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Br. 252. 29. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt Sonntag, 27. Oktober 1912.

Die Teuerung.

bersammlung machte. Nach dem Berichte des Kölner   Rokal  - hinter ihrem tapferen Grwählten. Sache der sozialistischen Partei Anzeigers" erklärte er nach Verlesung eines Artikels unseres Partei- ist es, ihn mit voller Kraft zu unterstüßen." ergans: Es könne nicht verkannt werden, daß manche Metzger

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Die Anteilnahme für die ,, Humanité" ist prächtig Es geht nichts über die Bureaukratie. mit dem dänischen Fleisch großen Unfug(!!) getrieben hätten; zustandegekommen. Während die Barole ausgegeben war, 150 000 Für Düsseldorf  ( Stadt und Land) ist die Einfuhr von da müsse man in Zukunft ehrlicher(!!) fein." Frank zur Deckung des für die Erweiterung auf sechs Seiten er­wöchentlich 60 Stück Rindvich aus dem Auslande gestattet worden. der Kölner   Schlächtermeister offen zugegeben. Hier werden, wenn auch in zarter Form, die Betrügereien forderlichen Zuschusses aufzubringen, ist dieser Betrag schon über­Die kleineren Gemeinden des Landkreises sind nun in mehreren schritten, und noch immer gehen neue Zeichnungen ein. Nach den Wie in Berlin  , so haben auch in München   die Metzger ver- Ichten Quittungen sind auf Vollanteile über 137 000 Frank, an Fällen noch selbständig vorgegangen und haben Schlachtvieh im fagt. Sie sollten vereinbarungsgemäß das von der Stadt ein- Teilzahlungen über 19 000 Frant, zusammen nahezu 157 000 Frank Auslande angekauft. So hat die etwa 24 000 Einwohner zählende geführte dänische Fleisch zu 70 Pf. das Pfund beziehen und für eingegangen. Die Franzosen  , die bisher stets zu fühner Tat bereit Gemeinde Benrath   15 Ochsen in Holland   erworben und noch weitere 82 Pf. im Laden verkaufen. Von 76 Vierteln erwarben sie aber waren, haben nun erkannt, daß Idealismus ſich auch im Geldauf­83 bestellt. Dieses Bich steht nun im Düsseldorfer   Schlachthause nur sage und schreibe 19 Viertel. Der Rest blieb unverkauft. Die bringen bewähren kann.

und darf nicht geschlachtet werden, weil die Regierung verfügt hat, Stadt ist so gezwungen, den Verkauf selbst zu übernehmen. Es daß Benrath   nur wöchentlich zwei Stück von den für den Kreis wurde damit in der Freibank begonnen. Durch ihr Verhalten haben Düsseldorf   eingeführten 60 Stück schlachten darf. Da sich die Metzger fich die Metzger nun selbst ausgeschaltet. auf das von der Stadt bezogene Fleisch eingerichtet haben, so war nach Erlaß der Regierungsverfügung Benrath   von Fleisch ganz entblößt. In der Bevölkerung herrscht über dieses Bureaukraten­stüd tiefgehende Erregung.

Schlächtermeister und städtischer Fleischverkauf.

Auch in Görlik weigern sich jetzt die Fleischermeister, das von der Stadt bezogene ausländische Fleisch zu verkaufen, nachdem sie den Ankauf bereits bei zwei Sendungen in die Hand genommen und das Fleisch, das reißenden Absatz fand, sehr gelobt hatten. Die Weigerung des weiteren Verkaufs ist nach einer Erklärung des Bürgermeisters in der letzten Stadtratssitzung erfolgt, weil die Fleischer bei dem dänischen Fleische die inneren Organe nicht mit­bekämen, die sie zur Wurstfabrikation benötigen, und weil sie Schwierigkeiten beim Abschluß von Verträgen mit den Engros­händlern befürchteten. Nun wird die Stadt das Fleisch zu noch billigerem Preise selbst verkaufen. Auf Anfrage teilte der Magi­stratsvertreter mit, daß der Stadtverwaltung von einer pommerschen Landwirtschaftlichen   Organisation das Angebot gemacht worden sei, allwöchentlich eine bestimmte Anzahl von Schweinen zu liefern zum Preise von 70 M. pro Zentner Lebendgewicht, abzüglich 20 Broz also 56 m. pro Zentner. Der Pferdefuß besteht aber darin, daß sich die Stadt auf mindestens drei, am liebsten aber auf fünf Jahre zur Abnahme verpflichten solle, und darauf könne die Stadt nicht eingehen.

