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»Staikpa" wurden über 1<XXZ Menschen durch den GLrang hin- gerichtet. Im Vaterlande blühte-derweilen der Patriotismus von der Kanzel herab bis in die NachtcafeS. Und die Submissionsunter- iichmer nahmen nach-der idealen Seite des Krieges, deren Symbol Scharaschatt und die Galgen waren, auch dessen praktische Seite mit und destahlen den Staat bei den Leben-Smittellieferungen für die Truppen in patriotischer Hingabe um mehr als 4 Millionen Lire. Und der Banco di Roma sorgte dafür, die Unkosten wieder einzu- bringen, die ihm die Studienreisen der Journalisten verursacht hatten. Das Geld, da? für rosige Brillengläser ausgegeben worden war, kam wieder ein durch Lieferung von Kamelen und Verkauf von schlechtem Mehl. Die, die den Krieg vorbereitet und gewünscht hatten, kamen langsam, aber sicher auf ihre Rechnung. Inzwischen kam auch der Tod auf die seine. Auf Grund der offiziellen Schlachtberichie, die sicher hinter den Tatsachen zurück- blieben, hat derAvanti" berechnet,-daß 1405 Soldaten und Offi- ziere den Tod fanden und 2556 verwundet wurden. Die nachträglich im Hospital Gestorbenen sind in dieser Liste nicht mit.einbegriffen. Wer wie bei allen Kolonialkriegen haben auch in Lydien die Waffen schonender gehaust als die Seuchen. Es fehlt jede offizielle Statistik über die Zahl der in Afrika und in der Heimat an Cholera. Typhus, Malaria und Ruhr Gestorbenen. Vielleicht wird eine offizielle Veröffentlichung über diese Opfer des Krieges Jahre auf sich warten lassen. Einstweilen hat derAvanti" sich der großen Mühe unterzogen, eine genaue und belegte Statistik aller Lazarettschiffe und ihrer traurigen Fracht zusammenzustellen. Man kommt dabei zu dem schreckenerregend«» Ergebnis, daß vom 31. Oktober 1911 biszum 2 2. September 1912 ins- gesamt in den italienischen Häfen 17429 kranke oder verwundete Soldaten ausgeschifft wurden. Tut man eins zum andern, so ergibt sich, daß über 29 999 Mann des Okkupationsheeres durch Krankheit und Verwundungen kämpf, unfähig wurden. Dazu kommen 699 Verschollene und 1495 Tote. Ein trauriger Militärspaziergang! Und die Kosten des Krieges? Dem offiziellenPopolo Romano" zu folg« hat man 493 Millionen ausgegeben, und der ita- lienische Staat soll in der Lage fem, weitere 386 Millionen flüssig zu machen, ohne zu außerordentlichen Maßnahmen zu greifen. In nichtoffiziellen Kreisen glaubt man, daß nur durch unglaubliche Rechnungskünste der Anschein erweckt wurde, als ob man den An- forderungen des Krieges mit den ordentlichen Mitteln des Budgets Front mache. Wie dem auch sei. so bleibt d-ie Zahl der Millionen, die das offizielle Blatt angibt, weit hinter den wirklichen Kosten zurück. Man denke an die Erschöpfung der Depots und der Arft- nale von Heer und Marine, an die Mnutzung der Kanonen und Dampfkessel der großen Panzerschiffe, deren Erneuerung viele Millionen erfordern wird. Man halte sich die noch Millionen zäh- leude Guthaben vor Augen, die di« Schiffahrtsgeftllfchaften für'den Truppentransport bei der Regierung haben. DerAvanti" berech- net die ZtriegSanSgaben auf über 899 Millionen, aber auch in dieser Zahl erschöpft sich keinSwegs die Summe des Wirt» schaftlichen Unheils. Daß es trotz der ungeheuren Anstrengung der italienischen Emissionsbanken nicht gelungen ist, die italienische Rente zu halten die 3?b Proz. Konsols sind von 193 auf 97 ge­fallen, ist auch bei weitem nicht der schärfst« Ausdruck der vom Lande erlittenen finanziellen Einbuße. Diesen findet man in der durch den Krieg veranlaßten Wirtschaftskrise. Als der Krieg be- .lMNU, ging die italienische Industrie gerade langsam aus einer de« periodischen