Oewerhrcbaftlichca.Berlin und Umgegend.Die Eisen-, Metall- und Revolverdreher entfalten eine au�er-ordentlich« Agitation, um Mann für Mann zur Organisation her.anzuziehen. Vom Deutschen Metallarbeiterverband werden inBerlin Versammlungen bezirksweise veranstaltet, in denen die Ar-beitSverhölt-iisse besprochen werden, die durchaus nicht so alänzendsind, wie sie scheinen. Die erste dieser Versammlungen fand amDonnerstagabend in der Bockbrauerei, Chausseestrahe, statt. DerBranchenvertreter R. Müller beleuchtete in einem Vortrage dieLohn, und Arbeitsbedingungen der Dreher in den Berliner Be-trieben. Nur eine Oberschicht der Dreher habe einen Verdienstvon 90 Pf. bis 1 Mk. pro Stunde, die große Masse aber sei vielschlechter gestellt. Die Arbeitsbedingungen wurden in den letztenJahren stetig verschlechtert, überall wird über Abzüge an denPreisen geklagt, und der Druck der Ausbeutung wird immerschwerer. Die sogenannten technischen Verbesserungen laufendarauf hinaus, groß« Akkorde in möglichst viele kleine Akkorde zuzerlegen, um die Preise recht genau zu kontrollieren und niedrigzu halten. Ter Arbeitsnachweis der Unternehmer wirke ebenfalls?um Schaden der Arbeiter. Abgesehen davon, daß persönlich miß-iebig« Leute durch diesen Nachweis von der Arbeit ferngehaltenwerden, sei auch sachlich die Verteilung der Stellungen sehr schlecht,so dah mancher an einen ganz ungeeigneten Platz kommt. DerWechsel der Stellungen ist erstaunlich gestiegen. Während im Jahre1902 nur 25 Proz. der Dreher einmal im Jahre ihre Stellung ver-ließen, stieg diese Zahl bis zum Jahre 1919 auf 63 Proz. ImJahre 1911 war es ebenso. Dreher über 49 Jahre findet man sehrselten. Die Mehrzahl ist 25 bis 39 Jahre alt. In den Kranken-listen stehen die Dreher unter den Nervenkranken obenan. Um dieVerhältnisse in den Betrieben genauer studieren zu können, hat dieBranchenkommission der Eisen-, Metall- und Revolverdreher sowieNundschleifer beschlossen, Fragebogen herauszugeben, die jeder, dereinen Betrieb verläßt, auszufüllen und dem Vertrauensmann oderBranchenvertreter zu übergeben hat. Man will feststellen, auswelchen Gründen die Arbeitsstellen so häufig verlassen werden, undlegt zu diesem Zwecke eine Reihe Fragen vor, die genau und wahr-heitsgemäß zu beantworten sind. Von dem so gewonnenen Materialverspricht man sich viel Nutzen bei den Bestrebungen, Verbesserungender Lage der Arbeiter durchzusetzen. Die Listen werden alle n vonder Branche geführt und bearbeitet.Zum Streik der Kranführer und Anbin�er in der A. E. G.»Turbinenfabrik.Gestern, Freitag, früh nahmen die streikenden Kranführer undTransporteure von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, Tur-binenbau, den ersten Streikbericht entgegen.Die Arbeitsniederlegung ist glatt vonstatten gegangen. Zirka35 Mann, die mit kleinen Ausnahmen alle Mitglieder des DeutschenTransportarbeiterverbandes sind, befinden sich im Streik. Arbeits-willig ist nur ein Kranführer mit Namen Wilhelm Wolfs,Huttenstr. 