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ganzen Linie, so daß dieser seine starken Stellungen �ausgab und die Flucht ergriff. Die Vulgaren erbeuteten 42 Schnell- feuergeschütze. mehrere Fahnen. IM Waggons mit Lebens- Mitteln und Muntion und zwei Lokomotiven; außerdem machten sie 2800 Gefangene. Die bulgarischen Verluste betrugen IS 000 Mann an Toten und Verwunde­ten, die der Türken mehr als 40 000 Mann. In dieser Schlacht, die sich mit der bei Mudken vergleichen läßt, wurde die türkische Armee fast gänzlich vernichtet. In Deroute zog sich der Feind, der die befestigten Stellungen von Tschorlu und Saraj nicht halten konnte, gegen Tschataldscha zurück. Durch die Niederlage deprimiert und ohne Artillerie wird die türkische Armee schwerlich die Hauptstadt verteidigen können. Die Türken wollen weiterkämpfe». Koostantinopel, 7. Nevember. In Konstantinopel nahmen gester» uiigejuhr 3l> Marschälle und Generäle an einem Kriegsrate teil, der beschloft, alle Maßnahmen zur Bertci- digung des Landes und zur Fortsetzung de-Z Krieges zu treffen. Tie Bcschlässe des Kriegsrats wurden dem Minister- rat vorgelegt, dessen Sitzung bis Mitternacht dauerte. Konstantinopcl, 7. November. Die Presse fordert die Be- völkerung aus, ein nationales Verteidigungs- korps zu bilden, denn das Ergebnis einer Vermittelung durch die Mächte sei ungewiß. Die Rettung der Türkei hänge von der Verteidigung der Tschataldscha-Linie ab. MeMlcKer Knegöfcbauplatz. Der serbische Vormarsch auf Saloniki. Belgrad , 6. November. Wie aus Uesküb amtlich gemeldet wird, hat die serbische Armee K i t s ch e w o und K o t s ch a eingenommen und ohne Aufenthalt den Vormarsch nach Süden fortgesetzt. Einer Privatmeldung zufolge soll D j a k o w a von den Serben besetzt worden sein. Die Griechen gehen über den Wardar. Athen , 7. November. Der Kronprinz als Oberbefehls- Haber telegraphiert aus Kirdzalar vom 5. November: Wir bereiten hier den Uebergang über den Wardar vor. Der Feind zieht sich nach teilweiser Zerstörung der Brücken zwischen Jenidje und dem Wardar mif Saloniki zurück. Wir haben viel Munition und anderes Kriegsmaterial der feind- lichen Truppen aufgefunden. Ein türkischer Erfolg? Konstantinopel , 7. November. Nach einem gestern hier ein- getroffenen Telegramm des Oberstkommandierenden der West- armee Risa Pascha werden die Kriegsoperationen in der Um- gebung von Sorowitsch von türkischer Seite erfolgreich fortgesetzt. Außer Waffen und Gefangenen haben die Türken noch S Munitionswagen und drei Kanonen genommen. Der Feind hat sich in der Richtung auf Kailar zur Flucht gc- wandt und weitere vier Kanonen sowie eine große Menge Waffen, Munition und Sanitätsmaterial zurückgelassen. Die türkischen Truppen haben die Verfolgung aufgenommen. Serbien uncl Oestemick. Paris , 7. November. (P r iv a t te le g r am m des Vorwärts".) Der serbische Ministerpräsident Pa- sch itsch erklärte dem Belgrader ,.TemPs"-Korrespondenten: 'Wir wollen, daß sich die Türkei direkt an uns wendet. Die Lösung ist leichter, wenn sich keine Vermittler einmischen. Die verbündeten Valkanstaaten würden eine Vermittelung schwer- lich akzeptieren, wenn nicht ihre Hauptforderungen im voraus anerkannt würden. Wenn Oesterreich nicht einen Land- gewinn anstrebt, wird Serbien eine kommerzielle Ex- pansion nicht hindern. Aber eine Zollunion ist aus- geschlossen, da die Balkanstaaten eine unabhängige Entwickelung anstreben. Wenn Oesterreich das s e r- bische Vordringen nach dem Adriatischen Meer begünstigt, so wäre ein engerer Verband für die Zu- kunft möglich. Ein selbständiges Albanien wäre unmöglich. Es würde nur neue Wirren und Rivalitäten der Nachbarstaaten hervorrufeil. Die beste Lösung ist, Alba- nien auf Griechenland und Serbien aufzuteilen und ihm Selbstverwaltung in religiösen und Schulangelegenheiten zu