sMgetchel? f3)oft Nel gebort. NaV den Ausführungen desSprachrohrs des Auswärtigen Amtes darf man sich voneiner Intervention der Mächte nicht vielversprechen. �Zwei Noten der Pforte.Konstantinoprl, 6. Oktober. Die Pforte veröffentlicht denText zweier durch die türkischen Botschaften den Mächten über�mittelten N o t e n vom 2. und 4. Oktober. Die erste legt in ein-gehender Weise dar, daß die Mobilisierung der Balkan-staaten keine Berechtigung habe. Die zweite führt aus,daß, wie es die Pforte vorausgesehen habe, das mündliche E i n-schreiten der Mächte bei den Balkanstaaten nicht dengewünschten Erfolg erzielt habe. Selbst wenn der eineoder der andere dieser Staaten geneigt wäre, den Ratschlägender Mächte zu folgen, würde er durch die Furcht, das zwischenden Staaten geschlossene Abkommen zu verletzen, daran gehindertwerden. Andererseits könnte die Ueberreiztheit der Völker dieserLänder nuv dadurch, dah energische Matznahmen an-gedroht werden, besänftigt werden. Diese Ueberreiztheithat natürlich einen Rückschlag hervorgerufen bei der otto-manischen Bevölkerung und der Armee, die bereits durch die ver-brecherischen und blutigen, seit Jahren begünstigten Umtriebe ausder Fassung gebracht seien. Die ottomanische Regierung sei daherbereit, die letzte Herausforderung anzunehmen und jeden Angristauf die Sicherheit und Würde des Reiches zurückzuweisen. DieLage sei iiuherst ernst. Wenn die Mächte sich zuviel Zeit lassensollten, um sich über die zu ergreifenden Massnahmen zu einigen,könnten sich die Ereignisse überstürzen und die Feind-selig leiten beginnen, noch bevor es zu einer Interventionkäme. Die Türkei tue ihre Pflicht, indem sie noch einmal auf dieGefahren hinweise und auf die Notwendigkeit, sie unverzüglich zubannen.Türkische KriegsbegeisterunAKonstattiinopel, 7. Oktober. Heute ist der letzte Tag für dieEinrückung der Reservisten. In Konstantinopel strömendie Einberufenen zu ihren Bataillonen und durchziehen mit Musikund Fahnen die Strassen, wobei auch begeisterte Kund-gedungen für die Armee und für den Krieg, ver-anstaltet werden. Der Marineminister beschloh, alle im Hafenzurückgehaltenen griechischen Dampfer mit je vier Offizieren undeinigen Matrosen besetzen zu lassen.In der Provinz dauern die Versammlungen zu-gunsten des Krieges fort. Gegen dreitausend griechischeReservisten sind von hier nach Athen abgereist. Auch zahlreicheandere griechische Untertanen verlassen die Stadt.Mißhandelte Türkinnen.Nach Meldungen, die bei der Berliner türkischen Botschaft ein-gelaufen find, haben mohammedanische Passagiere eines g r i e-chischen Dampfers, der aus Kreta über Piräus gestern inS m y r n a eingetroffen ist, berichtet, sie seien im Piräus von anBord stürmendem griechischen Pöbel mitzhandelt worden. IhreFrauen seien an Land gebracht worden und sie hätten ohneihre Frauen Weiterreisen müssen. Die Passagiere haben sich an dieBehörde in Smyrna gewandt mit der Bitte, man möchte dafürsorgen, daß ihnen ihre Familienangehörigen nachgeschickt würden.Die Sozialdemokratie gegen den Krieg.Protest in Sofia.Sofia, 7. Oktober.