Maßnahmen gegen die Teuerung.

In Braunschweig   beschlossen die Stadtverordneten auf sozialdemokratischen Antrag die Speisung armer Schul­finder im Winter auf Kosten der Stadt. Dem Magistrab wurde unbeschränkter Kredit hiefür zur Verfügung gestellt. Den bedürf­tigen Kindern soll ein warmes Milchfrühstüd verabreicht werden. Protestversammlungen.

liche Frauenversammlung gegen die Teuerung. Genossin Mathilde In Tegel bemonstrierte am Montag eine gut besuchte öffent­Wurm hatte das Refrat übernommen. Eine Anzahl von Neuauf­nahmen war der Erfolg.

Aus der Partei.

Barteiliteratur.

Handbuch für sozialdemokratische Wähler. Zur Landtagswahl 1912. Herausgegeben vom Landesvorstand der Sozial­demokraten Württembergs. Stuttgart  , Druck und Ver­lag der Schwäbischen Tagwacht", G. m. b. H. 303 Seiten.

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Polizeiliches, Gerichtliches ufw. Nabelstichpolitik.

Der Bildungsausschuß in Hemelingen   bei Bremen  veranstaltete am 30. Juli einen Spaziergang für die Kinder der anstaltet und abends ging es nach Hemelingen   zurück. Alles ver­Angehörigen des Bildungsausschusses nach einem benachbarten Orte. Tagsüber wurden hier allerhand Spiele für die Jugend ver­lief in schönster Harmonie. Aber bald meldeten sich preußische Be­hörden. Die Veranstalter des Kinderausflugs, zwei Hemelinger Genossen, wurden mit einem Strafmandat über 50 M. resp. 30 M. bedacht, weil sie zu dem Ausfluge nicht die Genehmigung der Be­hörden eingeholt hatten. Der gegen das Strafmandat von den beiden Genossen erhobene Widerspruch wurde vom Schöffengericht in Achim   zurüdgewiesen. Das Urteil ist um so unverständlicher, In Frankfurt   a. Ober( nicht in Frankfurt   a. Main  , wie je mehr man sich die Duldsamkeit der preußischen Behörden gegen gestern irrtümlich gemeldet wurde) wurden bei den vorgeftrigen die Ausflüge der bürgerlichen Jugendvereine, bei denen bekanntlich Stadtverordnetenwahlen der 3. Abteilung in zwei Bezirken fünf oft so viel unerhörter Unfug verübt wird, vergegenwärtigt. Barteigenossen gewählt. In einem Bezirk siegten die Gegner mit 30 Stimmen Mehrheit. Für unsere Genossen wurden 1952, für die Gegner 1198 Stimmen abgegeben. Die Zahl unserer Mandate ist von 9 auf 12 gestiegen.

Kommunalwahlfieg.

Soziales.

Ausbeutung von Blusennäherinnen.

