gefordert, sich für die Armee anwerben zu lassen. Eine große Zahl albanesischer. Freiwilliger meldete sich zum Truppen- dienst.—..Sabah" glaubt, die Montenegriner hätten Berane ge- wählt, um sich mit der serbischen Armee vereinigen zu tonnen. Die Montenegriner hätten auch versucht, die Grenze in der Richtung auf Gussinje zu überschreiten. Die Kriegserklärungen. Konstantiiiopel, 9. Oktober. Der griechische Gesandte Gryparis erhielt den Auftrag, morgen mit seinem gesamten Gesandtschaftspersonal abzureisen. Man glaubt, daß die Kriegserklärungen Bulgariens . Serbiens und Griechen- lands noch h« u te oder bestimmt morgen erfolgen werden. Oesterreichische Kriegskredite� Wie», 9. Oktober. In dem nachts abgehaltenen gemeinsamen Ministerrat gelangten infolge der neuesten Vorgänge aus dem Balkan, insbesondere der Kriegserklärung Montenegros , so viele Fragen zur Besprechung, daß die Sitzung mn S'A Uhr morgens ohne Beschlußfassung endete. Die nächste gemeinsame Minister- konferenz findet heute um 5 Uhr nachmittags statt. Außer für das Heer fordert die Kriegsverwaltung, wie bestätigt wird, auch für die Marine erhebliche Nachtragskredite. Der Wortlaut der Kriegserklärung. Koustantinopel, 9. Oktober. Der Text der Note, die vou dem montenegrinischen Geschäftsträger Plamenatz überreicht wurde, lautet: „Ich bedauere, daß die königlich montenegrinische Regierung vergeblich alle freundschaftlichen Mittel erschöpft hat, um auf gütlichem Wege die zahlreichen Mißverständnisse und Konflikte mit der Türkei zu beseitigen, die sich ständig erneuern. Auf Ermächtigung des Königs, meines erhabenen Souveräns, habe ich die Ehre, Eurer Exzellenz mitzuteilen, daß die königlich inontenogrinische Regierung von heute ab alle Beziehungen mit der Türkei abbricht und der Entscheidung der monte- negrinischen Waffen die Anerkennung ihrer Rechte und der seit Jahrhunderten mißachteten Rechte ihrer Brüder in der Türkei überläßt. Ich verlasse Konstantinopel ; die königliche Regierung wird dem ottomanischen Vertreter in Cetinje die Pässe übergeben." Die Pforte hat dem türkischenGeschäftsträger befohlen, das Archiv derdeut scheu Gesandtschaft zu übergeben und Cetinje zu verlassen. Kriegsschiffe. Kvnstantinopel, 9. Oktober. Vier englische Kriegsschiffe sind in den kretischen Gewässern eingetroffen. Ein russisches Kriegsschiff ist vor ? a m o s angekommen. Weil befürchtet wird, der Pöbel könnte die Pforte angreifen, wird sie von zwei Schwadronen und einer Kompagnie bewacht. Ein Protest der Pforte. Paris , 9. Oktober. Die Agence Havas meldet aus Kon- stantinopel: Nachdem gestern alle Botschafter wegen der Be- schlagnahme griechischer Schiffe mit fremder Ware an Bord bei der Pforte Borstellungen erhoben hatten, beschloß heute der Ministerrat, die Schisse, die für militärische Transporte, nicht ver- w'endvcu seien, freizugeben. Eine halbamtliche Note besagt, die Kriegserklärung Montenegros stehe im Widerspruch mit den Bestim- Kriegsbriefe vom Balkan . I. Rat! Belgrad , 5. Oktober. Kriegsbriefe? Vorläufig sind es erst Mobilmachungsbriefe und vielleicht, vielleicht— es ist ein spinnwcbdünnes Vielleicht — werden niemals richtige Kriegsbriefe daraus. Aber da sich die Mobilmachung zum Krieg verhält wie das Laden zum Schuß, so mag die Ueberschrist schon hingehen. Auf der Fahrt bereits werfen die kommenden Ereignisse im südöstlichen Winkel Europas ihren Schatten voraus. Ein paar Abtrile des Schnellzuges sind mit jungen fchwarzmähnigen Leuten vollgepfropft, bulgarische Studenten, die aus Belgien kommen und zu den Fahnen eilen. Einer hat eine Geige bei sich, stemmt sie ans Kinn und entlockt ihr eine schlichte Melodie, eine einfache Heimatsweise; die anderen halten den Kops gesenkt und blicken träumend drein, denn es geht dem Kriege entgegen. oder sie sind vielleicht nur müde, denn sie haben eine