(Privattelegramm des„Vorwärts".)Die Sobranje verhandelte heute die Kriegsvorlagen. DieFührer sämtlicher bürgerlicher Parteien sprachen für denKrieg und versicherten die Regierung ihrer Unterstützung.Nachdem sie gesprochen, erhob sich Genosse Janko Sakasoff,der einzige Sozialdemokrat in der Kammer. Er pro-„testierte gegen den Krieg. Kulturell und Wirt-schaftlich, nicht aber kriegerisch, wollen wir die Balkanstaateneinen. JmVolke herrscht nicht Enthusiasmus,sondern Sorge und Grauen. Die gehobeneStimmung der Armee, von der gesprochen werde, sei in derTürkei nicht minder groß als hier.Schon früher waren heftige Unterbrechungen derPatrioten erfolgt: jetzt bricht großer Lärm los, Sakasoffwird bedroht, der Präsident muß die Sitzungunterbrechen. Nach Wiederaufnahme werden die Kreditegegen die Stimme Sakasoffs bewilligt.Protest in Belgrad.Belgrad, 7. Oktober. Die Skupschtina verhandelte heuteüber die Adresse zur Thronrede. Sämtliche Führer derbürgerlichen Parteien billigten die Haltung der Regix-rung und sagten ihr ihre Unterstützung zu. Nurder Führerder sozialdemokratischen Partei, Laptschewitsch,sprach sich namens seiner Freunde gegen denKrieg mit der Türkei und für einen demokratl.schen Balkanbund aus, der als Grundlage einerBalkanzollunion dienen müsse. MinisterpräsidentP»sitsch führte aus, daß die von nationalem Patriotismus er-füllte Skupschtina einig sei. Di« Türkei habe die Angelegenheit derReformen vom Wege friedlicher Verhandlungen auf das kriegerischeFeld gelenkt. Die serbische' Regierung gebe sich der Hoffnung hin,daß die Bestrebungen der Balkanvölker nach ernstlicher Durchfüh-rung der Reformen von allen Signatarmächten des Berliner Ver-träges unterstützt würden zum Wohle der christlichen Völker desBalkans und aller zivilisierten Völker Europas. Der Präsident derSkuptschtina, N i k o l i t s ch, stellte di« Einmütigkeit der Skupschtinafest. Der Entwurf zur Adresse wurde mit allen gegen die Stimmedes Sozigldemokraten Laptschewitsch angenommen.Jaur�s über die Kriegsgefahr.Paris, 7. Oktober.(Privattelegramm des„Vorwärts".)I a u r d s schreibt in der„Humanitä": Wenn die Mächte denBalkankrieg nicht verhindern können, werden sie ihn auchnicht lokalisieren können. Ihr Mißerfolg selbstwürde beweisen, daß sie den Frieden nicht ernst-Haftung einhellig wolle n. Denn wenn die Mächteauf die Türkei wie Bulgarien den Eindruck machen würden,daß sie den Frieden wirklich wollen, wird der Konflikt nichtausbrechen. Die Türkei und Bulgarien werden nur dannunnachgiebig bleiben, wenn sie sich durch die Hinter-gedanken einiger Mächte, die die Sprache desFriedens führen, ermutigt fühlen. Oe st erreich betrachtetdie Mobilisation der Balkanstaaten als russische Mobilisationund jede Eroberung auf Kosten der Türkei als eine Nieder-� läge und Bedrohung der eigenen Machtbegierden sowie alseinen Erfolg der russischen. Angesichts dieser Ge-fahr ntüssen die Proletarier und Sozia-listen Europas ihre Wachsamkeit ver-doppeln. Die internationale Solidarität muß sich mitbesonderer Kraft kundgeben und weit entfernt davon, deninternationalen Kongreß in Wien, wie einigeNationen beantragten, auf 1914 zu vertagen, wäre es an-gezeigt, ihn, wenn möglich, zu Beginn des nächsten Frühjahrsoder noch früher abzuhalten. Denn selbst wenn� der Konflikt jetzt ausgeschaltet wird, bleiben immer noch�prchtbare Kriegskeimk»Die teuerung als politisches Dechetzungs-mittel.Obgleich nichts sicherer ist, als daß die preissteigerndeWncherpolitik der Agrarier uns Scharen von Anhängern zu-treibt, hält es die„Deutsche Tageszeitung" für-angebracht,jenes Agrariertum als„festestes Bollwerk gegen die zerstörendeTendenz der Sozialdemokratie und des Linksliberalismus"zu