P4i mit Viehhöfen versehen haben.— Tin vntrag unserer Genossen.Schweinezucht aus den Rieselgütern einzurichten, wurde dem Magistratzur Erwägung überwiesen.In Duisburg wurde am 2. d. Mts. zum zweiten Male voneinci Änzahl Fleischer das von der Stadt aus Dänemark bezogeneFleisch verkauft. DaS Fleisch gelangt auf einem Umwege über Kölnmit einem Tag Vmpätung an. Es soll deshalb in Zukunftholländisches Fleisch gekauft werden.Auch die Stadt Hamborn beschloß, holländisches Fleisch ein-zukausen._Die Bewegung unterden Banhangestellten.ilnter den Bankangestellten— derjenigen Schicht der Privat-angestellten, die am schwersten für den gewerkschaftlichen Kampf zuhabe» sind— gärt es seit einiger Zeit gewaltig. Ein großer Teilder Bankangestellten ist mit der Art, wie in dem größten der be-stehenden Bankbcamtenvcreine— dem Verein der deutschen Bank-beamten— die Interessen der Mitglieder vertreten werden, unzu-frieden.Der äußere Anlaß zu dieser Gärung ist interessant genug, umhier kurz wiedergegeben zu werden. Der Deutsche Bankbeamten-Verein befaßt sich nicht nur mit der Organisation der in Deutsch-land angestellten Bankbeamten, sondern er gründet zu„nationalen"Zwecken auch im Auslände Ortsgruppen. Eine solche Ortsgruppeversuchte der Bankboamten-Verein auch in Innsbruck zu gründen,und zwar wollte er einen Vertrauensmann der österreichischenBanSangestelltenorganisation— die auf gewerkschaftlicher Grund-läge aufgebaut ist— veranlassen,„nebenbei" noch für den deutschenVerband tätig zu sein und für dessen gelbe Taktik Stimmung zumachen, was einer direkten Aufforderung zum Verrat an der Or-ganisation, der er angehört, bedeutet.Mit Recht wehrte sich der österreichische Bankbcamtenverbandgegen diesen Eingriff und schritt zu einer energischen Abwehr. DieOcsterreichcr benutzten die Gelegenheit, um gleichzeitig in ihremOrgan— das man allen Mitgliedern des deutschen Vereins zu-sandig—. die Unterschiede in der Taktik in den Organisationen derbeiden Länder aufzudecken und gleichzeitig darzulegen, um wievielgrößer die Forlschritte sind, die eine auf gewerkschaftlicher Grund-läge aufgebaute Organisation erzielt gegenüber einer Organisation.die große Zuwendungen von den Bankdirektionen bezieht und derenLeitung jede» Kampf gegen die Arbeitgeber verschmäht. Diese Auf-klärungsjchrift schlug unter den deutschen Bankbeamten«in. Indem Organ deS gelben Deutschen Bankbeamlen-VereinS fand manals Antwort nur ein klägliches Gewinsel über die bösen Ausländer,die den ketzerischen Gedanken der gewerkschaftlichen Organisation indie Reihen der bisher so braven Bankbeamten getragen hätten. Dochalles Wehklagen über die bösen Ausländer— in daS übrigens auchHerr Georg Bernhard der frühere Sozialdemokrat, einstimmte—half nichts. Die Ausklärung der Oesterreicher war nur der letzteAnstoß, um die llnzusriedenheit, die in den Reihen der Bankbeamtengegen ihre Vcreinsleitung schon seit langem herrscht, ihrem Höhe-Punkt zuzutreiben. Eine Opposition im Rahmen deS Vereins istnicht möglich da jedes oppositionelle Mitglied fürchten muß. beiseiner Bankdirektion denunziert zu werden und damit seinerStellung verlustig zu gehen. Und so kam es zu einer Neugründung,betitelt:„AllgemeinerVerband der deutschen Bank-beamten". Die junge Organisation— sie besteht noch nicht einenMonat— hat sich vorgenommen, den Kampf auf rein gewerkschast-ltcher Grundlage zu führen. Von einer organisatorischen Verbin-dung mit dem Zentralverband der Handlungsgehilfen