geben. Serbien fordert an der Adriatischen Küste die Häfen San Giovanni di Medua, Alesso und Durazzo . Wir wollen die Auf- teilung der europäischen Türkei , überlassen jedoch das Schicksal Konstantinopels der internationalen Entscheidung der Mächte. Eine offiziöse Erklärung. Belgrad , 7. November. (P. C. ) DaS serbische Ne- gierungsblatt tritt heute für eine innigere Gestaltung des Verhältnisses Serbiens zu Oesterreich-Ungarn ein, unter der Voraussetzung eines normalen Handelsvertrages. Gleich- zeitig erklärt das Blatt, daß Serbien mit Rücksicht auf seine wirtschaftlichen Interessen unbedingtdieErlangung eines Zuganges zur Adria anstreben müsse. Noch keine Verständigung. Wie», 7. November. (V. H.) Die Gerüchte, daß eine Ver- ständigung zwischen Oesterreich-Ungarn und S e r- bien bereits getrofen sei, sind sämtlich verfrüht. Von unter- richteter Seite wird versichert, daß Oesterreich zwar bereit sei, Ser- bien gegenüber weitgehendstes Entgegenkommen zu zeigen, jedoch dürfte der von serbischen Regierungsblättern vorgeschlagene Ab- schlutz eines bindenden HanoelsvertrageS keine geeignete Ver- Handlungsbasis für die Herstellung eines dauernden Freundschaftsverhältnisses zwischen beiden Mächten abgeben. Erst dann, wenn Serbien sich dazu entschließen würde, das gleiche Eni- gegenckommen zu zeigen wie die Donaw-Mowarchie, dann könnte eine Berhandlungsbasis gefunden werden, auf Grund deren man zu einer definitwen Verständigung gelangen könnte. Tie Frage der Vermittelung. Paris , 7. November. (Meldung der Agence Havas.) <pie englische Regierung hat wissen lassen, daß sie einer Mediation im Prinzip zustimme. Man sagt. daß R u ß l a n d eine analoge Antwort erteilt hat. Die Ant- wort von Deutschland und Oesterreich-Ungarn wird, wie man glaubt, ebenfalls mi Prinzip günstig sein unter dem Vorbehalt, daß dw Modalltaten noch festzusetzen sind. Die englischen Kriegsschiffe. Malta 7. Nobember.(Meldung des Reuterschen Bureaus.) V«IN die Lage die Entsendung eines weiteren Kriegsschiffes nach Konstantinopel erfordern sollte, wird der englische Kreuzer Hampshire dorthin gehen. Die vier Panzer- kreuzer, welche sich hier befinoen, liegen allerdings auch unter Dampf, werden jedoch nur auf dringendes Verlangen nach dem Osten in See gehen. Dieser Fall ist aber wenig wahrscheinlich. Gegen den Krieg. Wien , 7. November. DieA r b e i t e r» Z e i t u n g" veröffentlicht einen Aufruf, in welchem die Sozialdemo- kraten aufgefordert weiden, am Sonntag in ganz Oester- reich eine Demonstration gegen den Krieg zu veraustaltem___ Die große Illusion des luiÄlche» ßeeres. London , 6. November. (Eig. Ser.) Das türkische Heer hatte nicht einmal einen General- stab, der eine Dorfkirmes arrangieren konnte." Dieses beißende Epigramm findet sich in der äußerst lebendigen Be- schreibung der Schlacht bei Lüle Vurgas, die der Korrespon- dent des LandauerDaily Telegraph ", Herr Ashmead Bart- l e t t, aus Constanza in Rumänien telegraphiert hat, wohin er sich wie sein Kollege von derDaily Chronicle" unmittel- bar nach der Schlacht begab. Herr Ashmead Bartlett, der als Verivandter des türkischen Oberbefehlshabers die beste Ge- legenheit hatte, die Kämpfe in unmittelbarer Nähe des türkischen Generalstabs zu verfolgen, liefert namentlich in seinem Schlußberichte ein entsetzliches Bild von dem Zustand des türkischen Heeres nach dem Kanrpfe und der vollständigen Fäulnis seiner Organisation. Zitieren wir einige Stellen über seine persönlichen Er- lebnisse und Erfahrungen. Mittwoch abend(28. Oktober) schleppten sich Herr Ashmead Bartlett und sein türkischer Be­gleiter Jsmed mit ihrem alten lahmen Gaul, auf dem sie ab- wechselnd ritten, halb verhungert und todmüde nach dem Hause in Sakiskeui, wo sie die Nacht vorher mit Abdullah und seinem Stabe geschlafen hatten. »Ich setzte mich auf