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richtete Genosse Schiffte von der letzten Gemeindevertretersitzung. Unsere beiden Genossen hatten erfahren, daff auf dem Landralsamt ein Plan für die.Südliche Umgehungsbahn" ausliegt. Danach soll eine Kreisbahn gebaut werden, die von Grünau nach Miersdorf führt. Für Bohnsdorf war jedoch kein Bahnhof vorgesehen, auch fehlten zwei Uebergünge. Auf Antrag unserer Vertreter Schiffkeund Schulz erhob die Gemeindevertretung dagegen Einspruch und stellte dahingehende Anträge. Die Friedhofsordnung ist endlich (ein ganzes Jahr hat es gedauert) unter Dach und Fach gebracht lvorden. Demnach betragen die Gebühren für die Grabstelle eines Erwachsenen 3 M., für die eines Kindes t.öv M., Fertigmachen der Gruft für Erwachsene ö M., für Kinder 2,50 M.(den Betrag erhält der Totengräber). Unsere Ge- nossen stimmten gegen die Friedhofsordnung, weil der Antrag, die Beerdigung auf Gemeindekosten vorzunehmen, mit acht gegen vier Stimmen abgelehnt wurde. Minderbemittelte können auf Antrag, der an die Fricdhofskommission zu richten ist und der auch Genosse Schiffke augehört, kostenlos bestattet werden. Der Dorfteich soll, um Unglücksfälle zu verhüten, mit einer Ligusterhecke eingefaßt werden. Dieser Beschluß wurde bereits vor einem Jahre gefaßt, doch ist es dem Drängen unserer Vertreter zu verdanken, daß die Ausführung dieses Beschlusses nunmehr endlich erfolgt. Des weiteren hatte die Gemeindevertretung beantragt, Briefkästen im Ort an- zubringen. Die Postbchörde hat diese Vorlage jedoch ab- schlägig beschieden. Ein amtlicher Anzeigenkasten soll für den Ortsteil Falkenhorst aufgestellt werden. Nach Mitteilung des Bildungs- ausschusses finden Montag, den 4., 11.. 18. und 25. November, sowie Montag, den 2. Dezember, abends 8>/� Uhr, in derVilla Kahl" Vorträge des Genossen Julian Borchardt überEinführung in den wissenschaftlichen Sozialismus' statt. Karten für alle fünf Vorträge zum Preise von 50 Pfennig sind beim Genoffen Klemm, Paradies- straße 7, zu haben. Die Genossen der umliegenden Orte find hier- auf besonders aufmerksam gemacht. Rttdotv. I» einer Volksversammlung am Sonntag sprach Genosse Kluß über die gegenwärtige Teuerung und die zur Linderung derselben ergriffenen unzulänglichen Maßnahmen der Regierung. In der Dis« kusfion forderte Genosse Nagott die Versammelten auf, den Agrariern, auf deren Konto der gegenwärtige Notstand zu setzen ist, den Schnapstribut zu verweigern dadurch, daß sich jeder deS Fusels enthalte. Genosse Schulze ermahnte zum Eintritt in die Organi- sation. Eingeleitet und beendet wurde die Versammlung durch Ge- sanqsvorträge deS Arbeitergcsangvereins Rudow. Pankow . Die Gentralvcrsannnlnng des Bereins Arbciter-Jugendhcim, die heute Dienstag, abends O'/z Uhr, imPankgrafen ", Schloßstr. 6, stattfinden sollte, fällt Umstände halber aus. Die Versammlung tagt heute über acht Tage im gleichen Lokal. Neu-Zittau (Kreis Beeskow). Ein zäher Kampf um die Mandate in der dritten Abteilung hat vorläufig seinen Abschluß gefunden. Bekanntlich hatte die Gemeinde- Vertretung auf Protest des Herrn Müller die Wahl unserer Genossen Schulz und Petter für ungültig erklärt. Unsere Genossen be- schritten den Klageweg. Der Kreisausschuß in Beeskow . vor welchem Genosse Schulz am Freitag die Klage nochmals eingehend be- gründete, hob den Beschluß der Vertretung auf und erklärte die Wahl für gültig. Damit ziehen nach sechsjährigem Kampfe um die Mandate in der dritten Wählerklasse die ersten sozialdemokratischen Vertreter in das Dorfparlament. Wannsee . Den Bericht vom Parteitage gab in einer gutbesuchten Wahl- dereinsversammlung Genosse Pieck. Nach einer eingehenden Wür- digung der Arbeiten deS Parteitages