lange Fahrt hinter sich. Aber wehe, wenn man sie reizt! Dann quellen sie aus ihrem Abteil hervor, halten im Seitengang eine Volksversammlung ab. schreien durcheinander, fuchteln mit den Armen umher und ein kleiner Strudelkopf packt dich am Rockknopf, hebt sich auf die Zehen und setzt dir durch und durch marxistisch auseinander, wie sich mit der tvachsendcn wirtschaftlichen Entwickelung das nationale Selbstbewußtsein der Völker bilde und hebe und daß die Balkanstaaten jetzt drauf und. dran seien, sich wie Deutschland und Italien vor zwei Menschenaltern zu geschlossenen National- staaten zu formieren. Deshalb sei der Krieg eine Notwendigkeit und sie alle, wie sie Zigaretten rauchend und debattierend zusammenstehen, wollen den Krieg, wenn schon selbst sie ihre Haut zu Markte tragen müssen. Aus dem Abteil singt die einsame Geige dazu... Im Wiener Staatsbahnhof nehmen ein paar Dutzend bulgarischer Einberufeue von ihren Freunden Abschied: sie stillen einen ganzen Wagen des Budapester Zuges, singen die National- Hymne und bringen umschichtig Hochs auf den Balkanbund und PereatS auf die Türken aus. Das alles ermangelt des mitreißenden Rhythmus und lauter sind auf jeden Fall die Zurückbleibenden: denn was so eine rechte, vom Herzen kommende Kriegsbegeisterung ist. die wächst im Quadrat der Entfernung vom Schußbereich der Kanonen und Flinten. Das ist ein alter Lehrsatz in der Mathematik der Volkspsychologie. Unter den neugierigen Gaffern, die ohne sonderliche Erregung der„Hetz" zuschguen, steht übrigens ein junger, netter adretter Mann, den sein gutgebügelter Fes als Untertanen der kalifischen Majestät ausweist.(Nebenbei scheint der Staatsbahnhof zu dekorativen Zwecken sich stets einen Orientalen engagiert zu haben, denn noch jedesmal beim Passieren des Bahnhofes— wer stand da? Ein roter Fesl) Dieser Nette und Adrette schaut gleichfalls, ohne die Spur eines glühenden Interesses, dem Treiben zu. Nur wenn eine Salve:„Nieder mit den Türken!" prasselt, lächelt er wohl- wollend und gleichsam entschuldigend. Jene singen, schreien. brüllen— er lächelt, und wer die Dinge feuilletonistisch sieht, kann sich zu diesem Gegensatz allerhand hübsche Reimereien machen. An der Eisenbahnbrücke, die sich zwischen dem ungarischen mungen der Haager Konvention, da Montenegro nicht, ehe es zu den Waffen griff, die Vermittlung einer dritten Macht angerufen habe. Andererseits spreche die Kriegserklärung von Mitzverständ- nissen. Das sei ein Beweis, daß keine wirklich ernsten Gründe, die den Krieg rechtfertigten, bestanden hätten. Infolge der Verkündung des Belagerungszustandes lvurde die Abhaltung der für heute erwarteten Versammlun- gen unmöglich. Die Regierung ermächtigte die türkischen Handelsschiffe, in das Schwarze Meer zu fahren. Man er- zählt, daß die in llesküb beschlagnahmten serbischen Waffen- tran sparte aus 52 Kanonen und einer Menge Schrapnells bestehen. Die englische Aufsassung. London , 9. Oktober. (Privattelegramm des „V o r w ä r t Ä".) Tie Spekulationen, die man in London über die Ursache der Kriegserklärung Montenegros anstellt, sind mannigfaltiger Art.'Es wird behauptet, Rußland habe die Parole ausgegeben, ferner, Montenegro handle im Einvernehmen mit dem Balkanbund, um die türkischen Kriegspläne zu durchkreuzen. Andere Blätter sprechen von einer unwiderstehlichen Volksbewegung in den schwarzen Bergen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die englische Regierung während der ganzen Krise sich keinen trüge- rischen Hoffnungen über die Möglichkeit eines wirksamen Eingreifens der Mächte zur Verhütung des Krieges hin- gegeben hgt. Tie„Times" schreiben heute in bezug auf den bevorstehenden Balkankrieg:„Es werden Augenblicke kommen, wenn die ä u ß e r st e Besorgnis verursacht wird durch EntWickelungen, die die Gefühle eines Landes bis in