ein paar Zeilen später eines Besseren belehrt. Da wird nämlich erzählt, daß sich die Demonstranten„ rauchend, schwabend, lachend" nach Treptow bewegt hätten, daß in Treptow selbst die Hälfte der Versammelten in bergnügter Unterhaltung" sich hin und her bewegt habe, daß man tüchtig gefuttert", Wipe gemacht und sich mit allem möglichen Unfug amüsiert habe. Und wie hätten die Demons stranten gegen Volksverelendung ausgesehen? Abgezehrte, hungernde Menschen hätte man erwarten" müssen, aber überwiegend gut, oft sehr gut gekleidete, oft sehr gut genährte, ja nicht selten geradezu behäbige Menschen" habe man sehen können. Und nicht nur massenhaft Liebespärchen" hat der Beobachter entdeckt, sondern die Frauen trugen auch enorme Federhüte,.ja selbst das entfeßlich enge Aleid Pariser Schnitts war doch verhältnismääßig recht häufig zu treffen". Sturz: wer sich einmal Muße nahm, diese verelendeten Massen gewissenhaft und genau zu betrachten, den mußte ein 3orn überkommen ob jenen infamen Schwindel von der Verelendung".
Was das Junkerorgan mit diesen tölpelhaften Unverfrorenheiten eigentlich bezweden mag? Ob es seine Leser wirklich für so öricht hält, um sich einzubilden, ihnen die Lage der Berliner Ar beiterschaft als ein wahres Schlaraffenlos schildern zu fömen? Oder ob es gar den Regierungstreisen ein solches Maß politischer und sozialer Einfalt zutraut? Jedenfalls beweist dieser grenzenlose Hohnerguß den Arbeitern von neuem, daß es allerhöchste Zeit ist, dieser Drohnentaste, die sich in Preußen allem Kulturfortschritt zum Hohn noch immer Herrenrechte anmaßt, so rasch und so gründlich als möglich das Handwerk zu legen!
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Kriegsleistungen, zu denen die Befizer von Pferden, Fahrzeugen,| Herr Kopsch auf die bevorstehende Reichstagswahl im 1. Berliner Gebäuden, Nahrungsmitteln und ähnlichen Kriegsbedarfsgegen- Wahlkreise hin; er machte hierbei Mitteilung von der wenig vorständen gesetzlich, meistens unter Stundung der Entschädigung, nehmen Kampfesweise der sozialdemokratischen Organe. Dabei haben verpflichtet sind, und ist weniger belastend als die Erhebung die sozialdemokratischen Organe sich bisher auf einfache Mitteilungen über die Mandatsniederlegung usw. beschränkt; die sozialdemo hoher Kriegssteuern, der das erleichternde Moment der Aussicht fratische Organisation im 1. Streise ist bisher überhaupt noch nicht in auf Rückerstattung und Verzinsung nicht zur Seite steht." den Wahlkampf eingetreten, ihr erstes Flugblatt wurde erst nach der Also Zwangsanleihen , und zwar in hohem Maße; denn Nede verbreitet, ihre erste Bersammlung wird am Dienstag ab Milliarden werden die ausländischen Anleihen auch nicht gehalten. Da wäre es interessant zu erfahren, welche Mits hereinbringen. Herr v. Blume meint allerdings, die nötigen feilungen über wenig vornehme Kampfesieife" der SozialSie dürften sich auf dem Milliardensummen seien gar nicht so schwer durch Zwangs- demokratie man gemacht hat. felben Niveau der ,, Vornehmheit" bewegen, welche das erste anleihen zu beschaffen, denn Deutschland habe ein National Flugblatt bes Freisinns auszeichnet, in dem er ais maßgebender vermögen von 250 Milliarden Mark, und es gehöre gar altor auf dem Rathause droht, daß in Zukunft alle die Personen, teine übermenschliche Kunst dazu, jederzeit welche wegen Arbeitslosigkeit oder wegen der herrschenden Teuerung einen für alle Anforderungen des Krieges Unterstützung in Anspruch genommen oder für welche aus öffentlichen ausreichenden Teil borübergehend mobil Mitteln Stoften für ärztliche Bemühungen, Medikamente