Mitteln nicht belämpfi werben. Nur wenn alle im bürgerlichen Lager zurzeit noch auseinanderst redenden Kräfte zusammen- gefaxt werden, wenn der einheitlichen antinationalen Bewegung eine einheitliche nationale Gegenbewsgung entgegengesetzt wird, kann durch Schaffung einer wahrhaft gemeinnützigen, groß aus- gestalteten Bolksoersicherung die Stoßkraft des sozialdemo- rratischen Borgehens aufgehalten werden. Mittel und Wege zu finden, wie dieses Ziel zu erreichen ist, wie ein geschlossenes und wirksames Vorgehen aller national ge- sonnenen, an der Lösung des Volksversicherungsproblems inter - essierten Kreise am zweckmäßigsten bewerkstelligt werden kann, soll die Aufgabe einer ohne Berücksichtigung der politischen Partei st ellung zu veranstaltenden Be- sp Jechling sein, die am 26. November 1912, vormittags 11 Uhr, im Sitzungssaals des LandeshauseS, Berlin , Matthäikirch- straße 20/21, stattfindet, und zu der wir Sie hiermit ergedenst einladen. Das einleitende Referat hat Generallandschaftsdirektor Dr. Kapp, Königsberg i. Pr., übernommen.... Eile ist dringend geboten! Bereits am 1. Ja- nuar 1913 wird die sozialdemokratische„Volks- fürsorge"ihreTätigkeitbeginnen. Wir bitten, uns mit tunlichster Beschleunigung diejenigen Herren unter Benutzung des anliegenden Briefumschlages zu be- nennen, die Ihre Organisation in der Versammlung vom 25. November d. I. vertreten sollen, damit wir ihnen die zum Eintritt berechtigenden, auf Namen lautenden Einlaßkarten rechtzeitig übermitteln können. Berlin , im November 1912. Staatsminister v. Möllen Vorsitzender. v. Dewitz-Oldenburg, M. d. A. Sickhoff, M. d. A. Erzberger, M. d. R. Faßbender, M. d. R., M. d. A. v. Loebell-Venten. Frhr. v. Richthofen-Mrtschütz, M. d. A. Schiffer, M. d. Dl., M. d. A. Winckler, M. d. Zl. Hauptmacher dieser„Gegenaktion" sollen neben der Oualmtute von Buttenhausen, dem AllerweliSphraseur Erzberger , die Herren v. Richthofen, Schiffer und Eickhoff sein. Neben der Besorgtheit um das Wohl des teuren Vaterlandes haben sie wahrscheinlich noch ein anderes Interesse an der Gründung einer„vaterländischen" Kon- kurrcnzgesellschaft. Solche Gesellschaft hat ja später schöne Aus- jichtsratSposten zu vergeben. Eine Retourkutsche. Als unlängst das„Berliner Tageblatt", obwohl es selbst während der Wahlkampagne um den ersten Berliner Reichstags- Wahlkreis an unanständiger Polemik die anderen Freisinnsblätter, sogar die in ihren polemischen Mitteln doch nicht gerade skrupulöse »Freisinnige Zeitung", weit hinter sich ließ, wie eine Hysterie- geplagte ältere Jungfrau über den schlechten Ton des„Vorwärts" greinte, gaben wir ihm den Rat, sich des Fläschchens der Nach- barin zu bedienen. Heute nun rächt sich das Blatt auf die geist- reiche Manier, u n S altjüngferliche Politik vorzuwerfen. Beson- ders genial aber ist die Art, wie es diese Retourkutsche anzubringen sucht. Der verstorbene Abgeordnete Traeger sei es gewesen, der den Hauskncchtsparagraphen mit den schärfsten Waffen angegriffen habe. Er habe damals gesagt, daß das Abgeordnetenhaus doch nicht aus alten Jungfern, sondern aus Männern bestehe; und, so bemerkt dazu das„Berliner Tageblatt", man habe jetzt manchmal die Empfindung, als ob— in der sozialdemokratischen Presse die alten Jungfern das Wort führten. Diese Ideen- assoziation ist um so origineller, als der„Vorwärts" gerade fest- gestellt hatte, daß bei der A b st i m m u n g darüber, ob Herr vpErsifa zu seiner Gewalttat berechtigt war, der Freisinn mit I a gestimmt, sich also jenen„alten Jung. fern" zugesellt hatte, über die der alte Traeger ge- sp