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Kr. 237. Hbonnemcnts-Bcdingungen: SäSonnemertiä- Preis btonumcrcmici: Vierteljährl. 3,30 2Rf, monofl. 1,10 Ml, wöcheirllich 28 Pfg, frei ins HauS, Einzelne Niunnrer 5 Pfg, Somüags> .TMU.U«.*-»"» nummet mit illustrierter Sonntags- BeilageDie Neue Welt"-10 Pfg. Posl- SlBonncmcnl: 1,10 Marl   pro Monat. Eingetragen in die Post-ZeitungS- Prelsliste. Unter Kreuzbano für Deutschland   und Oesterrelch- Ungarn 2 Marl, für das übrige Ausland 3 Marl   pro Monat. PostaoonnemeiNS nehmen an: Belgien  , Dänemarl. Holland  , Italien  , Luxemburg  , Portugal  , Rumänien  , Schweden   und die Schweiz  . 29. Jahrg. Crfdränt fSgllch außer mentagj. Zerlinev VolkSblnkk. Sie TnlertionS'Gebüljr Beträgt für die fechsgefpaltene Kolonel- zeile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerlschaftliche Vereins- und VersainmIungS-Anzeigen 30 Pfg, Kleine Mnrctgen", das fctigebtuSic Wort 20 Pfg.(zulässtg 2 fettgebrudte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlaffiellenam zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Worts Pfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen vis 5 Uhr nachmittags in der Expedition libgegeben Iverden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet. Telegramm- Adresse: SoaUliliiiiaKrat Berlin". Zcntralorgan der fozialdcmokrati fchen parte! Deutfchlands. Redaktton: SW. 68» Linden Strasse 69. Fernsprecher: Amt Morihplatz, Nr. 1S8S. Donnerstag, den 19. Oktober 1912. Expedition: 8M. 68» Lindenstrasse 69» Fernsprecher: Amt Moristplatz, Nr. 1,984. Sie entteiielung der»iriegzfurie. Der Kampf hat begonnen, die Montenegriner sind gegen Berane vorgestoßen und halten die Stadt eingeschlossen. Die Kriegserklärung der übrigen Balkanstaaten wird für heute er- wartet, und bisher unbestätigte Meldungen wollen sogar wissen, daß serbische Truppenmassen die Grenze bereits über- schritten und in den Sandschak Novibasar eingefallen sind. Der ganze Balkan steht in Flammen. Europa   aber ist einig, ganz und gar einig, einiger als je. In Oesterreich   ist der gemeinsame Ministerrat in der letzten Nacht bis 3 Uhr früh zusammen gewesen, um die neuen Rüstungskredite zu beraten. Es lvcrden 400 Millionen Kronen verlangt werden, 250 Millionen für die Armee, 150 Millionen für Kriegsschiffe. Namentlich der letztere Posten ist sehr be- zeichnend. Oder glaubt jemand im Ernst, daß diese 150 Millionen für Schiffe ausgegeben werden, die die Hellinge erst verlassen würden viele Monate, nachdem die Entscheidung auf dem Balkan   gefallen ist. Nein, diese 400 Millionen sind Kriegskredite, schlecht und recht Kriegskredite. Und sie sind notwendig, denn Europa   ist einig. Und der Krieg wird ja auch ganz sicher lokalisiert werden. Europa   ist einig und deswegen hat Rußland   zugleich mit seinen Balkanschützlingen mobilisiert, natürlich nur zur Probe und vorläufig wenigstens nur teilweise und zufällig natürlich an'der österreichischen   Grenze. Aber sind denn solche Mobilisierungen ein Grund zu Befürchtungen, nachdem Europa  dank dem Werk seiner erleuchteten Diplomatie durchaus einig ist? Und wozu gäbe es eme Petersburger Telegraphen- agentur als zur Dementierung unbequemer Meldungen. Und wagt noch'jemanden der völligen Harmlosigkeit der russischen Politik und. namentlich in Balkanfragen zu zweifeln, wenn die russische   Regierung versichern läßt, die Probemobili- sierungen seien nunmehr beendet und welche Bestimmt­heit! die Reservisten würden in die Heimat entlassen. Zu dem einigen Europa   gehört auch Italien  , das noch immer im Kriegszustand gegen die Türkei   sich befindet ein unglücklicher Zufall, der die Türkei   daran verhindert, ihre Flotte in Aktion treten zu lassen. Die französische   Regierung hatte versucht, vor Ausbruch des Krieges zwischen Oesterreich   und Rußland   eine bindende Vereinbarung herzustellen. Oesterreich   sollte erklären, daß es am Balkan keine Interessen zu verfolgen habe. Das hat Oesterreich   strikte abgelehnt, weil dadurch sowohl die Balkan  - staaten als Rußland   freie Hand bekommen hätten, zumal da Rußland sich seinerseits zu nichts verpflichten wollte. Die Einigkeit Europas   ist eine lächerliche Farce, zu der sich wirklich nur noch Diplomaten hergeben können. In