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Str. 236. 20. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. itt, 9. Oktober 1912.

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Das Reichsgericht dürfte schwerlich das widerspruchsvolle Urteil bestätigen.

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Mittwody,

in ihre Aeußerungen hineingelegt sei, nämlich daß die Richter be- abgeordneten Lizentiat Mumm. Der Vorsitzende der National­Die Streikjuftiz auf der Anklagebank. wußt Recht zum Unrecht, Unrecht zum Recht gemacht hätten. liberalen Reichstagsfraktion Bassermann entschuldigt in einem Das Gericht rechnet also mit hirnriffigen Zuhörern oder Schreiben, daß er nicht selbst kommen könne und wünscht den Ver­Wie wir bereits unter Letzte Nachrichten" in unserer geftrigen Refern. Denn der Begriff der Klassenjustiz widerhandlungen besten Erfolg. Die nationalliberale Bartei ist ver­Nummer berichteten, hat die Essener Straftammer auf Strafen von spricht der Möglichkeit einer solchen Annahme. So treten durch Landgerichtsdirektor Hettner Dresden. Die kon­300 M. gegen den Rechtsanwalt Dr. Levy und von je 100 m. gegen wie die Streifjustizrichter geurteilt haben, fann bewußt nur der neten Graf v. Carmer- 3ieferwib und Reichstagsabgeord= servative sächsische Partei ist vertreten durch den Landtagsabgeord= jeden der beiden angeklagten Redakteure erkannt. In der Urteils- urteilen. der nicht Klaffenjustiz übt, sondern, wiewohl sein durch neten Justizrat Dr. Giese, der Bund der Landwirte durch Ben!- begründung heißt es: Das Gericht ist der Ansicht, daß die Aeußerung Berständnis der Interessen der arbeitenden Freiberg i. S. Ferner sind vertreten die deutschsoziale Reform= von der Klassenjustiz eine Beleidigung darstellt. Die Angeklagten Klaffen geschärftes Urteil von ihm Freisprechung oder eine partei, die deutsche Reformpartei, der Verein für innere Mission hätten damit rechnen müssen, daß ein Teil der Zuhörer und Lefer milde Strafe erheischt, gegen seine Ueberzeugung ein burch Graf v. Fiktum. Edstädt, der Deutsch - nationale Hand­die Worte in schlimmerem Sinne auffaßten. Beleidigung liege auch Schuldig oder eine harte Strafe ausspricht. Die Behauptung einer lungsgehilfenverband durch seinen Geschäftsführer Vorhola- Leip­in dem Vorwurf der mangelnden Objektivität vor. Der Schuß des Klassenjustiz besagt aber ja gerade, daß der Richter befangen, zig, die kirchlich- soziale Konferenz durch Privatdozent Liz. Jere­§ 198 ist zu versagen, da es fich nicht um die Angeklagten nahe be- daß seine Urteilsfähigkeit durch gewiffe Anschauungen gehemmt ist: fein b.& elmann- Hannover . Weiter sind erschienen in Ver­mias Leipzig, der Verband christlicher Arbeiterinnen durch Fräu­rührenden Angelegenheiten handelt. er tann also nicht bewußt zuungunsten der Angeklagten handeln, tretung der österreichischen christlichsozialen Arbeiterpartei Land­sondern tut dies, weil er befangen ist, also unbewußt. tagsabgeordneter Spalomsfy- Wien und mehrere christliche Ar­Das Urteil fann trotz der formellen Berurteilung der Angeklagten Das Urteil des Essener Gerichts beruht ferner darauf, daß dem beiterjekretäre. Außerdem haben zahlreiche befreundete Korpora­nicht aus der Welt schaffen, daß tatsächlich durch die Verhandlung Angeklagten der Schuß des§ 198 Str.-G.-B. versagt ist. Sehr tionen Vertreter entfandt. Begrüßungstelegramme find unter an bie Streitjustiz als eine Justiz verurteilt ist, die von den Grund- zu Unrecht. Von allen anderen Gründen abgesehen: Der§ 193 er derem eingelaufen von der katholischen demokratischen Liga Bel­fäßen der Gerechtigkeit weit entfernt ist. Die Verhandlung hat zum flärt für straffrei mit Recht tabelnde Urteile über wiffenschaftliche siens und von den christlichen Gewerkschaften Belgiens . Greifen Klargestellt, wodurch der starke Mangel an Objektivität, der Leistungen". Ein Urteil ist eine wissenschaftliche Leistung, auch wenn Nach den üblichen Begrüßungsreden erstattete Generalsekretär Stegerwald- Köln den die