Nr. 261. 29. Jahrgang.
1. Beilage des„, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donnerstag, 7. November 1912.
Die Teuerung.
Teuerungsbekämpfung der Scharfmacher.
Es
gemacht. Der Lieferant will unter der Bedingung eines fünf- ihrem Einkommen abziehen dürfen. Daß sie es nicht dürfen, jährigen Vertragsabschlusses jährlich 1500 Schweine liefern. Er wissen wir, aber ob sie es nicht doch tun, ist eine andere Frage. verlangt jedoch pro Zentner Lebendgewicht 55 M., wobei Fracht und Versandrisiko zu Lasten des Abnehmers fallen sollen. Die Teuerungstommission hat dieses Angebot wegen des zu hohen Preises abgelehnt.
zuarbeiten,
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Von Bedeutung ist ein neu geschaffener§ 8a, durch den wenigstens einige Drückeberger getroffen werden können. Es soll nämlich in Zukunft das Einkommen nach dem Aufwand geschätzt werden, wenn der Aufwand eines Steuerpflichtigen in einem auffälligen Mißverhältnis zu dem angegebenen Einkommen steht, soweit Der Steuerpflichtige nicht nachweist. daß er seinen Aufwand aus seinem Kapitalvermögen oder durch Aufnahme von Schulden oder außer Ansatz zu lassen sind. durch Einkünfte bestreitet, welche nach den gesetzlichen Bestimmungen
Gegen diese Aus
Nicht nur die Agrarier sind mit den Teuerungsmaßnahmen der Regierung einverstanden, auch die großindustriellen Scharfmacher erklären ihre Zustimung. Nur eins wünschten Die Steuerkommiffion an der Arbeit. sie noch, daß nämlich auch die Industrie zur Teuerungsbefämpfung herangezogen würde. Und welcher Art sie sich ihre abend die zweite Lesung der Steuergefeßentwürfe begonnen. Zu Die Steuerkommission des Abgeordnetenhauses hat am Dienstag Mitwirkung vorstellen, geht aus einer Besprechung der Teue- Beginn der Beratungen gab der Finanzminister folgende rungsdebatten des preußischen Landtages in der Deutschen bemerkenswerte Erklärung ab: Wie allgemein bekannt, ist die einstimmig, die Regierung zu ersuchen, ihr eine Uebersicht über die In der Sizung am Mittwoch beschloß die Kommission zunächst Industrie- Zeitung", dem Organ des Organ des Zentralver= bandes deutscher Industrieller, hervor. Einbringung des Gesetzes nicht aus freier Initiative der Regierung Eisenbahnüberschüsse des Finanzjahres 1911 und der Eisenbahnerfolgt, sondern in Erfüllung einer gesetzlichen Verpflichtung. Hieraus betriebsergebnisse in der Zeit bis zum 1. Dtober 1912 vorzulegen. heißt da: „ Aber hätte nicht auch die Industrie herangezogen und in ist nun im Lande die Meinung entstanden, daß angesichts der ver- Das Material foll als Unterlage für die Frage dienen, ob die den Stand gesetzt werden sollen, an ihrem Teil zur Linderung der schiedenen Bedenken und Widerstände, die sich gegen den Erlaß des Steuerzuschläge beizubehalten find. neuen Steuergeseges geltend gemacht haben, seitens der Regierung Den Rest der Sigung füllte die Frage der Besteuerung Teuerungsverhältnisse beizutragen? Dazu wäre sie durchaus in fein wesentliches Interesse daran bestehe, daß die Steuergesege zur der Konsumvereine aus. Bekanntlich hat die Kommission der Lage, wenn sie in sozialpolitischer Hinsicht Verabschiedung gelangen. Diese Annahme ist durchaus un- in erster Lesung, entsprechend der Regierungsvorlage, beschlossen, weniger borbelastet und auf wirtschaftlichem Gebiete richtig und unzutreffend, und ich möchte deshalb unter daß bei Konsumvereinen zu den steuerpflichtigen Ueberschüssen auch gegen die Streit- und Boykottgefahr besser allen Umständen betonen, daß es der Regierung fehr am jede den Mitgliedern als Rabatt, Kundengewinn oder unter ähnlicher gewappnet wäre. Aber bisher hat die Industrie auf ent- Herzen liegt, daß dies Gesetz zur Verabschiedung tommt. Bezeichnung gewährte Rückvergütung gehört. sprechende Fürsorge und Schuhmaßnahmen vergeblich