empfehlen. Daß eine solche bodenlose Dummheit von deinBündlerblatt ausgesprochen wird, erklärt sich nur dadurch:der Reichskanzler soll eingeschüchtert werden.Zu der Einschüchterung fehlt natürlich nicht der Hohn: diekläglichen Maßnahmen der Regierung gelten der„Tages-zeitung" als ein Bruch mit der Vergangenheit des Kanzlers,als ein Sichbeugen unter das„kaudinische Joch, das Liberalis-mus und Sozialdemokratie errichtet haben". Ausführlich gibtdas Blatt eine Rede des Reichskanzlers vom 23. Oktober v. I.wieder, in der„das zähe und entschiedene Festhalten der Ver-bündeten Regierungen an unserer Wirtschaftspolitik" ver-teidigt wird. Das Blatt hätte an dem Wechsel der Anschau-ungen Mermuths lernen können, daß veränderte Situativ-nen veränderte Ueberzeugungen gebären. Und ist nicht dieNot des Volkes seit dem vergangenen Oktober von neuem soerheblich gestiegen, daß ein Wechsel der Wirtschaftspolitikunumgänglich erscheint? Und sind nicht die Prophezeiungender Agrarier und ihres Kanzlers sovölligzuschandengeworden, daß ein Umschwung der Anschauungen über dieUrsachen der Teuerung und die Hilfsmittel dringende Not-wendigkeit geworden wäre?Wenn die Junker und die Regierung nicht aus den Tat-fachen lernen, so wird das Volk sie eben belehren müssen.Die demagogische Phrase der„Deutschen Tageszeitung", dieSozialdemokratie wolle keine Hilfe gegen Not, sondern nurFreihandel und parlamentarische Regierung, wird die Massendabei nicht stören. Wie wäre denn eine Besserung der Ver-Hältnisse anders möglich, als durch Beseitigung von Bureau-kraten- und Junkerherrschaft!Der Vorstand des Deutschen Städtetagestagte am Montag unter dem Vorsitz des Berliner Oberbürger-meisters Dr. Mermuth in Köln. In der Fleischteuerungs-frage wurde zu den Matznahmen der Regierungen folgender Be-schluh gefaht: 1. Der Vorstand kann es nicht als die Aufgabe derdeutschen Städte ansehen, dauernd in die Preisgestaltung derNahrungsmittel einzugreifen und Mängel der Wirtschaftspolitikdurch kommunale Matzregeln auszugleichen. 2. Der Vorstandnimmt an, datz die deutschen Städte unter Wahrung des vorstehendausgedrückten grundsätzlichen Standpunktes und in Würdigungder vielerorts herrschenden Notlage geneigt sein werden, auf demBoden der inzwischen von der preußischen Staatsregierung be-'chlossenen und von den anderen Bundesregierungen Voraussicht-lich gleichartig zu treffenden Matznahmen eine Abschwächung derzurzeit herrschenden Fleischteuerung zu versuchen. Nach den bishervorliegenden Erfahrungen und Informationen glaubt der Vorstandallerdickhs einen durchschlagenden Erfolg dieser Versuche bezweifelnzu müssen. 3. Unter Hinweis auf diese Befürchtung beschlietzt derVorstand, in einer erneuten Petition an den Herrn Reichskanzlerdarauf hinzuweisen, datz nach Ansicht des Vorstandes die notwendigedauernde Entlastung des Fleischmarktes nur von der Ein-ührung von Gefrierfleisch und damit von einer Auf-Hebung des§ 12 des Fleischbeschaugesetzes zu erhoffen steht. 