kam er auch auf die bekannte Erklärung seiner Mitdelegierten zu sprechen. Weil er die Schuld an solchen Differenzen zwischen den Delegierten, die auch bei der Aufhebung des Nürnberger Maifeierbeschlusses vorhanden waren, mehr dem bisherigen Arrangement der Kreisgeneralversamm- lung beimesse, die in den letzten zwei Jahren die Wahl der Dele- gierten vorgenommen habe, ohne zu dem Parteitage Stellung zu nehmen und die Meinung der Parteitagskandidaten kennen zu lernen. habe er bisher mit seinem Urteil über das unangenehme Vorkomm- uis sehr zurückgehalten. Aber nachdem in der Neuköllner Bersamm- lung von dem Genossen Feller eine unrichtige und persönlich ver- letzende Darstellung des Vorganges gegeben worden sei, sei er ge- zwungen auf die Angelegenheit näher einzugehen. Er bedauere, daß durch diese an sich bedeutungslose Angelegenheit die Diskussion über die Arbeiten des Parteirages beeinträchtigt werde. Um dies zu verhindern, habe er schon auf dem Parteitage den Kreis­vorsitzenden ersucht, eine Verständigung unter den Delegierten wegen der Berichterstattung herbeizuführen, leider sei diese Verständigung nicht versucht worden. Was die Erklärung zu einem besonders un- augenehmen Vorkommnis mache, sei die Art ihreS Zustandekommens, die die Absicht, den Parteitag zu bluffen, deutlich erkennen lasse. In allergrößter Hast, ohne die Anwesenheit aller Delegierten und deS Abgeordneten des Kreises abzuwarten, sei die Erklärung hinter Redners Rücken geschmiedet worden. Besonders interessant sei, daß der einentliche Urheber der Erklärung nicht einmal ein Delegierter des Kreises ist, wie dieser sich auch scheute, seinen Namen unter dieses Machwerk zu setze». Wenn jetzt, nachdem sich die Genossen allerorts gegen diese Erklärung wenden, diese durch den Genossen Feller anders zu deuten versucht wird, als was ihr klarer Wortlaut besagt und was auch der Genosse Scheidemann daraus entnommen hat. so ist das begreiflich. Die Ueberflüssigkeit der ganzen Aktion trete nur noch mehr hervor, wenn sie sich nur gegen die Art und den Ton seiner Ausführungen richten soll, und nur als Gcfühlsausbruch zu betrachten fei. Genosse Feller gerate dann in eine eigentümliche Situation, da er sich in der Neuköllner Versammlung in recht abfälliger Weise über den Ton der Rede deS Genossen Pieck geäußert, obgleich er kein Wort davon gehört habe. Nach dieser recht typischen Art der Urteilsfällung fei auch sein Urteil über seine Wecks) sonstige Tätig­keit zu bewerten. ES sei zu erwarten, daß sich in Zukunft solche Vorgänge nicht wiederholen, die der Kreisdelegation, wie dem Partei- tage nicht zur Ehre gereichen. In der Diskussion wurde ebenfalls die Erklärung verurteilt. Daran anschließend wurde der Bericht über eine Gemeindevertreter- fitzung und der Kassenbericht deS 3. Quartals entgegengenommen. Ferner wurde ein Bildungsausschutz, bestehend aus den Genossen Hirche, Lehnert und KühlS gewählt. Waidmannslust . Ter von der Gemeinde eingerichtete Seefischverkauf findet von heute ab jeden Dienstag und Freitag bei dem Fischhändler Voh, Waidmannstr. 98 statt. Die Preise sind dem Verkäufer von der Ge» mcinde vorgeschrieben und werden durch«ine Ausschrist im Laden bekannt gegeben. Herzfelde . Ans der Gcnieindevertretersitzung. Zunächst wurde über einen Antrag betr. Verbreiterung der Möllenstraße von vier auf sieben Meter unterhandelt. Dem Antrage wurde insofern stattgegeben, als die Straße von der Schleyschen Ecke bis zum Feucrwehrhause die Verbreiterung erfahren soll. Es wurde beschlossen, geeignete Schritte zwecks Anlegung eines Promenadenweges in der Möllen- straße zu unternehmen. Das Urteil des Kreisausschusses in der Verwalttmgsstreitiache der Herren Wehmeyer und Bredereck