39/49, verblieben. Die Firma sucht Arbeitswillige zubekommen. Bisher hatte sie damit keinen Erfolg, mit Ausnahmeeines Falles, wo sich ihr ein Kranführer Rasch aus der A. E. G.Brunnenstraße zur Verfügung gestellt hat. Wie es scheint, erhofftdie Direktion aus dem Betriebe der Brunnenstraße Hilfe und glaubtvon hier aus einige Kranführer und Transporteure bekommen zukönnen. Doch die Streikenden hoffen, daß unter den Kollegen diesesWerkes die notwendige Festigkeit vorhanden sein wird und daß sichvon ihnen keiner weiter zu Rausreißerdiensten verwenden läßt.Die Streikenden fordern eine Verkürzung der Arbeitzeit auftäglich 9 Stunden und Aufbesserung des Lohnes. Bisher dauertedie Arbeitszeit 12 bis 13 Stunden täglich und wurde häusig nochdurch Ueberarbeit verlängert. Da die zu leistende Arbeit eine sehrschwere und anstrengende ist sowie eine große Umsicht erfordert,macht sich eine wesentliche Verkürzung notwendig. In den Verhand-lungen, die der Arbeiterausschuß mit der Direktion führt«, gabletztere auch zu. daß die Arbeitszeit zu lang sei, lehnte aber eineLstündige Arbeitsschicht ab. Schließlich schlug dann die Direktioneine Arbeitsschicht von wöchentlich durchschnittlich 69 Arbeits-stunden vor. Als Grundlage sollte ein Dreischichtenwechsel dienen:Die Tagesschicht sollte früh um 6 Uhr 59 Minuten beginnen undabends um 6 Uhr 29 Minuten enden, einschließlich eine StundeMittagspause. Die Mittelschicht sollte mittags um 12 Uhr 59 Min.anfangen und um 19 Uhr 59 Minuten enden. Die Nachtschichtsollte aus zwei Gruppen bestehen, und zwar sollte Gruppe I dieArbeit abends 6 Uhr 29 Minuten beginnen, von 11 bis 12 Uhr nachtsMittag machen und dann von 12 bis 5 Uhr 59 Minuten früharbeiten; Gruppe ll sollte mit der Arbeit abends um 7 Uhr 29 Min.beginnen, von 12 bis I Uhr Mittag machen und früh 6 Uhr 59 Min.mit der Arbeit enden. An Sonnabenden sollte für Tag- und Nacht-schicht die Arbeitszeit 8 Stunden betragen. Mit Ausnahme derZwischenschicht sieht für Tag- und Nachtschicht der Arbeitsplan fol-gendermaßen aus: 5 Tage ä 10% Stunden— 52% Stunden und8 Stunden an Sonnabenden— 60% Stunden pro Woche.Ein Blick auf den von der Direktion vorgeschlagenen Schicht-Wechsel zeigt, daß der geschaffene Zustand keineswegs als Idealbetrachtet werden kann. Hinzu kommt, daß die Mittagsstund« inder Nacht, während welcher der Betrieb nicht verlassen werden darf,nicht bezahlt werden soll. Auch sonst liegen große Bedenken gegendie Mittagsstunde in der Nacht vor. Einen Lohnausgleich lehntedie Direktion aber vollständig ab, obgleich bei der verkürzten Ar-beitszeit für jeden ein Lohnausfall von 2,59 bis 3,59 M. pro Wocheeintritt Schließlich lehnte die Direktion auch die kleinste Lohn-zulage strikte ab. Was die Direktion noch am letzten Tage vor derArbeitseinstellung als Lohnzulage ankündigen ließ, sind solche Zu-lagen, die sowieso bereits mit dem 1. Oktober fällig geworden sind.Berücksichtigt wurden dabei 39 Mann mit je 2 Pf. pro Stunde.Die Direktion konnte diesen Kampf ganz grft vermeiden, wennsie ein wenig mehr Entgegenkommen gezeigt hätte. Die Strei-kenden haben alles versucht, um einen friedlichen Ausgleich zufinden. Doch die Betriebsleitung zeigte sich sonderbar halsstarrig.Die Löbne der Kranführer und Transporteu'-e sind durchaus keineglänzenden. Die Einstellung erfolgt mit 41 Pf. pro Stunde. Zu-lagen werden sehr spärlich gegeben. Leute, die zwei und mehrJahre im Betriebe tätig sind, haben erst einen Lohn von 46 Pf. proStunde.