oder Krankenzu machen". hauspflege gezahlt worden seien, zu feiner Wahl mehr zugelassen Man sieht, General v. Blume urteilt in Geldsachen recht würden aus Rache dafür, daß die Sozialdemokratie in ihrem optimistisch. In Wirklichkeit bedeutet die Aufbringung meh- Protest ungefeßliche Wahlpraktiken des Freisinns aufgedeckt! Wahrlich, rerer Milliarden Mark durch Zwangs- Kriegsanleihen beffer, als wie er felbft tut, kann der Freifinn gar nicht demastiert eine völlige Zerrüttung des Wirtschafts- werden. Sein Selbstkonterfei genügt, ihn verachten zu lernen. Lebens, um so mehr, als ohnehin der Krieg viele Betriebe In einer ärgerlichen Polemit bemerkte die Freifinnige 3tg.", völlig brachlegen und Arbeitslosigkeit, Hungersnot und grau- ein im Wahlprotest speziell angeführter Bankdirektor habe tatsächlich figes Elend zur Folge haben würde. Doch, was quält das zwei Wohnungen, auch ein Student wohne" ebenfalls feit 1910 alles jene, die als Lieferanten von Waffen, Munition, Lebens- in demselben Hause im ersten Streise. Beide Personen hätten an mitteln auf reiche Profite rechen oder die auf schnelles feiner anderen Stelle gewählt. Avancement hoffen. Sie heben weiter zum Kriege.
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Die Freisinnige 8tg." will anscheinend den Eindruck erwecken, als hätte der Protest behauptet, die betreffenden Personen hätten doppelt gewählt. Das ist eine gehässige Unterstellung, die man doch lieber vermeiden sollte. Dergleichen Denunziationen überläßt die Sozialdemokratie neidlos ihren Gegnern. Der Protest behauptet, unter Benennung von Zeugen, folgendes:
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Der Zusammentritt des Dreiklaffenhauses. Am Dienstag tritt der preußische Landtag wieder zu sammen. Von den wichtigeren Gesezesmaterien, mit denen Auch ein zweites Elabort der gleichen Herkunft wird vom er sich zu beschäftigen haben wird, gehört in erster Linie das Sodann führt die Wählerliste des 18. Bezirks unter Nr. 236 „ Reichsboten" und der Deutschen Tageszeitung" in der letzteren Steuergeset, in dessen zweite Beratung die Komden Studenten Wilhelm Busse als Wähler auf. Dessen Wohnung befindet sich im 6. Wahlfreife. Er fungierte sogar als Beifiger gar als Leitartikel wiedergegeben. Es wird darin der Berliner mission am Donnerstag eintritt. Wesentliche Verbesserungen im Wahllofal Jägerstr. 69. Dort rühmte er sich, er wohne Sozialdemokratie der Vorwurf gemacht, daß sie entgegen ihren Zu dieses echt kapitalistisch gestalteten Gesetzes wird auch die zwar auswärts, tveil aber dort seine Stimme nicht zur Geltung ficherungen auf Berliner Boden große geschlossene Umzüge" beran- zweite Lesung und die Plenarberatung schwerlich noch tomme, habe er sich als Juhaber einer Schlafstelle in der Voßstalbet habe. Es wird dann versucht, die Berliner Polizei bringen. Alle Hoffnungen, daß endlich die bereits vor straße 9, wo er als Hauslehrer tätig sei, eintragen lassen." dahin zu beeinflussen, daß sie fünftig nicht mehr das zwanzig Jahren sogar von der Regierung borge- Busse selber hat ganz ausdrücklich erklärt, daß er im 1. Kreise immerschrankenlosere Recht auf die Straße" dul- schlagenen Steuerbefreiungen der untersten zur nacktesten gemeldet" sei, tatsächlich aber nicht wohne, nur um hier wählen den möge. Dies Scharfmachergeheul schlägt den vorher ge- Notdurft nicht mehr ausreichenden Einkommensklassen durch zu können. Das Busse der einzige auf diese Art gemachte Frei brachten Herabjegungen der Demonstration geradezu mit der Faust gesetzt werden würden, dürften zuschanden werden. Statt finnswähler gewesen