einen Stuhl und Jsmed tat dasselbe; wir waren beide zu gleichgültig, als daß es uns kümmerte, was geschehen werde, und wir waren beide zu müde, um noch einen Meter weiter zu gehen. Ich erinnere mich, wie ein endloser Zug verwundeter Leute durch das Dorf kam; einige schleppten sich dahin, andere lagen auf improvisierten Trag- bahren, wieder andere stützten einander und andere fielen zu Boden, sobald sie einen Haufen Heu sahen, worauf sie sich werfen konnten. Ich erinnere mich auch, daß ich Verwundete in ver- zweifcltem Zustande sah, die nach einem Wundarzt gebracht wurden, der heftig gestikulierte und erklärte, wie Jsmed mir sagte, daß es zwecklos sei, sie ihm zu bringen, da er weder Verbandmittel noch Medizin, noch Werkzeuge habe, um irgendeine Operation vorzunehmen. Die Träger der Bahren man könnte sie besser als Hürden beschreiben brachten sie in das nächste Haus und ließen sie dort. Doch habe ich im Verlans dieser schrecklichen Ereignisse nie das geringste Stöhnen oder einen Vorwurf aus dem Munde der Leidenden gehört. Jeder schien sich bewußt zu sein, daß sein Stündlein geschlagen und jeder nahm sein hartes Los mit prächtiger Würde und Festigkeit hin. Kurz daraus wurde ein sterbender Offizier gebracht und in Abdullahs Haus gelegt, da man ihn anderswo nicht unterbringen konnte. Ich saß da und dackste darüber nach, was ich wohl an- stellen sollte. In dem Augenblick hätte ich irgendeinen Preis für ein paar gute Pferde, einen Zwieback oder eine Flasche Whisky gegeben. Ich dachte, wie ironisch es sei. daß ich hier sitze mit 200 Pfund Sterling in Gold um meinen Leib ge- schnallt und dennoch unfähig, selbst eine Zigarette zu kaufen. Es ist überraschend, wie schnell man den Leiden anderer gegen- über gefühllos wird. Man ist selbst in der Not und auch das Schicksal der Verwundeten in unserer Mitte interessiert die- jenigen von uns, die unversehrt sind, nur wenig." Schon hatte Herr Ashmead Bartlett alle Hoffnung auf- gegeben und beschlossen, sich den Bulgaren zu ergeben, da er- schienen wie ein Wunder sein Bruder und einige englische Korrespondenten, die aus dem Lager der Korrespondenten bei Tschorlu entwichen waren und den falschen Weg nach Lüle Burgas eingeschlagen hatten. Sie hatten ihre vollständige Ausrüstung bei sich und auch genügend Proviant. Und mit diesem Proviant wurde der später eintreffende halb ver- hungerte türkische Generalstab gefüttert! Am nächsten Morgen wurde in aller Eile die Reise nach Tschorlu angetreten. Die Szenen auf dem Wege spotten jeder Beschreibung aus meiner Feder. Sie rufen mir das Bild zurück, das ich irgendwo gesehen habe und die Flucht des französischen Heeres nach Waterloo oder einen Rückzug Napoleons aus Nußland darstellte. Nicht eine Spur von Ordnung war geblieben. Ganze Brigaden und Divisionen hatten sich aufgelöst. Die Leute machten keinen Versuch, ihre Plätze in den Reihen einzuhalten. Die Stärksten gelangten schnell nach vorne und die Schwachen, Kranken und Verwundeten schleppten sich mit Mühe nach. Tausende der Verwundeten machten ergreifende Anstren- gungen, mit ihren Kameraden Schritt zu halten, aber jeder hatte für sich selbst zu sorgen, da selbst die Unverwundeten nicht in der Lage waren, den anderen zu helfen. Viele der Unverwundeten waren zu schwach, daß sie auf der Straße hinsanken und keine weiteren Anstrengungen machten, sich zu retten. Drei Tage lang hatten alle diese Leute und viele auch noch länger keinen Bissen Nahrung zu sich genommen. Nur Soldaten, die die wunderbare Ausdauer der Türken besitzen, konnten diese Anspannung ertragen. Als unser Wagen schwer- fällig durch die Spuren des Weges rollte und zeitweilig ganz zusammenzubrechen drohte, baten uns viele verwundete Leute, sie mitzunehmen, und hielten flehend die Hände empor. Es war furchtbar, es ihnen abschlagen zu müssen, denn