� Zieht man in Betracht, daß die Arbeit schwer, schmutzigund anstrengend ist, so erscheint der Lohn keineswegs als ange-messen.Soeben kündigt die A. E. G. an. daß sie nach Abschluß desGeschäftslahres 1911/12 wieder gewillt ist. eine Dividende von14 Proz. an die Aktionäre zur Verteilung gelangen zu lassen!Sollten bei einem solchen Reingewinn nicht auch einige Pfennigefür die schlecht bezahlten Kranführer und Anbinder übrigbleiben?Die Direktion hat es in der Hand; durch Entgegenkommen denFrieden herzustellen, wenn sie will!Bis zur Beendigung ver Differenzen ist Zuzug streng fern-zuhalten, und der Betrieb ist bis auf weiteres gesperrt.Die Streikleitung.Deutscher Transportarbeiterverband.Die Tarifbewegnng in der Goldleistenindnstrie ist infolge derHaltung des A'-beitgeberschutzverbandes der Holzindustrie, besondersseines Vorsitzenden Rahardt, in das Stadium des Kampfes ne-trieben. Seit Monaten verbandelten die Parteien über den Ab-schluß eines neuen Vergoldertarifs, der aber immer noch nicht zumAb'ch'uß gekommen ist, weil der Arbeitgeberschutzverband die Ar-beitSzeit nicht unter 51 Stunden wöchentlich verkürzen will, wäh-rend die Arbeiter eine 59stündige Arbeitszeit fordern. Sie könnensich darauf berufen, daß die Mehrzahl der Bergolder bereits eine47- bis 59stündige Arbeitszeit hat. Es würde sich also nur um dieVerallgemeinerung und tarifliche Festlegung eines bereits be-.verantw. Redakt.: Alfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw�stehenden ZustandeS hanbekn. DeShakh sinS auch�dle Goldkeisken.fabrikanten wenigstens zum Teil anscheinend gar nicht abgeneigt,einen Branchentarif mit 59stündiger Arbeitszeit abzuschließen.Aber das duldet Herr Rahardt nicht! Er beharrt aufdem„Prinzip" der 51stündigen Arbeitszeit und droht den Gold-leistenfabrikanten mit dem Ausschluß aus dem Arbeit-geber schutzverband, falls sie einen Tarif auf Grundlageder Arbeiterforderungen abschließen. Da unter diesen Umständenkeine Aussicht auf einen befriedigenden Abschluß der Verbandlungenvorhanden ist, so Haben die Bergolder in drei Betrieben die Arbeitniedergelegt. Herr Rahardt bezeichnet die Arbeitsniederlegungals einen Bruch des allgemeinen Tarifs in der Holzindustrie undmeint, daß nunmehr die Schlichtungskommission der Holzindustrieihre Tätigkeit einzustellen habe. Es sollen also, wenn es nachHerrn Rahardt geht, sozusagen die diplomatischen Beziehungenzwischen dem Arbeitgeberschutzverband und dem Deutschen Holz-arbeiterverband, dem auch die Vergolder angehören, abgebrochenund der Kriegszustand auf der ganzen Linie erklärt werden. DieArbeiter halten diesen Standpunkt des Herrn Rahardt fürdurchaus unbegründet, weil der Vergoldertarif kein Teil des allge-meinen Holzarbeitertarifs, sondern ein Sondertarif ist. Durch dasVorgehen der Vergolder werde das Tarifverhältnis der Holzarbeiternicht berührt. Herr R a h a r d t hat nun den Goldleistenfabrikantenin aller Form erklärt, daß er jeden aus dem Verbände ausschließt.der sich zum Tarifabschluß mit den Arbeitern bereit erklärt. DerStreik der