sei, glaubt selbst die Freisinnige Beitung" nicht. ins Gesicht. Denn wenn es sich nur um 65 000 bis 70 000 Personen der Steuerermäßigung für die Nichtbesitzenden wird es da- Einzig durch solche Schiebungen hat der Freifinn das Mandat ergehandelt und wenn die ganze Demonstration einen so abge- gegen zu einer schifanösen Steuerbelastung der Konsum- gattert. Fast scheint es so, als ob er bei der Verteidigung des schmadten Verlauf genommen hätte, wie die agrarischen Blätter vereine kommen! Preußische Gesetzesmacherei! Auch das Mandats noch schofler vorgehen wollte. ihren Lesern es vorschwindeln, so wäre doch die Aufputschung der Wassergesetz und das Schleppmonopolgesez, Polizeibehörde wahrhaftig überflüssig! Gegen die Scharfmachereien selbst zu protestieren, halten wir freilich für überflüssig. War doch die Haltung der Demonstranten ohne jede Ausnahme eine geradezu mustergültige. Und für so grenzenlos frivol amöchten wir denn doch auch preußische Polizeibehörden nicht halten, daß sie Herrn Oertel und seinen Kumpanen zu Liebe durch Verweigerung gesetzlicher Rechte Zusammenstöße provozieren möchte, für die nur Tollhäusler die Verantwortung übernehmen könnten!
Krieg, Börse und Zwangsanleihe. Zum Kriegführen gehört bekanntlich nach Montecuculis weisem Ausspruch Geld. Besonders würde ein Krieg zwischen den europäischen Großmächten ganz enorme Geldmittel verbrauchen. Sachverständige haben ausgerechnet, daß das Deutsche Reich zur Führung eines großen Krieges mit den
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Auf abschüssiger Bahn.
ferner das Parzellierungsgesez werden eingehender Die Kreuzgeitung" ist, wie die Tägl. Rundschau" berichtet, Beratungen benötigen. Auf die Tagesordnung einer der mitsamt der Borussia- Druderei an den Deutschen Verlag, den sogenächsten Tage wird die Interpellation über die mitsamt der Borussia- Druckerei an den Deutschen Verlag, den sogenannten Bügenstein- Konzern, verkauft worden. Das Blatt, das bis Fleisch not gelangen, die von den Nationalliberalen ein- vor kurzem einer selbständigen Kreuzgeitunga"-Gesellschaft gehörte, gebracht worden ist. Daß das Junkerhaus die Regierung wurde vor wenigen Monaten mit der Verlagsgesellschaft Borussia nicht zu einschneidenderen Maßnahmen gegen die agrarische vereinigt und ihm eine neue finanzielle Unterlage durch Bugiehung Volfsouswucherung drängen wird, versteht sich am Rande! neuer Gesellschafter gegeben. Trotzdem machte sich jetzt der Verkauf Eine Wahlrechtsvorlage soll dem Hause nach nötig, den Generalsekretär Schröter vermittelt haben soll. Der den bisher vorliegenden Mitteilungen nicht zugehen. Die Deutsche Verlag" umfaßt bisher die Blätter Deutsche Zeitung", nichtbesitzenden Klassen sollen auch ferner als rechtlose Heloten Deutsche Nachrichten"," Deutsche Warte" und" Berliner Neueste preis- Nachrichten", zu denen jetzt die Kreuzzeitung " treten soll. Deutsche dem Junkerübermut und dem kapitalistischen Terror preis- Beitung" und" Berliner Neueste Nachrichten werden seit geraumer gegeben sein. Sie sollen auch zu den Neuwahlen in dem er- Beit mit konservativem Gelde gestützt und haben zum Teil gleichen hebender. Bewußtsein gehen, zwar die weitaus zahlreichste, Sap. Auch die treuzzeitung" foll in Zukunft an diesem Tausch aber zugleich rechtloseste und am verächtlichsten behandelte fabzverhältnis teilnehmen. Die llebernahme des alten konservativen Wählerklasse zu bilden. Das Volk der schaffenden Arbeit Blattes durch den neuen Verlag foll am 1. Januar 1913 erfolgen. Ueberraschend tommt die Nachricht nicht. Wenn auch über den nichten modernen technischen