Streifjustiz kennzeichnet, und der klaffende Widerspruch zwischen es irrig oder ungerecht ist. Das hat früher das Reichsgericht an­Bericht des Ausschusses des Gesamtverbandes. ihren Urteilen und dem gefunden Rechtsempfinden zu erflären ist: erkannt, hat allerdings später ohne Plenarbeschluß- der Ueber­Die Richter find befangen durch die Anschauungen, die durch die zeugung Raum gegeben, Urteile von Landgerichten feien zum Gefchloffenheit vorwärts gekommen. Wie hätte sie sonst die Stürme Die Bewegung sei ein großes Stück auf dem Gebiete innerer Intereffen der Unternehmertlaffe erzeugt werden, es fehlt ihnen mindesten nicht immer wissenschaftliche Leistungen". Wenn die anläßlich der Reichsfinanzreform und der Reichsversicherungsord­das Verständnis für die Interessen der arbeitenden Klasse, Streifjustizurteile vom Essener Landgericht als keine wissenschaftlichen nung sowie den sozialdemokratischen Verdächtigungskampf unter insbesondere für das Recht der um größere Anteil- Leistungen angesprochen find, so hat das Effener Gericht die der Anschuldigung der Rechtsschwenkung" sowie endlich den jahre­nahme an der Kultur tämpfenden streifenden Arbeiter. Leistungen seiner Kollegen noch weit tiefer eingeschäßt, als die langen systematischen Verleumdungsfeldzug der Berliner katholi­Um nur einen der vielen Beweise für die Richtigkeit dieser Auf- abfällige Kritik der Angeklagten es tat, die die Urteile schen Fachabteilungen nicht nur glänzend überstehen, sondern auch faffung anzuführen: wenn irgendwo eine milde Auffaffung etwa für freilich minderwertige aber doch immerhin wissenschaftliche zu ihrem Vorteil wenden tönnen. Die christlichen Arbeiter haben, begangener Beleidigungen am Plage ist, so bei Beleidigungen, die Leistungen" ansprach. Wenn die Streifjustizurteile teine wissen- indem sie sich selbst zu schulen suchen, auch weite Kreise bes Volkes ans Anlaß eines Streits begangen find. Das traf für das Ruhr schaftlichen Leistungen sind was für Leistungen waren sie denn mitgeschult und sind niemals festere und solidere Grundlagen zur rebier um so mehr zu, als den für Verbesserung der Lage ihrer dann? Unwissenschaftliche. Und weshalb? Doch wohl nur des- Abwehr des Radikalismus gelegt worden als durch ihre Aufklä­rungsarbeit. Auch in der Gewerkschaftsbewegung der Einzelgewerbe Familie und Klaffe unter schweren Aufopferungen streifenden Ar- halb, weil sie entgegen wissenschaftlicher Bemühungen nicht auf machte sich der Radikalismus der freien Gewerkschaften bemerkbar. beitern von der Staatsgewalt mit Polizei und Militär in den Arm voraussetzungsloser Forschung, sondern auf voreingenommener Be- Gegenüber diesen Bestrebungen hätten die christlichen Gewerkschaf­gefallen wurde und Streifbrecher in der provozierendsten Weise auftraten. fangenheit, eingewurzeltem Klaffeninstinkt beruhten. Aber dann hat ten die eigentlichen Interessen der deutschen Gewerkschaftsbewegung Dem hat die Streifjuftig feine Rechnung getragen. Sie hat geradezu ja der Essener Richter durch die Versagung des Schutzes aus§ 198 mit um so größerer Entschiedenheit wahrzunehmen, sie hätten die drakonisch harte Urteile gegen streifende Arbeiter maffenhaft gefällt, des Strafgesetzbuchs zum Ausdrud gebracht, daß die Urteile auf alle gewerkschaftliche Ehre zu retten, die namentlich nach den Dis­wie sie in ähnlicher Weise wohl kaum jemals gegen Angehörige der Fälle Produkte der Klassenjustiz sind. Und dennoch ver- fussionen über die Maffen- und Führerfragen, durch die disziplin­besitzenden Klasse gefällt sind, wie Studenten, die aus lebermut urteilte er die Angeklagten, die in viel milderer, sachgemäßer Weise widrigen Butsche im Bergbau, dann wieder durch die Bekundung gleicher Vergehen sich schuldig gemacht haben. die Streifjustiz kritisierten! Ihre Kritik ist bestraft: nicht, weil sie kämpferische Angriffe auf das Tarifprinzip, schließlich durch poli­tariflicher Unzuverlässigkeit wie im Buchdrudgewerbe, durch klassen­Diese Tatsachen sind durch kein Urteil zu beseitigen. Die