Vergolder wird nach Lage der Sache wohl nicht auf diedrei Betriebe beschränkt werden, sondern sich weiter ausdehnen. Ineiner am Donnerstag abgehaltenen, vom Transportarbeiterver-band einberufenen Versammlung der in den Goldleistenfabriken be-schäftigten Packer, Hausdiener, Lagerarbeiter usw. erklärte West-phal, der Branchenleiter der Vergolder:„Wenn die Angelegen»heit des Vergoldertarifs bis Sonnabend nicht geregelt ist, dannwerden die Vergolder in sämtlichen Betrieben die Arbeit nieder-legen."— Es kommen 700 bis 800 Vergolder in Frage.Die Mitglieder des Transportarbeiterverbandes sind zwarnicht unmittelbar an der Bewegung beteiligt, aber sie fühlen sichmit den Vergoldern vollkommen solidarisch. Die Versammlungnahm einstimmig diese Resolution an:„Die gut besuchte Versammlung der in der Goldleistenbranchebeschäftigten Packer, Hausdiener. Lagerarbeiter usw. nimmtKenntnis von der Tarifbewegung sowie von dem bevorstehendenKampf in der Branche. Die Kollegen verpflichten sich, soweit esin ihren Kräften steht, den gelernten Arbeitern gegenüber Soli-darität zu üben."Sieben Kellner nnd ein Zapfer gemahregelt!Im Ausschank der Schultheiß-Brauerei, Neue Jakobstr. 24/25,wurden sämtliche Kellner gemaßregelt, weil sie durch ihre Organi-sation an Stelle der minderwertigen Kost Kostentschädigung undeine geringe Lohnerhöhung verlangt hatten. Der bisherige Lohnbetrug nach Abzug der Kassenbeiträge monatlich 6 M. TerOekonom erklärte, die Forderungen nicht bewilligen zu können.weil ihm die Brauerei nicht genügend entgegengekommen sei.Weitere Verhandlungen mit den Vertretern der Organisationlehnte er ab und wurden darauf die im Betriebe seit Jahrentätigen Kellner, welche meist Familienväter sind, kurzerhand ent-lassen. Der Betrieb ist für organisierte Gastwirtsgehilfen gesperrt.Verband der Gastloirtsgehilfen. Ortsverwaltung Berlin l.Achtung, Friseurgehilfen! Veranlaßt durch die zahlreichenTarifdurchbrechungen seitens der Arbeitgeber, sieht sich der Vor-stand genötigt, eine andere Kontrollkarte, und zwar von grünerFarbe, herauszugeben. Nur diese dient als Ausweis der Be-willigung und wird die Liste nach diesen Karten aufgestellt. FürBerbandsmitglieder wegen Tarifbruchs gesperrt: Pongel.Skalitzer Straße 73; Vorweg. Posener Straße 11; Feld-heim. Nollendorfstr. 34. Bewilligt hqben: Jchfeldt,Sparrstr. 11; Sahotzki, Sparrstr. 21; Schietzsche,Liegnitzer Straße 39, und Frömmer. Ackerstr. 68.Verband der Friseurgehilfen.Deutsches Reich.Die Arbeiter der Fahrradfabrik„Metall-Jndustrie" inSchönebeck m E. befinden sich seit 4 Wochen im Ausstand. JedeVerständigung ist von feiten der Firma zurückgewiesen. Die Ar-beiter sahen sich gezwungen, die Arbeit einzustellen, da die Firmaan 196 Akkordpositionen Abzüge vornehmen wollte. In Fragekommen Schlosser, �Dreher, Monteure, Schleifer und Lackiererfür Fahrrad- und Schreibmaschinenbau. Da die Firma, besondersan Orten mit Fahrradfabriken, versucht, Arbeitswillige zu be-kommen, werden die Parteizeitungen um Nachdruck gebeten.Deutscher Metallarbeiterverband. Schönebeck.Oberschlesisches Bereinsrecht.In Oberschlesien weht wegen der Nähe der russischen Grenzeauch russische Polizeiluft. Das