o t t e t I Ebenso logisch ist eS, wenn daS„Berliner Tageblatt" wortreich darüber diskutiert, ob der Freisinn wirklich in Teltow -Beeskow die beiden LandtagSmandate den Konservativen„in die Hände gespielt" habe(wie der„Vorwärts" geschrieben hatte), um dann schließlich selbst zuzugeben, daß allerdings der Freisinn die Schuld daran getragen, daß damals das von der Sozial- demokratie angebotene Wahlabkommen scheiterte, das die Wahl eines Freisinnigen und eines Sozialdemokraten gesichert hätte. Damals, so versucht das„Berliner Tageblatt" den Freisinn zu entschuldigen, sei eben die perverse BlockpaarungSbrunst des Freisinns noch zu stark gewesen. Die Tatsache, daß der Freisinn den Konservativen die beiden Mandate„in die Hände gespielt," gibt das„Berliner Tageblatt" also zu. Es hätte sich dann aber seine ganze Polemik um so eher ersparen können, als ja der „Vorwärts" zu seiner Feststellung der Teltower Freisinnssünden just durch die törichte Wendung des., BerlinerTage. blatts" genötigt war, daß die Sozialdemokratie den Konservativen in Teltow zu ihrem Mandat„verholfen" habe. Wenn das„Berliner Tageblatt" schließlich ein taktisches Zusammengehen von Freisinn und Sozial- demokratie bei der nächsten Landtagswahl empfiehlt, so sollte ihm doch bekannt sein, daß auf sozialdemokratischer Seite ein Zu- sammengchen, das wirklich auf Gegenseitigkeit beruht, nie- malS Widerspruch erfahren hat. Gerade der„Vorwärts" hat sich über diesen Punkt stets mit der größten Offenheit ausgesprochen. Statt also gegen eine eingebildete Gegnerschaft des„Vorwärts" an- zukämpfcn, sollte das„Berliner Tageblatt" seine Energie lieber darauf konzentrieren, dem Freisinn selbst möglichst eindringlichst die Notwendigkeit und die Voraussetzungen eines preußischen WahlckblommenS zu Gemüte zu führen. 18 Millionen Mark zum weiteren Ausbau der Unterseeboote. Wie die.Brannsibweigiscde Laudeszeitung" authentisch erfährt, find im neue» Marineh'usbattSelat achtzehn Millionen Mark zum weitere» Ausbau der llmerseebooisflonille eingestellt. Liberaler Schwindel. Den Ausfall der Wahl im I. Berliner Wahlkreise möchte der Freisinn zu gorn als eine Niederlage der Sozialdemo- krätie crscheimn lassen. Ans diesem Grunde konstruiert man ernen plausiblen Gruird für einen„Rückgang". Die„V o s s i n" und die„Frankfurter Zeitung " behaupten, D ü w e l l habe in der Versammlung am Wahltagabend den„Rückgang" auf M ä n- gel in der Organisation zurückgeführt. Diese Behauptung ist von der Wahrheit ungefähr genau so weit entfernt, wie der Frei- sinn von anständiger Kampfesweise. Ganz ausdrücklich betonte Düwell, daß kaum jemand ernsthaft einen anderen Ausfall der Wohl erwartet habe. In Parteitreisen habe man sich über die offenkundige Angst des Freisinns köstlich amüsiert. Die Verhält- nisse hätten so gelegen, daß der Freisinn auch mit anständigen Waffen siegen muhte. Auf zirka 1900 Stimmen Ruckgang, als Folge des großen Wählerverlustes.>ci man gefaßt gewesen. Tie erreichte Slimmenzahl s«j überraschend günstig, sie beweise, daß die Sozialdemokratie im Schlohkreise, trotz der widrigen Verhält- niss«, trotz der großen Fluktuation, über eine treue Wählerschaft verfüge. Daß die Partei in Berlin im I. Kreise so weit gekommen sei, verdanke man vorwiegend mit der Kreisleitung, die. obwohl nicht im Kreise wohnend, mit nie versagendem Eifer die schwierige Arbeit der Organpation und Agitation geleistet hätte. Da den meisten im Kreise wohnenden Wählern berufliche Gründe die Lei- tmng von Parteiarbeit sehr erschwerten, sei ist Zukunft eine dauernde Mitarbeit bon Genossen aus