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Kr. 332. 39. Zahrgaaz. Z. Kkilsze des JotinW Sttlinn MsdIM Fltttag. 4. Modtl 1912. Partei- Hngelegenbeitcn* Nieder Ichönewelde. Am Sonntag, den 6. Oktober, früh 8 Uhr, von den BezirkSloken auS, wichtige Flugblattverbreitung. Der Vorstand. AdlerShof  . Heute. Freitag, abends S Uhr, findet im Lokal von Thiel(früher Bayer). BiSmarckstr. 10, eine außerordentliche General- Versammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: Bericht vom Parteitag. Referent: Genosse Pieck-Steglitz. Grünau  . Das 20. Stiftungsfest feiert der Wahlverein am S. Oktober im Jägerhaus. Da die Feier nun in einem größeren Lokal stat'�ndet und nach jeder Richtung für künstlerische und genußreiche Ausgestaltung des Abends gesorgt ist, wird die Ar- beiterschaft um regen Besuch gebeten. Hohen-Schönhausen. Heute Freitag, 8'/. Uhr, Generalversamm- lung des WahlvereinS bei Reyher, Berliner   Str. 93. Tagesordnung: Bericht von der Sitzung mit dem Kreisvorstand, Bericht von der Kreisgeneralversammlung, Wahlen, Ausbau der Zahlabende, Wer- fchiedenes. Nieder-Schönhausen Nordend. Die Genossen sämtlicher Bezirke treffen sich Sonntag früh 8 Uhr im Lokal von Reuß, Kaiserweg. zur »Borwärts"-Agitation für den 1. und 1a. Bezirk. _ Die Bezirksleitung. Berliner   Nacbricbten» Aus der Stadtverordnetenversammlung. In Berlin   soll endlich auch eine P f l ich t f o r tb i l- dungsschule für Mädchen geschaffen werden. Daß sie noch bis zum April nächsten Jahres fertig werde, wünschte ein Antrag, der von Freisinnigen eingebracht worden war. Die Verhandlungen über ihn wurde dadurch bedeutungsvoll, daß Stadtverordneter Cassel, der ihn begründete, �eine Debatte über die künftige Finanzpolitik der Stadt provozierte. Er deutete an, die Verzögerung des Zustande-. kommens dieser Pflichtfortbildungsschule hänge mit der K o st e n f r a g e zusammen. Und er fügte mit einer Ent- schicdenheit. die man hier gerade von ihm am wenigsten er- wartet hätte, die Versicherung hinzu, daß er nötigenfalls auch vor einer Ueberschreitung der 100 Prozent Einkommensteuer nicht zurückschrecken werde. Worauf das abzielte, wurde nicht klar aus der Antwort des Stadt schulratsMichaelis, der über dieVorbereitungen" zur Einrichtung der geplanten Schule berichtete. Genosse A r o n s bat, es möchte noch ein anderes Mitglied sich deutlicher äußern. Das tat dann der neue Stadtkämmerer Böß. indem er erklärte, tat- sächlich wolle der Magistrat noch die Äostendeckungsfrage regeln, und zwar beabsichtige er, überhaupt der Stadt neue Einnahmequellen zu erschließen. Genosse A r o n s sah darin keinen hinreichenden Grund, die Eröffnung der Fortbildungsschule zu verzögern, und fragte, ob vielleicht wieder erst die Regierung die Gemeinden an ihre Pflicht erinnern solle. In der weiteren De- batte ergriff später noch der neue Oberbürger in ei st er W e r m u t h das Wort, um zu erklären, daß er zu den Grund- sätzen vorsichtiger Finanzpolitik halte. Um in ' der Stadtverwaltung das Bedürfnis in Einklang mit dem Kassenbestand zu bringen, wolle der Magistrat einen festen 'Finanzplan aufstellen, nach dem gearbeitet werden solle, und ihn der Stadtverordnetenversammlung zur Genehmi­gung vorlegen. Gegen die neuen Einnahmequellen, die der Plan vorschlagen wird, wehrte sich im Schlußwort Stadt  - verordneter Cassel. Er hatte wohl das Gefühl, daß sie wahrscheinlich in das Frcisinnsprogramm nicht hineinpassen werden. Ter Antrag, der die baldigste Eröffnung der Pslichtfortbildungsschule für Mädchen forderte, wurde ein- stimmig