mit 15 051 gegen 15 381. In Basel ist dcrErbbaurechtSvertrag mit 5531 gegen 5252 Stimmen angenommen worden, leider auch daS zopfbürgerliche Jniativbegehren betreffend die Aufhebung deS unentgelt« lichen Schulbesuches für auswärts wohnende Schüler mit 7725 gegen 2981 Stimmen, während da» Initiativ- begehren der Hausbesitzer betreffend die Uebernahme der Straßen- reinigungskosten von den Hausbesitzern auf den Staat mit 6323 gegen 4521 Stimmen verworfen wurde. Ohne Opposition wurde in Basel unser Genosse Jeggli mit 5526 Stimmen in das Strafgericht gewählt, während unser Genosse Arbeitersekrelär Gaß als Zivilrichterkandidat mit 3139 gegen 4595 Stimmen seinem bürgerlichen Gegenkandidaten unterlegen ist, China . Anschluß der östlichen Mongolei an die Republik . London , 1. Oktober.„Daily Telegraph " meldet aus Peking : Die Waffen und die Diplomatie Chinas haben in der ö st- lichen Mongolei den Sieg davongelragen. Die Ver- ständigungSlonserenz zwischen allen mongolischen Prinzen und Herzögen und den mandschurischen Gouverneuren wird am 6. Oktober in Tschangtschoufu stattfinden, wo der Anschluß der östlichen Mongolei an die Republik China feierlich vollzogen nnd besiegelt werden wird. Während der letzten sieben Wochen haben zehn kleinere Gefechte stattgefunden, in denen die Mongolen geschlagen wurden und 377 Mann verloren. Schwierigkeiten der Chinesen in Tibet . London , 30. September. Wie dem Reilterschen Bureau aus Schanghai telegraphiert wird, berichtet eine aus Tatstenlu an die „North China Daily News" gelangte Meldung vom 6. September, daß 2000 Chinesen von einer starken tibetanischen Streitmacht bei Hokou in der Nähe von Litang in einen Hinterhalt gelockt worden sind. Von Tatsienlu sind den Chinesen, deren Lage ver« zweifelt ist, Verstärkungen nachgeschickt worden. Der Mangel an Transportmitteln nnd die Schwierigkeit, die Geschütze über die Gebirgspässe zu schaffen, ist freilich so groß, daß die zu Hilfe ge- sandten Truppen nur langsam vorwärts kommen. Bus Induftm und Handel. Wirtschaftliches von den Balkanländern. Das beachtenswerteste Land de» Balkanbundes ist das junge Zartum Bulgariem Bulgarien hat sich von einem Verfall- Produkt der türkischen Zersetzung zu einem sehr beachteten Reiche entwickelt. Unterstützt wird der Fortschritt Bulgariens durch einen starken Geburtenüberschuß. Bulgarien reicht mit seiner Geburtenzahl, die über 43 auf 1000 beträgt, an Rußland sehr nahe heran. Die Bevölkerung hat heute einen Umfang von über 4,5 Mil- lioncn und sie wird auch deswegen ständig weiter wachsen, weil nur wenig Bulgaren aus ihrem Heimatlaude auSioandern. Infolge dieser für Bulgarien so günstigen Bevölkerungsverhältnisse ist das Land imstande, im Kriegsfalle ungefähr 300 000 Soldaten ins Feld zu stellen und kann eventuell diese Zahl noch vermehren. Da Bul » garieu für die Ausbildung und Stärkung seines Heeres große Summen ausgegeben hat, so ist es mit seinen Finanzen natürlich nicht aufs beste bestellt, und die Fi na uz frage ist es denn auch. die bei allen Staaten des Balkanbundes vielleicht das peinlichste Problem darstellt. Bulgarien hat trotzdem im Auslände ziemlich erheblichen Kredit gefunden und es hat trotz der finanziellen An- spannung den Zinsfuß seiner Anleihen von 6 Proz. auf 4J4 Proz. herabgesetzt. Am I. Januar 1910 belief sich die öffentliche Schulden- last Bulgariens auf 650 Millionen Frank, dem ein staatlicher Besitz im Werte von 1,26 Milliarden Frank gegenüberstand. Eins der Hauptaktivcn Bulgariens sind seine Eisenbahnen, die eine Länge von über 2000 Kilometer haben und einen Wert von 300— 400 Millionen Frank repräsentieren. Der Außenhandel Bul - gariens hat in sehr starkem Maße zugenommen. Der Import a u s D c u t s ch l a n d z. B., der im Jahre 1900 nur 416. Millionen Mark betrug, mar im Jahre 1911 auf 23,9 Millionen Mark gestiegen. Dagegen ist die