Streit- falsch, sondern weil sie abfällig war. tisch gerichtete Massenstreits nach Art desjenigen im Bergbau, nur justiz hat also Klaffenjustiz geübt, das Gericht hat gegen Arbeiter, bloßgestellt werden kann. Auf der anderen Seite riefen derartige gegen Streifende ein anderes, härteres Maß angewendet als gegen Bestrebungen nur hervor, daß die Propaganda für Anschläge auf Nichtstreikende bei ähnlichen Delikten. Sie hat also mit verschiedenem das Koalitionsrecht eifriger denn je zuvor betrieben würde. Diese Maße gemessen. falsche Maß Ausschrei= Beugung des Rechts angewendet, sondern weil die Richter fungen, gewerkschaftlichen Solidarität ge­macht würden und mit der Gewerkschaft an sich nicht nur nichts zu in den Vorurteilen, dem Gedankengang derer erzogen sind und im tun haben, sondern ihrem vorsichtig abwägenden Wesen zuwider­gesellschaftlichen Milieu derer sich bewegen, die den gesetzlich ge­laufen. Auf die unberechtigte Verallgemeinerung gründet sich dann währleisteten Streit als ein Unrecht, als eine frivole Auflehnung die Existenz der gelben Bewegung, die dadurch bei solchen Leuten, der Selbstherrlichkeit der Unternehmer auffaffen. Die wirtschaft- Der Kongreß der christlichen Gewerkschaften wurde am Montas welche den Ereignissen fernerstehen, zu dem billigen Renommee einer lichen Interessen und die politischen Anschauungen der Streit vom ersten Borfizenden, Reichstagsabgeordneten Schiffer, in Wirtschaftsfriedlichkeit komme, obwohl gerade sie in ihren Folgen fünder stehen denen der Richter diametral entgegen. Je stärker das Anwesenheit von etwa 200 Delegierten, die 300 000 Mitglieder ver- dem Wirtschaftsfrieden am allergefährlichsten ist. der Fall ist, desto mehr sollte sich der Richter hüten, seine gegens treten, eröffnet. Im Anschluß an seinen Bericht äußert sich Generalsekretär fäglichen wirtschaftlichen Anschauungen und politischen Ansichten dem rungsrat Sieffart vom Reichsamt des Innern, gleichzeitig als der Reichsregierung angekündigten Maßnahmen feien ungenügend. Als Vertreter von Behörden sind erschienen Geheimer Regie- Stegerwald auch über die augenblickliche Teuerung: Die von Angeklagten gegenüber zur Geltung zu bringen, fie bei der Schuld- Vertreter des Reichskanzlers, Geheimrat Schnippe vom sächsi- Die Einfuhr ausländischen Fleisches sei unbedingt erforderlich. frage und der Frage des Ausmaßes der Strafe unbewußt mit schen Ministerium des Innern, Geheimer Oberregierungsrat üb( Bustimmung.) Die. Bustände in der Tarifgemeinschaft der Buch­sprechen zu lassen. Diese Aufgabe haben die Streitjuftiz- n'er bon der sachischen Staatsregierung, der katholische Bischof druder lönnen fo nicht weitergehen, der Gutenbergbund müsse un­richter nicht zu erfüllen vermocht. Es ist keine Beleidigung gegen Schäfer Dresden. Das evangelische Landestonfiftorium ist ver bedingt anerkannt werden.( Lebhafter Beifall.) Wir sind weiter die Richter, wenn die Stritit ihrer Urteile zu diesem Ergebnis getreten durch Freiherrn v. Well, die Stadt Dresden durch Stadtrat ganz entschieden dagegen, daß neue Gesetze zum Schutze der Arbeits­langt, sondern die Feststellung einer Tatsache, die Abgabe eines Dr. Temper. Vertreten sind weiter die Zentrumsfraktion des willigen geschaffen werden. Die jetzigen Bestimmungen sind voll­Reichstages durch die Abgeordneten Beder- Arnsberg, Schiffer ständig ausreichend, wenn sie entsprechend gehandhabt werden.( Sehr und Giesberts. Ferner find anwesend, der bayerische Land- richtig!) Jezt bestehen Ausnahmebestimmungen für streifende Ar­tagsabgeordnete Oswald, die preußischen Landtagsabgeordneten beiter. Zusammenrottungen und Zusammenstöße, die ja bei Streiks Imbusch und Beher. Die Wirtschaftliche Vereinigung ist ver- unterbleiben sollen, aber nicht immer vermieden werden können, treten durch den zweiten Vorsitzenden des Gesamtverbandes der werden auf Grund des§ 153 der Gewerbeordnung mit Gefängnis christlichen Gewerkschaften Abg. Behrens und durch Reichstags- bestraft, während dieselben Vergehen in anderen