angenommen. Ter Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, der vom Magistrat forderte, für die Arbeiter und Angestellten der Stadt einen kollektiven Arbeits- vertrag mit den in Betracht kommenden Arbeiter- verbänden abzuschließen, rief eine lebhafte Debatte her- vor. Genosse Glocke begründete den Antrag mit einer ein- gehenden Darlegung der Lohn- und A r b e i t s v e r- h ä l t n i s s e, die in den Betrieben der Stadt bestehen und von den Arbeitern und Angestellten als s e h r b e s s e r u n g s- bedürftig empfunden werden. Seine Ausführungen über die Notwendigkeit des Abschlusses von Tarifverträgen.  durch die die Arbeiter und Angestellte der Stadt den in der Privatindustrie beschäftigten möglichst gleichgestellt würden. fanden nicht den Beifall der Freisinnigen. Eine generelle Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse ist von vorn- herein nicht nach ihrem Geschmack, und am allerwenigsten wollen sie mit Arbeiterorganisationen paktieren, die ihnen als sozialdemokratisch verhaßt sind. Gegen Glockes treffende Ausführungen über den Widerstand, den die Arbeiterorgani- sationen in ihren Tarifkämpfen bei den Arbeitgebern zu über- winden haben, eiferte Stadtverordneter Goldschmidt. Er gefiel sich wieder mal in der Rolle des kleinen Kläffers und gab sich alle Mühe, einen Krakeel zustande- zubringen. Dieser eigenartigeArbeiterführer" schien sich eine R e i ch s v c r b a n d s- Mappe besorgt zu haben, aus der er allerleiMaterial" zu einer Zuchthausvor- läge herauskramte. Als er gegenüber den erregten Zwischenrufen unserer Genossen in stolzem Pathos erklärte, er sei stetsehrlich für die Arbeiter einge- treten" antworteten die m großer Zahl auf der Tribüne sitzenden Gemeindearbeiter ihm mit Hohngelächter. In einem Ausschuß will Herr Goldschmwt den Antrag, mit dem er im Prinzip einverstanden sei, näher prüfen. Dasselbe wollen auch die anderen Freisinnsgruppen, nur haben auch sie wegen der praktischen Durchführung" allerleiBedenken", die von ihren Rednern Ullstein und I a c o b i vorgetragen wurden. Tie weitere Debatte brachte eine flharfe Erwiderung unseres Genossen Glocke, der mit Herrn Goldschmidt abrechnete. Herr G o l d s ch m i d t machte einen nochmaligen Versuch, seinen Krakeel fortzusetzen. In einem Schlußwort wurde von unserem Genossen S a s s e n b a ch festgestellt, daß Goldschmidt die prinzipielle Diskussion über die Tarifvertrage zu einer kleinlichen O�ganisationszänkerei gemacht hatte. Die Heber- Weisung des Antrages an einen Ausschuß wurde dann be- schloffen._ Die Bestimmungen über die Senntagsruhe in offenen Berkaufs- stellen haben am 1. Oktober gegenüber dem Sommerhalbiahr eme Senderung erfahren: Räch dem Orisstatut vom 3. November 1911 dürfen im allgemeinen die Läden in der Zeit vom 1. Oktober bis einschließlich 30. April an Sonn- und Feiertagen nur von 12 vt« 2 Uhr mittags offengehalten werden. An den ersten Weihnachts-, Oster- nnd Pfingstfeiertagen ist die Beschäftigung von kaufinänni- schem Personal überhaupt untersagt. Die vorstehenden Berord- nungen finden auf den Handel mit NahrungS  - und Genußmitteln sowie auf den Handel mit Blumen leine Anwendung. Die Sonn- tagsarbeit ist in diesen Handelszweigen wie folgt geregelt: Im Be- triebe des Handels mit Back- und Konditorwaren kann die Arbeit schon um 5 Uhr morgens beginnen, bis 10 Uhr dauern und von 12 bis 3 Uhr nachmittags fortgesetzt werden. Im Handel mit Fleisch- und Wurstwaren darf die Verkauistätigleit von 5 Uhr morgens bis 10 Uhr und von 12 bis 2 Uhr mittags ausgeübt werden. Milch darf im stehenden Handel(Milchläden) von 5 Uhr