Die preisdruckende Tendenz der ausländischen Fleischeinfuhr macht sich bereits in verschiedenen Preisherabsetzungen einheimischen Fleisches bemerkbar, wenn auch nur vereinzelt. Verschichene Fleisch geschäfte in der an der Zenlralmarkihalle belegenen Gontardstratze haben rote Plakate angebracht, welche folgenden Inhalt haben: In folge Einfuhr ausländischen Fleisches verkaufen wir unsere an erkannt guten Qualitäten hiesigen Fleisches bedeutend billiger. Wir hoffen, die Fleischpreise demnächst noch niedriger stellen zu können. In der Tat wurden in diesen Läden Hammelkeule mit SS Pf. das Kottelett mit 20 Pf. per Stuck, dicke Stippe mit 8ö Pf., Hammel dllnnung mit 70 Pf., Schnitzel per Pfund mit 1 M. verkauft. Auch Rindfleisch wurde dementsprechend billiger verkaust, wenn auch immer noch höher als das russische Fleisch. Die Fleischermeister wollen sich jetzt von der Veranuvortung ihrer Handlungsweise drücken. Der Borstand der Berliner Fleischerinnung veröffentlicht folgende Erklärung. Gegenüber den Vorgängen in den städtischen Markthallen beim Verkauf des vom Magistrat der Stadt Berlin bezogenen russischen Fleisches erklärt der Vorstand der Fleischerinnuug, daß der Magistrat den Verkauf des russischen Fleisches in den Berliner Fleischerläden grundsätzlich abgelehnt und ausschließlich Personen übertragen hat, die kein Geschäft haben. Eine Verantwortung für die Auswahl und das Verhalten der vom Magistrat Mit dem Ver kauf betrauten Personen muh der JnnungSvorstand ablehnen. Der Grund zum Rücktritt mehrerer Bewerber für den Verkauf russischen Fleisches war, weil sie nicht kapitalskräflig genug waren, um gegen bar. wie es seitens des Magistrats vertangt wurde, einzukaufen. Der Vorstand der Fleischerinnung: A. Kriesche. Obermeister. Demgegenüber erklärt der Magistrat folgendes: „Der Verlauf ausländischen Fleisches in Fleischerläden ist nach den Voraussetzungen, welche regierungsseitig an die Zulassung der Einfuhr und den Vertrieb ausländischen Fleisches durch die Städte geknüpft sind, unzulässig. Da der Verlauf bei den Berliner Ver- Hältnissen in Fleischerläden der Kontrolle durch die städtischen Be Horden entzogen würde, so ist grundsätzlich anerkannt worden, daß die Gemeinde den Verkauf in der Hand behalten mühte: sich aber bei dem Verkauf in den Ständen her städtischen Markthalle der Ver- Mittelung des Flcischergewerbes bedienen sollte. Auf dessen Bereit Willigkeit war man nach den' eigenen Erklärungen seiner Vertreter zu hoffen berechtigt. Was die Angaben anbelangt, der Verkauf sei an mangelnder Kreditfähigkeit der Bewerber gescheitert, so stehen dem sehr ent schieden die Erklärungen gegenüber, die die Schlächter gestern zunächst in aller Oeffentlichkeit abgegeben haben, sie lehnten den Ver. trieb um deswillen ab, weil das Fleisch minderwertig, schlecht und gesundheitsschädlich sei. Die Unrichtigkeit dieser Angabe und die vortreffliche Beschaffenheit des Fleisches haben sich inzwischen für jedermann in vollster Ueberzeugungskraft herausgestellt. Daß ausschlietzlich solche Fleischer, die kein Geschäft haben, herangezogen seien, ist nur insofern zutreffend, als man sich be- müht hat, zum großen Teil auch solche Fleischer heranzuziehen, welche wegen der Ungunst der Zeiten ihr Geschäft halten aufgeben müssen. Diese Mittelspersonen sind, so viel bekannt, in tunlichstem Benehmen mit der Fleischerinnung und deren Vorsitzenden von den Vertretern der Stadt ausgewählt worden. Daneben aber � ha t die M a r k t h a l l e n v e r w a l t u n g die sämtlichen Standinhaber aller Markthallen— zum großen Teil sehr kapitalkräftigeGewerbetreibende— zur e-Beteiligungam Verkaufaufgefordert, aber diese "haben teils von vornherein ab gelehnt, teils