gegen die Gemeindevertretung von Herzfelde wurde mitgeteilt. Dem An- trage, die Angelegenheit nunmehr für erledigt zu betrachten, gab die Vertretung statt. Unter anderem wurde noch beschlossen, für die Heizung der Rektorwohnung 70 M. und der Lehrerwohnungen 35 M. anzurechnen. Nowawes . In der Versammlung des WahlvercinS ehrten die AnfvesenLen vor Eintritt in die Tagesordnung das Andenken der am 3. d. M. Serstorvenen Genossin EngeMnS. Im geschäftlichen Tetl ga? Sek Vorfitzende zunächst bekannt, daß bei der am 3. und 15. September vorgenommenen Hausagitation für denVorwärts" 10, für die ..Brandenburger Zeitung" 50 neue Leser gewonnen wurden. Das Resultat entspreche nicht der aufgewendeten Mühe, es sei darum Pflicht den Genossen, auch weiterhin für die Ausbreitung der Partei presse eifrig zu agitieren. Die Verhandlungen mit der Leitung des Konsumvereins wegen Errichtung einer Fleischverkaufshalle haben noch nicht zu einem befriedigenden Resultat geführt; es soll deshalb in den nächsten Tagen in einer Sitzung die Frage nochmals beraten werden. Zur Aufnahme hatten sich diesmal zwei Genossen und zwei Genossinnen gemeldet. In seinem Vortrage über kommu nale Angelegenheiten gab Genosse Singer ein übersichtliches Bild über die von der Gemeindevertretung in den letzten Monaten ge faßten wichtigeren Beschlüsse und begründete die Stellungnahme der dritten Abteilung zu den entsprechenden Vorlagen. Auch den neu geschaffenen Sonnabendmarkt sowie die von bürgerlicher Seite ausgehende Propaganda für Wiederaufhebung desselben zog er in den Kreis feiner Betrachtungen. Vor allem seien es die Haus- besitzervereine und der Verein für Handel und Gewerbe, die gegen die Neuerung Sturm laufen. Der gute Besuch des Marktes zeuge dafür, daß seine Einrichtung notwendig war. Die sozialdemokratische Fraktion werde deshalb nicht nur für Beibehaltung des Marktes, sondern sogar für eine Ausdehnung desselben in die späteren Abendstunden eintreten, um auch denjenigen Arbeitern, die aus- wärts beschäftigt sind und des Sonnabends später heimkehren, Ge- legenheit zum Besuch des Marktes zu geben. Die vom Vorsitzenden des Grundbesitzervereins aufgestellte Behauptung, daß das auf dem Markt von auswärtigen Fleischern feilgebotene Fleisch minder- wertiger sei als das in den hiesigen Geschäften erhältliche, wider- legte er unter Hinweis auf ein vom Obertierarzt Deseler ab- gegebenes Gutachten. Das Fleisch verliere durch den Transport wohl an Ansehen, aber minderwertig sei es nicht. In der Dis­kussion kam allgemein zum Ausdruck, daß eine Wiederaufhebung des Sonnabendmarktes angesichts der allgemeinen Teuerung eine Benachteiligung des größten Teils der Bevölkerung zugunsten der einheimischen Händler und Gewerbetreibenden, denen die Konkur- renz lästig ist. bedeuten würde. Genosse Neumann gab zwar zu, daß unter den heutigen Verhältnissen an eine wesentliche Verbilli- gung der Fleischpreise nicht zu denken sei, bezeichnete jedoch die Beibehaltung der auswärtigen Konkurvenz auf dem Markt für wünschenswert, um ein weiteres Hinaufschrauben der örtlichen Nah- rungsmittelpreise zu verhindern. Der vom Kassierer erstattete Kassenbericht für das 1. Quartal weist in Einnahme 1153,80 M. und in Ausgabe(inkl. des an den Kreis abgeführten Drittels von 789,20 M.) 1123,41 M. aus. Der gegenwärtige Mitgliederstand be­trägt 979, davon 173 Frauen. Am Schluß der Versammlung wies Genosse Gchrmarni noch auf die am 18. Oktober im Nestau- rant Port Arthur stattfindende Versammlung hin, die sich mit der bevorstehenden Wahl der Vertrauensmänner zur Angestelltenver- sicherung beschäftigen wird, und ersuchte um eifrige Agitation unter den Angestellten zwecks guter Wahlbeteiligung. Hua aller Melt. Me