anderen Kreisen erloünscht. Man sieht, die freisinnig-liberale Presse läßt ihrer Phantasie sehr weiten Spielraum._ Das neue Landtagswahlgesetz für Lippe ist am 6. November veröffentlicht worden und hat damit Rechts- kraft erlangt. Die nächsten Wahlen zum Landtage werden im Januar nach diesem Gesetz vorgenommen werden. Das Gesetz bringt folgende Neuerungen: Die Wahlberechtigung wird auf alle über 25 Jahre alten männlichen Angehörigen eines anderen deutschen Bundes- staates ausgedehnt, wenn sie während der drei letzten Jahre vor der Wahl ihren dauernden Wohnsitz in Lippe gehabt haben. Bisher waren nur die Staatsangehörigen wahlberechtigt, und die Erwer- bung der Staatsangehörigkeit ist bekanntlich mit Schwierigkeiten verbunden. Aufgehoben ist die Bestimmung, und zwar vollständig, wonach diejenigen nicht wählen konnten, die Armenunterstützung bezogen hatten. Der Bezug von Armenunterstützung bringt in dieser Beziehung in Lippe keine Nachteile mehr. Die Sicherung des Wahlgeheimnisses ist jetzt durch die folgenden Be- stimmungen besser gewährleistet, als beim Reichstagswahlrecht: „Das Wahlrecht wird in Person durch Abgabe eines Stimm- zettels ausgeübt, welcher von dem Wähler vor der Abgabe un- beobachtet in einem Sonderraum des Wahllokals in einem amtlich abgestempelten Umschlag zu legen, ist. Der Stimmzettel mutz von weißem Papier und darf, ebenso wie der Umschlag, mit keinem äußeren Kennzeichen versehen und nicht unterschrieben sein. Die Umschläge sind von dem Wahlvorstande ohne Prüfung des In- Halts in eine Urne zu lezen, die so geräumig sein muß, daß die Umschläge durcheinander fallen können." Der Kleinstaat Lippe geht, wie man sieht, dem Reiche wie allen anderen deutschen Staaten insofern voran, als er über die Beschafenheit der Urnen eine Vorschrift erläßt, die bei richtiger Ausführung das Wahlgeheimnis sichert. Das«ationalliberal-fortfchrittliche Landtagswahl- koinpromitz in Preusten. In einer nationolliberalen Versammlung in Steglitz -Berlin teilte Amtsgerichtsr.it Dr. Liepniann mit, daß Berhandlungen mit der Fortschriitlichen Volkepartei schweben, die ein b e f r i e d i g e n d e s Abkommen erwarten ließen. Bis ans wenige Kreise sei bereits Einigkeit erzielt worden, nur einige Kreise ständen abseits, wohl in- folge besonderer örilicher Schwierrgkeiten; doch werde dadurch das Hauptabkommen nicht getroffen. Eine Verschlechterung des Postscheckverkehrs. Dem Reichstage ist der Entwurf des neuen Postscheckgesetzes zugegangen. Außer einigen Erleichterungen für den Gewerbestand enthält er eine Belastung für das einzahlende Publikum, die sicher nicht ohne schädigende Rückwirkung auf die EntWickelung des Post- scheckverkehrs bleiben wird. Bisher hatte eine Gebühr nur der Zahlungsempfänger bezw. der Kontoinhaber zu entrichten. Nach dem Entwurf soll von nun ab vom Einzahler eine Gebühr von 19 Pfennig für jede Einzahlung entrichtet werden. Der Vor- teil gegenüber einer Postanweisungseinzahlung würde oamit zum Teil fortfallen— sicher nicht im Interesse des bargeldlosen Zah- lungSverkehrs, um dessen EntWickelung Staat und Industrie sich sonst bemühen. Die Erhöhung der Gebühren geschieht natürlich wieder nur im fiskalischen Interesse. Während früher für die Bareinzahlung 5 Pf. für.je 599 M.