neben den zwei Verwundeten, die wir im Wagen hatten, war für eine weitere Person kein Platz, und außerdem konnten ihn die ab- gerackerten Pferde sowieso kaum fortziehen. Zeitweilig stiegen wir von unseren Pferden und ließen erschöpfte Offiziere reiten, wofür sie uns aus tiefstem Herzen dankten. Den Rest der Nahrungsmittel verteilten wir unter die Hungernden, aber in der großen Menge konnte unser kleiner Vorrat nur der Not sehr weniger abbelsen. Als wir ein Dorf in einiger Entfernung vom Schlachtfelde erreichten, mußten wir selbst unsere zwei Verwundeten der Obhut eines Wagenführers hinterlassen, da die Pferde anfingen, zu ver- saaen. Je weiter wir uns vom Schlachtfelde entfernten, um so schlimmer wurde der Anblick, weil viele der Verwundeten, die sich bis hierher geschleppt, nun nicht mehr weiter konnten; sie krochen aus der Wagenspur und legten sich an die Seite des Weges nieder, um zu sterben, ohne jedoch einen Fluch oder einen Vorwurf gegen die Urheber all ihres Elends su»zu° stoßen. Wenn ein Mann gestorben war, blieben seine Käme- raden manchmal einen Augenblick stehen, um ein flaches Grab zu machen: aber die Mehrheit der Leichen blieb dort liegen. wo sie gefallen." Und so folgt Spalte auf Spalte von diesem grauenhaften Kriegsberich.e eine Warnung für die Völker, was sie zu erwarten haben, wenn sie den Phantasmagorien der Diplo- maten folgen. Der Bericht des englischen Korrespondenten enthält eine furchtbare und verdiente Anklage des türkischen Regierungs» klüngels. Geben wir einige Stellen daraus. Solange ich in Konstantinopel blieb und mit eigenen Augen den wahren Zustand der Armee nicht sehen konnte (der Korrespondent war zu Anfang des Krieges krank), war ich gezwungen, die Erzählung der Türken von ihrer Kriegs- bereitschaft als wahr hinzunehmen. Aber in dem Augenblick, da ich bei den Truppen ankam, zerplatzte die große Seifen- blase und die große Illusion war zerstört. Ich fand, daß die militärischen Autoritäten in Konstantinopel die Welt mit Vorbedacht betrogen und sich auf ein riesenhaftes System der kühlen und überlegten Lügen eingelassen halten, um zu ver- hindern, daß die Wahrheit ans Tageslicht komme, indem sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit hofften, daß sie die Tapser- keit und Entschlossenheit des türkischen Soldaten in der letzten Stunde noch retten würde... Es ist mir unmöglich, in Worten, die scharf genug sind, zu beschreiben, in welchem gänzlich chaotischen Zustand, in welchem Sumpf, in welcher Verwirrung sich alle Zweige des Heeres befinden. Hätte man dem türkischen Soldaten auch nur einen einzigen Zwieback den Tag gegeben, so hätte er vielleicht das Feld gegenüber dem Eindringling behaupten können. Ich bin überzeugt, daß seine Niederlage mehr dem direkten Hunger als irgendeinem anderen einzelnen Faktor zuzuschreiben ist. Wenn ich auf die Tragödie der letzten Woche zurückblicke, ist es mir fast unmöglich, zu verstehen, wie der gemeine Soldat drei Tage lang ohne einen Bissen Nahrung, ohne irgend- welchen Schutz existieren konnte und sich dennoch mit Ruhm bedeckte. Das prächtig st e Menschen Material ist auf dem Altar der Dummheit, der Einbil- dung, der Selbstgefälligkeit und der schlimm st en Unfähigkeit geopfert worden. Das türkisch? Heer hatte nicht einmal einen Generalstab, der eine Dorfkirmes arrangieren konnte. Das türkische Heer halte keine Generale, die selbst die elementarsten Grundsätze der modernen Kriegskunst begriffen zu haben scheinen. Das Heer hat keinerlei Verpflegungsamt und dennoch wurden vier Armeekorps zu einer gewaltigen Ofsensivbewegung aus- gesandt. Mit einer ganzen Eisenhahnstrecke zur Verfügung und in einer Entfernung von 50 Meilen von der Hauptstadt konnten die Behörden nicht eine Brigade ernähren. Und ob- wohl sie sich dieser Tatsache bewußt waren, machten sie