morgens bis 10 Uhr mittags und von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nalbmittags verkauft werden. Der ambulante Mtlchhandel ist während der Zeit von b Uhr morgens bis 1 Uhr nachmittags ohne Unterbrechung durch die Hauptgottesdienstpausen gestattet. Für Vorkosthandlungen gelten die gleichen Bestimmungen wie für den stehenden Milchhandel. Im Handel mit Blumen dürfen die An- gestellten voni 1. Oktober bis 30. April von 8 bis 10 Uhr früh und von 12 bis 3 Uhr nachmittags beschäftigt werden. Am ersten Weih- nachts- und Osterfeiertage ist der Blumenhandel für den Landes- polizeibezirk Berlin   von 9 bis 10 Uhr vormittags und von 12 bis 2 Uhr nachmittags, am ersten Pfingstfeicrtage nur von 8 bis 10 Uhr vormittags gestattet. Der Handel mit Roheis darf an Sonn- und Festlagen von 6 bis 10 Uhr vormittags stattfinden. Im Handel mit Brennmaterialien ist der Verlauf von 5 bis 10 Uhr vormittags gestattet. Zur Angeftelltenverfichemng. Für die im Wahlkreis Niederbarnim   am 3. November 1912, nachmittags 125 Uhr, stattfindenden Wahlen der Vertrauensmänner und Ersatzmänner für die Angestelltenverficherung hat dieFreie Vereinigung für die soziale Versicherung der Privatangestellten" eine eigene gemeinsame Kandi- datenliste aufgestellt, die mit der desVereins der Deutschen   Kauf- leute" verbunden wird. Der genannten Vereinigung gehören folgende Verbände an: Bund der techn.-ind. Beamten, Zentralverband der Handlungsgehilfen und Gehilfinnen Deutschlands. Verband der Bureauangestellten Deutschlands, Deutscher Zuschneiderverband, Werkmeisterverband für das deutsche   Buchbindergewerbe und ver- wandter Berufe, Bund der kaufmännischen Angestellten. Verband der Kunstgewerbezeichner, Verband der Lagerhalter und Lagerhalterinnen Deutschlands   und Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungs gehilfen._ Ein Raub Überfall auf ein Dienstmädchen beschäftigt die Charlottenburger   Kriminalpolizei. Als die Rentiere Rosalie Michaelis gestern nachmittag gegen 2 Uhr ihre Wohnung im Haufe Kurfürstendamm   185 aufsuchen wollte, wurde ihr von ihrem 25 Jahre alten Dienstmädchen Johanna Laads, das allein in der Wohnung zurückgeblieben war, entgegengerufen, sie möge draußen bleiben, da Einbrecher da seien. Die erschreckte Frau verschloß auch wieder die WohnungStür und schlug Lärm. Auf ihre Hilferufe eilten Nachbarn herbei, die, als sie hörten, um was es sich handelte, die Polizei alarmierten. AlS diese in die Wohnung eindrang, fand sie daS Dien st mädchen gefesselt vor. Ihre Hände waren mit Handfeffeln versehen. Da die Schlüssel dazu fehlten, hatte ein Schlaffer eine Stunde lang zu tun. um das schwere Eisen durchzufeilen und da? Mädchen zu befreien. Dieses machte folgende Angaben: Gegen 1 Uhr kam ein junger Mann, der eine Postmütze trug, um das Telephon nachzusehen. Als sie ihn jein- ließ, fiel er plötzlich über sie her.'warf sie zu Boden und steckte ihr einen Knebel in den Mund, um sie am Schreien zu verhindern Dann fesselte er sie mit einer Hanfschnur an den Mßen und legte ihr Handschellen an. Er schleppte sie jetzt zuerst zur Küche und von dort in das Eßzimmer, wo er sie auf einen Ledersessel warf. Während er ihr einen Revolver vorhielt und die Worte an sie richtete:Wenn Dir Dein Leben lieb ist, beantworte alle meine Fragen und sei still". erschien eine Frau mit einer schwarzen MaSke vor dem Geficht auf der Bildfläche. Auch der Mann hatte, als ihm von dem Mädchen im Kanipfe ein schwarzer Vollbart, den er sich angeklebt hatte, abgeriffen worden war. eine MaSke vorgebunden. Frau Michaelis erschien gerade, als