besagt, daß dort vielfach nach russi-schem Muster gegen die langsam emporstrebende, gewerkschaftlicheund politische Arbeiterbewegung vorgegangen wird.Im Frühjahr dieses Jahres wurde der Vertrauensmann desBergarbeiterverbandes der Zahlstelle Orzesche mit einer Straf-Verfügung von 9 M. bedacht, weil er den Vorstand der Zahlstellenicht angemeldet und die Statuten des Vereins nicht eingereichthabe. Nach polizeilicher Meinung sollte der Vorstand dazu aufGrund der Z§ 3 und 18 des Neichsvereinsgesetzes verpflichtet sein,da die Zahlstell« einen selbständigen politischen Verein bilde.Gegen diese Verfügung wurde an das Amtsgericht in Nicolai Be-rufung eingelegt. Dieses bestätigte die Rechtsauffassung derPolizeibehörde und ließ die Strafe bestehen. Gegen diese Ent-scheidung wurde das Landgericht in Gleiwitz angerufen. SeineEntscheidung steht noch aus, es läßt aber bereits in sonderbarererWeise Ermittelungen anstellen. Die Polizeibehörde wurde durchfolgenden Gerichtsbeschluß zur Haussuchung beordert:„In Sachen des Häuslers August Kondrot in Bukowina beiOrzesche wegen Uebertretung der§8 3 und 18 des Reichsvereins-gesetzes vom 19. April 1998 wird die Beschlagnahme der im Be-sitz des Angeklagten befindlichen Schriftstücke, Bücher und Druck-fachen des Zweigvereins in Orzesche des sozialdemokratischenÄergarbeiterverbandes und zur Durchführung der Beschlagnahmedie Durchsuchung der Person, der Wohnung und der Geschäfts-räume des Angeklagten angeordnet."Tie in dem Beschluß angeordnete� Maßregel ist bereits zurDurchführung gebracht. Alle Briefe, Bücher, Mitgliederlisten,kurzum, was irgendwie verdächtig erschien, wurde mitgenommen.In Oberschlesien machen wir das so!Aussperrung in der süddeutschen Tuchschuhindustrie.Wegen einer Lohnbewegung in drei Betrieben in Heilbronn,die zum Ausstand führte, beschloß der süddeutsche Hausschuh-fabrikantenverband. alle organisierten Arbeiter auszusperren, wo-von 7- bis 899 Personen betroffen werden sollten. Der größteTeil der Fabrikanten lam aber diesem Beschlüsse nicht nach; nur6 Firmen in HeiÜuonn, Lauffen a. N., Kirchheim a. N. und Groß-gartach kündigten den organisierten Arbeitern, worauf ein großerTeil der Unorganisierten die Kündigung selbst einreichte, so daßinsgesamt 299 Personen in Frage kamen. Da die Arbeiter keineLust hatten, sich ohne Grund auf das Pflaster setzen zu lassen, um,wenn es den Unternehmern beliebt, wieder ohne weiteres in denBetrieb zurückzukehren, reichten sie ebenfalls Forderungen ein.Nachdem durch Unterhandlungen in den drei Heilbronner Betriebeneine Einigung erzielt wurde, glaubten die anderen Unternehmer,mit Zurückziebung der Kündigung die Angelegenheit erledigt zuhaben. Die Arbeiter drehten nun aber den Spieß um und er-klärten, die ihnen von den Fabrikanten grundkos hingeworfeneKündigung so lange aufrechihrltcn zu wollen, bis auch über ihreForderungen eine Entscheidung herbeigeführt worden ist. DarüberHelles Entsetzen bei den Fabrikanten und deren Organisations-leitung. Nachdem alle Versprechungen und auch Drohungen der'KhlGi»cke,Berl.n. Druck U.Verlag-Vorwärt» Buchdr.it VerlagsaustäliUnkerNehmtt den gewünschten Zweck nicht