warten, daß diese Einwirkung sich sofort in groben, Masje geltenbmacht. Wir werden in dieser Beziehung einige Zeit vergehenlasse» müssen. Ich kann aber mitteilen, daß Köln, Bonn, Mülheim,Tilsit. Barmen, Essun. Elberfeld, Hantborn, Solingen und andereStädte ei»Herabgehen der allgemeinen Fleischpreiseinfolge der Maßnahmen der Komniunen melden. Ich will hieran?keine großen Schlüsse weder für die Gegenwart, noch für die Zu-kunft ziehen, denn wir können nicht schon jetzt erwarten, daß sichder Erfolg der Maßregeln unmittelbar zeigt. Ich möchte davorwarnen, daß, wie es der Abgeordnete Dr. Wremer getanhat, und wie es auch von anderer Seite geschehen ist,schon jetzt das Verdikt abgegeben wird, das, was geschehensei, hätte keinen Erfolg gehabt. Wir müssen, wie gesagt, zunächsteinmal abwarten, welche Erfolge sich ergeben. Ich kann es alseinen außerordentliche» Gewinnst schon jetzt begrüßen, daß so zahl-reiche, gut verwaltete.Kommunen so tarkräftig eingegriffen haben,um einer übermäßigen Höhe der Marktpreise entgegen zu treteu,Außer den vorübergehenden Maßregeln haben bereits die Stadtver-waltungen auch dauernde Waßnahmen teils schon getroffen, teilsin Aussicht genommen. Es handelt sich dabei beispielsweise umSchweinemästerei im großen. Ans der Presse wissen Sie, daß manin Köln mit diesem Gedanke» umgeht, aber auch andere Städtehaben ähnliches in Allssicht genommen. Ich rechne weiter dahinfolgendes: Mehrere landwirtschaftliche Viehvenoertungsgenosseirschaften, namentlich die Pommersche, haben den großen Städten, wiezum Beispiel Berlin und Stettin, das Angebot gemacht,wöchentlich eine bestimmte Anzahl von Schweinen auf den Markt zuliefern und zwar zu Preise», welche für die Dauer von fünfJahren festgesetzt werden. Zu einer Verständigung darüber istes»och nicht gekommen. Ich gebe zu, daß es sich dabei für dieStädte vielleicht um Fragen handelt, die noch nicht nachjeder Richtung geprüft worden sind. Aber ich bin der Ansicht.daß man es sich ernstlich überlegen sollte ob nicht i-urchderartige Verbindungen von landwirtschaftlichen Genossenschaftenmit den Städten eine wesentliche Verbesserung unseresFleischlnarktes herbeigeführt werden kann.(Beifall.) Es sind aufunserem Fleisännarkt noch eine ganz« Anzahl weiterer Maßnahmenzu prüfen. Unsere Fleischpreise, namentlich die Preise für Schloeine-fleisch, zeichneten sich durch ganz ungewöhnlicheSchwankungen seit einigen Jahren aus, Schwankungen, dieihr« Erklärung nicht finden in den natürlichen Schwankungenzwischen Angebot und Nachfrage, in den Schwankungen der Kostender Produktion in den einzelnen La»deSteilen. Ich glaube,daß diese.Schwankungen noch darüber hinausgehe» unddaher kommen die sich immer wiederholenden Klagenüber unnatürliche Spannungen zwischen Vieh- und Fleisch-preisen. Man führt zum Teil diese Erscheinungen mitzurück auf die Kredit« und Abhängigkeitsverhältnisse, welche sichnamentlich auf de» großen Märkten zwischen den am Geschäft be-teiligten Personen, zwischen Komniissioliäre», Händlern und Fleischernergeben. Ich halte es für erforderlich, daß diesen Kragen, überdie seit Jahren gesprochen und geschrieben wird, daß man versucht,diesen Fragen auf de» Grund zu gehen. ES wird zu diesem Zweckin kurzer Zeil im ReichSamt des Innern eine Kommission zusammentreten, in der alle Beteiligten vertreten sein werden.