will manjedoch nichts wissen.Den Bankdirektoren war diese Gründung sehr unbequem, umso mehr als es dem neuen Verbände gleich in den ersten Wochenseines Bestehens gelang, über 4000 Mitglieder zu werben. DieAllgemeine Deutsche Kreditanstalt in Leipzig kün-digte kurzweg drei Angestellten. Als Grund wurde angegeben, siehätten inundaußerhalb des'Bctriebes für den neuen Verbandagitiert.Die Maßregelung veranlaßte den Allgemeinen Verband, zuDonnerstagabend nach der Brauerei FricdrichShain eine Versamm-lung einzuberufen, die den großen Saal sowie die Galerien voll-ständig füllte. Die Versammlungsleitung hatte alle Fraktioneneingeladen. Vertreten war jedoch nur die.sozialdemokratischeFraktion, von der die Genossen Bauer, Bernstein, Haase, Scheide-mann und Robert Schmidt anwesend waren.Nachdem durch die Referenten das Vorgehen der AllgemeinenKreditanstalt einer scharfen Verurteilung unterzogen war, ergriffendie Genoffen Haase und Robert Schmidt das Wort, um die Er-klärung abzugeben, daß die Sozialdemokratie wie bisher auch inZukunft für die Interessen aller Arbeitnehmer eintreten und nichtnur alles tun werde, um das Koalitionsrecht vor Angriffen zuschützen, sondern auch dessen weiteren Ausbau zu bewirken. Nach-dem noch eine Reihe anderer Redner gesprochen hatte, wurde untergroßem Jubel folgende Resolution angenommen:„Die vom Allgemeinen Verband der deutschen Bankbeamteneinberufene, von dreitausend Bankbeamten Groß-Berlins besuchteVersammlung protestiert einmütig dagegen, daß die AllgemeineDeutsche Kreditanstalt in Leipzig drei Bankbeamte wegen ihrerZugebörigkeit zum Allgemeinen Verband gemaßregelt hat. Sicprotestiert gegen die Vergewaltigung der Persönlich-tcitsrechte der Bankbeamten und weist den brutalenEingriff in das jedem deutschen Staatsbürger gesetzlich� gewähr-leistete Recht der freien Koalition mit Entrüstung zurück. DieVersammlung ruft die gesamte Arbeitnehmerschaftzur Verteidigung ihres heiligsten Rechtes auf und fordert dringendwirksamen gesetzlichen Schutz des KoalitionS-rechtes sowie dessen zeitgemäßen Ausbau."***Von einem Teilnehmer der Versammlung erhalteil kvrr fernerfolgende interessante Betrachtungen über die Verhandlung:Maßregelungen von Angestellten sind nichts Neues, von Ober-schlesien bis Sterkrade und darüber hinaus eine stattliche Reihe.•Was diesem Fall immerhin eine gewisse Sonderbedeutung gibt,ist das„loyale" Mäntelchen, das die Direktoren der Allge-meinen Deutschen Kreditanstalt ihrem Vorgehen umhängen. Hierhandelten gewiegte Finanziers, vorsichtige Rechner, nicht jene grob-brutalen Gpubenbarone OberschlcsienS und Westfalens. InS t e r k r a d e hieß es:„Innerhalb zwölf Stünden entfcheidetSuch, was Ihr vorzieht; Eure Organisation oder Eure Stellung.Wev sich für seinen Verband erklärt, hat sofort seine Sachen zupacken". In Leipzig sagte der Herr Bankdirektor:„Ich ent-lasse nicht, ich kündige bloß; ich kündige sogar schon heute zumersten Januar, obgleich ich es nicht nötig hätte und noch ganzesechs Wochen warten könnte; aber Ihr sollt reichlich Zeit haben,Euch, nach einer anderen Stellung umzusehen. Ihr sollt auch alleein gutes Zeugnis haben. Gott, wir sind ja nicht so! Gewiß,Eure Agitation für den neuen Verband dulden wir nicht. Wirerklären ganz offen, die Kündigung erfolgt ihretwegen. Aber wirmaßregeln in einer Form, die durchaus fair und anständigist....."Allerdings. Rur daß man dabei nicht den Nachdruck auf d,«Einhaltung einer dreimonatlichen