Nr. 266.
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29. Jahrg.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Mittwoch, den 13. November 1912.
Bischöflich geduldete
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 1984.
Und ebenso schlug die„ Köln . Volksztg.", die heute sich geschulten Theologen" einen Beschönigungskommentar schreiben ganz rabiate Töne an. Das schon
a in stiller Befcheidenheit damit begnügt, sich von„, kirchenrechtlich
und Arbeitervereinigungen! und kontrollierte Gewerkschaften.eupt des babiſchen Stterifalismus, Hert Barder, be
An die Arbeitergenoffenfchafts
und
damals in diesem Blatt mit der ihm eigenen gründ
Gewerkschaftsorganisationen! Boteft gegen die Einmischung des Papstes( das heißt der antwortet.
In seiner letzten Sigung vom 28./29. Oktober 1912 hat das Bureau die Tagesordnung für den Kongreß festgesetzt und als einzigen Punkt derselben aufgestellt:
"
Die antigewerkschaftliche Enzyklika des Papstes stößt in lichen Kirchengelehrsamkeit, daß eine politische Partei ihre der Zentrumspreffe auf verlegenes Schweigen. Die Klerifalen Unabhängigkeit von der kirchlichen Autorität um jeden Preis Blätter haben zwar meist die bischöfliche deutsche Ueberseßung wahren müsse. Sobald sich das Zentrum darauf einlaffe, des päpstlichen Urteils über die christlichen Gewerkschafts- von den Trägern der den Trägern der kirchlichen Gewalt organisationen im vollen Wortlaut mitgeteilt, aber eine offene Winte und Weisungen zu empfangen, wäre Kritik des Inhalts der Enzyklika oder auch nur einen schwachen es einem unaufhaltsamen Verfall über. Protest römischen Sturie) in die gewerkschaftlichen Organisationsfragen Nach katholischer Kirchenauffassung eine unverschämte AnIn Anbetracht der Gefahren des gegenwärtigen Augen- der deutschen Arbeiter hat bisher, soweit uns bekannt ge- maßung, die völlig dem dritten Glaubenssatz des vatikanischen blids und um mit einer allgemeinen Bewegung die Kund- und noch viel weniger hat sich unter den Hunderten nicht nur bloß in Sachen des Glaubens. und der Sitten, blids und um mit einer allgemeinen Bewegung die Kund- worden ist, kein einziges feritales Blatt gewagt. Stonzils vom Jahre 1870 widerspricht, nach dem der Papst gebung unserer österreichischen Genossen, die am 10. Novem- von Zentrumsblättern, die fo oft mit berlogener sondern überhaupt höchste Jurisdiktion" über die Gläubigen ber stattfand, gegen die Ausdehnung des balkanischen Kon- Rabulistit die alberne Mär von der absoluten Inter- befizt. Als die römische Kurie sich jedoch durch die kölnisch flikts zu unterstüßen, hat das Internationale Sozialistische fonfeffionalität des Zentrums und der christlichen Gewerk- infizierten Blätter des verseuchten Westens" nicht einſchüchtern Bureau beschlossen, am 17. November in allen Großstädten schaften verkündeten, auch nur ein einziges gefunden, das den ließ, und der Papst sechs Tage später kategorisch erklären Europas internationale Meetings zu organisieren. Es be- Machtspruch des Papstes energisch zurückweist und die christ- ließ, die klerikalen Blätter hätten das Maul zu halten, er schloß dabei die Abhaltung des Internationalen Kongresses, lichen Gewerkschaften auffordert, unbekümmert um den päpst werde fraft seines heiligen Amtes den Streit über die Geder 1913 in Wien hätte stattfinden sollen, zu beschleunigen lichen Utas ihre eigenen Wege zu gehen. Selbst die klerikalen werkschaftsfragen entscheiden, verstummte denn auch sofort das und vor dem 1. Januar 1913 einen außerordentlichen Kon. Blätter, die einen halbgewerkschaftlichen Charakter haben, gange Geschwäß. Gehorsam gehorchte alles dem Befehl des Unter diesen