Ar. 261. flMnnementS'BedInguiigen: Monnements. Preis vränmnerando: Piertttjihrl. ZL0 WH., monall. 1,10 Rl, rooüeiulkfi 38 Pffl. frei in» Hau«. Emzeluc Nmmtier 5 Pfg. somüag«. niuwuer mit illuflrierler Srmntag«» Beilage»Die Neue Welt" 10 Pfg. Poft- «lboiui-Hieitl: 1,10 Marl pro Monat. Hingekagcn in die Post- Zeitung«- PrelSlistc. Unter Kreuzband für Deutschland und Oesterreich- Ungarn 2 Marl, für da« übrige Ausland S Marl pro Monat. Postadonnements nehmen an: Belgien . Dänemarl. 'olland. Italien . Luxemburg . Portugal . nänien, Schweden und die Schweiz . 29. Jahrg. SMtiltt täglld) nBtr montags. Nerlinev VolksblaK. Die TnfertionS' Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonef. zeilc oder deren Rauni 60 Pfg.. für politische und gewerlschaftlichc Lerem 5» und Bersammlungs-Anzeigen SO Plg. „Ateinc'Anzeigen", das fcttgedruche Wort 30 Pfg.(zulässig 2 fettgedruill- Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstcllcnon- zeigen das erste Wort 10 Pfg., jede« weitere Wort 6 Pfg. Worte über IL Bus,- 'laden zählen für zwei Worte. Jnserale : die nächste Nummer uiüisen bis Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet, Telegramm> Adresse: „SoziaMtmokrit Berlin". Zentralorgan der rozialdemokrati leben Partei Deutfchlands. Redaktion: 8 LI. 68, Linden Strasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz . Nr. 1383. Donnerstag, de« 7. November 1912. Expedition: SM. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 1384. Oesterreich al$ Störenfried. Nochmals hat die Türkei bei der französischen Regierung um eine gemeinsame Vermittlung der Großmächte angesucht und ihre Hilfe bei der Vereinbarung der Friedensbcdingungen verlangt. Die Türkei setzt ihre letzte Hoffnung auf ihre Feinde. Denn einen Freund wird das niedergehende Reich nirgends mehr finden. Der französische Ministerpräsident er- klärte sofort, daß dieses Vermittlungsgesuch jeden Gedanken eines Drucks auf die Balkanstaaten ausschließe. Das Ver- mittlungsverfahren könne nur beginnen, wenn olle Krieg- führenden dieses annehmen. . Damit isfdie Pforte mit ihrer Bitte eigentlich abgewiesen. Denn die siegreich vordringenden Balkanstaaten wollen vor-- läufig von einer Vermittlung nichts wissen und den Frieden in Konstantinopel und Saloniki diktieren. Das Gefährliche der Situation liegt nur darin, daß Oe st erreich- Ungarn nicht zugeben will, daß der Untergang der europäischen Türkei auch dem dynastischen Ehr- geiz der Habsburger und ihren ewigen Einmischungsplänen in die Balkankriege ein Ende setzen muß. Oesterreich hat den Südslawen gegenüber stets eine frevelhafte Politik ge- trieben. Es hat den magyarischen Junkern zuliebe die Kroaten — im Jahre 1818 die Retter der Dynastie vor der Revolution— zur Verzweiflung getrieben und kann in Kroatien nur mehr mit dem Ausnahmezustand regieren. Ebensowenig hat die Habsburgische Monarchie verstanden, die bescheidenen und berechtigten Wünsche der Südslawen in Oesterreich und in Äosnien und t>er Herzegowina zu befriedi gen und bis heute ist die Beseitigung der Hörigkeit in den okkupierten Provinzen nicht durchgeführt. Pie Unfähigkeit der österreichischen Politik läßt es za erklärlich erscheinen, daß die Regierung mit großer iDorge an die Anziehungskraft denkt, die ein slawisches Balkanreich aus die Slawen der Monarchie ausüben kann. Aber die Verbrechen Oesterreichs