Krisen-des kapitalistischen Regimes hervor: die Textil. Z�duftrie unu die Metallindustrie fingen eben an, sich wieder auf- sznrichten. Besonders für die Textilindustrie war der Krieg mit feinem Verschluß der orientalischen Märkte verhängnisvoll. Heute beschäftigt die norditalientsche Textilindustrie kaum ein Drittel der Arbeiter, deren sie in Zeiten normaler Produktion bedarf. Dazu kommt in Süditalien eine geradezu beängstigende Krise des kleinen und mittleren Handels durch das Versagen des Kredit». Gleich nach Beginn des Krieges wurde das Kapital kopfscheu und der Kredit teuer. Die kleinen Firmen fanden überhaupt keinen Kredit mehr, und ihr Sturz zog in zahlreichen Fällen die mittleren und großen Unterehmungen nach sich. Eine Zeitlang war in Neapel die Zahl der angemeldeten kleinen Koirfurft gegenüber dem Vorjahr der- hundertfacht. Wenn 159 999 Mann unter den Waffen stehen, die sonst in der landwirtschaftlichen oder industriellen Produktion tätig waren, macht sich das natürlich in der nationalen Produktion geltend, und der Rückschlag auf den Konsum kann nicht ausbleiben. Die Familien, die ihren Ernährer oder einen Mitverdiener im Felde hatten, mutzten notwendig ihren Verbrauch einschränken, und die kümmerlichen Unterstützungen, die das Kriegsministerium gab, änderten wenig an dieser Notwendigkeit. So ist die wirtschaftliche Folge des Krieges für Italien zunächst ein Rückgang der nationalen Produktion und eine ungeheure Arbeitslosigkeit. Der Proletarier, der von hoher Politik nicht? verfteht, zieht-das Fazit der Situation für seinen Spezialfall, schnürt sein Bündel und wandert aus, um in Nord- und Südamerika sein« Arbeit feilzubieten. Eine recht brutale Sprache werden die Statistiken-desglorreichen Kriegs- jahres" reden, wenn sie erst zahlenmäßig darüber berichten müssen. wieviel Italiener in fremdem Lande ihr Brot suchen m,ßten, wäh- rewd die Blüte der italienischen Jugend Gesundheit und Leben daran fetzte, um einen unfruchtbaren Küstenstrich zu erobern. Vielleicht wird die Statistik zeigen, daß das KricgSjahr mehr Italiener als Araber um ihr Baterland gebracht hat! Und mit all den ungeheuren Opfern hat man bis jetzt nichts anderes erreicht, als die Besetzung der hauptsächlichen festen Punkte der nordafrikanischen Küste. Die Karawanenstraßen, auf denen der Waffenschmuggel und die Verprovianticrung von Tunis aus erfolgte, sind nach wie vor offen, und die Besetzung von Misrata hat der Waffenzufuhr vom Osten her keinerlei Riegel vorgeschoben. Obwohl der Feind Dutzende von Malen als völlig zerstreut und aufgerieben gemeldet wurde, ist er noch immer zahlreich und kampftüchtig. Nach italienischen Berichten wären insgesamt 14 899 Türken und Araber in den bisherigen Schlachten gefallen: trotzdem standen noch in diesen Tagen den Italienern in Zanzur 14 999 Mann gegenüber. Tie Araber scheinen also wie der Phönix immer wieder au? ihrer Asch« zu erstehen. Und dabei spricht man weiter von der Notwendigkeit des Vormarsches ins Innere. wobei man bis GedameS. also bis 499 Kilometer südwärts, vor- dringen will, nachdem man- in einem Jahre unter der Bedeckung der Geschütze der Panzerschiffe und unter Proviantierung von der See aus volle 17 Kilometer weit ins Innere zu dringen vermochte. Man bedenke, daß der Vormarsch ins Innere auch nach dem Friedensschluß nicht unterbleiben, der KolonialkriegweiterfortdauernundaufMonate und Jahre hinaus weitere Opfer an Gut und Blut f o r d e r n w i r d. In der Tat Hot man gerade am Jahrestag des Beginnes deS Krieges mehrere Waffengattungen eine« neuen Jahrganges, im ganzen 39 999 Mann, einberufen und gleichzeitig LS 999 nach Nordaftika in See gehen lassen. DaS sozialistische