Bevölkerungs­Grunde wird man gegen die neuartige Verwertung des spiritistischen rufenen Erziehern die Schule verleiden, und ihrem ganzen Doppelgängermotivs nichts einzuwenden haben. Für einen fahrenden Anhang von Leisetretern, Strebern und Gesinnungsschnüfflern Mufifus vom Schlage des Komödienhelden Mattei, den alle Welt grimmig ins Gericht. Man spürt dabei den Pädagogen, nicht Der Ruf nach dem Gendarmen. Im Pariser Herbstsalon find als Geigerlönig berhimmelt, liegt es ja ziemlich nahe, fich auch ein- nur in dem gerechten Born, auch in der Art, wie er bas, was er etliche lubistische" und" futuristische" Gemälde und Plastiten aus- mal als leibhaftigen Gekrönten zu gerieren. Weil er, wie man be- sagen will, den Hörern repetierend, an eigens angefertigten Modellen gestellt, die beim Publikum Stopfschütteln oder auch Heiterfeit ber- hauptet, dem König in Dingsda weit unten an der Donau , immer wieder demonstrierend, in die Köpfe hämmert. Drehers die borrufen, aber einen Pariser Gemeinderat namens Lampué in eine wie aus dem Gesicht geschnitten, ristiert er's für einen Gymnasialverhältnisse behandelnde Probekandidat", in Stoff und schreckliche Aufregung verfezt haben. In einem Briefe an den Tag, Königskomödie zu spielen. Ja und weil die sprichwörtliche der Tendenz sich mit der Ernstschen Komödie noch berührend, ist ihr Staatssekretär der schönen Stünste fordert er, daß diefem Standal" Dämlichkeit des gesamten Hofgesindes vom Bremierminister bis her an fünstlerisch- individualisierender Durcharbeitung bei weitem über­ein Ende gemacht werde. Das Komitee der Ausstellung antwortet ab zum niedrigsten Lakai allen usurpatorischen Gelüsten, sofern sie legen. Aber Ernsts robust- handfestes Zugreifen, das, rein auf den darauf in einer Erklärung, die sehr richtig hervorhebt, daß der mit der nötigen Kedheit auftreten, willig entgegentommt: Mattei polemischen 3wed gerichtet, sich bei feinerlei ästhetischen Strupeln Staat nicht die Aufgabe habe, die Kunst zu dirigieren, sondern die läßt den renitenten echten König einfach in ein Stellerloch einsperren! aufhält, war, wie es der Erfolg gezeigt hat, wohl am Künstlerischen Bestrebungen zu fördern. Und sicherlich ist die Nunmehr zeigt er den Schranzen ihre ganze Erbärmlichkeit auf, daß Blaze. Sein Stüd sollte ein Brotest sein, und war ein solcher, hat Diftatur in ästhetischen Dingen nicht die Rolle der Staatsgewalt, fie daftehen als wie begossene Budel. Selbst der jungen Königin bieltausendfachen lebendigen Widerhall geweckt. Wie start das Agi­noch bedarf es ihrer, um Bizarrereien und Sensationsmache zu über- gegenüber weiß sich Mattei töniglich" zu behaupten. Längst steht tatorische empfunden wird und mitreißt, das zeigte sich von neuem winden. Sogar ein so fonservatives Blatt, wie das" Journal des fie ja mit ihrem wirklichen Manne wegen erwiesener Impotenz auf auch bei dieser Aufführung. Der Haß wider die kleinlich geistlosen Débats" meint, daß es ein viel größerer Standal" sei, wenn der dem Kriegsfuß. Diesen Umstand benutzt Mattei, der Pseudofönig, Schulthrannen, die Sympathie mit der Sache human vernünftiger Staat allerhand stitich auftaufe und die öffentlichen Bläge damit das Ministerium und den obersten Gerichtshof mit der sofortigen Bildungsarbeit, die Flachsmanns Antipode, Flemming, der hoffnungs­fülle. Der Matin" aber läßt sich natürlich erzählen, an den Extra- Scheidung der Ehe zu beauftragen. Soweit ging alles nach Wunsch. frohe Enthusiast und geborene Bädagoge, in dem Stück vertritt, baganzen feien die Ausländer schuldig, die den franzöfifchen Ge- Aber die Weiber, die Weiber! Die Königin tann ihre gweifel an entlud sich in Beifallsstürmen von elementarer Straft. schmack verderben. Wenn nicht die Polizei, soll also die Grenzwache dem Doppelgänger nicht abschütteln; und zu allem Bech gibt sich das Schönheitsideal retten. Mattei seiner Frau gegenüber in einer romantischen Schwäche anwandlung zu erkennen. Zwar läßt er sie als verrückte Perfon aber die beiden Frauen stiften ein Komplott an. Die