Umständen wurde der greß einzuberufen. hüllen sich in untertäniges Schweigen. Der ganze verlogene Beherrschers aller Gläubigen. Keines der Blätter, die noch Wiener Kongreß für 1914 vertagt, und das Erekutivkomitee Sput, der sich im Juni dieses Jahres nach den bekannten eben in langen sophistischen Auseinandersetzungen zu beweisen beiden Telegrammen des päpstlichen Kardinal- Staatssekretärs versucht hatten, daß das Zentrum eine nichttonfeffiohat das ihm von den sozialistischen Organisationen Basels Merry del Val in den ultramontanen Organen der sogenannten nelle, politische Partei sei, die es ablehne, Verhaltungsgemachte Anerbieten, den außerordentlichen Kongreß 1912 in Stölner Richtung breit machte, ist plötzlich total hinweggefegt. befehle aus Rom zu befolgen, wagte auch nur den gedieser Stadt abzuhalten, dankend angenommen. Niemand getraut sich mehr, wie noch im Juni der Befehlshaber ringsten Einspruch gegen die Anmaßung des Papstes, der Dieser Kongreß wird am 24., 25. und eventuell 26. No- des badischen Zentrums, der Geistliche Rat Th. Wacker, offen eigenmächtig eine politische Frage vor sein Forum 30g. bember stattfinden, und zwar in der Burgbogteihalle. zu erklären, daß sich in keinem Fall das Zentrum Nur einige wenige christlich gewerkschaftliche Stimmen verGemäß den vom Londoner ( 1896) und Pariser( 1900) und seine Organisationen der kirchlichen mochten sich vorerst noch nicht ganz zu beruhigen. Autorität unterstellen dürften. Hundedemütig, Jezt sind auch diese Stimmen verflungen. Die Führer Kongreß angenommenen, von späteren Kongreffen bestätigten wie ein mit Fußtritten bedachter Röter, steckt die ganze ultra- der christlichen Gewerkschaften unterstellen sich willig der bischöf Beschlüssen ladet hiermit das Internationale Bureau zur montane Presse fölnischer Richtung die päpstliche Berurteilung lichen Aufsicht und bequemen sich dazu, als bischöfliche MarioTeilnahme an diesem Kongreß ein: der christlichen Gewerkschaften ein; und das Hauptblatt diefer netten zu fungieren ganz, wie wir vorausgesagt haben. Was 1. Alle Vereinigungen, die den wesentlichen Grundsäßen Gruppe, die ehrfame Stöln. Volksztg.", weiß nichts Besseres sollten auch diese in der München - Gladbacher Dressuranstalt in dem Sozialismus zustimmen: Sozialisierung der Produktions- zu tun, als sich einen faden gemeinpläglichen theologisch. christlicher Demut und Einfalt dressierten Herren anfangen? und Austauschmittel, internationale Vereinigung und Aktion firchenrechtlichen Kommentar zu dem päpstlichen Todesurteil Sie machen mit, wenn man sie nur vorläufig duldet und auf der Arbeiterklasse, Eroberung der öffentlichen Gewalt durch schreiben zu lassen, in dem lang und breit auseinander- ihren Posten läßt. Vielleicht erscheint gar noch demnächst eine das in einer Klassenpartei organisierte Proletariat. gesetzt wird, daß der Papst nicht ein rücksichtsloses Art Manifest dieser bischöflich Geduldeten", in welchem sie 2. Alle gewerkschaftlichen Organisationen, die auf dem Durchführen regionaler Scheidung" bezüglich der rein- pathetisch erklären, daß sie durch die päpstliche Enzyklika nicht der Vertretung der Interessen ihrer Boden des Klassenkampfes stehen, also die Notwendigkeit der katholischen Arbeitervereine und der christlichen Gewerkschaften im geringsten in fordert, daß der Ausdruck Interkonfessionalismns" sich nicht Gewerkschaften gehindert werden und nach wie bor politischen, das heißt legislativen und parlamentarischen völlig mit dem Ausdruck„ interkonfessionelle christliche Religion" als mannhafte Streiter ihre Gefolgschaft zum Siege führen Aktion anerkennen, sich jedoch nicht in direkter