die Kämpfer starben. Der Kriegskorrespondent desDaily Micror" in Cattaro Be- richtet ergreifende Einzelheiten über die Zun stände im mon- tenegrinischen Feldlager. Er schreibt u. a.:Der kolossale Preis, den die Nation bezahlt, kommt einem erst recht zum Bewußtsein, wenn man bedenkt, über welch geringe sanitäre Hilfsmittel die Montenegriner verfügen. In dem montene- grinischen primitiven Hospital'spielten sich erschütternde Vorgänge ab. Dort hausierte nur ein Arzt, der Leibarzt des Königs Nikita. Er arbeitete Tag und Nacht und wurde von einem einzigen Manne und einigen Frauen unterstützt. Ich wohnte einer Untersuchung eines vor der Front schwer verwundeten montenegrinischen Soldaten bei, der auf einem Pferde in das Hospital gebracht worden war. Der Verwundete lag mit nacktem Oberkörper auf einer langen Tafel in einem Raum, der mehr einerScheune gleicht. Er hatte eine Kugel in die Brust bekommen. Der Arzt nahm sofort eine Operation vor und entfernte kunstgerecht die Kugel aus der Wunde. Der Zustand des Verletzten ist verzweifelt. Bewundernswert war es, zu sehen, wie sich der Soldat während der Operation beherrschte. Er stöhnte nicht und gab auch keine Jammerlaute von sich und nur in seinem Gesicht spielte eS sich ab, welch einen furchtbaren Schmerz er empfand. Der Arzt fertigte 12 Verwundete innerhalb einer Stunde ab. Es ist auffallend, mit welch einer Geschicklichkeit der Arzt arbeitete. Seine Tätigkeit wurde sehr erschwert durch die außerordentlich primitiven Hilfsmittel. Es gibt keine regelmäßigen Ambulanzen: daher können auch nicht alle Verwundete aufgesucht werden. Viele Verwundete st erben ohne Beistand. Nahezu 190 Mann sollen schon tot sein. 378 Schwerverletzte find nach dem Feldlazarett von Podgoritza gebracht worden. Alle Männer über 18 und unter 35 Jahren befinden sich in der Front. In den Städten wurden nur die Personen zurückgelassen, die für die Verwalttmg unbedingt erforderlich waren. Auch die monte- negrinischen Frauen legen einen großen Heldenmut an den Tag. Sie schleppen in Ochsengespannen Munition und Nahrungs- mittel an die Gefechtslinie._ Grubeukatastrophe in Australien . Eine Schreckenskunde meldet der Telegraph aus Queenstow n. Danach ist in einer Kohlengrube bei N o r t h- L l y e l l s auf der Insel Tasmanien in einer Tiefe von 230 Meter Feuer ausgebrochen, wodurch 90 Grubenarbeiter von der Außenwelt ab- geschnitten sind. Das Feuer entstand am Sonn- abendmittag. Bisher ist es noch nicht gelungen, zu den Eingeschlossenen vorzudringen, jedoch glaubt der General- direktor der Grube zuversichtlich, daß die meisten Bergleute in Sicherheit sind. Derartig optimistische Anschauungen sahen wir noch bei jeder Grubenkatastrophe bis die Pump- werke in Tättgkeit traten, um das schwarze Gold im Interesse der Aktionäre zu retten._ Tauerfahrt des Marineluftschiffcs I. Das neue für die Marine bessimnite Zeppelin-Lustschiff, das am Sonntag früh um 8 Uhr 35 Minuten in Friedrichs- Hafen zu einer Dauerfahrt aufgestiegen war, ist am Montag- nachmittag um 3 Uhr 43 Minuten auf dem Flugplatz in Johannisthal glatt gelandet. Auf seiner mehr als 30 stündigen Fahrt durchquerte das Lufschiff ganz Deutschland vom Boden- see bis zur Nord- und Ostsee und flog dann über Kiel , Lübeck und Mecklenburg nach Berlin . Das Luftschiff hat also auf seiner Fahrt, die diesmal freilich durch besonders gutes Wetter begünstigt war. eine Reise von weit über 1000 Kilometer zurückgelegt. Mit den Betriebsmannschasten befanden sich 21 Personen an Bord, darunter Graf Zeppelin selbst, der die Führung des Luftschiffs in Person übernommen hatte. Der Polizeimörder vor Gericht. In dem Prozeß gegen den Polizeileutuant Becker wurde am Sonnabend der Spieler Rose