Urteils.

Dieſes felfde as ift nicht in bewuster Achter Kongreß der chriftlichen Gewerk- paganda nähre ſich aber in der Hauptfache von ben ausdyret. Ichaften Deutschlands .

Die Effener Richter sind dennoch zu einem die Angeflagten ver­urteilenden Erkenntnis gelangt, weil sie den Angeklagten imputierten, diese hätten ausgedrückt, was sie nicht gesagt oder geschrieben haben, was aber mißverständlich von Zuhörern oder Lesern ihrer Ansichten

Kleines feuilleton.

aus

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Dresden , 7. Oftober 1912.

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Herr William Hagelin, der junge, noch nicht recht routinierte Darsteller des Fortschrittsmanns, setzte sich mit überzeugtem Eifer für die Rolle ein. Harry Förster gab ein mit sicherem Blick er­und Kriecherei. Auch die verschiedenen Lehrertypen( von einigen faßtes und durchgeführtes Konterfei der Flachsmannschen Niedertracht schickter Stizzierung heraus vor allem Herrn köstlins sehr Der Doppel- pathetisch drolliger Grünling. Sehr gut brachte Herr Elzer die Holt euren König aus dem humoristische Charge der würdevollen Schuldiener zur Geltung. Karl Roads Schulrat aber wuchs zu wahrhafter, großer Mensch­lichkeit empor. Das war eine Leistung, die auch den ersten Bühnen Ansehen gemacht hätte schöpferisch instinktiver Phantasie getragen. in jeder Miene und Bewegung von dt.

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Notizen.