(Beifall.) Ich hoffe, daß die Arbeit dieser Kommission manchesaufhellen und dadurch Nutze» in die Gel'aniihcit bringen wird. Ichkomme nunmehr zu den Maßregeln, mit denen die Regierung dieViehzucht fördern soll. Die fortschrittliche Jitterpellalionfordert in dieser Beziehung die Aufhebung der Futter-m i t t e l z ö l l e. Auch das ist eine ReichSangelegenheit. und ichmuß daher davon Abstand nehmen, mich dazu in extenso zuäußern. Ich tan» um so mehr darauf verzichten, als ich meineStellung zur Frage der Suspension und Aufhebung wiederholtim Reichstage und noch vor einem Jahre dargelegt habe. Ich habemich bei all diesen Gelegenheiten alsein Gegner der Zollsuspcnfione«und der Aufhebung der Futtermittelzölle ützeichnet. Das babe ich auch im vorigen Jahr« getan, zu einerZeit, wo wir bekanntlich unter einem Futtermangel fürdas Vieh litten. Heute stehen wir glücklicherweise einer reichenFuttermittelernle gegenüber, und außer den gewonnenen Futtermittel» ist ja leider manches sonstige Getreide so schlecht geerntetworden, daß es nicht mehr eine verkaufsfähige Ware darstellt, sondern verfüttert werden muß. Also wir befinden uns indieser Beziehung heute jedenfalls in einer sehr viel günstigerenPosition wie im vorigen Jahre. Deshalb sind die prinzipiellenBedenken, welche ich gegen jede Aenderung der Zölle habe, heutenoch sehr viel stärker als im vorigen Jahre. Ich möchte michunter dem Vorbehalt, daß ich doch wahrscheinlich im Reichslugnoch über diese Sachen zu sprechen haben werde, heute auf diesewenigen Worte beschränken. Ich glaube also, daß dies kein Wegist, welcher geeignet sein würde, unsere Viehzucht weiter zu fördern.Bei der Vergrößerung unseres Viehbestandes spielt die Kullivierungunserer Moore, der Oedländereien eine sehr wichtige Rolle. Neuegroße Fulterinengen können unzweifelhaft gewonnen werden, wennwir diese Niederungsmoore in entsprechender Weise kulti«Vieren. Es sind von solchen Niederungsmooren bereits ent-wässert 1500�)0 Hektar, für weitere 300 000 Hektar sindEntwässerungsprojekle fertig oder in Vorbereitung. Wir werdenfür die Kultivierung solcher Moore sowohl von Staats wie vonProvinz wegen noch mit sehr viel größeren Mitteln eingreifenmüssen, als es bisher der Fall gewesen ist.(Sehr richtig!) Wirwerden deshalb beträchtliche Erhöhungen der betreffenden Fonds imEtat vorsehen und hoffen auf Ihre Zustimmung.(Bravo I) Für dienötige Aufsicht über diese entlvässerien Wiesen soll durch eine der«mehrte Anstellung von Kreiswiesenbamneistern Sorge gelragenwerden. Wir werden außerdem un, eine nicht unerheblicheErhöhung fast aller derjenige�» Fonds bitten,welche zu einer direkten Unterstützung der Viehzuchtbestimmt sind.(Bravo I rechts.) Für eine Hauptaufgabe halte ichauch die Förderung der inneren Kolonisation.(Bravo I) Es ist bekannt und erwiesen, daß für dieMengenproduktion von Schlachtvieh die Leistungsfähigkeit desGrundbesitzes ungefähr im umgekehrten Verhältnis zu seinerGröße steht. Ich habe Ihnen bereits über den An-teil unseres KleinvesitzeS an der Schweinezucht die Zahlen ange-geben. An der Grenze seiner Leistungsfähigkeit ist der Kleinbesitzmeiner Uederzeugung nach noch lange nicht angelangt. E« ist nurerforderlich, daß er sich der Schweinezucht unter gesicherten Verhält-Nissen widme» kann(Sehr richtig I recht»), und daß ihm keine über-mächtige, überseeische Konkurrenz entgegeustebt.