an seinen Völkern sind wahrhaftig kein Grund für das übrige Europa , sich in den Dienst der österreichischen Pölitik zu stellen und den Balkanstaaten in den Arm zu fallen. Will Oesterreich Sicherheit in seinen Grenzen haben, so muß es eben endlich eine vernünftige Politik machen und die Bedürfnssie seiner Bvvohner besser zu befriedigen ver- stehekl als die angrenzenden Slawenstaaten. Für das ver- stockte Verharren in einer volksfeindlichen Politik noch die Hilfe anderer Mächte zu verlangen, ist der Gipfel des Aber- Witzes. Wenn Oesterreich heute die Feindschaft der Serben fürchtet— das große Oesterreich das kleine Serbien !—, dann hat es die Feindschaft durch seine Ouälereien selbst erzeugt, und nur die völlige.Umkehr von dieser Politik kann die not- wendige Aenderung herbeiführen. Auch hier wäre es völlig lächerlich, wenn andere Mächte Oesterreich die Arbeit ab- nehmen und Serbien zu handelspolitischen und Eisenbahn- konzessionen zwingen wollten. Ties aber ist gerade die Erwartung Oesterreichs . Serbien soll trotz der völlig veränderten Lage in neue wirtsckjaftliche Abhängigkeit zu Oesterreich gebracht werden, es soll vielleicht zum Abschluß einer Militärkonvention, die es auch politisch Oesterreich untertänig machen würde, genötigt werden. Es ist eine fast unerfüllbare Forderung, denn sie würde bedeuten, daß Serbien vom Balkanbund abgedrängt wird, kein selb- ständiges Glied des künftigen Balkanstaatenbundcs werden kann. Oesterreich will aber nicht nur Serbiens staatliche Selbständigkeit schmälern, es droht ihm auch, einen Teil seines Sieges zu entreißen. Serbien will an die Adria , um durch den Zugang ans Meer handelspolitisch frei zu werden. Und dieser Weg führt von Prizend durch albanisches Gebiet. Albanien will aber Oesterreich als seine Einflußsphäre sich reservieren. Und so drohe es unaufhörlich, daß der Marsch der Serben an die Küste sein Einschreiten erzwinge. Die Ab- lehnung des französischen Vorschlages, zu erklären, daß es keine territorialen Interessen auf dem Balkan verfolge, zeigt, mit Ivelchem Nachdruck diy österreich-ungarische Regierung auf diesem albanischen Plan besteht. Albanien soll nach dem Wunsch der Oesterrcicher ein autonomes Gebiet bilden. Und es scheint, daß auch Italien diesen Plan unterstützt. Sowohl Oesterreich als Italien lauern auf die albanische Küste und sie wollen keinen Dritten heran- lassen. Es ist das gemeinsame Interesse zweier Räuber, die die künftige Beute vor fremdem Zugreifen bewahren wollen. Welches Interesse aber hat in aller Welt Deutschland daran, eine solche Politik zu unterftüben? Der Sieg der Balkanstaaten ermöglicht das Erstehen eines Staatenbundes, eines großen Wirtschaftsgebietes mit aussichtsreicher ökonomi- scher Entwickelung. Mögen auch große und ernste SäMierig- keiten dem neuen Staate aus der Mischung der Nationen und Konsessionen erwachsen, schneller und ungestörter als unter der türkischen Herrschast wird sich die Entwickelung vollziehen können. Politisch aber würde damit die orientalische Frage, diese Quelle von unaufhörlichen Verwicklungen und Jnter- essengegensötzen für Europa , wenn nicht ganz verschwinden, so an ihrer bedrolichen Schärfe verlieren. Diese E n t w i ck c- lung will Oesterreich stören, indem es Serbien Sc�vierigkciten bereitet und in einem autonomen Albanien einen neuen beständigen Krisenherd schafft. Und das soll ein Interesse Deutschlands sein? Die österreichische Bevölkerung ist nichts.weniger als kriegslustig.