die Ueberfallene in ihrer Todesangst die Fragen des RäuberS   beantwortete. Als dieser das Oeffnen der WohnungStür hörte, verließ er mit seiner Begleiterin durch den Hinterausgang das HauS. Am Tatort zurück blieben die beiden Masken, zwei schwarze Tuchstreisen, auS denen für Augen und Nasen mit der Schere Löcher herausgeschnitten waren, das Watteknäul, der abgerissene Bart und die Schnur, von der sich daS Mädchen hatte befreien können. Geraubt hatten sie noch nicht. So sonderbar die Angaben des Mädchens über das Vorgehen des räuberischen Paares erscheinen niögen. so ist an seiner Darstellung doch kaum zu zweifeln. Die Kriminalpolizei hat schon mehrere Zeugen ermittelt, die den Mann und die Frau flüchten sahen Während der Mann aus einen vorüberfahrenden Straßenbahn- wagen sprang, lies die Frau davon und beide entkamen. Auch der ganze Befund bestätigt genau die Aussagen der Ueberfallene». ES ist auch nicht damit zu rechnen, daß daS Mädchen dabei seine Hand im Spiel gehabt haben könnte. DaS Mädchen ist seit länger als drei Jahren bei der Rentiere in Stellung und befand sich monatelang allein in der Wohnung, da ihre Dienst- Herrin sehr oft aus Reisen ist. Es hätte also zu dieser Zeit immer Gelegenheit gehabt, sich in den Besitz des Eigentums ihrer Dienstherrin zu setzen, deren volles Vertrauen sie genießt. Die Nachforschungen nach dem räuberischen Paar, die Kriminal- kommissar Bußler sofort aufgenommen hat. waren bisher ohne Er- folg. Der Mann ist ungefähr 25 Jahre alt und hat schwarzes Haar und Schnurrbart. Von dem Kampf mit dem Mädchen hat er Kratzwunden. Die Frau ist mittelgroß und trug einen schwarzen Hut und einen schwarzen Plüschmantel. Bim Eisenbahnzuge überfahren und getötet wurde gestern abend auf der Nordbahnstrecke in der Nähe der Station Sachsenhausen   ein unbekannter, etwa 20jähriger Mann. Als der Personenzug Nr. 208 in der Richtung nach Oranienburg   um 7.52 Uhr Sachsenhausen  passiert hatte, tauchte plötzlich beim Kilometerstein 29 kurz hinter dem Bahnhof eine menschliche Gestalt unmittelbar vor dem Zuge auf den Schienen auf. Obwohl der Lokomotivführer mit aller Kraft bremste, konnte er ein Unglück doch nicht mehr verhüten. Nachdem der Zug zum Stehen gebracht worden war, fand man beim Ab- suchen der Strecke die Leiche eines jungen Mannes, dem der Kops vom Rumpf getrennt worden war. Da der Tote keinerlei LegitimaiionSpapiere bei sich führte, konnten seine Personalien noch nicht sesigestellt werden. Bekleidet war der Verstorbene, der allem Anschein naw den besseren Ständen angehörte, mit blauem Jackett, brauner Hose und grauem Cape. Ob es sich um«inen Unglücks- fall oder um einen Selbstmord handelt, konnte noch nicht ermittelt werden. Unter Hinterlassung einer großen Schuldenlast hat der 35 Jahre alte Blusenfabrikant Artur Batavia das Weite gesucht. Batavia, der in der Kleinen Frankfurter Straße 15 mid dann in der Greifswalder Straße 11 sein Geschäft betrieb, war früher Klempner von Berus  . Bor Jahresfrist gab er seine Klempnerei auf und wurde Blusen- fabrikant. In den letzten Tagen zog er bei den vielen hiesigen Kon- sektionSgeschäften, zu denen er in Beziehungen stand, alle seine Forde« rungen ein, so daß er wahrscheinlich über eine ziemlich große Bar« summe verfügt. Nachdem er sich so mit reichlichen Mitteln versehen hatte, verschwand er gestern aus Berlin   und nahm seine Geliebte, eine 32 Jahre alte von ihrem Manne getrennt lebende Frau mit. Jetzt kam an den Tag, daß der Flüchtige eme Reihe von Seiden- fabrikanten die Waren, die sie ihm lieferten, schuldig geblieben ist. Nach