find sie, wie bekannt, nachträglich und unerwarteter Weise zurückgetreten. Inzwischen scheint sich jedoch, wie die Tatsachen vermuten lassen, ein Umschwung anzubahnen und eS besteht die erfreuliche Hoffnung, daß das Schlächtergewerbe nun- mehr den gehegten Erwartungen entsprechend, sich an den für das Wohl der Gemeinde so wichtigem Vorgehen der Stadt beteiligen wird. Deshalb darf man hoffen daß die Auseinandersetzungen über die anfängilche Beteiligung jetzt gegenstandslos und überflüssig sind." Krkgsbrkfe vom Balkan . IV. »tisch . Nisch , IS. Oktober. So wäre man denn endlich nach hundert Laufereien von Pontius zu Pilatus und nach tausend Scherereien und Schwierig- keilen dem flatternden Entennest von falschen Gerüchten, als das sich Belgrad mit jedem Tage mehr darstellte, entronnen und stünde dem Schauplatz der Ereignisse mehr denn zweihundert Kilometer . näher als in der Hauptstadt, ohn« freilich mehr davon zu gewahren. Kaum den Pulvergeruch der Kämpfe von Ristowatz hat der Wind hierhergetragen, und doch ist dieser Grenzort in friedlicheren Tagen mit knapp drei Stunden Bahnfahrt zu erreichen. In friedlicheren Tagen trägt auch der Zug den friedlichen WanderSmann in sechs bis sieben Slnnden von Belgrad nach Niich. Jetzt aber machte sich daS Perfonenzügle. das feit Montag die einzige Verkehrsmöglichkeit mit dem Innern Serbiens und mit Sofia darstellt, um 7 Uhr früh auf die Sohlen und landete, nach- dem es sich auf jeder Dreihauferstation einmal ordentlich ver- schnauft, um 8 Uhr abends verdrossen und erschöpft im Bahnhof von Nisch . Einen ganzen Tag in ungefedertem türkischen Wägel- che» über die mazedonischen Berge geschaukelt zu werden, ist sicher ein härteres Schicksal— o ihr tückischen Feldsteine und Löcher auf der Straße Werissowitsch— Prizrendl Wer auch«in« dreizehn- stündige Eisenbahnfahrt auf der offenen Galerie des Postwagens — wegen Ueberfüllung des Zuges der letzte Zufluchtsort— gehört zu den bleibenden Erinnerungen des Lebens. Doch besser im Frischen und Freien als in der überhitzten Stickluft der voll- gepfropfter. Äbteile, und da bei der überwältigenden Geschwindigkeit von einem Kilometer in drei Minuten weder der Hut vom Kopfe noch der Kopf vom Rumpfe flog, lieh sich die Bummelfahrt durchs Kriegsland schon, zumal mit dem offenen Rundblick inS Gelände und dem Ausblick auf das bunte Durcheinander der Stationen, ertragen. In einem kleinen interessanten Werkchen über Serbien , das von der Regierung zur Ausstellung im Jahre 1911 in Turin her- ausgegeben wurde, wird von den landschaftlichen Reizen des Königreiches viel Rühmens gemacht.„Ter Serbe", heißt e» da,„pflegt in alle Welt hinauszugehen, aber immer wieder treibt ihn das Heimweh zur Scholle zurück." Wer im milden Scheine einer herbst- iichen Sonne durch die sanfte, fast thüringische Hügellandschaft »wischen Belgrad und Nisch gefahren ift, an deren Horizont Eichen- Wälder in den Wammen de» roten Oktoberlaubes brannten, wird immer, fast mit Wehmut, der Schönheit dieser Gaue gedenken und jene offiziellen Sätze unterschreiben. Wer traurigen Herzens ahnt man über dieser reizvollen Natur die Gewitterwolken de» nahenden Krieges nicht nur an den Posten- und Feldwachen, braunbehoster und bejackter Landstürmer, die aller Nasen lang die Mobilmachung am Schienenstrang aufgepflanzt hat— jeder steht da wie der stand- haste Zinnsoldat in Andersens Märchen und schaut den rollenden -Wagen nach—, fondern mehr noch an den Kukuruzfeldern, in denen der Mais noch auf den Halmen ist unld sich keine Scharen rüstiger Ferner keilt der Magistrat noch folgendes miki Das auf dem städtischen Schlachthof bisher eingckroffene russische Fleisch war gestern nachmittag, soweit