Einzelbild herunterladen
 

Nr. 238. mast

Abonnements- Bedingungen:

$ 13

Abonnements Preis bränumerando: Bierteljährl. 3,30 m, monatl. 1,10 m, wöchentlich 28 fg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Bfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags­Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Post­Abonnement: 1,10 Mark pro Monat. Eingetragen in die Post- Zeitungs­Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3. Mart pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemark  , Holland  , Italien  , Luxemburg  , Portugal  , Rumänien  , Schweden   und die Schweiz  .

ad

Ericheint täglich außer

außer Montags.

dbull is sold

Vorwärts

sid 6mm d

Berliner   Volksblaff.

29. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr Beträgt für die sechsgespaltene Rolonel geile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Bereins­und Bersammlungs- Anzeigen 80 Pfg. Kleine Hnzeigen", das fettgebrudte Wort 20 Pfg.( zuläfftg 2 fettgebrudte Worte), jedes weitere Wort 10 Pig. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen bas erste Wort 10 Big., jedes weitere Wort 5 Bfg. Borte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adreffe: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.

Gegen die Agrarierherrschaft!

Seit die preußische Regierung ihre völlig unzulänglichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Teuerung veröffentlicht hat, gefällt sie sich in ganz unpassender Selbstbeweihräuche tung ihrer Taten". Tag für Tag framt sie in ihrem Organ statistische Weisheiten über die Entwickelung der Viehzucht aus oder polemisiert gegen die Vorlauten, die mit der Ne gierungsarbeit nicht zufrieden sind. Wenn sie nun wenig stens auch nur den Versuch eines Nachweises unternehmen wollte, daß eine Besserung eingetreten ist! Aber sämtliche Parteien- mit Ausnahme der Regierungsfrommen à tout prix, alle Sachverständigen und die mit Vergünstigungen beglückten Großstädte und übergangenen Klein- und Mittel­städte sind darin einig: was die Regierung bietet, hilft nichts oder so gut wie nichts. Die ge­ringe Befferung an einigen wenigen Orten ist durch die Ein­fuhr dänischen Fleiſches eingetreten, und das war bereits fuhr dänischen Fleisches eingetreten, und das war bereits ohne Regierung möglich und auch in Angriff genommen. Was die Regierung aber vorschlägt, ist völlig unnük geworden, seit der Balkanbrand die gedingen Borräte aufzehrt, die vielleicht Deutschland   hätten aufallen können. Die Ausfuhr aus dem Balkan   ist völlig un­möglich und die aus Rußland   durch die noch bestehenden Ein­fuhrverbote unbedeutend. Nur die Erfüllung unserer Forde rungen auf. Deffnung aller Grenzen kann die Fleischnot be­seitigen, für die die Regierung selbst immer wieder unan­fechtbare Belege liefert. Und dazu ist die sofortige Ein.

Freitag, den 11. Oftober 1912.

.

60

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 1984.

Der erste Kampf.

.1190: 00

Joanitansk Der Kampf bei Berane. Saloniki  , 9. Oktober. Essad Pascha  , der den Marsch von

Während ein Teil der montenegrinischen Armee im Norden um Berane kämpft, hat der größere Teil die Grenze bei Podgoriza im Süden überschritten und die Stellung der Artsche- Hiffar nach Stutari fortgesetzt hat, hatte in der Gegend Türken angegriffen. Für die Montenegriner handelt es sich von Berane ein Bataillon zur Sicherung der Straße zurüd­darum ,, den stark befestigten türkischen   Berg Detschitsch zu gelaffen. Dieses ist von starken Arnautenscharen an­erobern, der die Straße nach dem wichtigen Knotenpunkt gegriffen worden und hat schwere Berluste erlitten. Die Skutari   beherrscht. Bis zur Stunde ist dieser Kampf Arnauten find aber mit empfindlichen Verlusten zersprengi ebensowenig wie der bei Berane endgültig entschieden. worden.