Kampfmitteln mindestens pro Jahr zehn foll sich auch für abermals fünf Jahre mit einer lächerlich Rechnungsabschluß der Kreuzzeitung " in den letzten Jahren nichts winziger Vertreterzahl die bis 12 Milliarden Mark gebrauchen würde Tagungefähr 28 bis 30 mill. M. Woher foll düzend freifonservativer erstklassiger Wähler wiederum über bieses Geld genommen, wie soll es zusammen- mehr als ein Schock Abgeordneter entsenden können. Es ist gebracht werden? Diese Frage ist schon häufig auf ein Luft, in Preußen zu leben! geworfen worden. In der Sonntagsnummer des roten ,, Tag" sucht Der General der Infanterie v. Blume sie furz zu beantworten. Er weist auf die Erfahrung hin, daß im Jahre 1870, als furz In der am gestrigen Morgen erschienenen„ Extranach Ausbruch des Krieges, am 3. und 4. August, die Ausgabe" des Vorwärts" haben wir bereits darauf hingepreußische Regierung die erste Kriegsanleihe im Betrage von wiesen, daß die antiklerikale Rede des Raisers bei der Ein- Der Hamburger Senator von Berenberg- Goßler hatte wegen 100 Millionen Thalern zu dem niedrigen Kurse von 88 Proz. meihung des Coligny - Denkmals in Wilhelmshaven in den des bekannten Duells mit dem Grafen Königsmark sein Entund zu 5 Proz. Zinsen auflegte, trotz aller Striegsbegeisterung ultramontanen Kreisen Anstoß erregen und wahrscheinlich lassungsgesuch eingereicht. Der Senat hat das Gesuch ab= nur 68 Millionen gezeichnet wurden. Die Herren Finanziers die Zentrumspresse veranlassen werde, an den Geschichts- gelehnt. Da Wilhelm II. inzwischen auch die drei Monate und Kapitalisten hielten die Taschen zu. Und auch erst jüngst wieder, fenntnissen des Kaisers allerlei schöne Korrekturen vorzu- Festungshaft, die über den Senator verhängt waren, im Gnadenals der Krieg auf der Balkanhalbinsel ausbrach und die Gefahr nehmen. Tatsächlich beginnt denn auch bereits die„ Germania ", wege erlassen hat, ist die Affäre für alle Beteiligten bis auf den eines europäischen Krieges drohte, fielen die deutschen Börsen Wilhelm II. allerlei Geschichtsfehler anzustreichen. So verwundeten Rechtsanwaltschmerzlos erledigt. sofort einer wilden Panit anheim. General v. Blume meint schreibt sie zum Beispiel: deshalb, daß das Deutsche Reich im Falle eines ernſten Krieges nicht hoffen könne, die dazu erforderlichen Geldmittel unter erträglichen Bedingungen mit Hilfe der Börse zu beschaffen". Er schäßt also den Opfermut" und die„ Vaterlandsliebe" unserer Kriegsenthusiasten und Imperialisten verflucht niedrig ein- nach den bisherigen Erfahrungen aber mit vollem Recht.
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Wie soll dann aber das nötige Geld beschafft werden? General v. Blume antwortet darauf:
Die Geldmittel für die Mobilmachung und für die ersten ihr nachfolgenden Wochen besigen wir in dem Reichsfriegsschatz und in berfügbaren Beständen der Reichs- und Staatsverwaltungs tassen. Sie werden eine wertvolle Bermehrung erfahren, wenn der neuerdings mehrfach angeregte Gedanke, einen Ausgleichsfonds für die Reichsverwaltung im Betrage von 500 Millionen Mart fröieren, verwirklicht wird. Ein Teil des weiteren Geldbedarfs wird durch Vorschüsse der Neichsbank unter Verstärkung ihrer Notenausgabe gedeckt werden können. Die Geldmittel für die nachfolgende Zeit müssen auf außerordentlichem Wege beschafft werden, zumal die laufenden Ausgaben der laufenden Staatsverwaltung sich nur in berhältnismäßig geringem Maze beschränken lassen und die Zolleinnahmen sich im Kriegsfalle verringern werden. Danach kommen Kriegssteuern, Kriegs anleihen und schließlich die Ausgabe von Papiergeld in Frage.