Proletariat hat zu Beginn deS Krieges ge- zeigt, wie es über ihn dachte. Die große Masse der unbewußten Mitläufer folgte damals dem Hurrayeschrei der Nationalisten: man erwartete alles von Tripolis , nationalen Ruhm, internationalen Einfluß, moralisches Prestige und wirtschaftliche Blüte. Inzwischen steht es mit dem internationalen Einfluß so, daß die Ententemächte sich enger zusammengeschlossen haben und Italien im Mittelmeer eine Flotte entgegenstellen, die am Vorabende der Erneuerung des .Dreibundes fast die Gestalt einer Drohung annimmt. Der Zu- wachs an internationalem Einfluß stellt sich, in der Nähe besehen, als die Notwendigkeit heraus, zwischen Dreibund und Entente- mächten zu wählen und im einen wie im anderen Falle die Aus- gaben für Heer und Marine gewaltig zu erhöhen. Das moralische Prestige, das der Krieg gebracht hat, trägt an der Stirn die Schand- male aller früheren Kolonialkriege: den Galgen. Roheit und Grau- samkeit. Was die wirtscbaftliche Blüte betrifft und das schöne Idyll der sizilianischen Landarbeiter, die sich schon als freie Männer auf freiem Grunde, in Palmen- und Olivenhainen sahen, so stellt sich heraus, daß nur durch gewaltige Bewässerungsanlagen und Straßenbauten die Fruchtbarkeit Lydiens überhaupt erschlossen werden könnte. Aflan erinnert daran, daß die Cyrenaika eine Korn- kammer Roms war und vergißt, daß Sardinien d i e Kornkammer Roms genannt wurde und man ihm hqtte Bewässerungsanlagen und Straßen zukommen lassen können, ohne den Boden erst mit dem Blute italienischer Soldaten düngen zu müssen. Freilich hatte der Banco di Roma in Sardinien nicht mehr für als 19 Millionen Grund und Boden angekauft.... So ist der Krieg zu Ende: er brachte Sorgen- und Tränen für viele Taufende, blinde Zerstörung von Leben, Gesundheit und Reichtum. Der Teil des italienischen Volkes, der zu Anfang des Krieges jubelte, jubelt heut nicht mehr, sondern senkt sorgenvoll und ergrimmt das Haupt. Heut sieht wohl das ganze Proletariat ein, daß es nicht nationale, sondern Klasseninteressen waren, für die seine Söhne in den Krieg ziehen mußten. Heut sieht es ein, daß Tapferkeit und Opfer einen Raubkrieg nicht rechtfertigen können. In der harten Lehre der Tatsachen hat es viel gelernt. Wenn es viel verloren hat, so liegt doch eine Verheißung darin, daß eS anfängt, auch die Geduld zu verlieren. ssgrsrliche Dihtatur. Die Stellungnahme des junkerischen Preußens scheint nun auch auf die süddeutschen Staaten ungünstig einzuwirken. Offenbar will oder muß man sich der agrarischen Diktatur Preußens beugen. Bisher hatten sich außer den drei Hansa- städten und mehreren mitteldeutschen Bundesstaaten auch Bayern , Baden, Württemberg und Elsaß-Lothringen durch ihre Minister oder offiziöse Organe für die A bände- rung des§ 12 des Fleischbeschaugesetzes ausgesprochen. Nach neueren Meldungen scheint Elsaß-Lothringen nicht mehr di« Absicht zu haben, im Bundesrat für diese unerläßliche Forderung zu stimmen. In der württembergischen Zweiten Kammer hat nun der Minister des Innern Dr. vonPischek auf die Anfrage unserer Genossen, ob die Regierung für die Aufhebung des§ 12 und der Vieh-, Fleisch- und Futtermittelzölle eintreten werde, im Namen des Ministeriums eine Erklärung folgenden Inhalts abgegeben: Die Regierung erkennt an. daß durch Beseitigung des 8 12 die Möglichkeit wirksamer Bekämpfung der allerseits schmerz- sich empfundenen und beklagten Fleischteucrung geschaffen würde. Die württembergische Regierung glaubt auch, daß eine solche in den bezeichneten Schranken sich haltende und ausgenutzte Er- mächtigung mit dem allgemeinen nationalen und Volkswirtschaft- lichen Interesse unserer einheimischen