(vom Zahlungsempfänger), für jede Barrückzahlung 5 Pf. plus iho vom Tausend des auszu- zahlenden Betrages(vom Kontoinhaber) erhoben wurden, sollen nach dem Entwurf vom Einzahler 19 Pf. und vom Kontoinhaber 5 Pf. plus Vio vom Tausend des Betrages eingezogen werden. Die SteigerungSgebühr bei mehr als 699 Buchungen von 7 Pf. für jede Buchung soll dafür allerdings fortfallen. Die Stammeinlage, die zur Einrichtung eines Postkontos berechtigt, wird von 199 M. auf 59 M. herabgesetzt. Die Guthaben sollen nach wie vor un- v e r z i n st bleiben— eine unnötige Rücksicht auf Sparkassen und den Tepositenverkehr der Banken. Zentrumsherrschaft. In der rheinischen Kreisstadt Siegburg , Bezirk Köln , ist das Zentrum bei den Stadwerordnetenwahlen in der dritten Ab- teilung unterlegen, obwohl Siegburg eine durch und durch katholische Stadt ist. Mit etwa 1999 Stimmen siegten die Kan» didaten des„Allgemeinen christlichen Wählervereins" über die offi- ziellen Icntrumskandidaten. Im Mittelpunkte des Wahlkampfcs stand nämlich die von der Zentrumsleitung betriebene Matzrcgc- lung des Pfarrers Lambertz, den das erzbischöfliche General. vikariat in ein weltabgelegenes Eifeldorf strafversetzt hat. Der Vergewaltigte war ein Geistlicher volkstümlicher Art. Die Jen- trumsvolitik der ultramontanen Gewalthaber Siegburgs, die von den Kölner Zentrumsgrößen unterstützt wurde, wollte er nicht mit- machen. Der Führer der örtlichen Zentrumspartei , Justizrat Mielke, hat sich gerühmt, den Pfarrer Lambertz beseitigt zu haben, und als des letzteren Nachfolger, Pfarrer� Rath, sich seine» Amts- Vorgängers und dessen Ehre annahm, erklärte Mielke:„Den einen haben wir weggebracht; tvenn sein Nachfolger sich nicht fügt, soll er sehen, wie es ihm geht!" Infolgedessen gaben die Anhänger der beiden Geistlichen die Parole aus: Alle Mann eintreten für den hochwürdigen Herrn Pfarrer Rath, den Rächer der beleidigten Ehre seines geistlichen Mitbruders. In einem Flugblatt hieß es: „Geistliche bekämpft man in der gemeinsten Art und Weise, Geist- liche, deren Streben nur auf das Wohl der untersten Klasse, der Arbeiterichaft bedacht war, versetzte man unter den gröbsten Lügen und Beschuldigungen!" Eine der von der offiziellen Zentrumsleitung gegen Pfarrer Lambertz erhobene Anklage lautete, er habe sich„der maßlosen Ueberschätzung des Arbeiterstandes" schuldig gemacht. Der Geist- liche hatte nämlich zum Nachteile der Geschäftsleute und der Haus- besitzer einen gemeinsamen Lebensmittelbezug organisiert und eine Baugenossenschaft gegründet. Darum mußte er verschwinden, und das erzbischösliche Generalvikariat bot willig die Hand dazu. Wie der Militarismus für seine Invaliden sorgt. Fast täglich lesen wir in den Zeitungen von Soldatenmißhand- lungen und von unmenschlichen Quälereien, besonders der jungen Mannschaften. Was aber aus den Opfern dieser militärischen Quälereien wird, darüber dringt nur selten etwas in die Oeffenilich» keit. Sind die Leute in ihrem künftigen Erwerbsleben behindert, so erhalten sie auf Grund des Mannschaftsversorgungsgesetzes eine Diente. � Wie sorgt aber der Militarismus für seine Invaliden? Das zeigt folgender Fall, bei dem ein Soldat in der Verzweiflung zum Strick griff. Wie Hunderttausende seinesgleichen wurde auch der Infanterist F. im Herbst 1992 in den Kittel gesteckt. Ihm war die Ehre zu. gedacht, in der bayerischen Armee seine zwei Jahre abzudienen. Mitte Dezember desselben Jahres ereilte ihn sein Verhängnis. Irgend etwas hatte in der Kompagnie nicht gellappt. Der Vorwand zur Rekrutenschinderei war gegeben. Am Tage der Uebung rieselte ein feiner Regen ununterbrochen herab. ES ist sehr kalt. Der Regen bildet nicht nur Glatteis, auch die Kleider sind steif gefroren. Run heißt cS auf dem Excrziervlatz Griffe Hopfen bis zur Er- schöpfung. Dann folgt das sa sehr beliebte Auf- und Niederlegen. Der Regen wird siärker. Das Wasser läuft in die