(Sehr richtig I) Ge-schähe das, so würde der Aulrieb. die Viezncht zu vergrößern,schwinden. Vermehren wir unsere» Kleinbesiy, so bin ich uberzeugt,wird sich auch der Umfang der Fleischprvduktion in stark auf-steigender Kurve entwickeln. Die Hauplsorge ist die Beschaffungde? nötige» Landes. Zu diesem Zweck werden wir zu-nächst etwa 12 Millionen Mark von Ihnen erbitten, die unsin den Stand setzen sollen, die staatlichen Hochmoore inO st s r i e s l a n d, die etwa 16 000 Hektar umfassen, urbar zuniachen. Wir werden außerdem geeignete Domänen reich-sicher als bisher den Siedelungögefellichasten für die Zwecke derinneren Kolonisation zur Verfügung stellen.(Bravo I) Außer denDomänen, welche der ÄnsiedelungSkommission überwiesen worden sind,find im Jahre 1312 rund 4000 Hektar Domanialland zur Besiedelungverkauft worden. Aber wie getagt, ich bin überzeugt, daß wir ,ndieser Beziehung mehr tun müssen, als wir bisher getan haben(Sehrrichtig I), namentlich in denjenigen Landesteilen, wo der kleine undmittlere Besitz schwach vertreten ist. Wir beabsichtigen ferner.den bestehenden Siedelungsgesellschaften den Landankaus da-durch zu erleichtern, daß wir ihr Stammkapital durch Uebernahniegrößerer StaatSanteile vennehre». Wir wollen weiter für de»Zwischenkredit in der Zeit zwischen dem Ankauf des Gute» undseiner Besiedelung stärker sorgen als bisher. Es wird sich fernerempfehlen, daß die Beleihung neu zu bildender Rentengüter biszu«,.0 gestattet wird und daß Schwierigkeiten beseitigt werden,welche sich dem Abverkauf befledekungßfähtger Güter aus derHypothekenbelaftung entgegenstellen. Wir werden Ihnen inall diesen Beziehungen demnächst Borlagen machen, und ichhoffe, daß Sie diese Vorlagen annehmen werden. Den bestehenden KolonisalionSgesellschaften beabsichtigen wir eine neuein Schlesien hinzuzufügen. Sie ersehen daraus, wir wollen dasbestehende System für unsere innere Kolonisation stärken und ver-bessern. Ich halte das für zweckmäßiger, als wenn wir etwa mitdeni Projekt der Gründung einer neuen staatlichen Anfiedlungs-behörde an Sie herantreten wollten, die wir vielleicht mit einergroßen Summe nach außen hin ausstatten und die dann ä tontprix kolonisieren soll. Einem solchen Projekt wurde entgegenstehen,daß wir damit den G r u n d b es i tz noch mehr mobilisierenals er bisher leider schon ist und die Grundvreise in ungesunder Weisesteigern würden, und daß es wahrscheinlich sehr schwer sein würde, audiesem Weg« leistungsfähige Ansiedler zu schaffen, und darauf kommt esdoch an, daß sie unter wirtschaftlich gesunden Bedingungen nicht zuteuer arbeiten. Mir scheint auch, daß sich unser bisheriges Systemder inneren Kolonisation doch nickt so schlecht bewährt hat, wie mandas vielfach aussprechen hört. Neben 20 000 Stellen, die die Ansiedelungskommisfion neu geschaffen hat, stehen IS 000, die in denletzten 20 Jahren unter Mitwirkung der Generalkommissionen zustandegekommen find. Durch die Siedelungsgesellschaften in Ost«Preußen, Pommern, Brandenburg, von denen die letzterenoch ganz jung ist, wurden 131 l rund 600 Stellen neu gegründet.Daneben geht die ohne behördliche Mitwirkung erfolgende privateKoloniiation. Ich erwarte mit Bestimmtheit, daß die Tätigkeitder Ansiedlungskominission mit den Maßnahmen, von denen ichsprach, und die zum größten Teil von den in den SiedelungSgesell-schaften selbst rätigen Personen angeregt worden sind, eine bessereund umfangreichere sein wird als bisher. Die BefiedelungsgeseEschaffen