gewartet. Wenngleich sie nach dem bisherigen Gange der Verhandlungen nahmebestimmung protestieren natürlich die Konsumvereine, während So bleibt für die Industrie als das einzige greifbare und brauch davon überzeugt ist, daß es nicht möglich ist, die Steuer- fie den sogenannten Mittelstandsrettern noch lange nicht weit genug bare, allerdings auch notwendige Ergebnis der Fleischteuerungszuschläge in dieser Session in das Gesez hineingeht. Im Gegensatz zu den Sozialdemokraten und Fortschrittlern, debatte, daß, da bereits ein erheblicher Rückgang der Fleischpreise so hält sie doch im übrigen die Be- die die Streichung der Bestimmung beantragten, trat in der infolge der gewährten Einfuhrerleichterungen zu konstatieren stimmungen des Gesetzes für so bedeutsam und für so wichtig, Stommission besonders ein tonservatives Mitglied für die Newar, neue Lohnforderungen mit dem Hinweis auf die war, neue Lohnforderungen mit dem Hinweis auf die daß es im Interesse der Allgemeinheit zur Verabschiedung fommen gierungsvorlage ein. Da dieser Herr sich weniger aufs sachliche, als Teuerungszustände nicht wohl begründet werden können." muß. Die finanziellen Verhältnisse Preußens, vor allem die Ver- aufs persönliche Gebiet begab, kam es zwischen ihm und einem ZentrumsSelbst die Not des Volkes löst bei diesen scharfmacherischen hältnisse zum Reich sind heute genau so wenig geflärt, wie vor drei vertreter, der es wagte, mit dem Sozialdemokraten sich der InterHeßern nur den Schrei nach ungehinderter Ausbeutung und Jahren, und infolgedessen ist auch die Regierung der Ueberzeugung, essen der Konsumvereine anzunehmen, zu recht unerquidlichen Aus. Knebelung der Hungernden und nach Unterdrückung aller daß es zurzeit wohl besser ist, daß die Steuerzuschläge in einandersetzungen. In der Sache selbst ging von seiten des Zentrums noch so begründeten Lohnforderungen aus. Diese Ver- Form der Zuschläge verbleiben und daß eine endgültige noch ein Vermittelungsantrag ein, 4 Proz. der Rabatte höhnung wirkt um so dreister, als einsichtige Unternehmer Ordnung der Zukunft vorbehalten bleiben soll. Abgesehen steuerfrei zu laffen. Diesem Kompromißantrag stimmte die Kommission gegen die agrarischen Zölle und Sperren mit protestiert haben, hiervon haben die bisherigen Bestimmungen des Gesetzes wiederholt zu und wehrte so die den Konsumvereinen bevorstehende Schädigung weil die Industrie selbst durch die Verteuerung der Lebens- zu lebhaften Beschwerden und Klagen Anlaß gegeben. Diese Klagen wenigstens zum Teil ab. Db das Plenum dem Kommissionsbeschluß mittel getroffen wird. haben darin ihren Grund, daß das Gefeß erhebliche Lücken aufweist beitreten wird, ist unsicher, denn die Konservativen sind einmütig Der sächsische Landeskulturrat und die Teuerung. insofern als es nicht zuläßt, daß die gesamten Einkommen der ein- gegen dies Kompromiß. In der Sizung des sächsischen Landeskulturrats, einer rein zelnen Steuerzahler bei jedem einzelnen in richtiger und voller agrarischen Körperschaft, beschäftigte sich der Vorsitzende, Geheimer Weise erfaßt werden. Durch die Vorlage sollen diese Lüden ausEs liege der Regierung sehr am Herzen, Defonomierat Dr. Hähnel, in seiner Eröffnungsrede mit der Fleisch - gefüllt werden. abgesehen von den Zuschlägen teuerung. Die Landwirtschaft hätte trog der erhöhten Preise nichts daß das Gesetz profitiert. Jn letzter Zeit sei durch die reiche Futterernte die Lage Verabschiedung gelangt, weil damit der Gerechtigkeit gedient wird und die Lücken des Der Ausschuß des Berliner Gewerbegerichts für Gutachten und der Landwirtschaft etwas besser geworden. Sie habe kein Interesse an bisherigen Gesezes hoffentlich Anträge befaßte sich in seiner legten Sizung mit zwei Angelegenden exorbitanten Preisen, denn diese würden nur benutzt, um die endgültig