Rockärmel hinein; es gefriert. Es wird weiter„geübt". Vom Walde geht es zurück. Auf dem Kastrnenhof werden wieder.Griffe geklopft, Nach all diesen Anstrengungen! sserkierk F.?en Verstand. Ee weiß nicht mehr, was er tut. Nachdem er im Lazarett wieder zur: Besinnung gekommen ist, erzählen ihm seine Kameraden, daß er sich in selbstmörderischer Absicht aufgehängt habe. Volle 69 Tage liegt der Mann isoliert im Lazarett. Tann wird er vier Wochen lang beobacbtet. Am 6. April 1993 erfolgt die Entlassung zur Disposition/und am 27. Mai wird der arme Teufel für dauernd untauglich zum Dienst im Heere und der Marine erklärt. Eino Rente bekommt er nicht. Erst auf seine Reklamation hin wurden ihm 9 M. im Monat als Rente zuerkannt, die auch bis 1912 bezahlt wurden. Ter Zustand des F. verschlimmerte sich in letzter Zeit mehr und mehr. Ein Spezialarzt für Nervenleiden, den er um Aus- fertigung eines Gutachtens anging, bescheinigte ihm, daß er bei dem Selbstmordversuch wahrscheinlich in einem epileptischen Dämmer- zustand gehandelt habe. Noch immer treten solche Anfälle auf, und seine Arbeitsfähigkeit sei um mindestens 59 Proz. gemindert. Eine wesentlich höhere Invalidenrente als 9 M. den Monat sei durchaus am Platze. Bezirks- und Generalkommando lehnte» den Alttrag auf Er- höhung der Rente ab. Die beim Kriegsministerium in München eingelegte Berufung wurde jedoch nicht nur verworfen, sondern dem armen Teufel, dem die Rente 1911 noch bis 1. Oktober 1913 zuesprochcn war. wurde sie nunmehr völlig entzogen. Anstatt eine erhöhte Diente bekam er nun überhaupt keine Unterstützung mehr. Das Kriegs- Ministerium sagte in seinem Besckieid, die Unterstützung sei nach § 110 des Gesetzes von 1871 bewilligt worden. Danach dürfe sie aber nur bei dringendem Bedürfnis vorübergehend gewährt werden» wenn die Erwerbsfähigkeit als größtenteils aufgehoben anzu- sehen sei. Das Kriegsministerium könne den Kläger jetzt nur noch als teilweise erwerbsunfähig anerkennen. Eineir Rechtsanspruch auf die Unterstützung habe er nie gehabt. Auch wird u. a. bestritten, daß F. eine Dienstbeschädigung erlitten habe. Einer Klage gegen den Bescheid des Kriegsministeriums vor dem Landgericht München konnte deshalb nicht stattgegeben werden, weil F. seinerzeit die Frist verstreichen ließ. Er hätte schon 1993 den Klageweg beschreiten müssen. Auf die nach 8 119 des Gesetzes von 1871 gewährte Unterstützung besteht kein Rechtsanspruch. So steht der Mann heute als Invalide in der Welt. Wie in der Diechtspflege steckt auch auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge der Militarismus in einer brutalen Rückständigkcit, l�orveAen. Storthings-Sttchwahle». Am 5. November haben die meisten Stichwahlen statt- gefunden und wenngleich die bis jetzt vorliegenden Nachrichten über das Wahlresultat hinsichtlich des Mandatzuwachses der Sozialdemokratie hinter den Schätzungen, die vor den Wahlen besonders in bürgerlichen Kreisen gemacht wurden, zurückbleiben, so bleibt dennoch die Tatsache eines erheblichen Gewinnes bestehen. Die Stichwahlen des 5. November haben bisher folgenden Besitzstand der drei Hauptparteien ergeben: 48 Liberale, 20 Konservative und 17 Sozialdemo- kraten. Von den zur Stichwahl stehenden Kristiania - Mandaten konnten unsere Genossen nur ihr bisheriges Mandat im Oslo -Kreis halten, die Konservativen behielten ihre Mandate, obgleich sie in dem einen Kreise von der Sozialdemokratie hart bedrängt wurden. In Oslo erhielt der Epsozialist Pfarrer Eriksen 3729 Stimmen, während unser Genosse Parteisekretär Magnus Nielssen mit 5953 Stimmen gewählt