Türkische Kriegsnachrichten.

bei Berane noch andauert. Albanesische Freiwillige, Reserve- und Landsturmtruppen seien vor dem noch um= zingelten Berane eingetroffen. Das Kriegsministerium meldet ferner, daß kleine Bandenkämpfe an der bul­garischen, serbischen und griechischen renze stattgefunden haben.

Ein Frade ordnet die Einstellung aller Universitätshörer und ihre Entsendung nach dem Kriegsschauplaz an. Der erste türkische   Verlust.

Der Zweck des montenegrinischen Vorstoßes ist klar: es Gefecht an der bulgarischen Grenze. sollen möglichst viele türkische   Truppen nach dem nordwest London  , 10. Oktober. Wie dem Reuterschen Bureau aus lichen Kriegsschauplatz gezogen und dort festgehalten werden, Konstantinopel   gemeldet wird, hat sich heute bei den Posten damit die Vereinigung der serbischen und bulgarischen Armee von Timruch und Klizma nahe der türkisch  - bulgarischen sich möglichst ungehindert vollziehen kann. Dies erklärt auch, Grenze ein lebhaftes Feuergefecht entwickelt. warum Montenegro zuerst losgeschlagen hat. Ebenso hat es nichts Ueberraschendes, daß die Kriegserklärung der übrigen Staaten noch nicht erfolgt ist. Es liegt in ihrem Intereffe, regiment in Bera ist heute zum Kriegsschauplat Konstantinopel  , 10. Oktober. Das 2. Artillerie. damit zu warten, bis sie mit der Mobilisierung und dem Auf- abgerückt. Die Regierung hat beschlossen, die Sperrminen marsch an den Grenzen völlig fertig sind. Da die türkische der Dardanellen gänzlich zu entfernen, um das ziehung asiatischer Truppen abhängig ist, jedenfalls noch lichen. Das Kriegsministerium bereitet die Einberufung Mobilifierung, die zu einem großen Teil von der Heran- Ausfahren der türkischen   Flotte nach dem Archipel zu ermög­mehr im Rückstand ist, kann auch die Türkei   ihren Gegnern des Landsturms vor. Es teilt mit, daß der Kampf nicht zuvorkommen. Diese können also warten und Bul­ garien   benüßt dazu als Vorwand die famose Note der Mächte, die heute ja auch in Stonftantinopel feierlich überreicht werden soll, und verkündet, daß es erst in ein oder zwei Tagen den Mächten feine Antwort übermitteln könne, da der Meinungs­austausch mit Belgrad   und Athen   noch zu feiner Ueberein­stimmung geführt habe. Daß so die, gepriesene Friedens bemühung der Diplomatie am Ende nur als papierne Wand dient, hinter der die Balkanstaaten um so ungestörter Konstantinopel  , 10. Oktober. Es verlautet, der Fürst ihre Kriegsvorbereitungen vollziehen können, ist allerdings von Samos   habe in Erkenntnis der Unhaltbarkeit der eine blutige Satire, die nicht mehr überboten werden kann. Lage die Pforte um die Ermächtigung ersucht, die Inse I Der Mangel einer offiziellen Kriegserklärung hat übri- zu verlassen. Die Pforte hätte ihre Einwilligung gens den Beginn der Feindeseligkeiten auch dazu gegeben. Die Regierung aber ist gebunden durch die agrarische dieser Staaten nicht verhindert. An der serbischen Mehrheit des Jun ferparlaments. Dort will man die Grenze kämpfen die Banden und in Mazedonien   ist Getinje, 10. Oftober. Heute vormittag wurde eine Brolla der bekannte bulgarische Bandenführer Sadanski   mit 2000 mation des Königs beröffentlicht. Es heißt darin, daß es Regierung zur Rede stellen, weil sie sich nur den Anschein Mann eingedrungen. Auch liefern sich bereits türkische und unmöglich sei, die von den unterdrückten Brüdern in Altferbien kommenden Schmerzensschreie länger zu ertragen. Man schlachtet gegeben hat, als wolle sie die Not des Volkes lindern. Ob- bulgarische Grenztruppen Vorpostengefechte. dort nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder ab. Die gleich die Agrarier genau wissen, daß die kläglichen Unzu- Was nun die Stellung der zunächst betroffenen Groß- Vaterlandsliebe gebiete den Montenegrinern, zur Hilfe zu eilen. gleich die Agrarier genau wissen, daß die kläglichen Unzu- mächte anlangt, so hat gestern Graf Berchtold   in der Die Montenegriner hätten dies schon längst getan, wenn sie nicht länglichkeiten der Teuerungsaktion keinem von ihnen auch ungarischen Delegation eine bemerkenswerte Erklärung ab- das Ergebnis der friedlichen Bemühungen des Königs zum Schuße der Märtyrer jenseits der Grenze abgewartet hätten. Die Hoff­nur einen Pfennig kosten werden, führt man einen Schein gegeben. Er sagte: nung des Königs, ein Mittel zu finden, die Serben in der Türkei  fampf, um das Volk zu betrügen und die Regierung noch Unsere Politik auf dem Balkan   ist keine Eroberungs- ohne Blutvergießen freizumachen, habe sich nicht erfüllt. Der König politit. Das bedeutet aber nicht so viel, daß wir an den bedauere sehr, daß er gezwungen werde, den Frieden zu stören und fester an sich zu fetten. Dieser Verlogenheit und politischen Ereignissen am Balkan   nicht interessiert sind.( Rufe: den Säbel aus der Scheide zu ziehen. Der Stönig richtet weiter an und wirtschaftlichen Tyrannei einer kleinen Junkerfippe muß So ist es!) Wir haben auf dem Balkan   wichtige Handels- die Montenegriner den Aufruf, sich unter seiner Führung zusam interessen und wir sind entschlossen, diese menzuscharen und den bedrückten Brüdern, den waderen Ma der offene, klare, entschiedene Volkswillen entgegen­Interessen unter allen Umständen zu wahren. treten. Den Agrariern muß gezeigt werden, daß ihre( Lebhafte Zustimmung und Beifall.)" Macht eine Grenze, findet an der Entschlossen heit der aufgeklärten Arbeitermassen, und die Regierung muß sehen, daß ihre Untätigkeit immer neue Kreise zur Sozialdemokratie getrieben hat, zu der einzigen energischen Bekämpferin der Bolfsnot.