beseitigt werden. Konsumenten in Gegensatz zu den Produzenten zu bringen. Der Nach dieser Erklärung trat die Kommission in die Einzelberatung heiten, die für die Arbeiterschaft von allgemeiner Bedeutung sind. Gemäߧ 229 der Reichsversicherungsordnung ersuchte das VerSchutz des deutschen Viehbestandes vor Verseuchung müsse unbedingt ein und lehnte zunächst einen Antrag des Vertreters der Fortschritthochgehalten werden, und es müsse von der deutschen Landwirt- lichen Volkspartei ab, der an die Regierung das Ersuchen richtet, sicherungsamt der Stadt Berlin den Ausschuß zu einer Aeußerung schaft keine strengere Befolgung der hygienischen Maßnahmen ver. der Kommission die Berichte über Revisionen der Tätigkeit der Ver- darüber, ob für die Errichtung einer Landkrankenlangt werden als von der ausländischen.- Im weiteren er- anlagungsfommissionen und ihrer Vorsitzenden vorzulegen, und zwar fasse für Berlin ein Bedürfnis vorliege. Der Klärte sich der Landeskulturrat gegen die Einführung australischen unter Weglassung aller Namen und Ortsangaben. Ein ähnlicher Magistrat hält die Gründung einer solchen Kasse in UebereinHammelfleisches, da der der Bedarf von der deutschen Land Antrag war bereits zur ersten Lesung gestellt. Der Finanzminister ſtimmung mit dem Versicherungsamt nicht für empfehlenswert, Eine Landkrankenkasse würde wirtschaft nicht nur voll gedeckt werden könne, sondern auch noch erklärte, daß die damals von ihm geltend gemachten Bedenken auch sondern für direkt unzweckmäßig. Schafe ins Ausland ausgeführt würden. Er wandte sich ferner heute noch in vollem Umfange bestehen und daß die Regierung dem unter Zuweifung der im§ 285 der Reichsversicherungsordnung am gegen die Einführung von Fleisch aus Rußland , Serbien , Rumänien Antrage nicht stattgeben könne. Diese Erklärung war für die 1. Januar 1914 frankenversicherungspflichtig werdenden Berufsund Belgien , sowie aus den Niederlanden , da dort die Fleischbeschau fonservativ- klerikale Mehrheit ausreichend, um den Antrag nieder- gruppen, die einen überwiegend ungünstigen Mitgliederbestand er geben, hohe Beiträge erfordern und daher mit ihrer Existenz schwer nicht in gleicher Weise wie in Deutschland gehandhabt werde, und zustimmen. das Vieh nicht frei von Seuchen sei. Gegen eine weitere Belastung Einstimmig angenommen wurde ein sozialdemokratischer zu kämpfen haben. Außerdem empfehle es sich nicht, eine größere des Branntweins müsse entschieden Stellung genommen werden, da Antrag zu§ 8, daß von dem Einkommen nicht nur abzugsfähig Anzahl von Versicherungspflichtigen, die, wie die Berliner Hausdie Erträgnisse aus der Brennerei für die Landwirtschaft nicht so sind die von den Steuerpflichtigen, sondern auch die von seiner gewerbetreibenden, durch Drtsstatut schon seit Jahren versichert und hoch seien, daß das Gewerbe von neuem herangezogen werden könne, Ehefrau gesetz oder vertragsmäßig zu entrichtenden Beiträge zu daher bereits Mitglieder von Ortstassen sind, ohne dringende Verwenn neue Rüstungen notwendig würden. Bezüglich der Arbeiter Kranken-, Unfall, Alters- und Invalidenversicherungs-, Witwen, anlassung durch Zuweisung zu einer Landkrankenkasse schlechter als frage bellagt der Landeskulturrat, daß sich der Kontraktbruch der Waisen- und Pensionskassen, soweit sie zusammen den Betrag von die übrigen Ortstaffenmitglieder zu stellen. Neben den schon geausländischen Arbeiter in bedentlicher Weise mehre. Schließlich 600 m. jährlich nicht übersteigen. Dagegen fand ein weiterer An- nannten Hausgewerbetreibenden, wozu auch die Heimarbeiter gewandte er sich noch gegen die Einführung des obligatorischen Fort- trag, der auch die Abzugsfähigkeit der Beiträge zu Berufsver- hören, werden vom 1. Januar 1914 ab noch krankenversicherungsbildungsschulunterrichts für Mädchen, der