die Tiefen aufwühlen können oder die die weitesten Jntereffen eines anderen Landes zu bedrohen scheinen. Die Diplomatie ist mit ihrer Kunst elend ge- scheitert an dem Versuch, das mazedonische Problem zu lösen, das in Wahrheit auch keine friedliche Lösung zuließ. Sie hat jetzt die Pflicht, den Frieden Europas vor der Drangsal zu schützen, die in Augenblicken, wie wir sie an- gedeutet, entstehen mag. Die Rolle E n g l a nd s", führt das Blatt weiter aus,„müsse die des wachsamen und unparteiischen Beobachters sein, der sein Urteil weder durch Sympathie mit den Balkanvölkern noch durch Mitgefühl für die Türken oder durch Greueltaten, die auf beiden Seiten verübt werden könnten, trüben lassen dürfe." Bei den englischen Liberalen wirkt natürlich noch die Gladstonesche Tradition nach. So will die„Daily News" nicht glauben, daß G r e y gegen den ursprünglichen Vorschlag Poincaräs Einspruch erhoben hat, weil die Türkei dadurch vor den Kopf gestoßen worden wäre. Das Blatt schreibt weiter:„Daß in diesem letzten Augenblick Groß- britannien in der Rolle des Beschützers der Türken erscheinen sollte, wäre eine Erniedrigung, die das tiefste bis jetzt erreichte Niveau berühren würde." Die Meinungen pendeln im allgenteinen zwischen diesen beiden Extremen.„Daily Telegraph " betont die I n t e r e s s e n g l ei ch h e i t Deutschlands und Englands, die, wenn-auch aus verschiedenen Gründen, einer weiteren Z e r st ü ck e l u n g der Türkei abgeneigt sind.„Daily Chronicle" ver- langt, daß England und Frankreich die Verblutung der Balkanstaaten, aus der nux Oesterreich und Rußland Profit ziehen würden, verhindern sollten. Ueber den Voraussicht- lichen Ausgang des Krieges folgt man hier den Angaben der deutschen und österreichischen Fachmänner, die die militärische Semliu und Belgrad als schmales und schlankes Geflecht über die Save spannt, steht der erste Krieger der vereinigten Bqlkanmächte, entschlossen, wenn es darauf aukoinmt. sein Bajonettgewehr zu fällen und ganz Europa die Passage zu versperren, denn hier, hinter der Save beginnt der Orient. Zum Zeichen dessen duftet in Belgrad in winzigen Täßchen der starke und dicke türkische Kaffee; in Semlin, eine Viertelstunde westlicher, hält man vergebens danach Umschau. Gewehr und Patronentaschs sind übrigens die einzigen soldatischen Merkmale dieses ersten Balkanwachtposlens; er trägt keinerlei Uniform, sondern steckt, die Lamm- fellmütze auf dem Kopfe und Opanken an den Füßen, in der landesüblichen dunkelbraunen Bauerntracht. Der Optimist nennt sie, das, was sein sollte, vorwegnehmend, „malerisch geflickt". Nur sieht Herr Milan oder Stojan nicht wild und kriegerisch in die Welt, sondern blickt matt und verdrießlich in den Regen. Es sprüht nämlich fein aber zähe vom Himmel. Belgrads ragende weiße Gebäude sind von einem grauen Schleier eingehüllt und auf einem Personen- dampfe'r, der just vorüberzieht, Semlin zu, hebt und senkt eine schwarze Gestalt langsam eine schwarze Fahne— sicher irgend ein simples Schiffahrtssignal, aber es wirkt unheimlich und geheimnisvoll auf dem düsteren Hintergrund und vor den Er- eignissen, die sich über diesem Lande zusammenbrauen. Der Krieg schwenkt seine schwarze Fahne! Der erste Wellenschlag der Mobilmachung ist jetzt abgeebbt. Was in der Stadt noch steht und noch immer in Braunjacken und nun schon ganz„malerisch geflickten Kostümen vom Lande herzuströmt, ist zweites Aufgebot, für das die Bestände keine Uniformen mehr aufwiesen. Dgs erste Aufgebot ist bereits, feldgrau und gut ausgerüstet, abgerückt— der Südgrenze zu, über die hinweg die serbischen Truppen wohl den ersten Stoß in der Richtung von Uesküb versuchen werden. Auf dem Bahnhof ist ein Gewirr und Gemurmel. Soldaten, Landwehrleute, Bauern, Freiwillige mit dreifarbiger Armbinde, Sanitätspersonal— alles quirlt