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Ein sozialistischer Bürgermeister im Kampfe gegen ben Alkohol. Daß Schmiergelder von Blusennäherinnen abgepreßt werden, Wie wir schon berichteten, hatten die Schlächtermeister in Köln  Genosse Lafont, Bürgermeister der Industriestadt Fir- zeigte cine vor dem hiesigen Kaufmannsgericht jetzt verhandelte das von der Stadt bezogene Fleisch boykottiert, so daß die Stadt miny im Loire  - Departement, der in der Alkoholdebatte des letzten Klage. Der Chef einer Blusen- Engrosfirma hatte kurz vor dem fich gezwungen sah, es auf den Freibankstellen zu verkaufen. Die Parteitages den energischen Kampf gegen das Ueberhandnehmen Abgang seiner Direktrize in Erfahrung gebracht, daß diese sich von Stadt hätte noch einen Schritt weitergehen und das Fleisch, wie der Schankwirtschaften proflamiert hat, fest in seiner neuen Amts- den Blusennäherinnen ganz systematisch und regelmäßig schmieren" es von sozialdemokratischer Seite gefordert wurde, durch eigene tätigkeit seine Forderung nach Möglichkeit in die Wirklichkeit um. ließ. Wer bei ihr Arbeit haben wollte, der mußte der Direktrize Verkaufsstellen in allen Stadtteilen feilbieten müssen. Statt dessen Da er die Verminderung der Trinkgelegenheit als ein Hauptmittel fünf Prozent vom Verdienst zahlen. Aus Furcht hatte keine der hat sie, als die Metzger aus Furcht vor der Erfüllung der letzteren zur Einschränkung des Alkoholmißbrauchs betrachtet, hat er durch Frauen den Mut, das Schmiergeld au beriveigern oder den Chef Forderung zu Kreuze trochen, diesen das Fleisch weiter in die brei Erlasse im August deren Einschränkung unternommen. Bu aufzuklären. Auf diese Weise hatte sich die Werkstattleiterin einen nächst sette er einen Umkreis um alle öffentlichen Ge= Nebenverdienst von 200 m. in einigen Monaten geschaffen. Von Hände gegeben, obwohl erwiesen und von der Innungsleitung zu bäude: Schulen, Kasernen usw., fest, innerhalb beffen keine ihrem Gehalt zog der Chef nun 150 M. ab. Er halte sich, wie er in gegeben worden ist, daß die Schlächtermeister den gemeinsten Betrug Wirtschaft errichtet werden darf. Das ergab schon eine erhebliche der Verhandlung ausführte, für berechtigt, die Summe vom Gehalt mit dem städtischen Fleisch getrieben haben. Den Mezgern waren Einschränkung für die Zukunft. Dann verbot er den Ausschant einzubehalten, da sich die Klägerin um diese Summe ungerechtfertigt die Verkaufspreise vorgeschrieben. Sie gingen nun hin, schnitten an Minderjährige. Schließlich ordnete er, um die Durch­bereichert habe. von den guten Stücken die städtischen Stempel ab und legten an führung des letzten Verbots kontrollieren zu können, an, daß die die Stelle des dänischen Fleisches deutsche" Knochen, Fett und Wirtschaften von außen zu übersehen sein müssen, verbot mithin Abfälle von ihrem eigenen Fleisch. Sogar Kalbsknochen hat man undurchsichtige Fenstervorhänge und dergleichen. Die Wirte haben aus Verschen zu dem städtischen Rindfleisch gelegt. Höhnisch wiesen gegen diese Verfügungen den Rechtsweg betreten, aber der Staats­sie dann auf die Beschaffenheit des städtischen Fleisches hin, das rat hat die Rechtsgültigkeit dieser Polizeiverordnungen anerkannt. lektere den Käufern auch auf andere Weise verebelnd, um sie Darauf wurden gegen widerspenstige Wirte Geldstrafen verhängt, ihre Lohnforderungen nicht erhöht. zum Kauf des viel teureren hiesigen Fleisches zu veranlassen. Auch gegen die Widerspruch erhoben wurde, so daß das Strafgericht noch­Tonnten die Schlächter und Händler dann auf einmal billigeres hiesiges Fleisch zum Verkauf bringen: man brachte es fertig, die Stadt zu unterbieten. Es handelte sich um ein Komplott der Metzger und Händler, das nur durch die sozialdemokratische Forde­rung der eigenen Regie zunichte gemacht wurde.

Alls dieser Tage die Stadtverwaltung in Brühl   bei Köln  beschloß, gleichfalls ausländisches Fleisch einzuführen, machten die dortigen Mezger fofort eine Eingabe, worin sie sich bereit erklärten, das Fleisch des hiesigen Vichs im sämtlichen Sorten um 10 Pf. pro Kilo billiger als bisher zu verkaufen! Wertvoll ist das Eingeständnis, das der stellvertretende Ober­meister der Kölner Ochsenmekgerinnung in der jüngsten General­

Ariadne auf Naxos   in Stuttgart  .

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mals zu entscheiden hat.

der Beklagte zur Zahlung der 150 m. verurteilt werden müsse. Nicht Das Kaufmannsgericht sprach sein Bedauern darüber aus, daß die ungerechtfertigte Bereicherung allein jei in einem solchen Falle maßgebend, sondern es müsse auch ein Schaden des Geschäftsherrit vorliegen. Ginen solchen Schaden habe aber Beklagter nicht nach weisen fönnen. Die Arbeiterinnen hatten trotz des Schniergeldes Die Entscheidung ist zutreffend. Zur Klage auf Rückzahlung wären die geprellten Blusennäherinnen berechtigt. Wären sir orga­nisiert, so hätte ein solches Ausbeutungssystem nicht Platz greifen fönnen.