wurde. Die Quertreiberei des Reichssprachenpfarrers hat diesem nichts genützt; er erreichte nur, daß unsere Partei auch in diesem Kreise die Mühe und Kosten einer Stichwahl auf sich nehmen mußte. Einstweilen scheidet Eriksen aus der Storthingspolitik aus, was weder dem Lande noch besonders der Arbeiterschaft Anlaß zu Klagen geben kann. Die Stichwahlen haben sonst vollendet, was die Haupt- wählen so erfolgreich begonnen: die große vernichtende Niederlage der Konservativen. Was in Schweden 19 ll und in Dänemark bereits 10 Jahre früher geschah, ist nunmehr hoffentlich endgültig auch für Norivegen erfolgt. Hier haben die Konservativen ja schon früher das Heft ab- geben müssen, aber die Majoritätsverhältnisse draußen im Lande waren nicht gefestigt genug, um die Wiederkehr der konservativen Herrschaft zu verhindern. Die jetzige Wahl- Niederlage scheint dagegen eine vollständige zu sein. Die Liberalen werden nun zu zeigen haben, was sie an sozialer Reformarbeit im Staate zu leisten vermögen und zu leisten gewillt sind. Die Sozialdemokratie hofft, aus den noch ausstehenden Stichwahlen sechs weitere Mandate zu erhalten, womit unsere Genossen über 23 Stimmen im Storthing verfügen werden. Mit den Liberalen zusammen ist das eine kompakte Mehrheit. Allein, die Liberalen werden wahrscheinlich in manchen wich- tigen Fragen mit den Konservativen lieber zusammengehen als mit der Sozialdemokratie. Das wird dann den Auflösungs- Prozeß der Mittelpartei beschleunigen und der Sozialdemo- kratie bei künstigen Wahlen noch einen größeren Fortschritt sichern. I�ohaoUi. Ein russisch-mongolischer Vertrag. Petersburg, 7. November. (W. T. B.) Ein russisch-mongolischeS Abkommen ist am 3. November abgeschlossen worden. Darin sagt die russische Regierung der Mongolei ihre Unterstützung zu bei der Aufrechterhaltung des autonomen Regimes, das sie errichtet hat, sowie in dem Recht auf ein nationales Heer und in dem Bestreben, chinesische Truppen und chinesische Ansiedler von ihrem Territorium fernzuhalten. Der Souverän der Mongolei und die mongolische Regierung belassen wie bisher den russischen Untertanen und dem russischen Handel ihre Besitzungen, Stechte und Privilegien, die im Protokoll aufgezählt sind. Dabei versteht es sich, daß Untertanen anderer Nationen in der Mongolei nicht mehr Rechte als die russischen Untertanen genießen dürfen. Wenn die mongolische Regierung eS für notwendig befindet, einen Separat- vertrag mit China oder einer anderen fremden Macht zu schließen, darf sich dieser neue Vertrag in keinem Falle gegen die Bestim- mungen des gegenwärtigen Abkommens richten und das dem Ver- trag beigefügte Protokoll nicht ohne Zustimmung der russischen Regierung abgeändert werden. Das gegenwärtige freundschaftliche Uebereinkommen tritt mit dem Tage der Unterzeichnung in Kraft. Hmmha. Der Mann der„ehrenhaften Gelchäftsleutc". Princcton(New Jersey ), 6. November. Wilson sagte in einer Erklärung, die an die fortschrittlichen Kräfte der Nation appelliert, sich zu einigen und dem Lande Freiheit der Unternehmungen und eine Regierung zu geben, die von allen korporativen und privaten Einflüssen befreit ist:„Für einen ebrenhaften und ausgeklärten Geschäftsmann ist durch- aus nichts zn fürchten. Niemand, dessen Geschäft ohne Ver- letzung der Rechte des freien Wettbewerbs und ohne derartige private Abkommen oder geheime Vereinigungen geführt wird, daß sie die Grundsätze des amerikanischen Rechtes verletzten. hat von feiten der Regierung eine Einmischung oder Störung zu furchten.�
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