können und müssen im Laufe der Zeit dahin kommen, ihreTätigkeit, ich will einmal sagen, in jedem Jahr« zu verdreifachenGeschieht das, dann werden wir in derZeit eines Men-schenlebrnS— eS hanorlt sich um eine(s�age, die nicht rn einemTage gelöst werden kann— doch zu Resultaten kommen, die fichsehen lassen köimen.Anlaß zu diesen Bemerkungen über die innere Kolonisation gabdie Frage der Vermehrung der Fleischvcrsorgung. Die große Be-deutung der inneren Kolonisation reicht aber weit darüber hinaus(Sehr richtig!) Wir stehen einer starken Abwanderung derBevölkerung vom platten Lande gegenüber, einem Still«stand, ja Rückgang vieler kleiner Landstädte und einer ZusammenPressung großer und immer größerer Meuschenmassen in großenStädten. Diese neue Völkerwanderung, die sich in der Verschiebungunserer Bevölkerung vollzieht, bringt Umwälzungen mit fich. dieman versucht sein könnte, als von elementarer Natur zu bezeichnen.Physisch und moralisch, wirtschaftlich und sozial wandeln sichVolkscharakter und Struktur des Volkskörpers um. Man sagt mitRecht, daß ein Staat abstirbt, der nicht immer wieder aufs neueaus seinem Landvolk sich verjüngen kann.(Sehr richtig!) Uiiserestark wachsende, vielfach allein auf den AuSlandSexport angewieseneIndustrie bedarf mit ihren Hunderttauienden von Arbeiterneines Gegengewichts in einer kräkligen, fest fundamentierten undvom Auslaiide möglichst unabhängigen Ackerbau treibendenBevölkerung.(Sehr wahr!) In den Großstadtzentren zwingtdie Menschenmassierung zu kolonisatorischer Wohnungspolitik in denBezirken der Städte und ihrer Vororte. Für den Gesamtstaat erwächstdie Aufgabe, der Abwanderung vom Lande und dem Aufsaugung�Prozeß, der von den großen Städten ausgeht, mit allen Mittelnein Paroli zu bieten.(Sehr gut I bei den Nationalliberalenund rechts.— Zuruf des Abg. Ströbel(Soz.): Paroli ist gutlEnteignen I) Diese« Problem hängt eng zusammen mit der Gründlbesitzverteilung.(Sehr gut l links.) Das ist, wie ich glaube, durchdie Darlegungen namentlich des Professor« S e r i n g unwiderleglichnachgewiesen.(Sehr richtig I links.)Der Adflutz hat fich al« besonder« stark dort gezeigt, wo der Groß-grundbesitz ein« absolut vorherrscheudr Stellung hat.(Lebhafte Zustimmung links.) Wollen wir die Landbevöllerungstärken. so können wir es nur durch eine Verstärkung undVermehrung unserer Bauernstellen.(Erneute lebhafte Zustimmungund Beifall links.) Diese Aufgabe steht hoch über allen parteilpolitischen Gegensätzen.(Sehr richtig!) Wer innere Koloni-s a t i o n treiben will, weil ihm der Stand des Großgrundbesitzesist, und ihn am liebsten ausrotten möchte, derder würde unserer Landwirtschaft und unseremund Uebel zufügen.(Lebhafte Zustimmunger einer Utopie nach. Worauf es ankommt.enpolitisch zuwiderdenkt unhislorisch,Staat nur Verderbenrechts.) Praktisch jagtmittleren und des Kleinalle dein Grundbesitz zu«ist die Mischung de» großen, de«betriebe«(Sehr richtig!) Sie kommengute.(Sehr richtig!)E« ist unmöglich, im Rahmen der beutigen Debatte das Problemder inneren Kolonisation in seinen Hauptzügen oder auch nur an-deutungsweise zu behandeln. Aber wir stehen vor einer Aufgabe,an der der Staat mit allen seinen Beamten und an der alle Parteienfreudig und tatffästig mitarbeiten sollen. Friedrich der Großehat gesagt:.Menschen erachte ich für den größtenReichtum". Und wie er diesen Satz verwirklicht wissen wollte,hat er durch seine großartige kolonisatorische Tättgkeit gezeigt. Ausdein friderizianische» Preußen mit seinen 6 Millionen Einwohnernist ein Staat mit 40 Millionen Einwohnern geworden. Sorgen wirdafür, daß immer zahlreichere Existenzen in diesem Staat mit dembeimische» Boden fest verankert werden; damit werden wir unserenStaat gesund und stark erhalten.