bis dahin die staat- lich vorgeschriebene AuslandSsleischbeschau hatte vorgenommen werden können, an Fleischer, welche den Betrieb übernommen haben, gegeben. Gestern abend waren sämtliche Markthallen, mit Ausnahme der Markthalle am Magdeburger Platz, mit Fleisch versehen; in der letzteren konnte der Verkauf nicht eröffnet werden, weil kein untersuchtes Fleisch zurzeit mehr vorhanden war. In der Markthalle in der Reinickendorfer Straße, wo bisher der Verkauf noch nicht hatte eröffnet werden können, fand abends der Verkauf in 8 Ständen, in der Zentralmarkthalle in 2 Ständen statt. Das Geschäft wickelte sich überall glatt ab, doch reichten die vorhandenen Vorräte nicht aus, um der lebhaften Nachfrage zu genüge». Die Qualität des Fleisches wurde allerseits als ausgezeichnet an- erkannt. Auf dem Schlachthof lagerte gestern noch ein Teil der Mittwoch früh eingetroffenen Fleischsendung, dessen Untersuchung durch die mit der Auslandsfleischbeschau beauftragten Beamten im Gange war. Heute(Freitag) früh sind wieder vier Waggons mit Fleisch aus Rußland für die Stadt eingetroffen, unter denen diesmal zwei Waggons mit Schweinefleisch sind. Ueber die Beschaffenheit des eingeführten Fleisches waren von den Schlächlermeistern und ihren Bannerlrägern die unglaublichsten Behauptungen verbreitet worden. Darauf antworte: der Magistrat: „Gegenüber der Behauptung in der gestrigen Ausgabe der „Allgemeinen Fleischer- Zeitung", daß das russische Fleisch äußerst geringwertig sei, muß nochmals nachdrücklich hervorgehoben werden, daß von einer Minderwertigkeit des Fleisches überhaupt nicht die Rede sein kann; das Fleisch ist vielmehr von guter Qualität, wie allgemein vom Publikum als auch von der Konkurrenz anerkannt worden ist. Die Stadtverordneten Rentier Feuerstein und Direktor der Markt- und Kühlhallen. Krüger, welche als Sachverständige der tädtischen Kommission für die Abnahme des russischen Fleisches an gehören, hatten sich heute früh wiederum nach dein Schlachthof be geben, um die Beschaffenheit der neu eingetroffenen Sendungen genau zu prüfen. Sie haben dem Oberbürgermeister berichtet, daß das Fleisch durchaus gut, einwandfrei und frisch sei. und daß die er« hobene» Bemängelungen in keiner Weise begründet seien. Gegen die Verbreiter des vollständig unzutreffende An gaben über die Beschaffenheit und die Verteilung des russischen Fleische« im städtischen Schlachihof enthaltenden Flugblattes, von dessen Verteilung in der Markthalle Andreasstraße wir gestern be richtet haben, wird die Stadt geeignete Schritte unternehmen. Im übrigen sei noch bemerkt, daß die Kontrollvorschriflen über den Vertrieb russischen Fleische« jetzt in dem Sinne verschärft sind, daß die Fleischer, welche solches Fleisch auf dem Schlachthofe er- halten, es auch tatsächlich nur an den städtischen Verkaufsstellen und nicht etwa in eigenen Berkaufsgelegenheiten vertreiben können.' Der Fleifchvcrkauf in den Vororten. In Charlottenburg sind bereit» zwei Sendungen des auSländi- schen Fleisches, ungefähr 90 Zentner, unter Mitwirkung einer fach verstäiidtgen Kommission in der Hall« in der Spreestraße an 26 Fleischer zum Weiterverkauf verteilt worden. DaS Fleisch darf zu keinem höheren als im Laden ausgehängten Preise verkauft werden. Um irrigen Nachrichten entgegenzutreten, fei»och ausdrücklich bemerkt, daß eS sich um frische« Fleisch, nicht um Gefrierfleisch handelt. Leider haben sich einige der am Verkauf beteiligten Schlächter u unlauteren Manipulationen verleiten lassen; diese •leischer sind in Zukunft von dem Verkauf deS ausländischen Fleisches uSgeschlossen. Bon heute Freitag ab �teht da« Fleisch zum Verkauf. Die Preise stellen sich für Rostbeef auf 1,10 M,, Fehlrippe 