im neuen sächsischen Schul- einen gestatten wollte, falls diese sagungsgemäß Arbeitslosen pflichtig: Bandarbeiter, Dienstboten, die im Wandergetverbe und die unterstügung, Kranken- und Sterbegeld gewähren, feine Gnade sogenannten unstet Beschäftigten( Gelegenheitsarbeiter). gesetz vorgesehen ist. bor den Augen der Mehrheit und der Regierung, da ja die Gewerk- Die Reichsversicherungsordnung schreibt bezüglich der Aufschaften auch Streikunterstützung zahlen, und da ferner, wie man in bringung der Mittel insbesondere für die unstet Ves untenntnis der Verhältnisse behauptete, ja auch die schäftigten eine umständliche und komplizierte Beitragserhebung vor. Arbeitgeber die Beiträge zu den Arbeitgeberverbänden nicht von die bei dem Vorhandensein einer Landkrankenkasse auch für die Bildungsfaktor bringt der scharfäugige Beobachter ein immerhin einziger wilder Schrei nach Rache und nach dem Siege... In zwei noch weit über dem Durchschnitt stehendes Exemplar auf die Platte. Kriegswochen sind 40 000 Menschen geopfert worden. In Sofia Die letzten Tage sind verstrichen mit Vorbereitungsarbeiten für allein beherbergt man über 6000 Verwundete, und es gibt keine tein Städtchen Bulgariens , das Heute ihrer nicht das Porträt von Herrn A. L'Arronge, das ich im August malen Stadt, Er will mir nicht sizen und ich muß Photographien nach Hunderte beherbergt. Auf allen öffentlichen Gebäuden dieses ihm machen. Er ist natürlich Jude und hat mit seinen Operetten Landes weht heute die Flagge des Roten Kreuzes und doch und Komödien viel Geld verdient, aber sonst kann ich nicht einen erbleicht niemand angesichts der furchtbaren Zahl der Toten und Ja, die Zahl wird nicht ereinzigen sympathischen Zug in seiner Natur finden. Ich schätze der noch größeren der Verwundeten. Er fannte Gottfried Keller und Meher nicht. wähnt, denn das Verweilen bei diesem Gedanken wäre ein Verrat ihn nicht als Dichter. Er hat sie scheußlich und vorab am Vaterlande. Ungeheuerlich ist die Zahl der Opfer dieses Ich habe sie ihm empfohlen. Aus Lüle- Burgas schrieb ein Militärarzt seiner langweilig gefunden. Und trotzdem muß ich ihn malen und gut Strieges. malen, denn er ist in der Stadt sehr bekannt." Familie einen Brief. Und dieser Brief enthielt THE Die Herren L'Arronge und Genossen machen bekanntlich die das eine Wort, furchtbar" und darunter die Unterschrift. Und Die Protektions- und Nachäffungswirtschaft schildert der unDie Grausamkeit die Krieges geht verbildete Schweizer alio:..." Hat man einmal das Interesse einer neupreußische Stultur heute in verstärktem und vervollkommneten Be- so find alle Briefe vom Heere. triebe: mit allen fapitalistischen Methoden und sehr rationell( Kunst- ihren Weg ohne zu erzählen. Seine Einzelheiten, seine Gräßlich solchen Person wie des Kronprinzen oder der Kronprinzeß erweckt, so bünger). Nur schwärmen sie jetzt schon lange für Steller und Meyer, feiten und feine Größe wird man erst am Tage nach dem Frieden interessiert sich natürlich auch die ganze Gesellschaft von Schranzen, die bereits wieder durch fünf oder sieben andere literarische Moden erfahren. Dann vielleicht werden die Männer sprechen; heute Herren Grafen und bloß Herren von und solchen, die es werden abgelöst sind. Der Hof. der Adel und die Beamtenschaft dagegen können sie es nicht. Und vielleicht nie wird man erfahren, wie in wollen, furz all diefer Gesellschaft, die von den Broſamen der" bon enthält sich mit großer Hingabe und bemerkenswertem Erfolge aller den Bulgaren der Instinkt des Menschen sprach, der mit eigener Gottes Gnaden" Tafel abfallen, leben. Auf diese zwar traurige fünstlerischen Verweichlichung. Hand das Blut des Feindes vergießen muß, das Blut dieses Feindes, Weise macht der Künstler sein Glück." In Kirkkilisse mußte
Noch ein abgelehntes Angebot.