Wirklichkeit ist heute der Gegensatz zwischen Oesterreich   und Rußland   weit- aus gefahrdrohender, als je während der Annektionskrise. Jetzt handelt es sich nicht mehr um serbische Drohungen, jetzt führt Serbien   bereits Krieg und seine Truppen stehen vielleicht schon in jenem Gebiet, dessen Besetzung die öfter- reichische Politik seit Jahren als eine unerträgliche Schädigung ihrer Machtinteressen betrachtet, als eine unleid­liche Fessel, die ihrem Ausdehnungsdrang angelegt wird. Das ist die Situation an dem Tage, an dem Montenegro allein erst Krieg führt. Glaubt man wirklich, daß sie sich bessern wird, wenn erst die entscheidenden Schläge zwischen den Bulgaren   und Türken gefallen sein werden? Wir glauben es nicht und wir meinen, das Proletariat hat keine Zeit, sich bei den albernen Lügen der Diplomaten aufzuhalten. Die Verhütung des Weltkrieges tritt jetzt in den Mittelpunkt seiner Politik und während dort unten im blutigen Ringen die Geschichte ihre neuen Ge- staltungen formt, rüsten wir zu dem Kampf, deffen Losung lautet: Krieg dem Kriege! vie ersten kämpfe. Das kleine Montenegro, daS sein Vollsaufgebot von rund 40 000 Mann am schnellsten auf Kriegsfuß setzen und in vier Divi- sionen Konzentrieren tonnte, hat der Kriegserklärung sofort den Vor- stoß auf türkisches Gebiet folgen lassen. Der kleine Grenzort Berane, nördlich von der Spitze des Keils, den Montenegro in das albanische Land hineintreibt, ist Gegenstand der montenegrinischen Offensive geworden, der die türkische Besatzung entgegengetreten ist. An Kräften, die in der Stille den Angriff des kleinsten Balkan  - staates veranlaßt haben, hat es nicht gekehlt. Die verbündeten Staaten werden den schlagfertigen Genofien freie Hand gegeben haben, um die Türkei   und die Großmächte vor ein kait accompli zu stellen. Italien  , deffen Königin bekanntlich eine Tochter des Königs Nilita ist. wird seine Hand ebenfalls im Spiele haben, um bei den Friedensverhandlungen in Ouchy einen größeren Druck auf die Türkei   ausüben zu können, und der traditionelle Balkanintrigant Rußland   wird es in Montenegro an geheimen Weisungen und an Rubelscheinen nicht haben fehlen lassen. Denn was die offizielle russische Diplomatie zur Beilegung des Konfliktes tut, ist eitel Blendwerk und wird wohl auch nur in der deutschen   bürgerlichen Presse ernst genommen und breitgetreten. Der deutsche   Bierphilister meint über den Angriff Montenegros  ein abschließendes Urteil fällen zu können, wenn er sagt, daß die .Hammeldiebe" gegen die Türkei   nichts ausrichten können. Wir stehen gewiß nicht in dem Verdacht, für die rauf- und raublustigen Montenegriner oder gar für deren korrupte Dynastie irgendwelche Sympathien zu hegen, aber die Geschichte lehrt, daß die größten Balkankriege des letzten Jahrhunderts von einem türlisch-monte- negrinischen Kleinkriege eingeleitet wurden. Ehe im Jahre 1853 der Krimkrieg ausbrach, kam es im Jahre 1832 zu ernsten Kämpfen zwischen der Türkei   und Montenegro. Und die Veranlassung zum russisch  -türkischen Kriege von 1877/78 war der Kampf der Monte- negriner und Serben im Jahre 1876. Heute ist die Gefahr größer und ernster, denn die montenegrinische Offensive kann der Auftakt zu einem europäischen   Massenkriege werden. Die wirtschaftlich und kuflurell zurückgebliebenen Montenegriner sind sich natürlich dieser Verantwortlichkeit nicht bewußt. Der Türke ist seit Jahrhunderten ihr Nationalfeind, Grenzfehden waren bei ihnen an der Tagesordnung, und die Armut ihres Landes erweckte ihre Eroberungssucht, deren erstes Ziel im Süden Skutari ist. Wenn der montenegrinische Vorstoß diesmal nicht in südlicher Richtung erfolgte, sondern nach Norden, gegen denSandschak Novi Bazar angesetzt ist, so deutet das wohl auf eine gemeinsame Aktion mit einem Teile des serbischen   Heeres hin. Wird doch schon berichtet, daß serbische Truppen die Grenze der Sandschaks überschritten haben. Das schmale, von Oesterreich  , Montenegro   und Serbien   eingeschlossene Novi Bazar  -Gebiet ist seit langem eine heißersehnte Beute dieser drei Grenzländer. Die in der Stille betriebenen Rüstungen Oester- reichs in Bosnien   und der Herzegowina lassen daher Schlimmes befürchten, wenn Serbien   und Montenegro in dem Sandschak