berufung des Reichstags unerläßlich.

Die Kriegsproklamation.

Lissoren, die seit zwei Jahren wie Löwen für ihre Rechte, ihre Freiheit und die Vereinigung mit Montenegro fämpften, die Hand zu reichen. Montenegro stehe nicht allein, mit ih ut Da ist also offen gesagt, daß von einer Uninteressiertheit feien die christlichen Balkan  - Königreiche, mit Desterreichs am Balkan   nicht die Rede ist. Damit erklärt der benen Montenegro verbündet sei. Der König habe österreichische Minister des Auswärtigen gerade das Gegen- stets dieses Bündnis angestrebt, welches alle Balkanvölker seit der Invasion der Asiaten erwarteten. Der König hoffe, daß die Söhne teil von dem, was Frankreich   und Rußland   bei Beginn der feiner alten Soldaten heute mehr denn je das Prestige des Water­Verhandlungen den Großmächten als Bedingung eines wirk- landes zu heben wissen und die Waffen Montenegros   mit neuen lich russisch  - österreichischen Einverständnisses gefordert haben. Lorbeeren bedecken würden. Es gehöre Mut dazu, mit einem Auf der anderen Seite stimmen alle Privatnachrichten aus großen Reiche zu kämpfen, aber dies sei der Stolz Montenegros  , Rußland   darin überein, daß die russische   Regierung pathien der zivilisierten Welt würden Montenegro begleiten, wie das sich stets freudig für seine Brüder geopfert habe. Die Sym­trotz aller offiziösen Erklärungen an der österreichischen auch die Sympathien der gesamten serbischen Nation und aller Grenze ihre Truppen auf Kriegsstärke bringt. Da nicht ab- Slaven  . Edle Sände mit gezogenen Säbeln stred. zusehen ist, wie die Balkanstaaten ihren Strieg gegen die Türkei   führen sollen, ohne den Sandschak zu besetzen, und eben diese Besetzung der österreichischen   Regierung unannehm­bar erscheint, während die russische   Regierung jede österreichi­sche Intervention perhorresziert, so ist damit auch schon der Punkt bezeichnet, von wo aus der Krieg über den Balkan hinausgreifen kann.