Kündigun�frist und das gut«Zeugnis legen soll, fondern auf die Offenheit, mit der maklden Grund der Kündigung offenbarte. Hätte man denMund gehalten, dann— ja, dann hätte die junge Organisationkeine Protestversammlung berufen, nicht Entrüstung und Begeiste-rung entfachen und neue Mitglieder werben können. Wer hättedann nachweisen wollen, daß diese Kündigungen— Kündigungen,wie sie tagtäglich vorkommen— in solch engem Zusammenhang mitder Zugehörigkeit zu dem neuen Verbände ständen?! Wer hättesie noch mit Bestimmtheit als Maßregelung brandmarken wollen?Aber hätten sie deshalb weniger einen Eingriff in die Persönlich-keitSrechte der Angestellten bcdeudet?Wer wollte leugnen, daß auch solche Maßregelungen vor-kommen? Häusiger sogar als alle anderen? Und muß man nichtsagen, daß si« die allergefährlichsten sind— eben weilsie so still, so heimlich vor sich gehen, daß keiner si« richtig fassenund erkennen kann? Der Unternehmer tut ja nur, was sein„gutes Recht" ist; er kündigt. Die Oefsentlichkeit geht darüberhinweg. Der Entlassene muß die Kündigung einstecken und sehen,wie er sich weiterhilft.Unser Koalitionsrccht hat viele Jücken und ist sehr verbesse-rungsbedürstig. Mit Recht wurde es in der erwähnten Ver-sammlung scharf kritisiert. Aber angenommen auch, wir hättenein besseres Koalitionsrecht, das beste, daS sich denken läßt— würdees die Maßregelung der Leipziger Bankdirektion unmöglich ge-macht haben? Die einzige Wirkung wäre wohl gewesen, daß sichdie Herren vorgesehen hätten, den Grund der Kündigung so offenanzugeben. Sie hätten nicht die weißen, sondern die schwarzenGlacehandschuhe angezogen, um ihre unliebsamen Angestellten vordie Tür zu setzen— mit Einhaltung der Kündigungsfrist—rechtsgültig und loyal.Soll die persönliche Freiheit der Arbeitnehmer wirklich gesichertwerden, gesichert auch gegen Maßregelungen mit regelrechter vor-heriger Kündigung, so ist es nötig, aus jenen Instanzen, die überdas Schicksal t>«s einzelnen Arbeitnehmers zu entscheiden haben,das einseitige organifationsscindliche Interesse des privatkapitali-stischen Unternehmers auszuschalten und den W i l l en derGesamtheit aller Schafsenden und Wirkendenentscheiden zu lassen. Erst der Sozialismus ist imstande, demeinzelnen eine wirkliche, die denkbar größte Freiheit und Selb-ständigkeit zu garantieren,— der demokratische Sozialismus, derjedem ein Mitbestimmungsrecht über die Organisation des Ganzenverleiht, das dem Rechte keines anderen nachsteht, da es eben füralle, die ihre Pflicht erfüllen, gleich ist.Den Gedanken, daß letzten Ende» erst der Sozialismus dieLösung des Problems bringen könne, sprach in der Versammlungkeiner aus. Selbst wenn er diesem oder jenem Redner gekommensein sollte,— man trug ihn nicht vor..da der neue Verband janeutral ist und um alles nicht in den Geruch sozialistischerTendenzen kommen möchte.— Es soll zugegeben werden, daß dieBetonung' einer solchen Neutralitäf zunächst der Werbearbeiteinige Erfolge— vielleicht auch Scheinerfolge— bringen kann. ESist selbstverständlich, daß nach der geschichtlichen Entwicklung und.der Verschiedenartigkeit der Arbeitsgebiete in jedem Fall« dieGewerkschaft von dem festen, organisatorischen Anschluß an einebestimmte Partei vorerst frei bleiben muß. Nur das muß wiederund immer wieder betont werden und kann an Beispielen, wie denhier in Frage stehenden Maßregelungen, sein« Illustration finden,— die Konsequenz gewerkschaftlicher Arbeit weistauf den