Weise an der deckt, und daß ein Bischof zwar in feiner Diözese die christ- werden. Besonders Herr Karl Mathias Schiffer , Zentrumspolitischen Bewegung betätigen. lichen Gewerkschaften verbieten kann, deshalb aber noch nicht abgeordneter für Recklinghausen , versteht sich ja auf solche in jedem Fall die Pflicht" hat, sie zu verbieten usw. Phrasen. Um den ganzen Unterschied zwischen damals und heute An der Tatsache, daß die päpstliche Enzyklika ein Todeszu begreifen, braucht man nur die freie Haltung, die im Juni urteil für die christlichen Gewerkschaften bedeutet, wird dadurch Dieses Jahres die kölnisch" infizierte Zentrumspresse gegen nichts geändert mag vorerst auch dieses Urteil noch nicht über den Telegrammen des päpstlichen Staatssekretärs an- vollstreckbar sein. In einzelnen ihrer Forderungen und Benahm, mit der feigen, hündischen Gefügsamkeit zu vergleichen, ftimmungen geht die Enzyklika sogar noch über die mit der heute dieselbe Presse den päpstlichen Entscheidungs- Bedingungen hinaus, welche die Fuldaer Um eine gedeihliche Kongreßarbeit zu ermöglichen, bittet spruch hinnimmt. Damals rief der in der Depesche Merrys Bischofskonferenz vom 14. Dezember 1910 Sie das Exekutivkomitee, die Texte aller die vorstehende del Bal enthaltene Satz:„ Er( der Heilige Vater) ermahnt sie für die Tolerierung der christlichen GeTagesordnung betreffenden Resolutionen bis spätestens zum( die christlichen Gewerkschaften) dringend, nicht nur werkschaften aufgestellt hat. Die Gewerkschaften 20. November an das Internationale Sekretariat in Brüssel , im Privatleben, sondern auch in der öffent werden völlig der Laune und Gnade des Bischofs ausVolkshaus, einzusenden. lichen und sozialen Zätigkeit den Lehren und geliefert! Es steht ganz in seinem Belieben, ob er Die Resolutionen werden einer Spezialkommission über Weisungen des Heiligen Stuhles aufs treueste zu folgen, den katholischen Arbeitern seiner Diözese gestatten will, wiesen werden, die sich aus je einem Delegierten der folgen- besonders jenen, welche in der Enzyklika Rerum novarum einer christlichen Gewerkschaft anzugehören, oder ob er kurzden Länder zusammensetzt: Deutschland , England, Frank- niedergelegt find!" in der auf Arbeiterleser berechneten tatho- weg erklären will, die reinkatholischen Arbeitervereine seiner lischen Presse ein wüstes Gelärm hervor. Der Papst, so Diözese genügten dem vorhandenen Bedürfnis, christliche Gereich, Rußland und Desterreich. Die Kommission wird dem erklärt man mehr oder weniger deutlich, hätte sich nur darum werkschaften wären deshalb überflüssig. Irgend eine Kongreß Bericht erstatten und ein endgültiges Projekt vorzu fümmern, ob die Sagungen und Morallehren der Kirche Appellation an eine höhere Instanz gibt es legen. befolgt würden; die politischen und wirtschaftlichen Angelegen- gegen solche Entscheidung nicht. Selbst wenn sich In der Hoffnung, daß der Baseler Kongreß einen der heiten gingen ihn gar nichts an. Sogar die Apologetische aber der Bischof entschließt, in seinem Sprengel die christwachsenden Macht der sozialistischen Internationale ent- Storrespondenz" des katholischen Boltsvereins er- lichen Gewerkschaften zu tolerieren", tann er jeder sprechenden Verlauf nehmen möge, senden wir Ihnen, Ge- flärte feierlichst in ihrer Nr. 24( vom 15. Juni): zeit ganz nach seinem Ermessen seine Er nossen, unsere brüderlichen Grüße. Wir Katholiken müssen uns darüber klar sein, daß die päpst- Ia ubnis zurückziehen, selbst wenn die Gewerkliche Unfehlbarteit und Lehrgewalt mit dem Vorgehen in der schaften völlig die in der Enzyklika gestellten Bedingungen Gewerkschaftsfrage nichts, aber auch gar