Gin Großviehmäster aus der Gegend von Goslar hat der Stadt Rathenow ein Angebot auf Lieferung von schlachtreifen Schweinen
Kleines feuilleton.
Preußische Mäcene und Künstler. Der Schweizer Maler Kart Stauffer Bern, dessen erlesenste Werke wunderbarer Menschen beobachtung die Nationalgalerie beherbergt, tam als frischer, un verdorbener und aufrechter Gesell 1880 nach Berlin , wo er zehn Jahre blieb. Seine Eindrücke und Erlebnisse aus Berlin hat er frei und ungeniert in Briefen an seine Familie niedergelegt, die jetzt in den Süddeutschen Monatsheften" veröffentlicht werden. Sie geben charakteristische Einblicke in die preußischen Kunstzustände, die ja
heute noch ganz ähnliche sind.
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Was in Preußen Kunst heißt, schildert Stauffer sehr ergözlich: Das Grauen des Krieges. Die Verherrlicher des Krieges, die der seine Schuld nur mit dem Leben bezahlt. 20 Orden zu malen und eine tadellose Uniform, ist wahrhaftig, um interessierten und die ideologischen, können sich gratulieren: der General Dimitrief ein Kavallerieregiment vorschicken, nur um ein einen republikanischen Christenmenschen zum Troddel zu machen, Ausschluß der Presse von den Kriegsschauplägen beraubt die Deffent- Infanterieregiment aufzuhalten und zurückzuholen, das im wilden und doch muß es gemacht sein. Seit ich wieder hier bin, male ich lichkeit wahrheitsgetreuer Schilderungen von dem Entsetzen und der Hasse und in wilder Begeisterung zu einem sinnlosen Angriff voran dem Zeug und habe es noch nicht zur Hälfte fertig. Weiß der Furchtbarkeit des Krieges. Es ist, als ob den Völkern absichtlich stürmte und durch die Offiziere nicht mehr gehalten werden konnte. Kudud, was daraus wird. Vor drei Wochen ist an ein Ende gar verschwiegen werden sollte, wie der Krieg den Menschen zur Bestie Zwischen Kirttilisse und Adrianopel sind zwei ganze Infanterienicht zu denken, denn es raubt wirklich eine unglaubliche Beit, macht, und wie alle Errungenschaften der Zivilisation im Nu hinweg regimenter, das erste und das sechste, durch derartige wilde Angriffe wenn man die Sache so machen will, daß fie eben was gleich fieht." gewischt sind, wenn das Morden begonnen hat. Und der militär- buchstäblich vernichtet worden: von diesen zwei ganzen In einem anderen Briefe werden die Künstler von damals( und freundlichen Presse aller Länder scheint das gar nicht unangenehm Regimentern find 3 Offiziere und 70 Mann übriggeblieben. heute) abfonterfeit:„ Um mich herum sehe ich nur Vetternwirtschaft, zu In einem Zeitalter der kompliziertesten und beispiellos vervollfein. Der Nimbus des Krieges, als des großen tommneten Kriegskunst berichtet derselbe Cipolla Intrigen, blinden Ehrgeiz, Gesichter, die gegen die Mächtigen und nationalen Läuterungsfeuer, der hohen Schule der Tüchtigkeit Beitalter, da Europa von Luftkriegen träumt, haben die Bulgaren Hochgebornen leuchten. Das ist eine nechtische Bande, diefe und der Aufopferung, des entscheidenden Kampfes ums Dasein, wird vor den Augen Europas einen Krieg mit dem Bajonett preußischen Maler. Allen diesen