SozialiSnniS hin, und es ist nicht anders als natur-gemäß, daß zwischen einer klar denkenden Gewerkschaftsleitungund der politischen Vertretung sozialistischer und demokratischerZiele eine enge Fühlungnahme besteht. Ob Arbeiter- oderAngestclltenverbände, cS gilt für beide gleich Und wenn der neueVerein glaubt, sich darüber hinwegsetzen zu können, wenn er geradeum ver politischen„Unabhängigkeit" willen«in« besonder« Organi-sation neben dem f re i gewerkschaftlichen„Zentralverbanb fürHandlungsgehilfen" für nötig hielt, so muß es sein eigenerSchade werden.Im übrigen: Auch schon tiepraktifcheErfahrungdieseSeines Abends muhte wieder lehren, daß ein freundschaftliches Ver-hältniS zwischen Gewerkschaft und Sozialdemokratie das Gegebeneist und daß andere Freundschaften dann, wenn es ernst wird,nur allzu schnell versagen. All« Parteien waren zu der Kund-gebung eingeladen.— erschienen waren aber nur, wenn man vonVertretern der unbedeutenden Demokratischen Vereinigung absieht.eine Anzahl Abgeordneter der Sozialdemokratie. In geradezupeinlicher Form hatte insbesondere die Fortschrittliche Volks-Partei gekniffen. Herr Weinhauser hatte kommen wollen,aber gekommen war er nicht, sondern statt seiner nur ein Brief.Immerhin war auch dieser charakteristisch genug. Herr Wein-hausen versichert darin, seine Partei würde„wie bisher, so auch inZukunft jeder ungesetzlichen Verkümmerung de? KoalitionsrcchtcZentgegentreten". Man beachte: jeder ungesetzlichen Ver-kümmerung. Daß das Manöver der Allgemeinen Deutschen Kredit-anstalt ungesetzlich sei, wird man beim besten Willen nicht be-haupten können. Herr Weinhausen w i l l in diesem Falle aber auchgar nicht Protest erheben. Ja, ginge es gegen Scharfmachervon der Sorte Uthemann. Reusch usw., dann wäre man am Endeauch wieder dabei gewesen. Aber gegen die Kollegen der HerrenKaempf, Mommsen und anderer Fraktionsgcnossen, das istdoch etwas anderes! So versteht man es, wenn der letzte Satz deSBriefes kund tut, eS läge für die Fortschrittliche Volkspartei«gegen-wärtig keine Möglichkeit vor",„zu den Einzelheiten des vor-liegenden Protestfalles Stellung zu nehmen". KeinePartei kann schließlich über die wirtschaftlichen Jnter-essen ihres Kernes hinaus. Der Kern des Liberalismus aber istkapitalistisch interessiert. Die Partei der Arbeitnehmer istdie Sozialdemolratie.politifcke CUberHcht.Berlin, den 4. Oktober 1912.Eine vernichtende Pernrteilnni, der Ttrcikjustizim Ruhrrevier.Ein sehr wichtiges Nachspiel der Dortmunder Streikjustizwurde Donnerstagabend vor der Dortmunder StrafkammerZlim Abschluß gebracht. Angeklagt war der Redakteur GenosseHenSler von der„Dortmunder Arbeiterzeitung". Diese hatteseinerzeit in einem bestimmten Fall, wo zwei Frauen wegender Beschuldigung. Streikbrecher beleidigt zu haben, frei-gesprochen werden mußten, geschrieben, es sei ein Skandal,daß in solchen Fällen Anklage erhoben werde. Die Streik-justiz sei zur Landplage geworden.HenSler hatte eine Reihe Beweisanträqe gestellt, diejedoch nur zum Teil zugelassen wurden. Das Gericht unter-stellte jedoch als wahr, daß in vielen Fällen juristisch ver-fehlte und mangelhaft konstruierte Anklagen zustande ge-kommen und wegen geringer Vergehen verhältnismäßig harteStrafen verhängt worden feien. Es wnrde ferner als wahrunterstellt, daß ans dem Justizministerium die Amveisung er-gangen sei, die Streikjustiz zu beschleunigen, daß der ErsteStaatsanwalt Friedheim die Polizei- und Zechendeamten