4. DerVorstand wird in Kürze nochmals zusammentreten, um über denErfolg der bisherigen Matzregeln und etwaige weitere Matznahmenzu beraten.Die Schäden der heutigen Wirtschaftspolitik sollten die Groß-fcidte veranlassen, über die von der Regierung angeregten Matz-nahmen hinauszugehen. So notwendig auch die Kritik anden. bestehenden Grenzensperrcn und den ungenügenden Matznahmender Regierung gegen die Teuerung auch ist, so entbindet sie dochnicht die Großstädte von der Pflicht, alle zur Verfügung stehen-den Linderungsmittel anzuwenden. Die Bevölkerung erwartetdaher von den städtischen Behörden Matzregeln, die sich nicht nurauf den von der Regierung vorgezcichneten Boden beschränken.Eine Wirkung der Regierungsmaßnahme.Nach der preußischen Regierungsverordnung darf belgischesFleisch in Deutschland eingeführt werden. Um der durch diese Matz-nähme in Belgien bestimmt erwarteten Steigerung der Viehprcisevorzubeugen, will man jetzt argentinisches Schlachtvieh inBelgien einführen und schlachten.So ergibt sich der W i d e r s i n n, daß argentinisches Vieh undFleisch auf direktem Wege nicht nach Deutschland gelangen kann,wohl aber die Einfuhr argentinischen Fleisches über Belgien mög-lich ist.Die Fleischteuerungskonferenz im Ministerium.Ueber die Konferenz, die am Sonnabend im preußischenMinisterium des Innern stattfand, und an der auch Vertreter allerim Vorstand des preuhischen StädtetageS vertretenen Städte teil-nahmen, wird der„Voss. Ztg." gemeldet:„Die fünfstündigen Verhandlungen beschränkten sich im wesent-lichen darauf, daß die Vertreter der einzelnen Städte über dieMatznahmen berichteten, die sie zur Linderung der Fleischnot ge-troffen haben. Von den Städten wurde ferner energisch geltendgemacht, datz die bisherigen Regierungsmatznahmen nicht aus-reichen und die mehrfach schon mitgeteilten Wünsche der Kom-munen erfüllt werden müßten. Die Debatte erstreckte sich danndarauf, was im Rahmen der von dem Staatsministerium bereitsgefaßten Beschlüsse noch geschehen könnte und wie die Ausführungdieser Beschlüsse zu gestalten sei. Positives hat die Konferenz, dienur einer Aussprache dienen sollte, vorläufig nicht ergeben. Imübrigen werden die Städte auf dem Düsseldorfer preuhischenStädtetage sich weiter mit dieser Angelegenheit befassen."Die Bundesstaaten zur Teuerung.Die altenburgische Staatsregierung hat einenErlaß an die Gemeinden herausgegeben, nach welchem den Gemein»den des Landes bei der Einführung frischen Fleisches, soweit solchesbis jetzt von der Reichsregierung zugelassen ist, bis auf weiteresdie Kosten für Zoll und Transport aus derStaatskasse erstattet werden. Zur Bedingung wirddabei gemacht, datz die Gemeinden durch ihre behördlichen Organeden Preis des zu verkaufenden Fleisches möglichst niedrig festsetzen und datz sie die Gewähr leisten, datz das eingeführte Fleischzu einem unter behördlicher Mitwirkung festgesetzten Preise an dieVerbraucher verkauft)vird.Die braunschweigische Staatsregierung hatihren Bevollmächtigten beauftragt, im Bundesrate für alle Matz-nahmen einzutreten, die eine Linderung der Fleischteuerung herbei-zuführen imstande sind. Weiter wird sich die braunschweigischeRegierung beim Bundesrate bemühen, datz auch für die StadtBraunschweig die Zollennäßigung für eingeführtes ausländischesFleisch gewährt wird-politifcbe Qeberficht.Berlin, den 7. Ottober 1312.Nationalliberale Arbeitervereine.Die Parteileitung der westfälischen Nationalliberalen will vonder Gründung nationalliberaler Arbeitervereine nichts wissen. Dasist durchaus begreiflich. Sie steh? völlig unter dem Einfluß derrechtsnalionalliberalen Grotzindustriellen. und diese sehen zwar rechtgerne, daß.ihre" Arbeiler den nationalliberalen Vereinen bei»treten. Beiträge bezahlen, die Versammlungen besuchen und dievon den Großindustriellen