durcheinander. In den Schenken sitzen mit aufgehauenen Ellbogen die Einberufenen, trinken Sliwowitz und träumen von Sieg.' Durch die Straßen eilen Offiziere mit Geschäftsmiene und sogar Automobile ent- deckt man nicht ohne Venvunderung. Eisenbahn und Post sind in niilitärischer Verwaltung. Die Zensur steckt ihre Nase in jeden Brief und in jedes Telegramm, und ivährend mir auf dem Hauptpostamt ein Fräulein von rund sechzig Lenzen Briefmarken abzählt, schaut ihr ein martialischer Oberleutnant mißtrauisch über die Scbulter; ex ist sich nicht ganz im klaren, wann das Staats- gefährliche der Handlung beginnt und er einschreiten muß. Exakt und prompt— klipp und klapp I— ist die Mobilmachung Von statten gegangen, pünktlich haben sich die Ein� berufenen gestellt, ohne Störung sind die Militärzüge davon- gerollt, in endloser Kette, einer nach dem anderen. Auch in die Reihen unserer führenden Genossen hat die Mobilmachung breite Lücken gerissen. „Freund Dimitri?" „Ist Leutnant und steht mit dem ersten Regiment an der Grenze!" „Und Tolawitsch?" „Leutnant und an der Grenze!" „Und Ljuba Sassitsch?" „An der Grenze!" Auch in dem Bureau des Arbeitersekretariats tummeln Situation besser kenneck. In Finanzkrersen zweifelt man stark an einer langen Tauer des Krieges.. Nur der Türkei und in geringerem Maße Griechenland spricht man die Fähigkeit zu, Mittel aufzutreiben. Das Urteil der Londoner Finanz ist um so ungetrübter, als sie wenig am! Balkan interessiert ist, weshalb auch die letzten Ereigniffe die Londoner Börse weit weniger beeinflußt haben als die Berliner und Pariser . Die Stimmung in Paris . Paris , 9. Oktober. (Privattelegramm des „V o r w ä r t s".)-Die Beurteilung der europäischen Lage ist heute optimistischer. Ausfallend ist die Schweigsamkeit des „Temps", dessen Leitartikel sich auf den Balkankonflikt be- schränkt und die„Verdächtigung" der Wiener Presse an dem guten Glauben der Großmächte als total ungerecht, zünr mindestens aber als inopportun bezeichnet. Dagegen sagt das„Journal des Debats ":„Die Situation ist offenbar viel ernster als 190 9. Diesmal handelt es sich darum, den durch den Berliner Vertrag geschaffeneil politischen und territorialen Zustand zu ändern. Tie Balkanliga beteuert, für die mazedonischen Christen Genug- tuung anzustreben. Tie Großmächte erklären, über den Statusquo einig zu sein, aber, ob aufrichtig oder nicht, diese Versicherungen entsprechen nicht der Wirklichkeit. Hinter den Kulissen und auf der Szene des europäischen Theaters werden verschiedene Hand- lungen gespielt. Die Gefahr bleibt gleich groß, ob Bulgarien oder die Türkei siegt. Im ersten Falle wird die Begeisterung der Balkanchristen und Slawen die diplomatischen Abmachungen umstürzen, im anderen Falle wird die russische öffentliche Meinung die Preisgabe der Slawen nicht erlauben." Angesichts der Lage beschwört„Journal des Debats " die Regierung, sich in Marokko nicht zuviel zu engagieren. An der Börse herrschte allgemeine Baisse, besonders in Balkanwerten und Nüssen. Die Stimmung des Publikums ist sehr gedrückt, die Befürchtung besteht, daß Frankreich durch die russische Allianz in den Konflikt hinein- gezogen werden könnte. Die blamierte Diplomatie. Ter Wortlaut der Note. Paris , 8. Oktober. Die Agence Havas veröffentlicht den Text d e r N o t e, die heute den Balkan staaten durch die Ver- treter Rußlands und Oesterreich-Ungarns überreicht worden ist. Die Regierungen Rußlands und Oesterreich-Ungarns erklären darin den Baltanstaaten erstens: daß die Mächte jede Mjaß- regel, die geeignet wäre, eine Störung des Friedens herbei- zuführen, energisch mißbilligen; zweitens: daß sie. gestützt auf den Artikel 23 des Berliner Vertrages, die Verwirklichung der Reformen in der Verwaltung der europäischen Türkei im Interesse der Bevölkerungen in die Hand nehmen werden, wobei