(Lebhafter Beifall bei denNattonalliberalen, dem Zentrum und recht«.)Das Haus beschließt einstimmig die Besprechungder Interpellation.Dr. v. Heydebrand(l.): Vom Standpunkt de« Konsumenten ausmuß ich bekennen, daß die gegenwärtige" Fleischteuerungnicht unerheblich höher i st, als durch die Steige-rung der Preise anderer Produkte gerechtfertigtwerden könnte.(Hört, hört l) Wir haben es in der Tal miteiner Kalamität zu tun. die weite Kreise der Bevölkerung sehr be-drückt. Wir sind der Regierung dankbar, daß sie mit allen Mitteln,die ihr zu Gebote stehen, vorgegangen ist. Ich bin erstaunt, daßseitens der Kommunen die Initiative der Regierung nicht überallbereiiwillig enigegenaenommen ist, die doch so überraschend günstigeErfolge in der Herabminderung des Preises gehabt hat. Auch dieErleichlerungen für die Zufuhr de« Fleisches und Vieds billigen wir.Aber die Regierung hat noch nichl alles gelan. Sie hatte auf-klärend und belehrend auf die Bevölkerung wirken müssen,(Heilerkeit links.) Wir haben bei der F i n a n z r e s o r m gesehen,wohin eS führt, wenn diese Aufklärung unterlassen wird.Bei den Reichstagswahlen haben wir ja die Quittung bekommen.(Abg. Hoffmann(Soz.): Es schmerzt immer noch!— Heiterkeit)Die amtliche Feststellung der Lebensmittelpreise würde den innerenMarkt wirksam beeinflussen können.— Unsere Landwirlschaft liefertso viel Vieh und Fleisch, daß das Angebot nur um wenige Prozenthinter dem Konsum zurückbleibt. Der Fehler ist nur. daß dasFleisch nicht in die richtigen Bahnen geleitet wird. Für die Er«klärung deS Ministerpräsidenten. daß er an unserer Politikder Schutzzölle nicht rütteln lassen wird. bin ich ihmaufrichtig dankbar im Interesse der Landwirtschaft.Versucht-inserer Militärverwaltung anfcng« der 30er Jahre mitefrierfleisch sind gescheitert. Auch gehört zu seiner Ein-sührung und Verarbeitung erhebliches Kapital. Wir machen alsounsere Volksernährung nicht nur abhängig vom Auslande, sondernauch von dem Großkapital. Für die innere Kolonisation sind auchwir, aber sie nützt gar nichts, wen» nicht gleichzeitig ein aus-reichender V i e h s ch u tz da ist. Wenn Sie dielen Schutzlahmlegen, treiben Sie die kleinen Landwirte nur in dasProletariat.(Sehr richtig! rechts.) Die Versorgung unseres Volkesmit gesunden, ausreichenden, vom Ausland unabhängigen Nahrungs«mittel» ist eine nationale Frage ersten Ranges. So be-dauerlich die jetzige Kalamität ist, sie wird doch die Erkenntnisfördern und Wege weisen, um vorzubeugen, daß ähnliche Verhält-nisse nicht wieder vorkommen. So wird auch die jetzige Zeit, die1 wir alle beklagen, am letzten Ende hoffentlich dem preußische»Volk zum Segen gereichen.(Lebhafter Beifall rechts.)Abg. Herold(Z.): Wir sollten in solchen Zeiten der Teuerungnicht immer nach dem Ausland rufen, sondern unserZiel muß sein, unsere einheimische Produktion so zu fördern, daßwir vom Auslande unabhängig werden. Für die Fleischversorgungist die Hauptsache die Stärkung des kleinen Besitzes. Allein durchdie Kultivierung der Moore könnten jährlich 10 000 DoppelzentnerFleisch produziert werden. Das Fleischbeschaugesetz wollenwir nicht abändern. Das Vorgehen der Städte ist erfreulich.Es ist anzuerkennen, daß die Regierung praktische Mittel angewandthat. Ob alle vorteilhaft sind, muß man abwarten. Wir hoffen.daß wieder normale Zeiten kommen. Dazu müssen alle Parteienhelfen. Man sollte solche Notstände n'cht politisch aus-nutzen. Das deutsche Volk hat groß« Probleme gelöst. Es wirdauch mit dem Teuerungsproblem fertig werden.(Beifall imZentrum.)Abg. Dr. Engelbrecht(fl.); Wir erkennen einen Notstand an.haben aber nach den Erklärungen des Ministerpräsidenten das Ver-trauen, daß die Teuerung nur vorübergehend sein wird. Er-freulich ist. daß sich auch die Regierung klar gegen eine Aufhebungdes z 12 des Flei,chbeschaugesetzes ausgesprochen hat.Abg. Korfanty(Pole): Man spricht von innerer Kolonisation,dabei vernichtet man unseren Bauernstand in Oberschlefien,man treibt unsere Leute von der Scholle. Der Land-wirtschaftsminister sorgt mit seiner Zustimmung zur Enteignungdafür, daß künstlrch Sozialdemokraten geschaffenwerden. Die innere Kolonisation wird von der Mehrheit diesesHauseS und von der Regierung zu politischen Zwecken miß-braucht.(Unruhe rechts.) Konservative Leute treten das Privat-eigenwm mit Füßen.(Lachen rechts.) Auch in den Ostmarkenmachen fich die Junker breit. Im Kreise K a t t o w i tz besitzen derHerr von Ti e l e- W i n ck l e r und der Fürst He n ckel«DonnerSmarck zusammen allein 5000 Hektar. DaS sind diegeeignetsten Objekte zur Enteignung. Ueber die Schande ihre«EnteignungSgesetzeS wird unsere Bevölkerung mit«bscheuhinweggehen.(Unruhe rechts, Vizepräsident Dr. P o r s ch ruft denRedner zur Ordnung.)Landwirtschaffsmmister Freiherr v. Schorlemer: Man hat derRegierung vorgeworfen, sie hätte nicht rechtzeitig für Belehrung derBevölkerung Sorge getragen. Aber w o soll die Regierung aufklären.In der„Norddeutschen Allgem. Zeitung' ist es ge-schehen. Wer da? gelesen hat, weiß ich nicht(Heiterkeits. Im übrigenteht die Presse in der Hauptsache im Dienste einer bestimmten Anschauung.DerReglerung ist es nicht möglich, selbst durch die KreiSblätterberuhigend zu wirken. Aufgeklärt haben wir soweit wir konnten,oder sollten wir etwa zu Publikationen lan den Litfaßsäulen greifen.(Heiterkeit.) Durch die Maßnahmen der Regierung ist an den gesetz-lichen Bestimmungen nichlS geändert, auch nichts durch Interpellationen.£8 bandelt sich n u r um Abänderungen veterinärpolizeilicher Vor-.chriften über die Einfuhr von Fleisch auS dem Auslände. DieHauptsache war. rasch zu helfen durch Zulassung von Ausnahmen,die erstens nur vorübergehend sein sollten und zweiten« nurunter beffimmten Bedingungen eintreten. Holland ist vollständigseuchenfrei.Die Tätigkeit der Kommunen ist sehr dankenswert. Ich hoffe,die Städte werden in weiterer Vereinbarung mit den landwirtschaff-lichen Absatzgenossenschaffen dauernd auf die Preisbildung an dengrößeren Märkten einwirken.Von einer allgemeinen Notlage kann maunicht sprechen, denn wir habe« reichlicheVorräte an Gemüse nnd Kartoffeln,deren Preise so günstig sind, wie wir fie lange nicht gehabt habe».Leider verstehen viele Frauen nicht die Zu-bereitung dieser Nahrungsmittel und werfenich lediglich au« diesem Grunde auf dt« Zu-bereitung de« Fletsche», und dann gibt e«Fleisch, Fleisch«nd immer wieder Fleisch.Such eine Förderung der Kaninchenzucht würde dem Fleischmangelvorbeugen. In Pari« werden jährlich 300 000, in London 500 000Kaninchen verzehrt.