0,80 M., Roulade 1,10 M., Oberschale 0,90 M.. Blume 0.90 M., Schwanzstück 0,90 M., Kamm 0,76 M., Bug 0,76 M„ Brust 0,76 M., Querrippe 70 M,. Leber 0,36 M. Ernter tummelten. Die Männer hat alle der Besen der Mobil- machung zusammengefegt, und der Tod rüstet ihnen schon daS Erntefest. Auf dem Felde kriechen nur vereinzelte Weiiber umher. entkernen di« Maishalme und schichten die reifen Kolben zu leuchtend gelben Haufen... Auf Landsttatzen, die ein paar Kilometer landeinwärts der Bahnstrecke zur Seite laufen, schieben sich zäh und eigenwillig endlos lange Proviantkolonnen dem Süden zu. Hunderte und wieder Hunderte von Büftelwagen, alle turmhoch bepackt mit Hau und Mais unld Mehl. In den Stationen werden immer noch Militär züge verfrachtet und weiter gesendet. Alles vollzieht sich mit preu ßischer Maschinenmäßigkeit; in Reihen stehen die Mannschaften da, ein Kommando und sie erklimmen die Viehwagen, deren Auf- schrift„0 Pferde oder 40 Mann" jetzt Bedeutung gewinnt, hocken sich auf jsie Streu des BcidenS, das Gewehr zwischen den Knien, und dann führt sie eine Gewalt, die unerbittlich ist wie daS Schicksal, von damren in Viehwagen, in denen sonst wohl Schweine und Rinder transportiert werden und in denen ietzt menschliches Schlachtvieh zum Schlachthause gebracht wir>d. Und in der nächsten Station steht al» eine grause Ergänzung ein gleichfalls endlos langer SanitätSzug, Personenwagen, in denen man die Bänke durch zwei übereinanderstehende Lagen von Tragbahren ersetzt hat. Und auch der setzt sich in Bewegung, um in ein paar Tagen vielleicht schon mit zerfetzten und zerrissenen Leibern zurückzukehren... unter einem lachenden und leuchtenden Himmel, unter dem man die wilde Sinnlosigkeit menschlichen Massenmordes als zehnfach sinnlos empfindet. Was im Zuge sitzt, hat irgendwie Beziehungen zum Kriege. Ein hübscher junger Hauptmann mit seiner hübschen jungen Frau fällt auf, er fährt zu seinem Regiment, und sie gibt ihm noch eine Strecke Weges das Geleite. Und als er seinen Bestimmungsort erreicht hat, ausgestiegen und ihren festhaltenden Micken ent- schwunden ist, da sitzt sie da, hält das Taschentuch vors Gesicht gepreßt.., und schluchzt... und schluchzt... und Hunderttausende haben so in diesen Tagen W schied genommen. Es lebe der Krieg! Doch auch seltsame Käuze bringt der Krieg aus die Beine. Ein geheimnisvolles Subjekt streicht im Korridor scheu an uns vorbei und slüstert uns mit geheimnisvoller Miene zu, er sei Kurier der österreichischen Regierung. Und drin in einem Abteil sitzt in breiter Behaglichkeit ein leibhaftiger Sachse aus Dresden , dem kein Mensch ansieht, daß ihm der Massenmovd zum Geschäft wird. Und doch erzählt er lächelnd und mit Fouer den deutsch - sprechenden Mitreisenden, daß er Vertreter einer großen chemischen . Fabrik sei und beim serbischen Kriegsminister erheblich« Be- stellungen auf ein Präparat für antiseptische Wundbehandlung durchgesetzt habe... und er demonstriert mit ein paar Hand- griffen: eine Tablette, in Spiritus gelöst, auf die Einschußöftnung, ein« zweite aus die Aiisscknißöffnung, und eine Kugel im Bauch wird fast zur Wonne und Wohltat... Jetzt fahre er übrigens nach Sofia zum bulgarischen KrieoKministcr. Es lebe der Krieg, damit die Dividenden und die Speien steigen! Nisch! Endlich Nisch ! Einen Fiaker, hallo, und in die Stadt! Ueber Frauen und� Städte soll man lieber schweigen als Söhlechtes reden. Für Nisch . die zweitgrößte serbisch« Stadt mit rund 20 000 Insassen, ist demnach Schweigen die rücksichtsvollste Aufmerksamkeit. Im Hotel Orient es ist zienflich das„feudalste" der Stadt— Neukölln wird mit dem Verkaufe de? von der Stadt Berlin bezogenen russischen Fleisches in den