ausgesuchten Kandidaten wählen;aber daß.ihre" Arbeiter sich zu besonderen Arbeiter-vereinen zusammenschließen, sei es auch unter national-liberaler Flagge, um ihren besonderen Arbeiterinteressen Geltung zuverschaffen, das paK den Herren Grotzindustriellen durchaus nicht inihre Absichten. Die Arbeiter sind ihnen als Parteigenossen will-kommen; aber mir als Stimmvieh, das zahlt, wählt und schweigt.Das gestehen die Herren natürlich nicht offen ein; nach ihrer Be-haupwng sind sie vielmehr nur deshalb gegen die Gründung vonnationalliberalen Arbeitervereinen, weil sie die Arbeiterpolitisch für.gleichberechtigt" halten. So heißteS in einem von der.Rhein-Westf. Ztg." abgedruckten Schreibender westfälischen liberalen Parteileitung:.Die Gründung nationalliberaler Arbeitervereine halten wirfür ein parteipolitisches Experiment, das den erhofften Nutzen—von einzelnen Fällen abgesehen— kaum bringen wird. Es istzudem nicht nebensächlich, datz an einem Orte vielleicht dreiSpitzen der nationalliberalen Gliederung bestehen. Mannes«zucht und Vielköpfigkeit vertragen sich nichtimmer. Die Gründung nationalliberaler Arbeitervereineempfiehlt man mit der Motwierung. die unzufriedenen und reichs-verdrossenen Mitläufer der Sozialdemokratie in das nationaleFahrwaffer zurückzuführen. Da dürfen wir wohl die Frage auf-werfen: Gehört alles das, was bei Gründung und Führungnationalliberaler Arbeitervereine betätigt und bezweckt werden soll,nicht an sich zu den dringendsten und ernstesten Pflichten unsererPartei? Auf diesem Gebiete haben wir Werbekraft zuzeigen, auf diesem Felde werden die parreipolitischenSchlachten der Zukunft geschlagen I Und das sollen wir aufgeben,da sollen wir Zuschauer fem? Nimmermehr I Wer die Bildungnationalliberaler Arbeitervereine empfiehlt, versteht unseres Er-achtens die dringlichste Forderung der Zeit, ihre einfache Not-wendigkeit nicht. Schon heute besteht die nationalliberale Partei,besonders hei uns in Westfalen, zum überwiegenden Teile ausArbeitern und sogenannten kleinen �Leuten. Ihnen aber habenwir, wenn wir sie uns erhalten und an Zahl stärken wollen, vorallen Dingen zu zeigen, daß sie uns gleichberechtigtsind und wir ihr Vertrauen verdienen. Wie sollen wir daSfertig bringen, wenn wir parteipolitisch eine äußer»liche Spaltung ohne alle Notwendigkeit undohne jeden Nutzen herbeiführen? Wir haben viel-mehr alle unsere Kraft dafür einzusetzen, daß die Arbeiter nochweit reger als bisher unsere Versammlungen besuchen, und dannwird fich ganz von selbst ergeben, daß die Arbeiter einen Ver«gleich zwischen den nationalliberalen und sozialdemokratischenFührern ziehen und dieser Vergleich wird nicht zu unserem Nach«teil ausschlagen."Die Großindustriellen Westfalens als Kämpfer für die Gleich«berechtigung der Arbeiterl Ein prächtiges Bild.Eine bedrohte Domäne des Jnukertums.Die Stellen in der höheren Diplomatie werden so ziemlich auS»nahmSloS mit Mitgliedern des konservativen Hochadels besetzt. Dieangehenden Diplomaten werden meist als junge Garde-Offiziereeiner deutschen Gesandtschaft oder Botschaft überwiese», machen nacheinigen Jahren ein Examen, besten Bestehen ihnen recht leicht ge»macht wird, und der künstige Vertreter des Deutschen Reiches imAuslande ist fertig. Dann beginnt der Zug um die Erde: der neu-gebacken? Attachö zieht von Berlin nach Mexiko; denn vielleicht nachStockholm, um«in Jahr