Vieh- und Fleischproduktion in möglichst weitem Umfange leistungsfähig für die Deckung des einheimischen Fleischbedarfs zu erhalten, vereinbar wäre, Die württembergische Regierung hat denn auch diesen Standpunkt in bestimmter Weise bei den maßgebenden Stellen in Berlin zum Ausdruck gebracht. Nach- dem nun aber die Reichsregierung und Preußen unter entschic- dener Ablehnung einer Abänderung des§ 12 andere, bei ent- sprechender Ausnutzung sicherlich auch für uns wertvolle Maß- nahmen zur Linderung der Fleischteuerung beschlossen oder für zulässig erklärt hat, scheint es der württembergischen Regierung aus sachlichen und politischen Gründen geboten, erst einmal die Wirkungen dieser Maßnahm«, die sich ja bald zeigen müssen, ab- zuwarten und ihr weiteres Verhalten, also insbesondere die etwaige Stellung eines auf eine reichsgefttzliche Aufhebung oder Abänderung des§ 12 des Fleischbeschaugesetzes gerichteten Antrag beim Bundesrat von den mit den jetzt zugelassenen Erleichterungen gemochten Erfahrungen abhängig zu machen. Die württember- gische Regierung wird also im jetzigen Zeitpunkt für die Aufhebung der im§ 12 des Fleischbeschaugesetzes ent- haltcnen Beschränkungen der Fleischeinfuhr im Bundesrat nicht eintreten. Also, die württembergische Regierung weiß, daß eine wirksame Bekämpfung der Teuerung nur durch Aufhebung des§ 12 möglich ist: aus Rücksicht auf Preußen tritt sie aber dennoch nicht im Bundesrat für diese ihr unerläßlich er- scheinende Maßregel ein. Bei einer so eminent wichtigen Frage, deren Beantwortung über die Volksgesundheit entscheidet, kann es gar keine anderen als sachlickien Gründe geben und die sprechen für Aufhebung des§ 12. Ein so schwäch- l i ch e s Zurücktveichen vor der preußischen Regierung ist sicher nicht geeignet, das Ansehen des württembergischen Ministeriums im eigenen Lande zu heben. Zum mindesten hätte die württembergifche Regierung abwarten müssen, ob ihre Anschauung nicht im Bundesrat die Mehrheit erhält. So erspart sie sich nicht den Vonvurf. die Interessen der eigenen Bürger zugunsten norddeutscher Junker vernachlässigt zu haben. Im ganzen Reich wird diese freiwillige Unter- werfung wider besseres Wissen höchstes Befremden erregen. Von neuem zeigt sich aber auch, welches Hemmnis für jede zweckmäßige Maßregel das agrarisch verseuchte Preußen ist. Gegen die Junker muß sich der Sturm des betrogenen Volkes in erster Linie wenden. Berlin erhält russisches Fleisch. Der Magistrat der Stadt Berlin hat, zugleich namens der Vorortgemeinden, größere Fleischliefeningen in Rußland in Auftrag gegeben, welche voranssichtlich in der nächsten Woche beginnen werden. Es handelt sich um frisches Schweine- und Rindfleisch. Charlottenburger Maßnahme«. Die Deputation gegen die LebenSmittelteuerung und der Magistrat haben sich von neuem mit der Teuerungsfrage beschäftigt. Wenn man auch die von der Regierung getroffenen Maßnahmen keineswegs als ausreichend zur dauernden Abhilfe des Notstandes anerkannte, war man doch entichtossen, von den ge- botenrn Erleichterungen Gebraiich zu machen. Der Beziig d«S Fleisches soll gemeinsam mit Berlin erfolgen, das schon für die Bor- ort« die entsprechenden Anträge bei dem Landwirtichaftsminister ge- stellt hat. Es soll auch in der gemeinsamen TeuerunaSattion der Groß-Berliner Gemeinden ans den Bezug größerer Mengen ge- frorenen Hammelfleisches hingewirlt werden. Ferner hielt man die Einfuhr lebender Rinder und lebender Schweine au« Rußland und die Einrichtung von Untersuchung«- ftationen und Schlachthäusern mit staatlich angestellten Tierärzten in preußischen Grenzstädten, wie eS bisher für Oberschlesien der Fall war für dringend