-Tie Wiener Presse fälscht fast ausnahmslos im Dienst der Regierung die öffentliche Meinung! Für" die ehrgeizigen Pläne der Dynastie treten von den Deutschen höchstens die klerikalen Volksfeinde ein. Während das übrige deutsche Bürgertum schon aus nationaler Ideologie dieser Balkanpolitik höchst mißtrauisch gegenübersteht, rüstet sich das Proletariat ganz Oesterreichs zu immer stärkeren Demon- strationen gegen die abenteuerliche und gefährliche Politik der Regierung. Die Sympathien der slawischen Nationen Oesterreichs aber gehören ausnahmslos den Balkanstaaten. Die dynastische Politik findet in der österreichischen Bevölke- rung selbst immer lauteren Widerspruch. Da hoffen denn die Regierenden ans die romantische Nibelungen- treue Deutschlands . Wenn es nach ihnen ginge, müßte deutsches Blut und Gut eingesetzt wer- den für die Erweitcrung dcr habsburgischen Hau sm acht! Glaubt die deutsche Regierung wirklich, daß die Masse des deutschen Volkes ihr erlauben würde, einen solchen Einsatz für fremde volksfeindliche Interessen zu wagen? Das deutsche Volk hat nicht das geringste Interesse daran, die Entwickelung, die sich auf dem Balkan vollzieht, zu stören, es hat alles Interesse daran, ungehemmt vollenden zu lassen, was jetzt dort an Neuem und Lebenskräftigem entsteht. Die deutsche Regierung würde ein Verbrechen begehen, wenn sie sich zum Gefangenen der österreichischen Politik machen ließe. Ihre Pflicht ist es, � die österreichische Friedensstörung zu verhindern und keinen Zweifel daran aufkommen zu.lasten,' daß die Habsburge rüber keinen deutschen Soldaten verfügen können. Es wäre ja noch schöner, wenn die deutschen Arbeiter auch noch für die Erweiterungsträume fremder Staaten ihre Haut zu Markte tragen sollen! Wird Oesterreich allein gelassen, dann wird es eben Frieden halten müssen und dann wird auch die zweite Karte, die die Habsburger in ihrem Spiele Haben, nicht ausgespielt werden. Außer auf Deutschland hofft die österreichisch- ungarische Regierung auch noch auf Rumänien . Auch dieses Land hat Kompensationsschmerzcn und wünscht die Abtretung der bulgarischen Grenzfcstung Silistria , die einen wichtigen Uebergangspunkt an der Donau beherrscht, und die Erweiterung seiner Grenzen an der Dobrndscha. Durch die Unterstützung dieser Forderung hofft Oesterreich , Rumäniens Hilfe gegen den Balkanbund sich zu sichern. Und auch dafür soll sich Deutschland engagieren. Tie unmittelbare Gefahr liegt darin, daß die Serben sich durch die Drohungen Oesterreichs in ihrem militärischen Vorgehen nicht bchandern lassen, und daß der alte Gegensatz zwischen Dreibund und Tripelentente, der in den letzten Tagen in aller Schärfe hervortritt, Oesterreich in seinem friedenstörenden Verhalten ermutigt. Desto schärfer muß deshalb gesagt werden, daß die Massen in Deutsch land von der deutschen Regierung verlangen, daß sie sich nicht zum Büttel der österreichischen Politik hergebe. Deutsch - land hat nur das eine Interesse, baß der Brand auf dem Balkan möglichst rasch gelöscht, daß er unter keinen Um- ständen auf andere Staaten übergreift. Dieses Interesse kann nur gewahrt werden durch strikteste Neutrali- t ä t � durch eine unabhängige und klare Politik, die O e st e