nächsten Tagen, spätestens am Montag, den 23. Oktober, abends beginnen. Zum Ver- kaufe des Fleisches hat sich eine größere Anzahl Fleischer bereit erklärt. In einer Besprechung, die ün Rathause am heutigen Freilag stattfindet, werden den- Fleischern: die nötigen Instruktionen über die Abnahme und den Verkauf deS Fleisches erteilt. Gleichzeitig sollen einige Vertrauensleute mit der städtischen Kam- Mission zusammen die Oberleitung und Kontrolle des Verkaufs über« nehmen und die Preise für den Detailverkauf festsetzen. Die Verkaufsläden werden durch besondere Plakat« kenntlich gemacht werden. Von dem von Berlin importierten Fleisch entfallen aus den hiesigen Verkauf nach den getroffenen Abmachungen vorläufig 180 Zentner, die aber nach Möglichkeit vermehrt werden sollen. DaS Fleisch ist von einigen Mitgliedern der hiesigen Kommission im Berliner Schlachthofe besichtigt und von guter Qualität befunden worden. Zu dem in Tempelhof in der Ringbahnstr. 60 am Mittwoch er« richteten Rindfleischverkauf herrschte ein starker Andrang. Bereits eine Stunde vor Schluß der angesetzten Verkaufszeit war das Fleisch ausverkauft. Unter den Käuferen befanden sich selbst besser situierte Frauen. Boraussichtlich findet der Verkauf des Fleisches jeden Mon« tag, Mittwoch und Sonnabend statt. Auch in Spandau soll der Verkauf russischen Rind- und Schweine» fleisches, das durch Vermittelung der Stadt Berlin bezogen wird, in den nächsten Tagen stattfinden. Die dortige Schlächterinnung hat sich bereit erklärt, das Fleisch zu den von einer gemischten Kam- »nssion festgesetzten Preisen getrennt vom inländischen Fleisch zu ver- kaufen. » Liegt der Weigerung der Fleischer ein System zugrunde? Die Stadt Düsseldorf hat den Bezug von Rind- und Schweinefleisch in die Wege geleitet. Zweimal bereits sind größere Mengen von Rindfleisch angekauft worden und durch Vermittelung der Fleischerinnuug durch Düsseldorfer Metzger zu festgesetzten Preisen verkauft worden. Am Mittwoch sollte nun auch Schweine- fleisch zum Verkauf kommen. Kurz vor dem Vorkaufstermin zog die Stadtverwaltung die den Zeitungen erteilten Jnseratenaufträge zurück mit dem Bemerken, die Fleischerinnung hätte sich geweigert, den Verkauf des Schweinefleisches durch seine Mitgliedor in die Hand zu nehmen. Vor kurzem noch wurde in einer von der In» nung arrangierten Versammlung der Metzger von dem Vorsitzenden konstatiert, daß„keine Stadt in Deutschland die Fleischermristei: so in Schutz genommen habe wie Düsseldorf ". Trotzdem nun diese Weigerung! Die Düsscldorfor Verwaltung ist übrigens noch be- kannt geworden durch den Ausspruch ihres Oberbürgermeisters. man wolle keine dauernden Einrichtungen zur Regulierung der Preise schaffen, da das zum Kommunalsozialismus hinführe. Auch in München haben die Fleischer es abgelehnt, das au? Dänemark eingeführte Rindfleisch zu verkaufen, so daß der Fleisch- verkauf nach der Freibank verlegt werden mußte. Der Münchener Magistrat beabsichtigt, jetzt eigene Fleischverkaufs» st e l l e n einzurichten. Die Fleischerinnung in Dan zig lehnte eS ab, ausländische» Fleisch zu verkaufen. « Die Fleischpreise sind noch nicht znm Stillstand gekommen. In der ersten Hälfte des Oktober stellten sich die Preise für Schweinefleisch auf 186,7 Pf. für daS Kil-gramm gegen Ißß.S�Pf. in der zweiten Hälfte des September. Teuerer geworden ist in dieser Zeit außer dem Sckweinefleisch noch das Kalbfleilw um 0,6 Pf., der Speck um 3,8 Pf., der Schinken um 0,4 Pf. und das Roßfleisch um 0,1 Pf. für das Kilogramm. Billiger ist nur daS Rliidfleiich um 1,3 Pf. und das Hammelfleisch um 2,2 Pf. geworden. Wie kolossal die Preise im letzten Jahre gestiegen sind, zeigt folgende Gegenüberstellung der Preise in der ersten Hälfte deS Oktober und die Preise in der ersten Hälfte deS September v. I. ES kosteten daS Kilogramm, in Pfennigen ausgedrückt: Rindfleisch Kalbfleisch Hammelfleisch Schweinefleisch 1912.. 