es sich verstehe, daß die Reformen keine Verletzung der Souveränität des Sultans und der territorialen Integrität des ottomanischen Kaiserreiches mit sich bringen. Diese Erklärung behält übrigens den Mächten die Freiheit zu einer gemeinschaftlichen weiteren Prü- sung der Reformsrage vor. Drittens: sollte trotzdem der Krieg ! wischen den, Ballanstaaten und dem türkischen Reich ausbrechen, o werden di'e Mächte btz i m' A ü sgern g des Kampfes keine AenderungdeSterritorialenStatusquodec europäischen Türlei zulassen. Die Mächte werden bei sich Krieger herum, rücken die Khakimütze zurecht und proben den Gurt des kurzen Seitengewehrs... Wenn eine neue Ausgabe der Zeitungen erscheint, werden die noch feuchten Blätter den Jungen aus der Hand gerissen. Und aus der ganzen Presse, mit Ausnahme natürlich der sozialistischen Arbeiterzeituna, hallt das wilde Geschrei:„Rat,! Rat!"„Krieg I Krieg!" Die„Schtarnpa", die„Tribuna", die .,Araecha"— sie kennen nur eines: Krieg! Das verständig und gut geleitete Organ der Exportinteressenten: Krieg! Krieg! Das Leibblatt der berüchtigten Offiziersvereinigung „Schwarze Hand ", das den Karageorgiewitsch die Rolle der Dynastie Savoyen von 1859 zuweisen möchte und sich darum Piemont nennt(aber Pasitsch, der alte Bakunist, ist kein Cavour und Peter nicht einmal ein rv galantuorno), tobt am wildesten und stürzt sich in die größten Unkosten. ES hat— auch ein Beitrag zum Körner-Jubiläum— Theodor Körners Lied:„Du Sckwert an meiner Linken I" als feurigen Kampf- ruf ins Serbische übersetzt: Lcbta snatschi, sablo, s levog bedra Twoja siajnost wesela i wedna? Ti me gledaach milo taio To me tek raduje iako. Ura! Aber schließlich dient ein schlechter Sliwowitz inehx zur Eutfachung rechten Heldentums als selbst bessere Verse. Seif zwei Tagen hat Serbien auch feinen Nogi; das ist ein Major im Ruhestand, ein alter Haudegen, der sich in drei Feldzügen mit Bulgaren und Türken herumgeprügelt hat. Jetzt konnte er's nicht verwinden, daß er statt des Donners der Geschütze nur den schwachen Widerhall der Schlachten aus den Zeitungsblättern vernehmen sollte, ging hin und schoß sich tot. ein Held oder ein Narr, oder vielleicht beides in einem. Dieses Beispiel wird nun zwar so leicht keine Nach- ahmung finden und ist im Grunde auch nur bezeichnend für die versteinerte Gedankenwelt eines alten Gomaschenknopies. aber deshalb ist die Masse de« Volkes noch lange nicht gegen den Krieg l Eher das Gegenteil! Der Gepäck- träger am Bahnhos flüstert zwar, sich scheu umsehend:„Ich bin für den Frieden!" Und zwar mit Recht: denn schon jetzt ist der Strom der Fremden ganz versiegt. Aber die Masse, Kleinbürger. Bauern, von der dünnen großbourgeoisen Schicht ganz zu schweigen, ist dumpf davon durchdrungen, daß der Krieg eine Notlvcndigkeit ist. Serbien sitzt wie die Maus in der Falle, Serbien wird ökonomisch von Oesterreich-Ungarn erdrosselt— schlimmer, sagt sich alles, kann es durch einen Krieg nicht werden, nur besser! So sieht man dem Krieg entgegen, nicht in trunkener Begeisterung, aber mit einer Mischung von Ergebung und Zuversicht und horcht gespannt nach der türkischen Grenze zu. ob der erste Schuß noch nicht fallen wird einein Kranken gleich, der vor einer gefährlichen Operation steht, aber ohne Operation rettungslos verloren. wäre. Es mutz sein!? Wenn sich auch heute laute und lohende Begeisterung hätte zeigen wollen, wäre die Flamme schnell erstickt worden. Denn aus dem Gesprüh ist ein Bindfadenregen geworden, die ungepflastertcn Straßen sind Schulbeispiele von schier unpassier- baren Morästen, es regnet ohne Unterlaß, und aus dem Konäk Peters, der sich wohl die Rückseite seiner Karten betrachten mag. zweifelnd, ob er einen Trumps im Spiele hat. hängt die Fahne naß und schlaff herunter.
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