als Zeuge vernommen. Er schilderte die Beziehungen Beckers zu dem Spielhöllenbesitzer Rosenthal und legte dar, wie der Mord geplant und die Täter ge- Wonnen worden seien. Secker habe die SefeHignag Rosenthals immer wieder gefordert und sei schließlich, als die Ausführung der Tat sich verzögerte, wütend geworden. Die Aussage des Zeugen, der eine genaue Darstellung der Tat gab, machte auf die im Saale Anwesenden tiefen Eindruck. Becker saß in Schweiß gebadet auf der Anklagebank. Unter anderem sagte der Zeuge, Becker habe erklärt, er würde der Leiche Rosenthals auf der Polizei st ation die Zunge ausschneiden, wenn der Distriksanwalt nicht anwesend wäre. Ein Baron v. Radowitz als Gauner verhaftet. Einen recht interessanten Einblick in das Leben und Treiben der goldenen Jugend gibt die in Paris erfolgte Verhaftung des Barons Klemenz v. Radowitz, eines Neffen des früheren deutschen Gesandten in Madrid . Der hoffnungsvolle junge Mann wurde in einer Bar auf Veranlassung eines Antiquitäten- Händlers verhaftet, dem er für Teppiche und ähnliche notwendige Dinge die Kleinigkeit von 70000 Frank schuldet. Natürlich hat Baron Radowitz die Sachen bald nach Empfang verkauft, wie er auch sonst sein Leben auf dem Geldbeutel der Leute aufbaute, die vor einem Baronstitel unbegrenzten Respekt haben. Baron Klemenz v. Radowitz hat früher als Offizier in einem bayerischen Regimente gedient, wegen seiner Heirat mit einer Schauspielerin, von der er sich jedoch wieder getrennt hat, nahm er seinen Abschied aus der Armee. Im Zeitraum von fünf Jahren verplemperte er etwa fünf Millionen Mark. Als daS eigene Vermögen alle wurde, fing er an, auf Kosten anderer zu leben. Natürlich schränkte er sich auf das Nötigste ein; in einem gemieteten Schloß in der Nähe von Fontainebleau hielt er sich achtzehn Diener, während fünfzehn Pferde und drei AutoS für die notwendige Bequemlichkeit bei Ausflügen und Be- suchen sorgten. Und das alles auf Pump. Es gibt doch immer noch anständige Menschen, die für die standesgemäßen Bedürfnisse adliger Sprößlinge Verständnis zeigen! Die Berufung ans Burgtheater. DaS Wiener Extrablatt" erzählt folgenden Scherz: Der Direktor des Johann-Sttauß-Theaters erhielt dieser Tage folgenden Brief: Sehr geehrter Herr Direttorl Verzeihen Sie vielmals, wenn ich um meine Entlassung aus Ihrem Theater ergebenst bitte. Ich habe eine Berufung in das Burgtheater bekommen. Ich bitte, überzeugt zu sein, daß ich meine Stellung in Ihrem Hause nicht verlassen hätte, aber im Burgtheater ist mehr Einkommen und bei den teueren Zeiten spielt das eine große Rolle. Nochmals ersuche ich, nicht ungehalten zu sein. Mit Handkuß und Empfehlung Elisabeth N." Der Direktor drehte das Papier bin und her, dann blätterte er in den Personalstandsausweisen seines Hauses eine Elisabeth N. war nicht zu finden. Der Regisseur wurde geholt. auch ihm klang der Name nicht bekannt. Endlich kam Aufklärung vom HauSinspektor: Elisabeth N. war AuShilfStoilettefraul Während die Herren über den sonderbarenFall" lachten, klopfte es und herein trat ein sauber gekleidetes Mütterchen, das sich alS Elisabeth N. vorstellte.Aha", rief der Direktor aus,Sie wollen uns verlassen, weil Sie im Burg- theater mehr Einkommen erwarten. Also, meinetwegen. Obwohl, es mir leid tut, eine verläßliche Frau zu verlieren. Leben Sie wohl und viel Glück I" Mit vielen Verbeugungen nahm die Matrone die freundlichen Worte des einstigen Prinzipals entgegen. Man merkte ihr aber an, daß sie noch etwas auf dem Herzen trug:Nicht wahr, Herr Direktor," kam es zögernd von den Lippen der Frau,wenn Sie einmal in das Burgtheater kommen, werden'S an meiner Tür nicht vorübergehen? I' Mit einem zustimmenden Bescheide humpelte sie