erforderlich. Zur Durchführung dieser Maßnahmen wird der Magistrat bei der Stadtverordneten- Versammlung einen Kredit bis zu 199 999 Mark beantragen. Ein allein ausreichendes Mittel zur Linderung auch einer nur vor- übergehenden Fleischnot sahen die Deputation und der Magistrat in der Herabsetzung der Zölle für lebendes Vieh und Fleisch und in der Abänderung deS§12 des Fleischbeschaugesetzes zur Ermöglichung der Einfuhr von Gefrierfleisch. Es soll bei der StaatSregierung darauf hingewirkt werden, daß nach den Fleisch produzierenden Ländern auf Kosten der Städte von der Regierung zu ernennende Sachverständige entsandt werden, die eine amtliche Untersuchung des nach Deutichland zu versendenden Schlachtviehs vor und nach der Schlachtung vornehmen sollen. Billiges Brot und Fleisch in der Schweis Immer schärfer zeigt sich der Unterschied in den Preisen für die notwendigsten Lebensmittel zwischen der Schweiz und Deutsch - land. In der badischen Stadt Konstanz kostet ein Kilogramm Weißbrot 32 Pf., Schwarzbrot 39 Pf., ein Kilogramm Mehl 46 Pf. Dagegen kaust man in dem nur eine halbe Stunde von Konstanz entfernten schweizerischen Orte Emishofen das feinste Mehl für 38 Pf. pro Kilogramm, sogenanntes Fürstenmehl zu 36 Pf., Spezial- mehl zu 35 Pf. und Weizenmehl zu 32 Pf. das Kilogramm. Schweizer Weißbrot kostet 25 Pf.. Hausbrot 24 Pf., Schwarzbrot 23 Pf. und Roggenbrot 21 Pf. pro 2 Pfund, also eine PreiSdiffe- renz von 7 g Pf. beim Brot, bis zu 14 Pf. beim Mehl. Aehnlich steht es mit dem Fleisch. Man kauft z. B. in dem gleichen Emishofen prima frisch geschlachtetes Ochsenfleifch für 80 Pf. das Pfund, argentinisches Gefrierfleisch für 75 Pf., Hammel- fleisch für 89 Pf., in Konstanz bezahlt man für Ochsenfleisch 95 Pst, Kalbfleisch 1,95 M., Schweinefleisch 1 M. In Emishofen ist wegen des starken Andranges der Konstanzer Bevölkerung eine Fleischhalle neu errichtet worden. Sie ist täglich jörmlich umlagert. Frachtermäßignngen für Fleisch, Bieh und Futtermittel. Die preußische Eisenbahnverwaltung hat jetzt die näheren, am 19. Oktober in Kraft tretenden Bestimmungen über die von der preußischen Regierung angekündigten Fracht- ermäßigungen bekanntgegeben. Der Ausnahmetarii für frisches Fleisch bringt eine weitere Er- Mäßigung der WagenladungSsrachliäye gegenüber dem schon be- stehenden Ausnahmelarif für Fleisch von frisch geschlachietem Vieh. Der Frachtnachlaß für Schlachivieh sowie die besondere Er- Mäßigung von 29 Proz. aus die Fracht für ftisches Fleisch, die» Gemeinden uiw. vorgesehen ist. wird gewährt für Sendungen an Gemeindebehörden, gemeinnützige Organisalionen und gewerbliche Unternehmer gegen Abgabe von Erklärungen, aus denen hervorgehen muß. daß die Sendungen in Ausübung gemeinnütziger Tätigkeit abgegeben werden an Verbraucher, Angestellte oder Fleischer zum Verkauf zu Preisen, die unter behördlicher Milwirkung fest- geietzl sind. Der Ausnahmetoris für Gerste und Mais wird für die zu Futterzmccken bestimmlen, auch gelchrotenen Sendungen sogleich bei der Abferligung gewährt, wenn der Fra chibries in der Inhalts- angabe den Zulatz enthält:.Zum Verbrauch als Futtermiltel im Jnlande. Den Frachtunterschied gegenüber der gewöhnlichen Fracht erhält der Verbraucher." Andernfalls muß die Frachlerniäßigung im Erstattungswege beantragt werden. Die Frachtberechnung erfolgt zu den Frachten des SpezialtarifS IH(10 Tonnen) und des Speziab tarifs n(6 Tonnen). lieber die Höhe der ermäßigten Frachten, die sonstigen An- wendungSbedingungen, insbesondere über den Wortlaut der abzu- gebenden Erklärungen erteilt das Verkehrsbureau der Handelskammer zu Berlin , Universttäisstr. 