Die Ausgabe großer Mengen unfundierten Papiergeldes hält General v. Blume in solchem Kriegsfalle nicht für ratsam; und durch Kriegssteuern fönnten auch nur fleine Teile des enormen Geldbedarfs gedeckt werden, da sie nur langsam eingingen und außerdem einen empfindlichen Druck auf die Volkswirtschaft ausübten. Das Hauptmittel sei demnach die Aufnahme von Kriegsanleihen, und zwar von Anleihen auf ausländischen neutralen und
Der Kaiser und das Zentrum.
Was die„ Treue" betrifft, die Admiral v. Coligny seinem Landesherrn und seinem himmlischen König bis zu seinem letzten Atemzuge gehalten haben soll, so entspricht die Darstellung, die der Kaiser davon gegeben hat, nicht den geschichtlichen Tatsachen. Coligny war kein treuer Sohn der katholischen Kirche , sondern, der Kirche längst entfremdet, trat er 1559 offen zum Calvinismus über, leitete als Haupt der Hugenotten mit wechselndem Glück deren kriegerische Unternehmungen gegen die Guisen und rechtfertigte auch die Ermordung des Franz v. Guise, der 1563 vor den Mauern von Orleans erschossen worden war. Seinem Landesherrn Starl IX., einem schwachen und unselbständigen jungen König, war er mehr Beherrscher als Berater. In den Bürgerkriegen, die damals in Frankreich wüteten, verbündete sich v. Coligny mit deutschen und englischen Hilfstruppn. Nach der Bartholomäusnacht erhob der König gegen Coligny im Parlament die Anklage, er habe fich gegen ihn und der ganzen Hof verschworen gehabt, und durch Parlamentsbeschluß, der allerdings 1599 wieder aufgehoben wurde, wurde Coligny nachträglich des Hochverrats für schuldig erklärt. Mit der Treue des Admirals v. Coligny gegenüber seinem Landesherrn und seinem himmlischen König ist es also eine sehr zweifelhafte Sache. Ueber die „ Schreckensnacht von Bartholomé" haben wir erst vor kurzem in dem Bericht über die Erstaufführung von Albert Lindners Bluthochzeit uns mit Anführung der geschichtlichen Tatsachen geäußert. Als ein Schandfled" in der Geschichte mag die Bartholomäusnacht immerhin angesehen werden; aber es ist bom geschichtlichen Standpunkt aus nicht gerechtfertigt, sie dem " Christentum" aufzubürden, da sie wesentlich aus politischen Gründen veranlaßt wurde."
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Die Germania " ist verhältnismäßig zahm; die I ei ftungs- bayerischen und rheinischen Zentrumsblätter werden die Rede fähigen Geldmärkten. Da aber das Deutsche Reich noch etwas derber anpacken. auch in dieser Hinsicht vermutlich keine große Auswah I haben werde, und da ferner der Abschluß solcher aus
Der vornehme Freisinn.
weiser Vorsicht vermieden hat, ihre Abrechnungen in der eigenen Näheres bekannt geworden ist, und die Geschäftsleitung fogar in Offisin druden zu lassen, so weiß man doch, daß das jumterliche Blatt mit starken Unterbilangen gearbeitet hat. Auch die Er. nennung des Herrn Müller- Führer zum Chef der journalistischen Kapazitäten v. Wangenheim und Loed vermochte baran nicht zu ändern. Gnade vor Recht.
Wiederum ein Spionageprozek.
In dem Epionageprozeß gegen Banchelin und Genoffen aus Metz ist Sonnabend abend vor dem Reichsgericht das Urteil verkündet worden. Der frühere Brieftaubenwärter an der Fortifikation Mez, Banchelin, wurde auf Grund des§ 1 des Spionagegefeßca zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, der Steinhauer. Thiébaut auf Grund des gleichen Paragraphen zu sechs Jahren Zuchthaus. Der frühere Fortifikationsschreiber Berger erhielt auf Grund des§ 8 des Spionagegesetzes eine Strafe von sechs Jahren Zuchthaus. Außerdem wurde gegen jämtliche Angeklagte auf zehn Jahre Ehrberlust und Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. Mildernde Umstände wurden nicht bewilligt.