Lohn für Krankheitstage.

Das großbürgerliche Journal des Débats" schreibt dazu, man könne daraus ersehen, wie es mit der Freiheit im Bukunfts­staate bestellt sein würde. Dazu schreibt die umanité":" Die Débats" find also für die Freiheit, das Volk zu alkoholisieren! Sind sie auch für die Freiheit der Mädchenhändler? Lafont und Von der Bewachungsgesellschaft für Berlin   und Vororte for­mit ihm die ganze fozialistische Partei hat den Mut, zu derte der ehemalige Bauwächter W. durch Klage vor dem Gewerbe­erklären, daß sie gegen diese Freiheit sind. Wir wollen nicht, daß gericht den Betrag von 20,75 M. für geleistete Ueberstunden und listischen System die schmutzige Prostitution einzuschränken. Unsere rend des Dienstes krank geworden und hat sich am nächsten Tage man das Volk vergiftet und wir suchen auch unter dem tapita- rückständigen Lohn. Wie Kläger   angab, ist er in einer Nacht wäh Alfoholgegnerschaft ist nicht wie die der Bourgeoisie reiner Schein. einen Krankenschein gefordert. Die Gesellschaft habe ihn daraufhin Schon stehen übrigens die Proletarier und namentlich die prole- entlassen. Die Beklagte behauptete, der Kläger   habe sich erst nach tarischen Frauen, die den Pferdefuß bei dem Protest der Schant- der Entlassung trant gemeldet und daher sei fie nicht verpflichtet wirte, die man in ihrem Ausbeutungsgeschäfte stört, entdeckt haben, gewesen, die Kündigungszeit einzuhalten. Im Vertrag war be­operettenfrohen Deutschland  . Die strupellose Walzerpolitik des Ariadne bald Tristanisch, bald Gluckisch seufzen und stöhnen und

ojentavaliers hat so gute Früchte getragen, daß Strauß beschloß,

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Ariadne   bald tristianisch, bald gluckisch seufzen und stöhnen und

freut sich wie ein Schalksnarr, wenn der Bürger Jourdain im Broszenium als das Sprachrohr der Bürger im Parkett das sehr eintönig und langweilig findet. Er schreibt der Zerbinetta eine große Koloraturarie in Rondo- Form auf den Leib, von so unge­heurer Schwierigkeit der Passagen, Triller, Rouladen und Höhe, daß Mozarts Arie der Königin der Nacht dagegen verblassen müßte ( fie tuts aber nicht). Er schreibt ein Frauenterzett von so trivialer