er-sucht hat. in allen Fällen, wo Beleidigungen und Belästi-gungen von Streikbrechern vorgekommen feien, Strafanzeigenzu veranlassen�Die ganze Verhandlung war eine völlige Niederlage derDortmunder Staatsanwaltschaft. Nur wegen formaler Vc-leidigung ivurde Hensler zu IVO M. Geldstrafe verurteilt.Der Parteitag der Ffortschrittltcheu Volkspartei.In Mannheim beginnt heute abend mit einer Vorbesprechungder allgemeine Parteitag der Fort'chrittlichen Volkspartci, für dendie Tage bis zum Montag einschließlich in Aussicht- genommen sind.Die vorläufige Tagesordnung für die Delegiertensitzungen, die imMusensaal des städtischen Riescngartens abgehalten werden sollen,umfaßt den Geschäftsbericht und den Bericht über die Reichstags-wähl, erstattet vom Abgeordneten Fischbeck, ferner den Berichtder Reichstagsfraktion, den Abgeordneter v. P a h e r gibt, ein Re-ferat des Abgeordneten G o t h e i n über Zoll und Teuerung, einenVortrag des Abgeordneten Dr.'Wendorff über die Fortschritt-liche Volkspartei und Landwirtschaft, Referate der AbgeordnetenDr. Pach nicke und Bartschat über die Fortschrittliche Volks-Partei und den Mittelstand. Der frühere RcichstagSabgeordneteDr. Naumann spricht über die Arbeiterfrag«, der preußischeLandtagsabgeordnete Mommsen über die Frauenfrage. Abgeord-ncter Dr. W i e m e r über die staatsbürgerliche Gkichberechtigung.Abgeordneter K o p s ch wird Organisationsfragen behandeln. Außer»dem ist eine große Volksversammlung am Sonntagnachmittag, einFestessen und ein Ausflug nach Heidelberg und in die Pfalzgeplant.Zum Parteitag sind eine große Anzahl von Anträgen der ver-schkdensten Art gestellt. So verlangen die Abgeordneten Dr. Abiatzund Dr. Flesch, daß in das Programm d« Partei sozialpolitischeForderungen aufgenommen werden, die die Lücken des Arbeitsrechtsausfüllen und den besonderen Bedürfnissen der wirtschaftlichSchwachen entgegenkommen, ohne der Entwicklung desHandels und der Industrie und der Ausdehnungunseres Warenmarktes im Weltverkehr zu scha»den. Dieser Antrag wird von mehreren Parteiorganisationenunterstützt, die auch Beseitigung aller Bestimmungen fordern, dieden Organisationen den Rechtsschutz des Staates versagen. Weiterwird von Nordhausen beantragt, die Schaffung eines liberalenBeamtcnrechts in Reich und Bundesstaaten zu fordern. OS-nabrück will bie Neugestaltung des Verhältnisses von Staat undKirche als eine dringende Aufgabe der Gegenwart erklärt und aufeinem der nächsten Parteitage behandelt haben. Abgeordneter Dr-Mlüller-Meiningen beantragt die Ausarbeitung eines Agrarpro-grammS, das den bäuerlichen Verhältnissen Rechnung trägt. Ver»schiedene Anträge wünschen Weiterentwicklung der Forderungen fürHandwerk und Landwirtsehaft und Aufstellung eines Kommunal»Programm». Ferner fordert eine große Zahl Anträge die p o l i»tische Gleichberechtigung der Frau. Bon verschie-denen Parteiorganisationen werden Abänderungen des Organisa-tionsstatuts beantragt und von Düsseldorf wird die Einberufungeines preußischen Landesparteitages vor den nächstjährigen preußi-sehen Landtagswahlen gewünscht.Auch der Teuerung sind verschiedene Anträge gewidmet; einerdavon verlangt sofortige Einberufung des Reichstags. Weitere An-träge wünschen Maßregeln zum Schutze von Leben und Gesundheitder Bergarbeiter, namentlich Sicherung der ungehinderten und un-eingeschränkten Tätigkeit der Sicherheitsmänner.Zur Wahltaktik der Partei liegt ein Antrag Sachsens vor,wonach bei Stichwahlen