erreichten, Segvenckensich einige Firmen zu Unterhandlungen, wobei eS zur Einigungkam. Bei den anderen Firmen geht der von den Unternehmernselbst heraufbeschworene Kampf weiter. Die Situation ist gut.Streikbrecher haben sich bisher nicht gefunden. Zuzug nach Heil-bronn, Lauffen a. N.. Kirchheim a. N. und Umgebung ist strengfernzuhalten._Der Streik der Münchener Steinsetzer beender.Durch Schiedsspruch des Einigungsamtes, das vre Unternehmerangerufen hatten, ist der Streik aufgehoben worden. Das Schieds-gericht entschied, daß die Niederlegung der Arbeit durch die Stein-setzer eine Verletzung des Tarifvertrages sei, daß aber auch dieUnternehmer den Vertrag oerletzt hätten, als sie die Einberufungeiner Schlichtungskommissionssitzung ablehnten; die Arbeit seidaher sofort aufzunehmen und die Unternehmer seien verpflichtet,die Schlichtungskommission sofort einzuberufen und eventuell diestrittige Sache hierauf sofort an das Einigungsamt zu bringen.Auf die vorangegangenen materiellen Tarifbrüche durch die Unter-nehmer ging das Schiedsgericht nicht ein. sondern es stellte sichauf den streng formell-rechtlichen«Standpunkt, daß ein Tarifvertragnur dann als gebrochen gelten könne, wenn sämtliche Instanzengesprochen und eine der beiden Parteien dann erkläre, sich demSchiedssprüche nicht fügen zu wollen.Trotz der Aufhebung des Streiks wird doch gebeten, den Zuzugnoch fernzuhalten, da sich bei den jahrelangen Differenzen jetzt zurEvidenz herausgestellt hat, daß die Unternehmer nur d,e— allzubereitwilligen— Organe eines Herrn im Stadtbauamte sind, b«dem es zur Marotte geworden zu sein scheint, die MünchenerPflasterergehilfen nur unter der Bedingung, daß sie sich eine15prozentige Lohnherabsetzung gefallen lassen, zu einer bestimmtenArbeit zuzulassen.__Die Cage auf dem Baihan.Abbruch der Friedensverhandlungen.Rom, 11. Oktober.(P. C.) Unter dem Titel„Abbruchder Friedensverhandlungen" veröffentlicht die„Tribuna"folgende Depesche aus Ouchy vom heutigen Tage: In letzterStunde, als die Einigung über die Hauptpunkte des Friedensmit Italien bereits festgestellt waren, hat die T ü r k e i n e u eunannehmbare Vorschläge in den Vorder-gr u n d g e st e l l t. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden dieFriedensverhandlungen abgebrochen werdenund der Krieg gegen die Türkei wird von Italien mit dergrößten Energie fortgeführt werden.Die Türkei kriegsbereit.Konstantin, pcl, 11. Oktober.(P. C.) Nach hiesigen Fest-stellungen hat die Türkei eine Heeresmacht von ungefähr 159 999Mann regulärer Truppen an der bnlgarischeNGrenze schlagbereit zu stehen.Ablehnung einer Auslandskontrolle über Mazedonien.Konstantinopel, 11. Oktober.(P. C.) In Regierungskreisenerklärt man. daß man wohl einsehe, daß in MazedonienReformen eingeführt werden müßten, und man istauch bereit mit der Ausführung sofort vorzugehen. Andererseitsjedoch weist man einmütig eine Kontrolle des Aus«landes ab. da ein derartiger Schritt die staatsrechtlichenGrundvesten der Oberherrschaft der Türkei er-schüttern müßten. Nur die Nationalversammlung habe dasRecht, eine Kontrolle auszuführen.Der Krieg mit Montenegro fei bedeutungslos. Montenegroselbst sei nicht