den bisherigen Ermittelungen sind bereits 40- bis 50 000 M. Schulden festgestellt. Ein schwerer Betriebsunfall hat sich in der gestrigen Nacht auf deni Charlottenburger   Güterbahuhof zugetragen. Dort wurde ein Güterzug rangiert, aus dem auch der 22jährige Rangierer Paul Trojan aus der Knobelsdorffstraße Dienst tat. Als sich der Zug plötzlich in Beweguilg setzte, stürzte T. infolge des Ruckes auS der am Dache eines Waggons angebrachten Bremsbuöe heraus. Er fiel so unglücklich, daß er zwischen den Zug und eine Güterrampe geriet. Der Verunglückte erlitt schwere innere und äußere Ver« letzungen. Nach Anlegung von Notverbänden durch einen herbei« gerufenen Arzt wurde der Rangierer in bedenklichem Zustande nach dem Krankenhause Westend   geschafft. Ein schwerer Bauunfall ereignete sich gestern mittag aus einem Neu« bau ander Ecke der Linden- und Oranienstraße. Der 30jährige Bauarbeiter Erich Weigert aus Moabit   sollte in der Höhe der dritten Etage ein Fensterkreuz anbringen. Zu dieser Arbeit stellte sich W. auf den Fenstersims. Offenbar verlor der Arbeiter dabei das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in die Tiefe. Der Verunglückte blieb mit zer« schmetterten Gliedern und inneren Verletzungen aus dem Straßen« dämm liegen und wurde von seinen Kollegen nach der Unfallstatto» am Spittelmarkt gebracht, von wo er nach dem Krankenhaus am Urban geschafft wurde._ Aufhebung eines großen Hehlcrnestes. Die Schöneberger Kriminalpolizei ließ schon seit einiger Zeit eine Wohnung in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Platzes in Schöne» berg   observieren, in welcherschwere Jungen" ein- und ausgingen und von wo aus große Beutezüge planmäßig durch eine aus sechs Köpfen bestehende Einbrecherbande unter der Führung des Geld« scbrankknackerS Löffelb ein unternommen wurden. Die er« wähnte Wohnung, die aus fllnfjZimmern bestand, war angeblich von einem Kaufmann und seiner Frau gemietet worden, doch gehörten in Wirklichkeit die Räumlichkeiten einer weitverzweigten Diebesbande, die sich dort ain Tage aufhielt und sich zwei gemütliche Klubzimmer ge» schaffen hatte. Der Anführer der Einbrecher, die auf Teilung or« beiteten, war der 24jährige Schlosser Löffelbein, dessen Verhaftung vor einiger Zeit gelang. Die Gauner, die stets nur Einbrüche sin großen Stil unternahmen, waren mit dem modernsten Werkzeug ausgerüstet. Durch die Festnahme des Anführers und zweier seiner Genossen kain die Schöneberger Kriminalpolizei hinter das Treiben der Bande und vennochte nun festzustellen, daß diese Wohnung der Schlupfwinkel der Diebe sei. Dort verkehrten täglich zahlreiche der Behörde wohlbekannte Hehler, welche die von den Dieben ge» machte Beute unauffällig fortschafften. Gestern mittag waren samt» liche Mitglieder der DiebeSgenossenschaft in ihrem Klubraum zu einer Beratung zusaiiunengekommen, als plötzlich die Kriminalpolizei  Zugriff. Zahlreiche Beamte hatten alle Zugänge besetzt, während mehrere Schutzleute in die Wohnung eindrangen und sämtliche An« wesende, sin ganze» zehn Personen, festnahmen. Auf dem Polizeipräsidium, wohin die Diebe gebracht wurden, konnte sofort festgestellt werden, daß ein Teil der Verhasteten von den Polizei­behörden Groß-BerlinS schon seit längerer Zeit gesucht werden. Die Gauner weigerten sich zunächst, ihre Namen anzugeben. Sie wurden aber sämtlich aus dem Verbrecheralbum fest- gestellt. In der Diebeshöhle fand man ein so un» geheures Lager von gestohlenen Gegenständen aller Art. daß der Wert nach ungefährer Schätzung 20 000 bis 30 000 M. beträgt. Die Einbrecher haben bei