bulgarische Ausfuhr nach Deutsch- land seit 1907 gefallen. Im Jahre 1907 betrug sie 15,1 Millionen Mark, im Jahre 1911 nur noch 10,6 Millionen Mark. Wir ver- senden nach Bulgarien hauptsächlich Kleiderstofse, Lokomotiven, Güterwagen und Maschinen aller Art. Bulgarien ist dem Auslände gegenüber durchaus schutzzöllnerisch. Doch läßt es einen großen Teil des Importes von Rohmaterialien, die in Bulgarlxn ver- arbeitet werden sollen, zollfrei. Auch das zweite Mobilmachungsland, Serbien , geht Wirt- schaftlich in die Höhe. Im Jahre 1911 hat die Ausfuhr Serbiens zum ersten Male 100 Millionen Dinar überstiegen. Sie ist von 1908 bis 1909 um über 20 Millionen Dinar gewachsen. Deutsch - land war im Jahre 1911 an der Einfuhr aus Serbien mit 24,3 Millionen Mark und an der Ausfuhr nach Serbien mit 21,3 Mil- lionen Mark interessiert. Im Jahre 1907 hatte die deutsche Aus- fuhr nach Serbien erst 13,7 Millionen Mark betragen. Eines der Hauptausfuhrprodukte Serbiens ist Fleisch, das im wesentlichen nach Oesterreich-Ungarn exportiert wird. Serbien ist zwar kein mineralreiches Land, aber die Produktion von Metallen, besonders von Rohkupfer, ist in den letzten Jahren doch gestiegen. Serbien versendet augenblicklich ungefähr für 10 Millionen Dinar Roh- kupfer ins Ausland. Ein bekannter Ausfuhrartikel sind die ser- bischen Pflaumen. Was die serbischen Finanzen angeht— serbische Anleihen werden ebenso wie bulgarische Werte in Deutsch - land offiziell gehandelt— so beträgt die serbische Staatsschuld 1912 rund 659 Millionen Frank. Ungefähr halt ste sich damit auf der Höhe der bulgarischen Staatsschuld. Die Einnahmen aus Steuern, Zöllen und Monopolen, aus dem Eisenbahn» und Postbetricb, haben sich in den letzten Jahren wesentlich gesteigert. Andererseits jedoch sind die Ausgaben eben- falls erheblich angewachsen. Der deutsch -scrbische HandelSver- kehr leidet noch immer am der kaufmännischen Unzuverlässigkeit der Serben. Der deutsche Konsul in Belgrad hat daher noch im Anfang dieses Jahres die deutsck�en Kaufleute, welche mit Serbien in Handelsbeziehung treten, ermahnt, vorher genaue Erkundigungen einzuziehen. Auch Griechenland steht der Türkei gegenüber dauernd auf der Wacht. So verfahren die Verhältnisse in diesem Lande auch immer noch sind(was schon aus dem niedrigen Kursstande der griechischen Anleihen, von denen eine Anzahl auch in Deutschland notiert wird, hervorgeht), so sucht das Land doch nach Möglichkeit mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der anderen Balkpländer gleichen Schritt zu halten. Das ist schon an der Steigerung des Außenhandels erkennbar. Dir Einfuhr Griechenlands hat sich von 1910 auf 1911 um rund 17 Millionen Frank gesteigert. nämlich von 158 Millionen Frank auf 175 Millionen Frank. Die Ausfuhr ist von 127 Millionen Frank auf 145 Millionen Frank in demselben Zeitraum gewachsen. Deutschland führte im Jahre 1911 aus Griechenland für 23.7 Millionen Frank Waren ein und exportierte nach Griechenland für 17,8 Millionen Frank Ware. Unsere Ausfuhr besteht in der Hauptsache aus Kleiderstoffen, Steinkohlen. Lederartikeln. Eisenwaren. Kupferwaren usw. Von besonderem Interesse ist gerade augenblicklich die Tatsache, daß wir in erheblichem Maße Kriegsmaterial nach Griechenland exportieren, was übrigens auch für die anderen Balkankänder zutrifft. Wir be- ziehen aus Griechenland die Korinthen, Weine, Erze. Rosinen. Tabak. Griechenland hat seit den 00er Jahren deS vorigen Jahr- Hunderts fast jährlich den auswärtigen Geldmarkt in Anspruch gc- nommen. Man weiß, daß eS oft genug vor dem völligen finanziellen Zusammenbruch stand. Auch heute noch sind die Finanzen Griechen- lartdS keineswegs gefestigt, und eS ist vielleicht für keinen Staat auf dem Balkan so gefährlich, kriegerische Aktionen zu unternehmen wie gerade für Griechenland . Rumänien trägt ebenfalls einen vorwiegend