endgültig vom stilisierten Pathos als Opernzwed zu genesen und Der allmächtige, die bürgerliche Presse beherrschende Strauß auf Reinhardtschem Blumensteg" ins Land der komischen, hier der Trust mit dem tomponier- ficheren Stiljongleur und artistisch- technisch galanten Schäfer- Oper zu balanzieren. Er wußte: die tonangeben instrumentalen Welt- Champion Rich ard Strauß, dem in alle den Kunst- und Musitsnobs gehen ja mit. Sie werden auch mit lassischen Häute schlüpfenden Wiener   Dekadenten und Molière gehen bei dem auf Ariadne   folgenden Russischen Ballett, bei der Berehrer Hofmannsthal  , dem seit dem szenischen Rosenkavalier  - dann fälligen artistischen Operette, bei der Pantomime, beim erfolge dem Komponisten eng verbundenen Berliner   Theatergewaltigen Stetsch, beim musikalischen Film. Je entschiedener die leichten Mar Reinhardt, dem gefchäftstüchtigen Verleger Fürstner Töne" den weiland Nietzscheaner Strauß ins musikalische Flachland schmalziger Melodit, daß es in drei Wochen ganz gewiß populär" und einigen journalistischen Holzböden an der Spize, versteht tragen, desto beglückter trabt die Meute der Sensationshungrigen ist. Stets unterstützt von den begierig auf Effekte und Sensation­vortrefflich den Engros- Bühnenverschleiß Straußicher Opern. Hinterdrein. Denn R. Strauß repräsentiert ja, siehe oben, und er chen ausgehenden Herren Reinhardt und Hofmannsthal  , läßt er dem Nun ist Strauß auch in Stuttgart   in die Wochen gekommen, fennt mit Reinhardt ganz genau die drei großen Begierden der Jourdain nach dem Takte der Musik ein läppisches Prunkkleid an= und die biedere Schwabenmetropole hat ihre Strauß- Woche", erschöpften Bourgeoisie: die Begierde nach dem Erotischen, nach messen, läßt er die Tänzerin Wiesenthal als Küchenjunge aus einer nach Dresden  , Frankfurt  , München  , Heidelberg  . Die Stadt der dem Sentimentalen und dem Brutalen. Omelette springen, er serviert uns getreulich und kleinlich ton­Dannederichen pantherreitenden Ariadne hat damit endlich Anschluß Er ließ also Hofmannsthal   den Ochs von Lerchenau in der illustrierend Hammelrüden auf italienische Art und Drosseln und an den Strauß- Trust befommen, wenn auch die Stuttgarter   selbst neuen Oper ausschalten und nur mit dem Erotischen   und Sentis Wachteln auf Salbei. Er tut alles, weil er alles fann. Er macht fich recht wenig um das europäische Ereignis" fümmerten und das mentalen arbeiten. Sein Wiener   Librettist hat es sich diesmal viel alles aus dem Handgelenk und nichts mit dem Herzen. Er spottet außen dorische, innen biedermeiernde Kleine Haus" des von Schweiß tosten lassen müssen. Er mußte die ursprüngliche fünf- feiner selbst und weiß nicht wie. Er wollte eine schäferlich- galanic Architelt ittmann München   neu erbauten Stuttgarter of attige Molièresche Balletttomödie Bürger als Edel Melodien- Oper schreiben, etwas für die nach greifbarer Melodic theaters bei Hauptprobe und Premiere von Ariadne auf Naxos  " mann", in der der dummstolze Tölpel und Barvenü Jourdain lechzenden Banaufen", etwas füts Geschäft. Aber seine schöpferische fast nur Fremde, Musikzünfiler, Theaterleute und freiwillige von dem ebenso dummstolzen französischen   Adeligen genasführt Potenz erscheint bedenklich erschöpft, namentlich da, wo ers ernst oder notgedrungene Mitläufer des Strauß- Reinhardt- Klüngels ver- wird ein noch heute gültiges Motiv in 2 Afte zusammen- meint, wo er einen dionysischen Aufschwung nehmen, bacchisch rasen sammelt jah. Aber die Schwaben werden ja bekanntlich erst mit ziehen, er mußte einen neuen Dialog schmieden, der von Bos  - will, bersagt er fast völlig und bleibt im Abschreiben von sich selbst 40 Jabren gescheit! heiten, Anspielungen, Improvisationen, Beziehungen auf den Kom- steden. Neues, Großes, Umwerfendes, einen Fortschritt in Dank der Diskretion, die lange vorher mehrere Reklame ponisten nur so stroßt. Er mußte schließlich die von Hofmannsthal Straußens Entwickelung bringt also Ariadne nicht, aber sie ist als Pressebureaus mit täglichen Notizen fütterte, ist ja auch der zum einattigen Opernbuch ausgearbeitete klassische Fabel von Frau Ganzes betrachtet eine Omelette aur surprises, ein Leckerbissen für musikalische Spießbürger fern vom Schuß längst orientiert über das Ariadne in das Molièrsche Stück hineinarbeiten. Dieses Spiel von musikalische Detaillisten, eine wißige Stulturfuriosität, schließlich neueste von Reinhardt, Hofmannsthal  , Grete Wiesenthal   und Strauß der Frau, die der wetterwendische Minotaurus- Töter Theseus   auf ein Stilpotpourri wider Willen. gemeiniam ausgebrütete Straußenei. Er hat mit Staunen gehört, dem wüsten Felsen Naros siten läßt, bis sie, die Todbereite, das Doch halt, seien wir nicht ungerecht. Ein Neues hat Richard II.  bag op. 60 ein Reford an Intimität. Heiterkeit und Schwierigkeit Sinnbild menschlicher Verzweiflung, der junge Gott Bacchus in ja auch hier geschaffen, das ist der instrumentale Stil der Kam­sein soll, daß ein erlefenes, von neun Zehntel Berliner  , ein einer echt Reinhardtschen elektrisch beleuchteten Blumenschaukel zu mermusitoper, mit kleinem, förmlich einschmeichelnden, con­Zehntel Stuttgarter   Musikern besettes Stammermusit- Orchester, ehelichen Freuden entführt, wird von Jourdain einer adeligen certant und virtuos behandeltem Orchester von nur 42 Spielern, wo jeder seine eigene Stimme spielt", Oper Dame zu Liebe in seinem Hause aufgeführt und soll durch vieler- bei denen Streichquartett und Klavier die Hauptrolle spielen. Sier auf teilweise neuerfundenen, aus der ganzen Welt zufammen- lei innere Beziehungen zu den Akteurs Molières   als innerlich dazu- find Keime zur Genesung von dem Schwulst und Lärm der mo= getragenen Instrumenten im Gesamtwert von 300 000 Mark" den gehörig erscheinen, als der Abschluß der Komödie, ja als der eigent- dernen überkomplizieren Orchesteroper gegeben, die hoffentlich Gläubigen blafen und geigen soll. liche dritte Att von Bürger als Edelmann". weiter wachsen werden. Unsere Zeit verlangt inbrünstig nach der Renaissance der Der besondere Trick der Oper ist nun folgender: Strauß und In der Uraufführung, die dem Komponisten, Textdichter und Komischen Dier, nach Genesung vom Wagner- Pathos, von der Sofmannsthal haben sich die übrigens in der Geschichte der Regisseur einen mehr lauten wie begeisterten Erfolg brachte, trat mythologischen Wagner- Oper, beren falte Schemen wir allmählich Oper nicht neue( vergleiche Don Juan  , Hoffmanns Erzählungen  ) bas Mißverhältnis zwischen Schauspiel und Oper erbrüdend zutage. fatt bekommen. d'Albert, Wolf- Ferari gaben uns schon beinahe die Aufgabe gestellt, Bathos und Komik, Ernst und Scherz zusammen- Molière drückte Hofmannsthal   an die Wand und im Haus Erfüllung solcher Sehnsucht. Die Welt traute dem beklatschtesten zuspannen. Die irdische und die himmlische Liebe, die Treue und war das Publikum durch zu spät gesponnene Späße Jourdains Europäer", dem nichts unkomponierbar ist, ganz gerne auch eine die Flatterhaftigkeit, Ariadne und Bacchus hier, die Tänzerin Zer-( Wiktor Arnold) ermüdet, ehe Strauß und die Musiker und Komische Oper zu. R. Strauß, der stets auf den Ereignissen schaukelt, binetta und ihre vier Biebhaber, Typen aus der alten italienischen Sänger recht zu Worte kamen. Für die Folge muß das Schauspiel schrieb also daraufhin den Rosenkavalier  , die Wiener Walzer- Oper, Mastenkomödie, dort, die Vertreter also der überlieferten Kunst noch mehr gekürzt werden. Die ersten Künstler der Welt" hatten eine fomische Oper, obwohl ihm dazu Verschiedenes fehlte. Strauß formen, Opera feria und Opera buffa  , erscheinen und sich Strauß auf, hinter und vor der Szene zur Verfügung gestellt. repräsentiert bekanntlich die moderne deutsche Seele", den" The bekämpfen sich in gleichzeitigem Gegenspiel. Das gibt Die Kammersängerin Siems Dresden   sang die schwere Zer­des Erschöpften", die überreife, blasierte, übersättigte Dekadenz in natürlich zu mancherlei parodistischen Musikscherzen dem Till Eulen- binetta- Arie vortrefflich, Frl. Ieriza- Wien   als Ariadne war zu der Tontunst" und sonst noch allerlei. Für eine komische Oper spiegel Strauß willkommenen Anlaß. Er parodiert Wagner und soubrettenhaft, Jad low fer- Berlin als Bacchus fonnte aus der im Stil unserer Zeit fehlen ihm Sumor, natürliche Seiterkeit, Un- die Wagner- Affen( ob bewußt oder unbewußt, ist an manchen leeren Tenorrolle wenig machen. Das fleine Orchester spielte sehr befangenheit, Einfalt, Unschuld, Natürlichkeit in gleicher Weise. Stellen freilich nicht tlar), er zitiert sich selbst( die Salomefanfare), fein abgetönt unter des Komponisten befeuernder Zeitung. Aber die weanerische Note im Rosenkavalier  " siegte trotzdem im er macht fede Anleihen bei Schubert( Wiegenlied), bei altjüdischer

die neue

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W. M.