ihren Beutezügen vor allem Goldwaren- und Pelzgeschäfte geplündert, doch wurden auch Luxuswaren aller Art. mehrere Kartons Pleureusen, Ballen farbiger Seide und Tuche vorgesunden. Die mit Beschlag belegten Sachen, die sämtlich aus Einbrüchen stam,nen, füllen die beiden geräumigen Zimmer Nr. 7 und 8 des Schöneberger Polizeipräsidiums. Geschäfts» leute, bei denen in letzter Zeit Einbrüche verübt worden sind, werden von der Behörde ersucht, eventuell dort zu rekognoszieren. Großes Aufsehen erregt in beteiligten Kreisen der Selbstmord deS Kaufmanns Ferdinand Horn, Wielandstr. 11 in Charlottenburg  . t. war Mitinhaber der bekannten Lack->md Emaillefarbenhandlung orn u. Co., G. m. b. H., die eine ausgedehnte Geschäftsverbindung mit dem Auslande unterhielt und als sehr gut fundiert gilt. Gestern mittag, nach Schluß der Bureauzeit begab sich Horn wie gewöhnlich in ein kleines, neben seinem Privatkontor belegenes Zimmer, um dort Mittagsschlaf zu halten. Als gegen' Uhr einer seiner Söhne in das Zimmer trat, fand er zu seinein Entsetzen den Vater blut» überströmt auf dem Sofa liegend. Er hatte sich aus einem neben ihm liegenden Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe gejagt, wo- durch der sofortige Tod herbeigeführt worden war. Der Grund zu der Tat ist bisher noch nicht aufgeklärt. Allein Anscheine nach hat Horn den Selbstmord in einem Anfalle nervöser Ueberreiztheit ver« übt. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt. Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich gestern»nittag im Norden Berlins  . Gegen Vgl Uhr.fuhr an der Ecke der Exerzier« und Schulstraße der Kaufmann Joseph Hanauer auf einem Motor« rade gegen den Vorderperron eines Motorwagens der Straßen» bahn. Bei dem Zusammenprall wurde H. in weitem Bogen auf daS Stratzenpflastcr geschleudert und erlitt einen schweren Schädel- bruch. Der Verunglückte erhielt auf der nächsten Unfallstation einen Notverband und wurde von dort in fast hoffmiiigSloseiii Zustande nach dem Rudolf-Birchow-Krankenhanse geschafft. Ein Kindesmord wurde gestern in der Köpenicker Straße   ent« deckt. Kinder, die mit ihrem Lehrer auf dem Hofe der 114. Ge- meindeschule spielten, fanden in einer Ecke an der Grenzmauer nach dem Gröbenufer ein Paket, das ziemlich groß und schwer war. Ohne es zu öfsiien, übergaben sie es dem Schuldiener. Dieser fand in dem verschnürten ZeiwngSpapier die Leiche eines neugeborenen Knaben, der wohl zwei Wockien gelebt haben mag. Dem Kleinen ist der Hinterschädel eingedrückt worden. Die Revierpolizei ließ die Leiche, die in einen weißleinenen Korsettschoner und in eine Zeitungs- beilage eingewickelt war. nach dem Schauhause bringen. Wie die Leiche an den Fundort gekommen ist. steht noch nicht fest. Wahr- scheiulich hat sie jemand vom Gröbenufer aus über die Mauer ge» worfen. Gegen den hurrapatriotischrn Jugendfang. Die Gegner machen die krampfhaftesten Anstrengungen, die Jugend der Arbeitelschaft für ihre reaktionären Bestrebungen eiiizu» sangen. Militärs, vom Unteroffizier bis hinauf zum General, stellen sich in den Dienst dieser hohen Mission, desgleichen Pastoren und sonstige Stützen der heutige» Staatsordnung. Sie alle haben nun plötzlich ihr liebevolles Herz für die Jugend des Volkes entdeckt» obgleich stüher, da noch leine freie Jugenbelveguiig Vorhände» war, sie sich den Teufel um das Los und das Wohlergehen der Arbeiter- jugend kümmerte». Dies bewies treffend Stühm-Rixdorf als Referent einer nach den Sophiensälen einberufenen Versammlung der sporttreibenden Arbeiterschaft Groß-BerlinS. die am Mittwoch statt«