zur Tür hinaus._ Allerhand Achtung. Ein gut unterrichteter Direktor scheint nach einer Mitteilung des Verl . Tagebl." der Direktor Emil R e h d e r s von der Schantung - Bergbaugesellschaft zu sein. Wie das Blatt in seinem Börsenteil meldet, erschien am Freitagabend imReichsanzeiger" eine Bekannt- machung der Schantung-Bergbaugcsellschaft, in der die Anteilseigner zu einer außerordentlichen Generalversammlung einberufen wurden. Auf der Tagesordnung stand:Verkauf des Vermögens der Gesellschaft im ganzen". ES handelt sich also um nichts Geringeres als um ein völliges Aufhören der Ge« sellschaft. Ueber diesen doch nicht gerade unwichtigen Anttag der Gesellschaft war was einmal festgestellt werden muß einer der Direktoren des Unternehmens, Herr Emil RehderS, nicht informiert. Er bestritt die Richtigkeit der Angabe, und erst als er auf den. Reichsanzeiger" verwiesen wurde, gab Herr Rehders zu, daß es dann wohl stimmen müsse, er, der Direktor, habe aber keine Kenntnis davon. Der Direktor aber kannte also weder die Tagesordnung noch den Geschäftsbericht der Gesellschaft, der an dem betreffenden Abend bereits gedruckt war und in dem das Kaufangebot der Schantung-Eisenbahn veröffent» licht wurde. DaS scheint ein wohlgeordneter Betrieb zu sein! Kleine Notizen. Schweres Grubenunglück in Oberschlcsie». Auf ber Preußen, grübe stürzten gestern große GesteinSmassen zusammen und be» gruben mehrere Bergarbeiter. Nach angestrengter Arbeit gelang es, zwei Bergleute als Leichen zu bergen. Brand in einem Hospital. Am Sonnabendabend kurz nach 6 Uhr brach im Dachstock des mittleren Baues des Rochus-Hospitals in Mainz ein Brand aus. Da die Flammen ziemlich rasch um sich griffen, mußten die Kranken im dritten Stock schleunigst in Sicher- heit gebracht werden. Nach etwa zweistündigen Bemühungen war der Brand lokalisiert und die Gefahr für die anderen Gebäude und die Kranken behoben. Die Patienten wurden zum Teil einstweilen in Baracken untergebracht. Verletzungen sind nicht bekannt geworden. Erdbeben im Kaukasus . Am Sonnabendabend gegen 11 Uhr ist in Tiflis ein heftiges Erdbeben verspürt worden; von verschiedenen Orten werden Beschädigungen gemeldet. In der in der Nähe der Stadt gelegenen Sommerstische BorShom ist ein Gasthaus ein» gestürzt. Vom Verdachte deS Gattenmordes befreit. In einer Ortschaft bei Schwabing war dieser Tage ein Waldarbeiter unter dem Ver- dachte verhaftet worden, seine Frau und seine Schwiegermutter er- mordet zu haben. Wie die Blätter melden, haben die beiden ver- schwundenen Frauen sich gemeldet. Sie hielten sich aus Furcht vor den Mißhandlungen des Mannes in Württem- berg auf. Erdbeben in Württemberg . In der Nacht von Sonntag zu Montag sind in der Gegend von Reutlingen ebenfalls verschiedene heftige Erdstöße verspürt worden. Opfer des Flugsports. Der ungarische Flieger Alexander T a k a c s stürzte am Sonntag früh auf dem bei Budapest gelegenen Rakoser Flugfeld ab und war sofort tot. WittcrungSübersicht vom 14. Oktober ISIS. Stationen Ii 773 771 II SSO SD 773 O 773|S® 775,3D 773.51111 Wetter 2 Dunst LDunft l'heiter 1 Nebel 2, Nebel jhalb 6&. »K 4 4 4 3 1 3 Stationen aaparanda elerSburg Scilly Abcrdeen Paris Sminembe.' tambnrg erlin Franks.a.M.' München Wien SSetterPrognose für Dienstag, den IS. Oktober ISIS. Zuächst ein wenig wärmer bei srischen südwesllichen Winden und langsam zunehmender Bewölkung; nachher etwas Regen mit neuer Abkühlung. Berliner Wetterburcau 773 NO 766 NNW 765 323 753,® 772 S Verantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp» Neukölln . Für den Inseratenteil verantw.:Tb.Glocke,Berlin . Druck».Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei». VerlagSanstalt Paul Singer u.Co., Berliv SW,