Die beiden Angeklagten Banchelin und Thiébaut hatten seit Jahren mit Agenten des französischen Nachrichtenbureaus in Verbindung gestanden und ihnen allerlei Nachrichten über die Befestigung von Meß zugestellt. Berger hatte sich heimlich eine Anzahl von Plänen verschafft und diese versteckt, um sie gelegentlich nach Hierbei hatte er versucht, verschiedene Frankreich zu bringen. Helfer anzuwerben, die aber auf seine Wünsche nicht eingingen. Somit war es bei Berger also nicht zu einer vollendeten Spionage gekommen.
Oefterreich.
Ein schwerer Verlust.
Wien , 21. Oktober. ( Privattelegramm des Vorwärts".) Die österreichische Sozialdemokratie hat einen schweren Verlust zu beklagen. Reichsratsabgeordneter Genoffe Anton Schlinger ist heute 212 Uhr vormittags gestorben. Samstag schien es, daß der bedenkliche Zustand, in dem sich der Kranke nach der Blinddarmoperation befand, überwunden sei. Man hoffte auf baldige und völlige Genesung. Am Sonntag trat in der Krankheit eine jähe Wendung ein und alle Kunst der Aerzte vermochte den Verfall der Kräfte nicht mehr aufzuhalten. In des gesamten Wiener Arbeiterschaft wird der Tod dieses treuen Genossen, des lieben, guten Menschen wie des nimmermüden Kämpfers ländischen Anleihen nur dann möglich sein werde, wenn das Der Freifinn verzichtet bekanntlich darauf, als politische Partei den tiefsten Schmerz auslösen. Größte Trauer erfüllt die Reich den Geldgebern ganz erhebliche Vorteile biete, so bleibe für das Manbat im ersten Berliner Reichstagswahlkreise au fechten. Florisdorfer Arbeiterschaft, in deren Mitte Schlinger seit als einträgliches Mittel der Geldbeschaffung nur die Auf Entwürdigung vor Regierungsmacht und Königsglanz setzt er Jahren geweilt und gewirkt hat. Schlinger war ein treuer innere 3wangsanleihe. General v. Blume erklärt feine Hoffnung. Sein Jammer gilt der Gefahr, daß der Kreis, in Berater, ein äußerst tüchtiger Organisator und Führer, der dem- man denke- ein Königsschloß liegt, von der Sozial- beste Freund und der hingebungsvollste Arbeiter gewesen. furz, und bündig: Das geeignetste Mittel hierfür und zugleich das sicherste demokratie erobert werden könnte. Schredlich, schrecklich! Das ver- Er ist uns im blühendsten Mannesalter, in der Fülle seiner für pünktliche Geldbeschaffung durch Inlandsanleihen bietet wände der Freifinu nicht! Die Nachricht, daß die Stonservativen Straft entrissen worden. Schlinger stand im 42. Lebensjahr. Jich in der Form der Zwangsanleihe dar, die und Antisemiten einen eigenen Kandidaten aufgeftellt haben, läßt Er war Mitglied des Wiener Gemeinderats, vom vierten die„ Vossin" Nr. 534 greinen. Sie unterstellt den Machern unter maßvollen, der Billigkeit entsprechenden Kurs- und Zins- ber Randidatur Ulrich die Absicht, den Streis an die Sozialdemokratie Wahlkörper des Bezirks Florisdorf entsendet, und Reichsbedingungen dem Lande, und zwar am awed mäßigiten auszuliefern im Unterstellen ist der Freifinn überhaupt groß. ratsabgeordneter als Vertreter des niederösterreichischen nach dem Vermögensstande auferlegt wird. Nach einem Bericht in demselben Blatte über den Verlauf des Städtebezirks Klosterneuburg - Stockerau - Krems . Er hinterEine solche Anleihe steht auf demselben Rechtsboden wie andere Parteitages der fortschrittlichen Bollspartei für Groß- Berlin wies läßt eine junge Gattin und vier Kinder.