mili- tärische Fortschritte machen. Denn die österreichische Thronfolger- Partei wird nicht dulden wollen, daß die kleinen Balkanstaaten Oesterreich   den Weg nach Saloniki   verrammeln. In diesem Falle wird der.brillante Sekundant" den Dreibundfreund Deutschland   vor folgenschwere Entschließungen stellen. Eine Kriegführung großen Stils wird in diesen von den alba- nischen Alpen durchzogenen Gebieten nicht möglich sein. Es wird sich hier um einen erbitterten und langwierigen Guerillakrieg handeln, für den der Montenegriner sich vorzüglich eignet. Dazu kommt, daß die Türkei   nur mit großer Unsicherheit auf die Hilfe der Albaner rechnen kann, deren sie in den zahlreichen Aufständen trotz gewaltiger Kraftanstrcngungen- kaum Herr geworden ist. Die christlichen Malissoren haben sich schon jetzt den Montenegrinern an« geschlossen, die übrigen christlichen Albanerstämme werden jedenfalls folgen, so daß die Türkei   nur auf die mohammedanischen Albaner einigermaßen zählen kann. Der westliche Kriegsschauplatz wird das Bild eines schwierigen GebirgskriegeS aufweisen, in dem Montenegriner und Serben mit den Türken ringen und in dem die albanischen Stämme sich gegen- seitig zerfleischen werden. Oesterreich aber wird mit schußfertigem Gewehr dem Kampfe zusehen. Die Hauptmacht des serbischen Heeres wird wahrscheinlich zum bulgarischen Heer stoßen. Schon jetzt hat Serbien   an Bulgarien  eine Kavalleriebrigade abgegeben, um die einleitenden Aufklärungs- Operationen gemeinsam auszuführen. Das strategische Ziel des serbisch  -bulgarischen Aufmarsches wird Adrianopel   sein. Freilich wird viel Blut fließen, ehe die Türken die Balkanpäffe preisgeben werden. Die Hauptentscheidung wird auf dem östlichen Kriegsschau- platz fallen. Welche Kraftanstrengungen die Türkei   macht, um dem Angriff aller Gegner zu begegnen, läßt sich im einzelnen nicht fest- stellen. Sie hat sich ja nicht nicht nur für einen westlichen und östlichen Kriegsschauplatz zu rüsten, sondern mutz auch im Süden dem kampfbereiten Griechenland   eine Heeresmacht entgegenstellen, ganz abgesehen davon, daß sie auch Kleinasien   nicht von Truppen entblößen kann und mit einem verschärften Einsetzen deS arabischen Aufstandes rechnen muß. Zweifellosmacht man in Konstantinopel   die energischsten Anstrengungen, um den vielseitigen Anforderungen der Kriegslage gerecht zu werden. Ein klares Bild von dem Aufmarsch der türkischen Heere hat man zurzeit aber nicht. Wenn deutsche  Zeitungen sich durch ihre militärischen Mitarbeiter heute schon die Standorte und Nummern der türkischen Divisionen genau angeben lassen, so ist darauf wenig zu geben, denn durch die Albaneraufstände, die Truppendislokationen infolge der drohenden Haltung der italienischen Flotte usw. ist die auf dem Papier festgelegte türkische   Aimeeeinteilung schon längst in Unordnung geraten. Daß in der jetzigen Krise die Türkei   ihre Truppenkonzentration möglichst zu verschleiern sucht, liegt klar auf der Hand. So gleicht die gegenwärtige Situation auf dem Balkan   einer schwarzen, unheilschwangeren Gewitterwolke, aus deren Rande schon Blitze niederzucken; wann und wo aber daS Unwetter sich entladen und welche Verheerungen es anrichten wird, läßt sich heute noch nicht sagen. Der erste Kampf. Konstantinopel  » 3. Oktober.(Meldung des Wiener K. 51. Telegr.-Korresp.-Bureaus.) Nach den bei der Pforte ein- gegangenen Nachrichten haben die Montenegriner gestern abend die Grenze überschritten und Berane angegriffen. Der Kampf dauert an. Auf der Pforte tagt der Ministerrat in Permanenz. Seit dem frühen Morgen drängt sich die Menge vor der Pforte und vor den Zcitungsredaktionen. Die Kriegserklärung Montenegros  , die durch Extrablätter bekannt gemacht wnrdr, hat die Erregung aufs äußerste gesteigert. Nach den Abend blättern haben die Montenegriner Berane ringe- schloffen. Das Regiernngsarchiv von Berane ist in Sicherheit gebracht. Die erste Siegesmeldung. Konstantinopel  , S. Oktober. Nach Blättermeldungen ist es den A I b a n e s c n unter Riza Bei gelungen, Berane zu entsetzen(?) und dort einzuziehen, worauf sie auf montenegrinisches Gebiet vor- rückten(?). In patriotischen Aufrufen wird die Bevölkerung auf- farfe des türkisch-rnonf-enegpiniscfiBn Hriegsschaup/afzes,