ten sich ihm entgegen von feiten der Könige von

öfter bei diesem Unternehmen mit Montenegro Serbien  , Bulgarien   und Griechenland  , deren brüderlich vereint seien. Montenegro greife die Türkei  nicht aus Anmaßung an, sondern aus den edelsten Gefühlen, unt die vollständige Vernichtung seiner Brüder zu verhindern. Die Proklamation des Königs fordert zum Schluß mit begeisternden Worten die Montenegriner auf, in den Krieg nach Altferbien zu ziehen, wo sie mit ihren Brüdern aus Serbien  , die von ihrem edlen Könige, seinem geliebten Schwiegerjohn, geführt würden, zu­sammenträfen. Dort würden die Montenegriner ihre Brüder aus König ruft den Segen des Himmels auf diesen Gang herab, von Serbien   umarmen und den Bedrückten Freiheit bringen. Der dem er seit seiner Kindheit träume, dessen Tag er in seinen Ge­dichten herbeigerufen habe. Die Proflamation schließt mit Sen Worten: Hoch Montenegro, hoch der Balkanbund Französische   Kriegsschiffe.

Am 22. Oktober tritt der preußische Landtag zusammen. Hinter den durch die Dreiklassenschmach geftüßten Mauern will man die Regierung in ihrer Untätigkeit gegen die Teuerung bestärken. Und auch die Regierung, die vor dem kleinsten Scheinangriff der Junker zusammenschreckt, sucht dort Rückendeckung vor den Angriffen, die sie bei gesunden Zuständen im Reichstage von den Volksvertretern schon er­fahren hätte. Aber wenn auch das preußische Scheinparla­ment den Arbeitern fast völlig verschlossen ist, so soll doch die Der Kampf bei Podgorita  Stimme des Volkes der Regierung und ihren Auftraggebern London  , 10. Oktober. Der Spezialkorrespondent des deutlich genug ins Ohr schallen. Am Sonntag, den Reuterschen Bureaus   meldet aus Podgorita  : Die mon­20. Oktober, veranstalten die Entrechteten in ganz tenegrinische Armee hat heute vormittag den Krieg gegen die Türkei   mit einem Angriff auf die starke türkische Preußen große öffentliche Rundgebungen, um Stellung gegenüber von Podgorita   begonnen. Nach einem gegen Teuerung und Dreiklassenschmach zu protestieren. Die vierstündigen Artilleriekampf räumten die Türken Paris  , 10. Oktober. Nach einer Blättermeldung aus Toulon  Arbeitermassen Groß- Berlins werden im Trep- die Höhen von Planinita. Nachdem der Berg mittags von erhielten die Panzerfreuzer Leon Gambetta  ", Vittor griner unter dem Schute ihres Geschütfeuers langsam gegenwässer zum Schuße der französischen   Orientinteressen bereit zu den türkischen Truppen geräumt war, rückten die Montene- Hugo" und" Jules Ferry  " den Auftrag, sich zu ihrer etwaigen& b= fahrt nach den griechischen und türkischen Ge= den stark befestigten türkischen   Berg Detschitsch vor, der halten die Straße nach Skutari   beherrscht. Um 2 Uhr nach­mittags landeten türkische Truppen am Ufer des Skutarisees nuweit der montenegrinischen Grenze. Es entwickelte sich ein Kampf, der auf der ganzen Front bis gegen Abend andauerte.

tower Park zusammentreffen, um dem Willen der Haupt­stadt des preußischen Reiches Ausdruck zu verleihen. Die Losung heißt:

Nieder mit dem Dreiklassenwahlunrecht! Fort mit dem agrarischen Zollwucher!

Pariser   Auffassungen,

Paris  , 10. Oktober.  ( Privattelegramm des Vorwärts".) In dem heutigen Artikel der Humanité" sieht Jaurès   die Gefahr für den Weltfrieden