landwirtfchaft- lichen Charakter. Von Bedeutung ist daneben feine Petroleum- industri«. Der Gesamthandel beträgt etwa 640 Millionen Mark. Deutschland steht mit Runiänien in einem recht lebhaften Handelsverkehr. Im Jahre 1911 betrug die deutsche Einfuhr aus Rumänien 107,9 Millionen Mark, während wir nach dorthin fiir 91,4 Millionen Mark Waren exportierten. Wir beziehen aus Rumänien hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte, Weizen, Gerste. Mais, Roggen. Die Wcizenrinfuhr aus Rumänien belief sich im Jahre 1911 auf 36,4 Millionen Mark. Der zweitgrößte Einfuhrposten war Gerste. An Gerste bezogen wir aus Rumänien im Jahre 1911 für 17.3 Millionen Mark. Unsere Ausfuhrwaren nach dem Lande sind vornehmlich: baumwollene Gewebe, Lokomo- tiven. Kriegsmaterial, Maschinen aller Art. Der kleinste Staat des Balkanbundes ist Montenegro mit nicht viel mehr als 200 000 Einwohner. Der Kredit Montenegros im Auslände ist nur sehr gering. Handelsbeziehungen bestehen nur mit Oesterrcich-Ungarn und der Türkei . Zur Ausfuhr gelangen Produkte der Viehzucht, zur Einfuhr Kleidungsstücke und Bedarfs- artikel. Soziales* Internationaler Alkoholkonsum. Während der Konsum der allermeisten Genußmittel in raschem Steigen begriffen ist, sehen wir, daß der Alkoholgenuß, wohl nicht zuletzt infolge der mit so großem Nachdruck betriebenen Aufklärung über die Schäden de? Alkohols sowie der Alkoholverbote in einer Reihe von Staaten,«her im Abnehmen ist. Insbesondere gilt das für den Konsum in Form von Schnaps. Nach einer im„Bulletin de la Statistique generale de la France" veröffentlichten Statistick entfiel auf den Kopf der Einwohner der nachbenannten Länder ein Konsum von Branntwein, umgerechnet in Liter reinen Alkohols: Am meisten Schnaps wird immer noch in Dänemark vertilgt, wenn auch hier der Rückgang mit am stärksten ist. In Deutschland hat zu dem ausfallenden Rückgange seit 1907 vor allem bekanntlich der sozialdemokratische Schnapsboykott beigetragen. Norwegen zeigt in seiner niedrigen Konsumziffer deutlich die Wirkungen des auf dem Lande obligatorischen, in den Städten der lokalen Initiative überlassenen Ausschankverbotes, Auch die Bereinigten Staaten zeigen eine verhältnismäßig niedrige Verbrauchsziffer, obwohl hier die in einer Reihe der Unionstaaten erlassenen ÄuSschankverbote infolge der Bestechlichkeit der Behörden vielfach umgangen werden. Andererseits ist in diesem Land« nächst Großbritannien die Tempe- rcnzlerbewcgung am mächtigsten. Italien ist daS mäßigste Schimpsland. Ilm freilich den Alkoholverbrauch eines Landes kennen zu lernen, müssen wir den Branntweinkonsum demjenigen von Bier und Wein hinzurechnen. Dadurch ändert sich das Bild wesentlich. So hat z. B. das in Branntwein so mäßige Italien einen Wein- konsum pro Kopf der Bevölkerung von 113 Liter im Jahre 1909. der nur noch durch den Frankreichs mit 149 Liter übertroffen wurde. Demgegenüber bleiben Oesterreich mit 21 Liter, vor allem aber Deutschland mit 4,4 Liter, England mit 1,2 und die Bereinigten Staaten mit gleichfalls 1.2 Liter weit zurück. Ter Bierkonsum endlich ist am stärksten— nicht etwa in Deutschland , sondern in Belgien , wo er 1910 200 Liter pro Ein- wohner betrug. An zweiter Stelle folgt Englaiid mit 119, dann erst Deutschland mit 100, Dänemark mit 91 und die Vereinigten Staaten mit 75 Liter, während Frankreich und Norwegen mit 36 und 19 Liter am niedrigsten stehen. Im ganzen hat auch der Bier- konsum abgenommen. Die obengenannte Statistik faßt sodann den Konsum sämtlicher Länder in dreijährigen Perioden zusammen und kommt dabei zu folgendem Ergebnis: Konsum pro Kopf jährlich in Litern(Branntwein in reinen Alkohol umgerechnet): 1901-1903 1904—1906 1907-1909 Dramttwein... 3.09 2,92 2,90 Bier....... 82.6 82,9 81,3 Wein..... 40,7 41,7 4�7 (Siehe auch(T, Beilage.)
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