Ein Schiff mit gläsernem Kiel . Auf einer der Schiffswerften festiegen am Delaware River in Pennsylvanien wird demnächst ein für die Musikerfrau kennt doch ihres Gatten leidenschaftliche Liebe zur Geige. Ozeanfahrt bestimmter Dampfer vom Stapel gelassen werden, der Wenn man ihm das Instrument in die Finger spielt, wird Uebertreibungen des Statverehrers abgesehen) tamen in wirksam ge­insofern ein Novum des Schiffsbaues bildet, als fein Boden aus er seine Königsrolle vergessen und einfach losgeigen, daß alles kristallklarem, didem Spiegelglas besteht. Das Schiff, das in den alarmiert wird. Und so geschieht es denn auch. Dienst der wissenschaftlichen Tieffeeforschung gestellt werden soll, gänger ist jämmlich entlarvt. wird weiterhin im Innern mit einer eigens fonstruierten Radium Seller!" ruft er, ich resigniere! Ich brauche Raum, um Mensch zu beleuchtungsanlage ausgerüftet, die dazu dienen soll, das viel fein." Und seine Geige hätschelnd: Hier ist mein Königtum, mein bevölkerte Reich der Wieerestiefe aufzubelen und dem Auge des Be- wahres Reich. Da bin ich unbesiegbar," räumt er unbemerkt in der obachters lebenstlar zu veranschaulichen. Was hier noch alles der nun entstehenden Verwirrung das Schloß. Jetzt ist der richtig Entdeckung harrt, kann man dem Umstande ermeffen, gehende König daran, auch seinerseits offen vor allen Hoffchranzen daß der vom Wasser bedeckte Teil der Erdoberfläche ein zu bekennen, daß ihm die leidige Affäre viel bittere Weisheit ge­schließlich der Binnenseen dreimal so groß als das Fest bracht habe. Land ist, und daß die Oberfläche des Meeres rund 205 Millionen Kundige Thebaner werden freilich mit ziemlicher Berechtigung Musikchronit. Raoul von Roczalstis erster Quadratkilometer umfaßt, ein Areal, das über 46mal so groß ist als behaupten, daß Adolf Paul nur altbefannte Gaffenwahrheiten vor Chopin - Liszt- Abend findet Mittwoch, 8 Uhr, im Konzertsaal der 3. B. ganz Nordamerika . Das Meer wimmelt von Lebens organismen. trägt, die er vorzog, in ein paradores Sprachgewand zu fleiden, um Kgl. Hochschule für Musik statt. Obgleich bereits Taufende von Wassertieren bekannt sind, entdeckt den trügerischen Schein von origineller Baradeweisheit zu verbreiten.-Berliner Festwochen Pläne. Der Berliner Sommer die Wissenschaft Tag für Tag neue Lebensformen in der Ozeantiefe. Lediglich als phantastisches Spiel, mit diversen grotest- fatirischen bietet den Vergnügungsspekulanten nicht genug Betätigung. Damit Das Schiff mit dem Spiegelglas und den Unterwasser Suchlichtern widerhäkchen geipidt, fann feine Doppelgängerfomödie" angesprochen das Geschäft der Fremdenindustrie gehoben werde, muß etwas ge­will dem Studium der Unterseewelt den Weg zu erakterer Stenntnis werden. Als Drama fehlt ihr" jedwede Bodenständigkeit. Gelacht schehen. Und siehe da: nächstes Jahr ist der Befreiungs- und der Tiefe erschließen. Es will daneben auch der Suche nach Schiffs wurde ja und oft am unrechten Platz. Robert Müller als reich- ohenzollernrummel. Daran fann man anfnüpfen. M. w. Schon wracks dienen, von denen manche ſchon seit Jahrhunderten auf lich fariterender Doppelgänger", namentlich aber Annaliese Wagner ist Reinhardt da, der offenbar nicht für die Juizenierung des Baltan­dem Meeresgrunde ruhen und die mit Hilfe erleuchteter, von Bord als Elena Mattei und Emil Rameau ( Premierminister) standen frieges benötigt wird, mit Plänen für einen Shakespeare- Byflus für des Suchbootes in die Tiefe herabgelassener Glaskugeln untersucht darstellerisch auf der Höhe der Situation. Alles übrige war- antile Tragödien im Sportpalast( lies: Volksfestspiele im Ddeon). werden soll. Monumentalwerke deutscher Musi! will ein Stonzerthaus aufführen. Der Dreimastenverlag sollte die nackten Tanzbeine in einem be­Charlottenburger Schillertheater:" Flachs- sonderen Institut sich entfalten lassen und so fort. Vielleicht laffen Neue Freie Voltsbühne( im Neuen Volkstheater): Die mann als Erzieher" von Otto Ernst . sich auch die pleiten Bernauer und sonstigen Festspiele versezen. Die Doppelgängerkomödie von Adolf Paul . Warum bescherte Der fünfzigste Geburtstag Otto Ernsts, des früheren Hamburger Welt soll und muß staunen und erfahren, was für Festwochen ihrer man uns dies Fastnachtsspiel nicht lieber während der Faschings- Bolksschullehrers und Dichters, den viele Vorwärts"-Lefer aus seinem nunmehr auch im Sommer in Berlin harren. zeit, die ihm ungezwungenerweise eine närrische Folie gegeben Asmus Semper- Roman lieb gewonnen haben, wurde im Schiller- Eine deutsch dänische Luftpost wird von der bätte! Denn ein bißchen Narretei wäre heiljam, um den derben theater mit der Aufführung feines Boltsschulstüces Flachsmann" deutschen Postverwaltung geplant. Eine solche Verbindung würde Hanswurstgeist dieser Variante von Schlud und Jau" oder ber- festlich begangen. Der Verfasser, der die Dinge aus eigenster Er- besonders im Winter, wenn die Eisverhältnisse den Dampffähr fahiedener Boltsmärchen, in denen sich irgend ein armer Teufel erfahrung fannte, geht mit den bureaukratischen Pedanten, die durch verkehr hindern, erhebliche Bedeutung haben. Als Luftschiffstation träumt, ein König zu sein, so recht von Herzen zu verspüren. Im unnüg- fleinliches Reglementieren den Kindern wie den wirklich be- Itäme die Infel Amager bei Kopenhagen in Frage.

Theater.

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Narretei.

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