in der Lage, einen Offensivkrieg zu führen und dieTürkei beabsichtigt nicht im geri-ngsten, in Mon»tenegro selbst größere kriegerische Operationenvorzunehmen. Die montenegrinische Kriegserklärung habewohl ihr« Ursach« darin, daß man Bulgarien, Serbien und Griechen-land Zeit gewinnen lassen wollte, um ihre Mobilisation zu be-endigen. Durch diese Diversion habe der Vierbund gehofft.größere türkische Tr u p pe n m a ff e n an der mon-tenegrinischen Grenze festzuhalten, um die Wider-standsfähigkeit derjenigen Truppen, gegen die der Hauptstoß desserbo-bulgarischen Heeres geführt werden soll, zu schwächen. Dertürkische Generalstab könne diese Naivität nurbelächeln, da man keineswegs sich mit den schlecht bewaffnetenMontenegrinern lange aufhalten werde.Letzte Nachrichten*Kaempf legt sei« Reichstagmandat nieder.Berlin, 11. Oktober.(W. T. B.) ReichstagspräsideiitDr. Kaempf hat sich entschlossen, sein Mandat f ürden ersten Berliner Reichstagswahlkreisniederzulegen.Verhaftung des Bankdefraudanten Brüning.Augsburg, 11. Oktober.(W. T. B.) Der Bankbeamte B r u°n i n g, der im vergangenen Frühjahr bei der Dresdener Bank inBerlin 269999 Mark unterschlagen hat und dann flüchtigwurde, ist heute in einem Nürnberger Hotel auf Grund eines Sig-nalements der AugSburger Kriminalpolizei verhaftet wor-den. Man fand bei ihm noch eine größere Summe des unter-schlagenen Geldes.Das Haupwerdienst an der Verhaftung des Deftaudanten fälltdem Hausmeister Johann Fall von der Augsburger Filiale derDresdner Bank zu. welcher gestern mittag in der Bahnhofstraße inAugsburg den Flüchtigen sah und ihn auf Grund des Steckbriefeszu erkennen glaubte, und in dem Verdacht noch dadurch bestärktwurde, daß Brüning bei Ansichtwerden des ihn scharf fixierendenHausmeisters, der die Livree der Dresdener Bank trug, heftig er-schrak. Der Hausmeister Falk teilte seine Beobachtung sofort derAugsburger Filiale mit. welche die Kriminalpolizei verständigte.die. in der ganz richtigen Annahme, daß der Flüchtige Augsbffrgsofort verlassen habe, denselben nach allen Richtungen hm sig-nalisierte.Schiffsbrand im Hafen von Rcw Avrk.New Aork, 11. Oktober.<P. Ein großer Brand ist imNew Uorker Hafen, auf der New Jerscy-Seite de, den großenRaffinerien der Standard O'l Co. in Bayonne, aus-gebrochen und hält noch immer an. Ter Brand entstand aufdem Petroleum da nipfer„N arrangensett, demgrößten Petroleumdampfer der Welt. Auf der„Narrangensett"konnte das Feuer noch gelöscht werden, überspringende Funkensetzten jedoch den englischen Dampfer„Dunholm". dervor einigen Tagen aus Baltimore in Bayonne eingetroffen war.in Brand. Der„Dunholm". ein Schiff von 2133 Tonnen ist v o l l-ständig verloren. Von den Flammen wurden ferner derenglische Petroleumdampfer„S a r o l e i n e", der 2426Registertons groß ist. die iiorivcgische 947 Tonnen große Bark„C o n c o r d i a" und noch ein anderer Dampfer, dessen Nation nochnicht festgestellt ist, evgrifsen. Fünf Leute sind bei denLöscharbeiten so schwer verbrannt, daß sie gleichnach der Einlieferung ins Krankenhaus starben.Zwanzig Personen sind schwer verletzt._Pags Singer L Co-, Berlin LW. Hierzu 5 Beilagen«.Unttrhaltuugsbl/