nur die Organisation des Wahlkreises dieEntscheidung treffe, und zwei Resolutionen von Osnabrück, dieebenfalls ein« Anhörung der Wahlkreise bei Uebereinkommen wollen.durch welche in einer bestimmten Provinz die Bekämpfung dermiteinander rivalisierenden liberalen Richtungen ausgeschaltet wer-den soll; ferner soll für die Zukunft jedes Wahlkompromiß mitZentrum und Konservativen ausgeschlossen fein, ausgenommen indenjenigen Wahlkreisen, wo ein deutscher Kandidat einem Polengegenübersteht._Die Organisatione« der Fortschrittlichen Volkspartei.Zu ihrem Parteitag in Mannheim hat die Parteileitung derFortschrittlichen Bolkspartei einen Geschäftsbericht„für die Zeitvon Ivlv bis 1912" veröffentlicht. Nach den Angaben dieses Berichtshat die Fortschrittspartei in den letzten beiden Jahren ihre Wahl-kreisorganisation ganz beträchtlich ausgebaut. Zurzeit zählt sie14S2 Vereine bezw. Ortsgruppen, ferner 34 Jugendvercine. 13 Ar-beitervereine und 2 Frauenvereine. In 129 Reichstagswahlkreisenbestehen Organiastionen für den ganzen Wahlkreis, und ebenso gibtes 16 LandtagSwahlvereine bezw.-komitee». 99 ReichstagSwahl-kreis« entbehren zurzeit noch vollständig einer Organisation derFortschrittlichen Volkspartei. Von diesen Nichtorganisierten Wahl-kreisen entfällt die höchste Zahl(21) auf den ProvinzialverbandRheinland-Westfalen. Je ein Wahlkreis ist nicht organisiert inThüringen und SchelSwig-Holstein. In Mecklenburg haben sichsämtliche Wahlkreisorganisationen der Fortschrittlichen Volksparteiangeschlossen, mit Ausnahme einer einzigen. Alle ReichstagAvahl-kreise sind organisiert in dem Gebiete folgender Verbände: Berlin,Brandenburg, Oldenburg-Ostfrieslanv, Baden, Hessen, Württemberg,Anhalt.Neben den in den Vereinen organisierten Mitgliedern zählt dieFortschrittliche Bolkspartei noch 1954 Einzelmitglieder.Südwcstafrikanisches.Zu den letzt gemeldeten Vorgängen in Südwest-afrika sind amtlichcrseits folgende ergänzende Nachrichteneingegangen: Ende September wurde der Reiter Müller Iauf der Suche nach entlaufenen Pferden in den Dünen östlich vonHunerob erschossen. Das Gewehr und die Patronen waren abgenommen, das Pferd Müllers jedoch nicht mitgenommen worden,sondern an einen Baum gebunden. In der Nähe lag ein frischgeschossener Strauß. Der Vorfall hat bis jetzt nicht aufgeklärtwerden können. Nach den Spuren kommen indessen stopperleute alsTäter nicht in Betracht.••.•Auf Grund von Aussagen der Anfang September gefangenenHottentotten, daß wahrscheinlich, noch mehr Eingeborene zur Jagdüber unsere Grenze gezogen seien, ist ferner das in Betracht kom-mende Gelände durch Patrouillen der Kompagnie Gochas abgestreiftworden. Dabei wurden in den letzten Tagen an einzelnen Stellenin der Nähe der Grenze iiltcrs und neuere Hottcntottcnspuren fest-gestellt, doch liegt nach Ansicht des Gouvernements irgendein Grundzur Beunruhigung nicht vor.Alle diese Erscheinungen sind natürliehe Folgen der AuS-rottung«- und Vcrfolgungspolitik während des Aufstandcs und nachdemselben. Unseren Kolonialfanatikern geben sie allen Anlaß,nach einer Vermehrung der Schutztruppe zu schreien. In derganzen kolonialen Presse wird zurzeit ein regelrechter Feldzug fürUmwandlung der Polizcitruppe in Schutztruppen geführt. DerZweck des Treibens ist leicht ersichtlich: Die Schutztruppe wird ausdem Neichszuschuß, d. h. vom Gelde der deutschen Steuerzahler, er-halten, die Polizeitruppe muß aber aus den eigenen Mitteln derKolonie bezahlt werden.