nichts zu tun erfüllen, also sich völlig unter die Aufsicht des Bischofs stellen hat. Der Bapst ist nicht unfehlbar in seinen privaten, perfön- und strikte den ihnen von den bischöflichen Behörden erteilten lichen Ansichten. Gewiß ist der Papst auch der oberste Hüter und Weisungen folgen. Deutlich heißt es in der Enzyklika, daß wächter über die Reinheit des Glaubens und der Sitte; er hat die Duldung nur so lange gilt, als sie nicht durch hinzudas Recht und die Pflicht, jeder Gefährdung der Glaubensreinheit tritt neuer Umstände" aufhört, opportun oder und der fittlichen Grundfäße des Christentums mit allem Nachgerecht" zu sein. Db aber solche neuen Umstände bruck entgegenzutreten bezw. jede derartige Gefährdung hint- eingetreten, ob die Duldung noch opportun oder noch anzuhalten. Db eine solche Gefährdung tatsächlich vorliegt, ist angebracht ist, darüber hat ausschließlich und allein der eine Frage, die aus den vorliegenden Tatsachen selbst beurteilt Bischof zu entscheiden. Findet er, die Duldung der christlichen werden muß. In der Beurteilung dieser Tatsachen aber ist der Gewerkschaften sei in seinem Sprengel nicht mehr nötig, so Bapst ein Mensch und auf menschliche Aussagen und Zeugnisse an- fann er einfach den seiner Autorität unterstehenden Katholiken Am 17. November werden in Berlin sechs Versamm gewiesen. Sind dieje menschlichen Aussagen und Zeugnisse falsch, verbieten, noch länger Mitglieder solcher Vereine zu sein. Iungen stattfinden, in denen gegen das friedengefährdende fo kann sich darauf ein verhängnisvolles Fehlurteil aufbauen.... So schwebt über den christlichen Gewerkschaften ständig Treiben der europäischen Regierungen, gegen alle egoistischen Es ist selbstverständlich keineswegs eine Verlegung der dem das Damoklesschwert. Der geringste Widerspruch gegen die Einmischungsversuche der Mächte in die Balkanangelegen- Bapfte gezollten Erfurcht und Unterwerfung, wenn man einen bischöflichen Befehle, die geringste Verlegung des ihnen aufheiten Stellung genommen werden soll. Wir haben die folchen Urteilsspruch als einen Fehlspruch beerlegten Kadavergehorsams kann zu einem Verbot führen. Freude, der Berliner Arbeiterschaft mitteilen zu können, daß trachtet, weil er eben auf falschen, fehlerhaften Voraussetzungen Sie haben keinerlei Eristenzberechtigung; an ihrer Friedenskundgebung die Genossen Jaurès - beruht. Wir feßen an Stelle einer findlich naiven Ehrfurcht gegen sie sind ein Uebel, das man lediglich aus politischen Gründen Paris , Macdonald- London und Pernersdorfer den Bapit jene männlich starke, gerade, wahrhaftige Ehr unter gewissen Bedingungen duldet. furcht, welche auch in schwierigen Lagen in ihrer Treue nicht Dort aber, wo der Bischof die christlichen Gewerkschaften Wien teilnehmen werden. Wir erwarten, daß die arbeiten wankend wird, die aber auch den Versuch einer Jrreführung des duldet, hat er über sie oder, genauer genommen, über ihre den Massen unserer Stadt diese Versammlungen zu einer Bapstes als einen Faustschlag in das Gesicht der katholischen Mitglieder, das strengste Aufsichts- und Kontrollimposanten Bekundung ihres entschlossenen Friedenswillens sirche empfindet und auf der eigenen Wange recht. Nicht nur muß jedes solches Mitglied cinem reingestalten werden. Jbrennen fühlt." fatholischen Verein angehören und dort durch sein Wohl
Die internationale Lage und die Vereinbarung für eine Aktion gegen den Krieg.
Das Exekutivkomitee
des Internationalen Sozialistischen Bureaus: Edouard Anseele . Léon Furnemont. Emile Vandervelde . Camille Huysmans , Sekretär.
Die Friedenskundgebung Berlins.s
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