später in Madrid oder Paris, bald daraufetwa in Petersburg den Versuch machen zu können, in eine ge-regelte Beschäftigung hineinzukommen. Die Bezahlung dieserjungen Herren ist nicht schlecht, bei den Ansprüchen frei-lich, die sie ans Leben zu stellen gewöhnt sind, reichtes meist nicht zu. Daraus schließt die Leitung derdeutschen Diplomatie, daß nur Söhne reicher Elternzur diplomatischen Karriere zugelassen werden dürfen. Beidiesem System der Auswahl kommen die Handels-interessen Deutschlands natürlich zu kurz. Der zünftige Diplomatwill hohe Politik machen: sich darum zu lümmern, ob und wie derAbsatz deutscher Produkte gefördert werden könnte, erscheint ihm direktunstandeSgemäß, ganz abgesehen davon, daß er von den Bedürfnissendes Handels meist absolut nichts versteht. Daraus erklärt es sich,daß Handel und Industrie sich seit langer Zeit schon bemühen, dieMöglichkeit zu schaffen, daß auch praktische Kaufleute Verwendung imdiplomatischen Dienst finden können. Die Staatssekretäre des Auswärtigen. die wir in den letzten zehn Jahren kommen und gehensahen, haben stets Reformen versprochen, aber getan haben sie nichts.Die Erledigung des Londoner Botschafterpostens hat die Frage neuer»dings aktuell werden lasten, bekanntlich wurde versucht, dasAugenmerk auch auf Dernburg zu lenken, und nun kommt der Hansa-bund mit positiven Vorschlägen, die zunächst auf eine erheblichbessere Bezahlung der Attaches usw. hinauslaufen. Die hochkonser-vative.Schlesiiche Zeitung", die offenbar befürchtet, daß die Reich?--regierung den Borschlägen des HansabundeS Beachtung schenken könnte,bemerkt nun recht hochnäsig:„Der Schrei nach dem Kaufmann ertönt ja nicht zum eistenMale aus jenem Lager.. Er hat mit Patriotismus nicbt dasmindeste zu tun. sondern verdankt seine Entstehung lediglich derSelbstsucht. Man möchte gern Berhältnisse bei unS einführen wiein Frankreich, wo jeder alles werden kann. Borausgesetzt nämlich,daß er sich auf eine geschickte Mache versteht und fi-b Anhangin der Oeffentlichkeit sichert Zu dieiem Zwecke wirdunsere Diplomatie grundsätzlich bekämpft und aus Kosten unserespolitischen Vorteils in der Meinung des Auslandes herabgesetzt,obwohl unsere Diplomaten mindestenö nicht schlechter sind alsdie anderer, auch republikanischer Staaten. Schuster bleib beideinem Leisten I Das ist ein alte? gutes Wort, gültig für jeden Berufund Stand. Wenn der Jurist eine» Vertreter braucht, wählt ereinen Juristen der Mediziner-inen Mediziner und der Kaufmanneinen Kaufmann. Und ist der Diplomatie sollt« es anders sein?"DaS konservative Blatt will verhüten, daß bürgerliche Kreise ineine Domäne junkerlicher Abkömmlinge einbrechen. Mit der darinliegenden Herabwürdigung der Handels« und Geschäftswelt mögenfich die betreffenden Kreise selber abfinden. Nur soviel sei bemerkt.daß unsere deutsche Diplomatie mit Erfolgen bisher nicht geradebesonders belastet war._Tie Nachwahlen z« den Bezirkstagen in Elsafj,Lothringenam Sonntag, den«- Oktober, haben der Soziayiemokratie im Ober-elsaß zwei neue Mandate gebracht. Zunächst fast mühelosdas Mandat von M ü l h a u s e n- N o r d, wo die Partei am Haupt-Wahltag<2S. September) 2268 Stimmen erzielte(44,7 Prozent derabgegebcven Stimmen) gegen 1220 fortschrittliche und 1568 Zentrums-stimmen. Die beiden gegnerischen Parteien hatten hier für denRachwahljoniitag Wahlenthaltung proklamiert.— wie daS Zentrums»