3d. Auskunft. Das Agrarierblatt und die Teuerung. Knuten-OertelsDeutsche Tageszeitung" ist von dv» Maßnahmen gegen die Fleischnot nach wie vor nicht erbaut. Gegenüber der Meldung, mehrere deutsche Bundesregierungen werden demnächst im Bundesrat den Antrag auf Aendernng deS§ 12 de« Fleischbeschau- geieyeS stellen, ist das Blatt völlig niedergeschlagen. Es bereichnct diesen Gedanken als völlig undurchführbar. Um von einer Abänderung des§ 12 abzuhalten, bringt das Blatt die Meldung, in der Schweiz herrsche die Maul« und Klauenseuche nach wie vor in bedrohlichem Maße. In der vergangenen Woche seien in sechs Kantonen ins« gesamt 32 Ställe mit 299 Stück Großvieh von der Seuche v«« neuem betroffen worden. Als ob in Deutschland nicht auch die Seuche h.rrichi«! DerLokal-Anzeiger" als Schrittmacher der Junker. Schon wieder leistet daS Scherlorgan den Agrariern freiwillige Borspanndienste. In einer auffälligen NotizDie Fleischteuerung eine internationale Erscheinung" bringt es Zahlen über die Fleisch- preise in außerdeutschen Hauptstädten. Die Zahlen für Berlin oder irgend eine deutsche Stadt fehlen vollkommen. Sie würden ioiort zeigen, daß Deutschland die höchsten absoluten Fleiichpreise und auch die stärkste Preissteigerung aufweist. Verschweigen ist ebenso schlimm wie Verdrehen! Obstruktion der Fleischer. In Barmen, wo die Stadt 29 999 M. bewilligt hatte, mn den Bezug von frischem Fleisch aus Holland zu ermöglichen, weigert sich die Fleischerinnung,, den Verkauf zu übernehmen, trotzdem den Fleischern zugesichert war, daß sie pro Pfuerd 19 Pf. verdienen sollten. Jetzt hat die Stadt den Berkaus in eigener Regie über- nommen und zunächst drei kommunale Fleischmärkte eingerichtet, die schon am Freitag in Funktion treten werden. Die Stadt Dortmund wird nunmehr, da die Berhandlun- gen mit den Metzgern gescheitert sind, selbst den Verkauf von Fleisch in einer städtischen Verkaufshalle in eigen« Regie nehmen. Es ind zunächst zur Schlachtung 22 Kühe erworben. Am Freitag wird mit dem Verkauf begonnen. Das Fleisch soll zu einem Einheits- preis« von 89 Pf. das Pfund abgegeben werden. Die Metzger for- dern noch 90 Pf. und mehr. Städtische Maßnahmen. Der Teuerungskonimission in E i s e n ist eS gelungen, in Däne­ mark und Schweden einen Vertrag über Lieferung von wöchentlich je 18 vollweriigen Rindern abzuichlirßen. Das Fleisch davon (8999 bis 19 909 Pfund) wird für 75 Pf. frei Esten geliefert. Der Verkauf ist von der Metzgerinnung übernommen worden. wofür folgende Preise ftstgeietzt sind: Filet 1.29 M.(sonst 1.59-1.69). Rostbraten 90(110-120), Bauchfleisch 76(90-96), alles übrige Fleisch 89 Pf.(95195). Außerdem will die Stadt- Verwaltung lebendes Bieh aus Holland einführen, da die erforder- lichen Anlage» auf dem städtischen Schlachthofe vorhanden stnd. Die B r a u n s ch w e i g e r Siodtveroi dnetenversammlung be- schloß auf Antrag der Sozialdemolraten, städtische Einrichtungen zur Versorgung der Einwohner mit Lebensmitteln einzurichten, aus- ländiiche« Flei'ch und lebende« Vieh ausznkousen und da« Fleisch zum Selbstkostenpreise den Fleischermeistern zu übergeben. Diese tollen das Fleisch zu einem in Gemeinschaft mit dem Mogistrat festgesetzten Preise wieder verkaufen. Weigern sich die Fleischer, den Berkauf zu mäßigen Preisen zu übernebmen, so soll der Ber- kauf durch die Stadt selbst erfolgen. Weilet sollen sofort Biehmärkte eingerichtet werden, die alle 14 Tage stattzufinden baben. Braun- schweig hat noch keinen Viehhof, der jedoch aus da« Betreiben unterer Genosirn schleunigst gebaut werden soll, da da« Pfund Fleisch bei dem Bieheinkauf in Braunschweig um 5 8 Pf. teurer ist, al« in den benachbarten Städten HildeSheim , Hannover und Magdeburg , die