r- reich keinen Zweifel läß�«, daß es von Deutschland bei seinen Versuchen, Sonder» vorteile zucrlangcn, nicht die gering st e Unterstützung finden kann. Oeft lieber Knegöfcbauplatz. Tie bulgarische Berfolgungsaktion. Äien, ö. November. Der Kriegsberichterstatter der „Reichspost" meldet aus dem Hauptguartier der b u l g a r i- s ch e n O st a r m c e vom 5. November: In den letzten Tagen ist eine Teilung des großen Hauptquartiers vorgenommen worden. Stara Zogora lag schließlich nur mehr in bezug auf die Operationen gegen Adrianopel und die Leitung des Nachschubdienstes günstig, für die Leitung der Operationen der Feldarmee jedoch zu weit ab vom Schauplatz der ent- scheidenden Kriegsöperationen. Daher wurde eine Teilung in der Art vorgenommen, daß nur das sozusagen repräsen- tative königliche Hauptquartier noch aus bulgarischem Boden verblieb, während das eigentliche militärische Hauptquartier mit dem Generalissimus General Sawow und dem. Chef des Generalstabes Fitschew auf Kirkkilisse vorgeschoben wurde. Nach dem Fall Adrianopels soll dann auch die Verlegung des königlichen Hauptquartiers erfolgen. Tie V e r s 0 l g u n g s 0 p e r a t i 0 n e n der Hauptarmce gegen die türkische Feldarmee werden trotz der enormen In- anipruchbahme in der"dreitägigen Schlacht fortgesetzt. Tie Offensive erfolgte, entsprechend der Gruppierung der bulgari» schen.Hauptarmee, in der. Schlacht. von Lüle.Burgas.— Lisa in zwei Hauptrichtungen. Eine südliche Armee- g r Up p e drängte in"west-östlicher� Richtung'über Tschorln nach, während(ein zweiter Vorstoß aus Norden über Sarai und Strandscha erfolgte. Die südliche Gruppe hat die türkischen Nachhutstellungen hinter dem Beazköjdereflpß bei Karischtiran und Gekerler sowie hinter dem Ergenefluß durch gleichzeitigen Frontalangriff und Umgehung des linken Flügels iiber Tschengerler-Müselimköj über den Haufen gerannt und die Türken in Deroutc hinter Tschorln geworfen. Das un- gestüme Nachdrängen der Bulgaren scheint neuerlich vermehrte Verwirrung unter den türkischen Massen hervorgerufen zu haben, denn trotz der großen Gefahr, durch die bulgarische Nordgntppe in der rechten Flanke umgangen und abgeschnitten zu werden, haben starke türkische Kräfte hinter dem Tschorln neuerdings Stellung genommen, wo sie von den Bulgaren aus den Richtungen Gekerler, Karahasanköj und Müselimköj angegriffen und nach heftigem Kampfe mit großen Verlusten zurückgeworfen wurden. Tic bulgarische Nordgruppe ist mit starken Kräften im Vorgehen über Saraj begriffen und hat mit dem linken Flügel, etwa l1/* Divisionen, die Höhe von Stranza erreicht. Die weitere Offensive dieses bulgarischen Flügels wird nun mit schwächeren Kräften in südlicher Richtung auf Tscherkesköj und Jenitzköj erfolgen. Der Haupt- teil geht ohne Rücksicht auf die südlich stehenden türkischen Streitkräfte direkt über Strandscha gegen den Raum zwischen dem Derkossec und Tschataldscha vor, während die südliche Armeegruppe der Bulgaren den Hauptstoß entlang der Balm und über Jenarkadiköj frontal gegen Tschataldscha führt. Tie allgenteinc Absicht bei diesem Vorgehen ist, die nicht ob- geschnittenen Teile des türkischen Heeres durch scharfes Nach- drängen noch vor der Tschataldscha-Positi.on Karte zur Offensive der bulgarischen Armeen seit dem Beginn des Krieges.
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