194,0 206.4 196,6 186.7 1911.. 169,9 187,6 149,8 149,8 wurde das Nachtlager aufgeschlagen. ES genüge die eine Fest» tellung: es hieß nicht nur Hotel Orient, es war auch Hotel Orient. Doch still, denn der Mensch begehre nimmer zu schauen, was die Götter gnädig verhüllen mit Nacht und Grauen! Neben ein paar großen Häusern europäischer Bauart, zwei oder drei Fabriken, sehr viel Kasernen ist Nisch ein langgestrecktes Ge- wimmel niedriger Baracken— auch türkische Häuser mit Holz- Veranden find nicht selten. Aber das Wesentliche sind doch die Ka- «rnen, denn auch in Friedenszeiten ist Nisch ein Waftenplatz ersten Ranges. ES beherrscht die Straßen nach Bulgarien und Maze- donien und ist nicht, wie unkundige Thebaner behaupten, durch modern« Sperrforts geschützt, sondern aus den hohen Berghängen, in deren Talkessel Nisch sich au»dehnt, erheben sich nur drei isestungSwerke älteren Systems, die sich— o Ironie!— mit der Mündung ihrer Kanonen gegen den bulgarischen Bundesbruder richten. In den letzten Tagen vollends glich die Stadt einem Heerlager, Regimenter um Regimenter wurden hindurchgeschoben. und immer noch wimmelt es von Nachzüglern... Bei der Pionier- kaserne kampiert ein Ersatzbataillon, und eS entwickelt sich hier. mit Zelten und Bivuakfcuern, mit Spanferkeln, die am Spieß ge- braten werden, und großen Suppenkesseln, daS. was man Lager- romantik nennt, eine Romantik, die sich mit dem Augenblick in Grauen und Entsetzen wandelt, da daS erste Schrapnell in die dampfende Suppe in Gestalt von Bleikugeln sein Pfeffer und Salz schüttet. Wo so unbedingt daS Militär herrscht wie in Nisch , wird jeide» remde Menschenkind, zumal wenn es mit einem Photographen- apparat umherläuft, zum Brennpunkt des allgemeinen Mißtrauen?. Was in Deutschland chronisch ist, die Spionenfurcht. daS ist in Serbien seit dem Tage der Mobilmachung akut, und in jedem lowakischcn Mausefallenbändler wittert man einen verkappten österreichischen Generalstäbler. Wo so unbedingt das Militär berrscht, war auch keinerlei Aussicht, weiter zu gelangen, nach Vranja oder gar nach dem schon historischen Ristowatz. Alle Ver- uche, eine Möglichkeit zu schaffen, prallten an der Unerschütterlich- keit der Kommandobehörden ab. Da gab es interessante Typen. Nummer«in» war ein Oberleutnant der Kavallerie. Der sprach etwa wie«inst der-Herr Gröber im Deutschen Reichstag von der Presse.„Nachher können die Zeitungen schreien, jetzt schreien wir!' Und er schrie wirklich nicht unbeträchtlich... bis sich herausstellte, daß der Mann im Hauptberuf das unkriegerisch« Gewerbe eine» Bankiers ausübte und bis er artig und nett wurde. Dann war da ein Reiteroberst, lang und kühl wie die Tugend. Der war die Korrektheit selbst und sagte eisig:„Sie tun am besten, wenn Sie 'osort nach Belgrad zurückkehren!" Unld dann war>da ein Pracht» füll, ein alter Divisionär, ein eisgrauer General, ein braver General, ein wackerer General, kurz und gut. ein General, wie er im Buche steht. Der hob sich ans die Zehenspitzen, krächzte ein phantastisches Französisch, rasselte dräuend mit den furchtbar vielen Orden und war im übrigen ein so sympathischer alter Herr, daß noch mancher Sliwowitz für ihn im Lande Serbien wachsen möge. Wer aller Reden klangen in einem zusammen: Halt! Nicht weiter! So heißt es denn wieder einmal, sich in der echt orientalischen Tugend der Geduld üben.„Jawasch!" sagt der Türke, zu deutsch : Gemach! Jawasch! Jawasch l!
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten