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Nr. 252.

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Ericheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

29. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. zeile oder deren Raum 60 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Bereins­und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgedrudie Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 10 fg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Borte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis bühr nachmittags m der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adreffe: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.

Parteigenossen!

Der Parteitag der Sozialdemokratie Prenßens findet am Montag, den 6. Januar 1913 und folgende Tage im Saal IV des Berliner   Gewerkschaftshauses, Berlin  , Engelufer 15, statt. Die vorläufige Tagesordnung lautet:

1. Bericht des geschäftsführenden Ausschusses. Referent: Genosse Eugen Ernst  .

Sonntag, den 27. Oftober 1912.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1984.

Auch der Antrag Storell gehört in die Kommission. Dagegen können wir den Antrag Gothein und die von Gothein aufgestellten Forderungen annehmen, mit Aus= nahme der strittigen Frage der Ermäßigung der Getreidezölle. Dann kommen wir zu einem ein­mütigen Votum..."

Schädigung des deutschen   Wirtschaftslebens, insbesondere eine Schlußfaz, den wir oben in Sperrdruck wiedergegeben Schädigung der Verfeinerungsindustrie. Diese, in ihrer Aus- haben, gestrichen worden ist. Der Abg. Wiemer war es, fuhrfähigkeit zu stärken, ist eine der wichtigsten Aufgaben der der als Vorsitzender des Parteitages refümierte: deutschen   Handelspolitik. Die gegenseitige Herab­minderung. der Zollschranken durch lang= fristige Handelsverträge ist im Interesse des deutschen   Erwerbslebens dringend geboten." Der Abg. Wendorff, der im Anschluß an das Gotheinsche Referat über Fortschrittliche Volkspartei und Landwirtschaft" sprach, wehrte fich gegen den Vorwurf, Die Fortschrittliche Volkspartei   hat also nicht mehr den daß seine Partei landwirtschaftsfeindlich sei und betonte mit Mut gehabt, in einer Parteitagsresolution auch nur in Nachdruck, daß die größte Zahl unserer gewählten Abgeord- milder Form auszusprechen, was im Programm, also im neten aus ländlichen Wahlkreisen stamme". War das Grundsaß der Partei, das erst vor zwei Jahren beschlossen schon ein beachtenswerter Fingerzeig, so wurde der Delegierte worden ist, klar und deutlich gefordert wird: Schritt­Bielfe noch deutlicher. Er erklärte: Die radikale Beseiti- weise erabfebung der Lebensmittel wie der gung der Getreidezölle ist nicht zu billigen. Auch Industriezölle, Entlastung unentbehrlicher Verbrauchs­eine einseitige Ermäßigung der Getreide gegenstände und Rohstoffe von Steuern und Abgaben." 5. Die Sozialpolitik im preußischen Landtage. Referent: aölle würde vom Uebel sein. Die Frage der Ein­Genosse Robert Leinert. fuhrscheine   wird gleichfalls vielfach aufgebauscht. Auch Dr. Vershofen kam zu dem Ergebnis: Wir Für die Beschickung des Parteitages gelten folgende Be- ollten die allgemeine Serabjegung der Ge­Be- treidezölle nicht empfehlen." stimmungen des Statuts:

Ströbel.

2. Bericht der Landtagsfraktion. Referent: Genosse Heinrich 3. Die bevorstehenden Landtagswahlen und der Wahlrechts­kampf in Preußen. Referent: Genosse Paul Hirsch  . 4. Die Landarbeiterfrage in Preußen. Referent: Genosse Georg Schmidt- Berlin  .

6. Beratung der eingegangenen Anträge.

Nach einer Bauernrede des Schreckensfindes Korell, die mit Bischen aufgenommen wurde, kam Jan Fegter zum Wort, der die Getreidezölle auch nicht etwa finnlos beseitigen", sie aber nach Möglichkeit zu ermäßigen suchen" wollte.

Bur Teilnahme an dem Parteitag sind berechtigt: a) Die Delegierten der Wahlkreise. Die Wahl der Delegierten erfolgt nach Maßgabe der Mitgliederzahl. Es können ge­wählt werden: in Wahlkreisen bis 1500 Mitglieder ein Dele­gierter, bis 3000 zwei, bis 6000 drei, bis 12 000 vier, bis Abg. Blund, ein Mitglied der Fortschrittlichen Reichs­18 000 fünf und über 18 000 sechs Delegierte. Die Ver- tagsfraktion, sprach dann die großen Worte gelassen aus: tretung richtet sich nach der vom deutschen   Parteivorstand Von einer besonderen Steigerung der Getreide auf Grund der abgeführten Beiträge festgestellten Mit- preise fann bei uns nicht gesprochen werden. gliederzahl. Wo mehrere Delegierte zu wählen find, soll Die Getreidepreise haben sich bei uns in durch aus unter den Delegierten möglichst eine Genossin sein. verständigen Grenzen bewegt.... Ohne einen b) Die sozialdemokratischen Reichstags- und Landtagsabgeord- entsprechenden Zollschutz ist unsere Landwirtschaft nicht neten Preußens. eriftenzfähig.

c) Die Landeskommission und der geschäftsführende Ausschuß. d) Der Parteivorstand.

Alle Anträge sind spätestens bis Montag, den 16. Dezember 1912 an 1500$ 10

Eugen Ernst  , Berlin   SW. 68, Lindenstr. 3

einzusenden.

Die Namen der gewählten Delegierten bitten wir mög­lichst frühzeitig an

Theodor Fischer  , Berlin   SW. 68, Lindenstr. 69 einzusenden, damit ihnen die Vorlagen und das sonstige Material vor dem Parteitag zugesandt werden können. An diese Adresse sind auch alle Wünsche, welche das Lokalkomitee betreffen, zu richten.

Die Mandatsformulare werden den Bezirkssekretären recht zeitig zugesandt. Mit Parteigruß!

Die Parteileitung Preußens.

Von Mannheim   bis Berlin  .

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Alle unsere Zitate sind der Freisinnigen Zei­tung" entnommen. Das muß man im Auge behalten, wenn man die gelinde gesagt- Dreistigkeit richtig würdigen will, mit der dieselbe Freifinnige Beitung" am 25. Oktober alle klar zu Tage liegenden Tatsachen auf den Kopf zu stellen beliebt. In einer Polemik gegen den Vorwärts" wird da mit bekannter Rabulistik freisinnig und gottesfürchtig be­hauptet: Sämtliche Redner haben( in Mannheim  ) die Schutzölle berurteilt, nur über das Tempo des Abbaues der Schutzölle herrschte Meinungsverschiedenheit."

Das ist in der Tat eine starke Leistung, die ein Gegen­stück nur findet in der Behauptung, die der Abg. Wiemer am 26. Oftober( nach der Freifinnigen Beitung") im Landtag gelegentlich der Teuerungsinterpellation ausgesprochen hat: Die ganze Fortschrittliche Volkspartei   steht ein mütig auf dem Boden unseres Programms, daß wir eine schrittweise Herabsetzung der Lebensmittel- wie der industriellen Zölle Der oldenburgische Abgeordnete Tangen sprach schließlich verlangen. klipp und klar aus, was des Pudels Kern sei: Erklärlich wird das Verhalten der fortschrittlichen Wenn wir sagen, wir wollen keine Ermäßigung Wortführer, wenn man berücksichtigt, daß am 5. November ber Schutzölle mehr, dann sind wir eine Volks in Berlin I   eine Reichstagsnachwahl stattfinden soll, in der partei mehr.( Lebhafter Beifall und Zischen.) Die das Mandat Kaempfs von der Sozialdemokratie äußerst be­Schutzölle liegen gar nicht im Interesse der Bauern.... Wir droht ist. In Mannheim   wurde dagegen auf spätere Wahlen brauchen wirklich keine Angst zu haben, daß Rücksicht genommen. Deshalb die zöllnerische Seiltänzerei­wir mit unserem alten Programm die Bauern die großstädtischen Wähler in Berlin   I sollen bei der stimmen verlieren." Stange gehalten werden durch die unwahre Behauptung, Es ist also vollkommen zutreffend, was wir weiter oben daß in Mannheim   alle Redner sich gegen die Schußzölle aus­behauptet haben: aus den Städten verdrängt, geht die Fort- gesprochen hätten und daß die ganze Fortschrittliche Volks­schrittliche Volkspartei auf das Land, fürchtet aber, daß da partei für eine Herabseßung der Lebensmittelzölle sei. mit der alten Parole Gegen die Getreidezölle" nichts zu Die Wähler in Berlin   I werden dieses unsaubere machen ist, daß vielmehr die letzten Bauernstimmen verloren Manöver hoffentlich durchschauen und am 5. November die gehen könnten. Das Endergebnis der Debatte war denn gebührende Antwort geben, indem sie den sozialdemokratischen auch, daß aus der Resolution Gotheins der Kandidaten wählen.

Die Kriegsfurie raft weiter.

Die

Ein Wirrivarr von Nachrichten voller Widersprüche und| nopel Kirkkilisse wirksamer gewesen wäre. Hier hätte die handgreiflicher Uebertreibungen überflutet die Welt nach dem bulgarische Offensive an einer einheitlichen und kompakten Ein Beitrag zur Reichstagsnachwahl in Berlin   I. bulgarischen Erfolge von Kirkkilisse. Depeschen über Dutzende Defensivaktion zerschellen müssen. Von Tag zu Tag muß man Die Fortschrittliche Volkspartei   ist in eine sehr schwierige von siegreichen Schlachten, von zahllosen Gefangenen und Un- mehr zu der Ueberzeugung kommen, daß vieles faul ist im Lage geraten. Aus den großen Städten und Industrie­zentren von der Sozialdemokratie verdrängt, ist sie gezwungen mengen erbeuteten Striegsmaterials flattern aus den Lagern türkischen Heere. Auf die kritischen Zustände im Offizier­worden, in die ländlichen Streise zu gehen, um dort, eventuell der Balkanstaaten; aus Konstantinopel   aber kommen Mel- forps usw. haben wir bereits gestern hingewiesen. mit sozialdemokratischer Hilfe, Mandate zu holen, die sie in dungen über die angebliche Wiedereroberung Kirkkilisses. Es deutschen   Redaktionsstrategen, die besonders in der reaktio­den Städten nicht mehr zu holen vermag. Der Eroberungs- ist nicht leicht, aus diesem Wust von sensationellen, tenden- nären Presse den türkischen Schüler in Schutz nehmen zug auf dem Lande hat die Fortschrittliche Volkspartei   aber ziösen und böswilligen Nachrichten, bei denen auch Börsen- möchten, sollen doch nicht vergessen, daß sie es gerade sehr schnell in eine böse Zwickmühle gebracht. gauner eifrig mitwirken mögen, sich ein Urteil über den wahr- waren, die die Armee von Adrianopel   als die Kerntruppe Die alten Fortschrittler waren ausgesprochene Freihändler. scheinlichen Fortgang der Kriegsereignisse zu bilden. des türkischen Heeres hingestellt haben. Dazu kommt Die lebhafte Bekämpfung der Getreidezölle durch die linkslibe- Die von den Türken zugegebene und mit strategischen noch, daß schon lange vor Kriegsausbruch in der Gegend von ralen Parteien hat diesen in den Städten manchen Wähler Absichten begründete Rückwärtskonzentrierung wird offenbar Adrianopel   Truppenkonzentrationen stattgefunden haben, die zugeführt, der bei reiflicher Erwägung seiner Klassenlage zur von allen Armeekorps der Ostarmee durchgeführt. Nur ein als angebliche Manöver gerade den casus belli abgaben. Und Sozialdemokratie hätte kommen müssen. Auf dem Lande, wo die Klein- und Mittelbauern den Schwindel von der Inter- Armeekorps soll Adrianopel   verteidigen. Hier macht die bul trotzdem diese Direktionslosigkeit und Zerrissenheit gegenüber essengemeinschaft mit den Großgrundbefizern vielfach noch garische Zernierung der Befestigungslinie rasche Fortschritte, dem Vorstoß der Bulgaren  , deren Mobilisation wahrlich Zeit Wie mag es da erst glauben und zu ihrem eigenen Schaden im Bunde der Land- auch von Osten und Süden her, sogar der Bahnhof von genug in Anspruch genommen hat! wirte ihre beste Interessenvertretung erbliden, war für die Adrianopel   soll schon in bulgarischen Händen sein. Auch die mit der Verpflegung, dem Sanitätsdienst usw. im türkischen Fortschrittliche Volkspartei   nicht allzu viel zu gewinnen an- schwere Artillerie der Bulgaren   wird an vielen Punkten der Heere stehen? gesichts ihrer Kampfstellung gegen die Zölle. Zernierungslinie in Position gebracht worden sein, und ihre Die für die Türkei   so verhängnisvollen Kämpfe um Stirk­Das erkannten jüngere Mitglieder der Fortschrittlichen Granaten mögen schon hier und da in der Stadt selbst Ber- filiffe und Umgebung haben auch noch eine andere, besonders Volkspartei sehr schnell, so z. B. der hessische Pfarrer und störung angerichtet haben. Die bulgarischen Armeeteile, die in Deutschland   verbreitete Legende zerstört, nämlich die von Meisterschaftsdurchfaller Korell. Sie schwenkten zur Schutz­zollpolitik ab und machten für diese nun eifrige Propaganda nicht vor Adrianopel   beschäftigt sind, dringen jedenfalls den der Ueberlegenheit der türkischen   Artillerie mit ihrem zum Wie schön las es sich, innerhalb ihrer Partei. Mit welchem Erfolge, das hat der zurückgehenden Türken in der ganzen Front nach. Dabei größten Teile deutschen   Material. Mannheimer   Parteitag, der vor wenigen Wochen stattgefun- fommt es sicherlich zu manchen Einzelgefechten, die als große wenn deutsche Offiziere schrieben, daß gerade bei dieser Waffe die Traditionen der Helden von Plewna lebendig seien. Da­den hat, kirlich gezeigt: entscheidende Siege in die Welt hinauspofaunt werden.

Am 5. Oktober referierte der Abg. Gothein in Mannheim   Es wäre verfrüht und voreilig, wegen der Niederlage bei bei läßt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen. daß die über Wirtschaftliche Fragen, 3olIfragen Stirffilisse eine vollständige Besiegung der Türfen voraussagen bulgarische Artillerte sowohl bei Einleitung wie bei Durch­und Zeuerung". Gothein, wohl der beste Volkswirt zu wollen. Jedenfalls ist die Möglichkeit, daß sie der bulgarischen ührung der Kämpfe, dann aber auch im Zusammenwirken mit des deutschen   Liberalismus, forderte in seiner Rede:" Er- Offensive einen geschlossenen und zähen Widerstand entgegensetzen, der Infanterie der türkischen weit überlegen war. mäßigung der Getreidezölle und Beschränkung nicht ausgeschlossen. Aber alle strategische Weisheit, mit der Wie die bulgarische Hauptmacht auf dem östlichen, so sind der Einfuhrscheine auf dieselbe Fruchtart". Er legte eine Re­solution vor, die nach der Freisinnigen Zeitung" vom 6. Of. man jetzt in Stonstantinopel die Welt zu bluffen sucht und die serbischen Armeen auf dem nordwestlichen Striegs­mit der auch deutsche Militärschriftsteller in der militär- schauplak, sowohl in Mazedonien   wie im Sandschak in erfolg­tober folgenden Wortlaut hatte:

" Der Delegiertentag der Fortschrittlichen Volkspartei   er- frommen Breffe der türkischen   Generalität vom grünen Tisch reich im Vordringen begriffen. Amtliche serbische Mel­blickt in der wachsenden gegenseitigen Zollabsperrung, wie sie aus zu Hilfe kommen wollen, kann nicht über die Tatsache dungen besagen, daß sie Uestüb schon genommen haben. burch den Zolltarif von 1902 gezeitigt worden ist, eine schwere hinwegtäuschen, daß dieser Widerstand auf der Linie Adria- Auch hier äußerst sich die türkische   Strategie in fortgesetzten