mit wahrhaft orientalischem Gleichmut keine Anstrengungen, vier Armeekorps zu ernähren, sondern ließen sie hungern und vertrauten darauf, daß Allah Manna und Wachteln aus dem Himmel fallen und Wasser aus den Felsen sprudeln lassen werde. Man begab sich in die größte Schlacht der Neuzeit unter diesen Verhältnissen mit einer frevelhaften Außerachtlassung der Folgen. Die Opfer wurden zur Schlachtbank geführt, ohne daß man die geringsten Vorbereitungen zur Rettung der Verwundeten gemacht hatte. Es gab nicht eine Feldver- bandsstation, nicht ein Feldspital wurde errichtet, und die wenigen Aerzte an der Front waren aller notwendigen Dinge entblößt und mußten zusehen, ohne einen Finger rühren zu können, wie Tausende der Verwundeten dem Tode geweiht wurden, die sonst hätten gerettet werden können. Die Artillerie mußte mit Munition, die auf ein paar Stunden reichte, in Aktion treten, während die Reserve- mnnition fünfzig Meilen entfernt war, was zum Resultat hatte, daß der türkische Soldat am zweiten Tage der Schlacht praktisch ohne die Unterstützung dieser Waffe kämpfen mußte. Ganze Bataillone und Brigaden unwissender Bauern aus Anatolien wurden nach Konstantionpel geschickt, dort in Khaki gekleidet, es wurde ihnen ein Gewehr gegeben, ein paar Hundert Patronen. Gepäck das sie kaum auf den Rücken zu schnallen wußten, und dann wurden sie von den Behörden auf der Eisenbahnstation mit Vergiingen gezählt und offiziell alsunsere unbesiegbare Infanterie" beschrieben. Tausende dieser Leute hatten nie ein Marisergewehr in der Hand gehabt; man mußte ihnen im feindlichen Feuer zeigen, wie sie die Waffe handhaben sollten. Ganze Bataillone, die mit dieser neuen Waffe nicht vertraut waren und die nie ichießen gelernt hatten, verpulverten ihre ganze Munition in einer kurzen Stunde; sie trafen nur den Boden 50 Meter vor sich und fügten dem Feinde nicht den geringsten Schaden zu."____ polWcbe(leberflcdr. Berlin , den 7. November 1912. Vaterland und Profit. Die gemeinsam von den Gewerkschaften und Genossenschaften beschlosseneVolksfürsorge" hat bogreisticherweis« bei den Reaktio- nären und Kapitalisten wenig Anklang gesunden; denn einerseits fürchtet man. daß durch diese Einrichtung die Sozialdemokratie ge­stärkt. andererseits daß die sehöner» Prosite der BersicherirngS- institute vermindert werden könnten, und bereits dasverstoßt gegen das Wahl des Vaterlandes. Der Königsberger Geheimrat Kapp hat denn auch alsbald nach dem Bekanntwerden des Beschlusses aus dem landwirtschaftlichen Genossenschaftstag in Dresden die Unternehmer und den Staat zu Gegenmaßnahmen aufgerufen und die Gründung einer großennationalen" Konkurrenzgesellschaft empfohlen. Dieser Aufruf scheint bei unseren Staats- und Profit- erhaltenden aller Art großen Beifall gefunden zu haben; denn dem Berl. Tagebl." ist ein Zirkular auf den Rvdaktionstisch geflogen. in dem es heißt: Vertraulich; Mit berechtigter Sorge haben vaterländisch denkende Männer auf die ungeheure Gefahr hingewiesen, welche der Wohlfahrt unseres Volkes aus der Gründung einer in den Dienst des Klassenkampfes sich stellenden sozialdemokratischen..Volksfürsorge" erwachsen muß. Ernsthafte Bestrebungen sind bereits hervor- getreten, um dem drohenden Vordringen der Sozialdemokratie burch fll-e ichartige GtegLunutt�I 511 begegnen. Die Errichtung eigener Volksversicherungen(Sterbe-, Begräbniskassen usw.) wird von namhaften, auf dem Boden unserer Staats- und Ge. sellschaftSovdnung stehenden gemeinnützigen und wirtschaftlichen Verbänden erwogen. So sehr das vom nationalen Standpunkte begrüßt werden muß, so besteht die nicht zu unterschätzende Ac- fahr, daß hieraus gerichtete Einzelbestrebungen zu einer Zer» split'teruna der Kräfte führen. Die nationale Gefahr, die in dem Vorgehen der Sozialdemokratie liegt, kann erfolgreich mit lleiiW»