— Auf die Ausführungen deS Abg. Korfantywerde ich bei der Interpellation über das EnieignungSgesetz ein-gehen. Jedenfalls hat er mit seinen Uebertreibungen seiner Sachenicht gedient.(Beifall.)Die weitere Besprechung wird auf Sonnabend 10 Uhr vertagt.Auf eine Anffage deS Abg. Liebknecht erklärt PräsidentGraf Schwerin-Löwitz, daß er die Petitionen der Justiz-unterbeamten für die Tagesordnung de« Montag vorschlagen werde.Schluß 5 Uhr._Clnc fortgesetzte Versammlung- ollereine neue?Bereinsrechtliche«.Gegen boS RrichSvereinsgesetz sollen unsere im sechsten BerlinerReichStagSwahlkreiS tätigen Genofsen, Alfred Paersch und JohannRussow verstoßen haben, als Leiter von zweien jener Protest-Versammlungen, die in ganz Berlin nach dem im preußischen Land-tag gegen unsere Abgeordneten. Borchardt und Leinert verübten Ge-tvaltakt einberusen, wurden. Wegen des übergroßen Andranges derVersammlungsbesucher, von denen. Tausende keinen Zutritt mehr zuden rasch gefüllten Sälen finden konnten und draußen wartenmußten, sahen im„Stadttheater Moabit" Genosse Paersch und inden„Pharussälen" Genosse Russow sich gezwungen, die Versamm-lungen in Nebenräumen fortzusetzen, damit alle Erschienenen daranteilnehmen könnten. Pckdrsch setzte die im Saal begonnene Versanian-lung mit demselben Bureau und demselben Referenten im dicht be-'etztero Garten fort, wohin auch der überwachende Polizeileutnantolgte. Ebenso ging Russow zur Fortsetzung der im großen Saabbegonnenen Versammlung mit dem Bureau und dem Referenten, ineinen von Versammlungsteilnehmern gefüllten anderen Saal unddann auch noch in den, gleichfalls gefüllten Garten, immer begleitetvon dem überwachenden Polizeileutnant. Daß, die Versammlungs»leitet nicht für die Fortsetzung der nur verlegten, Versammlungen,noch die Erfüllung besonderer Formalitäten für nötig gehaltenhatten, wurde hinterher von der Polizei als Verstoß gegen Bestimmungen des Vereinsgesetzes aufgefaßt. Sie meinte, Paersch hätteür die angeblich neue, im Garten abgehaltene Versammlung eineGenehmigung einholen müssen� wie sie für Versammlungen unterreiem Himmel erforderlich ist. Auch Russow habe die Pflicht ge-habt, für die angeblich neuen Versammleingew zuvor noch die Polizeizu bemühen, für die Versammlung im zweiten Saal durch eine Au-Meldung, für die im Garten durch Ersuchen um Genehmigung. DieStaatsanwaltschaft war derselben Meinung und erhob Anklagegegen Paersch und Russow.Nachdem vor dem Amtsgericht Bcrlin-Mitte(Abteilung 137) ineinem früheren Termin wegen Ausbleibens der beiden als Zeugegeladenen PolizeileubnantS die Sach- vertagt Wörde:" war, kam esgestern zur Entscheidung. Die Verhandlung drehte sich um diefrage, ob die Veranstaltungen in den Nebenräumen nur als Ver-sammlungsfortfetznngrn oder als neue Versammlungen anzuseheneiea. In, der Beweiserhebung wurden über den Sachverhalt ver-nomrnen, die beiden, Referenten, Laudtagsvbgeordneter Genosse,Liebknecht für die„Pharussäle" und Landtagsabgeordneter GenosseHirsch für„Stadttheater Moabit", sowie mehrere an der Leitungder Versammlungen, beteiligte Personen, für die„Pharussäle" dieGenossen, Steffler und Glowe und für„Stadtthcater Moabit" Gr-nasse Fröhlich. Keiner wwßte davon, daß die Versammlungen schonin de» Hauptsälen wirklich geschlossen Warden seien« und eS hatte auch