Berühmtheiten ist nicht die so erhalten. Statt des Abscheus und der tatbereiten Proteste, die der Krieg ein ganzes Land stumm mit der Not: die Familien der Eingewonnen. Während draußen die Soldaten fämpfen, ringt Kunst das eigentliche Banier, es ist nicht ihr Ziel, sich zu wahren Künstlern heranzubilden und sich bis an das in jedem Kulturlande erregen muß, bleibt für viele die umnebelnde berufenen ernähren sich mit 40 Centimes am Tag, die Beamten Ende ihres Lebens zu vervollkommnen, nein, nichts von Phrase von Heldenmut und Nationalstolz die Quintessenz dieser verzichten auf ihr Gehalt. Blut, Tränen, Hunger, Entbehrungen, dem. Jeder sucht Professor zu werden, dann Ritter mit Schlachtorgien. alles bringt dieses Land freudig dar. hohen Orden und möchte Grafen , Prinzen, Minister bei sich sehen, Aber in den begeisterten Hymnen, die bürgerliche Kriegs- Berstümmelten, Verkrüppelten, die heimtehren, öffnet keiner die Lippen, um einen großen Einfluß zu erlangen und viel Geld zusammen berichterstatter anstimmen, kann doch das Furchtbare und Granfige, um von seinen Eindrücken und Erlebnissen zu erzählen." zuscharren und es bei großen Tanzfesten zum Fenster hinaus- die verwildernde Rohheit und die alle Humanität mordende Wenn dieses keine Feuilletonphrase ist, so scheinen die verzuwerfen. Brutalität nicht ganz verschwiegen werden. Cipolla, der KorresponEs gibt hier keine Männer( Menzel und Begas, die außerhalb dent der italienischen„ Stampa" gibt einige Eindrüde wieder, die wundeten Sieger sich nur durch Schweigen ihrer grausigen Erlebnisse diesem Treiben sind, natürlich ausgenommen) wie Arnold Böcklin , den zeigen, was der Strieg wirklich ist. ich für den idealsten und tiefsten Maler unserer Zeit halte, und Bulgarien hat seine Erfolge erreicht", schreibt er, weil es in diesem Die Fahrtgeschwindigkeit im Freiballon. Nachdem die am den vor einigen Jahren verstorbenen Anselm Feuerbach . Nein, man Feldzuge der Schnelligkeit alles geopfert hat: weil man die Sonntag, den 27. Oftober, in Stuttgart aufgestiegenen 19 Freierwirbt viel Geld und bekümmert sich wenig wie. Kein hiesiger eigenen Verwundeten zu Tausenden sich selbst überließ, da es un ballons der Leitung des Gordon Bennett- Rennens ihre Landung mitMaler hat das Ziel, das ich habe, nämlich die Feinheiten der Natur möglich war, fie fortzuschaffen, weil man hinter sich die Tausende geteilt haben, wird es möglich, die errungenen Erfolge genauer zu wiederzugeben, in die Geheimnisse der Erscheinung einzudringen und und Abertausende von Toten unbestattet auf der Walstatt weiter beurteilen. Die in diesem Jahre erreichten Entfernungen haben die fich zum Herrn über das zu machen, was man sieht." schlummern ließ. Von Anfang an war diefer Kampf ein Rennen, der früheren Jahre bei weitem übertroffen; interessant aber bleibt Bom bürgerlichen Kulturförderer und typischen Berliner ein einziger Sturm, eine rastlose, atemlose Jagd nach vorn und ein die Frage, welche Geschwindigkeiten die Teilnehmer an dem Wett
erwehren zu können.
Von diesen Tausenden von
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